Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Kaffee
chinaman - Mittwoch, 26. Mai 2004 - 10:48
Nachdem wir ja hier auch schon über indonesische Agrarkonzerne inclusive Kaffee Sparte diskutieren, hier auch noch der passende Blick zur Rohstoffpreisentwicklung. Vielleicht ja auch für Zertifikate Fans von Interesse ?

:-)
Gruß
Chinaman


ROHSTOFF UNTER DER LUPE

Preise für Rohkaffee ziehen wieder an

HENNING SCHUMACHER HANDELSBLATT, 19.5.2004 DÜSSELDORF. Kaffee ist nicht nur das beliebteste Getränk der Deutschen, sondern auch ein überaus wichtiges Handelsgut. Mehr als 100 Mill. Menschen leben weltweit vom Kaffee-Anbau. Für sie war der Preisverfall der letzten Jahre existenzbedrohend. Doch ein Ende der Krise scheint in Sicht: Die Preise für Rohkaffee erholen sich stetig.

Langfristig sei von einem deutlich höheren Preisniveau auszugehen, sagen Experten. Der Grund: Die weltweite Nachfrage - insbesondere aus der Wachstumsregion Asien - wird stark zunehmen. Die Preise in den nächsten Wochen und Monaten seien allerdings schwer vorauszusehen.

Aktuell liegt der so genannte Indikatorpreis (ein Mischpreis aus den verschiedenen Kaffeesorten) bei rund 58 US-Cent pro Pfund, wie die Internationale Kaffee-Organisation (ICO) mit Sitz in London meldet. Im Dezember 2003 kostete ein Pfund Rohkaffee mit 52 US-Cent deutlich weniger. Im März war der Preis dann auf 60 US-Cent gestiegen, bevor er den Rückwärtsgang einlegte.

"Insgesamt erleben wir momentan eine leichte Erholung", sagt Pablo Dubois, Direktor bei der ICO. Mit einer Prognose für die nächsten Monate ist er vorsichtig. "Wir müssen die Ernte in Brasilien abwarten." Bisher gehe man davon aus, dass der Ertrag in dem südamerikanischen Land, dem weltweit größten Exporteur, in diesem Erntejahr mit etwa 38 Mill. Säcken (1 Sack = 60 Kilogramm) höher ausfallen wird als in 2003/2004 (28,8 Mill. Säcke). Noch könnte allerdings das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen. "Im Juli oder August kann es zu Frost-Schäden und damit zu Produktionseinbußen kommen. Dann würden die Preise wahrscheinlich deutlich anziehen."

In der 1963 gegründeten ICO sind mit Ausnahme der USA die 65 wichtigsten Kaffee produzierenden und konsumierenden Länder vertreten, darunter alle EU-Staaten. Nach den letzten Berichten aus den Mitgliedsländern beträgt die Ernte 2003/2004 weltweit rund 101 Mill. Säcke . Im Erntejahr 2002/2003 lag der Ertrag noch bei 119 Mill. Säcken. Damit übersteigt der Kaffeeverbrauch erstmals seit 1997/98 das Ernteaufkommen, teilt die ICO mit. Im Ergebnis dürften damit die weltweiten Kaffee-Vorräte weiter schrumpfen, was einen Preisanstieg begünstigen würde.

Der Preis von Rohkaffee kann sich auch deshalb rasant ändern, weil Kaffeehandel ein Spekulationsgeschäft ist. Gekauft wird in günstigen Zeiten und verkauft in Hochpreis-Zeiten. "Langfristig werden die Preise aber nach oben gehen", sagt Charles Lewis, selbstständiger Kaffeehändler in New York. Dies gelte hauptsächlich für die hochwertige Arabica-Sorte. "Führende Röster der Welt fragen bevorzugt danach." Auch die expandierende US-Kaffeeshop-Kette Starbucks sei ein großer Abnehmer von Arabica. Bei der minderen Sorte Robusta rechnet Lewis dagegen nicht mit einer wesentlichen Verteuerung.

Die Preisschwankungen in der Vergangenheit waren immens: Im Jahre 1994 wurde z.B. ein Großteil der Ernte Brasiliens durch Frost zerstört. Die Preise zogen schlagartig von 70 Cent pro Pfund auf 2 US-Dollar an. Überproduktion führte im September 2001 dazu, dass der Preis auf 41 Cent pro Pfund fiel. Von diesem Rekordtief hat sich der Kaffeepreis bis heute nicht ganz erholt.

Der erwartete Preisanstieg macht den Markt für Spekulanten interessant. Das Bankhaus ABN Amro hat im Januar Zertifikate auf die Preisentwicklung des Rohkaffees an der New Yorker Börse eingeführt. Die Nachfrage sei stärker als bei anderen Rohstoffen gewesen, berichtet Stefan Gresse, zuständig für Produktentwicklung und Marketing bei der Bank. Langfristig hält Gresse ein Investment für sinnvoll. "Der Kaffee-Konsum in der Wachstumsregion Asien - vor allem in Indien und China - wird sich erhöhen".

Auch der Vermögensverwalter Klaus Belling sieht die Papiere als mittel- bis langfristiges Investment "China strebt nach westlichem Wohlstand. Wie bereits in Taiwan und Japan geschehen, wird der Kaffee-Verbrauch dort stark zunehmen." Doch der Anteil von Kaffee-Zertifikaten am Gesamtportfolio sollte nicht allzu hoch sein. "Wegen ihres spekulativen Charakters empfehle ich eine Beimischung von nicht mehr als drei Prozent", so Belling.

chinaman - Mittwoch, 26. Mai 2004 - 10:50
Link zu Hintergrundmaterial:

http://www.handelsblatt.com/pshb/fn/relhbi/sfn/cn_archiv_getblob/SH/2aa22395d82d26919d7238a1736161/depot/0/cmd/GETF%20hb%2004051909.pdf%20HB%200/index.pdf

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