Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Tendenz Deutschland
  Thema Posts Stand
Archivierte Beiträge bis 21. März 2020 20    22.3. - 10:07
Archivierte Beiträge bis 17. März 2020 20    18.3. - 17:01
Archivierte Beiträge bis 27. November 2019 20    1.12. - 19:30
Archivierte Beiträge bis 25. September 2018 20    26.9. - 22:31
Archivierte Beiträge bis 1. März 2017 20    20.3. - 18:41
Archivierte Beiträge bis 23. Dezember 2016 20    23.12. - 11:36
Archivierte Beiträge bis 22. Mai 2015 20    11.8. - 18:20
Archivierte Beiträge bis 7. August 2014 20    17.8. - 10:27
Archivierte Beiträge bis 16. Mai 2014 20    5.6. - 15:35
Archivierte Beiträge bis 19. November 2013 20    28.11. - 20:06
Archivierte Beiträge bis 19. Mai 2010 20    1.9. - 14:53
Archivierte Beiträge bis 4. Mai 2010 20    4.5. - 16:57
Archivierte Beiträge bis 24. November 2006 20    24.11. - 10:18
Archivierte Beiträge bis 4. September 2006 20    4.9. - 14:31
Archivierte Beiträge bis 24. Mai 2005 20    24.5. - 11:45
Archivierte Beiträge bis 20. Februar 2004 20    20.2. - 14:01

hoyke - Sonntag, 22. März 2020 - 09:02
Ein "Hallo" an die Runde aus dem Off:

Die jetztige Krise übertrifft die aus 2008 um Potenzen und die Dot-Com Krise aus 2000 ganz sicher auch, wenngleich eine unfassbare Geldmenge seit 2009 bis zur Zeit die Märkte flutet.

Diese Geldmenge kann allerdings auch schon die nächste Krise erzeugen.(final shutdown)

Viele Aktien haben aber lange noch nicht in dem Maße korrigiert wie nach 2008 und wie nach 2000 schon gar nicht.

Es ist zu früh hier über Einstiege (siehe Sixt-Diskussion) zu diskutieren.

Cash is king......

Gruß von der Insel Föhr- ganz ohne Tourismus fast schon eine Geisterinsel...surreal

prof - Sonntag, 22. März 2020 - 09:41
Ich denke auch, wie haben hier Zeit mit dem Einstieg. Beängstigend für die Weltwirtschaft ist, dass die ganze Wucht des Virus jetzt auch die USA erwischt.

hoyke - Sonntag, 22. März 2020 - 10:07
Das Virus ist aber nur der Auslöser, nicht die Ursache der kommenden Krise........

al_sting - Sonntag, 22. März 2020 - 17:45
Hallo Hoyke,
willkommen zurück!

@Prof: Für die Börse ist es definitiv relevant, dass der Virus bald auch in den USA brutal zuschlägt. Dazu liegt zu viel Börsengeld in den USA.

Ob es auch für die Weltwirtschaft so relevant ist, weiß ich nicht. Die Amis produzieren ja (für den Export) nicht mehr so schrecklich viel, die sind ja "nur noch" in IT und Militärtechnik stark. Und das sollte sich großenteils auch von anderswo (Homeoffice/Ausland) steuern lassen.

prof - Dienstag, 31. März 2020 - 19:28
Ich habe mich gestern berufsbedingt mit dem Förderprogramm für Selbständige, Freiberufler und Künstler beschäftigt. Es wird ja kräftig angepriesen und ist sicher eine Hilfe. Ich möcht nur dem Eindruck entgegenwirken, dass hiermit alles in Butter wäre. Viele Existenzen sind trotzdem gefährdet.

- Das Förderprogramm übernimmt im Wesentlichen die laufenden Mieten, Pachten, Leasingraten, Kredite, Fuhrparkkosten bis zu der Maximalhöhe von 9.000 bzw. 15.000 € über drei oder fünf Monate. Das ist eine gute Sache, aber in der Höhe des gedeckelten Betrages sicher häufig nicht ausreichend.

- Das Förderprogramm übernimmt jedoch in keinster Weise den Umsatzausfall für den Förderzeitraum oder die Zeit danach. Viele Branchen wie Gastronomie, Kunst, Non-Food Einzelhandel, Handwerksbetriebe(niemand kauft mehr beim Fleischer ein, um zu sparen oder aus Angst sich anzustecken, weniger Frisör, Unterhaltung oder Kosmetik, um zu sparen...) werden sich mit einer Erholung ihrer Geschäfte äußerst schwer tun.

- Das Förderprogramm übernimmt auch in keinster Weise die Kosten der Lebenshaltung für den Geschäftsinhaber. Er muss im Notfall Grundsicherung beantragen: http://www.arbeitsagentur.de/corona-faq-grundsicherung. Der Eindruck, dass hier kein Vermögen angerechnet wird, ist falsch: Wer ab dem 1. März bis einschließlich zum 30. Juni 2020 einen Neuantrag auf Grundsicherung stellt, für den entfällt für die ersten 6 Monate die Vermögensprüfung, wenn erklärt wird, dass kein erhebliches Vermögen verfügbar ist. Auch eine Bedarfsgemeinschaft (Ehe) ist ein Ausschlusskriterium für die Grundsicherung.

Mein Fazit: Die Abdeckung der laufenden Unternehmenskosten ist eine Hilfe für viele Unternehmen. Dem Eindruck, dass diese Unterstützung die Probleme in den Kleinstunternehmen löst, ist schlichtweg falsch. Vielleicht hören einige Leute sogar 9000 € und werden neidisch auf die Hilfen. Es gilt eher: Für viele engagierte Unternehmer, die sich in jahrzehntelanger Arbeit etwas aufgebaut haben, ist der Weg in den finanziellen Ruin des Unternehmens mit anschließendem Verlust des Privatvermögens denkbar.
Der finanzielle Einschnitt in ihrem Leben wird um ein Vielfaches größer sein, als der Verlust durch ein paar Monate Kurzarbeit.

P.S. - Keine Angst, ich "überlebe" das, werde aber bei den Privatausgaben einen Gang zurückschalten.


http://www.sab.sachsen.de/f%C3%B6rderprogramme/sie-ben%C3%B6tigen-hilfe-um-ihr-unternehmen-oder-infrastruktur-wieder-aufzubauen/soforthilfe-zuschuss-bund.jsp

Was wird gefördert

Der Soforthilfe-Zuschuss wird als Billigkeitsleistung zur Überwindung einer existenzgefährdenden Wirtschaftslage gewährt, die durch die Coronakrise vom Frühjahr 2020 entstanden ist.

Eine existenzgefährdende Wirtschaftslage wird angenommen, wenn die fortlaufenden Einnahmen aus dem Geschäftsbetrieb des Antragsstellers voraussichtlich nicht ausreichen, um die Verbindlichkeiten in den auf die Antragstellung folgenden drei Monaten aus dem erwerbsmäßigen Sach- und Finanzaufwand (bspw. gewerbliche Mieten, Pacht, Leasingraten) zu zahlen (Liquiditätsengpass).

Für den Fall, dass dem Antragsteller im Antragszeitraum ein Miet- bzw. Pachtnachlass von mindestens 20 % gewährt wurde, kann er den fortlaufenden betrieblichen Sach- und Finanzaufwand nicht nur für drei sondern für fünf Monate ansetzen. Eine nachträgliche Senkung der Miete oder Pacht führt nicht zu einer Rückforderung.
Voraussetzungen

Der Antragsberechtigte

ist durch die Corona-Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, die seine Existenz bedrohen
ist bei einem deutschen Finanzamt angemeldet

Konditionen

Der Soforthilfe-Zuschuss ist gestaffelt nach der Zahl der Beschäftigten (Vollzeitäquivalente) und beträgt, in Abhängigkeit des erklärten Liquiditätsengpasses:

bei bis zu 5,0 Beschäftigten: bis zu 9.000 Euro
bei bis zu 10,0 Beschäftigten: bis zu 15.000 Euro

Die Soforthilfe wird als einmaliger Zuschuss gewährt.

al_sting - Dienstag, 31. März 2020 - 20:19
Ja, das ist eine harte Zeit für Selbstständige in der Kulturwirtschaft wie dich. Es ist ein Glück, dass deine Frau ein stabiles Einkommen hat, aber ihr müsst euch deutlich einschränken.
Ich wünsche euch neben der Gesundheit auch viel Kraft in den nächsten Monaten - und möglichst wenige unkürzbare Fixausgaben.

stw - Mittwoch, 1. April 2020 - 09:38
Alles Gute und viel Kraft für Dich lieber Prof! Hoffen wir dass dieser Spuk in einigen Monaten vorbei ist und dass in der sicherlich veränderten Welt nach der Corona-Krise immer noch Raum für Musik und Kultur und Spaß am Leben ganz allgemein ist.

VG stw

levdul1 - Mittwoch, 1. April 2020 - 11:28
Ich glaube dir gern, dass für selbstständige Kulturschaffende im Augenblick keine leichte Zeit ist. Bei uns im Chor haben wir beschlossen, die monatlichen Überweisungen an den Chorleiter weiter laufen zu lassen, obwohl im Augenblick keine Proben statt finden können.

Ich hatte auch nie die Illusion, dass das staatliche Hilfsprogramm für Selbstständige den Umsatzeinbruch kompensiert. Es soll die dringendsten Ausgaben abdecken, um den Fortbestand des Geschäftes zu ermöglichen.

Die meisten Angestellten erhalten im Augenblick Kurzarbeitergeld. Ich sehe die 60 - 67 % als fair an, da ja auch die Ausgaben im Moment nicht bei 100 % liegen. Viele schimpfen trotzdem deswegen.

Die Angestellten des Öffentlichen Dienstes erhalten weiterhin volle Bezüge. Viele von Ihnen ohne irgendeine Gegenleistung zu bringen. Ob das über längere Zeit aufrecht erhalten bleiben sollte, wird leider gar nicht öffentlich thematisiert.

Wie auch immer das Leben euch gerade mitspielt: Macht das Beste daraus und geniesst die Ruhe und den Frühling.

covacoro - Mittwoch, 1. April 2020 - 18:23
Ich denke, die Krise wird offensichtlich machen, wie sehr die Wirtschaft von den "Kleinen" Unternehmen, den Selbständigen und vielen anderen Berufsgruppen abhängig ist und darauf aufbaut.
Der Blick und Fokus der Politik auf die großen Konzerne, die Autobauer und Banken wird damit relativiert. Ich sage nur: Adidas.

Hoffen wir, dass sich da dann etwas zum Besseren ändert.

Prof wünsche ich viel Kraft und Ausdauer, bis der Spuk vorbei ist.

prof - Donnerstag, 2. April 2020 - 17:49
Ich befürchte, es wird eher in die andere Richtung gehen. Eine Firma, die 20 Arbeitsplätze schafft, hat als sehr großzügige Daumenregel ein Kapital von 20 Millionen Euro. Wenn diese einem Familienunternehmer gehört, darf der Boss zusätzlich zu den Coronona - Kosten 2 Millionen abdrücken. Die Großunternehmen laufen als GmbH oder Aktiengesellschaft.

http://www.focus.de/politik/experten/gastkommentar-von-hugo-mueller-vogg-mit-corona-breitet-sich-der-umverteilungs-wahn-an_id_11839564.html


Im Gegenzug wird darüber diskutiert, das Kurzarbeitergeld anzuheben.

prof - Mittwoch, 6. Mai 2020 - 22:03
Sollte Schweden tatsächlich mit einigermaßen wenigen Blessuren durch die Krise kommen, wäre der Shutdown nichts weiter als ein Antikonjunkturprogramm gewesen!

http://www.n-tv.de/politik/politik_person_der_woche/Schwedens-Sonderweg-Verhindert-Schweden-die-zweite-Welle-article21759227.html

al_sting - Mittwoch, 6. Mai 2020 - 22:19
Ich denke nicht, dass sich Schweden sooo sehr vom deutschen Weg unterschieden hat, dass es als Gegenmodell taugt.
Ich sehe schon, dass die soiale Selbstkontrolle der schwedischen Gesellschaft und das das Vertrauen der Schweden in die eigene Regierung so weit größer ist, dass diese ihre Aufforderungen auch ohne Bußgeldandrohung erreicht.

Ich paraphrasiere mal meinen Eindruck:
In Schweden hat die Regierung sinngemäß gesagt: "Leute, meidet selbstverantwortlich Kontakte. Ihr seid erwachsen und vernünftig, wir müssen nicht verbieten und Verbote kontrollieren."

In Deutschland hat die Regierung sinngemäß gesagt: "Leute, wir verbieten euch zahlreiche Kontakte. Notfalls gibt es ein Bußgeld. Ihr seid erwachsen, wir bauen auf euren Menschenverstand und freundliche Ermahnungen und verhängen die Bußgelder nur sehr zurückhaltend."

In Italien hat die Regierung nach meinem Verständnis gesagt"Leute, wir verbieten euch zahlreiche Kontakte. Ihr habt unsere Empfehlungen und Verbote im ersten Anlauf ignoriert, also müssen wir in einigen Gebieten härtere Saiten aufziehen, Ausgangssperren verhängen und Soldaten patroullieren lassen."

In den USA hat die Regierung sinngemäß erst gesagt "Alles Fake News, müssen wir nicht bekämpfen", später "Konnte keiner vorhersehen, können wir eh nicht mehr besiegen". Darwin-Award der weltweit höchsten Todeszahlen wurde hochverdient errungen.

Und in China? Wurde erst viel vertuscht und dann wurden SEHR harte Saiten aufgezogen.

Sooo krass unterscheidet sich der schwedische Weg letztlich nicht von Deutschland. Auch bei uns lief es primär über Kommunikation und die Überzeugung der Bevölkerung und die freiwillige Akzeptanz der Kontaktreduktionen.
Ob aber die Kontaktreduktion und damit die Corona-Eindämmung bei uns auch ganz ohne Bußgeldandrohung funktioniert hätte? Die "Corona-Parties" der ersten Tage lassen mich daran zweifeln. Wir liegen halt auf halbem Weg zwischen Schweden und Italien, nicht nur geografisch.

stw - Donnerstag, 7. Mai 2020 - 09:23
@Al_Sting m.E. hast Du das sehr treffend zusammegefasst!

haboro - Donnerstag, 7. Mai 2020 - 11:42
Ich finde die Ausführungen von al_sting nicht sehr treffend

https://www.addendum.org/coronavirus/interview-johan-giesecke/

covacoro - Donnerstag, 7. Mai 2020 - 16:55
Tja, also Schweden hat "appelliert" an die Leute und gehofft, das ist ausreichend. Man hat auch bewußt weggeschaut und auf Durchseuchung gesetzt als Pandemie-Strategie.

Nur 148500 Tests bisher, d.h. die Zahl der wirklich Infizierten wird systematisch unterschätzt, das ist für mich fahrlässig.
Bei den bisher Verstorbenen sagt worldometers.info erreicht Schweden bereits 301 pro 1 Mio. und damit ist man unter den Top 10 und klettert weiter nach oben.

Und wenn man sich die Trends anschaut, ist da auch noch keine Abnahme auf Wochensicht sichtbar.
So lange die Neuinfizierten nicht zurückgehen, gibt es auch keine deutliche Abnahme der Todeszahlen (es liegen zum Teil 4 Wochen zwischen Ansteckung und Tod bei schweren Fällen).

http://www.worldometers.info/coronavirus/

http://www.worldometers.info/coronavirus/country/sweden/

Insofern wäre ich sehr vorsichtig, jetzt schon zu rufen, Schweden war cleverer.

Dieser "Erfolg", obwohl es eigentlich nur 1 Großraum gibt, nämlich Stockholm, wo die Bevölkungsdichte annähernd so hoch ist,
wie im Rest-Europa oder in den USA. Kennt ja jeder aus seinem Schwedenurlaub, wie einfach es da ist, Abstand zu halten.

Fair wäre wohl eher ein Vergleich Schweden zu Meck-Pomm oder Island, als gegen Italien, Spanien oder Gesamt-Deutschland.

Also ich bin echt gespannt, wie man das in 1 bis 2 Monaten beurteilen und die Zahlen sehen wird.

prof - Freitag, 16. Oktober 2020 - 15:21
Liebe Leute, ich muss meinem Ärger mal Luft machen:

- Am vergangen Samstag wurde eine Veranstaltung um 11 Uhr abgesagt, die abends stattfinden sollte.
- Soeben wurde die Veranstaltung für morgen abgesagt.

Die Branche wird geschreddert. Die Überbrückungshilfen sind - wie in allen anderen Branchen - nur zur Deckung der Betriebsausgaben. Hier ist kein Unternehmerlohn enthalten. Die Branche muss ihre Altersvorsorge aufbrauchen, sich vom Ehepartner trennen und darf anschließend Hartz IV beantragen.
Dabei war es eine Wachstumsbranche ohne strukturelle Probleme und sie ist genauso unverschuldet in die Krise gekommen wie alle anderen.

Mich persönlich trifft die Sache aufgrund mehrerer Standbeine weniger, aber meine Bandkollegen sind am Ende und zwar nicht nur finanziell.

:-(

al_sting - Freitag, 16. Oktober 2020 - 19:02
Hallo Prof,

Ich verstehe deinen Ärger.
Die Situation ist scheiße!

Aber ich fürchte, das wird in diesem Winter nicht so schnell besser. Einfach weil sich immer mehr Menschen von größeren Veranstaltungen fernhalten werden.
Ich wünsche dir, dass sich deine alternativen Standbeine halbwegs entwickeln und du (und deine Bandkollegen) die Zeit bis zum nächsten Frühling durchstehen.
So lange kann es für die Veranstaltungsbranche düster bleiben, aber dann sollte m.E. auch das Schlimmste durchstanden sein.
Im Sommer kann man wieder draußen spielen, und danach sollte sich, entweder durch einen Impfstoff oder durch eine "Durchseuchung" der Bevölkerng die Situation wieder entspannen.

Bitte haltet durch.

Rückblickend: Ich freue mich, dass wir uns im Sommer im Spreewald getroffen haben. Es war ein schönes Wochenende, und es war die beste Zeit dafür.

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Tendenz Deutschland
Eine Nachricht hinzufügen

Benutzername:   Dies ist ein privater Board-Bereich. Bitte geben Sie Ihre ID und Ihr Passwort an.
Passwort: