Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 9. November 2001
avalon - Freitag, 2. November 2001 - 09:06
Ist halt Ami-mentalität.

Immer alles sofort haben wollen, am besten sogar vorgestern und wenn es dann vermeintlich nichts kostet - kaufen, kaufen, kaufen...........

Hier ne Bestätigung deiner Einschätzung:

Chicago (vwd) - Der Sales Analyst der Ford Motor Co, Dearborn, George Pipas, hat den 34-prozentigen Absatanstieg im Oktober zwar außergewöhnlich
genannt, aber zugleich darauf hingewiesen, dass es sich dabei um ein "zweischneidiges Schwert" handelt. Verbraucher und Händler hätten wie Ford
davon profitiert, sagte er am Donnerstag vor Analysten. Der US-Automobilkonzern habe seine Produktionspläne einhalten können. Doch rund 20
Prozent des Absatzes wäre sonst wahrscheinlich in den nächsten Monaten generiert worden. Ford werde dennoch an der Absatzprognose von 950.000
Einheiten im vierten Quartal festhalten, sagte Pipas weiter. Er machte jedoch keinen Hehl daraus, dass die Nachfrage stark zurückgehen werde, wenn
die Null-Prozent-Finanzierung erst auslaufe.


vwd/DJ/2.11.2001/rio

Avalon

chinaman - Freitag, 2. November 2001 - 09:58
Tja, das ist wirklich Ami-Mentalität. Allerdings liegt gerade auch in dieser Mentalität ein ganz wesentlicher Unterschied zu den 'japanischen Verhältnissen'.

:-)
Gruß
Chinaman

avalon - Freitag, 2. November 2001 - 11:11
Ja klar - die Amis werden zweifellos viel härter getroffen von einer Depression - mangels persönlicher Kapitalreserven.

Und die Banken auch, schließlich braucht ein Ami nur persönlichen Konkurs anmelden und schon ist die Bank Nase.

Geht das erst mal in größerem Stil los werden die Banken schnell ihre Kredite einfrieren und schon beginnt der Teufelskreis.

Kein neues Geld, weiterer Konsumrückgang, steigende Arbeitslosigkeit, dadurch noch weniger Kreditvergabe, noch weniger Konsum, noch mehr Entlassungen usw. usw.

Irgendwann hat dann auch noch Greenspan seine letzte Munition verschossen.

Die Bubble ist zu groß geworden, die Haut dadurch viel zu dünn - alles nur noch eine Frage der Zeit bis es reißt.

Kann ja auch beim besten Willen nicht ewig so weitergehen, niemand kann unbegrenzt über seine Verhältnisse leben, sicher ne lange Zeit, aber NIEMALS auf Dauer...............

Avalon

mib - Montag, 5. November 2001 - 23:19
nach (relativ) guten Zahlen von CSCO und einem recht positiven Ausblick kann die Rally morgen eigentlich nur weitergehen...

Mib

avalon - Dienstag, 6. November 2001 - 06:59
Als JR nen Dow Put kaufte hätte es jeder wissen müssen.........."g"

Immerhin trade ich seit ein paar Tagen wieder recht erfolgreich, das ist ein bißchen Balsam auf die Bärenwunde.

Wartest du immer noch auf tax loss selling ?

Avalon

mib - Dienstag, 6. November 2001 - 15:05
ja - ich rechen mit fallenden Kursen ab heute Mittag (nach der Fed-Sitzung) und bin recht optimistisch in 4 Wochen einige chip-Aktien wieder billiger zu bekommen.
...aber was weiss ich schon...?!

Mib

mib - Dienstag, 6. November 2001 - 20:38
Market Update Add to My Yahoo!
2:30PM ET The FOMC announced a 50 bp ease in both the federal funds and discount rates to 2.00% and 1.50%, respectively. The third consecutive half point ease (8th of the 10 cycle eases) suggests a stronger push than we expected from the voting members. While another cut in policy rates is quite likely at the Dec 11 meeting the ability for the Fed to continue with the aggressive 50 bp size diminishes as the policy rates fall. Though there was no reason to expect anything but a statement warning of economic weakness, that also clears the way for a Dec ease....

avalon - Donnerstag, 8. November 2001 - 08:59
Herr der Blasen wird er ja inzwischen genannt.
Und baut schon wieder verweifelt an der nächsten:


Greenspans zittrige Hände

Ein Kommentar von w:o-Redakteur Thorsten Sauter

Alan Greenspan hat sich erneut als zuverlässiger Partner der Börsianer
gezeigt. Er wagte noch einmal einen großen Zinsschritt. Die Märkte
haben kurzfristig erwartungsgemäß euphorisch reagiert, doch der Lack
des einst als besonnenen Währungshüter gefeierten Mannes hat einen
Kratzer mehr bekommen.

Es wird allzu schnell vergessen, dass Greenspan auf die überhitzte
Wirtschaft des vergangenen Jahres erst spät reagiert hat. Die Welle
der Zinserhöhungen kam zu spät und wurde zu spät gestoppt. Der
Fed-Chef erhöhte auch dann noch den Leitzins, als sich ein
wirtschaftlicher Abschwung schon ankündigte. Zur Jahreswende 2000
auf 2001 wurde er durch die veränderten Vorzeichen aufgeschreckt.
Seitdem geht es in rasendem Tempo zurück, von 6,50 Prozent auf nur
noch 2,00 Prozent. Noch nie in der jüngeren Geschichte der Fed gab
es eine so hektische Zinspolitik.

Die Risiken dieses Gebarens liegen auf der Hand. Der Spielraum nach
unten wird enger. Maximal eine Zinssenkung ist noch drin. Wird die
Situation danach nicht besser, sind der US-Notenbank, einem der
mächtigsten Gremien der Welt, weitgehend die Hände gebunden.
Dabei steht die amerikanische Wirtschaft erst am Beginn der
Rezession. Und die dauert durchschnittlich acht bis zwölf Monate. Mag
sein, dass die Situation nach dem 11. September nicht gerade
durchschnittlich ist. Doch das macht die Lage nicht einfacher. Und
wenn es doch früher wieder aufwärts gehen sollte, dann könnten sich
die lauen Zinsen verheerend auswirken: Die Konjunktur würde zu
schnell zulegen, das Drama ginge von vorne los.

Greenspan ist gut beraten, den Zinssatz jetzt so zu lassen wie er ist. 2
Prozent bedeutet, dass inflationsbereinigt überhaupt keine Leihgebühr
mehr gezahlt wird. Den massiven Zinsreduktionen seit Januar muss Zeit
gegeben werden, ihre Wirkung zu entfalten.

Alan Greenspan hat seine Lorbeeren in den späten 80-ern und in den
90-ern zurecht verdient. Mittlerweile ist aus der ruhigen Hand eine
zittrige geworden.
Autor: Thorsten Sauter, 08:13 08.11.01

Avalon

mib - Donnerstag, 8. November 2001 - 15:04
da ist was Wahres dran....

aber man sollte nicht vergessen, dass es hier wirklich auch (und nicht zu allerletzt) darum geht, die tiefe Verunsicherung der Amerikaner nach 911 und Anthrax wieder aufzubauen.

noch immer vorsichtig optimistisch - Mib

j_r_ewing - Donnerstag, 8. November 2001 - 18:06
zu "Greenspans zittrige Hände " :

Kenntnisfreies Gewäsch.

"Es wird allzu schnell vergessen, dass Greenspan auf die überhitzte
Wirtschaft des vergangenen Jahres erst spät reagiert hat" usw.
Greenspan hat das Geldmengenwachstum von einer Höhe von über 25% im Januar 2000 bis auf Null im Mai 2000 heruntergefahren. Und schon geraume Zeit vorher hat er vor überhöhten Kursen im Technologiebereich gewarnt. Aber dazu hätte man sich mit seinen Äußerungen eingehender befassen müssen...

"Zur Jahreswende 2000
auf 2001 wurde er durch die veränderten Vorzeichen aufgeschreckt.
Seitdem geht es in rasendem Tempo zurück, von 6,50 Prozent auf nur
noch 2,00 Prozent. Noch nie in der jüngeren Geschichte der Fed gab
es eine so hektische Zinspolitik"
Daß die Zinssenkungen zu spät einsetzten, ist nicht ersichtlich. Der Niedergang beschränkte sich schließlich zunächst auf die eigentliche Blase, die New Economy - warum sollte eine Abkühlung dort denn jetzt falsch gewesen sein? Dann griff sie auch auf die Old Economy über - und dann wurde ja auch gesenkt. Und zwar anfangs kleinschrittig mit 0,25 % (kleiner gab's noch nicht), und dann, über fast neun Monate hinweg, in ziemlich regelmäßigen Abständen, mit niemals mehr als 0,50 %. Der Effekt : Im September waren wir soeben auf ein Wachstum nahe Null gesunken, mit stetigem Abbau der Lager, und ausgiebiger Durchrationalisierung (Steigerung der Produktivität), bei einem kaum reduzierten Konsum : ein nahezu bilderbuchmäßiges Soft Landing. So falsch kann es also nicht gelaufen sein !

Daß es dann WTC gab und die psychotische Kaufverweigerung (mal abgesehen von den Autos), inklusive Kurssturz, war ja wohl kaum Greenspan anzulasten; und seine Reaktion, mit der ZInssenkung volle Kanne weiterzumachen, - ja soll er vielleicht tatenlos zusehen, wie das Land in die Rezession abkippt ??? Und war nicht schon - nicht zuletzt hier; und zwar nicht von mir! - von Depression die Rede ? Schließlich, um es mal mit des Schreibers eigenen Worten zu sagen - und DAS hätte er sich mal vergegenwärtigen sollen! - : noch nie in der Jüngeren und älteren Geschichte der USA hat es einen quasimilitärischen Schlag auf ihr ureigenes Territorium gegeben !

"hektisch" ist eh Schwachsinn. Es ging stetig in die gewählte Richtung, ohne schnelle Richtungswechsel innerhalb dessen, ohne Sprunge. (Begriffliche Sauberkeit ist des Autors Sache nicht.)

" Die Risiken dieses Gebarens liegen auf der Hand." So?
"Der Spielraum nach unten wird enger. " Ja - so pflegt das bei Zinssenkungen zu sein.
"Maximal eine Zinssenkung ist noch drin." So?
" Wird die Situation danach nicht besser, sind der US-Notenbank... weitgehend die Hände gebunden." Also besser Untätigkeit ?
" Dabei steht die amerikanische Wirtschaft erst am Beginn der Rezession. Und die dauert durchschnittlich acht bis zwölf Monate.
Mag sein, dass die Situation nach dem 11. September nicht gerade durchschnittlich ist." Ach: merkt er das auch ? "Doch das macht die Lage nicht einfacher." Ratloses Geschwafel. Statt dessen sollte er sich besser überlegen, daß die Wirtschaft quasi über Nacht ein ganzes Stück Entwicklung in die Rezession hinein übersprungen hat und schon ein ganzes Stück weit drin sitzt. Jetzt noch weiter tatenlos zu warten (oben hatte er (angebliches) zu-spät-Handeln noch scharf angegriffen !) - wo auf Erden soll da ein Sinn drin sein ???

Die Krönung kommt aber erst noch : "Und wenn es doch früher wieder aufwärts gehen sollte, dann könnten sich
die lauen Zinsen verheerend auswirken: Die Konjunktur würde zu schnell zulegen, das Drama ginge von vorne los "
ROFL !! Dieser Heini hat ja noch nicht mal eine feste Meinung darüber (von der richtigen mal ganz zu schweigen), von welcher Seite her das Ungemach nun droht - zu schwache Wirtschaft oder zu starke !!!
" Greenspan ist gut beraten, den Zinssatz jetzt so zu lassen wie er ist." Wieso ?
" 2 Prozent bedeutet, dass inflationsbereinigt überhaupt keine Leihgebühr mehr gezahlt wird." Ja, und ?
"Den massiven Zinsreduktionen seit Januar muss Zeit gegeben werden, ihre Wirkung zu entfalten." Ach, die armen Zinsreduktionen - wie schüchtern sie in der Ecke stehen und nicht wagen, zu wirken ! Seit wann kann eine Zinssenkung nicht wirken, bloß weil eine andere nachfolgt ?!? Der Schreiber scheint da von Kindergartenbahnen geprägt zu sein - von Volkswirtschaft jedenfalls nicht!

Avalon, Du solltest mehr auf die Qualität dessen achten, was Du uns da an Ausgegrabenem vorsetzt.

Gruß
JR

j_r_ewing - Donnerstag, 8. November 2001 - 18:22
Von gestern :

4:06PM
Chip sector to start recovery in Q4 by Deborah Adamson

The Semiconductor Industry Association is forecasting that the global
chip market will recover starting in the fourth quarter, with
slower-than-average growth of 6 percent through 2002. By then, the
industry would have recovered from an inventory build up in 2000 and
weak end-market demand this year to post 21 percent consecutive growth
in both 2003 and 2004. For the whole of 2001, the SIA said global chip
sales would decline 31 percent this year to $141 billion.

Products to lead the technology expansion into daily life include
digital signal processors,
analog,
MOS logic,
microprocessors,
flash and
microcontrollers.

The Asia Pacific market is forecasted to be the fastest growing for chips over the next three years.


(Vgl. dazu auch meinen zweiten Beitrag vom 2.Nov.
JR)

mib - Donnerstag, 8. November 2001 - 20:42
zu Greenspan:

die vorgestrige Zinssenkung um 0.5% ist doch ziemlich viel. Ich denke zwar auch nicht, dass Greenspan erst zu spaet gehandelt hat, aber es gibt nun fuer die Fed auch nicht mehr viel Spielraum nach unten. Das ist eben das Risiko dabei. Andererseits wird es staatliche Konjunkturprogramme (Keynes? laesst schoen gruessen) und massive Steuersenkungen - das ist schon eine zimelich konzertierte Aktion. Wenn die nicht funktioniert, dann gibt's echte Probleme - aber wenn man das gar nicht erst versuchen wuerde, dann waere der Karren jetzt schon tief im Dreck festgefahren. Bei aller Meckerei an Greenspan hoert man leider sehr selten praktikable Alternativ-Vorschlaege. Darueberhinaus kann es ja wohl nicht in eurem deutschen Interesse sein, wenn die Amis sich nicht mehr verschulden, um wie bisher zu konsumieren. Dann wuerde wahrscheinlich nicht nur der dt. Export schwer leiden, sondern die US-Boerse crashen und der dt. NM wuerde negatives Territorium erreichen... :-) - und dann waer das Gejammer auch wueder gross. Also hoffen wir lieber, dass die Amis wie bisher weitermachen bis wir unsere Millionen zusammenhaben :-)))))))

Mib

avalon - Freitag, 9. November 2001 - 08:01
JR - du vergißt wohl, daß seine Warnung vor übertriebenen Aktienkursen 1996 erfolgte.

Er hat dann aber im Gegensatz zu seinem Gerede alles getan um erst eine wirkliche und noch dagewesene Übertreibung zu ermöglichen.

Schau dir die Charts ab 1996 an.

Sehr leicht läßt sich eine ruhige oder zittrige Hand einer Zentralbank im Vergleich FED/Dt. Bundesbank erkennen.

Die haben niemals ihre Geldpolitik am Aktienmarkt ausgerichtet, im Gegenteil ich kann mich sehr gut erinnern wie mit der Zeit der Spruch umging "die Bundesbank macht lieber das Gegenteil was von den Bankvolkswirten gefordert wird, also sind wir lieber ruhig und stellen keine Forderungen mehr" - und hat das in irgendeiner Weise den Wohlstand in Deutschland beeinträchtigt ?

Doch wohl eher das Gegenteil - wir hatten immer inflationssicheres Sparvermögen, stabile Währung und die Wirtschaft war gezwungen auf Innovation und Qualität zu setzen während die anderen sich auf den bequemen Vorteilen die ihre weichen Währungen boten zufrieden gaben.

Es gab keine importierte Inflation, Sparen hat sich gelohnt usw. usw.

Heute lassen sich die Zentralbanken von den Lobbysten der Banken und Versicherungen unter Druck setzen.

Es kann nicht angehen, daß nur noch alles auf den Aktienmarkt schaut, das ist ein nettes Zubrot für denjenigen der überflüssiges Geld anlegen will und kann, aber das Wohl und Wehe ganzer Völkergemeinschaften darf nicht davon abhängen.

Wäre mir ja egal was Greenspan macht, aber daß nun auch noch unsere EZB wie ein Hündchen an der Leine hinter ihm herläuft, das gefällt mir ganz und gar nicht.

Oh Mann, den Verlust unserer Bundesbank werden wir wohl noch heftigst büßen müssen, aber du schaust ja anscheinend nur auf dein Depot und verfügst damit über einen entsprechend kurzfristig ausgerichteten Blickwinkel.

Und eines wollen wir mal nicht vergessen - nicht alle großen Volkswirtschaften haben derart verschuldete Verbraucher.
Im Gegenteil - für die meisten sind Zinseinkünfte ein bequemes Mittel mehr zu konsumieren, niedrige Zinsen wirken dann kontraproduktiv.

Ich muß immer schmunzeln wenn die mangelnde Ausgabebereitschaft der Japaner beklagt wird.
Gebt denen doch mal wieder ordentlich Zinsen auf ihr hohes Sparvermögen, dann wollen wir mal sehen............

Avalon

stw - Freitag, 9. November 2001 - 11:05
"Wäre mir ja egal was Greenspan macht, aber daß nun auch noch unsere EZB wie ein Hündchen an der Leine hinter ihm herläuft, das gefällt mir ganz und gar nicht"

Mensch Avalon, hast Du denn (wie anscheinend unsere Regierung) noch nicht realisiert, wie schlecht es um unsere eigene Wirtschaft im eigenen Land und insbesondere im eigenen Land bestellt ist ? Wir sind doch schon mitten drin in der Rezession, auch wenn sie offiziell erst in einigen Monaten verkündet wird. Du solltest hören, was bei den Großunternehmen um mich herum (zumindest im IT-Bereich) los ist. Da wird kein Geld mehr ausgegeben, weil keiner weiss, wie schnell es jetzt wie tief bergab geht. Die Budgets für 2002 werden drastisch gekürzt und zwar bei allen Banken und Versicherungen genauso wie bei Siemens +Co. Das wird sich natürlich erst im Laufe von 2002 so richtig in den Zahlen bemerkbar machen...

Die EZB kann doch gar nicht anders handeln, das hat mit der US-Lage gar nicht so viel zu tun. Wir haben in Europa wirklich genug eigene Probleme.

:-) stw

chinaman - Freitag, 9. November 2001 - 11:24
Avalon vertritt hier halt jetzt die Interessen der Cash-Holder. *g*

:-)
Gruß
Chinaman

avalon - Freitag, 9. November 2001 - 12:15
Alles recht und schön, aber das ist kein Grund die Kurzfristzinsen ständig zu senken.

Den Unternehmen nützt das eh nix, die brauchen niedrige Langfristzinsen.
Aber die werden bald kräftig steigen, da die Bondkäufer einen Risikozuschlag verlangen bei langen Laufzeiten wenn die EZB nicht mehr auf die Inflation achtet.

Das billige Geld von den Zentralbanken geht nicht in die Wirtschaft, es geht bekanntlich an die Aktienmärkte.

Kein Unternehmen verkauft deshalb mehr Waren, aber dafür wird die Bubble umso heftiger weil natürlich die Bewertungen an den Aktienmärkten ständig steigen.

Ist es die Aufgabe von Zentralbanken Aktienkurse steigen zu lassen ?

Ich bin Purist in dieser Hinsicht und ein Verehrer unserer alten Bundesbank.

Wie oft wurde der Bundesbank vorgehalten sie tue nicht genug für die Konjunktur ?
Haben wir deshalb eine jahrzehntelange Rezession wie in Japan gehabt ?
Deren Zentralbank ist eine Marionette der Regierung, die Zinsen sind quasi auf Null - hat es was genützt ?

Die Zentralbank eines Landes hat in erster Linie das Geldvermögen der Sparer zu schützen, vor allem in Deutschland muß das oberste Priorität haben nach dem was die vergangenen Generationen erlebt haben.

Was soll den Quatsch mit der EZB Zinssenkung - die langfristigen Zinsen sind extrem niedrig im historischen Vergleich, wenn das den Unternehmen noch nichts genützt hat, dann werden auch noch niedrigere nichts nützen.

aber den Aktienmärkten nützt es ohne Zweifel, die Tagesgeldbesitzer werden natürlich nervös und kommen verstärkt an den Markt.
Deshalb geht es aber keinem Unternehmen fundamental besser, es wird nur bewertungstechn. teurer - also wird eine neue Bubble geboren.

Wollt ihr das wirklich - von einer Bubble zur anderen wandern ?

Avalon








Avalon

chinaman - Freitag, 9. November 2001 - 12:32
"Den Unternehmen nützt das eh nix, die brauchen niedrige Langfristzinsen.
Aber die werden bald kräftig steigen, da die Bondkäufer einen Risikozuschlag verlangen bei langen Laufzeiten wenn die EZB nicht mehr auf die Inflation achtet. "

Glaubst Du momentan allen ernstes an Inflationsgefahren ??? *g*

Die langfristigen Zinsen bilden sich bekanntermassen am Kapitalmarkt. Dabei gibt es 2 Einflußkosten

o Kosten der Banken für die Refinanzierung
o Angebot und Nachfrage

Die Bondanleger haben nur dann eine gute Verhandlungsposition wenn es nur wenige zu Neuanlagen bereite Anleger und eine hohe Nachfrage gibt. Da momentan die Liquidität wahnsinnig hoch ist, haben die Bondanleger wie die Cash-Holder aber eher eine schlechte Verhandlungsposition.


"aber den Aktienmärkten nützt es ohne Zweifel, die Tagesgeldbesitzer werden natürlich nervös und kommen verstärkt an den Markt."

Ja, genau. *g*


:-)
Gruß
Chinaman

avalon - Freitag, 9. November 2001 - 13:12
Du unterschätzt die wirklich professionellen Bondanleger.

Daß die Langfristzinsen derzeit so irrational niedrig sind liegt an der Flucht der unerfahrenen
Fondsmanager in sichere Häfen.

Sobald die wieder in ihr altes Metier zurückkehren werden die langen Zinsen steigen, denn keiner der Profis ist längerfristig bereit nicht mal 5% für ne zehnjährige zu bekommen wenn er nicht die Sicherheit hat, daß die Zentralbank die Inflation als oberste Priorität sieht.

Dann wird die Nachfrage wieder von den richtigen Leuten gemacht.

Ich bin schon länger am Bondmarkt tätig als am Aktienmarkt, ich weiß von was ich rede.

Könnte derzeit immense Gewinne aus Bonds realisieren wenn aufgrund meiner enormen Gewinne am Aktienmarkt meine Tagesgeldanlagen nicht so ausgeufert wäre.

Aber ist ja egal - Fakt ist, daß die langen Zinsen schon seit längerem sehr sehr günstig sind und genützt hat es nichts für die Konjunktur.

Das Märchen von der Wirkung niedriger Kurzfristzinsen sollte niemand für ernst nehmen.

Es ist Balsam für die Aktienmärkte, aber leider nur auf kurze Sicht, sobald die Anleger feststellen müssen, daß 1-2% auf dem Tagesgeld immer noch besser gewesen wären als 5-10% Verlust am Aktienmarkt ist das Thema gegessen.

Die Schmerzgrenze wurde durch die lange Baisse inzwischen viel niedriger.

Dann wollen wir mal sehen ob die Tiefs schon gesehen wurden.

Also bloß nicht zu früh freuen, ich gestehe dir zu, dich zu freuen, aber freuen sollte man sich an der Börse nur über realisierte Gewinne.

Bisher haben mich meine zu Tagesgeld gewandelte Gewinne immer noch nicht gereut und ich leide auch nicht unter niedrigeren Zinsen, denn dafür sind meine langen Bonds nun wirklich zu schön gestiegen.

Ich rede nur von richtig und falsch - persönlich trifft mich das eine wie das andere nicht negativ...........

Avalon

chinaman - Freitag, 9. November 2001 - 13:24
"Du unterschätzt die wirklich professionellen Bondanleger"

Nein, tue ich nicht. Aber in der von Dir beschriebenen Situation agieren die Bondanleger antizyklisch. Sie kaufen, wenn es wenig Anleger gibt, die bereit sind sich in Anleihen zu engagieren. Und Sie erhalten dementsprechend günstige Preise.

Dies ist aber meines Erarchtens überhaupt nicht mit der jetzigen Situation am Bondmarkt zu vergleichen.


:-)
Gruß
Chinaman

mib - Freitag, 9. November 2001 - 15:15
"Wollt ihr das wirklich - von einer Bubble zur anderen wandern ? "

wenn ich ueberhaupt irgendwas gelernt habe, seit ich mit Boerse angefangen hab, dann ist es " the trend is your friend"! Da hilft alles Lamentieren nicht! Grundlegende volks- und betriebswirtschaftliche Rahmenparameter koennen helfen, rechtzeitig auszusteigen, betriebswirtschaftliche Parameter koennen helfen, eine Unterbewertung zu erkennen oder vorherzusehen, - aber letztendlich regiert der Trend. Was allmaehlich dazu fuehren koennte, dass ich mich doch mal enrsthaft mit Charttechnik beschaeftige (aber das waere dann fast wieder wie mein Job...).

Gruss - Mib

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