Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 7. September 2001
j_r_ewing - Dienstag, 4. September 2001 - 17:47
(Doublette; geht wohl nicht zu löschen)

j_r_ewing - Dienstag, 4. September 2001 - 17:47
Ansonsten Branchen:
Mit Pharma bin ich ja, wie gesagt, vortsichtig; aber Med-Tech finde ich auch interessant! Hast Du eine Meinung zu MNTR, mib? (allerdings Rückschlaggefahr bis ca. 20, wenn der / bricht.
http://finance.yahoo.com/q?s=mntr&d=c&t=my

Gruß
JR

mib - Dienstag, 4. September 2001 - 17:48
"...Zentralbank-Verkäufen, die mangels Gold ja nicht beliebig lange laufen können [Ausnahme Südafrika, Rußland und so].)"

die koennen noch LANGE so weitergehen - jedenfalls lange genug, um den Preis kaputt zu machen.

Bei mineralischen Rohstoffen wird's spannend, wenn die Techs irgendwann mal wieder an's produzieren kommen: und dann geht der TANTAL Preis noch weiter nach oben.
Auch interessant sind SELTEN-ERDEN (rare earth elements) - hier gibt's ein chinesisches Unternehmen, das sehr gut im Markt ist.

j_r_ewing - Dienstag, 4. September 2001 - 18:37
Zentralbank-Goldverkäufe:
"die koennen noch LANGE so weitergehen - jedenfalls lange genug, um den Preis kaputt zu machen."
Ja ?
Ich hab keine Zahlen; aber wenn ich mich an das entsetzte Geschrei allerseits schon vor Jahren erinnere, wie da die notwendige Substanz mit vollen Händen verschleudert würde, kann da irgendwas nicht stimmen!
Wie gesagt, mein Eindruck ist, daß das Wesentliche gelaufen ist. Aber ich muß zugeben, das ist nur ein Eindruck; belegen kann ich das nicht.

avalon - Mittwoch, 5. September 2001 - 11:20
Puh - wenn man euch aber auch nur ein kleines Stichwort gibt......."g"

Beenden wir es mit einem Auszug einer Arbeit von unserem allseits verehrten Mr. Greenspan (oder macht einen Goldthread auf), ist schon etwas länger her (1966) und zeigt mal wieder wie schnell die meisten Leute ihre Prinzipien wegschmeißen wenn man sie gegen Macht tauschen kann:

Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu
schützen. Es gibt dann kein sicheres Wertaufbewahrungsmittel mehr. Wenn es das gäbe, müßte die
Regierung seinen Besitz für illegal erklären, wie es ja im Falle von Gold auch gemacht wurde
(Goldbesitz war in Amerika bis 1976 für Privatleute verboten, Anm. d. Ü.). Wenn z. B. jedermann sich
entscheiden würde, all seine Bankguthaben in Silber, Kupfer oder ein anderes Gut zu tauschen und
sich danach weigern würde, Schecks als Zahlung für Güter zu akzeptieren, würden Bankguthaben
ihre Kaufkraft verlieren und Regierungsschulden würden kein Anspruch auf Güter mehr darstellen. Die
Finanzpolitik des Wohlfahrtsstaates macht es erforderlich, daß es für Vermögensbesitzer keine
Möglichkeit gibt, sich zu schützen. Dies ist das schäbige Geheimnis, daß hinter der Verteufelung des
Goldes durch die Vertreter des Wohlfahrtsstaates steht. Staatsverschuldung ist einfach ein
Mechanismus für die "versteckte" Enteignung von Vermögen. Gold verhindert diesen heimtückischen
Prozess. Es beschützt Eigentumsrechte. Wenn man das einmal verstanden hat, ist es nicht mehr
schwer zu verstehen, warum die Befürworter des Wohlfahrtsstaates gegen den Goldstandard sind.

Greenspan, 1966 /Übersetzung: R. Deutsch

"ggg"

Avalon

j_r_ewing - Mittwoch, 5. September 2001 - 16:33
Wäre es möglich, daß er dazugelernt hat ?
Solche Positionsänderungen können sogar recht fix kommen - siehe einen bekannten Altbundeskanzler... *g*

avalon - Mittwoch, 5. September 2001 - 18:32
Zurück zum Thema:

In der September-Ausgabe des Richebaecher Letter bemerkt der ehemalige Chefökonom der Dresdner Bank, Kurt Richebächer: "Langsam aber sicher greift die Erkenntnis um sich, daß die sich derzeit in den USA entfaltende Wirtschaftsflaute radikal anders ist als alles, was man vorher in der ganzen Nachkriegszeit erlebt hat." Die meisten Ökonomen hätten noch nicht verstanden, daß "die Dynamik dieser Wirtschaftsflaute in den USA grundsätzlich anders ist als die durch überschüssige Lagerbestände verursachten Rezessionen der Vergangenheit. Diesmal geht es um eine Gewinndepression, die einen beispiellosen Einbruch der Kapitalausgaben der Unternehmen verursacht, der wiederum verheerend auf die Beschäftigung und das Verbrauchereinkommen wirkt."

Richebächer fährt fort, in dieser "prekären globalen Lage" sei es schockierend und furchterregend, wenn man von allen Seiten höre, daß "der hochverschuldete Verbraucher jetzt das letzte, entscheidende Rückgrat der US-Wirtschaft ist". Das sei eine "völlig absurde Idee, einfach weil die sinkende Produktion das Einkommen des Verbrauchers absenkt. Unter diesen Bedingungen braucht man immer neue Kredite, um höhere Verbraucherausgaben zu finanzieren." All jene europäischen Unternehmens- und Fondsmanager, die sich in den letzten Jahren auf amerikanische Aktien stürzten, um "eine Fahrkarte zu wunderbarem Wachstum und Gewinnen" zu kaufen, würden bald feststellen, daß sie in Wirklichkeit "eine Fahrkarte zur finanziellen Katastrophe" kauften. Richebächer sagt voraus: "Dem US-Dollar und den amerikanischen Finanztiteln - Aktien wie Anleihen - steht das Schicksal eines dramatischen Sturzes bevor. Dieser ist aus drei Gründen unausweichlich: dem riesigen Handelsbilanzdefizit, der riesigen Auslandsverschuldung und dem bevorstehenden endgültigen Zerplatzen der Phantasien von der Neuen Wirtschaft."

Avalon

mib - Mittwoch, 5. September 2001 - 18:55
"Dieser ist aus drei Gründen unausweichlich: dem riesigen Handelsbilanzdefizit, der riesigen Auslandsverschuldung und dem bevorstehenden endgültigen Zerplatzen der Phantasien von der Neuen Wirtschaft."

...irgendwie hoere ich die ersten zwei dieser drei Argumente seit fruehester Kindheit. :-)))
...und dennoch wird Bayern Muenchen (leider) immer wieder Meister. :-)))

diese ganzen doom'n'gloom-Untergangsszenarien sind wahrscheinlich genauso daneben wie die rosaroten Produktivitaets- und Gewinnwachstumsprognosen. Es kommen ein paar schwierige Jahre, wenn (WENN!) der US-Verbraucher ploetzlich anfangen sollte, zu sparen. Das tut er aber nicht (wetten?), - dann waer er naemlich kein "echter" Amerikaner... - der "echte" Amerikaner ist da eher Koelner ("ett haett noch emmer juut jejange"). :-)))

genug gekalauert...

Mib

aquamarin - Mittwoch, 5. September 2001 - 23:07
Zum dritten Grund eine Meinung aus berufenem Munde:

Datum: 05. Sep. 2001 Quelle: Flife - Team

Cisco-CEO Chambers rechnet mit drastischem Ausleseprozess

John Chambers, CEO von Cisco Systems Inc, rechnet, einen Tag nach Bekanntgabe der größten Fusion in der Geschichte der Computer-Industrie, mit einer weiteren Konsolidierung in dem Sektor. Die Rezession in diesem Bereich und Einsparungen bei den Ausgaben der Unternehmen werden seiner Ansicht nach zu einem drastischen Ausleseprozess führen.

Unternehmen die sich nicht an die neuen Marktbedingungen und an das schnelllebige Internet-Zeitalter anpassen könnten, werden nach Ansicht Chambers ganz einfach verschwinden. Chambers zeigte sich bei seiner Rede in Tokio davon überzeugt, dass die Hälfte der aktuell im Nasdaq-100 gelisteten Unternehmen in fünf Jahren nicht mehr existieren werden.

Aquamarin

mib - Donnerstag, 6. September 2001 - 03:01
ja - nur leider wurde dieses Zitat in nahezu allen Medien voellig aus dem Zusammenhang gerissen. Er hat das in Tokyo naemlich nicht in Zusammenhang mit einer Pleitenwelle gesagt, sondern im Zusammenhang mit der Uebernahme von Compaq durch Hewlett-Packard.

keep cool - Mib

j_r_ewing - Donnerstag, 6. September 2001 - 06:39
So, hier ein paar Stellungnahmen :

zu Avalon 27.8., 15:53 :

- Überbeleihungen von Immobilien im Boom sind eine negative Erscheinung, die aber alles andere als neu ist. Das hat diese Krise nicht erfunden. Interessant wäre, um wieviel stärker das jetzt auftritt. Darüber leider ein Wort.
- Ähnlich ist es mit der allg. privaten Verschuldung, hier speziell am Kreditkartenmißbrauch dargestellt. Hier heißt es immerhin: "doppelt so hoch wie vor zehn Jahren". Schaue ich aber genauer hin, sehe ich: "7 ,3 Billionen Dollar an Privatkrediten ". Auf jeden der ca 250 Mio Amerikaner (inkl. Säuglicnen usw.) entfielen somit durchschnittlch ca. 30 000 $. Zwei Minuten söäter: "8123 Dollar beträgt derzeit die durchschnittliche Pro-Kopf-Verschuldung von Amerikas Kreditkartenbesitzern" (OHNE Säuglinge usw.) Geht's noch schlampiger?
- Welche Auswirkungen hat das denn jetztalso ? Dazu: "Die Zahl der privaten
Konkurse schoss im ersten Quartal 2001 gegenüber dem Vorjahr um 17,5 Prozent nach oben."
Mit anderen Worten: nachdem der Nasdaq sich rund halbiert hat, sind gegenüber der Phase des rauschenden Exzesses gerade mal (mathematisch) popelige 17% mehr zu verzeichnen ??? Ich hätte vermutet : mehrere 100 % !!! Also wenn diese müde Reaktion auf die gewaltigste Geldvernichtung in der Geschichte alles ist - was macht man sich dann eigentlich diese Sorgen um die Börse und Rückwirkungen auf die Wirtschaft ??
- der Vergleich mit Japan ist so daneben wie immer. Japan hatte 30 Jahre lang unter der Lenkung des MITI eine künstliche halbmarktwirtshaftliche Dauerhausse, bei der zum Schluß wortwörtlich goldene Kloschüsseln eingebaut wurden und es schick war, seinen Reis mit Blattgoldblättchen an den Körnern zu essen. Mieten, Hotelzimmer, Preise (auch Bauplatz) waren zum Schluß weit höher als in Manhattan.
( - Vergleiche für Avalon lasse ich ab jetzt; vor dem Kern der Sache machst Du die Augen ja doch fest zu.)

zu mib 27.8. :

- "Wenn es jetzt schon im Focus steht, wie schlecht es um die USA bestellt ist, dann ist der bottom definitv erreicht!"
Ich fürchte, dieser Schluß hinkt sehr. Zum einen sagst Du ja selber, wie anders dort empfungen wird als hier. Zum anderen, fürchte ich, gehört zu einer richtigen Basis bei einem solchen Erdrutsch auch eine harte Ausschüttlungsphasem mit entsprechend hoher Volatilität - und die ist bisher leider von Ausschüttlungsniveaus weit entfernt...:
http://bigcharts.marketwatch.com/quickchart/quickchart.asp?symb=VIX&sid=0&o_symb=VIX&freq=2&time=20
- "videogames maker nicht - die stehen vor der "Mother of all Upswings")! " :
Das hast Du doch wahrscheinlich irgendwann begründet. Wann, bitte ?

zu Avalon 4.9. , 7:36 :

Ich glaube, da haben wir etwas aneinander vorbeigeredet: Ich bezog mich auf die Differenz zwischen Quartalsberichten und Proforma-Berichten, die in dem Artikel viele male erwähnt wurden; Du scheinst auf "ganz normales" Bücherfrisieren abzuzielen. Das hat es natürlich schon immer gegeben. Die Aussage des Beitrags ist wohl, daß es jetzt ins Kraut geschossen ist, mit Abstand am stärksten in 2000 : 70 Mrd gestrichen, das sind bezogen auf 70 + 550 (er nennt ja leider nur die Gewinne OHNE den Finanzsektor [warum eigentlich ?] ) 11%. In den Vorjahren weit weniger. (Wobei sicherlich auch die Dotcom-Absahnereien eine spürbare Rolle spielten.) Dazu kommen angeblich ja noch der Finanzsektor und die Gewinne aus dem Ausland, so daß es sich unterm Strich um einige wenige Prozent dreht. - Ist das aus Anlegersicht so dramatisch ? (Den Spruch vom 40 cent-Dollar finde ich jedenfall bescheuert.)
(Gedanke am Rande: Wenn Firmen konstant ihre Gewinne um sagen wir 100% zu hoch nennen würden, hätte das auf die GewinnENTWICKLUNG und damit auf die Bewegung der Börsenkurse keinen Einfluß, denn in jedem Vergleich kürzt es sich heraus.)

Da sind die Zahlen zur Gewinne-(nicht)-steigerung der letzten drei Jahre schon frappanter. 2000 wäre verständlich: da gab es Massen von übernommene Firmen mit abgestürzten Kursen und darauf Abschreibungen. In 98 und 99 gab es dagegen "Rückenwind" - das ist wirklich erstaunlich. (Könnte es hierfür "natürliche" Erklärungen geben ? in 99 gab es z.B. eine Zinsversteifung von 5,0 auf 6,8% im T-Bond; wenn eine Firma nun z.B. zu drei Vierteln fremdfinanziert ist bei einer Nettomarge von 5%...Man müßte mal die entsprechernden EBIT/EBITDA-Zahlen haben!) Ich traue mir hier kein bündiges Urteil zu. Daß in 2001 schließlich die Gewinne schrumpfen, ist ja wohl einsichtig: schließlich sind es gerade die Tech-Firmen, die Gewinnwachstum
viel höher beteiligt sind als am BSP, und gerade die sitzen derzeit bekanntlich in der Scheiße (übrigens z.T. auch schon 99) - von Abschreibungen auf Übernahmen mal ganz abgesehen.

Beim Thema Produktivität türmt sich allerdings bei ihm der Unsinn : "Ihre Kunstfertigkeit, selbst aus schlechten Nachrichten noch irgendetwas Positives für die Stimmung an der Börse herauszuquetschen, bewiesen die gängigen Finanzmedien sodann bei ihrer Darstellung der Produktivitätszahlen für das zweite Quartal 2001. Bei genauerem Hinsehen erweist sich der aufs Jahr hochgerechnete Anstieg um 2,8% (... )als simple Nebenwirkung des massiven Stellenabbaus, durch den die geleisteten Arbeitsstunden um 2,7% zurückgingen. Bei gleichzeitigem Nullwachstum der Wirtschaft steigt dann also das Verhältnis von "output" zu Arbeitsstunden leicht an. Und nichts anderes als dieses Verhältnis meinen wirtschaftliche Statistiken, wenn von Produktivität die Rede ist." - Genau: das Verhältnis von Erarbeitetem zum Aufwand verbessert sich - genau das ist die Aussage dieser Größe. Was soll daran nicht stimmen ? Was hat er da zu meckern ?

"Überhaupt muß es sich um eine seltsame Form von Produktivitätsschub handeln, wenn sich dieser nur im Dienstleistungssektor zeigt und die industriellen Sektoren völlig ausspart. So schrumpfte im zweiten Quartal die Wirtschaftsleistung im verarbeitenden Gewerbe noch etwas schneller (-5,8%) als die geleisteten Arbeitsstunden (-5,6%), so daß der offizielle Meßwert der Produktivität im zweiten Quartal sank." - Diesem "Experten" scheint nicht klar zu sein, daß es in der Rezession nun mal schwieriger ist, sich der Entwicklung anzupassen, als in der Expansion, da man seinen Overhead an mehr oder weniger festen Kosten nicht einfach so abstreifen kann: dies läuft naturgemäß zeitlich nach. Im gegenteil: hier zeigt such gerade die Stärke der Ami-Wirtschaft in der schnellen Reaktion, daß die Produktivität nicht noch mehr zurückblieb ! (vergleich das mal mt Japan, Avalon - merkste endlich was ?)

Aber die Galle hoch kommt mir, wenn ich den Schnösel da nöhlen höre: "(Produktivitäts-) Anstieg um 2,8% - an sich schon wenig aufregend": Kann der P..er nicht rechnen ? Ist ihm nicht klar, was "nicht aufregende" 2,8% pro Jahr bedeuten ??? Daß das nämlich in 25 Jahren einen Faktor 2 ergibt; auf gut deutsch, daß die nächste Generation - selbst wenn es mengenmäßig kein Fitzchen mehr geworden ist - zur Schaffung desselben Produktes nur noch den halben Aufwand braucht ?!!! Etwa in Form von Arbeitszeit ? - Das ist so das typische arrogante Geschiß von Leuten, denen es zu gut geht !!!

So, Schluß jetzt, es gibt auch noch andere Sachen auf der Welt zu erledigen. Diese Aufsatzschreiberei hält sowas von auf...!

Gruß
JR

avalon - Donnerstag, 6. September 2001 - 07:36
Danke JR, daß du dir so ausführlich die Mühe machst gegen diese worst case Szenarien anzugehen.

Sonst würde dies ein reiner Monolog Thread eines
überzeugten Bären.

Trotzdem - deine Argumente mögen ja weiterhin bei den Instis dafür sorgen nicht nach rechts und links zu schauen und Amiland somit zu schützen.

Aber wir wissen doch inzwischen, daß diese eine nervöse Herde Rinder sind.

Ich werde daher weiterhin die Risiken, die auch du nicht abstreiten kannst, überbewerten und die potenziellen Chancen unterbewerten.

Damit meine ich nicht allein die fundamentalen volkswirtschaflichen Risiken - schon das allseits bekannte Herdenverhalten der Instis kann irgendwann eine breite Flucht aus Amiland bewirken und das allein reicht schon um diese Volkswirtschaft für längere Zeit auf den Boden zu werfen.

Laurin:

Ich schätze durchaus solche Bewertungen eines "vor Ort ansässigen" - aber ich werde meine mühsam erarbeitete Kohle bestimmt nicht riskieren indem ich auf eine weiter ausufernde Verschuldung des amerikanischen Verbrauchers setze.

Dieser Strohhalm ist mir dann doch zu dünn.

Und all diese Hoffnungen, Versprechungen, Erwartungen, Lichtblicke, erste Anzeichen usw. - das ist mir in mitten einer harten Baisse ebenfalls zuwenig.

Was soll schon passieren ? schlimmstenfalls daß man etwas später die nächste Hausse mitmacht und eben nicht zum absoluten Tiefpunkt eingestiegen ist ?

Aber die Angst eine neue Hausse zu verpassen muß anscheinend derart ausgeprägt sein, viel ausgeprägter als die Angst vor Verlusten die meine Entscheidungen zu Zeit so stark prägt.
Ich kann das akzeptieren aber leider nicht verstehen.
Verluste sind doch viel schlimmer als entgangene Gewinne.

Ach so - ich vergaß - Verluste an der Börse sind ja nur auf dem Papier, die Aktien steigen ja langfristig immer nur............

Avalon

avalon - Donnerstag, 6. September 2001 - 11:07
Nicht schimpfen - dient nur zur Vervollständigung:

Blase der Konsumentenschulden kurz vor dem Platzen.

Während die Kapitalinvestitionen der US-Konzerne rapide zurückgehen, wird verzweifelt versucht, wenigstens die Konsumausgaben aufrechtzuerhalten,
weil sonst die gesamte Wirtschaft desintegrieren würde. Das Problem dabei ist, daß die Hypotheken- und Konsumentenschulden der amerikanischen
Privathaushalte bereits Rekordhöhen erreicht haben. Die vom Handelsministerium und der Zentralbank (Fed) veröffentlichen Zahlen und eigene
Schätzungen von EIR zeigen, wie massiv diese Schulden in den 90er Jahren gestiegen sind.
Nicht nur über eine wachsende Zahl von Kreditkarten und andere Formen des Konsumentenkredits, sondern auch mit Hilfe von Hypothekenkrediten wurde
das sinkende Realeinkommen der US-Haushalte ausgeglichen, indem Hypotheken in wachsenden Maße dazu benutzt wurden, den normalen Bedarf an
Nahrungsmitteln, Kleidung oder anderen Konsumgütern zu decken. Nur auf diese Weise wurden die Konsumausgaben aufrechterhalten.

Die Statistiken zeigen, daß die Hypothekenschulden amerikanischer Haushalte zwischen 1990 und 2000 von 2,53 Billionen Dollar auf 5,0 Bio.$ stiegen;
sich also fast verdoppelt haben. Die Konsumentenkredite stiegen von 805 Mrd.$ auf 1,57 Bio.$. Hypotheken- und Konsumentenschulden stiegen
zusammen also von 3,34 Bio.$ auf 6,57 Bio.$ - ein Anstieg um 3,23 Billionen Dollar, womit nicht nur Eigenheime, sondern immer mehr andere
Konsumausgaben finanziert wurden. Allein im ersten Quartal 2001 stiegen die Hypotheken- und Konsumentenschulden um 79 Mrd.$.

Die Explosion der Haushaltsschulden bzw. der Schuldendienste belastet die privaten Haushalte und reduziert so den realen Lebensstandard immer mehr.
Die folgende Tabelle vergleicht die Summe der Hypotheken- und Konsumentenschulden mit der Summe von Löhnen und Gehältern:

Explosion der Haushaltsschulden
im Vergleich zu Löhnen und Gehältern (in Mrd.$)

Schulden Löhne Verhältniss
1955 130.4 212.1 0.61
1960 202.0 272.8 0.74
1970 422.7 551.5 0.77
1980 1,289.9 1,377.4 0.94
1990 3,337.4 2,754.6 1.21
2000 6,671.4 4,837.2 1.36


Die Tabelle zeigt, daß 1955 die Schuldenlast der Privathaushalte nur 61% der Löhne und Gehälter entsprach (Verhältnis von 0,61). Erst 1985 übertraf die
Summe der Hypotheken- und Konsumentenschulden die Summe der Löhne und Gehälter. Heute liegt das Verhältnis bei 1,36 - die Schulden haben sich
also relativ zum Einkommen mehr als verdoppelt.

Diese Schulden sind eine enorme Last. Nach Angaben des US-Handelsministeriums verwenden die Haushalte rund 35-40% ihres persönlichen
Einkommens dazu, Hypotheken- oder Konsumentenkredite zu bedienen. Wir schätzen, daß rund 40-50% der Löhne und Gehälter zur Bedienung von
Hypotheken- und Konsumentenkrediten gebraucht werden. Dieser Prozeß hat eine physische Grenze: Die Haushalte nehmen enorme Schulden auf, nur
um "am Leben zu bleiben" - doch die wachsende Schuldenlast senkt den Lebensstandard und macht die Schulden unbezahlbar.

In dieser Lage lassen sich Verschuldung der Privathaushalte und damit Aufrechterhaltung der Konsumausgaben nur noch mit besonderen Tricks weiter
steigern. Die jüngste zu diesem Zweck entwickelte Technik ist die sog. "Auszahlungs-Refinanzierung" von Hypothekenkrediten: Seit die Aktienmärkte im
März 2000 abzustürzen begannen, haben viele Investoren ihr Geld aus den Aktienmärkten herausgenommen und in Immobilien investiert. Daher ist die
11-Mrd.$-Immobilienblase der USA größer als je zuvor - und ihr Platzen steht noch bevor. Die Preise von Eigenheimen stiegen letztes Jahr um 8,9% - der
größte Anstieg seit 1979; mit steigenden Immobilienpreisen steigt der von Banken gewährte Hypothekenkredit. Die "Auszahlungs-Refinanzierung", die es
zwar schon früher gab, die sich jetzt aber zu einer wahren Epidemie entwickelt hat, bedeutet, daß der Hausbesitzer eine neue, höhere Hypothek auf sein
Haus aufnimmt, die dann dazu verwendet wird, die alte, kleinere Hypothek zurückzuzahlen. Den Rest bekommt er von der Bank bar ausgezahlt. Man
schätzt, daß in den ersten sechs Monaten Hypotheken im Umfang von 495 Mrd.$ refinanziert wurden und die Konsumenten hiervon nach Rückzahlung der
alten Hypotheken und weiterer Schulden 33 Mrd.$ einbehielten. Natürlich vergrößert dies die Hypothekenschulden der Privathaushalte - mit verheerenden
Konsequenzen für letztere, wenn die Immobilienblase platzt.

Doch geht es bei diesem Hypothekentrick außer dem Versuch, die Konsumausgaben aufrechtzuerhalten, noch um etwas anderes: Verläßlichen Quellen
aus Bankenkreisen zufolge hat Fed-Chef Greenspan trotz seiner öffentlichen Erklärungen, alles sei "in Ordnung", panische Angst, daß die Blase der
Konsumentenschulden unkontrolliert platzen könnte. Diese Angst rührt daher, daß die ständigen Entlassungswellen in verschiedensten
Wirtschaftsbereichen zur Senkung des verfügbaren Einkommens der Konsumenten führt, was den Billionenberg ihrer Kreditkarten- und sonstigen
Schulden unmittelbar gefährdet.

Mehrere Banken haben besondere Arbeitsgruppen gebildet, um - u.a. durch Verhandlungen über Vereinbarungen zum Erlaß bzw. zur Umstrukturierung
dieser ungesicherten Schulden - mit dieser Krise umzugehen. Das Problem wird noch verstärkt durch die Bündelung der Konsumentenkredite in
Derivatpapiere, die wiederum dazu benutzt wurden, die miserable Lage der im Grunde bankrotten Banken - einschließlich solcher Megabanken wie der
Citibank - aufzubessern.

Wenn zuviele Schulden abgeschrieben werden und sich der schon jetzt zunehmende Trend zur Zahlungsunfähigkeit auf diese Schulden verstärkt, wäre
Greenspan mit der Aussicht auf einen baldigen Kollaps der Banken und mit der Notwendigkeit von Rettungsaktionen konfrontiert, neben denen sich die
Argentinienkrise wie ein Kinderspiel ausnimmt. Mit den "Auszahlungs-Refinanzierungen" fördert Greenspan den Versuch, einige Billionen Dollar in das
Bankensystem hineinzupumpen. Durch diesen Trick werden bisher ungesicherte Kreditkartenschulden in "abgesicherte" Immobilienkredite umgewandelt.


Kommentar:

Auch wieder so ein polemischer Artikel - bankrotte Megabanken wie die Citi usw. - das ist natürlich Quatsch.

Aber eines ist Fakt - mit den Banken steht oder fällt jeder Index, es geht nicht darum ob deswegen ein oder zwei schlechte Börsenjahre anstehen könnten - wenn die Banken voll mit faulen Krediten sind und sich dies
in den Köpfen etabliert kommt kein großer Index mehr auf die Füße, auch ein Dow Jones nicht.

Wie gesagt - die Frage ist deshalb gar nicht ob alles wirklich so schlimm kommt sondern ob das große Geld dies evtl. zum Thema macht und sich die Herde deshalb auf der Suche nach sichereren Gefilden in Bewegung setzt.

Das würde schon reichen um dann letztendlich doch den worst case auszulösen.

Denn noch niemals in der jüngeren Geschichte war so eine große Volkswirtschaft derart von Aktienkursen abhängig.

Avalon

mib - Donnerstag, 6. September 2001 - 15:21
@JR:
- das mit dem Focus ist mit einem leichten ;-) zu sehen...
- video game makers: Sony PS2, Microsoft Xbox, Nintendo gamecube - alle werden in den naechsten 6 Monaten am Markt sein und von einer milliardenschweren Werbekampagne begleitet...

@Avalon:
ich haenge mein sauerverdientes auch nicht an die Hoffnung auf die US-Amerikaner... aber ich habe halt manchmal das Gefuehl, etwas gegensteuern zu muessen. Zum Thema hohe PE im S&P500: wenn man die Ciscos dieser Welt rausstreicht (ueber deren Bewertung sind wir uns ja sowieso einig - Krispy Creme ist noch viel irrsinniger), dann sitzt der S&P bei ca. PE 15 (und es gibt viele Unternehmen - natuerlich keine high-techs - , die sehr viel niedriger bewertet sind!).

Gruss - Mib

stephan - Donnerstag, 6. September 2001 - 19:57
Ich bin übrigens der Meinung das die Baisse nun Ihr Ende findet.

Ich kenne jetzt schon einige Freunde die eine Aktienquote von 0% haben und dafür mit Puts rumspielen. Das könnte genauso tötlich seien wie ein Technologieanteil im März 2000 von 100%, aber auf mich hört ja keiner...

mib - Donnerstag, 6. September 2001 - 20:01
...doch - ich hoer auf dich... auch wenn's heute wieder schwer faellt.

...aber Avalon hat voellig recht, wenn es erst aufspringt, wenn der Zug richtig faehrt. Cash ist King und wenn die Rally (irgendwann in diesem Jahrzehnt) losgeht, dann wird es noch genug Nachzuegler geben, mit denen sich viel Geld verdienen laesst.

Mib

mib - Donnerstag, 6. September 2001 - 23:41
briefing.com:
"
14:31 ET Day Trader : : It has become a race to the bottom in the technology sector, as the house of cards upon which tech was built has come tumbling down. Although traders have attempted to game the space all the way down (by playing against short-sellers who thought they had conviction but were unable to stomach the pain of a 50% bounce), we haven't come across many outright bulls in some time. The migration out of all things tech was a trend that this column highlighted at the very beginning of the year... "So what to do in 2001? Time to broaden out my friends. While tech will continue to attract day traders, flow of institutional dollars into more traditional investments will severely reduce liquidity in the space. Another negative is that slowing IT spending will make sector more vulnerable to earnings growth disappointments, which will weigh heavily on the stocks for the next several warnings seasons and going into each earnings report." (see Jan. 4 Day Trader)... The regurgitation of merchandise currently being witnessed within the mutual fund complex is just the type of action that those with cash should want to see. The "tech is dead" psychology that has finally reached fund managers will soon lead to equities being deeply oversold and, more important, sold out. But just as tech-focused funds finally give up the ghost, the hedge fund crowd (that has been short most of the year) is beginning to devote resources to identifying the battery of now single-digit, former highfliers that have the cash to weather the downturn, and the business model to resume growth in the next upturn. The turnaround play is where the real money will be made over the next three years. We are waiting for a tax-loss selling washout to occur before rolling over the bodies. -- Damon Southward, Briefing.com
"

...und darauf warte ich auch bei z.B. AETH, LMNE, MRVC, ...

Mib

j_r_ewing - Freitag, 7. September 2001 - 05:57
Spontan fällt mir zweierlei ein:
Was ist mit den Gebirgen von Geld, die - wie ich höre - auf Money Funds liegen ?
Wem gehören die, wenn die Amis doch so verschulgdet sind ? Europa ist nicht in Schwung, Japan liegt darnieder, der Ölpreis dümpelt - also keine Petro-Dollars, mit Gold war kei Geschäft zu machen, und Milosevic oder China können es wohl kaum gewesen sein...

Zweitens: Das mit der Frist für Steuerverkäufe würde ich dieses Jahr gerne mal richtig erfahren, denn es könnte wichtig sein ! Letztes Jahr hörte ich davon; dann aber auch, daß es Für Privatleute nicht gelte, und dann wurde es auch für Fonds in Frage gestellt. Weiß jemand Verläßliches ?

Gruß
JR

avalon - Freitag, 7. September 2001 - 07:00
Wem dieses Geld gehört ?

Na da sage ich mal provokatorisch den Gewinnern aus 2000 natürlich - schließlich wird an der Börse kein Geld vernichtet sondern nur umverteilt.

Brauche ja nur mein eigenes Tagesgeldkonto anschauen....."g"

Nein, natürlich sind es auch viele verwundete Anleger, die trotzdem irgendwann wieder in den Markt wollen, keine Frage.

Aber vermutlich geht es auch vielen dieser Cashholder ähnlich wie mir - kein Performancedruck in 2001 weil 2000 nun mal so ein Rekordjahr war, daher lieber warten bis eine richtige Verbesserung der Lage eingetreten ist und man nicht nur auf "Lichtblicke, Hoffnungen usw."
glauben braucht.

Aber mit der Verschuldung des amerik. Verbrauchers hat das nun wirklich gar nichts zu tun !

Avalon

j_r_ewing - Freitag, 7. September 2001 - 07:11
Wieso nicht ? Wie kann der arme hochverschuldete amer. Verbraucher noch so viel Knete über haben ??

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 7. September 2001