Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: NEMAX: Archivierte Beiträge bis 27. August 2001
j_r_ewing - Montag, 9. Juli 2001 - 14:18
Dünnbier. Daß momentan Pessimismus vorherrscht, ist bekannt, und auch ganz gut (Contrarian), aber mehr sagt er eigentlich nicht aus, und das auch wenig griffig - und darüberhinaus eigentlich nix. (nur DAX deutlich höher Ende 01). Ziemllich wenig.

Seht auf den Nasdaq - da wird die Musik gemacht! Und da ist heute Bruchtest (und wenn nicht heute, ann in den nächsten Tagen). DA entscheidet es sich !

chinaman - Dienstag, 10. Juli 2001 - 10:08
HANDELSBLATT, Dienstag, 10. Juli 2001


Aktionärsschützer fordern Verbannung von "Pennystocks"


Unternehmen denken über Abschied vom Neuen Markt nach


Angesichts des massiven Vertrauensverlustes am Neuen Markt erwägen nach Informationen der "Berliner Zeitung" (Dienstagsausgabe) erste Firmen, das Marktsegment zu verlassen, um den eigenen Ruf nicht zu gefährden. Zugleich forderten Anlegerschützer, die sogenannten Pennystocks - Aktien mit einem Kurs unter einem Euro - zu verbannen.



vwd FRANKFURT. Der Finanzvorstand von Singulus Technologies AG, Kahl am Main, Christian Holtmann, sagte dem Blatt: "Wir führen darüber bereits intensive Diskussionen". Den Kurseinbruch der Singulus-Aktie der vergangenen Monate führte Holtmann im wesentlichen auf die Zugehörigkeit zum Neuen Markt zurück.

Im vergangenen Jahr hatte die Aktie einen Höchststand von 74 Euro erreicht. Am Montag notierte sie um 23 Euro. "Wir werden mit der Deutschen Börse AG sprechen und klar zum Ausdruck geben, dass die Rahmenbedingungen am Neuen Markt für uns unakzeptabel geworden sind", so Holtmann. Es seien viel zu viele schlechte Unternehmen am Markt, die für das Image verheerend seien. "Der Vertrauensverlust darf nicht zu weit gehen", warnte Holtmann. Als Alternative für Singulus komme der MDax oder aber auch die amerikanische Technologiebörse Nasdaq in Betracht. Auch die MobilCom AG, Büdelsdorf, hat bereits mit dem Ausstieg aus dem Neuen Markt gedroht.

Einer drohenden Abwanderungswelle am Neuen Markt sieht die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mit Sorgen entgegen: "Das wäre der Tod des Neuen Marktes", sagte DSW-Sprecherin Petra Krüll der "Berliner Zeitung". Um dies zu verhindern, müssten zunächst die Pennystocks verbannt werden: "Wir würden es für eine gute Lösung halten", so Krüll. Für den Neuen Markt sei es "höchste Zeit, dass die Börse neue Regeln schafft", sagte auch Reinhild Keitel, Vorstandsmitglied der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) der "Berliner Zeitung". Für die Pennystocks sei eine ähnliche Regelung wie an der Nasdaq anzustreben, wo Aktien, die 30 Tage lang zu Kursen unter einem US-Dollar gehandelt werden, einen Warnschuss bekommen und dann weitere 90 Tage lang auf eine Beobachtungsliste kommen.

j_r_ewing - Dienstag, 10. Juli 2001 - 17:10
Also wenn ich das so lese, überkommt mich der Brechreiz !

Singulus: ja, schon an sich eine gute Firma, die ein besseres Umfeld verdient hat - aber was hat diese relativ kleine Klitsche im MDAX verloren ?? Und im Nasdaq : nicht nur daß ihnen da eine ganze Menge Käufer wegen höherer Spesen verloren gehen - dort werden sie genauso im Staub des Vergessens untergehen wie Rofin-Sinar, weil die Amis sich um einen kleinen Auslandswert einen Dreck scheren werden - die haben Tausende von eigenen Kleinfirmen, wer soll da von Singulus auch nur den Namen behalten? Dazu noch der Ausländer-Abschlag - ich glaube, bei den Fonds gibt es da sogar gewisse Kaufverbote, zumindest für die Alterssicherungsfonds ! Denkt bei Singulus eigentlich jemand ? Was werden wir demnächst lesen müssen - Bewerbung um Aufnaheme in den DAX ???

Und gar die Mogelcom - nee, da wäre ein Ausstieg aus dem NM nun wirklich in jedermanns Interesse, - bloß: wohin mit denen ? DAS Segment muß erst noch geschaffen werden !

Auch die Absonderungen der Verbände glänzen nicht gerade vor Verstand. Da hilft auch der Verweis auf die Nasdaq nicht, die da ebenfalls ein eingebautes Fairness-Problem hat.
Denn der Vertrauensverlust kommt ja wohl nicht von der Niedrigen Kurshöhe in Euro, sondern von den verlogenen bis größenwahnsinnigen Prognosen ! Dementsprechend sollte nicht mangelnde Kurshöhe bestraft werden (das kann leicht "unschuldige" Firmen treffen, während die vollmundigsten Lügenfirmen sich noch oberhalb der Grenze halten), sondern man sollte AN DER WURZEL ansetzen !!! Etwa so :
Zu jedem Quartal muß nicht nur ein ausführlicher Bericht abgeliefert werden, sondern auch eine Prognose der (inneren) Umsatzentwicklung für das nächste Quartal oder die kommenden 12 Monate. Bleibt das Ergebnis nicht über der Prognose minus soundsoviel Toleranz-Prozent, erfolgt Rausschmiß. DAS würde das Problem schlagartig lösen !

Glückauf!
JR

strolch - Donnerstag, 12. Juli 2001 - 09:08
Jetzt tut sich anscheinend wirklich bald was in Sachen Regeländerung am Neuen Markt:

Frankfurt/Main - Angesichts schwindenden Anlegervertrauens in den Neuen Markt will die Frankfurter Deutsche Börse AG jetzt Gegenmaßnahmen ergreifen: Die Billigaktien - sogenannte "Pennystocks" - mit einem Kurswert im Pfennigbereich sollen aus dem Neuen Markt geworfen werden. "Die Deutsche Börse will das Regelwerk des Neuen Marktes entsprechend erweitern", sagte ein Börsensprecher am Mittwoch in Frankfurt am Main. Zudem drohe auch den von Insolvenz bedrohten Unternehmen das Börsenaus. Die Betreibergesellschaft des Neuen Marktes reagiere damit auf die Kritik von Unternehmen, Aktionärsschützern, Fondsmanagern und Analysten.


Diese forderten schon seit längerem die Verbannung der "Pennystocks" vom Neuen Markt, um das erschütterte Vertrauen der Anleger in den Markt wiederherzustellen. In welcher Form der Ausschluss von Unternehmen aus dem Markt künftig möglich sein wird, will die Börse noch klären : "In einer endgültigen Absprache mit den Marktteilnehmern", wie es heißt. Auch müsse rechtlich noch geprüft werden, wann der Ausschluss möglich sei. Von den 343 Unternehmen am Neuen Markt kosteten zuletzt gut zwei Dutzend weniger als einen Euro. Über 150 Unternehmen liegen derzeit unter der Schwelle von fünf Euro.


Nasdaq als Vorbild für Neuen Markt

Vorbild für die Regelung am Neuen Markt könnte der "Große Bruder" die US-Technologiebörse Nasdaq sein. Dort werden Titel aus dem Handel genommen, die länger als 30 Tage unter einem US-Dollar notieren. Ein Nasdaq-Wert steht in den USA unter ständiger Beobachtung. Tag für Tag durchforstet der US-Börsencomputer die Kurse der rund 5.000 Titel und sucht nach Aktien, die unter einem Dollar notieren. Wird der Rechner fündig, bekommt das Management des betroffenen Unternehmens einen Blauen Brief mit der Aufforderung gegenzusteuern. Von nun beginnt ein Wettlauf gegen die Uhr: Denn nur 90 Tage haben die Unternehmen Zeit, um ihren Verbleib auf dem Kurszettel zu sichern.


Nur wenn das Unternehmen es schafft, an zehn aufeinander folgenden Handelstagen über das vorgegebene Limit zu kommen, ist es aus dem Schneider. Gelingt dies nicht, wird das Unternehmen über den unmittelbar bevorstehenden Rauswurf informiert. Das Management hat dann sieben Tage Zeit, um eine Anhörung zu seinem Fall zu beantragen und das so genannte Delisting zu verhindern. Die Kommission kann in seltenen Ausnahmefällen eine befristete Weiternotierung erlauben. Diese wird aber nur unter strengen Auflagen erlaubt. Im vergangenen Jahr flogen insgesamt 240 Unternehmen aus dem US-High-Tech-Markt.

Auch an der Nasdaq immer mehr "Delistings"

Auch die Nasdaq schließt immer mehr Unternehmen vom Handel aus. In diesem Jahr dürfte diese Zahl der Delistings nach Expertenmeinung deutlich überschritten werden: Allein bis Mai mussten bereits 205 Unternehmen die Nasdaq verlassen. Nicht alle Delistings erfolgten allerdings auf Grund des Unterschreitens der Ein-Dollar-Marke. Auch Verstöße gegen die Vorgabe, Bilanzen rechtzeitig vorzulegen, sowie Insolvenzen führen zur Herausnahme aus dem Handel.


Die Deutsche Börse war in den vergangenen Wochen durch immer neue Tiefstände am Neuen Markt unter Druck geraten, ihr Regelwerk zu verschärfen. Nach Angaben der "Financial Times Deutschland" häuften sich bei der Betreibergesellschaft die Beschwerden von Unternehmen, die durch die Pennystocks ihre eigene Position im Handel gefährdet sehen. Wie die Münchner Zeitschrift "Focus Money" in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet, denken acht im Nemax-50-Index notierte Unternehmen über einen Rückzug aus diesem Segment nach. Nach einer Umfrage des Wirtschaftsmagazin wollen sich Singulus, ACG, Biodata, CE Consumer, D. Logistics, Highlight, MobilCom und Telegate möglicherweise in Börsensegmente wie MDAX, SDAX oder Nasdaq wechseln. Man wolle nicht länger "mit den schwarzen Schafen am Neuen Markt in Sippenhaft genommen werden", berichtet "Focus Money".

j_r_ewing - Donnerstag, 12. Juli 2001 - 15:50
Na großartig - jetzt sollen die Zombies also getilgt werden, NACHDEM sie sschließlich von der 'Gemeinde als Luftblasen erkannt worden und daraufhin kursmäßig abgenippelt sind - also wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Reife Leistung, Deutsche Börse !! Man hängt sich einfach ängstlich an die schlechte Regelung beim "großen Bruder" Nasdaq, um überhaupt was vorweisen zu können, statt mal selber ein paar eigene graue Zellen zu bemühen - oder hat man keine ? Oder wird Anlegerschutz hier einfach nicht GEWOLLT ??? Will man sich diew Umsätze mit den Zombies noch Monate länger erhalten ?

stw - Mittwoch, 25. Juli 2001 - 00:27
Na das überrascht mich aber doch:

Die Liquiditätsquote bei den Fonds ist lt. vwd Ende Juni auf den tiefsten Stand dieses Jahres gefallen. Dies ist das Ergebnis einer neue Untersuchung, in der die Liquidität von 20 Fonds der Gesellschaften DWS, Adig, Schroders, Julius Bär und Union Investment untersucht wurden. Damit werden die Fonds in den kommenden Wochen eher Liquidität aufbauen müssen statt die Kurse mit Käufen zu stützen...

Da die Fonds in den letzten Wochen sicherlich in erster Linie unter den Verkäufern zu finden waren, zeigt die Entwicklung der Liquiditätsreserven, dass die Fonds wohl mit erheblichen Mittelabflüssen zu kämpfen haben momentan. Das widerum ist ein Zeichen für den großen Pessimismus derzeit, so etwas höre ich eigentlich ganz gerne... es gibt halt auch hier 2 Seiten der Medaille.

:-) stw

j_r_ewing - Mittwoch, 25. Juli 2001 - 02:12
Ja - nur was Du eigentlich gern hättest, ist Pessimismus OHNE Mittelabzug ! Aber wenn die Fonds mit dem Rücken zur Wand stehen, bringt sie schon der kleinste Abzug in Zugzwang. Da braucht es ersst einmal den Marktdreh!

Nach wie vor läuft da ohne eine stabilisierte Nasdaq gar nix. Und da sieht's grad heute ungut aus...

stw - Freitag, 3. August 2001 - 23:05
Ich habe gerade eben seit langer Zeit mal wieder bei NTV diese Telefonfragestunde in der Telebörse zu den NEMAX50-Werten gesehen. Da hatten Sie einen "Experten" von Going-Public, der war wirklich eine Show... so etwas peinliches, hat das einer von Euch gesehen? Es ist wirklich reine Zeitverschwendung, irgendwelche Publikationen solcher Möchtegern-Analysten anzusehen... mannomann...

:-) stw

stw - Freitag, 3. August 2001 - 23:39
Nachdem dieser "Experte" von Going-Public es geschafft hat, in 45 Minuten fast alle NEMAX50-Titel zu besprechen, wollte ich dem nicht nachstehen und habe mir wieder mal überblicksweise in einer knappen Stunde sämtliche Titel des NEMAX50 kurz angesehen. Mein Ergebnis ist ernüchternd und lässt nichts Gutes für den Gesamtindex erwarten. Ich halte lediglich die folgenden Werte für aussichtsreich:

- BB Biotech (obwohl ich da eher für einen guten Bio-Tech-Fonds bin)
- Highlight (bin ich eh schon drin)
- Kontron
- Pfeiffer Vacuum
- Senator

Das sind also nur 5 Werte, weitere ca. 10 Werte wären für mich eine Halteposition, von allem anderen würde ich mich fernhalten... wenn es also stimmt, dass die Instis am Neuen Markt sich zukünftig noch mehr auf die NEMAX50-Titel beschränken werden (alles andere ist mittlerweile ohnehin fast zu mickrig in der Kapitalisierung), dann weiß ich nicht, woher ein nachhaltiger marktbreiter Aufschwung kommen sollte. Gerechtfertigt wäre der jedenfalls wirklich nicht.

Umso wichtiger erscheint mir auch in Zukunft das Stock-Picking und ich hoffe, dass wir da gemeinsam bald wieder etwas engagierter als in den letzten Wochen zur Sache gehen werden. Ich persönlich werde mich also wohl mal etwa näher um Kontron, Pfeiffer und Senator kümmern müssen...

:-) stw

P.S. Zu welchen Favoriten im NEMAX50 kommt ihr bei einer Kurz-Analyse aller Werte ?

laurin - Samstag, 4. August 2001 - 22:14
Medion, Teleplan, Kontron, Qiagen, BB Biotech, vielleicht Pfeiffer ...

chinaman - Montag, 6. August 2001 - 20:28
Aktionärsschutz

2001 wird das Börsenjahr der größten Geldvernichtung

Das Jahr 2001 wird nach Einschätzung von Aktionärsschützern zu den schwärzesten Kapiteln der Börsengeschichte zählen. „2001 geht als das Jahr der größten Kapitalvernichtung in die Annalen der Börse ein“, sagte der Vorsitzende der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK), Klaus Schneider.

Zu den größten Sündern unter den deutschen Unternehmen gehört laut SdK die Deutsche Telekom mit einer „Wertvernichtung“ von gigantischen 200 Milliarden Euro (391 Mrd DM) binnen Jahresfrist. Aber auch der
Stuttgarter Autoriese DaimlerChrysler habe sich - trotz des stabilen Aktienkurses in diesem Jahr - in der Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert. Anstatt die von Vorstandschef Jürgen Schrempp einst versprochenen Erfolge einer „Welt AG“ zu ernten, habe der Konzern nach der Fusion mit Chrysler gut 50 Milliarden Euro Börsenwert verloren.

Ungleich brisanter sehen die Aktionärsschützer jedoch die
Situation am krisengeschüttelten Neuen Markt der Börse. Dem ehemals hochgejubelten Segment für angebliche Wachstumswerte droht nach Einschätzung der SdK sogar der Absturz in die „Bedeutungslosigkeit“.
Nach dem inzwischen drastischen Kursrutsch sei kaum mehr mit einer nachhaltigen Erholung zu rechnen, urteilte SdK-Vize Markus Straub. Privatanleger warteten nur auf eine erste Kurserholung, um erlittene
Verluste durch schnelle Aktienverkäufe zu begrenzen. Professionelle Investoren könnten wegen der niedrigen Umsätze und schlechten Aktien-Bewertungen ohnehin kaum noch in den Neuen Markt investieren.

Von den heute 342 Firmen notieren weniger als ein Fünftel noch über ihrem Aktienkurs bei Börsenstart. Der Kursrutsch des Index für den Gesamtmarkt Nemax All Share seit seinem historischen Höchststand mit 8559 Punkten am 10. März vergangenen Jahres beträgt rund 85 Prozent. Die zum damaligen Zeitpunkt am Neuen Markt vertretenen 226 Firmen kommen nach SdK-Berechnung nur noch auf einen Börsenwert von zusammen 30 Milliarden Euro - nach 234 Milliarden Euro im März 2000.

Der Neue Markt werde noch viele Jahre brauchen, um sich von diesem Kursdesaster auch nur annähernd zu erholen, glaubt Straub. Auch die jüngsten Sanktionsmaßnahmen der Deutsche Börse AG dürften daran nichts ändern. „Damit ist niemandem geholfen“, sagte er.

Ohnehin seien die eingeleiteten Schritte, wie der drohende Rauswurf von Billigwerten, nur kosmetischer Natur. Nach Meinung der SdK hat es der Börsenvorstand schon im Vorfeld versäumt, ein schärferes Regelwerk mit entsprechenden Strafen zu etablieren.

Die Skandale am Neuen Markt haben die SdK erstmals veranlasst, selbst Strafanzeigen zu erstatten. Dabei geht es um den Verdacht des Kursbetrugs, die Verbreitung falscher Unternehmensnachrichten sowie illegale Börsengeschäfte zum eigenen Vorteil. Namentlich streitet sich die SdK unter anderem mit Infomatec, EM.TV, Metabox sowie der CAA AG. Schadensersatzklagen gegen die Firmen oder deren Vorstände räumt die SdK allerdings selbst nahezu keine Chancen ein. Die Beweislast liege in Deutschland fast ausschließlich auf Seiten der Anleger, so dass die Erfolgsaussichten bei einem Prozess praktisch gegen Null gingen. „Da wirft man schlechtem Geld höchstens noch gutes Geld hinterher.“

j_r_ewing - Donnerstag, 9. August 2001 - 15:13
an stw:
" - BB Biotech (obwohl ich da eher für einen guten Bio-Tech-Fonds bin)"

Also MEIN Eindruck von dieser Szene ist, daß BB B vom Management her noch so ziemlich der beste "Fond" dabei ist. Was gefällt Dir daran denn nicht?
Allerdings ist mir dieser ganze Sektor eh etwas suspekt. Vor allem bewertungsmäßig - da tummeln sich für meinen Geschmack zu viele Traum(ver)käufer! (Gilt auch noch als der letzte Strohhalm im Wachstumssektor - da rieche ich noch Korrekturbedarf!)

Gruß
JR

stw - Dienstag, 14. August 2001 - 19:06
Streichen wir also Senator von meiner NEMAX50-Watchlist, dann verbleiben nur noch:

- BB Biotech
- Highlight (bin ich eh schon drin)
- Kontron
- Pfeiffer Vacuum

Ganz schön wenige Gelegenheiten, wenn man bedenkt, wo der Index steht...

:-) stw

stw - Dienstag, 14. August 2001 - 19:09
"daß BB B vom Management her noch so ziemlich der beste "Fond" dabei ist. Was gefällt Dir daran denn nicht?"

Ich hab keine Ahnung von BB Biotech. Bin selbst überhaupt nicht in Biotech investiert, da ich dort noch immer größere Korrekturpotentiele nach unten sehe. Der DWS Biotech0 -Fonds wird immer wieder empfohlen und soll ein sehr gutes Management haben, aber ob der langfristig aussichtsreicher ist als BB Biotech: keine Ahnung...

:-) stw

mib - Dienstag, 14. August 2001 - 22:30
gibt es eigentlich Fonds, die sich auf Generika-Unternehmen (MYL, BRL, ALO, etc.) spezialisiert haben?

Gruss - Mib

chinaman - Donnerstag, 16. August 2001 - 19:37
Delisting: Foris ebnet den Weg für Pennystocks

Der Prozessfinanzierer erstreitet einen Etappensieg gegen die neuen Regeln am Neuen Markt

Foris hat es geschafft - zumindest teilweise. Die Delisting-Regeln der Deutschen Börse AG haben ihren ersten herben Rückschlag erlitten. Das Landgericht Frankfurt erteilte Foris eine Sondergenehmigung und hat damit den Weg für andere Unternehmen frei gemacht.

Die Foris AG hat vor dem Frankfurter Landgericht erwirkt, dass die vor rund einem Monat beschlossenen Delisting-Regeln der Deutschen Börse für das Unternehmen erst ab dem 1. April des kommenden Jahres gelten. Damit gaben die Richter dem Antrag des Prozessfinanzierers nur teilweise statt, der einen Aufschub für alle Unternehmen bis zum 1. Oktober 2002 forderte.

Foris könne nicht im Namen aller am Neuen Markt notierten Unternehmen sprechen, erklären die Richter in der Begründung. Allerdings räumte man ein, dass die Deutsche Börse AG mit ihrem Beschluss die organisatorischen Bedürfnisse der Foris AG unberücksichtigt gelassen habe. Den geforderten Aufschub bis Herbst kommenden Jahres empfand das Gericht allerdings als zu lange.

Dennoch öffnet das Urteil den von der Delisting-Regel betroffenen Unternehmen Tür und Tor. Zwar will der vorsitzende Richter Thomas Kehren den Beschluss nicht als Musterprozess verstanden wissen und verweist darauf, dass es „eine Angelegenheit zwischen den beiden Unternehmen“ ist. In naher Zukunft dürften die „Pennystock-Unternehmen“ allerdings in Foris’ Fußstapfen treten. Das bestätigt auch Foris-Anwältin Katrin Burckhardt in Agenturmeldungen. „Das Urteil ist eine Aufforderung an andere Unternehmen, gegen die Börse vorzugehen.“

Die Deutsche Börse AG sieht sich in einer ersten Stellungnahme durch das Landgericht Frankfurt bestätigt. Man werde die Regeln wie geplant am 1. Oktober in Kraft setzen. Darüber hinaus werde man Berufung gegen die Ausnahme-Regelung für Foris einlegen.

Die neue Meßlatte in den Delisting-Regeln liegt bei 20 Mio. Euro für die Marktkapitalisierung und bei einem Euro für den Börsenkurs. Unterschreitet ein Unternehmen beide Werte an 30 aufeinander folgenden Börsentagen und übertrifft beide Werte an den darauffolgenden 90 Tagen nicht an mindestens 15 aufeinanderfolgenden Börsentagen, schließt die Deutsche Börse das Unternehmen aus dem Neuen Markt aus. Der Ausschluss erfolgt dann einen Monat nach Bekanntmachung durch die Deutsche Börse. Darüber hinaus werden insolvente Unternehmen einen Monat nach Bekanntgabe der Zahlungsunfähigkeit aus dem Neuen Markt geschmissen. Dieser Punkt war allerdings nicht Gegenstand des Verfahrens.

Autor: Robert Sopella, 18:44 16.08.01

stw - Sonntag, 26. August 2001 - 12:13
Nun ist es also hier bei uns auf stw-boerse soweit: die alten Hasen wie Avalon und chinaman haben keine Lust mehr über Aktienanlagen zu diskutieren, Laurin meint sogar, der Neue Markt sei mausetot.

Und auch mir selbst fällt es schwer in diese Weltuntergangs-Stimmung hinein etwas positives oder aufmunterndes zu posten. Ja, auch mir macht Börse momentan keinen Spass mehr. Es ist halt sehr schwer, wenn man sich selbst eingestehen muss, dass man selbst trotz vieler Jahre Börsenerfahrung diese Baisse gnadenlos unterschätzt hat und nun mit seinem sauer verdienten Geld teuer für diese Fehleinschätzung bezahlt.

Laurin schrieb im technotrans-Thread: "der Neue Markt ist TOT, mausetot"

Ich sehe das anders: Langfristig wird es für ein gutes Unternehmen ziemlich egal sein, ob es am Neuen Markt oder im SDAX notiert. Und es gibt nach wie vor gute Unternehmen auch am Neuen Markt, auch wenn diese ziemlich dünn gesät sind.

Mittlerweile halte jedoch auch ich es für möglich, dass der Neue Markt in der jetzigen Form keine Zukunft hat. Aber das kann uns doch egal sein, da wir kein Indexzertifikat kaufen, sondern uns an den besten Unternehmen beteiligen wollen. Und wenn die irgendwann das Marktsegment wechseln, was solls ? Ich finde es schade, dass hier nicht mehr wie früher über Unternehmen diskutiert wird, sondern nur noch über Indexstände. Klar, ich habe mittlerweile lernen müssen, dass es Börsenphasen gibt, wo man am besten überhaupt keine Aktien mehr hält. Und vielleicht befinden wir uns auch immer noch in so einer Phase. Aber was sollte uns davon abhalten, gerade jetzt nach den Unternehmen zu suchen, die überproportional vom nächsten Aufschwung profitieren ? Ob die im MDAX, SDAX oder am Neuen Markt notieren, ist mir persönlich ziemlich egal.

:-) stw

chinaman - Sonntag, 26. August 2001 - 13:23
"die alten Hasen wie Avalon und chinaman haben keine Lust mehr über Aktienanlagen zu diskutieren" Nee, nee. So trifft dies zumindest auf mich nicht zu.

Ich hab einfach gemerkt, dass ich auf bestimmte, mit missionarischem Eifer immer wieder aufgetischte Überzeugungen, allmählich dünnhäutig oder auch emotional reagiere. Tut mir leid, avalon, wenn ich gestern über das Ziel hinausgeschossen habe.

Für mich ist es schlichtweg unverständlich, warum beispielsweise im Wert (Marktkapitalisierung) einer Firma Technotrans ein Unterschied von einem Faktor 2 oder 3 liegen soll, nur weil in einem Jahr bei schwacher Konjunktur ein Euro weniger verdient wird als geplant. Klar macht dies die Investorengemeinde in Ihrer Summe momentan so, aber muss ich deshalb wirklich der Masse hinterherrennen und glauben, von denen kann ich nun noch was lernen ??? Zumindest für mich beantworte ich die Frage mit einem glasklaren nein.

Natürlich ist aus dieser Baisse viel zu lernen. Meine Quintessenz lautet aber: Hüte Dich in der Zukunft vor zu viel Phanatsie in den Bewertungen. Lieber mal zu früh verkaufen, als gigantische Bewertungen bei den eigenen Aktien zu erlauben. Im Gegensatz zu fast allen anderen Forumsteilnehmern werde ich dabei auch das KBV fest im Auge behalten. Gewinnprognosen sind einfach ziemlich oft Schall und Rauch. Zwar können sich auch Buchwerte über Sonderabschreibungen häufig ändern, allerdings kann man ja die Werthaltigkeit der einzelnen Bilanzpositionen durchaus kritisch hinterfragen. Und auch KUV und KCV sind relativ unempfindlich gegen Bilanzmanipulationen.

In der neuen Wirtschaftswoche steht auf Seite 124 unter der Überschrift "Wenig Glanzlichter" ein m.E. gelungener Artikel zum Neuen Markt. Der Untertitel lautet: "Die Gefahr einer Rezession belastet auch den Neuen Markt. Dennoch gibt es unterbewertete Aktien, die zu Unrecht abgestraft wurden." Später ist von der Notwendigkeit die Rede, die seltenen Perlen unter den Nemax Aktien herauszufiltern. Diese Perlen im großen Misthaufen seien allerdings rar gesaet.

Bei der Zusammenstellung der 16 Einzelwerte treffen wir auf eine sehr hohe Übereinstimmung zu den von stw hier bereits vorgestellten Einzelwerte:

Medien: Das Werk, Helkon, TV Loonland

Software/IT: Ceyoniq, Novasoft, PSI, Sinner Schrader, Syskoplan

Technologie: Centrotec, Dr. Hönle, IPC Archtech, Mühl P&S, Pfeiffer Vac., Rofin Sinar, Technotrans und WET Autom.

Da gleichzeitig S/L Kurse empfohlen wurden, wäre Technotrans allerdings bereits schon zu 47 EUR ausgestoppt worden.

Ähnlich wie stw glaube ich auch nicht, dass zukünftig alle NM Aktien tot sind. Eher im Gegenteil: Für den langfristigen Anleger war die Chance/Risiko Relation in der kurzen Geschichte des Neuen Marktes wahrscheinlich noch nie günstiger. Allerdings wird er auch weiterhin damit leben müssen, nur in den seltensten Fällen den Tiefpunkt der Kurse zum Einstieg zu treffen. Genau deshalb bin ich immer noch kein S/L Fan. Wie alle scheinbar einfachen Lösungen ...

Langer Rede kurzer Sinn: Ich bleibe trotz etwas Frust bei der Arbeit im Forum dabei. Ich hoffe, avalon und prof tun dies auch. Ihr dürft ja auch weiterhin anderer Meinung sein ...


:-)
Gruß
Chinaman

laurin - Sonntag, 26. August 2001 - 21:54
wir waren uns doch immer ueber die Bedeutung der institutionellen Anleger einig. Ich sehe nicht, dass die im grossen Stil am NM investieren werden und deshalb halte ich den NM fuer mausetot.

chinaman - Montag, 27. August 2001 - 06:41
Oha, schon wieder unser Thema institutionelle Anleger. Die neue Kausalkette lautet damit: Auch wenn sich einzelne Firmen positiv entwickeln, können deren Kurse zukünftig nicht steigen, weil die allmächtigen Instis nicht mehr am NM investieren.

Ich halte diese Kausalkette für schlicht weg falsch. Grund: Die Instis sind Lemminge. Das Dilema institutioneller Anleger ist, dass sie immer mit dem Trend marschieren. Um den Index zu schlagen, müssen sie unbedingt dabei sein, wenn die Märkte steigen. Das verstärkt den Anstieg und beschleunigt in negativen Zeiten die Abwärtsbewegung. Je mehr Avalons Forderung "man möge von den angelsächsischen Institutionellen lernen" erhöht wird, desto höher wird die Volatilität der Aktien.

Jeder Privatanleger sollte sich allerdings dieses Verhalten der Instis hinter die Ohren schreiben. Seid Euch darüber im klaren: Auch in der nächsten und übernächsten Baisse werden die Instis Ihr Material schonungslos auf den Markt werfen.

Ich glaube deshalb, meinen Anlagestil in zweierlei Hinsicht umstellen zu müssen:

Phantasiebewertungen durch das Lemmingverhalten der Instis konsequent nutzen, um Kasse zu machen.

Nachkäufe erst auf erheblich niedrigerem Niveau tätigen und nicht schon bereits nach 30% Kursverlust (insbesondere bei Nebenwerten, da hier die Vola sehr viel höher ist)


:-)
Gruß
Chinaman

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