Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: US-Tendenz: Archivierte Beiträge bis 6. Juli 2001
stephan - Freitag, 22. Juni 2001 - 12:07
"Auf einen Treffer hätte ich gut 4 Flops gelandet"

Das wundert mich aber sehr. Ich bin seit Herbst 2000 mit einem Neustarts meines Depots dabei, und bin trotz einer größeren Aufräumaktion (bei der mehr Gewinne als Verluste realisiert wurden, die Anzahl der Werte halbiert), mit 11 meiner momentan 15 Werte im Plus. Das Gesamtdepot ist mit dem hochgefahrenen Cashanteil etwa bescheidene 5% im Plus.

Natürlich sind die meisten Werte auch sehr konservativ, und es waren immer nur 1 - 2 Neuer Markt Titel (momentan nur einer) dabei.

Ich muß stw da recht geben, daß Stockpicking darf man gerade in schlechten Zeiten nicht einstellen!

Ich stelle gerade fest, daß ich mich zum Bären nicht eigne. Ein Bulle in Lauerstellung paßt wohl eher...

Gruß
Stephan

avalon - Freitag, 22. Juni 2001 - 17:58
Ist keine schlechte Bilanz für 2001.

Aber wen ich das richtig sehe sind das Buchgewinne und somit nicht gerade ein großer Puffer in einem schlechtem Wirtschaftsumfeld.

Ich bin ja wohl der einzige der nur echte realisierte Gewinne in die Jahresperformance einrechnet (wir hatten ja mal einen Thread in dem mir unisono erklärt wurde wie falsch das ist, aber ich liebe nun mal stille Reserven...."g).

Das ist vielleicht auch die Erklärung warum es dir schwerer fällt ein Bär zu sein.

Wenn du große Positionen Aktien hättest, viele davon schon lange Jahre im Depot viele davon Verzigfacher, dann wärest du vielleicht auch vorsichtiger mit deinem Cash.

Denn eine Rezession vernichtet oftmals mühsam aufgebaute Buchgewinne in relativ kurzer Zeit.
Wenn man dann noch sein Cash in Neupositionen investiert hat - ohne Buchgewinne - dann kann die Arbeit von vielen Jahren schnell zum Teufel gehen.

Meine schlechte potenzielle Trefferquote liegt natürlich mit Sicherheit daran, daß ich fast nur NM Titel auf der Watchlist hatte in diesem Jahr.

Da mein Depot genug konservative Titel enthält habe ich seit Jan. natürlich eher in diese Richtung geschaut.

Wenn man sieht, daß der NM über 40% seit Jan. verloren hat, ist das dann sicherlich nicht mehr verwunderlich für dich.

Außerdem sehe ich es vielleicht auch zu eng - schließlich hat ja jeder immer jede Menge Titel auf der Watchlist und trotzdem kauft man die meisten niemals.
Vielleicht hätte ich ja tatsächlich nur die Guten gekauft.

Aber es ist natürlich für mich beruhigender wenn ich mir einrede, daß ich mir so viele Loser Aktien tatsächlich erspart habe, denn diese lange Zurückhaltung beim Investieren kostet unglaublich viel Kraft.


Da du dein Depot erst vor so kurzer Zeit neu ausgerichtet hast ist es übrigens völlig verständlich, daß du kein Bär sein kannst.
Sowas bringt eine mehr oder wenige starke Erwartungshaltung mit sich - umso bemerkenswerter, daß du überhaupt so vorsichtig agierst.

Dazu gehört schon sehr viel Disziplin.

Also viel Glück - aber lass dir die Performance nicht versauen wenn die Bären doch dauerhaft die Herrschaft kriegen.

Nichts schlimmeres als am Ende einer Baisse erst mal auf den Break even warten zu müssen, während andere schon zig Prozent Gewinn haben.

Avalon

j_r_ewing - Freitag, 22. Juni 2001 - 19:55
Also ich bin ja eigentlcih auch ein Stock-Picker, und hab mic oft genug für die Bullen aus dem Fenster gelehnt, aber hier glaube ich doch ein bißchen dämpfen zu müssen:
Stockpicking in allen Ehren - aber man darf nicht vergessen, daß Aktien nicht wie isolierten Raumschiffe jenseits aller Einflüsse ihre Bahn ziehen, sondern in einem Beziehungsgeflecht hängen, einerseits fundamental, andrerseits börsenmäßig.

Eine Firma muß schon verdammt gut sein (/ein verdammt gutes Produkt haben), um in einer sinkenden Wirtschaft zu prosperieren. Da kann die nette Strähne auch fix mal zu Ende sein. Ich hab das zum letzten mal schmerzhaft gespürt bei den Flash-RAMs (sprich: Silicon Storage); ich dachte, die Dinger laufen auch in schwächelndem Umfeld gut (sei es als PC-Ko mponente, sei es in Konsumelektronik wie z.B. Digiralkameras) - aber auch die hat die Krise ereilt.

Und selbst WENN es betriebswirtschaftlich gut läuft: es bleibt immer noch die Frage, was die Börse draus macht. Haben wir nicht oft genug gesehen, wie Aktien, die nett verdient haben, kuirsmäßig mit dem Troß (der es fundamental verdient hatte) "verhungert" ist ? ich kann irgendwo unsern Prof ganz gut verstehen mit seinem Standpunkt: "ich packe keine Aktie an, deren Index nicht o.k. ist!"

Das enthebt einen natürlich nicht der Notwendigkeit, sorgsam zu sieben - im 'Gegenteil: in der nächsten Aufwärtsphase dürfte allgemein verstätrkt darauf geachtet werden!
Aber Sonderbewegungen sind nicht einfach zu haben !!
Wenn ich trotzdem Aktien anpacke, dann ist es eigentlich in der Ahnung, daß bald wieder freundlicheres Börsenwetter ist. Da macht es dann doch wieder Sinn. Aber wenn man diese Vermutung nicht teilt, würde icfh sagen : Vorsicht !

Klar, man kann auch Momentum-Trading machen. Dazu kann ich eigentlich nicht so viel sagen - außer daß mein Eindruck ist, daß auch daß bei widriger Gesamtlage ganz schön schwer ist. Vielleicht kommt meine Unlust, mich damit zu befassen, daher. Mit sicherheit aber auch daher, daß man dazu -) die Kurstechnik fest im Griff haben muß (und wer kann das schon ehrlich von sich behaupten? Meiner Ansicht nach ist das heute viel, viel schwerer als es früher war: die Fehlsignale türmen sich heute nur so), man muß ständig am Ball sein, damit man keine Umkippungen verpa0t und nicht das mühsam Erspekulierte WUSCH! wieder futsch ist, und dann ist da hinterher eben auch noch das Finanzamt und hält die Hand auf (und ich bin doof genug, da nix zu riskieren.)

Also auch hier am Schuß die schöne Weisheit. "Es ist nicht einfach !"
(Umso mehr Respekt den Leuten, die im letzten Dreivierteljahr mit Aktien eine Plus-Bilanz hinlegen konnten !)

Gruß
JR

avalon - Freitag, 22. Juni 2001 - 20:05
Besser hätte ich es auch nicht sagen können.

Aber unterschätze die alten Hasen hier nicht.

Das sind wahre Stockpicker !
(schade daß ich mich momentan nicht dazu zählen kann, das schmerzt.........)

Avalon

j_r_ewing - Mittwoch, 27. Juni 2001 - 00:04
(...eine Schwalbe, immerhin ! :)


Oracle-Chef Ellison sieht Software-Branche
vor Aufschwung
Samstag, den
23.06.01 14:23


aus dem Bereich Wirtschaft



Der Chef der US-amerikanischen Software-Firma Oracle, Larry Ellison, sieht
der Zukunft der Branche mit verhaltenem Optimismus entgegen. Ellison
sagte der "Welt am Sonntag": "Meine Hoffnung ist, dass wir jetzt den Boden
erreicht haben und es langsam wieder aufwärts geht." Der Markt verlange
nach neuen Produkten, und "langsam zieht das Geschäft wieder an",
betonte der Firmenchef. "Wir stecken nicht in einer High-Tech-Krise. Es war
ein Slow-down, ein langsames Abgleiten", sagte der Software-Milliardär.
Das Ende der Konjunkturschwäche in den USA und Europa sei absehbar.
Carsten Jansing von der Investmentbank Hornblower sagte der "WamS": "Im
zweiten Halbjahr beginnt sich die Lücke zu schließen, die Firmen holen ihre
verschobenen Software Projekte nach."


(Die Hormblower-Aussage sollte man nicht überschätzen; die begeistern sich gerne für spekulative Sachen.)

Gruß
JR

j_r_ewing - Donnerstag, 28. Juni 2001 - 21:34
Microsoft-Zerschlagung aufgehoben : auch wenn es m.E. sooo bedeutsam gar nicht ist, wird doch eifrig drauf geglotzt - die Vergangenheit hat's gezeigt. Und jetzt ist der Umkehreffekt da: eine gewisse Stützung für die Techs; und zwar in einem günstigen Moment: hält es ein paar Tage an, und - mal reeeein hypothetisch :-) - die Quartalsergebnisse sind gar nicht sooo furchtbar : dann könnte es das gewesen sein für das zweite Bein der Korrektur (Nasdaq > 2000)...
Mir scheint, Mitte Juli ist die Entscheidung da.

j_r_ewing - Mittwoch, 4. Juli 2001 - 08:58
läuft ja derzeit recht gut: die negativen Meldungen sind weniger als erwartet. Wenn es in diesem Stil weitergeht, könnten wir den zweiten Boden im Nasdaq bei rd. 2000 gebildet haben ! Katastrophen natürlich vorbehalten. Ölpreis übrigens auch wieder stabiler um 26$.
Der Dow allerdings noch auf Südkurs; Test des Range-Bodens möglich.

Bewertung:
Dow: für 01: ca. 22 (etwas zu teuer)
für 02: 18 (voll korrekt; aber ohne /-Potential) [First Call]
S&P 500: für letzte 12 Monate: knapp 28 (noch zu teuer) [yahoo]
(Schätze, einige aus dem Nasdaq haben ihre Dresche noch vor sich - eher punktuell als mit der Gießkanne: tippe auf Bewertungswitze wie Juniper und mehr oder weniger die Biotechs, die noch immer allerhand kindlichen Wunderglauben auf sich vereinen. Branchen-KGV doppelt so hoch wie SPX; KUV 18 - jungejunge... Nun ja, sind halt fundamental kaum zu greifen; allenfalls an FDA-Zulassungen kann man sich halten - oder man ghet's rein charttechnisch an.)
http://yahoo.marketguide.com/mgi/ratio/A1178.html

chinaman - Mittwoch, 4. Juli 2001 - 11:03
Auffallend ist in jedem Falle, dass sich die US Börsen deutlich positiv von der Deutschen Börse abhebt. Dies verwundert deshalb etwas, da wir hier in Deutschland ja gerne die Ursachen für Probleme in Amerika sehen

- Rezession wird von den USA importiert
- Hohe Verschuldung der Amerikaner
- Spekulationswut der Amerikaner
.....

Zusätzlich müßte die amerikanische Wirtschaft eigentlich theoretisch mehr unter der Wechselkursentwicklung leiden ....


:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Mittwoch, 4. Juli 2001 - 13:20
(Was ich auf der Startseite meiner GMX-Mailbox fand:)

ANLEIHEN: FESTVERZINSLICHE ANLAGE MIT
RENDITE-GARANTIE

Hohe Renditen mit Anleihen

Anleihen galten im Vergleich zu
Aktien in den letzten Jahren als
eher unattraktive Anlage. Mit
den Kurseinbrüchen an den
Aktienmärkten hat sich diese
Einstellung jedoch wieder
geändert.

--> TOMORROW Business macht Sie zu einem Anleihe-Experten

(Lese ich gerne, sowas! Mehr davon!)

avalon - Mittwoch, 4. Juli 2001 - 13:43
Nix gegen Anleihen, gehören einfach mit rein in ein größeres Depot.

Wer erst ein paar Jahre dabei ist wird das natürlich verneinen, aber mit der Zeit kommt der Lernprozeß.

Der Tip von tomorrow kommt wie üblich natürlich sehr spät, letztes Jahr um diese Zeit hätte er viel Geld gebracht - einfach indem er viel Geld gerettet hätte.

chinaman:

Die Amis leiden nicht unter dem Dollar, das sind Importweltmeister - schau dir dieses irrsinnige Handelsbilanzdefizit an.

Die Wirtschaft ist viel weniger auf Exporte angewiesen als hier in Europa, die leben von der Inlandskonjunktur.

Im Gegenteil - die brauchen einen starken Dollar,
damit die Ausländer weiter Aktien kaufen und somit
weiterhin das Handelsbilanzdefizit finanzieren.

Fällt der Dollar fallen die Aktien bzw. fallen die Aktien fällt der Dollar.
Denn jeder ausländische Investor der Aktien verkauft verkauft auch gleichzeitig Dollars.

Darum bewegt sich Grennspan auf sehr dünnem Eis mit seinen Zinssenkungen, wenn sie die Aktienmärkte nicht stabilisieren wird das große Geld nach Hause marschieren, dann werden Aktien und somit Dollars im großen Stil verkauft.

Ob es den Dollar oder die Aktien zuerst trifft ist egal, letztendlich würden Aktien und Dollar gemeinsam nach unter gehen - der europäische Anleger wäre immer doppelt betroffen.

Die Spirale darf man sich besser nicht vorstellen die dann in Gang käme.

Da alle wissen, daß Grennspan das nicht zulassen kann, sind die Aktienmärkte in USA stabiler - das große Geld geht von einer kostenloser Versicherung gegen fallenden Dollar und fallende Aktien aus.

Wenn es eintritt wunderbar - wenn nicht kommt die übliche "rette sich wer kann" Mentalität auf.

Dann scheppert es nicht ein bißchen, dann knallt es so stark, daß auf der ganzen Welt die Wände wackeln.

Noch nie hat ein einzelner Mensch so viel Macht und Verantwortung über das Vermögen von Millionen von Menschen gehabt - gut finde ich das auf keinen Fall, selbst es wieder mal gut geht.

Na ja - mir kann er nicht an die Pelle......."g"

Avalon

chinaman - Mittwoch, 4. Juli 2001 - 17:16
Die Klagelieder der amerikanischen Firmen lauten trotzdem: Wegen der Wechselkurse ist unser Gewinn in Europa gesunken ...

Für einen europäischen Anleger ist die Situation trotzdem bescheiden: Nun hinken wir, wie schon jahrelang, weiter hinter her. Schäppertst dann drüben doch, sind wir mindestens genauso stark dabei. Was hilft uns da unser angeblich solideres Finanzgebaren ???


:-)
Gruß
Chinaman

avalon - Mittwoch, 4. Juli 2001 - 18:16
Nachdem es in Japan gekracht hatte ist alles Geld von denen nach USA geflossen.

Warum sollten die Amis nicht gezwungermaßen auch mal in diese Lage kommen ?

Natürlich sind wir erst mal dabei wenn es kracht, aber wer dann noch handlungsfähig ist wird mit europ. Werten vielleicht die nächsten 10 Jahre ausgesorgt haben.

Irgendwo muß das smart Money hin - eigentlich ist Europa so oder so mal an der Reihe.

Ein dauerhaft schwacher Dollar würde einen enormen Anreiz schaffen.

Aber natürlich ist es noch ein meilenweiter Weg bis dahin.

Wir haben genug fette Jahre gehabt - also ruhig mal Cash festhalten und sich in Geduld üben !

Avalon

j_r_ewing - Donnerstag, 5. Juli 2001 - 00:36
"Nix gegen Anleihen, gehören einfach mit rein in ein größeres Depot. "

Na, da hast Du ja mal wieder einen alten Streitpunkt aufgetischt, Avalon! Ich setze dagegen:
Anleihen sind angebracht für Leute, die
-) noch Börsenanfänger sind,
-) das Geld in absehbarer Zeit wieder brauchen,
-) temporäre Verluste scheuen,
-) Sicherheit vor Gewinne stellen
(und "Gewinn vor Sicherheit" kann sehr wohl auch bei großen Depots Sinn machen!)
-) meinen, daß es noch weiter abwärts geht

(und natürlich Kombinationen davon.)

Eine Regel für alle bzw. für immer kann man somit gar nicht aufstellen - s ist mal wieder hauptsächlich eine Frage des Zeitpunkts !

(Aber vielleicht kommt ja auch bei mir "mit der Zeit der Lernprozeß noch" - aber wie lange werd' ich wohl noch brauchen, jetzt, nach zwanzig Jahren Börsenpraxis - was meinst Du, Avalon, mit Deiner längeren Erfahrung ? ;-)))

Gruß
JR

avalon - Donnerstag, 5. Juli 2001 - 07:13
Da muß ich mich geschlagen geben - 20 Jahre echte "Erfahrung" habe ich noch nicht.

Ich habe zwar vor 20 Jahren auch schon Aktien gekauft, aber das war als Azubi während meiner Banklehre - ganz kleine Beträglein und quasi im Rahmen eines Förderprogramms um die jungen Hirsche an das Thema ran zu führen.

Dann war erst Mal Pause - habe erst Ende der 80er genug Geld übrig gehabt um Aktien zu kaufen.

Hätte ich trotzdem nicht gedacht, daß jemand der schon so lange wie du Geld anlegt keine Anleihen im Depot hat.

Na ich bin wohl eindeutig ein Angsthase - oder hast du mal geerbt und damit nicht für die Kohle schuften müssen ?........."g"

Avalon

mib - Donnerstag, 5. Juli 2001 - 23:13
briefing.com:

Advanced Micro (AMD) 28.64 -0.83: -- Update -- Says Q2 revs were $985 mln vs. consensus est of $1,080 mln; earnings for Q2 expected to be $0.03-$0.05 per share vs. consensus ests for $0.27 EPS; cites weakness in the PC mkt which depressed avg selling prices.

Advanced Micro (AMD) 28.64 -0.83: -- Update -- Company warns sales declined 17% from the first quarter; cites weaker than expected flash memory demand

j_r_ewing - Freitag, 6. Juli 2001 - 05:10
Ja, heute hat's allerhand Gewinnwarnungen gegeben.

Andererseits:

"IT-Investitionen in Gefahr
[03.07.2001 13:49 ]

Eine weitere Verlangsamung der europäischen Wirtschaft könnte den IT-Sektor im schlimmsten Fall 150 Milliarden US-Dollar
kosten. Nach einer Studie des US-Marktforschungs-Unternehmens IDC[1] wären davon vor allem IT-Produkte und
Dienstleistungen zwischen den Jahren 2001 und 2003 betroffen. Sollten die kommenden Wirtschaftszahlen einen stärkeren
Geschäftsrückgang in Westeuropa wahrscheinlich machen, drohe eine Ausweitung der Verlangsamung in der IT-Wirtschaft
auch auf Europa.

Ein leichter Rückgang des Wirtschaftswachstums habe jedoch keine spürbaren Auswirkungen auf die IT-Ausgaben, schreiben
die IDC-Analysten. Stephen Minton, Manager bei IDC Global Economic Outlook, prophezeit der IT-Industrie Zuwächse:
"Software und Dienstleistungen werden dem Markt einen starken Wachstum bescheren." Eine mögliche Verlangsamung des
Wachstums würde aber starke Auswirkungen auf die Hardware-Industrie haben. "Historisch gesehen ist der Hardware-Sektor
in hohem Grad verletzbar", erklärt Minton weiter.

Derzeit erwartet IDC ein Wachstum der IT-Ausgaben in Westeuropa um elf Prozent. Im schlimmsten Fall könne die Branche
jedoch nur um 7,9 Prozent zulegen, schreibt IDC. Weiterhin erwartet die Firma einen Fortgang des rückläufigen IT-Wachstums
bis 2002, womöglich aber auch bis ins Jahr 2003. Insbesondere zählten Deutschland und Italien zu den "gefährdeten Märkten",
heißt es im aktuellen Bericht. Bereits im Juni hatten die US-Marktforscher eine Studie veröffentlicht, die bei den
PC-Verkäufen einen historischen Tiefstand[2] prophezeite. (daa[3]/c't) "
http://www.heise.de/newsticker/data/daa-03.07.01-001/

Und vor vier Wochen :

"USA: PC-Verkäufe erstmals rückläufig
[07.06.2001 18:12 ]

Das US-Marktforschungsunternehmen IDC[1] erwartet bei den PC-Verkäufen in den USA einen "historischen Tiefstand".
Aufgrund neuer Daten hat IDC gestern die bisherige Prognose für den PC-Markt nach unten korrigiert. Demnach wird es bei
den PC-Verkäufen in den USA bis Ende 2001 zum ersten Mal kein Wachstum, sondern einen Rückgang von 6,3 Prozent
gegenüber dem Vorjahr geben. Auch die Prognose für den Weltmarkt wird von der schwachen US-Konjunktur stark
beeinflusst. Hier sehen die IDC-Marktforscher für den gesamten Zeitraum 2001 nur noch 5,8 Prozent Steigerung voraus; in
früheren IDC-Berichten war ein Plus von 10,3 Prozent gegenüber 2001 genannt worden.

Die stärksten Einbrüche gab es in den USA bei den Privatkunden. Bei den Firmenkunden lag das Wachstum in den ersten
beiden Quartalen dagegen noch im einstelligen Prozent-Bereich. Allerdings wird laut IDC die Nachfrage der Firmenkunden in
der zweiten Jahreshälfte ebenfalls deutlich nachlassen. In absoluten Zahlen ausgedrückt erwartet das Unternehmen in den USA
in diesem Jahr den Verkauf von 45,3 Millionen Rechnern, im Vorjahr waren es noch 48,4 Millionen.

Außerhalb der USA verläuft der Rückgang etwas weniger dramatisch. Dennoch korrigierte IDC für diesen Bereich die
Prognose von +15,1 auf +12,9 Prozent für das laufende Jahr. Dafür werden in dem IDC-Bericht mehrere Gründe angeführt. In
Westeuropa ging die Nachfrage vor allem bei den Privatkunden zurück, die schwache wirtschaftliche Situation in der Türkei
wirkte sich ebenfalls aus. Im asiatischen Raum deutet sich nach zwei extrem starken Jahren eine erste Sättigung des Marktes
an.

Der IDC-Bericht nennt Zahlen für den Zeitraum bis 2005. Mittelfristig wird die PC-Branche demnach wieder zulegen: für 2002
wird in den USA ein Wachstum von 4,6, weltweit 12,2 Prozent genannt. Nach 2003 mit einem Spitzenwert von über 14
Prozent für das Wachstum sowohl auf dem US-Markt als auch auf dem Weltmarkt wird laut IDC-Prognaose die Nachfrage ab
2004 erneut zurückgehen. (dwi[2]/c't) "
http://www.heise.de/newsticker/data/dwi-07.06.01-002/

Das klingt eigentlich nicht nach Beinbruch, oder ? (Und die IDC ist nicht irgendwer.)

j_r_ewing - Freitag, 6. Juli 2001 - 05:51
an Avalon :
Reich geerbt ? Nee - Ewing ist nicht mein richtiger Name ! :-)
Im Ernst : hab auch ordentlich Lehrgeld zahlen müssen.
Und Anleihen hatte ich bloß 30jähr. Zerobonds. Klasse Sache damals - heute für Steuerehrliche uninteressant.
Wie gesagt: Timing ist alles ! Anleihen find ich nur, wenn der Zyklus ausläuft.

Zu Deiner Wallstreet/Dollar-Kopplungs-These:

Also SO stimmt das sicher nicht : wenn ich mir den $ einersetis und Dow / Nasdaq andrerseits ansehe, dann korreliert da m.E. nix ! ()eher schon antikorreliert.)
Ich hab da währdend des Niedergangs drauf geachtet, weil ich mal bei Bernecker gelesen hatte, der $ sei ein prima Indikator; und in den letzten Krisen hat das ja auch gut funktioniert - diesmal leider nicht! (Schrieb auch schon mal darüber.)
Aber für was haben wir denn hier anwendungsmathematisch geschulte Cracks ?? (hört Ihr zu, stw und techno ?) Mal so eine Korrelation - sagen wir - S&P 500 gegen Dollar-Index : für Euch doch sicher ein Leichtes ?? Und vielleicht auch eine zeitliche Verschiebung von n Tagen, mit Schleife über n ? Das wär echt spannend !

Ich glaub auch nicth, daß die Wallstreet den $ bestimmt. Schließlich wird die Wallstreet wohl vor allem von Amerikanern "gemacht". Und dann hab ich in Erinnnerung, daß an den Terminbörsen in Chicago usw. der Umsatz um ein Vielfaches höher ist - dann würde DAS wohl stärker durchschlagen.
Außerdem ist mein Eindruck, daß die Flutwellen von Liquidität, die um den Erdball jagen auf der Suche nach kleinen Zinsvorteilen, viel mehr Einfluß haben.
Eher schon sehe ich den umgekehrten Einfluß : Kürzerfristig hebt ein steigender $ die Wallstreetkurse heben wg. währungsgewinn-orienterten Käufen; längerfristig wird er eher schaden, weil das die Firmengewinne schädigt (obwohl das natürlich von der Branche abhängt, und Amerika natürlich auch ein riesiger Binnenmarkt ist, bei dem der Außenhandel gar nicht so viel ausmacht.)

avalon - Freitag, 6. Juli 2001 - 07:46
Also der Nasdaq Anstieg der letzten Jahre läuft völlig parallel zu dem Dollaranstieg.

Da dieser Index am stärksten überhitzte sieht man es natürlich hier am deutlichsten.

Mal alle Theorie beiseite - würdest du in einem Land Aktien kaufen dessen Währung absturzgefährdet ist ?
Oder würdest du deine Aktien behalten wenn du ständig Währungsverluste erleidest ?

Nein - sobald der Dollar schwächelt zieht das große Geld die Reißleine am Aktienmarkt, da bin ich mir völlig sicher.

Ironischerweise wird der Dollar nur schwächeln wenn die Aktien fallen, also dürfen die Aktien nicht fallen - Greenspan weiß das ohne Zweifel.

Avalon

avalon - Freitag, 6. Juli 2001 - 07:47
Ob sich jemand die Mühe macht das alles zu lesen ?


Harakiri der Notenbanken

Japan und die USA im finanzkapitalistischen Dilemma
Geplatzte Blasen machen keinem Banker Kummer - und Ruhe ist auch dann die erste Bürgerpflicht. So schien es zumindest in Japan, denn dort liegt
der Crash inzwischen schon zehn Jahre zurück und war fast in Vergessenheit geraten, weil sich die Weltwirtschaft davon lange Zeit nicht sonderlich
beeinträchtigt zeigte. Von 1965 bis 1990 hatte der japanische Aktienmarkt eine stetige, zuletzt immer schnellere Aufwärtsbewegung durchlaufen, die
weit über den realen Erfolg von Nippons Exportmaschine hinausschoß. Der Nikkei-Index der Börse in Tokio stieg um nicht weniger als 3700 Prozent
auf fast 40.000 Punkte und die spekulative Börsenkapitalisierung wurde noch einmal übergipfelt von einem phantastischen Anstieg der
Immobilienpreise. Japan hatte sich reich gerechnet. Als die Blase 1990 sowohl bei den Aktien als auch bei den Immobilien platzte, stürzten die Finanz-
und Immobilienmärkte ab und haben sich nie wieder erholt. Der Nikkei wurde halbiert, um danach immer weiter nach unten zu trudeln. Bekanntlich sitzt
das japanische Finanzsystem seither auf einer Masse fauler Kredite in der Größenordnung von 1000 bis 2000 Milliarden Dollar.

Eigentlich hätte die Konsequenz der Bankrott der großen Banken, der Zusammenbruch des Finanzsystems und eine schwere Depression Japans mit
Rückschlag auf die Weltwirtschaft sein müssen. Wieso konnte diese Konsequenz für so viele Jahre vermieden werden? Dafür gibt es vor allem zwei
Gründe.

Erstens ermöglichte die vom Buddhismus und Shintoismus geprägte paternalistische Kultur Japans eine kollektive Manipulation der Finanzmärkte und
Bilanzen, wie sie im westlichen Konkurrenzkapitalismus undenkbar wäre: Durch ein Geflecht von Loyalitäten und Abhängigkeiten,
Überkreuz-Beteiligungen, Mafia-Filz (Yakuza) und informellen Absprachen unter staatlicher Guide wurde ein Großteil der faulen Kredite und nicht
realisierten Verluste in Auffanggesellschaften geparkt oder zu den Bilanzterminen auf Treu und Glauben zwischen den Banken und Unternehmen durch
Scheinverkäufe hin- und hergeschoben.
Den Banken wurde erlaubt, die Eigenkapitalquote zu senken und Aktienpakete nicht zum Marktwert, sondern zum
Einkaufswert zu bilanzieren usw. Obwohl es trotzdem eine Pleitewelle gab, konnte auf diese Weise der große Bankenkrach vermieden werden. Viele
tausende von eigentlich bankrotten Unternehmen vor allem in der Bau- und Immobilienbranche sowie im Einzelhandel wurden am Scheinleben
erhalten, ein bis zwei Millionen Arbeitsplätze ohne ökonomische Basis durchgeschleppt.

Zweitens war es die Export-Einbahnstraße über den Pazifik in die USA, die Japan dazu verhalf, die Systemkrise
hinauszuschieben. Schon der vorherige Aufschwung war von einem wachsenden Exportüberschuß getragen gewesen, dessen Löwenanteil die USA
aufgenommen hatten. Dem stand und steht bis heute kein gleichgewichtiger Warenstrom in die umgekehrte Richtung gegenüber, sondern stattdessen
eine wachsende Außenverschuldung der USA - vor allem in Japan. Auch mit den Erlösen der weiter laufenden Exportwalze konnte sich die japanische
Ökonomie über Wasser halten und ihr Finanzsystem vor dem Zusammenbruch retten.

Dennoch mußte von Anfang an ein Preis für die Vermeidung der Systemkrise bezahlt werden, nämlich zwar nicht die große Depression, aber doch die
Stagnation der Konjunktur mit immer stärkeren deflatorischen Tendenzen. Die unter der Last fauler Kredite ächzenden Banken zögerten mit der
Vergabe weiterer Kredite, die verschuldeten Unternehmen mit neun Investitionen, und die in großem Ausmaß mit geplatzten Hypotheken belasteten und
von ungewohnter Arbeitsplatz-Unsicherheit geplagten Konsumenten übten sich in Kaufzurückhaltung - bei einem 60-prozentigen Anteil des Konsums
am japanischen Sozialprodukt eine starke Konjunkturbremse.

Die japanische Regierung versuchte zwischen 1991 und 2000 mit nicht weniger als zehn keynesianischen Konjunkturprogrammen - völlig gegen den
neoliberalen ökonomischen Weltkonsens - vergeblich das Ruder herumzureißen.
Der einzige "Erfolg" bestand darin, daß Japan die Weltspitze der Staatsverschuldung übernahm: War der Staatshaushalt 1989/90 als leuchtendes
globales Vorbild noch mit insgesamt nur 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) verschuldet und erzielte damals sogar einen jährlichen Überschuß
von 2,9 Prozent des BIP, so hält er inzwischen mit insgesamt 140 Prozent und einer jährlichen Neuverschuldung von 10 Prozent des BIP einen
Negativrekord.

Parallel dazu veranstaltete die Bank of Japan eine Zinssenkungsrunde nach der anderen, um schließlich zu einer paradoxen "Nullzinspolitik" beim
wichtigsten Zinssatz, dem Tagesgeld, überzugehen: Die Banken konnten sich fast zum Nulltarif refinanzieren. An der binnenökonomischen Stagnation
änderte sich dadurch nichts. Die verschuldeten Unternehmen und Haushalte nahmen trotz günstiger Konditionen keine neuen Kredite für Investitionen
und Konsum auf. Umgekehrt zerstörte die Nullzinspolitik natürlich jeden Anreiz, Geld im Inland anzulegen. Die Wirkung war eine ganz andere:
Institutionelle und private Anleger nahmen zu extremen Niedrigzinsen Geld auf, um es zu wesentlich höheren Zinsen im Ausland anzulegen. Japan
überschwemmte die ganze Welt mit seiner wundersamen Liquiditätsschöpfung und heizte die globalen Finazmärkte an, während zu Hause nichts
mehr ging.

Nur um wenige Jahre zeitversetzt durchliefen die Tigerstaaten Südostasiens denselben Krisenzyklus wie Japan. Seit Mitte der 80er Jahre vom
Aufschwung des Exports getragen, der ebenfalls einseitig über den Pazifik in die USA ging, bildeten auch die neuen "Wunderländer" auf dieser
Grundlage eine spekulative Blase bei Aktien und Immobilien, die bekanntlich 1997/98 platzte.
Und wie in Japan wurden die daraus resultierenden faulen Kredite und nicht realisierten Verluste mit Hilfe des asiatischen Paternalismus unter dem
Deckel gehalten, während die weiterlaufenden Exportüberschüsse im Handel mit den USA der Kompensation dienten. Zwei Jahre später gab es
allgemeine Entwarnung: Die Asienkrise, so hieß es, sei überwunden und die Bank of Japan sah das Konjunkturtal durchschritten, erhöhte erstmals seit
zehn Jahren die Zinsen und kündigte marktöffnende Reformen an.

Umso größer der Katzenjammer, als parallel zu einem dramatischen Absturz der Aktienmärkte in den USA, Europa und Japan im Frühjahr 2001 der
japanische Finanzminister mit einer für asiatische Verhältnisse außergewöhnlich undiplomatischen Offenheit plötzlich wie aus heiterem Himmel
verkünden mußte, das Finanzsystem seines Landes stehe kurz vor dem Kollaps.
Welche Veränderungen sind für diese unerwartete Wendung verantwortlich?

Japan ist von seinem lange verdrängten, aber nie wirklich bewältigten Crash des Jahres 1990 eingeholt worden. Die
Verzögerung der Systemkrise war nur unter der Bedingung möglich, daß irgendwann die Binnenkonjunktur wieder anspringt.
Alle Versuche, diesen Start mit Hilfe staatlicher Geldspritzen zu bewerkstelligen, sind nun ausgereizt. Der durch diesen Mißerfolg mitbedingte
neuerliche Verfall des Nikkei-Index um mehr als 30 Prozent seit Beginn des Fiskaljahres 2000/01 hat den Banken zusätzliche unrealisierte Wertverluste
in bis zu zehnfacher Höhe der angestauten faulen Kredite eingebracht. Bei der anstehenden jährlichen Bilanzierung wird ein massiver Abzug von
Guthaben verunsicherter Bankkunden befürchtet. Schlagartig ist der Druck gestiegen, der verzögerten "Bereinigung" von Unternehmenssektor und
Arbeitsmarkt endlich freien Lauf zu lassen.
Der Optimismus der Bank of Japan hat sich als grandiose Fehleinschätzung erwiesen.

Gleichzeitig droht aber auch der andere Motor der japanischen Krisenverhinderung ins Stocken zu geraten, nämlich die Exportmaschine in die USA.
Die geplatzten Blasen Japans und der Tigerländer konnten ja nur deshalb über Jahre hinweg kompensiert werden, weil die Blasen in den USA (und
parallel dazu in Europa) noch munter weiter aufgebläht wurden. Nur durch den permanenten Zufluß ausländischen Geldkapitals und die ebenso
permanente Steigerung der Aktienwerte konnten die USA die Überschüsse der ganzen Welt importieren und die notleidenden Volkswirtschaften
stützen. Seit März 2000 aber sind die "neuen Märkte" der High-Tech- und Internet-Werte um 60 bis 80 Prozent abgestürzt genau ein Jahr später
scheint nun auch der Verfall der Standardwerte begonnen zu haben.

Zweckoptimistisch wird allgemein behauptet, daß die Krisenkurve Japans 1990 und der Tigerstaaten 1997/98 nicht mit derjenigen in den USA heute zu
vergleichen sei die US-Ökonomie sei viel resistenter. Genau das Gegenteil ist der Fall. Der spekulative Boom in den USA wurde nicht auf einen
Exportboom aufgesattelt, sondern umgekehrt auf ein mit Außenverschuldung bezahltes gigantisches Handelsdefizit. Insofern ist die Tiefendimension
der US-Krise viel schlimmer. Zwar hat es in den USA keine zusätzliche Blase am Immobilienmarkt gegeben wie in Asien, dafür aber die zusätzliche
und viel größere Blase der "New Economy". Und hatte Japan 1990 noch eine Sparquote von 16 Prozent, so ist sie heute in den USA gleich Null oder
sogar negativ. Selbst die viel gepriesenen Überschüsse des US-Staatshaushalts in den letzten beiden Jahren liegen mit 2,3 Prozent des BIP unter den
damaligen japanischen.

Vor allem aber: Die Unternehmen und Konsumenten sind in den USA wesentlich höher verschuldet als es die asiatischen jemals waren. Im Vertrauen
auf weitere Kurssteigerungen ihrer Aktien-Portfolios haben die US-Privathaushalte bis Herbst 2000 praktisch den Konsum mehrerer Jahre
vorweggenommen. Und zusätzlich zu den ohnehin schon aufgehäuften Schulden haben viele Unternehmen der IT-Branche seit dem Beginn der
Talfahrt an der Nasdaq in der falschen Hoffnung auf eine baldige Trendwende eigene Aktien im großen Maßstab zwecks Kurspflege auf Pump
zurückgekauft inzwischen ist ihre Lage umso verzweifelter. Es war absehbar, daß der Prozeß der Privat- und Unternehmensverschuldung irgendwann
den Prozeß der Börsenkapitalisierung überholen würde. Die anhaltende Flut von Gewinnwarnungen in allen Bereichen der US-Ökonomie (und
inzwischen auch in Europa) zeigt, daß das Limit erreicht oder schon überschritten ist. Kapitalismus ohne Profit geht nicht. Und jetzt brechen auch die
Umsätze in wichtigen Bereichen (wie z.B. bei Mobiltelefonen) weg.

In der krisenhaften Verschränkung einerseits von Konjunktur und Börse auf der strukturellen Ebene, andererseits von Nordamerika und Asien auf der
Ebene der Weltmarktbeziehungen, zeichnet sich somit die Möglichkeit einer
Eskalationsbewegung ab. Generell ist bei ökonomischen Rückwirkungen mit einer Inkubationszeit von sechs Monaten bis zwei Jahren zu rechnen. Seit
Ende 2000 zeigen sich die ersten Brandspuren des Crashs an der Nasdaq in der US-Konjunktur. Diese Spuren wiederum haben den Crash
beschleunigt und auf die Standardwerte übergreifen lassen. Als Folge der Abschwächung in den USA gehen nun Export und Investitionen in Japan
zurück, was dort den Druck auf das Finanzsystem erhöht. In der Folge davon wiederum könnte, wie schon lange befürchtet, japanisches Geldkapital
aus den USA abgezogen und dadurch der Abschwung der US-Konjunktur beschleunigt werden usw. Dieser Eskalation würde sich Europa kaum
entziehen können. Nicht nur der Export in die USA und nach Japan würde zurückgehen, sondern auch der Export in alle vom japanischen und
US-amerikanischen Abschwung betroffenen Volkswirtschaften - sowohl in Asien und Lateinamerika als auch innerhalb der EU selbst.

Hinter der Unberechenbarkeit der Erscheinungen und den wilden Ausschlägen der Finanzmärkte steht letzten Endes die Entwertung der Arbeit und
damit die Entsubstantialisierung des Geldes durch die unbeirrt mahlende Mühle der 3. industriellen Revolution. Mit jedem partiellen Crash wird die
Systemkrise reifer und dringt auch in den Zentren stärker an die Oberfläche. Wenn das globale Desaster abermals verzögert werden soll, muß um
jeden Preis der Konsum in den USA und Japan angeschoben werden.

Das dürfte diesmal jedoch schwieriger sein als in der Vergangenheit. Das Platzen der US-Blase ist viel gravierender als das Platzen der asiatischen
Blase. Denn die USA haben keine andere USA, um einen Crash außenwirtschaftlich zu kompensieren. Sicher könnten sie versucht sein, ihre Probleme
zu exportieren. Für eine Exportoffensive fehlen ihnen als notorischem Importweltmeister aber die Produkte und Kapazitäten. Außerdem müßten sie, um
die Krise exportieren zu können, den Dollar drastisch abwerten, was zu einem Abwertungswettlauf mit dem Yen, in der Folge mit sämtlichen
asiatischen Währungen und schließlich auch mit dem Euro führen würde. Dieses durchaus realistische Szenario einer globalen Währungskrise (die
Yen-Abwertung hat bereits begonnen) wäre erst recht verheerend für Konjunktur und Finanzmärkte.

So bleibt nur das alte Mittel der direkten und indirekten staatlichen Geldspritzen. Innerhalb weniger Wochen hat die US-Notenbank (Fed) drei
Zinssenkungen vorgenommen und eine vierte angekündigt, Präsident Bush plant ein zehnjähriges Steuersenkungsprogramm von 1600 Milliarden Dollar
pro Jahr, und die Bank of Japan ist nicht nur zur Nullzinspolitik zurückgekehrt, sondern will die Kontingente der Geldversorgung erhöhen und damit die
Refinanzierung der Banken erleichtern.
Es ist aber unerfindlich, warum in Japan jetzt plötzlich funktionieren soll, was bisher versagt hat, und warum die USA mit derselben Methode besser
fahren sollen als Japan. Bushs Steuersenkung betrifft entweder nur Haushalte, deren Konsum bereits gesättigt ist, oder die frei werdenden Gelder
müssen zur Sanierung der aufgelaufenen Schulden verwendet werden. Aus demselben Grund verpuffen die Zinssenkungen in den USA und Japan,
denn das billige Geld wird eher für Umschuldungen im Unternehmens- und Privatsektor verwendet als für Investitionen und Konsum.

Wenn also die Geldspritzen wirken sollen, müssen sie in einer wesentlich höheren Dosis verabreicht werden als bisher. Und dabei muß auch die
Europäische Zentralbank (EZB) mitspielen, weil sich sonst die globalen Kapitalströme umkehren und so die Krise potenziert statt verhindert wird.
Neben einem Abwertungswettlauf ist also ein Zinssenkungswettlauf denkbar. Der große Sündenfall gegen die monetaristische Wirtschaftstheologie
zeichnet sich bereits ab als eine Art Börsenkeynesianismus, um durch ein synchrones Öffnen der Geldschleusen in allen drei großen
Wirtschaftsblöcken das Finanzkapital und die davon abhängig gewordene Konjunktur zu retten.

Der Preis dafür wäre die Rückkehr der Inflation, die in den USA bereits jetzt bei einer Jahresrate von 3,5 Prozent liegt. Noch vor wenigen Monaten hätte
dies Herrn Greenspan alarmiert und zu Zinserhöhungen veranlaßt, heute treibt ihn die Not zu einer genau entgegengesetzten Politik. Geht es in diese
Richtung weiter, ist sogar die historisch einmalige Gleichzeitigkeit von Depression und Inflation möglich: nämlich eine Deflation der Vermögenswerte
durch Aktiencrashs mit der Folge von Massenentlassungen und Massenbankrotten, während die am Markt verbliebenen Unternehmen sich aufgrund
ihrer Überschuldung trotzdem zu Preiserhöhungen gezwungen sehen.

chinaman - Freitag, 6. Juli 2001 - 09:11
Hm, hab mir die Mühe gemacht. Sagst Du noch was zur Quelle, Avalon ?

:-)
Gruß
Chinaman

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