matthias - Montag, 14. August 2000 - 13:29 |
Hallo, auf der HP der Wirtschaftswoche ist eine sehr interessante Anlagestrategie veröffentlicht. Wer von euch hat damit Erfahrung, bzw. was haltet ihr davon? Gruß Matthias Nachfolgend der Text: Sklavisch durchhalten Die meisten privaten Anleger, so die Erfahrung des Börsenaltmeister André Kostolany, agieren an der Börse nicht wie vernünftige Geldanleger, sondern wie Spieler beim Roulette. Wer ständig kauft und verkauft, nur hinter den neuesten Tips und Trends herhechelt, macht in der Regel nicht sich selbst, sondern über Spesen und Gebühren vor allem Banken und Broker reich. Vor solchem Verhalten warnt der neue Stern am Himmel der US-Aktienanalysten, James O'Shaugnessy: 'Anleger sollten sich wie Odysseus an den Mast binden, um den Sirenenrufen in Form von Gerüchten an der Börse zu widerstehen und streng bei ihrer Anlagestrategie bleiben.' Denn entscheidend für den Erfolg sind die richtige Auswahl der Papiere und die Geduld, auch langfristig engagiert zu bleiben. Nur wer einen klaren Plan verfolgt und sich nicht von kurzfristigen Entwicklungen irritieren läßt, wird auf Dauer an der Börse wirklich reich. O'Shaugnessy untersuchte zum erstenmal empirisch, welche Strategien an der Börse auf lange Sicht zum Erfolg führen. Das Ergebnis der Computeranalyse von 43 Jahren zeigt, warum es sich lohnt, Anlagestrategien genau zu vergleichen. Aus 10000 Dollar, die Ende Dezember 1954 an der Wall Street angelegt wurden, waren mit der besten von O'Shaughnessy untersuchten Strategie bis Ende 1994 stolze acht Millionen Dollar geworden - durchschnittlich 18,22 Prozent Plus pro Jahr. Der Standard&Poors's-500-Index (S & P 500) selbst schaffte in diesem Zeitraum im Schnitt 11,38 Prozent jährlich. Der schlechteste Anlageplan dagegen ergab in gut vier Jahrzehnten nur 1,78 Prozent pro Jahr oder eine Verdoppelung auf 20000 Dollar. Nach Abschluß seiner Untersuchung ist sich O'Shaughnessy sicher: Der Markt belohnt bestimmte Anlagestrategien, während er andere bestraft. Wenn das so einfach ist, warum gelingt es dann nur jedem fünften professionellen Fondsmanager in den USA, den S & P 500 Index zu schlagen? Mangelnde Disziplin. O'Shaughnessys oberstes Gebot daher: ein sklavisches Durchhaltevermögen. Genau deshalb vertraut er bei seinen Investitionen auf Computer und nicht auf Gefühle: 'Computermodelle haben keine Launen, keinen Streit mit ihrer Frau, keinen dicken Kopf von der Nacht zuvor.' Und Computer lassen sich nicht von alten Mythen verleiten. Mit denen räumt O'Shaughnessy mächtig auf: 1. Entgegen der Ansicht vieler Investoren sind die Verlierer des vergangenen Jahres keine gute Kaufgelegenheit, sondern historisch betrachtet sogar die schlechtesten Aktien. 2. Einen Wert deshalb zu kaufen, weil er den höchsten Zuwachs an Gewinn im Vergleich zum Vorjahr aufweist, erweist sich ebenfalls als Verluststrategie. Zu oft schlägt das Pendel bei solchen Unternehmen im Folgejahr wieder in die andere Richtung aus. Konstantes Gewinnwachstum ist viel wichtiger. 3. Auch wer auf Anteilscheine mit hohem Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) setzt, wagt ein gefährliches Spiel. Ebenso ist ein niedriges KGV kein Garant für ein gutes Investment. Zu oft gibt es bald einen Grund für die geringe Bewertung, wenn nämlich die Gewinnschätzungen zurückgenommen werden müssen. Anleger, die aber ständig mehr als das 20fache des Gewinns je Aktie für Werte zahlen, verschenken langfristig Geld. 4. Auf das Kurs/Umsatzverhältnis achten. Als wertvollster Indikator erwies sich das Verhältnis zwischen dem Kurs einer Aktie und dem Unternehmensumsatz pro Aktie. Wer konstant jedes Jahr neu in die 50 US-Werte mit dem niedrigsten Kurs/Umsatz-Verhältnis investierte, erreichte eine durchschnittliche jährliche Rendite von 16 Prozent über 43 Jahre. Mit dieser Strategie wurden aus 10000 Dollar, Ende 1951 angelegt, bis Ende 1994 bereits fast sechs Millionen Dollar. 5. Auch bei der Aktienauswahl nach Dividendenhöhe sollten Anleger Vorsicht walten lassen. O'Shaughnessys beweist, daß die Effektivität von hohen Dividendenrenditen als Erfolgsindikator von der Größe des Unternehmens abhängt. Anleger, die dies nicht beachten, zahlen drauf: Wer im Modell pro Jahr in die 50 Werte mit der jeweils höchsten Dividendenrendite investierte, blieb weit hinter dem Markt zurück und hatte nach 43 Jahren gerade einmal eine Million Dollar erwirtschaftet. Wer diese Strategie jedoch konsequent nur auf die jeweils 30 hochkapitalisierten Werte aus dem Dow-Jones-Index oder Deutschen Aktienindex angewendet hat, fuhr besser als der Gesamtmarkt . O'Shaugnessy gesteht: Einfache, disziplinierte Strategien, wie jedes Jahr die zehn Werte des Dow mit der höchsten Dividendenrendite zu kaufen, haben in den vergangenen 70 Jahren funktioniert. 6. Als gutes Auswahlkriterium erweist sich auch das Preismomentum. Das ist die Kursveränderung einer Aktie in einem Zeitraum. Die einfache Regel: Werte mit schlechter Kursentwicklung im Vergleich zum Vorjahr bleiben schlechte Investments. Gewinner bleiben Gewinner. Wer immer in die 50 Werte investierte, die sich im Vorjahr am besten entwickelten, konnte in den USA langfristig 14,45 Prozent Gewinn pro Jahr verbuchen. 7. Die Topstrategie ist aber eine Kombination. Wer über 43 Jahre ständig nach den 50 Werten mit einem Kurs/Umsatz-Verhältnis pro Aktie von unter eins Ausschau hielt und diese Gruppe wiederum nach denjenigen mit dem höchsten Kurswachstum im Vorjahr durchkämmte (siehe Tabelle), konnte jährliche Renditen von durchschnittlich 18 Prozent verbuchen. Aus 10000 Dollar, investiert Ende 1951, wurden bis Ende 1994 acht Millionen Dollar. |
prof_b - Montag, 14. August 2000 - 14:05 |
Die richtige Strategie ist das Wichtigste an der Börse überhaupt. Für ein Handelssystem sind zwei Kriterien ausschlaggebend: 1.) Hohe Performance 2.) kontinuierliches Gewinnwachstum. Punkt 2 ist ebenfalls sehr wichtig, denn niemand hält eine Strategie durch, die ihm zwischenzeitlich 50 % Verlust bereitet. Beide Punkte dürften hier erfüllt sein. Mir leuchtet schon ein, warum die Strategie von O'Shaugnessysie so erfolgreich ist: - Sie ist in meinen Augen wohl auch eher ein langfristige - Technische Strategie (Punkte 1, 4, 6) - Der Einfluss der Fundamentaldaten wird durch die Punkte 2, 3 und 5 als eher unwesentlich eingestuft. - Ich bin ebenfalls der Meinung, dass man beim Kauf dividendenstarker Werte eher auf Blue-Chips als auf Außenseiter setzen sollte. - Bei diesem System kann man die Emotionen ausschalten, man agiert "nach System". Das ist ein großer Vorteil Jeder, der wirklich langfristig anlegen möchte, kann die Strategie 1:1 übernehmen. Die Fonds sind deshalb schlecht, weil: - der enorme kurzfristige Performancedruck zu sinnlosen Tradings führt. - die meisten Fondsmanager denken, sie seien "schlauer als der Markt" Viele Grüße Prof |
matthias - Montag, 14. August 2000 - 16:17 |
Hallo Prof, ich denke, wenn man den MDAX als Auswahl für diese Strategie benutzt, könnte man zu einer interessanten Performance gelangen. Gruß Matthias PS: Hat jemand Ahnung, wo ich diesbezügl. Auswertungen erhalte, insbesondere das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) kann ich nirgends finden? |
prof_b - Montag, 14. August 2000 - 17:29 |
Relativ gute Infos gibt´s bei http://www.exchange.de/mdax/? MDAX ist zur Zeit schwach, wegen der Indexschwergewichte MLP und Kamps. Charttechnisch ist allerdings alles o.k. |
soleneve - Dienstag, 15. August 2000 - 08:29 |
Mir kommt es immer seltsam vor, wenn einer empfiehlt, "sklavisch" bei einer Strategie zu bleiben und dann bei sieben Merkmalen feststellt, daß daran anknüpfende Strategien nix taugen. Soll ich dann trotzdem sklavisch dabei bleiben oder lieber doch nachdenken? Zudem ist er nicht der erste, der solche langfristige Vergleich anstellt. Vielleicht hat er nur eine Strategie/Merkmal miteinbezogen, welche die anderen noch nicht hatten. Gruß Soleneve |
avalon - Dienstag, 15. August 2000 - 10:17 |
Eigentlich kann sich bei dieser Strategie jeder, jeder angesprochen fühlen. Prof. b sieht seine techn. orientierte Strategie als Hauptpunkt, ich sehe meine fundamental orientierte als deutlich herausgestellt. Besonders die Beachtung des Kurs Umsatz Verhältnisses propagandiere ich ja schon seit ewigen Zeiten. Auch das "sklavische" festhalten an einer bewährten Strategie ist einer meiner Hauptgrundsätze. Was ja nicht ausschließt seine Unternehmen ständig kritisch zu betrachten und ggf. auch die Konsequenzen bei einer Langfristposition zu ziehen. Ich habe auch in meinem Freundeskreis die Erfahrung gemacht, daß eigentlich jede Strategie langfristig zum Erfolg führt, sofern man sie konsequent durchhält. Nur das ständige Suchen nach neuen Anlagekriterien, das hin und her alle paar Monate kostet i.d.R. mehr Geld als es bringt. Aber seltsamerweise ist das genau das Verhalten, welches die meisten Anleger an den Tag legen. Das Fazit läßt sich somit durch drei Worten auf den Punkt bringen: Disziplin, Disziplin, Disziplin......"g" Avalon |
prof_b - Dienstag, 15. August 2000 - 10:44 |
"Disziplin": Volle Zustimmung "Eigentlich jede Strategie führt zum Erfolg": Einspruch Es gibt Strategien, die zwangsläufig zum Ruin führen: Nehmt euch mal eine Börse Online von 1998 und stellt euch ein Depot mit den KGV-Hits oder den Dividendenhits zusammen. Diese Strategie ist durchaus einleuchtend. ("Die Unternehmen verdienen am meisten im Verhältnis zum Kurs und zahlen die höchste Dividende".) Darunter wären dann solche "Perlen" (Das Wort benutze ich nur in ironischen Zusammenhängen) wie CHA-Bau, Behrens und Kampa, MWA. Niemals findet ihr dort Verzehnfacher, wie EM-TV, Kamps, Aixtron. Also aus meiner Sicht: 1.) Es gibt auch Strategien, die zu Verlusten führen. 2.) Man sollte die Strategien nicht subjektiv bewerten, sondern anhand von historischen Daten messen. Meine Chartstrategie habe ich anhand historischer Charts in dem mir möglichen Umfang (also ohne großartige Analysetools) überprüft. CU Prof |
matthias - Dienstag, 15. August 2000 - 13:55 |
Hallo, als Ergänzung hier noch die derzeitigen Favoriten auf Basis der O`Shaughnessy-Strategie. Ich denke, alles Werte, mit denen man beruhigt ein Depot zusammenstellen kann. Ich werd auf jeden Fall mal die Entwicklung bis Jahresende beobachten. Gruß Matthias Die Kandidaten aus dem Dax 100 Kurszuwachs vergangene 12 Monate (Prozent) Kurs/Umsatz-Verhältnis LUFTHANSA 68,2 0,82017868 AVA 58,36 0,37512763 KLOECKNER-WERKE 51,19 0,43089648 SCHMALBACH-LUBECA 49,52 0,34413123 PORSCHE PREF. 46,88 0,97568888 FRESENIUS PREF. 45,04 0,52867528 WELLA PREF. 43,84 0,39141734 BMW 38,09 0,66379079 RHOEN-KLINIKUM PREF. 36,34 0,7141122 K & S 20,07 0,72783013 Stand: 8. August 2000 |
avalon - Dienstag, 15. August 2000 - 19:25 |
Schön gemacht Matthias, vielen Dank. Hallo Prof. b - ich bin von Anlegern ausgegangen die schon länger an der Börse sind. Ein Anfänger darf durchaus mehrere Strategien ausprobieren bis er eine erfolgreiche gefunden hat. Dann muß er aber dabei bleiben, das führt wie gesagt langfristig zum Erfolg. Ich hatte auch noch nie einen Tenbagger, aber mein schlechtestes Jahr war glaube ich 94 oder 95 mit knapp 20 % Jahresperformance (da haben meine Anleihen mich "gerettet") Tenbagger zu suchen ist zwar das höchste Ziel, aber unbedingt von Nöten sind sie nicht um erstklassige Renditen zu erzielen...... Es wäre mir zuviel Mühe alle diese Titel von BO längerfristig zu untersuchen, aber es hätte bestimmt auch Outperformer darunter gegeben. Man muß ja nicht die CHAs, Kampas, MWAs usw. erwischt haben.......... Avalon |
gärtner - Freitag, 27. April 2001 - 14:15 | |||||||||||||||||||||||||||||||
Nach 8 Monaten ist es vielleicht ganz interessant, die Favoriten dieser Strategie aus dem DAX 100 zu nennen (Quelle: http://wiwo.de/WirtschaftsWoche/Wiwo_CDA/0,1702,11190_40660,00.html) Diese sind (Stand 24.04.2001):
Einige davon wurden oder werden ja auch hier mehr oder weniger intensiv besprochen. Frühlingsgrüsse der gärtner |
laurin - Freitag, 27. April 2001 - 22:41 |
ist das tatsaechlich die Kursentwicklung seit August 2000????? unglaublich... hoffentlich war/ist das dein privates Depot???? Gruss - Laurin |
gärtner - Samstag, 28. April 2001 - 07:13 |
Hallo Laurin, die Kursentwicklung der letzten 12 Monate ist in der Tabelle angegeben. Mein privates Depot hat sich eher gegenläufig entwickelt - abgesehen von K+S habe ich keine der genannten Aktien. An Buderus war ich mal dran und schliesslich habe ich den Einstieg verpasst. Aber wer weiss, vielleicht kommen die doch noch in mein Depot. Man ist wohl mit recht hoher Wahrscheinlichkeit gut beraten, wenn man jetzt sein Geld auf diese Werte verteilt. Langfristig hat das Investieren in die Werte mit niedrigem KUV (unter 1) und hohem Kursanstieg in den letzten 12 Monaten ein Plus von 18 % per anno erbracht. Dabei wird jedes Jahr umgeschichtet in die entsprechend aktuellen Werte. hälsningar der gärtner |
techno - Mittwoch, 9. Mai 2001 - 23:19 |
ich wurde in letzter Zeit recht häufig auf die O'Shaughnessy Strategie angesprochen und darauf, ob es derzeit einen Fonds gibt, der konsequent nach der O'Shaughnessy Strategie vorgeht. Ist Euch da etwas bekannt? Ciao techno |
gärtner - Donnerstag, 10. Mai 2001 - 17:46 |
Tut mir leid, mir ist nichts bekannt ... der gärtner |
klaus - Donnerstag, 10. Mai 2001 - 22:59 |
In den USA hatte O'Shaughnessy ja einige eigene Fonds, die nach seinen Strategien investiert hatten. Die wurden jetzt aber wegen Erfolglosigkeit eingestellt. Klaus |
stw - Freitag, 11. Mai 2001 - 00:13 |
"Die wurden jetzt aber wegen Erfolglosigkeit eingestellt" *lol* Na ob das wirklich etwas für unseren techno wäre... ;-) stw |
techno - Samstag, 12. Mai 2001 - 11:42 |
... wegen Erfolglosigkeit eingestellt? Also wenn ich mir die Zahlen in der WiWo und in Gärtner's Tabelle so ansehe, scheint die O'Shaughnessy Strategie wohl nur in "schlechten" Zeiten und bei Seitwärtsbewegungen top zu performen - das ist ja besser als jeder Put :-) Insfern wären diese Fonds auf jeden Fall was für mich *lol* |
klaus - Samstag, 12. Mai 2001 - 19:28 |
Na ja, die Strategie selber scheint schon zu funktionieren. Die wurde ja, glaube ich, auch ueber einen laengeren Zeitraum backgetested. Es scheint aber ,dass je mehr Leute (bzw Kapital) eine mechanische Strategie verfolgen, umso schlechter funkioniert die Strategie dann (warum auch immer). Das ist wahrscheinlich auch der Grund warum die Fonds nicht funktioniert haben. |
gärtner - Donnerstag, 24. Mai 2001 - 12:04 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
Die Favoriten aus dem DAX 100 (Kursanstieg innerhalb der letzten 12 Monate), Stand 24. Mai 2001:
hejdå der gärtner |
rosenstrauch - Donnerstag, 31. Mai 2001 - 13:24 |
Nähere Infos zur Strategie unter http://www.howtoretirerich.com/ sowie http://strategy.stockmaster.com Mir ist nach wie vor nicht klar, wo man - außer den ausgesuchten Werten auf der Wirtschaftswochen-Seite zu O'Shaughnessy - das KUV zu den Aktien erfahren kann. rosenstrauch |