Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Das antizyklische Musterdepot: Archivierte Beiträge bis 30. Mai 2001
chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 09:32
@ prof: Wobei gerade dieses Erfolgserlebnis sich gegenseitig Mut zu machen, dem Antizykliker normalerweise höchst selten zuteil wird. Ich freue mich jedenfalls auch über das Interesse und die Spannung auf allen Seiten.

Und Du weißt ja, ich kann Dir kaum einen Wunsch abschlagen ...

@ Mib: SEMX ist auch für die Prüfliste vorgemerkt.


;-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 10:08
Streichung des Limitauftrages Sparta Beteiligungen.

Neuer Limitauftrag: Deutsche Balaton (550820),
Börse Frankfurt, Limit 4,11 EUR, gültig Ultimo+1

Zum Hintergrund: Der Kurs der Sparta Tochter Deutsche Balaton ist in den letzten beiden Tagen nach einer schönen technischen Erholung wieder unter Druck geraten. Das bisherige Jahreslow liegt bei 3,76 EUR. Balaton hat noch bessere Bilanzrelationen wie Sparta und bietet noch günstigere KBV Verhältnisse.


:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 11:32
Nachtrag: Obengenannter Limitauftrag lautet über 1.000 Stk. Deutsche Balaton

:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 11:46
Moneymax und prof haben ja schon dankenswerter Weise auf die Internetsite

http:www.antizyklisch-investieren.de

hingewiesen.

Wir werden wohl wirklich ab und zu mal dort vorbeischauen, um möglichst viel lernen zu können.

Daher in den nächsten Postings mal deren momentanes Musterdepot und deren Strategie zur weiteren Diskussion in unserem Forum.


:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 11:50
Das folgende Musterdepot ist nach der antizyklischen Investitionsstrategie ausgerichtet. Es ist mein Ziel das Risiko eines Aktien-Crashs zu minimieren, langfristig die Performance der Weltindices zu schlagen und die Volatilität gering zu halten. Transaktionskosten und Depotgebühren werde ich nicht berücksichtigen - sie werden durch die langfristige Ausrichtung und durch eine geringe Anzahl an Transaktionen nicht ins Gewicht fallen. Das Startkapital beträgt 100.000EUR, jede im Musterdepot aufgeführte Aktie kaufe/verkaufe ich auch privat.

Zum näheren Verständnis ist es sinnvoll, sich intensiver mit der antizyklischen Investitionsstrategie zu beschäftigen. Sollten Ihnen Neider in Folge Ihrer, durch diese Seite entstandenen Aktiengewinne, auflauern oder treiben Sie Aktienverluste, verursacht durch meine Ausführungen, in den Wahnsinn - entziehe ich mich jeglicher Haftung. Das ist dann allein Ihr Problem!

akt. Anteil Aktie/Land Kauf am
(Kurs) Stk. Akt. Kurs SLoss Kurswert Ergebniss

8,21% Office Depot ( USA) 20.10.00
(7,40) 880 10,75 7,90 9460,00 + 45,27%

6,13% Jakks Pacific ( USA) 31.10.00
(9,70) 370 19,10 9,50 7067,00 + 96,91%

5,33% Sixt (D) 11.12.00
(9,70) 480 12,80 10,00 6144,00 + 31,96%

6,25% Samsung ( KOR) 18.01.01
(39,30) 160 45,00 28,00 7200,00 + 14,50%

7,29% Eastman Kodak
( USA) 02.03.01 (46,50) 150 56,00 36,00 8400,00 + 20,43%

9,02% Sykes ( USA) 25.04.01
(5,80) 1000 10,40 4,10 10400,00 + 79,31%

7,42% Maxdata ( D) 25.04.01
(7,80) 900 9,50 5,90 8550,00 + 21,79%

5,87% Xerox ( USA) 09.05.01
(11,00) 550 12,30 8,00 6765,00 + 11,82%

15,45% DWS Verm. Bild.Fonds 14.11.00
(116,78) 166 107,25 - 17803,50 - 8,16%

8,01% Gartmore Cont.Europe 08.12.00
(17,35) 600 15,39 - 9234,00 - 11,30%

Depot 91023,50
Bar 24242,62
115.266,12 + 15,27%
22.05. seit 10/00

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 11:52
Mann o Mann, hätten die mal nicht die beiden Fonds reingenommen (sieht ein bisschen nach einer Konzessionsentscheidung aus), wären das echt tolle Erfolge !

:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 11:54
Sie möchten einhundert Prozent Rendite in wenigen Tagen? Spekulieren, spekulieren und nochmals spekulieren und damit aus ein paar Euro ein riesiges Vermögen anhäufen - besser noch heute als morgen? Wenn das Ihr Ziel ist, sind Sie hier auf der falschen Homepage. Ersparen Sie sich die Mühe, weiter zu lesen!
Die folgende Strategie ist langfristig darauf ausgerichtet, überdurchschnittlich hohe Gewinne zu erzielen und dabei die Volatilität und damit auch das Verlust-Risiko möglichst klein zu halten.

In einem idealen und perfekten Markt besäße jedes Unternehmen einen zu jeder Zeit fest definierten Aktienkurs. Das Gewinn- und Umsatzwachstum, die Marktstellung, der Cash-Flow und alle anderen Unternehmensmerkmale würden in den aktuellen Aktienkurs einfließen und das Unternehmen, auch im Vergleich zur Konkurrenz, fair bewerten. Nur leider existiert ein solcher perfekter Markt nicht! Die Realität sieht anders aus - das Börsengeschehen ist von ständigen Über- und Untertreibungen geprägt. Die Einführung des Neuen Marktes in Deutschland führte zu einer völlig neuen Dimension der Überreaktionen. Fundamentale Kriterien rückten zunehmend in den Hintergrund - was von nun an die Aktien-Kurse anheizte, war Phantasie und Werbung. Es genügte schon mit Begriffen wie "Internet", "eCommerce" oder "Biotechnologie" Schlagzeilen zu machen, um die Kurse anzutreiben. Die New-Economy, wie sie so schön heißt, konnte immer mehr Kleinanleger in ihren Bann ziehen. Viele Investoren fühlen sich mit Performance-Ergebnissen von mehreren hundert Prozent im Jahr schon wie kleine Götter - meinen gar, der Boom würde niemals enden. Als wir im März diesen Jahres einen Einbruch von 40% miterleben durften, war das Gejammer groß. Viele Anleger scheinen zu vergessen, daß sich der Aktienkurs auch nach dem Mini-Crash, seit Anfang 1999, fast verdoppelt hat! Ich kenne keinen Aktienfonds, der es langfristig geschafft hat, eine solche Performance zu halten! Wer glaubt, daß der Neue Markt auf dem jetzigen Niveau von 5500(19.09.) günstig bewertet ist, der liegt gewaltig falsch. Gemessen am Gewinn sind die Unternehmen über 10 mal so hoch bewertet wie die OldEconomy! Wachsen denn auch die NEMAX-Unternehmensgewinne 10 mal so schnell? Wohl kaum, wenn man bedenkt, daß allein über ein Drittel aller dort gelisteten Werte dieses und nächstes Jahr einen Verlust erwirtschaften werden...



Die Antizyklische Aktienstrategie

Seit einigen Jahren suche ich nach einer Strategie, um von solchen Übertreibungen zu profitieren. Mein Ziel ist eine hohe Rendite bei kleinem Risiko und geringer Volatilität. Von allen Strategien, die ich im Laufe der Zeit ausprobiert habe, gefällt mir die antizyklische und die wertorientierte am Besten. Börse ist Psychologie und die Psychologie der Investoren der Schlüssel zum langfristigen Erfolg. Kaufen am Hoch und verkaufen am Tief - kommt ihnen diese Situation bekannt vor? Es ist erstaunlich, daß gerade Kleinaktionäre immer wieder solche Erfahrungen machen. Man könnte denken, daß es doch eigentlich eher unwahrscheinlich sein müßte, so viel Pech zu haben.
Den studierten Experten und Analysten geht es nicht viel anders: Wußten Sie, daß rund 70% aller Fondsmanager langfristig schlechter abschneiden als der Markt? Haben Sie ihre Fonds schon einmal mit anderen verglichen? Wenn nicht, sollten Sie es dringend nachholen. Und für dieses schlechte Depotmanagement bezahlen Sie auch noch Ausgabeaufschlag und Managementgebühren!
Doch kommen wir zurück zur Markt-Psychologie und zu unserem, vom Pech verfolgten, Anleger. Größere Hausse-Baisse-Phasen durchlaufen fast immer die gleichen Phasen:

Eine uninteressante Aktie oder ein ganzer Markt beginnt aufgrund positiver Nachrichten zu steigen. Die Mehrzahl der Investoren ist jedoch nach wie vor skeptisch. Warum sollte sich ein lang andauernder Aufwärtstrend etablieren? Ungläubig und bärisch eingestellt, beobachtet die Mehrzahl der Investoren die langsam steigende Aktie.

Langsam ändert sich die Meinung der Menschen über die Aktie. Fondsmanager beginnen zu investieren und positive Analystenberichte locken immer mehr neue Investoren an. Diese Zukäufe beflügeln den Aktien-Kurs. Jeder Kursrückgang wird als Kaufgelegenheit zu immer neuen Kurshöhen angesehen - man ist von dem anhaltenden Aufwärtstrend überzeugt. Die Stimmung ist bullisch - sie kann euphorisch werden. Vor allem Kleinanleger, die bis jetzt vergebens auf billige Einstiegsgelegenheiten gewartet haben, wollen endlich mit vom Boom profitieren und engagieren sich. Viele Kaufempfehlungen bestärken sie in ihren Käufen. Negative Meldungen und warnende Stimmen werden ignoriert oder verspottet. "Diesmal ist alles anders" - Stimmen werden laut. "Kaufen Sie einen Baum und sehen sie zu, wie er 20 Meter, 50 Meter, 500 Meter hoch wächst. Das ist ein todsicheres Investment, um das sie sich nie wieder zu kümmern brauchen".

Diese Entwicklung wird genau so lange andauern, wie genügend flüssiges Kapital für weitere Zukäufe zur Verfügung steht. Ohne weitere Engagements - keine steigenden Aktienkurse...
Auslöser für eine Trendwende könnten immer lauter werdende Warnungen oder negative News sein. Immer mehr, vor allem institutionelle Investoren, werden sich der Kursrisiken bewußt und beginnen zu verkaufen. Einige Investoren interpretieren neue Tiefststände als günstige Kaufgelegenheiten (das betrifft häufig unerfahrene Kleinanleger) oder "verbilligen" ihre Aktienbestände durch weitere Zukäufe. An eine echte Trendwende glauben die Wenigsten. Immense Verkäufe drücken den Kurs jedoch immer weiter nach unten. Die Aktie sinkt und sinkt.

Mittlerweile hat die Mehrzahl der Investoren die Aktie abgestoßen. Eine Verkaufsempfehlung jagt die nächste - immer mehr negative Meldungen werden laut. Positive News werden unterbewertet. Die Masse ist vollkommen bärisch eingestellt. Völlig entmutigt entschließt sich jetzt auch unser Pechvogel zu verkaufen - er hat es buchstäblich satt, mit dieser ....-Aktie Verluste zu machen!

Zu diesem Zeitpunkt haben es alle, die verkaufen wollten, getan. Ohne Verkäufe wird ein Aktienkurs nicht weiter sinken. Der Tiefststand ist erreicht - wohlgemerkt haben wir es jetzt mit einer extremen Überreaktion nach unten zu tun. Jetzt fehlen ein paar aufmunternde fundamentale Zahlen oder erste positive Einschätzungen und die Anleger bemerken wie "billig" diese Aktie ist. Der Kreislauf kann von vorn beginnen....


Gefühlswandel in einer vollständigen Hausse-Baisse-Phase

Edwin Lefevre sagte einmal: "an der Wallstreet wiederholt sich die Geschichte ständig". In einer von Furcht getriebenen Baisse geht die Masse fast immer genausoweit wie in einer von Gier getriebenen Hausse. Die Hochs und Tiefs sind dabei Extreme, die über alle rationalen Erwartungen hinaus gehen. Im Extremfall kann sich solch eine Übertreibung zur Manie ausweiten (z.B. Tulpenmanie). Wer glaubt, daß die Anleger aus solchen Erfahrungen lernen, irrt. Immer wieder kann man Übertreibungen beobachten: Ob die aktuelle Hightech-Euphorie (Internet, Biotechnologie, Telekommunikation) oder die Überreaktionen 1998 im Asiatischen Raum - es existieren ständig Extrembewertungen. Aus diesen Erkenntnissen entwickelte sich die Antizyklische Investitionsstrategie. Der Antizykliker investiert bevor Aktien steigen und nicht danach. Er verabscheut die Herdenmentalität der meisten Anleger und kauft wenn das "Blut in den Straßen fließt". Getreu dem Motto: "kurz vor der Dämmerung ist die Nacht am dunkelsten" investiert er in extrem unterbewertete Unternehmen in die kein anderer Investor mehr einsteigen will. Dabei unterscheidet sich der Antizykliker aber nur im Verkaufszeitpunkt von den anderen Anlegern! Ist er einmal engagiert, sollen sich andere Investoren seiner Meinung anschließen und den Kurs nach oben bewegen.
Das klingt einfach, ist es aber nicht. Eigenständige und völlig unabhängige Entscheidungen treffen nur die wenigsten Investoren. Die Mehrzahl der Anleger läßt sich von Analystenmeinungen und Empfehlungen leiten. Ist z.B. die Pharmabranche gerade "in" wird dort investiert. Nur: wenn die Pharmabranche gerade "in" ist, hat sie doch oft schon den Kursanstieg hinter sich - wir Antizykliker wollen doch davor investieren...!
Wir haben in unserer Gesellschaft einfach verlernt, gruppenkonträr zu denken. Wird nicht schon im Kindergarten Teamarbeit geschult und ein Andersdenken bestraft? Klingen nicht allein die Worte "anti" oder "konträr" schon negativ? Tut es nicht gut eine Aktie zu kaufen, die von unzähligen Experten empfohlen wird? Unbewusst suchen wir ständig nach Bestätigungen für unser Handeln. Davor muß sich der Antizykliker hüten! Experten haben es nicht einfacher. Betrachten Sie sich doch einmal ihre Empfehlungslisten: Intershop, Cisco, Deutsche Telekom, Qiagen,... Hören wir nicht ständig die selben Titel? Braucht man ein Studium um zu sehen, daß Unternehmen die mit dem 200-fachen prognostizierten Gewinn bewertet werden(siehe Kurs-Gewinn-Verhältnis), einfach überbewertet sind und das sich diese Bewertungsmaßstäbe irgendwann ändern müssen? Langfristig sollte das KGV in etwa dem Gewinnwachstum entsprechen - das war immer so und diesen Zustand werden wir irgendwann einmal wieder erreichen! Dann werden sich viele dieser Titel mehr als nur halbieren...

Nehmen wir z.B. Yahoo: prognostiziertes Gewinnwachstum im nächsten Jahr rund 25%, sagen wir 30% - Kursgewinnverhältnis 182! Wer der Meinung ist, den jüngsten Kurseinbruch als Kaufgelegenheit zu nutzen sollte sich genau überlegen was er tut...! Oder würden sie einen super Neuwagen, sagen wir einen Toyota Carina Neuwert 30000 DM, für 180.000 DM kaufen?

Viele Experten sehen dieses Mißverhältnis natürlich auch. Das Problem ist jedoch, keiner kann sagen, wann es zu der Neubewertung kommt. Bis dahin wird man die Bewertung ignorieren und andersdenkende Stimmen verspotten. Der Erfolgsdruck zwingt viele Fondsmanager zu risikoreichen New-Economy-Investments. Nennen wir es "IBM-Phänomen": noch kein Fondsmanager wurde gefeuert, weil er IBM gekauft hat. Kauft er Titel die "in" sind und sie brechen ein, ist das OK - investiert er hingegen antizyklisch, investiert also in unbeliebte Unternehmen und liegt einmal falsch, kann das böse Konsequenzen haben. Das sich dieses Andersdenken langfristig jedoch auszahlen kann, haben Menschen wie Kostolany oder Buffet eindrucksvoll gezeigt. Aber nun genug der Markpsychologie - es ist an der Zeit dieses "Andersdenken" zu konkretisieren. Wann ist ein Unternehmen so stark unterbewertet, daß es zum antizyklischen Investment wird? Wie kann man die Bewertung eines Unternehmens objektiv beurteilen und sie mit Konkurrenzunternehmen vergleichen?



Der Kursverlust

Antizyklische Investoren kaufen unverhältnismäßig stark eingebrochene Aktien. Ein starker Kursverlust ist folglich die entscheidende Grundbedingung für ein antizyklisches Investment. Viele erfolgreiche antizyklische Investoren handeln nach der 50-Prozent-Verlust Regel. Für sie ist mindestens ein 50-prozentiger Kursverlust für einen Einstieg nötig. Dies hat den Vorteil, daß man sicherstellt, daß die Mehrzahl der Investoren der Aktie gegenüber bärisch eingestellt ist. Außerdem umgeht man damit unnötige emotionale Einflüsse. Neben dem Kursverlust sollte mein antizyklisches Investment noch folgende charttechnische Kriterien erfüllen:
Ein Kursverlust von 50 Prozent sollte innerhalb des letzten Jahres liegen.
Die Aktie sollte ein neues Jahrestief erreicht haben(eine Aktie, die in den letzten 52 Wochen 500% gestiegen ist und jetzt um 50% einbricht, ist für mich natürlich kein antizyklischer Kandidat).
Die Aktie sollte ein "gesundes Leben" vor dem Einbruch aufweisen können (von Aktien, die seit 10 Jahren konstant fallen, halte ich sehr wenig).
Ein Kursverlust allein reicht natürlich noch nicht aus, um ein antizyklisches Investment auszumachen. Sinkt der Preis, für den schon oben erwähnten Toyota, um 50% kostet er 90.000DM und ist damit noch immer unverschämt teuer! Antizyklisch investieren bedeutet, Unternehmen zum Spottpreis zu kaufen. Fundamentale Daten können darüber Aufschluß geben, ob dieser Spottpreis schon erreicht ist:



Kurs-Gewinn-Verhältnis (Price-Earning-Ratio PER)

Eine der wichtigsten fundamentalen Kennzahlen ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis(KGV). Jedes Unternehmen möchte auf Dauer Gewinn erwirtschaften. Es benötigt Gewinn um Schulden zu bezahlen, Gewinn um zu expandieren und Gewinn um neue Forschungen zu finanzieren. Unternehmen, die langfristig keinen Profit machen, werden bankrott gehen und vom Markt verschwinden. Ein langfristiger Gewinn ist die Grundvoraussetzung für einen steigenden Aktienkurs. Was liegt also näher, als ein Unternehmen nach dem Gewinn zu beurteilen? Nichts anderes ist das KGV: Es errechnet sich aus dem aktuellen Kurs, dividiert durch das aktuelle Ergebnis je Aktie. Was die Berechnung angeht, existieren zahlreiche Variationen: einige Analysten benutzen nicht das prognostizierte Jahresergebnis, sondern die Summe der letzten vier Quartalsergebnisse. Vor allem in Deutschland ist es gebräuchlich, die erwarteten Gewinne des folgenden Jahres zu verwenden. Solange man die zu erwartenden Gewinne richtig einschätzt, ist diese Berechnung möglich - doch wer kann den Gewinn schon sicher prognostizieren?
Weit schwieriger als die Berechnung ist die Beurteilung des KGV’s. Vereinfacht kann man sagen: je niedriger das KGV, desto günstiger ist ein Unternehmen (gemessen am Gewinn!) bewertet. Ob ein KGV von x gerechtfertigt ist oder nicht und wie groß das Kurspotential ist, hängt hauptsächlich von 3 Faktoren ab: vom Gewinnwachstum des Unternehmens, vom KGV der Konkurrenten/des Marktes und vom Firmen-KGV der Vergangenheit.

Gewinnwachstum: Langfristig und abgesehen von Phasen der Über- oder Untertreibung wird das KGV in etwa dem Gewinnwachstum der Unternehmen gleichen. Das bedeutet, daß Anleger für schneller wachsende Unternehmen, einen höheren Preis in Kauf nehmen. Aber Vorsicht: es ist gefährlich für Wachstum einen zu hohen Preis zu bezahlen.

Markt-KGV: es bietet sich an, das Markt- und Konkurrenz-KGV zu betrachten. Weisen z.B. vergleichbare Unternehmen sehr viel höher oder sehr viel niedriger KGV’s auf, könnte das ein Indikator für Über- oder Unterbewertungen sein. Hinweis: Der direkte Unternehmensvergleich ist nur innerhalb der gleichen Branche und innerhalb eines geographischen Gebietes aussagekräftig. Andere Länder und andere Branchen können eine andere KGV-Bewertung aufweisen. (z.B. die traditionell hohe Bewertung japanischer Unternehmen). z.B. Das KGV des S&P 500 betrug die letzten 120 Jahre durchschnittlich 14,1. Was ich von dem aktuellen KGV von rund 25 halte, ist unter Jahresausblick zu lesen.


Unternehmens-KGV der Vergangenheit: Ein Unternehmen mit einem KGV von 10 ist eher unterbewertet, wenn das Unternehmen in der Vergangenheit mit einem KGV von 20 bewertet wurde, als wenn es in der Vergangenheit ein KGV von 5 aufwies.

Studien belegen, daß sich Aktien mit niedrigen KGV’s durchschnittlich besser entwickeln als Aktien mit hohen KGV’s:



KGV-Gruppe jährl. Gesamtrendite in % aus 1000 Dollar wurde
(1966-1984)

1(niedrigstes KGV) 14,08 12.220,00
2 13,45 11.670,00
3 10,95 7.210,00
4 10,29 6.430,00
5 9,20 5.320,00
6 6,43 3.270,00
7 7,00 3.620,00
8 5,57 2.800,00
9 5,50 2.770,00
10 (höchstes KGV) 5,58 2.810,00

In dieser Studie untersuchte Roger Ibbotson alle an der NYSE gehandelten Aktien vom 31.12.1966 bis zum 31.12.1984. Jedes Jahr bildete er aus allen Aktien zehn, dem KGV zugeordnete, gleich große Gruppen. Das Resultat der Studie: Hätte ein Investor jedes Jahr in das am niedrigsten bewertete Zehntel des Marktes investiert, hätte er eine jährliche Rendite von 14% erzielt. Das am höchsten bewertete Zehntel erreichte nur 5,58%. Die durchschnittliche Jahresrendite betrug im Beobachtungszeitraum 8,6%. Quelle: Tweedy Browne




1 höchstes KGV 2 3 4 5 6 niedrigstes KGV

durchschn. KGV 35,8 30,5 19,1 15,0 12,8 9,8
durchschn. Rendite % 9,3 9,5 9,3 11,7 13,6 16,3
Beta 1,11 1,06 1,04 0,97 0,94 0,99

Sanjoy Basu, Wirtschaftsprofessor an der McMaster University, kam zu einem ähnlichen Ergebnis: Auch er unterteilte die Aktien (500 an der NYSE gehandelte Wertpapiere, 1957-1971) jährlich in sechs, nach dem KGV geordnete, gleich große Gruppen. In jede Aktie wurde der gleiche Geldbetrag investiert. Die Haltezeit betrug ein Jahr. Auch in dieser Studie konnten die niedrig bewerteten Aktien die Rendite der hoch bewerteten Papiere deutlich schlagen. Neben den Renditen untersuchte Basu die Volatilität (und die Korrelation mit dem Gesamtmarkt = Beta) der Aktien. Es ist erstaunlich, daß die Aktien mit einem geringen KGV in dem Beobachtungszeitraum eine geringere Volatilität und somit geringere Risiken aufweisen. (Beta<1 = Aktie schwankt weniger stark als der Gesamtmarkt). Quelle Tweedy, Browne


Zeitraum nach dem Kauf 1 max KGV 2 3 4 5 6 7 9 9 10 min KGV

1. Jahr 12,3 12,5 14,0
13,0 13,5 15,6 17,0 18,0 19,3 16,2
2. Jahr 10,1 11,3 12,4 14,3 16,7 16,4 18,0 18,5 18,3 17,4
3. Jahr 11,8 13,8 15,7 17,1 17,1 19,1 19,8 18,8 18,8 19,5
4.Jahr 11,1 12,4 14,5 15,1 15,7 15,9 19,8 19,9 20,5 21,4
5. Jahr 11,9 12,9 15,1 16,7 17,1 16,8 19,6 20,1 21,1 20,7
druchschn. jährl. Rendite 11,4 12,6 14,3 15,2 16,0 16,7 18,8 19,1 19,6 19,0
Rendite nach 5 Jahren 71 80 95 103 110 116 137 139 144 138

Die Forscher Josef Lakonishok, Robert Vishny und Andrei Shleifer zeigen mit ihrer Studie (1968-1990, alle an der NYSE und AMEX gehandelten Aktien, jedes Depot wurde 5 Jahre lang gehalten und die Performance gemessen) nicht nur, daß günstig bewertete Aktien deutlich besser abschneiden als der Gesamtmarkt, sondern auch, daß es sich auszahlt, Aktien länger als ein Jahr zu halten. Die attraktivsten Renditen erreichten die unterbewerteten Aktien im dritten, vierten und fünften Jahr!

Aus diesen Studien geht hervor, daß Aktien mit kleinen Kurs-Gewinn-Verhältnissen längerfristig deutlich besser abschneiden als hoch bewertete Aktien und dabei eine geringere Volatilität aufweisen. Das bedeutet höherer Profit bei kleinerem Risiko!



Das Kurs-CashFlow-Verhältnis (Price to Cash-Flow)

Cash-Flow ist der Mittelzufluß und -abfluß eines Unternehmens. Der CF kann positive und negative Werte annehmen, je nach dem ob ein Unternehmen mehr Mittelzu- oder mehr Mittelabflüsse aufweisen kann. Berechnet wird der Cash-Flow, indem man zum Nettoeinkommen des Unternehmens nicht bargeldbezogene Bilanzposten, wie Abschreibungen und Amortisation, hinzuaddiert. Einige Experten halten den CF für aussagekräftiger als den Gewinn, da dieser Abschreibungen und langfristige Rückstellungen mit berücksichtigt. Cash-Flow ermöglicht problembeladenen Unternehmen eine gründliche Sanierung, das Zahlen einer Dividende oder das Zurückkaufen eigener Aktien und sollte deshalb bei einer Unternehmens-Analyse mit berücksichtigt werden. Dividiert man den Kurs einer Aktie durch den Cash-Flow, erhält man das Kurs-CashFlow-Verhältnis(KCV). Ein Kurs-CashFlow-Verhältnis von 2 bedeutet zum Beispiel, daß der aktuelle Aktienkurs nach zwei Jahren aus dem Zahlungsmittelzufluß gedeckt ist. Unternehmen mit niedrigen KCV&#8217;s haben sich langfristig deutlich besser entwickelt als der Markt. Auch dies belegen verschiedene Studien:
Zeitraum nach dem Kauf 1
max. KCV 2 3 4 5 6 7 9 9 10 min. KCV
%
1. Jahr 8,4 12,4 14,0
14,0 15,3 14,8 15,7 17,8 18,3 18,3
2. Jahr 6,7 10,8 12,6 15,3 15,6 17,0 17,7 18,0 18,3 19,0
3. Jahr 9,6 13,3 15,3 17,2 17,0 19,1 19,1 20,2 19,3 20,4
4.Jahr 9,8 11,1 14,6 15,9 16,6 17,2 18,2 19,2 22,3 21,8
5. Jahr 10,8 13,4 16,1 16,2 18,7 17,7 19,1 20,9 21,2 20,8
druchschn. jährl. Rendite 9,1 12,2 14,4 15,7 16,6 17,1 18,0 19,2 19,9 20,1
Rendite nach 5-Jahren 54 77 96 107 115 120 128 140 147 149

Die Professoren Josef Lakonishok, Robert Vishny und Andrei Shleifer untersuchten neben dem KGV auch das KCV und kamen zu folgenden Resultat(Studienumfang/zeitrahmen analgo zur KGV-Studie): Unternehmen mit kleinen KCV's erreichen, vor allem langfristig, höhere Renditen als hochbewertete Titel.



Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (Price to Book)

Im Gegensatz zum KGV/KCV stellt man beim Kurs-Buchwert-Verhältnis nicht den Gewinn, sondern den Substanzwert des Unternehmens ins Verhältnis zum Aktienkurs. Der Buchwert errechnet sich aus der Summe der Vermögensgegenstände minus alle Verbindlichkeiten minus immaterielle Vermögensgegenstände. Kurz: Der Buchwert ist in etwa der Unternehmenswert im Falle seiner Liquidation. Teilt man den aktuellen Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie, erhält man das KBV, einen Maßstab ob eine Aktie, gemessen am Substanzwert des Unternehmens, billig oder teuer ist. Auch hier gilt die Regel: je niedriger das KBV, desto günstiger ist das Unternehmen bewertet.
KBV Drei-Jahresrendite

1,4-1,2 48,9%
1,2-1,0 45,3%
1,0-0,8 51,5%
0,8-0,7 57,9%
0,7-0,6 62,1%
0,6-0,5 72,6%
0,5-0,4 77,9%
0,4-0,3 73,5%
0,3-0,0 88,0%

In dieser Studie(1970-1981) wurden aus 7000 Unternehmen alle Aktien mit einem KBV kleiner 1,4 herausgefiltert und einer dieser neun Gruppen zugeordnet. Nach einer dreijährigen Haltezeit erreichten die Aktien alle höhere Wertzuwächse als der S&P500(Dreijahresrendite 27 Prozent). Dies zeigt, daß es sich lohnt, in Unternehmen zu investieren, die weit unter ihrem Buchwert gehandelt werden.




Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (Price to Sales)

Wie der Name schon sagt, wird beim KUV der Umsatz ins Verhältnis zum Aktienkurs gesetzt. Das bedeutet, daß man ihn erhält, indem man den Aktienkurs durch den Umsatz je Aktie dividiert. Studien belegen, daß auch Unternehmen mit niedrigen KUV&#8217;s besser abschneiden als der Gesamtmarkt: James P. O'Shaugnessy investierte von 1951 bis 1993 im Rahmen seiner Studie je 10000 Dollar in die 50 Aktien mit den niedrigsten Kurs-Umsatz-Verhälnissen(Haltezeit betrug ein Jahr). Die durchschnittliche Jahresrendite hätte 16% betragen(bei 12,8% Marktrendite). Die 50 Aktien mit dem höchsten KUV hätten nur eine Jahresrendite von 4,5% erzielt.



Dividendenrendite (Dividend Yield)

Viele Unternehmen zahlen eine jährliche, einige auch eine vierteljährliche Dividende aus. Mit 100 multipliziert und durch den Aktienkurs dividiert, ergibt sie die aktuelle Dividendenrendite. Für Fundamental-Analysten war sie vor allem Anfang der 60er Jahre die entscheidende Unternehmenskennzahl. Ich persönlich halte von der Dividendenrendite sehr wenig. Zum einen muß ich Dividendenerträge versteuern und zum anderen was nützt mir eine Dividendenrendite von 2%, wenn der Aktienkurs selbst täglich um ein bis zwei Prozent schwankt?!? Außerdem sinkt der Aktienkurs am Auszahlungstag oft sowieso um den Betrag der Dividende - eine Anlageentscheidung von der Dividendenrendite abhängig zu machen, halte ich folglich für unsinnig. Das man sie dennoch in eine Analyse einbeziehen sollte, hat zwei gute Gründe: einerseits sollte man die Dividendenentwicklung der vergangenen Jahre betrachten. Solide Unternehmen zahlen oft eine kontinuierlich steigende Dividende - Ausfälle oder Dividendenkürzungen werden von Investoren nicht gern gesehen. Auf der anderen Seite bewirken starke Kurseinbrüche unter Umständen phantastisch hohe Renditen. Zahlt ein Unternehmen z.B. eine Dividende von 2% und der Aktienkurs viertelt sich, springt die Dividendenrendite auf 8%!



Insideraktivitäten

Insider sind Manager und Aufsichtsratsmitglieder die Einblick in unternehmensinterne Daten haben und damit natürlich auch die Zukunft eines Unternehmens besser prognostizieren können als außenstehende Investoren. Die SEC (amerikanische Börsenaufsicht) zwingt Insider dazu, ihre Transaktionen(rund ein Monat Verzögerung) zu veröffentlichen. Diese Daten beziehe ich in meine Aktienanalyse grundsätzlich mit ein. Insider setzen nicht freiwillig ihr eigenes Vermögen aufs Spiel, wenn dem Unternehmen der Konkurs droht. Beginnen Insider, nach einem kräftigen Kursverlust, wieder zu kaufen, ist dies ein sehr gutes Zeichen. Sie rechnen offensichtlich mit einer Trendwende - und wer kann dies besser beurteilen als wohlinformierte Unternehmensmanager? Studien von den Professoren Bettis, Vickrey, Pettit, Venkatesh, uva. belegen eindeutig, daß Insider mit ihren Transaktionen besser abschneiden als der Markt, vor Kursanstiegen oft einsteigen und daß Insiderverkäufe oft Kurseinbrüchen vorauseilen.



Investitionsbedingungen

Diese fundamentalen Kennzahlen sollten darüber Aufschluß geben, ob ein Unternehmen unterbewertet ist oder nicht. Um hinderliche, persönliche Emotionen völlig auszuschließen und um sicherzustellen, daß man ein Unternehmen wirklich zum Spottpreis erwirbt, ist es hilfreich Mindestwerte für KGV, KBV, usw. festzulegen. Die weiter oben behandelten Erkenntnisse einbeziehend, verwende ich folgende erste Selektionskriterien:



50-Prozent-Verlust-Regel
ein Kursverlust von mindestens 50% ist erforderlich
("kontra"-Investment, Anleger sollten diese Aktie hassen)
zwei der vier fundamentalen Kennzahlen erfüllen folgende Bedingungen

KBV<1
KUV<1
KGV<Gewinnwachstum/2 oder KGV<12
KCV<10

(Unternehmen wird deutlich unter seinem Wert gehandelt)

Marktkapitalisierung>150 Mio. $

Aktienkurs > 4$




Noch ein Hinweis zu den Beiden Nebenregeln, die Marktkapitalisierung und den Aktienkurs betreffend: Damit möchte ich Penny-Stock-Investments vermeiden. Das hat folgenden Grund: vor allem institutionelle Investoren, deren Käufe ich für eine langfristige Neubewertung benötige, meiden solche Aktien. Außerdem bereitet ein Engagement in Unternehmen mit zu kleinen Umsätzen oft nur unnötige Schwierigkeiten.



Unternehmensanalyse

An dieser Stelle beginnt die eigentliche Unternehmensanalyse. Fundamentale Kriterien wie KGV und KBV sagen nur sehr wenig über das Unternehmen selbst aus. Ich möchte wissen, in welche Firma ich investiere, welche Produkte sie herstellt, wie ihre Zukunftsaussichten sind und was der Grund für den Kurseinbruch ist.

Deshalb durchforste ich zuerst einmal die aktuellen und zurückliegenden News und Analysten-Kommentare/Analysen und notiere mir Risiken und Potentiale. Danach kontaktiere ich das Unternehmen und lasse mir einen Jahresabschluss zuschicken, durchforste selbst die Bilanzen der Vergangenheit nach verdeckten Schwachstellen, analysiere die Gewinn und Verlustrechnungen und verschaffe mir somit einen Überblick über die allgemeine Unternehmenslage. Als nächstes nehme ich mir die Produktpipeline vor: was wird hergestellt und mit welchem Erfolg, wie sind die Zukunftsaussichten der Produkte und wie bewertet sie die Öffentlichkeit, welche Konkurrenten existieren und wie sind sie bewertet... Das Resultat stelle ich, sofern es meine Zeit zuläßt, ins Netz.

Da eine Analyse dieser Form normalerweise einige Stunden bis Tage andauert und meine Freizeit für Analysen dieser Art knapp ist, kann ich leider nicht wöchentlich neue Kommentare verfassen.




Risikomanagement

Diese Strategie ist natürlich nicht perfekt. Nicht alle problembeladenen Unternehmen werden einen Weg aus der Krise finden: einige werden Konkurs anmelden und andere werden sich unter Umständen über Jahre hinweg auf der Stelle bewegen. Das erfordert ein striktes Depot- und Risikomanagement, bestehend aus Diversifikation, Stop-Kursen und Verkaufsregeln.


Diversifikation

Gerade bei antizyklischen Investments ist eine Risikostreuung unbedingt erforderlich. Alles auf eine Karte zu setzen, könnte tödliche Folgen haben. Deshalb verteile 50 Prozent meines Depots auf ca. 8 antizyklische Einzelinvestments. Damit wird keine Aktie zum Kaufzeitpunkt mehr als 7 Prozent meines Gesamtdepotwertes ausmachen. Die restlichen 50 Prozent investiere ich aus Zeitgründen in die weltweit besten Fonds(näheres zur Fondsauswahl folgt in Kürze). Um regionalen Krisen oder temporären Erscheinungen (z.B. erhöhter Ölpreis) entgegenzuwirken, lege ich auch einen großen Wert auf eine breite Branchen- und Standortdiversifikation.

Stop-Kurse


Fällt eine Aktie um ca. 25% unter den Einstandskurs, wird das Wertpapier über einen Stop-Loss-Auftrag automatisch verkauft. Da keiner meiner Werte über 7 Prozent des Depots ausmacht, beschränke ich damit das Verlustrisiko pro Einzelinvestment auf ca. 1,75 Prozent. Sollte diese Aktie wieder steigen und die fundamentale Situation ist unverändert gut, werde ich knapp oberhalb des ersten Einstandskurses wieder einsteigen. Mit dieser Strategie entgehen mir vielleicht ein paar Prozent Gewinn aber dafür kann ich einen Totalverlust zu 100% ausschließen!


Verkäufe

Verkaufen, darüber sind sich die Experten einig, ist viel schwieriger als kaufen. Befindet sich eine Aktie gerade im Aufwärtstrend, möchte man weitere Kurssteigerungen nicht verpassen und zögert mit dem Verkauf. Kommt es zu kleineren Kursrückschlägen zögert man ebenfalls - man hofft auf kurzfristig bessere Kurse. Deswegen ist eine Verkaufsregel sehr empfehlenswert. Ich verkaufe eine Aktie sobald sie die fundamentalen Kriterien nicht mehr erfüllt. Sollte eine Aktie mehr als 10 Prozent meines Gesamtdepots ausmachen (entspricht einer kurzfristigen Kurssteigerung von ca. 50%) werde ich einen Teilverkauf tätigen, so dass ein gesunder Depotanteil von 5-8 Prozent wiederhergestellt ist. Das sichert mir einerseits erste Gewinne und reduziert andererseits das Verlustrisiko.


Eine letzte Bitte

Sie haben sich gerade durch unzählige Seiten purer Theorie gequält! Ich frage Sie, wozu? Wollen Sie reich werden oder ein bestehendes Vermögen vermehren?
Möchten Sie mit mehr Geld ein erfüllteres oder glücklicheres Leben führen? Versuchen Sie sich diese Frage bevor Sie weiterlesen zu beantworten!

Vergessen sie kurz die Beweggründe für ihr Aktieninteresse und den Ort an dem sie sich befinden. Blicken sie zurück auf ihr Leben - denken sie an ihre Kindheit, an ihre erste große Liebe und an ihre Kinder. Schließen sie ihre Augen und fragen sie sich: Was waren die drei glücklichsten Momente in meinem bisherigen Leben?

Wieviel Geld haben Sie für diese drei Momente bezahlt? Wahrscheinlich nur sehr wenig oder gar nichts! Es ist naiv zu denken, dass allein Reichtum sie glücklicher machen könnte. Wenn ich Sie frage, in welchem Land der Erde die Menschen am glücklichsten sind, denken Sie es ist Deutschland, die USA oder Luxemburg? Weit gefehlt, nach Umfragen ist es Nigeria - wir befinden uns dreiunddreißig Plätze dahinter! Ein Entwicklungsland mit einer Analphabetenrate von 50 Prozent! Ich habe glückliche Menschen in verfallenen Lehmhütten und unglückliche in reichen Chefetagen gesehen. Dass ihnen allein Geld mehr Freuden beschert, das wage ich zu bezweifeln!

Kennen Sie das Gefühl, etwas wirklich gutes getan zu haben? Helfen Sie bedürftigen Menschen mit einem winzig kleinen Teil Ihres Vermögens und Sie werden sich wundern wieviel Freude es Ihnen beschert. Sie werden in Ihrer Umgebung viele wohltätige Vereine finden. Besuchen Sie einen und schauen sie selbst, was Sie allein mit Ihrem Geld ermöglichen! In meiner Umgebung existiert zum Beispiel ein Projekt, dass Kindern aus Tschernobyl hilft. Vielen vier- bis zehnjährigen Kindern wird allein durch Spenden ein vierwöchiger Aufenthalt in Deutschland mit medizinischer Versorgung ermöglicht. Außerdem organisiert dieser Verein Hilfslieferungen in verstrahlte Regionen. Diese Hilfen mit anzuschauen - das macht viel mehr Freude als ein kleiner Mehrbetrag auf irgendeinem Depotkonto! Helfen Sie anderen und Sie helfen sich selbst!

Nun zu meiner Bitte: Ich spende jedes Jahr 10 Prozent meiner Aktiengewinne - dieser Betrag tut nicht weh. Wenn Sie durch diese Seite, zum Beispiel durch eine Aktienempfehlung oder durch diese Strategie, Gewinne machen, bitte ich Sie 10 Prozent dieser Gewinne zu spenden. Ob sie Kindern, anderen Ländern oder der Natur helfen wollen, müssen Sie entscheiden. Sie werden diesen Betrag nicht vermissen. Machen Sie sich selbst und anderen diese Freude. Wenn Sie mir eine anonyme E-Mail schicken, dass Sie etwas gespendet haben, werde ich mich freuen - Sie sehen, spenden macht alle glücklich :)

(Diese Bitte richtet sich an alle Leser, egal ob Sie jährlich zehn oder zehn Millionen Mark mit Aktien verdienen)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg an der Börse und im Leben.

Norbert Keimling 20.09.2000 aktualisiert am 23.02.2001

avalon - Dienstag, 29. Mai 2001 - 13:01
Ja die antizyklischen Strategien sind seit einiger Zeit wieder voll im Trend.

Vielleicht schon wieder ein Kontraindikator ?

Egal, wenn dir der Artikel gefällt - vergiß nicht die 2 Punkte die mir am besten gefallen:

Marktkap. + Stopp Loss.

Der Punkt mit der Outperformance von Aktien mit niedrigstem KGV mag ja stimmen - aber nur solange man bei überteuerten Aktien nie Gewinne mitnahm sondern tatenlos dem Verfall zusah.

So gesehen ist der Vergleich nicht ganz stimmig, man kann ja nicht davon ausgehen, daß alle Anleger so dumm sind und nie Gewinne mitnehmen.

Trotzdem finde ich das eine ganz und gar schöne Strategie - ich kann schon verstehen warum alle Welt nun von antizyklischem Investieren redet - so bequem und so einfach, Aktien spottbillig kaufen und dann einfach warten, warten.

Na ja, glücklicherweise ist es trotzdem nicht so einfach wie es aussieht, das wissen wir ja alle............

Avalon

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 14:57
"Na ja, glücklicherweise ist es trotzdem nicht so einfach wie es aussieht, das wissen wir ja alle"

... gutes summary, dem ist nichts hinzuzufügen


Trotzdem nochmal zu den Punkten Marktkapitalisierung und S/L:

Bei einer Einbettung einer solchen Marktkapitalisierung in die Strategie scheiden automatisch viele kleine deutsche Nebenwerte aus.
Gerade aber deren Einbeziehen könnte die Geschichte noch interessanter machen, da wir ja irgendwo "historisch" ein Forum für deutsche Nebenwerte sind.


Über S/L läßt sich stundenlang diskutieren. Die Strategie hat sicher Ihre Vorteile. Aber: Ein antizyklisches Investment kann einerseits langfristig durch aus richtig sein und trotzdem bleibt die Aktie kurzfristig unter Druck. Vorerst fahre ich erstmal ohne S/L, werde aber versuchen, die Richtigkeit dieser vorläufigen Entscheidung statistisch zu hinterfragen.


:-)
Gruß
Chinaman
:-)
Gruß
Chinaman

mib - Dienstag, 29. Mai 2001 - 15:04
mmh - eigentlich ist es tatsaechlich ganz einfach, - wenn man Halbleiterproduzenten und deren Ausruester kauft, wenn die Kanonen donnern (da geb ich JR VOELLIG recht). Grosse Unternehmen wie AMAT, ATML, NVLS, KLAC, MU und TQNT werden nicht vom Markt verschwinden, sondern in spaetestens 2 bis 3 Jahren wieder hohe Gewinne einfahren. Die Aktienkurse wird dann mit einiger Sicherheit doppelt so hoch sein wie heute.
(Ich persoenlich warte die Korrektur, die in den naechsten 8 Wochen kommen wird, ab und werde dann wieder in die Branche einsteigen (zur Zeit hab ich noch ein paar wenige SSTI, FLSH, ATML, ISSI und TWAV und bin damit ca. 25% im Plus - aber die Branche wird bestimmt nochmal zurueckkommen, denn dieses Quartal wird nochmal schrecklich....).

Gruss - Mib

j_r_ewing - Dienstag, 29. Mai 2001 - 15:28
an mib / an chinaman:
mein angekündigter Antizyklik-Tip (ich schraub noch dran) ist zwar wederx Lucent noch Palm, aber Lucent hab ich mir tatsächlich mal ernsthaft erwogen - leider dann aber von den "Softies" hier (hübscher Ausdruck!) leider ausreden lassen. Alcatel war cooler! Allerdings lohnt es jetzt wohl nicht mehr - AUSGENOMMEN: wenn die Übernahme sich zerschlagfen sollte, sollte ein erheblicher Kursrutsch bei LU folgen - und dann bin ich dabei! Da würde ich Dir auch zuraten, Chinaman! (harte Burschen wie wir bringen das!) Bei Lucent hab ich allerdings auch die Meinung, daß die echt nützliche Sachen herstellen (mit den Bell Labs im Kreuz kann ich mir schlecht vorstellen, daß die auf ewig technologisch nachhinken sollen)- bei Palm bin ich mir da nicht so sicher: diese PDAs sind für so manchen Kaufmann sicher eine nützliche Sache, bei Millionen aber dienen sie bloß der Ego- und/oder Sozialonanie. Ob das eine traggähige Basis ist...

Greetings
JR

j_r_ewing - Dienstag, 29. Mai 2001 - 15:32
Red nicht so viel, mib, Du versaust mir die Überraschung...

SEMX finde ich übrigens auch gut (prachtvolles KUV; bildschöne Untertasse) - Linit 4$ läuft!

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 15:34
@ J.R.Ewing: Hast Du die Meldung zum Deal Alcatel bzw. Lucent im Alcatel-Thread schon gelesen ? Da kommen wir wohl leider nicht zum Zuge.

:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Dienstag, 29. Mai 2001 - 18:13
@chinaman: Sei aber bitte so nett und kaufe richtig nach, bei Aktien die gefallen sind. Ich finde die Nachkaufstrategie ruinös und nicht so sehr die Antizyklische Strategie.
Mit Nachkaufen kann man sich ruinieren. Bei einer antizyklischen Strategie mit SL könnte man vielleicht schon besser aussehen, obwohl es bestimmt erfolgreichere Strategien gibt!

Ich habe stets das Nachkaufen kritisiert, das Nachkaufen ist ruinös, ...

Als Argument warum du hier nicht nachkaufst hast du geschrieben, dass hier Mittelzuflüsse fehlen. Das ist doch aber wie im Privatleben. Man kann doch monatlich nur einige hundert Märker, bestenfalls etwas mehr ins Depot schaufeln. Das Argument zieht also nicht.

Aber ich hoffe noch, wenn du die ersten Verluste gemacht kaufst du auch nach! Versprochen?
Prof

chinaman - Dienstag, 29. Mai 2001 - 19:39
Nee, nee Prof ... und wieviel Mark monatlich bzw. jährlich zum investieren bleiben, ist nun wirklich ein mehr privates Thema ...

:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Mittwoch, 30. Mai 2001 - 09:12
Chinaman, lies mal bei Alcatel die Nachricht zum geplatzen Merger - sieht aus, als müßten wir harten Kerle jetzt zu allem Überfluß auch noch Wort halten...!

chinaman - Mittwoch, 30. Mai 2001 - 14:38
Heute wurde der Limitauftrag Swing! Entertainment in 4 (!) Teillieferungen ausgeführt:

10.05 Uhr 300 Stk a 4.20 EUR
10.21 Uhr 400 Stk a 4.15 EUR
10.41 Uhr 200 Stk a 4.27 EUR
10.45 Uhr 100 Stk a 4.18 EUR


Es ergibt sich ein durchschnittlicher Einstandspreis von 4,19 EUR.


:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Mittwoch, 30. Mai 2001 - 14:53
Die Teilausführungen sind wirklich belastend, aber leider Realität!
Swing sind meiner Meinung nach der erste Halbierungskandidat in deinem Depot!

Viel Glück - Prof

chinaman - Mittwoch, 30. Mai 2001 - 15:09
Ach, der erste Halbierungskandidat ? Ich dachte eigentlich Du denkst der Zweite ... Hast Du Valora vergessen ?


:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Mittwoch, 30. Mai 2001 - 15:33
Valora dürften erst mal eine technische Reaktion nach oben machen. Außerdem finde ich den Vorstand (Helffenstein, Schneible) ganz o.k.
Den Swing-Vorstand kenne ich nicht, aber den Swing-Chart ...
Prof

Diskussionsforum der stw-boerse: Strategiediskussionen: Das antizyklische Musterdepot: Archivierte Beiträge bis 30. Mai 2001