Diskussionsforum der stw-boerse: Sonstiges: Uran: Archivierte Beiträge bis 16. April 2008
chinaman - Dienstag, 7. November 2006 - 05:42
Handelsblatt Nr. 212 vom 02.11.06 Seite 34


BULLE & BÄR

Energie fürs Depot

INGO NARAT | FRANKFURT Manchmal spielen sich die entscheidenden Dinge unter der Grasnabe ab. Wassereinbrüche gehören dazu. Sie können sogar Haussen zünden. Vor drei Jahren musste der weltgrößte Uranförderer Cameco wegen eines unterirdischen Wassereinbruchs eine Mine für mehrere Monate schließen. Das war der Auftakt für eine beispiellose Hausse - die jetzt noch an Tempo zulegt.

Vor drei Jahren kostete ein Pound des Energierohstoffs, umgerechnet ein halbes Kilo, um die zehn Dollar. In den vergangenen Tagen knackte der Preis die magische Marke von 60 Dollar. Wieder spielte ein Wassereinbruch eine entscheidende Rolle, und wieder war die kanadische Cameco betroffen.

Das Preisspektakel wirft ein Schlaglicht auf einen ganz speziellen und sehr engen Energiemarkt, der aus den Fugen geraten ist. Die betroffene neue Cameco-Mine soll rund zehn Prozent des künftigen Uranbedarfs decken. Analysten schätzen jedoch, dass die Förderung jetzt erst in knapp drei Jahren anlaufen kann.

Seit Energie knapp wird, feiert der nukleare Brennstoff ein Comeback. Rund um den Globus waren im vergangenen Jahr 440 Atomkraftwerke am Netz. Derzeit sind 28 neue Kraftwerke in Bau, weitere 62 in Planung. Vor allem China und Indien als aufstrebende Nationen müssen ihren enormen Energiehunger stillen. Beim Angebot jedoch drohen Engpässe, auch jenseits des Cameco-Desasters. Einer der Gründe ist der hohe Zeitaufwand zum Erwerb der Förderlizenzen und zur anschließenden Inbetriebnahme von Minen.

An diesem Punkt knüpft David Miller an. Schon zwei Mal sagte der Geologe eine Preisverdoppelung voraus - und lag jedes Mal richtig. Er wagt die kühne Prognose nun zum dritten Mal: Miller rechnet mit einem Anstieg auf 120 Dollar, vielleicht sogar über 150 Dollar. Erst dann werden seiner Meinung nach neu erschlossene Minen ihre Produktion an den Markt bringen und für ein Gleichgewicht auf einem tieferen Niveau sorgen.

Für Anleger sind Investments heikel. Uran ist ein sensibles Metall und wird nicht an einer Börse gehandelt. Cameco ist der einzige große börsennotierte Förderer. Der Kurs hat gelitten, doch ist die Aktie immer noch 20 Mal teurer als vor sechs Jahren. Profiteure des Cameco-Debakels sind vor allem kleinere Förderer und Explorationsfirmen, deren Kurse in wenigen Tagen bis zu einem Viertel gewannen.

Doch der Einstieg verlangt Mut. Eine Aktie der International Uranium Corp. an der Börse Toronto kostet im Dreijahres-Rückblick jetzt das 30fache. Und eine Paladin Resources in Sydney konnten Interessenten damals für einige australische Cent einsammeln. Heute steuert sie auf sechs Dollar zu. Mutige müssen sich wohl an James Dines halten. Der amerikanische Börsenbriefschreiber trommelte schon vor einem Jahrzehnt für Uran-Investments. Er sagt jetzt: Der Boom hat erst begonnen.narat@handelsblatt.com

Narat, Ingo



02. November 2006

amateur - Dienstag, 25. März 2008 - 21:06
Hallo Strahlemänner und -frauen,

ich muss mal etwas laut denken und hoffe, dass Ihr genauso laut zurückdenkt.
Ich suche zur Beimischung für mein Depot ein Investment im Bereich Uran (ein schlechtes Gewissen ist mir fremd). Mein Anlagehorizont beträgt 30 Jahre (bis zur Rente). Umschichtungen im Depot kommen wegen der Abgeltungssteuer 2009 nicht in Frage. Optimal wäre ein Optionsschein auf Uran mit einer Laufzeit von 30 Jahren. So viel zu meinen Träumen.
Wenn ich mich richtig informiert habe, bleiben nur grob drei Möglichkeiten für ein Investment. Ich investiere erstens direkt in ein Unternehmen, zweitens in Fonds oder drittens in Zertifikate.

1. Unternehmen:
- Firmen im Bereich Exploration und Lager scheinen mir recht riskant für eine Altersvorsorge. Ein Mix aus zehn verschiedenen Unternehmen entfällt, da ich nicht mehr so viel Bares habe.
- An Entsorger oder Demontage von Atomwaffen als Geschäftsmodell glaube ich nicht.
- Große Bergbaukonzerne sind nur minimal in Uran tätig (BHP z. B. nur 1%).
- Andere Große, z. B. Rio Tinto, könnten weit vor Renteneintritt aber natürlich nach Einführung der Abgeltungssteuer geschluckt werden
- Siemens verliert beim Kernkraftwerksbau gegenüber französischen Herstellern an Boden. Auf RWE möchte ich nicht zählen, da die Politik Kernkraft (und Kohle und Öl) böse findet mit allen Konsequenzen für Platzhirsche.

2. Zertifikate:
- Die Mehrheit der (Uran-)Zertifikate wurde zu Boomzeiten voriges Jahr herausgegeben: Für mich ist das ein guter Gegenindikator. Auch fehlt da die Langfristerfahrung.
- Wegen Abgeltungssteuer sind Zertifikate steuerlich ungünstig.
- Behandlung von Zertifikaten bei Konkurs des Emittenten (nach Fast-Pleite von Bear Stearns nicht mehr so abwegig)
- Entweder ist Laufzeit von Zertifikaten beschränkt auf z. B. das Jahr 2014, oder das Contango frisst Gewinn auf

3. Fonds und Optionsscheine:
- Reine Uranfonds sind mir nicht bekannt. Es bleiben nur Rohstofffonds mit Beimischung von Minenaktien.
- Optionsscheine auf Uran mit 30-jähriger Laufzeit sind mir nicht bekannt.

1. Beispiele für Einzelunternehmen:
- Hersteller: Cameco, Denison Mines, Energy Resources of Austr.
- Eploration: Strateco, Uranerz Energy
- Lager: Berkeley
- Atomkraftwerke: Areva
- Entsorger: Perma-Fix
- Bergbau: Rio Tinto, BHP
2. Beispiele für Fonds: MLIIF World Energy Fund, Carmignac Commodities, ...
3. Beispiele für Zertifikate: UBS Uranium Basket, Merrill Lynch S.A. Uran, Urax, J.P. Morgan Intl Derivatives World Nuclear Power, ...

Nun bleiben Fragen:
- Habe ich einen Gedankenfehler im obigen Text?
- Gibt es eine Zertifikatskonstruktion, bei der ich auch jetzt noch keine Abgeltungssteuer zahlen muss und Rollverluste wahrscheinlich gering sind?
- Habt Ihr Erfahrungen und Erwartungen bei längerem Anlagehorizont mit Endloszertifikaten?
- Kennt Ihr einen reinen Uranfonds?
- Lieber ein großes Unternehmen wie Cameco oder BHP, einen Mischfonds für Rohstoffe oder einen Mischfonds im Bereich Energie oder eine Mischung aus Unternehmen und Fonds?
Was denkt Ihr?

Danke sagt
amateur

ragsna - Sonntag, 30. März 2008 - 15:37
Schau dir einmal Uranium Participation Corporation (www.uraniumparticipation.com) an

isabellaflora - Freitag, 4. April 2008 - 21:16
Lieber amateur,

Dein Denkfehler liegt m. E. in der Randbedingung, dass Du ein Investment faktisch ewig halten willst, um damit die Abgeltungssteuer zu umgehen.

1. Dem Gesetzgeber ist überhaupt nicht mehr zu trauen. Wer sagt Dir, dass in 10 Jahren nicht dann doch plötzlich alle (!) Gewinne grundsätzlich versteuert werden?

2. Wie sich ein Investment in 5, 10 oder gar 30 Jahren entwickelt kann Dir niemand sagen, ist fast wie Lotto spielen ;-)

3. Versuche auch heute schon mit der Âbgeltungssteuer mental zu leben. Ich sage Dir, in drei bis maximal vier Jahren lebst Du mit diesen Missstand und wirst dann wieder sehr aktuell neue Investmententscheidungen treffen.

Gruß isabellaflora

prof - Freitag, 4. April 2008 - 21:46
"Ein schlechtes Gewissen ist mir fremd!"
An schmutzigem Geld kann ich mich nicht freuen: Sicher dient auch Stahl der Rüstungsproduktion und eine IBM der IT-Überwachung. Aber irgendwo sind bei mir die Grenzen, spätestens bei Rüstungsfirmen hört der Spaß auf!

@isa:
1.) Stimmt, in Abänderung eines geflügelten Wortes: "Die Lüge ist sicher"!
2. + 3. Stimmt auch!

Prof

amateur - Montag, 7. April 2008 - 13:35
@ragsna: Danke für den Tipp. Den hatte ich noch nicht auf dem Radar.

@isabellaflora,
> "Dein Denkfehler liegt m. E. in der Randbedingung, dass Du ein Investment faktisch ewig halten willst, um damit die Abgeltungssteuer zu umgehen."

Hallo isabellaflora,
Ich will momentan alles, was ich liquide machen kann, in Aktienfonds und ausgewählte Einzelaktien investieren. Als Bonbon kommt noch ein Rohstoff ins Depot. Während es bei Weizen und Schweinebäuchen zu Schweinezyklen kommt, also zu einem permanenten Auf und Ab, sehe ich das bei ausgewählten Rohstoffen anders. Meiner Meinung nach ist Uran aufgrund der Knappheit und des politisch gewollten eingeschränkten Handels (Ich kann mir kein Uran-Barren nach Hause nehmen.) einer der Rohstoffe, die nicht durch den Schweinezyklus laufen und nach 30 Jahren am Ende bei plus minus Null stehen.
Übertreibungen gab es auch bei Uran (siehe Kursentwicklung seit letztem Jahr).
Wenn die Abgeltungssteuer da ist, werde ich mit dem Geld, dass ich dann bei Seite lege, spekulieren. Die Werte, die ich zuvor erworben habe, fasse ich erst zur Rente wieder an. Ich glaube nicht, dass diese Art zu denken, langfristig groß falsch ist. Zumindest bei der Altersvorsorge her halte ich es wie mit den vielzitierten Weisheiten von Kostolany und Buffett.

> "1. Dem Gesetzgeber ist überhaupt nicht mehr zu trauen. Wer sagt Dir, dass in 10 Jahren nicht dann doch plötzlich alle (!) Gewinne grundsätzlich versteuert werden?"

- Mein Vertrauen in den Gesetzgeber ist ebenfalls beschränkt. Aber in dem Fall glaube ich an den Bestandsschutz durch Gesetze. Auch hoffe ich, dass bis Ende 2008 nach Zertifikatefonds (Zertifikate im Fondsmantel) die Abschöpf-Diskussion nicht auf reine Aktienfonds überschwappt.
- Auch glaube ich, dass es vielleicht zehn Jahre dauern wird, bis Politiker erkennen, dass sie den Leuten nicht gerade die besten Rahmenbedingungen für Eigenvorsorge schaffen, in dem sie ihre gierigen Hände aufhalten. Vielleicht dauert es lange, aber genauso gur ist es möglich, dass sich die Bedingungen wieder verbessern, wenn erst genug Schaden durch Nicht-Sparen und mangels Altersvorsorge entstanden ist. Arme Rentner bleiben als Sozialfälle schließlich auf den Taschen der Kommunen hängen. Weitsichtige kommunale Politiker werden sich hier noch zusammentun und erst Druck auf Landespolitiker, dann auf Bundespolitiker ausüben. Auch wenn sich die Bedingungen nicht verbessern, reicht mir ja der Bestandsschutz.

> "2. Wie sich ein Investment in 5, 10 oder gar 30 Jahren entwickelt kann Dir niemand sagen, ist fast wie Lotto spielen ;-)"

Das habe ich gemerkt bei dem Versuch, Einzel-Aktien von Unternehmen zu finden,
- deren Geschäftsmodell ich vertraue,
- die wohl 30 Jahre lang ein fähiges Management haben
- in vergangenen Krisen sich entweder halbwegs wacker gehalten oder aber wenigstens schnell erholt haben und so weiter.
Deswegen beträgt mein Fonds-Anteil im Depot Ende 2008 90 Prozent. Quantitive Fonds sind weniger anfällig auf Marotten und plötzliches Ableben ihrer Fondslenker. Weltweite und Europa-Fonds streuen weit genut. Ich denke, dass antizyklisch investierende, quantitative Welt- und Europafonds mir auf 30 Jahre Sicht abgeltungssteuerfrei noch viel Freude bereiten.

> "3. Versuche auch heute schon mit der Âbgeltungssteuer mental zu leben. Ich sage Dir, in drei bis maximal vier Jahren lebst Du mit diesen Missstand und wirst dann wieder sehr aktuell neue Investmententscheidungen treffen."

Wenn ich nach Aktion "Abgeltungssteuervermeidung" finanziell wieder erholt habe, werde ich diesen Rat beherzigen.
- Glaubst Du nicht, dass Du mit einer steuerfreien Investment-Entscheidung mit ca. 12 Prozent pro Jahr ohne monatliches Hin- und Her recht gut fahren kannst?
- Was ist Deine Wunschrendite bei Investments (langfristig und kurzfristig, falls Du das trennst)?
- Änderst Du nichts in Deinem Depot, wenn die Abgeltungssteuer kommt?

Danke
amateur

chinaman - Montag, 7. April 2008 - 13:47
Hallo amateur,


ich schiebe eine fundierte Antwort aus Zeitgründen immer noch vor mir her.

Ganz im Gegensatz zu isa teile ich Deine grundsätzliche Ausrichtung zur Abgeltungssteuer. Kursentwicklungen haben wenig mit Lottospielen zu tun. Langfristig führt alleine die Inflation zu nominalen Kursgewinnen. Lieber bei sich abzeichnenden Problemen versuchen, Positionen auch mal punktuell abzusichern.

Uran halte ich auch für interessant. Meines Erachtens ist Uranium One auf dem gegenwärtigen Kursniveau ein absolutes Sonderangebot.


Gruß
Chinaman

isabellaflora - Dienstag, 8. April 2008 - 19:11
Hallo amateur,

verzeih, dass ich erst etwas verspätet antworte.

Zu erst einmal zu Uran. Die Äußerung, dass Uran knapp wird und damit der Kursanstieg gesichert sei, ist so einfach nicht. Der Uranhyp im vergangenen Jahr war im Wesentlichen durch die Flutung der Cameco-Mine begründet, somit kurzfristig alle auf eine Verknappung setzen. Inzwischen sind so dermaßen viele Explorer am Gange, dass bereits 2010/11 Nachfrage und Angebot sich annähernd wieder enpendeln dürften. Zudem ist darauf zu achten wie die foward-Geschäfte abgeschlossen wurden. Viele Details wie Finanzierung, Geologie, Management müssen für jeden einzelnen Explorer gesondert eruiert werden. Pauschal ist die Wette auf Uran also nicht gewonnen. Theoretisch kannst Du sehr wohl Uran mit nach Hause nehmen, denn seit Herbst vergangen Jahres haben die Jungs es auch geschafft ein Futures auf Uran zu basteln. Ist zwar quasi nur ein Finanz-Future, aber immerhin. Seitdem ist der Uranpreis auch wieder im Fallen begriffen ....

Nun noch zu Deiner 'Daueranlage'. Versuche Dich einfach in folgende Situation hineinzudenken. Ein Fond ist in drei Jahren mehr als 100% gestiegen. Ein Fond dümpelt so vor sich hin und einen Fonds hat es richtig erwischt. So im Ganzen ist in den letzten drei Jahren außer Spesen nix gewesen. Tust Du dann wirklich nix? Verlängere das Szenario mal auf sechs Jahre - ist Dir das Ganze dann immer noch wurscht? Wie gesagt, versuche Dich mal an diese Szenarien zu gewöhnen und dann sei ehrlich zu Dir selbst.

Gruß isabellaflora

amateur - Freitag, 11. April 2008 - 18:19
Hallo isabellaflora,

> verzeih, dass ich erst etwas verspätet antworte.

Ich kann nicht jeden Tag ins Forum, also muss ich mich auch entschuldigen.

> Zu erst einmal zu Uran. Die Äußerung, dass Uran knapp wird und damit der Kursanstieg gesichert sei, ist so einfach nicht. Der Uranhyp im vergangenen Jahr war im Wesentlichen durch die Flutung der Cameco-Mine begründet, somit kurzfristig alle auf eine Verknappung setzen. Inzwischen sind so dermaßen viele Explorer am Gange, dass bereits 2010/11 Nachfrage und Angebot sich annähernd wieder enpendeln dürften. Zudem ist darauf zu achten wie die foward-Geschäfte abgeschlossen wurden. Viele Details wie Finanzierung, Geologie, Management müssen für jeden einzelnen Explorer gesondert eruiert werden. Pauschal ist die Wette auf Uran also nicht gewonnen.

Pauschal nicht, aber ich sehe eine erhöhte Chance für Kursgewinne im Vergleich zu zyklischen Rohstoffen. Bei Weizen wäre ich mir nicht sicher, ob ich in 30 Jahren mit Plus abschließe. Trotz Uranhype letztes Jahr und dem Absturz in diesem Jahr sehe ich das bei Uran anders. Ist wohl Ansichtssache.
Es mögen viele Explorer auf der Suche nach Glück sein, aber je nach dem, welche Expertenschätzung Du liest, ist auch 2011 noch kein Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage erfolgt.

> Nun noch zu Deiner 'Daueranlage'. Versuche Dich einfach in folgende Situation hineinzudenken. Ein Fond ist in drei Jahren mehr als 100% gestiegen. Ein Fond dümpelt so vor sich hin und einen Fonds hat es richtig erwischt. So im Ganzen ist in den letzten drei Jahren außer Spesen nix gewesen. Tust Du dann wirklich nix? Verlängere das Szenario mal auf sechs Jahre - ist Dir das Ganze dann immer noch wurscht? Wie gesagt, versuche Dich mal an diese Szenarien zu gewöhnen und dann sei ehrlich zu Dir selbst.

Da stecken viele Annahmen dahinter, z. B. das ich meine Fonds zufällig auswähle oder das nach Anschaffung der Fonds sich ihre Performance nicht mehr an den vergangenen Jahren/Jahrzehnten orientiert. Oder das die Börse ein Glücksspiel ist. Gegenprobe: Stell Dir vor, Du hast beim Investieren genauso viel Glück/Pech wie ich. Du kaufst drei Aktien. Eine geht krachen, eine dümpelt rum, eine steigert sich um 100 Prozent. Dann bleiben bei mir noch 25 Prozent mehr übrig, da ich die Abgeltungssteuer nicht zahlen muss. Denn ich halte die zwei verbliebenen Fonds lange.
Ich könnte es mit einfach machen und z. B. den Templeton Growth (WKN: 971025) holen. Der schaffte über die Jahrzehnte eine jährliche Rendite von 12 Prozent. Aufgrund seiner Größe sinkt die Rendite langsam auf 10 Prozent. Das ist immer noch besser als der Index. Mir ist der Fonds zu groß. Ich hole andere.
Meine Annahme sieht so aus. Ein Drittel der Fondsmanager schlagen den Index. Natürlich wähle ich Fonds aus, die zum besten Drittel gehören. So viel zur Theorie.
- Langfristig stehe ich auf antizyklisches Investieren.
- Ich habe bereits beschrieben, dass nur Welt-Fonds und Europa-Fonds in Frage kommen. Einzelne Länder-Fonds (China) oder Trend-Fonds (damals Biotech und Telekommunikation, heute Umweltfonds, später wohl Stützstrümpfe-Antifalten-Fonds) meide ich.
- Ich halte viel von quantitativ verwalteten Fonds. Zu den besten Fonds der letzten Jahre/Jahrzehnte gehören mehr quantitativ verwaltete Fonds als andere. Zahlen schalten Gefühle und damit Herdentrieb aus. Das passt auch besser zur Antizyklik und funktioniert oft. Es gibt auch Ausnahmen, wie den "First Private Europa Akt. ULM (WKN: 979583)". Der lief lange Zeit überduchschnittlich, hat sich aber durch die Kreditkrise von optisch billigen Kennzahlen bei Aktien blenden lassen, Klumpenrisiken gebildet (Banken usw. aufgrund der Kennzahlen übergewichtet). Langfristig gehe ich von steigenden Kursen aus (sonst wäre ich nicht an der Börse). Beim First Private Ulm hätte als Fondsbesitzer ich immer noch die Chance, dass er sich erholt, weil das Management hoffentlich aus Fehlern lernt.

Für mich ist die Börse dann Casino, wenn ich
- einem selbsternannten Guru hinterherlaufe und seine Investment-Empfehlungen kaufe, ohne mich zu informieren.
- "intraday" mit Optionsscheinen handle.
- auf 30-Jahre-Sicht Trend- und Branchen-Fonds kaufe (Uran ist deswegen für mich nur das i-Tüpfelchen.)

Vielleicht gehen wir grundsätzlich von anderen Annahmen aus. Um Dich zu verstehen, brauch ich aber mehr Informationen. Du musst nicht antworten, aber sag es bitte, wenn Du nicht willst. Ich bin neugierig. Ich würde die Fragen sonst wiederholen. Hier die Fragen vom letzten Mal. Meine Antwort steht in Klammern dahinter.
- Glaubst Du nicht, dass Du mit einer steuerfreien Investment-Entscheidung mit ca. 12 Prozent pro Jahr ohne monatliches Hin- und Her recht gut fahren kannst? (Ja.)
- Was ist Deine Wunschrendite bei Investments (langfristig und kurzfristig, falls Du das trennst)? (Kurzfristig: 15 Prozenz, langfristig: 10 bis 12 Prozent.)
- Änderst Du nichts in Deinem Depot, wenn die Abgeltungssteuer kommt? (Ich mache das.)

Hier sind neue Fragen:
- Glaubst Du, dass antizyklisches Investieren den Markt langfristig (30 Jahre ist langfristig) schlägt, genauso oder schlechter abschneidet? (Ich denke, dass kurzfristig "Mit dem Trend reiten" besser sein kann. Langfristig ist antizyklisch besser.)
- Schlägst Du den Markt, bist Du gleich oder schlechter? (Ich schnitt früher schlechter ab, ziehe in letzter Zeit gleich. Da mir das nicht reicht, vertraue ich zumindest für meine Rente auf aktiv verwaltete Fonds.)

Und hier noch etwas zum Rechen. Ich mache (hoffentlich) jährlich 12 Prozent, die ich dann steuerfrei kassiere. Wieviel Prozent musst Du schaffen, damit Du nach Zahlung der Abgeltungssteuer auch auf 12 Prozent oder mehr kommst? (Deswegen die Frage nach Deiner bisherigen Performance (oder zukünftigen Erwartung der Performance).

Grüße
amateur

schlobald - Montag, 14. April 2008 - 18:32
Hallo amateur,

mal ein Vorschlag: wäre es bei einer langfristigen Strategie -die besonders auf Vermeidung der Abgeltungststeuer ausgerichtet ist- nicht besser einige ETFs auf große Indizes zu kaufen? Auf so lange Zeiträume ist es recht schwer besser als der Markt zu sein (Stichwort Markttiming). Ein heute guter aktiver Fond kann nach Managementwechsel etc. in 10 Jahren auch zu den schlechten gehören, zudem muss das Depot bei sehr unterschiedlichen Entwicklungen vielleicht auch mal neu ausbalanciert werden, da auch die Verteilung auf Anlageklassen einen großen Einfluss auf die Rendite haben soll. Dann geht der Plan mit der Steuervermeidung nicht auf.

Zudem hat es sich in der Vergangenheit wohl oftmals erwiesen das Steuervermeidungsstrategien nicht zwangsläufig zu besseren Erggebnissen geführt haben.

Gruß,
Schlobald

isabellaflora - Dienstag, 15. April 2008 - 16:39
Lieber amateur,

darf ich mal ganz bescheiden fragen wie lange Du schon den Börsenjob machst?

Ich habe leider ein paar Investorenjahre damit verplempert fleißig und spießig dem Rat von Finanztest und aller gutmeindenden Verbraucherratgebern zu folgen - da ist nicht viel bei rumgekommen. Mir will scheinen, dass auch Du Dich noch in dieser Gedankenwelt befindest. Finanztest macht auch immer so herrliche Spielchen wie, ' wenn sie das und das getan hätten, dann hätten sie jetzt die und die Rendite'. Immer schön mit Tabellchen unterlegt und alles so wissenschaftlich statistisch dokumentiert. Man war nach dem lesen immer ganz besoffen von deren Performancetabellchen. Und wenn man besoffen ist, dann kloppt man die Knete so richtig raus. Sprich ich habe 2001 so manchen finanztestattestierten Hypefond gekauft. Die meisten gibt es heute gar nicht mehr davon, viele heutige Topfonds lagen bei denen damals auf den hinteren Rängen usw. - aber wie gesagt 'hätten Sie, wären Sie ja dann wären Sie, hätten' usw.. Kurzum, der totale Quatsch.

Wer steueroptimiert damals Immobilien in Sachsen gekauft hat, der hätte heute die total optimale Rendite ;-) Wer kurz vor Besteuerung noch eine Lebensversicherung gekauft hat, der hätte heute bereits den Reibbach seines Lebens gemacht. Tsetse - wir Deutschen. Wir gucken immer auf die Abgaben- statt auf die Einnahmenseite. Wenn ich 80 Millionen gewinne ist es mir wurscht ob ich 40 Millionen wieder davon abgeben muss. Wenn ich nix gewinne oder ich Verlust habe, hilft mir die ersparte Steuer auch nicht viel ;-)

Gruß isabellaflora

chinaman - Dienstag, 15. April 2008 - 17:01
Lieber isabellaflora,


irgendwie hört sich Dein letztes Posting etwas herablassend und hochnäsig an. Ich will mal hoffen, dass es nicht so gemeint war wie es klingt. Häufig ist es nehmlich auch die eigene Überheblichkeit, die als Vorbote für eigene Verluste taugt. Manchmal lehrt einen die Börse nämlich dann etwas Demut.


Gruß
Chinaman

isabellaflora - Dienstag, 15. April 2008 - 17:57
chinaman,

ich weiß nicht was an den Schilderungen meines Scheiterns überheblich sein soll? Die Demut äußerst sich doch gerade darin, dass ich diese Zahlenakrobatik a la Finanztest für einen Akt der Hybris ansehe.

Gruß isabellaflora

chinaman - Dienstag, 15. April 2008 - 18:21
"darf ich mal ganz bescheiden fragen wie lange Du schon den Börsenjob machst?"

Hört sich für mich so an, als würdest Du den Gesprächspartner als blutigen Anfänger betrachten.


Gruß
Chinaman

isabellaflora - Dienstag, 15. April 2008 - 18:31
.... aber immerhin bescheiden .... ;-)

Seien wir ehrlich - sind wir nicht immer und immer wieder blutige Anfänger an der Börse?

Gruß isabellaflora

chinaman - Dienstag, 15. April 2008 - 18:46
Wir sind Privatanleger und wir machen Fehler. Fehler machen aber auch die Profis. Ich denke nicht, dass wir hier blutige Anfänger an der Börse sind.


Gruß
Chinaman

prof - Dienstag, 15. April 2008 - 18:49
Im Gegensatz zu den Profis (bezahlten Analysten, Anlageberatern ...) tun wir wenigstens nicht so, als wüssten wir alles!
Prof

chinaman - Dienstag, 15. April 2008 - 19:20
Man muss sich doch nur mal folgende Sachverhalte vor Augen führen:

Hochbezahle Finanzprofis haben einige Banken so richtig gegen die Wand gefahren. Ohne staatliche Eingriffe (auf Kosten des Steuerzahlers) wären sicher einige Institute dabei Hops gegangen.

Wieviele Investmentfonds sind wirklich in der Lage Ihre Vergleichsindizes langfristig outzuperformen.


Gruß
Chinaman

amateur - Mittwoch, 16. April 2008 - 18:24
@Schlobald: Habe ETFs jetzt auf dem Radar.

@isabellaflora: An der Börse aktiv bin ich seit ca. 15 Jahren.

@Chinaman
> Wieviele Investmentfonds sind wirklich in der Lage Ihre Vergleichsindizes langfristig outzuperformen.

Hm, 20 bis 30 Prozent. So richtig langfristig werden es eher unter 20% als an die 30%.
Für mich muss ich die Frage umformulieren. Wie viele Nicht-Profis schaffen es, den Markt langfristig zu übertreffen? Gehöre ich langfristig zu den besseren Teil? Ich möchte ja nur vor der Einführung der Abgeltungssteuer ins Fonds investieren. Danach habe ich den Ehrgeiz, ohne Rückgriff auf Fondsmanager weiter zu spekulieren.

Grüße
amateur

chinaman - Mittwoch, 16. April 2008 - 21:04
"Wie viele Nicht-Profis schaffen es, den Markt langfristig zu übertreffen? "

Dazu gibt es wohl keinerlei Statistiken


Gruß
Chinaman

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