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chinaman - Dienstag, 14. September 2004 - 16:07
KORRUPTION

"Blanke Angst"

Selbstanzeigen, immer neue Namen, aussagewillige Manager - die Schmiergeld-Affäre in der Frankfurter Immobilienszene nimmt von Tag zu Tag größere Dimensionen an.

Jedes Jahr im März fällt das internationale Kapital über die französische Riviera her. "Invasion der Pinguine" nennen die Bewohner von Cannes die meist schwarz gekleideten Besucher der weltweit größten Immobilienshow namens Mipim.

Manager milliardenschwerer Fonds, Stararchitekten, Städteplaner und Bauunternehmer lassen es unter den südfranzösischen Palmen krachen. Zu Spezialpräsentationen im renommierten Hotel Carlton an der Uferstraße La Croisette fährt man schon mal im 350 000 Euro teuren Maybach vor. Auf Yachten zu Tagesmieten von über 10 000 Euro sprudelt der Champagner bis zum Morgengrauen.

Auch die Frankfurter Immobilienszene fädelt Käufe und Verkäufe ihrer Büropaläste seit Jahren mit Vorliebe an der Côte d'Azur ein - und steckt sich dabei des Öfteren was in die eigene Tasche.

"Schmiermesse" nennen Insider hier zu Lande die Mipim, zu deren Stammgästen unter anderem die Chefs der Fondsgesellschaft Deka Immobilien Investment und des Architektenbüros Köhler gehören. Vergangenen Frühling betrieben sie gemeinsam mit anderen Firmen im Palais de Festival gar einen Stand. "Meet Frankfurt in Cannes", hieß es.

Die Croisette-Connection dürfte den Frankfurter Oberstaatsanwalt und Korruptionsexperten Wolfgang Schaupensteiner durchaus interessieren. Seit Monaten ermittelt er gegen ein Netzwerk aus offenbar korrupten Bankern, Projektentwicklern und Maklern.

Von einer Liste mit rund 40 Namen ist inzwischen die Rede - darunter der Architekt Dieter Köhler, der Ex-Manager von DB Real Estate, Hans-Günter Seckerdieck und Gernot Gaulke, ein millionenschwerer Makler und Projektentwickler, der in der Frankfurter Immobilienszene omnipräsent ist.

Zwischen 1999 und 2003 sollen die Strippenzieher des Korruptionsgeflechts bei Geschäften in der gesamten Republik in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Profiteure waren in erster Linie die Herren über die Anlegergelder in den milliardenschweren offenen Immobilienfonds der Banken.

Für die Vergabe von lukrativen Planungs- und Bauaufträgen für neue Bürotürme ließen sich Fondsmanager und Berater offenbar gern mit Bestechungsgeldern belohnen. Gezahlt haben Architekten, Projektentwickler und ganz normale Lieferanten von Bauzubehör wie etwa Beleuchtungsanlagen. Aber das sind nur die ersten groben Umrisse eines Schmierentheaters, das die Ermittler noch lange beschäftigen wird.

So mancher Fondsmanager langte auch zu, wenn seine Gesellschaft ein millionenschweres Objekt ankaufte, so der Verdacht der Frankfurter Ermittler. Die Masche dabei ist banal: Obwohl man sich mit dem Verkäufer eines Gebäudekomplexes bereits einig ist, wird ein eingeweihter Makler eingeschaltet. So kann dem Fondsvermögen eine hohe Vermittlungscourtage berechnet werden, die sich dann Fondsmann und Makler teilen. Vieles deutet neuerdings darauf hin, dass hier oft Manager am Werk sind, die einst in den achtziger Jahren bei der Unternehmung Jones Lang Wootton (JLW) zusammengearbeitet haben.

Die staatsanwaltschaftliche Durchleuchtung der Mauschelgeschäfte elektrisiert jedenfalls die gesamte Branche. Die Immobilienfonds fürchten nach den ersten Skandalschlagzeilen um die Geldzuflüsse der Anleger. Etliche Projektentwickler haben Angst, dass sie ins Fadenkreuz der Fahnder geraten könnten.

Seit Wochen melden sich deshalb bei Oberstaatsanwalt Schaupensteiner immer neue Geschäftsleute, die sich selbst bezichtigen und damit hoffen, glimpflich davonzukommen. "Es herrscht die blanke Angst", sagt ein Branchen-Insider.

Dabei erschien die Affäre anfangs relativ unspektakulär. Als vergangenen November zwei Projektmanager des weltweit tätigen Vermietungsgiganten Jones Lang LaSalle (JLL) aufflogen, glaubten viele noch an Ausrutscher kleiner Einzeltäter. Doch dann musste Douglas Holoch, der Deutschland-Chef des Maklers, zurücktreten. Die Affäre war bei den Spitzenmanagern angekommen.

Mittlerweile ist durch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und interne Untersuchungen des Maklers klar, dass beim Bau eines Bürohauses in Neu-Isenburg Schmiergelder in beträchtlicher Höhe flossen. "Die beteiligten Manager haben einige Millionen kassiert", sagt JLL-Geschäftsführer Erik Huigen.

Lieferanten - wie ein Unternehmen für Beleuchtungsmaterial, ein Architekt und Bauunternehmer - schmierten die JLL-Mitarbeiter, so die internen Untersuchungen des Maklers. Denn die waren als Projektmanager auch für die Auswahl der Lieferanten zuständig.

Auch Mitarbeiter des geschädigten Investors, einer Tochter der Gothaer Lebensversicherung, waren in das Provisionskartell eingebunden: Mitte November wurde ein Vermögensverwalter der Gothaer Asset Management festgenommen. Zudem wurden Büroräume und Wohnung des Chefs einer Sparkasse durchsucht. Ihm wird vorgeworfen, bei einem fingierten Provisionsvertrag für das Objekt in Neu-Isenburg mitkassiert zu haben.

Doch diese Schmiergeldpraktiken entpuppten sich bald als kleine Episode in einem weit größeren Bestechungsdrama. Bei ihren Recherchen stießen die Ermittler auf ein weit verzweigtes Pipeline-System, über das Millionen aus Immobilienfonds in private Taschen gepumpt wurden - mitunter über Briefkastenfirmen im Ausland und über Vermittler in Steueroasen wie Monaco.

Noch stehen die Fahnder erst am Anfang ihrer Recherchen. Noch sind nicht alle Verästelungen sichtbar. Aber die Umrisse des Systems zeichnen sich allmählich ab.

Als besonders aussagefreudig erwies sich der Frankfurter Architekt Dieter Köhler, der bei vielen Frankfurter Renommierprojekten zum Zug kam. Kaum war er im Sommer verhaftet worden, half er Oberstaatsanwalt Schaupensteiner mit Namen, Projekten und Zahlen.

Seine Auskunftsfreude belohnten die Strafverfolger mit Haftverschonung. Gegenüber der Presse will der Architekt aber "keine Stellungnahme" abgeben.

Köhlers Aussagen führten die Ermittler unter anderem zu Hans-Günter Seckerdieck. Bis kurz nach seiner Verhaftung am 23. Juni war er Geschäftsführer der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft DG Anlage sowie Difa-Aufsichtsrat. Der Spitzenmanager, den die Deutsche Bank einst zur Abwicklung der Pleiteprojekte des Immobilienentwicklers Jürgen Schneider holte, sitzt in der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt ein. Einen Antrag auf Haftverschonung lehnte das Landgericht Frankfurt vergangene Woche wegen Verdunkelungsgefahr ab. Auch Seckerdieck will sich öffentlich nicht zu den Vorwürfen äußern.

Wie die Geschäfte en détail liefen, wird jedoch am Beispiel des Investment Banking Centers deutlich, das die Deutsche Bank für 450 Millionen Euro gegenüber der Frankfurter Messe bauen ließ. Seckerdieck war bis Juli 2002 Geschäftsführer der Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Grundbesitz Management GmbH. Als solcher war er bestens informiert über den Stand des Architektenwettbewerbs, den die Deutsche Bank für ihr 110 Meter hohes Renommierprojekt initiiert hatte.

Seine Insider-Informationen hatten ihren Preis: Köhler zahlte an Seckerdieck rund 200 000 Euro, um mit dessen Hilfe immer auf dem Laufenden zu sein. Die Schmiergeldzahlung wurde mit Scheinrechnungen verschleiert. Architekt Köhler bekam am Ende den Auftrag, das Hochhaus zu bauen.

Der berufliche Werdegang und die Hobbys von Seckerdieck liefern laut Insidern einen Schlüssel zum Kartell der Kassierer. Der Banker arbeitete in den achtziger Jahren als Geschäftsführer bei dem Maklerunternehmen Jones Lang Wootton. Jahre vor der Fusion mit LaSalle beherrschte im Frankfurt der achtziger Jahren eine verschworene Truppe die Chefetage.

Die meisten von ihnen sitzen heute als Sachverständige oder Fondsmanager an den Schaltstellen der deutschen Immobilienbranche - und pflegen noch immer gute Kontakte. Auch die Hobbys verbinden. Man wartet gemeinsam auf dem Hochsitz, bis das Rotwild vor die Flinte kommt, oder arbeitet auf dem Grün am Golf-Handicap.

Die Freuden der Jagd teilte Seckerdieck mit Werner P., einem Baubetreuer, gegen den die Frankfurter Staatsanwaltschaft ebenfalls wegen Bestechung ermittelt. Er soll sich einen Millionenauftrag für die Sanierung eines Mainzer Bürogebäudes mit der Zahlung von Schmiergeldern verschafft haben. P. beteuerte gegenüber den Staatsanwälten, die rund 120 000 Euro seien von ihm verlangt worden.

Das Projekt fiel in Seckerdiecks Zuständigkeit. Die Scheinrechnungen, über die die Transaktion lief, soll laut P. ein Frankfurter Kunstmäzen und Immobilienhändler gestellt haben. Der wiederum arbeitet mit einer anderen Größe der Frankfurter Szene zusammen, für die sich gleichfalls die Staatsanwaltschaft interessiert.

Der Projektentwickler Gernot Gaulke soll nach Erkenntnissen der Frankfurter Korruptionsexperten über eine Londoner Fondsgesellschaft ins Schmiergeldkartell verstrickt sein und fragwürdige Zahlungen geleistet haben. Der Immobilienprofi, von dem es bisher in der Szene hieß, er habe eine weiße Weste, zeigte sich gegenüber der Staatsanwaltschaft aussagebereit.

Gaulke räumt ein, dass er im Beisein eines Wirtschaftsanwalts von der Staatsanwaltschaft befragt wurde. Mit den fragwürdigen Geschäften von Seckerdieck habe er aber "rein gar nichts zu tun. Da habe ich mir nichts vorzuwerfen". Gaulkes Anwalt lehnt jede Stellungnahme ab.

Unsinnig wäre es jedoch zu bestreiten, dass Gaulke Seckerdieck seit über 20 Jahren kennt. Er holte ihn zu dem Frankfurter Maklerbüro JLW. Die beiden Immobilienspezialisten machten sich dann Ende der achtziger Jahre selbständig - mit einer Projektgesellschaft.

BEAT BALZLI, CHRISTOPH PAULY, ANDREAS WASSERMANN

Quelle: Spiegel online

chinaman - Montag, 27. September 2004 - 11:54
Immobilienskandal zieht immer weitere Kreise
Neue Verhaftungen in Frankfurter Korruptionsaffäre - Manager packt aus - Staatsanwalt beklagt mangelndes Unrechtsbewusstsein
Frankfurt/Main - Der Korruptionsskandal in der Frankfurter Immobilienbranche nimmt immer größere Ausmaße an. "Die Zahl der Beschuldigten liegt mittlerweile bei weit über 50 - mit steigender Tendenz", sagte Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner. Ein fünfter Verdächtiger sei in Untersuchungshaft genommen worden.


Führungskräfte bei Immobilienfonds und Banken sowie Makler und Architekten in ganz Deutschland sollen bei Immobiliengeschäften Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt oder angenommen haben. In den Finanzskandal um mehr als ein Dutzend Objekte, darunter Frankfurter Renommierimmobilien wie das Trianon-Hochhaus, das Investment Banking Center (IBC) der Deutschen Bank und der Wiesbadener Abraham-Lincoln-Park, sind bereits zwei der größten deutschen Immobilienfondsgesellschaften verwickelt. Und ein Ende der Ermittlungen ist nicht Sicht. Seine Behörde sei auf ein "Netzwerk von Korruption" gestoßen, sagte Schaupensteiner. Auch die Schadenssumme könne noch nicht beziffert werden. Das Bundesamt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat eine Sonderprüfung anberaumt, um festzustellen, ob Anleger von offenen Immobilienfonds zu Schaden gekommen sind.


Grund für die sich ausweitenden Ermittlungen dürfte unter anderem die Aussagebereitschaft einiger Beschuldigter sein. So räumte der mittlerweile verhaftete frühere Geschäftsführer des größten deutschen Immobilienfonds, der Deka Immobilien Investment, nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht nur die gegen ihn erhobenen Vorwürfe ein. Er habe darüber hinaus umfangreiche Aussagen gemacht, die für die Ermittler ein "Erkenntnisgewinn" seien. Er habe ausgepackt, hieß es. Bei dem Verdächtigen soll es sich um den vor einigen Wochen wegen "Hinweisen auf Unregelmäßigkeiten" fristlos entlassene Geschäftsführer der Deka-Immobilien GmbH, Michael Koch (47), handeln. Deka-Immobilien gehört zur Dekabank, der Fondstochter der Sparkassen-Finanzgruppe.


Die Vorgänge sollen sich während des Immobilien-Booms zwischen 1999 und 2003 abgespielt haben. Im Juni war bereits der ehemalige Geschäftsführer der genossenschaftlichen Fondsgesellschaft DG Immobilien Anlage GmbH, Hans-Günter Seckerdiek, verhaftet worden. Bis Juli 2002 war Seckerdiek einer der Geschäftsführer der DB Real Estate, der Immobilienfonds-Gesellschaft der Deutschen Bank. Er soll Schmiergelder - von mehreren 100 000 Euro ist die Rede - angenommen und Scheinrechnungen ausgestellt haben, darunter an Makler, die für das Geschäft nur auf dem Papier tätig waren. Einen Antrag auf Haftverschonung des Managers lehnte das Landgericht Frankfurt ab.


Unter anderem soll er sich beim Bau des IBC von einem Architekten bestechen haben lassen, der im Gegenzug einen Planungsauftrag erhalten haben soll. Das Geld soll jeweils über einen Mittelsmann geflossen sein, der fingierte Rechnungen gestellt habe. In anderen Fällen hätten sich Käufer und Verkäufer bei Grundstücksgeschäften ohne fremde Hilfe geeinigt, dann jedoch nachträglich einen Makler eingeschaltet. Alle drei hätten sich später die Makler-Gebühr geteilt, die die Bank bezahlt habe.


Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist unterdessen ein weiterer Mann festgenommen worden. Nähere Angaben wollte der Behördensprecher nicht machen. Nach einem Bericht der "Immobilien Zeitung" handelt es sich dabei um Gernot Gaulke, ein einflussreicher Makler und geschäftsführender Gesellschafter der Firma Project-Construct Immobilien GmbH. Das Blatt beruft sich dabei auf "gut unterrichtete Kreise". Der Anwalt des Frankfurter Projektsteurers habe bereits vor geraumer Zeit bestätigt, dass sein Mandant über eine "Scheinrechnung Geld aus einem von ihm betriebenen Immobilienprojekt" erhalten habe. Auch die Fondsmanagementgesellschaft Europa Capital Partners, der Gaulke als Länderpartner in Deutschland verbunden gewesen sei, habe "unangemessene finanzielle Arrangements" Gaulkes mit einem Bauträger eingeräumt.


Der Skandal ist nach Ansicht von Oberstaatsanwalt Schaupensteiner eine Folge fehlenden Problembewusstseins in der Branche. Es sei unrealistisch zu glauben, der Skandal sei ein Einzelfall. "Wo investiert wird, da wird geschmiert." Bei Bauprojekten mit einem Umfang von oft mehr als 100 Mio. Euro könne einiges rausgeholt werden - ein bis zwei Prozent seien generell die Margen für Schmiergelder. Die Beschuldigten hätten aber nur wenig Unrechtsbewusstsein. ru


Artikel erschienen am Mo, 27. September 2004
© WELT.de 1995 - 2004

chinaman - Mittwoch, 29. September 2004 - 08:53
Weil nicht sein kann, was nicht sein darf

Das Thema Korruption in der Immobilienwirtschaft wird bislang verdrängt

von Jürgen Michael Schick


Berlin - Fast schon ritualisiert beklagt die Immobilienwirtschaft das negative Image, das ihr immer noch trotz aller Bemühungen der Verbände anhaftet. Doch zu wenig wird selbstkritisch die Frage gestellt, ob man denn alles Erdenkliche getan hat, um gegen Ursachen vorzugehen, die dieses problematische Image zu einem nicht geringen Teil begründen.


Eine der wesentlichen Ursachen für das Negativ-Image der Bau- und der Immobilienbranche sind Meldungen über große Korruptionsskandale, wie sie die Öffentlichkeit auch in den vergangenen Wochen wieder beschäftigen. Ob es sich nun um das Münchner Olympiastadion handelt oder die Verurteilung eines der führenden deutschen Projektentwickler, um Skandale bei einer international renommierten Maklergesellschaft oder beim Marktführer für offene Immobilienfonds: Immer wieder geht es um den Vorwurf der Bestechung und der Bestechlichkeit.


Die Reaktionen der Immobilienwirtschaft sind berechenbar: Stets ist von "einigen wenigen schwarzen Schafen" die Rede und stets wird stereotyp beteuert, es handle sich um Einzelfälle, die nun einmal nicht zu verhindern seien. Der Ablauf der Ereignisse wiederholt sich stets auf Neue: Es werden Vorwürfe laut, über die in den Medien breit berichtet wird. In der Immobilienwirtschaft herrscht zuweilen mehr Verärgerung über die Medienberichte als über die Beschuldigten - man spricht von Vorverurteilungen einer ganzen Branche und beklagt larmoyant "Vorurteile", gegen die es anzugehen gehe. Man duckt sich weg und wartet ab, bis der jeweils aktuelle Skandal wieder aus den Schlagzeilen verschwunden ist - und geht dann zur Tagesordnung über als sei nichts geschehen.


Macht man es sich nicht damit zu einfach? Richtig ist natürlich, dass Bestechung und Bestechlichkeit dort, wo es um sehr hohe Geldsummen geht, nie ganz zu beseitigen sein werden. Dies darf jedoch keine Ausrede sein, sich fatalistisch damit abzufinden. Gerade weil es in der Immobilienwirtschaft meist um sehr hohe Summen geht, sind die Versuchungen besonders groß und gerade deshalb muss sich diese Branche intensiver als andere mit Strategien der Korruptionsprävention befassen.


Die Immobilienwirtschaft hat bislang nicht den Dialog mit Organisationen wie "Transparency International" gesucht, die sich in 100 Ländern die Bekämpfung von Korruption auf die Fahnen geschrieben hat. Sie hat nicht den Dialog mit Wissenschaftlern gesucht, die sich mit dem Thema "Korruptionsprävention" beschäftigen. Zudem hat sie es unterlassen, wirksame Regeln zur Ächtung derjenigen zu beschließen, die sich der Korruption schuldig machen.


Der Immobilienverband Deutschland (IVD) wird einen Ehrenkodex erstellen und den Dialog mit Experten suchen, die sich mit dem Thema "Korruptionsprävention" beschäftigen. Denn die Leidtragenden der Imagebeschädigungen sind alle in der Branche, auch und gerade die vielen ehrlichen Makler, Bauträger, Projektentwickler und Fondsmanager. Wegducken und abwarten reicht nicht mehr aus.


Der Autor ist Vize-Präsident des Immobilienverbandes Deutschland


Artikel erschienen am Mi, 29. September

Die Welt

chinaman - Donnerstag, 30. September 2004 - 10:37
Ist der Immobilienskandal nur ein Einzelfall?
Verband der offenen Immobilienfonds: Kriminelle Vorgänge lassen sich nur schwer verhindern - Werben um Vertrauen der Anleger
von Robert Ummen

Frankfurt/Main - Der Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) hat erstmals umfassend auf den Frankfurter Immobilienskandal reagiert. "Wir sind sehr betroffen von den skandalösen Vorgängen", sagte Sprecher Andreas Fink. Im BVI sind die milliardenschweren offenen Immobilienfonds organisiert. In die Korruptionsaffäre mit mittlerweile über 50 Verdächtigen und fünf Verhafteten sind die DB Real Estate, Immobilientochter der Deutschen Bank, und die Deka Immobilien, Fondstochter der Sparkassen-Gruppe, verwickelt.


Fink verwies indes darauf, dass sich derart kriminelle Vorgänge nur schwer verhindern ließen. "Derzeit gehen wir im Bereich der offenen Immobilienfonds von einem Regelverstoß eines Einzelnen aus, der auch durch die anerkannt hohen Standards einer Kapitalanlagegesellschaft als beaufsichtigtes Spezial-Kreditinstitut nicht verhindert werden konnte."


Als Kreditinstitute weisen Investmentgesellschaften eine Reihe von Kontrollinstanzen aus, erklärte der Sprecher. Neben Vier-Augen-Prinzip, interner und externer Revision, Überwachung durch Compliance-Abteilung und Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht habe sich die Investmentbranche auch eigene Wohlverhaltensregeln gegeben. Darin verpflichteten sich etwa die Geschäftsführer der Mitgliedsunternehmen zu hohen Ansprüchen an Integrität und Verlässlichkeit. Der BVI sei durchaus bereit, die präventiven Regelungen zu verschärfen. "Sollten sich aus den weiteren Ermittlungen Hinweise darauf ergeben, dass derartigen Vorfällen durch organisatorische Maßnahmen effektiv vorgebeugt werden kann, werden wir dies in den Wohlverhaltensregeln aufgreifen", so Fink. Doch gegen "unethisches und betrügerisches Verhalten" würden Selbstverpflichtungen nur begrenzt helfen. Der BVI aber sei bereit, sich mit der Staatsanwaltschaft an einen Tisch zu setzen, um Probleme zu indentifizieren und Schwachstellen in den Kontrollmechanismen zu stärken. "Die Investmentbranche steht für Glaubwürdigkeit und Transparenz, das Vertrauen der Anleger ist für uns das höchste Gut", bekräftigte der Sprecher. Man werde alles dafür tun, das Vertrauen der Fondsanleger dauerhaft zu erhalten.


Fink räumte allerdings Defizite in der Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes ein. "Möglicherweise - und da sollte unsere Branche durchaus selbstkritisch sein - haben wir in der Vergangenheit zu wenig das Funktionieren und die Arbeitsweise der offenen Immobilienfonds kommuniziert, zu wenig erklärt, wie die Bewertungen vonstatten gehen, was eine nachhaltig erzielbare Miete ist und vieles mehr", sagte Fink. "Die offene Kommunikation unserer Stärken und Schwächen ist aber wesentlich, um das Vertrauen in die Sicherheit der Immobilienanlage zu festigen." Denn es gebe auch in dieser Assetklasse eine Achillesferse, meinte der Sprecher. "Die Transformation von Betongold in Tagesgeld ist keine unbegrenzt vermehrbare Leistung. Deshalb müssen wir auch in Richtung Vertriebe kommunizieren, dass die Anleger offener Immobilienfonds keine beliebige Dispositionsmasse für Umschichtungen zur Provisionsgenerierung sind."


Derzeit leiden die Fonds auf Grund der Krise an den Büroimmobilienmärkten unter schwacher Performance und Einbruch der Mittelzuflüsse. Nach den Rekordjahren 2002 und 2003 mit Zuflüssen von 14,9 Mrd. Euro und 13,7 Mrd. Euro haben die Anleger den Fonds im laufenden Jahr bisher nur 3,7 Mrd. Euro anvertraut. "Das werte ich als Normalisierung", so Fink. Sorgen bereiteten vielmehr die Leerstände in Deutschland und die daraus resultierenden Bewertungsrisiken und die geringe Liquiditätsrendite. Die für die Bewertung der Objekte verantwortlichen Sachverständigenausschüsse hätten bereits eine Reihe von - teilweise deutlichen - Abwertungen vorgenommen. Anders als in den Vorjahren konnten diese Wertminderungen in 2003 und 2004 bei vielen Fonds jedoch kaum durch Werterhöhungen ausländischer Objekte ausgeglichen werden.


Dies alles habe natürlich Auswirkungen auf die Renditen und Rücknahmekurse. "Es ist keine Frage, dass die offenen Immobilienfonds stets für Ein- als auch Aussteiger fair gepreist sein müssen", betonte der BVI-Sprecher.


Artikel erschienen am Do, 30. September 2004
Die Welt

chinaman - Freitag, 8. Oktober 2004 - 11:17
Deka-Krise beunruhigt Bundesregierung
Finanzministerium beauftragt BaFin mit Prüfung des notleidenden Immobilienfonds - Anleger verunsichert
Berlin - Die Liquiditätsprobleme des Deka-Immobilien-Fonds haben die Bundesregierung alarmiert. Ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums sagte der WELT, die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sei als "zuständige nachgeordnete Behörde angehalten worden, sich mit allen Aspekten" des in die Krise geratenen Fonds zu befassen.


Derweil gärt es bei den Sparkassen, die Vertriebspartner der Deka Immobilien Investment sind. Anlageberater sind empört, daß sie für die hohen Mittelabflüsse mitverantwortlich gemacht werden.


Bundesfinanzminister Hans Eichel habe allerdings "keinen Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Verbundpartner der Deka-Bank", sagte der Sprecher des Finanzministeriums. Die Deka-Bank, Muttergesellschaft der Deka Immobilien Investment, gehört zu gleichen Teilen den Sparkassen und Landesbanken. Nach Medienberichten hat die Deka-Bank dem notleidenden offenen Immobilienfonds bereits Kredite in Höhe von rund 825 Mio. Euro gewährt und sei damit bis an die gesetzliche Höchstgrenze gegangen. Seit Jahresbeginn haben Anleger über 1,2 Mrd. Euro aus dem Fonds abgezogen. Sollte der Kapitalabfluß anhalten, müßten Sparkassen und Landesbanken für Liquidität sorgen.


Wie und in welcher Höhe sich diese Finanzinstitute beteiligen können, soll bei einer Verwaltungsratssitzung der Deka-Bank am kommenden Mittwoch besprochen werden. "Auf dieser Sitzung wird die Frage zusätzlicher Liquidität gelöst werden", sagte Dietrich Hoppenstedt, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes sowie Verwaltungsratsvorsitzender der Deka-Bank. Von einer Krise könne nicht die Rede sein. Der Deka-Immobilien-Fonds sei ein "strukturell gutes Produkt", so Hoppenstedt. Mit diesen Aussagen mache es sich Hoppenstedt zu einfach, heißt es hingegen bei Sparkassenberatern. Wie andere national ausgerichtete offene Immobilienfonds hat auch der Deka-Immobilien-Fonds schon im vergangenen Jahr deutlicher schlechter als international aufgestellte Fonds abgeschnitten.


Falsch sei die aus Kreisen der Deka gestreute Behauptung, daß Kunden empfohlen worden sei, aus dem Deutschlandfonds in die beiden anderen, international anlegenden Immobilienfonds der Deka umzuschichten, die im gleichen Zeitraum Mittelzuflüsse von 1,3 Mrd. Euro verzeichneten. "Wir können Anlegern nicht verbieten, aus einem schlecht performenden Fonds auszusteigen und ihr Kapital in attraktivere Investments zu stecken", sagt die Leiterin eines Sparkassen-Beratungsteams. Offiziell wird bei den meisten Sparkassen der Deka-Immobilien-Fonds als Halteposition gesehen. Ulrich Baumert, Sprecher der Hamburger Sparkasse: "Wir raten Anlegern, ihre Anteile zu halten."


Besorgte Kunden würden sich mit dieser Empfehlung jedoch kaum noch zufrieden geben, wissen Berater verschiedener Sparkassen. Sie sehen die Ursache auch in der Kommunikationsstrategie. Anleger seien durch den Frankfurter Immobilienskandal, in den auch ein ehemaliger Top-Manager der Deka Immobilien verwickelt ist, hochgradig alarmiert und hätten auch die Verkaufspanik während des Börsencrashs 2001 nicht vergessen. Ein Anlageberater: "Solange die Deka nur ihr Mantra verbreitet, es gebe gar kein Problem, schürt dies das Mißtrauen." So habe die Deka nach wie vor nicht mitgeteilt, wie viele Objekte bereits verkauft und wieviel Fremdkapital aufgenommen wurde.


Rainer Zitelmann, PR-Berater von Immobilienunternehmen, kritisiert seit Jahren die Kommunikation vieler Fondsgesellschaften. "Meist wird nur über Erfolge geredet, während Probleme bagatellisiert oder schöngeredet werden." Manche Gesellschaften werde sich jetzt dessen bewußt, daß die Schönwetter-PR eher kontraproduktiv war. Die BaFin sieht in der Deka-Krise "kein allgemeines Branchenproblem". Zum einen sei durch die Sparkassen und Landesbanken die Liquidität der Deka-Bank gesichert. Zum andere gebe es keine Anzeichen, daß andere offene Immobilienfonds Liquiditätsprobleme hätten, sagte ein Sprecher der Finanzaufsicht. hai


Artikel erschienen am Fr, 8. Oktober 2004
Die Welt

chinaman - Sonntag, 10. Oktober 2004 - 07:31
@ all: Verabschiede mich mit diesem Posting für knappe 3 Wochen in die Herbstferien.

Gruß
Chinaman


Deka stürzt Immobilienfonds in die Krise
Liquiditätsprobleme eines offenen Fonds und mangelnde Information zerstören das Vertrauen der Anleger
von Frank Stocker

Seit Monaten warnte Alexandra Merz, Immobilienfonds-Analystin bei der Rating-Agentur Scope vor schwerwiegenden Problemen in der Branche. Nun ist es so weit. Die offenen Immobilienfonds, die in den vergangenen Jahren Rekordzuflüsse verzeichneten, geraten in eine schwere Krise. Allen voran der Deka Immobilienfonds.


Rund 1,8 Milliarden Euro sind allein in den ersten acht Monaten aus dem Fonds abgeflossen. Im September soll sich das Tempo sogar noch beschleunigt haben. Dadurch geriet der Fonds der Sparkassen-Tochter in eine akute Liquiditätskrise, denn anders als Aktienfonds können offene Immobilienfonds ihre Anlagen nicht einfach von einem Tag auf den anderen verkaufen.


Grund für die Anteilsverkäufe sind die zurückgehenden Renditen. Einst galten offene Immobilienfonds als absolut sichere Geldanlage. Doch inzwischen stehen immer mehr Objekte ihrer Portfolios leer, die Mieteinnahmen bleiben aus, die Renditen sind drastisch gesunken, teilweise sogar ins Minus gerutscht.


Die Anleger verkaufen daher seit Monaten ihre Anteile. Kann jedoch ein Fonds die Investoren nicht mehr ausbezahlen, muß er geschlossen werden. Die Anleger können dann nicht mehr frei über ihre Fondsanteile verfügen. Diese Gefahr wiederum hat viele Anleger bewogen, nun erst recht ihre Anteile abzustoßen - ein Teufelskreis, der sich selbst verstärkt.


Der Deka Immobilienfonds ist am stärksten betroffen, weil er fast nur in Deutschland investiert. Hier sind die Renditen besonders niedrig. Hinzu kommen "dilettantische Managementfehler", wie es Stefan Loipfinger, Experte für Immobilienfonds nennt. So stehen seit mehreren Jahren Millionen von Quadratmetern an Bürofläche in Deutschland leer, beispielsweise das riesige Spreepalais in Berlin. Dennoch baut der Deka Immobilienfonds weitere Gebäude.


Weit mehr als diese Tatsache regt Analystin Merz jedoch das Verhalten der Sparkassen-Tochter Deka auf. "Die Krisenkommunikation ist einfach erbärmlich", sagt sie. Da ist zum einen Sparkassenpräsident Dietrich Hoppenstedt, dem nichts anderes einfällt als "Es gibt keine Krise" und "Die Deka-Bank bleibt eine Erfolgsstory." Die Ängste der Anleger kommen in seinen Auslassungen schlicht überhaupt nicht vor. Die Deka wiederum glänzte mit der Zusage, den Beratern in den Sparkassen höhere Verkaufsboni für den Immobilienfonds zu gewähren - obwohl er bei der Rendite unter den offenen Immobilienfonds auf dem letzten Platz liegt.


Selbst jetzt beim Höhepunkt der Krise will Deka-Chef Axel Weber sich nicht äußern. Alles Wichtige habe man bereits gesagt, so ein Unternehmenssprecher. "Ein Gespräch würde vor der Verwaltungsratssitzung am Mittwoch keinen Sinn machen."


"Die Deka hat bis heute noch nicht eingesehen, daß das Wichtigste für sie das Vertrauen der Anleger ist", sagt Stefan Loipfinger. "Dazu müßte sie offen und ehrlich Probleme benennen und nicht jedes Mal warten, bis sie erwischt wird." Doch immer noch gibt die Deka nur das zu, was bereits auf anderen Wegen an die Öffentlichkeit gelangt ist


Und auch zur Anlagepolitik sagt die Deka nichts. Sie gibt zwar zu, daß in den vergangenen Monaten mehrere Objekte des Fonds verkauft wurden. Doch auch auf mehrfache Nachfrage weigert sich die Fondsgesellschaft zu sagen, welche Gebäude das waren und verweist statt dessen auf den nächsten Geschäftsbericht.


Am Donnerstag wurde es offenbar sogar der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu bunt. Ohne direkte Vorschläge zu machen, sagt ein Sprecher, daß man keinen Zweifel "an den Fähigkeiten der Verbundpartner" habe. Für die BaFin, die sich sonst selten zu einzelnen Banken äußert, war dies schon sehr deutlich und zielte auf die Eigentümer der Deka, die Landesbanken und Sparkassen. Die haben sich dies offenbar zu Herzen genommen, denn immerhin scheint nun die Gefahr einer Schließung des Deka Immobilienfonds abgewehrt.


"Das Feuer ist gelöscht, die Gesellschafter werden den Fonds stützen", sagt Alexandra Merz. "Sie werden dies zwar erst auf ihrer Verwaltungsratssitzung am Mittwoch pompös verabschieden, die Entscheidung scheint aber schon jetzt festzustehen, wenn man die Signale richtig deutet."


Demnach werden die Landesbanken und die Sparkassen zukünftig zurückgegebene Fondsanteile in den eigenen Bestand übernehmen. Einige Landesbanken wie die WestLB haben ihre Bereitschaft auch schon öffentlich kundgetan. Zugleich wird der Fonds versuchen, Immobilien aus dem Bestand sukzessive zu verkaufen. Parallel dazu können dann die Landesbanken und Sparkassen ihre Anteile wieder zurückgeben.


Doch das eigentliche Problem der Branche ist damit nicht gelöst. "Die Fondsgrundsätze sind für einen kontinuierlichen Zufluß von Anlagegeldern geschaffen, nicht für massive Zuflüsse und starke Abflüsse in kurzer Zeit", sagt Stefan Loipfinger. Auch die gesetzlichen Vorgaben, wonach mindestens fünf Prozent des Anlagevermögens an liquiden Mitteln gehalten werden müssen, können dem nicht vorbeugen. Wichtig sei, so Loipfinger, daß die offenen Immobilienfonds mehr Transparenz praktizieren, damit Vertrauen schaffen und so zu einer kontinuierlicheren Entwicklung beitragen.


"Das ist ein Thema, das die Branche erkannt hat", sagt Wolfgang Gerke, Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen. Offenbar gibt es daher Überlegungen, sich auf eine Art Corporate Governance für Fonds zu einigen.


Die Frage ist aber, ob dies mit den bisherigen Akteuren überhaupt möglich ist. Stefan Loipfinger fordert beispielsweise, daß Willi Alda, Chef der Deka Immobilien, umgehend abgelöst wird. Er habe in den vergangenen Jahren nur das Ziel gehabt, Marktführer zu bleiben, ohne Rücksicht auf Verluste. Zugleich warnt er aber davor, das Problem damit als gelöst zu betrachten. "Das ist noch lange nicht ausgestanden, da kommt noch mehr."


Artikel erschienen am 10. Oktober 2004
Die Welt

chinaman - Freitag, 19. November 2004 - 09:07
Neuer Skandal erschüttert die Immobilienbranche
LEG in Nordrhein-Westfalen im Visier der Fahnder - Ermittlungen wegen Verdachts auf Schmiergeldzahlungen
Düsseldorf - Die deutsche Immobilienbranche wird von einem neuen Skandal erschüttert. Wie gestern bekannt wurde, nahm die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft bei einer bundesweiten Großrazzia Büros und Wohnungen von Maklern, Firmen, Körperschaften des öffentlichen Rechts und Baugesellschaften ins Visier. Im Zentrum der Ermittlungen steht die Landesentwicklungsgesellschaft NRW GmbH (LEG).


Verschiedenen Mitarbeitern des Unternehmens wird vorgeworfen, größere Immobiliengeschäfte mit einem Volumen von sechs bis 100 Mio. Euro "beeinflußt zu haben". So hätten sie Schmiergelder von Interessenten verlangt, die Grundstücke oder Gebäude von der LEG erwerben wollten. Nur wer bereit gewesen sei, zusätzliche Summen auf den Tisch zu legen, hätte auch den Zuschlag bekommen. Dabei wären die Käufer aufgefordert gewesen, fünf- bis sechsstellige Summen zu zahlen. Auf diese Weise sei dem Land Nordrhein-Westfalen erheblicher Schaden entstanden.


200 Polizisten und 18 Staatsanwälte haben nach Informationen der Staatsanwaltschaft Düsseldorf bundesweit 40 Objekte durchsucht. Drei Verdächtige seien vorläufig festgenommen worden. Gegen einen der Festgenommenen erging Haftbefehl wegen Fluchtgefahr. Die Staatsanwaltschaft pfändete auch Konten mit einem Millionenvermögen mutmaßlich illegal erlangter Gelder. Eine Sonderkommission einer Anti-Korruptions-Einheit des nordrhein-westfälischen Landeskriminalamts führt die Ermittlungen.


Wie eine Sprecherin der LEG bestätigte, zählt auch LEG-Geschäftsführer Rainer Witzel zu den Beschuldigten. "Wir sind sicher, daß sich die Vorwürfe als gegenstandslos erweisen", teilte die Geschäftsführung des Unternehmens mit. Die LEG unterstütze die Untersuchungen und habe eigene, interne Prüfungen veranlaßt. Auch leitende Mitarbeiter von Versorgungswerken zweier Berufskammern sowie Kaufleute der Immobilienbranche sollen in den Fall verwickelt sein. Um welche Kammern es sich handelt, teilte die Staatsanwaltschaft nicht mit. Es soll sich aber um die der Apotheker und Ärzte zu handeln. Zumindest sickerte durch, daß auch gegen den ehemaligen Präsidenten der Apothekerkammer Nordrhein-Westfalen, Karl-Rudolf Mattenklotz, ermittelt wird. Dieser war vor einigen Monaten "aus persönlichen Gründen" zurückgetreten.


Allein in Düsseldorf erstreckte sich die Razzia auf fünf Gebäude. Zahlreiche Unterlagen wurden sichergestellt. Eine Adresse stand besonders im Fokus der Ermittler, die Emanuel-Leutze-Straße 17. Dort befinden sich unter anderem die Geschäftsräume der IK Immobilienkontor GmbH, die unbestätigten Angaben zufolge ebenfalls durchsucht wurden. Das Unternehmen ist eine Tochter der Gebau Aktiengesellschaft, die 12 000 Wohnungen und 450 000 qm Gewerbeflächen managt und zur Lindner-Gruppe gehört.


Zum Ermittlungskomplex gegen die LEG auch ein ganz aktuelles Bauprojekt, bei dessen Abwicklung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sein soll. Pikanterweise handelt es sich dabei um die Zentrale der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Hier war ein Düsseldorfer Bauübernahme- und Betreuungsunternehmen tätig, daß Insiderinformationen zufolge besonders häufig von LEG-Chef Rainer Witzel mit Aufträgen versorgt worden sein soll. mmb


Artikel erschienen am Fr, 19. November 2004
Die Welt

startup - Dienstag, 22. März 2005 - 18:26
Bankgeheimnisse


Der Konkurs eines Computerhändlers


Ein Film von Klaus Martens
Redaktion: Barbara Schmitz




Jahrelang galt m+s electronic als Vorzeigeunternehmen. Der Computerhändler war Lieferant für alle großen Banken in Deutschland: DG-Bank, Deutsche Bank, Commerzbank, aber auch die Sparkassen, die Dresdner Bank und die Hypo-Vereinsbank rissen sich darum, mit der Topfirma Geschäfte zu machen.

Doch dann beschließt die DG-Bank, den Geschäftskredit zu kündigen. Auch die übrigen Kreditinstitute ziehen sich zurück. Damit beginnt die Pleite des Unternehmens und das Ende für 1.800 Mitarbeiter. Ohne Kredite kann das Unternehmen die laufenden Geschäfte nicht machen. Das Unternehmen versucht, mit den Banken zu verhandeln. Es legt positive Gutachten und volle Auftragsbücher vor.

Die Angestellten sind bereit, Lohnkürzungen hinzunehmen, um ihre Firma zu retten. Der bayerische Wirtschaftsminister Otto Wiesheu versucht zu vermitteln. Vergeblich. Die Banken handeln nach eigenen Gesetzen. Die Insolvenz eines Erfolgsunternehmens bahnt sich unaufhaltsam an. Eine story über die Allmacht der Banken und die Folgen für den Mittelstand


21.03.2005 um 22.30 - 23.15 Uhr
(Wiederholung am darauf folgenden Mittwoch, 10.15 Uhr)


Habe gestern aus Zufall die letzten Minuten gesehen und finde das passt perfekt in diesen Thread. Außerdem war doch m+s auch mal Thema hier auf stw-boerse meine ich.

ciao
peter

startup - Dienstag, 22. März 2005 - 18:29
Ganz vergessen:

Die Sendung lief/ läuft im wdr

peter

amateur - Donnerstag, 23. Oktober 2008 - 14:33
Demnächst in Ihrem Kino: "Let's make money"
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/interviewwagenhofer100.html

prof - Samstag, 25. Oktober 2008 - 10:14
Der Fairness halber muss man sagen, dass der uninformierte Kunde in der Apotheke, der Kaffeefahrt oder im Autohaus genauso ein unpassendes, schlechtes, minderwertiges oder gar schädliches Produkt aufgeschwatzt bekommen kann.

So funktioniert nun mal der Kapitalismus. Eine bessere Gesellschaftsordnung wurde bisher noch nicht erfunden (und erfolgreich getestet). Ich würde mich auch nicht freiwillig als Testperson ein erneutes Mal melden!
- das Setzen von Verkaufszielen ist aus Unternehmenssicht logisch. Der Bonus ausreichend groß sein!
- das Umsetzen der Verkaufsziele ist aus Verkäufersicht erstrebenswert, wenn damit ein ausreichend großer Bonus verbunden ist
- man kann nicht hinter jeden Verkäufer einen Verbraucherschützer stellen

Ergo: Selbst informieren nimmt einem keiner ab.
- in der Schule bei den Grundrechenarten gut aufpassen. Daran scheitern schon sehr viele!
- sich im Internet oder in der Fachpresse oder meinetwegen auch den Verbraucherschützern informieren!

Denken nimmt einem Keiner ab, der Dumme wird besch ...
Prof

aximo - Freitag, 21. Dezember 2012 - 13:15
Also mich wundert es eigentlich nicht so. Eigentlich ähnliche Geschichten wie an US Banken.

Diskussionsforum der stw-boerse: Sonstiges: Deutschland, Deine Banken :-((((((((((((((((((((((((((((((((((((
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