Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Daimler: Archivierte Beiträge bis 24. Februar 2009
chinaman - Dienstag, 19. September 2006 - 05:09
Handelsblatt Nr. 180 vom 18.09.06 Seite 18


KRISE DER US-AUTOBRANCHE: Chrysler und Ford haben zu lange auf Spritfresser gesetzt - jetzt machen sie Milliarden-Verluste.

Daimler kappt Prognose

FRANKFURT/MÜNCHEN. Der Autokonzern Daimler-Chrysler hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr drastisch gekürzt. Grund ist ein deutlich höherer Verlust der US-Sparte Chrysler. Der Autokonzern rechnet für das Jahr 2006 nun nur noch einem operativen Ergebnis von fünf Mrd. Euro. Bislang hatte der Konzern mehr als sechs Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Zudem könnten sich zusätzliche Belastungen aus der Luftfahrttochter EADS ergeben, warnte der Konzern. In einer E-Mail an die Mitarbeiter kündigte Konzernchef Dieter Zetsche an, Chrysler werde die Produktion "drastisch" senken, um Überbestände abzubauen.

Der erwartetet Gewinneinbruch gehe darauf zurück, dass Chrysler dieses Jahr eine Milliarde Euro Verlust machen werde, erläuterte Daimler in seiner Ad-hoc-Mitteilung. Der für das dritte Quartal bislang angekündigte Verlust von 500 Mill. Euro werde nun mit 1,2 Mrd. Euro veranschlagt. Im vierten Quartal strebe Chrysler dann wieder einen Gewinn an. Nachdem die US-Sparte im ersten Halbjahr 170 Mill. Euro verdiente, erwartet Chrysler für das Quartal faktisch mit 30 Mill. Euro eine schwarze Null.

"Das ist ein Desaster", urteilte ein Auto-Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte. Chrysler-Chef Tom LaSorda hatte noch Anfang September im Handelsblatt-Interview versichert: "Wir gehen weiter davon aus, dass wir für das vierte Quartal sowie für das gesamte Jahr schwarze Zahlen schreiben werden."

"Entweder funktioniert bei Daimler die Vorausplanung nicht, oder das Management spielt nicht mit offenen Karten", kritisierte der Experte. Um den negativen Trend zu stoppen, schloss der Autobauer nun kurzfristige Kostensenkungen und strukturelle Veränderungen bei Chrysler nicht aus. Im dritten und vierten Quartal sollen zudem Produktionskürzungen die Händlerbestände reduzieren und damit den Weg für neue Modelle frei machen.

In dem Schreiben an die Mitarbeiter, das dem Handelsblatt vorliegt, erklärte Zetsche, die "Hoffnung", die Überbestände bei den Händlern durch bessere Verkäufe abzubauen, habe sich nicht erfüllt. Chrysler werde durch neue Rabattprogramme der Konkurrenz belastet. Im Gegensatz zu den Wettbewerbern habe Chrysler zudem die Gespräche mit der Gewerkschaft über niedrigere Gesundheitskosten noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisentwicklung der Mercedes-Gruppe sowie der Nutzfahrzeug- und Finanzsparte lägen aber "voll im Rahmen der Erwartungen". Die Ratingagentur Moody's stufte die Bonität von Daimler-Chrysler nach der Gewinnwarnung herab.

Noch kurz vor der Warnung hatte Zetsche bei der Eröffnung eines Werks in Peking Optimismus verbreitet. Die neue Fabrik soll 80 000 bis 100 000 Autos der Marken Mercedes und Chrysler jährlich bauen. Zetsche kündigte an, er werde in die China-Projekte 1,5 Mrd. Euro investieren. So sei Daimler in Gesprächen mit chinesischen Autobauern über die Produktion eines neuen Kleinwagens. Im LKW-Bereich überlege der Konzern, einen Anteil am bisherigen chinesischen Partner Foton zu übernehmen.

Zunächst drohen jedoch weitere Belastungen. Daimler-Chrysler warnte in seiner Ad-hoc-Mitteilung bereits, mögliche Belastungen aus der laufenden Überprüfung des Airbus-Programms noch nicht in der neuen Prognose berücksichtigt. Der Autokonzern ist mit rund 22,5 Prozent noch an dem deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen beteiligt.

EADS hat turbulente Zeiten hinter sich - und birgt für die Zukunft Milliardenrisiken für ihre Anteilseigner. Anfang Juni musste der Konzern eingestehen, dass der Riesenraubes A 380 der Flugzeugtochter Airbus nicht rechtzeitig an die wichtigsten Kunden ausgeliefert werden kann. Der Aktienkurs von EADS brach daraufhin um ein Viertel ein. Mindestens zwei Milliarden Euro Ergebnisbelastungen fallen in den kommenden Jahren an. Derzeit prüft das Airbus-Management, wann wie viele A 380 wirklich ausgeliefert werden können. Ende dieses Monats soll die Bestandsaufnahme abgeschlossen sein. Käme es zu weiteren Verzögerungen, könnten die Belastungen noch größer ausfallen.

Sehr teuer wird die Neukonstruktion des A350. Das Langstreckenflugzeug war Anfang des Jahres bei den wichtigsten Kunden durchgefallen, Airbus entschied sich im Juli zu einem kompletten Neustart des Projektes. Ursprünglich hatte EADS 4,5 Milliarden Euro für den Bau angesetzt, jetzt dürfte es wohl auf eine doppelt so hohe Summe hinauslaufen - eine Gewinnwarnung mit Ansage.

Die Krise macht das Dilemma Daimlers bei der EADS deutlich. Denn die Stuttgarter sind gemeinsam mit dem französischen Industriekonzern Lagardère und dem französischen Staat die Gründungsmitglieder der EADS und über einen Aktionärspakt verbunden. Daimler und Lagardère haben zu Beginn des Jahres jeweils um 7,5 Prozent reduziert und würden gerne weiter verkaufen, um sich aus dem Risikogeschäft Flugzeugbau zumindest zu drücken.

Doch genau das ruft Interessenten auf den Plan, die in Berlin und Paris nicht gerne gesehen werden. So kaufte in den vergangenen Wochen die russische VTB-Bank fünf Prozent der EADS-Anteile am freien Markt und pocht auf Mitspracherecht. Vergebens: Daimler und Lagardère stellten klar, dass sie an ihrem Aktionärspakt festhalten wollen. Daimler-Chrysler bleibt Schutzpatron von EADS. hz/fas/and/HB MEINUNG SEITE 12

and
fas
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18. September 2006

chinaman - Donnerstag, 21. September 2006 - 17:50
Handelsblatt Nr. 180 vom 18.09.06 Seite 18


KRISE DER US-AUTOBRANCHE: Chrysler und Ford haben zu lange auf Spritfresser gesetzt - jetzt machen sie Milliarden-Verluste.

Daimler kappt Prognose

FRANKFURT/MÜNCHEN. Der Autokonzern Daimler-Chrysler hat seine Gewinnprognose für das laufende Jahr drastisch gekürzt. Grund ist ein deutlich höherer Verlust der US-Sparte Chrysler. Der Autokonzern rechnet für das Jahr 2006 nun nur noch einem operativen Ergebnis von fünf Mrd. Euro. Bislang hatte der Konzern mehr als sechs Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Zudem könnten sich zusätzliche Belastungen aus der Luftfahrttochter EADS ergeben, warnte der Konzern. In einer E-Mail an die Mitarbeiter kündigte Konzernchef Dieter Zetsche an, Chrysler werde die Produktion "drastisch" senken, um Überbestände abzubauen.

Der erwartetet Gewinneinbruch gehe darauf zurück, dass Chrysler dieses Jahr eine Milliarde Euro Verlust machen werde, erläuterte Daimler in seiner Ad-hoc-Mitteilung. Der für das dritte Quartal bislang angekündigte Verlust von 500 Mill. Euro werde nun mit 1,2 Mrd. Euro veranschlagt. Im vierten Quartal strebe Chrysler dann wieder einen Gewinn an. Nachdem die US-Sparte im ersten Halbjahr 170 Mill. Euro verdiente, erwartet Chrysler für das Quartal faktisch mit 30 Mill. Euro eine schwarze Null.

"Das ist ein Desaster", urteilte ein Auto-Analyst, der namentlich nicht genannt werden wollte. Chrysler-Chef Tom LaSorda hatte noch Anfang September im Handelsblatt-Interview versichert: "Wir gehen weiter davon aus, dass wir für das vierte Quartal sowie für das gesamte Jahr schwarze Zahlen schreiben werden."

"Entweder funktioniert bei Daimler die Vorausplanung nicht, oder das Management spielt nicht mit offenen Karten", kritisierte der Experte. Um den negativen Trend zu stoppen, schloss der Autobauer nun kurzfristige Kostensenkungen und strukturelle Veränderungen bei Chrysler nicht aus. Im dritten und vierten Quartal sollen zudem Produktionskürzungen die Händlerbestände reduzieren und damit den Weg für neue Modelle frei machen.

In dem Schreiben an die Mitarbeiter, das dem Handelsblatt vorliegt, erklärte Zetsche, die "Hoffnung", die Überbestände bei den Händlern durch bessere Verkäufe abzubauen, habe sich nicht erfüllt. Chrysler werde durch neue Rabattprogramme der Konkurrenz belastet. Im Gegensatz zu den Wettbewerbern habe Chrysler zudem die Gespräche mit der Gewerkschaft über niedrigere Gesundheitskosten noch nicht abgeschlossen. Die Ergebnisentwicklung der Mercedes-Gruppe sowie der Nutzfahrzeug- und Finanzsparte lägen aber "voll im Rahmen der Erwartungen". Die Ratingagentur Moody's stufte die Bonität von Daimler-Chrysler nach der Gewinnwarnung herab.

Noch kurz vor der Warnung hatte Zetsche bei der Eröffnung eines Werks in Peking Optimismus verbreitet. Die neue Fabrik soll 80 000 bis 100 000 Autos der Marken Mercedes und Chrysler jährlich bauen. Zetsche kündigte an, er werde in die China-Projekte 1,5 Mrd. Euro investieren. So sei Daimler in Gesprächen mit chinesischen Autobauern über die Produktion eines neuen Kleinwagens. Im LKW-Bereich überlege der Konzern, einen Anteil am bisherigen chinesischen Partner Foton zu übernehmen.

Zunächst drohen jedoch weitere Belastungen. Daimler-Chrysler warnte in seiner Ad-hoc-Mitteilung bereits, mögliche Belastungen aus der laufenden Überprüfung des Airbus-Programms noch nicht in der neuen Prognose berücksichtigt. Der Autokonzern ist mit rund 22,5 Prozent noch an dem deutsch-französischen Gemeinschaftsunternehmen beteiligt.

EADS hat turbulente Zeiten hinter sich - und birgt für die Zukunft Milliardenrisiken für ihre Anteilseigner. Anfang Juni musste der Konzern eingestehen, dass der Riesenraubes A 380 der Flugzeugtochter Airbus nicht rechtzeitig an die wichtigsten Kunden ausgeliefert werden kann. Der Aktienkurs von EADS brach daraufhin um ein Viertel ein. Mindestens zwei Milliarden Euro Ergebnisbelastungen fallen in den kommenden Jahren an. Derzeit prüft das Airbus-Management, wann wie viele A 380 wirklich ausgeliefert werden können. Ende dieses Monats soll die Bestandsaufnahme abgeschlossen sein. Käme es zu weiteren Verzögerungen, könnten die Belastungen noch größer ausfallen.

Sehr teuer wird die Neukonstruktion des A350. Das Langstreckenflugzeug war Anfang des Jahres bei den wichtigsten Kunden durchgefallen, Airbus entschied sich im Juli zu einem kompletten Neustart des Projektes. Ursprünglich hatte EADS 4,5 Milliarden Euro für den Bau angesetzt, jetzt dürfte es wohl auf eine doppelt so hohe Summe hinauslaufen - eine Gewinnwarnung mit Ansage.

Die Krise macht das Dilemma Daimlers bei der EADS deutlich. Denn die Stuttgarter sind gemeinsam mit dem französischen Industriekonzern Lagardère und dem französischen Staat die Gründungsmitglieder der EADS und über einen Aktionärspakt verbunden. Daimler und Lagardère haben zu Beginn des Jahres jeweils um 7,5 Prozent reduziert und würden gerne weiter verkaufen, um sich aus dem Risikogeschäft Flugzeugbau zumindest zu drücken.

Doch genau das ruft Interessenten auf den Plan, die in Berlin und Paris nicht gerne gesehen werden. So kaufte in den vergangenen Wochen die russische VTB-Bank fünf Prozent der EADS-Anteile am freien Markt und pocht auf Mitspracherecht. Vergebens: Daimler und Lagardère stellten klar, dass sie an ihrem Aktionärspakt festhalten wollen. Daimler-Chrysler bleibt Schutzpatron von EADS. hz/fas/and/HB MEINUNG SEITE 12

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18. September 2006

chinaman - Freitag, 22. September 2006 - 06:10
Handelsblatt Nr. 180 vom 18.09.06 Seite 18


KRISE DER US-AUTOBRANCHE: Chrysler und Ford haben zu lange auf Spritfresser gesetzt - jetzt machen sie Milliarden-Verluste.

Zetsches Entzauberung

MARTIN-W. BUCHENAU | STUTTGART Es ist gerade mal ein Jahr her, dass Dieter Zetsche den Chefposten bei Chrysler mit dem bei Mercedes tauschte. Seit neun Monaten führt er zusätzlich den gesamten Autokonzern Daimler-Chrysler. Erst der Feuerwehreinsatz bei Chrysler hatte dem 53-Jährigen den Weg an die Konzernspitze geebnet. Die Sanierung des größten Sorgenkinds bedeutete die Rettung der von Ex-Konzernchef Jürgen Schrempp eingefädelten "Hochzeit im Himmel" von Daimler mit Chrysler. Sie war das Argument, mit dem er letztlich seinen Konkurrenten Eckhard Cordes im Kampf um die Schrempp-Nachfolge aus dem Feld schlug. Die erneute Chrysler-Krise wäre für jeden Konzernchef ein erster Rückschlag. Für Zetsche kommt sie einer Entzauberung gleich.

Er wurde bei Amtsantritt gefeiert wie ein Superstar, als Magier mit sympathischem Schnauzbart, der alles und jeden irgendwie zum Laufen bringen kann, dem Mitarbeiter Beifall klatschen, obwohl sie ihren Job verlieren. Zetsche spielt in den ersten Monaten seine Stärken als großer Kommunikator aus. Er packt zudem die Probleme bei Mercedes an, schafft Doppelfunktionen ab, zieht beim Verlustbringer Smart die Notbremse und reduziert die riskante Beteiligung an EADS.

Zetsche beweist seine Qualitäten als Feuerwehrmann. Er kann Brände löschen, auch wenn sie schon lange schwelen. Die in den Fabriken ungeliebte Konzenzentrale "Bullshit Castle" in Möhringen verlegt er zurück in das Stammwerk in Untertürkheim. Künftig sollen die Entscheidungen in Basisnähe fallen. Mehr als ein Signal ist es aber kaum. Denn Zetsche vereint in der Doppelfunktion als Mercedes- und Konzernchef mehr Macht in seiner Person als je ein Vorgänger. Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm warnt bereits vor der Zentralisierung im Konzern.

Bei dem erneuten Desaster bei Chrysler muss sich Zetsche jetzt erstmals den Vorwurf gefallen lassen, die US-Tochter strategisch nicht wetterfest gemacht zu haben. Sicherlich konnte er die dramatische Ölpreissteigerung nicht vorhersehen, auch nicht, dass sich das Konsumverhalten der Amerikaner so drastisch weg von Spritfressern zu sparsameren Personenfahrzeugen ändern würde. Als Zetsche zuletzt Chrysler-Chef war, wurden Geländewagen, Vans und Pickups verkauft wie warme Semmeln. Logischerweise nahm er diesen Trend gerne mit, weil er schnelle Erfolge brauchte. Aber Energiekrisen sind nicht so unwahrscheinlich auf dieser Welt, als dass ein Vorstandschef mit Weitblick nicht mit einer etwas ausgewogeneren Produktpolitik mehr Vorsorge hätte treffen können. Wenn die acht neuen Modelle bei Chrysler die Wende bringen sollen, dann kommen sie zumindest reichlich spät.

Auch als Konzernchef ist der Pragmatiker eine Strategie, die über Krisenmanagement hinaus geht, bislang schuldig geblieben. Die langfristige Vertragsverlängerung für Chrysler-Chef Tom LaSorda im Juli wirkt angesichts des Geschäftseinbruchs etwas überhastet. Noch vor zwei Wochen äußerte sich LaSorda zu Chrysler optimistisch. Auch Zetsche verpasste es, die Märkte vorzubereiten und blieb - was er gerne tut - in seinen Aussagen in der Öffentlichkeit unverbindlich. Die mühsam aufgebaute Glaubwürdigkeit des Konzerns an den Finanzmärkten hat bereits Schaden genommen. Analysten fühlen sich berteits an die Zeiten Schrempps erinnert. "Die mauern wieder bis zum Schluss - und dann fällt plötzlich die ganze Wand um", sagt ein Analyst, der den Konzern schon lange beobachtet. Die grundsätzlichen Zweifel an der betriebswirtschaftlichen Weisheit der Übernahme des Massenherstellers Chrysler dürften jetzt wieder lauter werden.

Buchenau, Martin-W.



18. September 2006

chinaman - Samstag, 23. September 2006 - 08:59
Handelsblatt Nr. 182 vom 20.09.06 Seite 13


Chrysler fährt auf Sparflamme

Daimler-Chef bremst Produktion und Auslieferung der US-Sparte - Experten kritisieren "nebulöse Ausführungen"

STUTTGART. Wenige Tage nach der Senkung der Gewinnprognose um eine Milliarde Euro hat Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche die Reißleine bei Chrysler gezogen. Der US-Hersteller werde bis zum Jahresende seine Produktion und die Fahrzeugauslieferungen an seine Händler deutlich reduzieren, sagte Zetsche auf einem Analystentreffen des Unternehmens. In der zweiten Jahreshälfte würden voraussichtlich nur 705 000 Chrysler-Modelle an die Händler ausgeliefert. Das sind etwa 135 000 weniger als bisher geplant.

Damit trage Daimler nach den Worten Zetsches einem ungewöhnlich hohen Fahrzeugbestand bei den Chrysler-Händlern Rechnung und schaffe Platz für neue, mehr Sprit sparende Modelle, die in der zweiten Jahreshälfte 2006 auf den Markt kämen. Die Situation sei für ihn unbefriedigend und nicht akzeptabel, räumte Zetsche ein. Chrysler sei jedoch wie kein anderer Hersteller vom Rückgang der Nachfrage in den USA nach Geländewagen und Pick-ups betroffen. In dieser Kategorie erzielt Chrysler 71 Prozent seines Umsatzes.

Mit dem offensiven Zugehen auf die Finanzexperten versucht Zetsche, verlorenes Vertrauen der Investoren wiederzugewinnen. Doch nicht alle Analysten zeigten sich von den Argumenten überzeugt. Die Ausführungen zu Chrysler blieben vergleichsweise nebulös, sagte Michael Raab vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Arndt Ellinghorst von Dresdner Kleinwort stellte Zetsche sogar die Frage, ob dieser nicht mit der Führung des Konzerns und gleichzeitig der Mercedes-Gruppe überfordert sei. Zetsche sah jedoch keinen Anlass für einen Umbau im Vorstand. "Für personelle Veränderungen sehe ich keinen Raum", erwiderte er. Im kommenden Jahr solle Chrysler die Krise überwunden haben und von acht überwiegend kleineren neuen Modellen profitieren.

Der Ruf des Daimler-Chefs ist nach der überraschenden Korrektur der Prognose lädiert. Der nun in Aussicht gestellte Milliardenverlust für Chrysler "nähre ernsthafte Zweifel an den Fähigkeiten des Managements", kritisierte Philippe Houchois, Auto-Analyst der US-Bank JP Morgan, Anfang der Woche in einer Studie. Entweder funktioniere die Entscheidungsfindung und Zuverlässigkeit des Berichtswesens bei Daimler nicht, oder der Konzern sei einfach in seiner jetzigen Größe nicht handhabbar.

Das ließ Zetsche vor den Analysten gestern nicht gelten. "Man kann nicht bei jeder dunklen Wolke gleich die Prognosen ändern", verteidigte sich Zetsche. Er räumte aber ein, vielleicht nicht schnell genug reagiert zu haben. Die Lage bei Chrysler sei aber bei weitem nicht mit der Situation von GM und Ford zu vergleichen. Es seien weder Massenentlassungen noch der Verkauf von Unternehmensteilen geplant.

Die US-Bank Goldman Sachs sieht jedoch keinen Anlass, auf eine rasche Besserung bei Chrysler zu hoffen. Die Experten rechnen für Chrysler nunmehr bis zum Modellwechsel beim Gewinnbringer Dodge Ram im vierten Quartal 2008 mit sinkenden Absatzzahlen. Der Konzern habe das Schlimmste noch nicht hinter sich, heißt es in der jüngsten Studie der Bank. In den USA verschlechtere sich das Umfeld, und es sei unklar, wie Chrysler die Milliardenlücke in den USA überbrücken wolle.

Für Zetsche ist der Einbruch bei Chrysler auch eine persönliche Schlappe. Denn der unerwartet hohe Verlust bei Chrysler weckt Zweifel an der dauerhaften Sanierung der US-Sparte, von deren Chefsessel der Top-Manager erst im Herbst 2005 an die Spitze des Konzerns gerückt war.

Viele Analysten hatten gehofft, dass mit diesem Wechsel die Zeit der Gewinnwarnungen bei Daimler vorbei sei. Bereits unter Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp hatte der Stuttgarter Konzern seine Prognosen häufig nicht eingehalten, weshalb der Abgang von Schrempp im vergangenen Jahr von der Börse bejubelt worden war. Nun hagelt es seit Anfang der Woche Herabstufungen von Daimler-Chrysler durch die führenden Bankhäuser.

Der Autokonzern rechnet nun für das Jahr 2006 nur noch mit einem operativen Ergebnis von fünf Mrd. Euro. Bislang hatte er mehr als sechs Mrd. Euro in Aussicht gestellt. Der Grund: Statt eines Gewinns rechnet Daimler bei Chrysler nun mit einem Jahresverlust von einer Mrd. Euro. hz/mwb

mwb
hz.



20. September 2006

chinaman - Dienstag, 26. September 2006 - 06:24
Handelsblatt Nr. 184 vom 22.09.06 Seite 17


Daimler verklagt

Für Kalifornien sind Autobauer schuld an Erderwärmung

SAN FRANCISCO. Kalifornien verklagt Daimler-Chrysler und fünf weitere große Autobauer wegen des Treibhausgasausstoßes ihrer Fahrzeuge auf Schadenersatz. Die Folgen der Schadstoff-Emissionen hätten den US-Bundesstaat Millionen von Dollar gekostet, sagte der kalifornische Justizminister Bill Lockyer. Die Klage richtet sich gegen General Motors, Ford, Toyota, und die US-Ableger von Daimler-Chrysler, Honda und Nissan.

Es sei das erste Verfahren dieser Art, sagte Lockyer. Er strebe einen Schadenersatz in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe an. Umweltschutzgruppen begrüßten die Klage des Bundesstaates, der von dem republikanischen Gouverneur Arnold Schwarzenegger geführt wird. In der Klage beim Bezirksgericht in Nordkalifornien heißt es, die Auto-Abgase hätten bedeutend zur Erderwärmung beigetragen. So verursachten sie der Klageschrift zufolge Schäden an den Ressourcen, der Infrastruktur und der Umwelt des bevölkerungsreichsten US-Bundesstaates. Nach kalifornischem und US-Bundesrecht hätten die Konzerne eine Gefährdung der Öffentlichkeit zu verantworten.

Ford verwies in einer ersten Stellungnahme auf den Branchenverband Alliance of Automobile Manufacturers. Der Verband verwies auf einen ähnlichen Fall gegen US-Versorger, der von einem New Yorker Bundesgericht abgewiesen worden sei. Reuters


22. September 2006

chinaman - Donnerstag, 28. September 2006 - 04:39
Handelsblatt Nr. 186 vom 26.09.06 Seite 12


INSIDE: CHRYSLER

Fahrt ins Ungewisse

STEFAN MENZEL | DÜSSELDORF Chrysler stehen schwere Zeiten ins Haus. Nachdem die US-Sparte des Daimler-Konzerns Anfang September die Märkte schockte und für das dritte Quartal einen Verlust von 1,3 Milliarden Dollar ankündigte, drohen harte Einschnitte. Chrysler-Chef Tom LaSorda spricht davon, "dass jeder Stein umgedreht werden muss". Vor ein paar Wochen schien bei Chrysler noch alles in Ordnung: Von einer möglichen Umstrukturierung und einem neuerlichen Stellenabbau war keine Rede. Anders als die beiden angeschlagenen Konkurrenten General Motors und Ford hielt Chrysler es nicht für nötig, ein Sanierungsprogramme aufzulegen.

Doch jetzt mussten auch die Chrysler-Verantwortlichen kleinlaut eingestehen, dass ihr Unternehmen unter der Absatzschwäche von Pick-ups, Minivans und Geländewagen ("SUVs") leidet. Immer weniger Kunden können sich diese Benzinschlucker angesichts hoher Spritpreise leisten, kleinere und verbrauchsärmere Autos erfreuen sich steigender Beliebtheit. Aber davon hat Chrysler - wie auch die anderen US-Hersteller - nicht besonders viele im Programm.

Noch hält sich Chrysler mit Details zurück, welche neuen Opfer auf die Beschäftigten zukommen könnten. Doch angesichts der tiefen Einschnitte bei Ford und GM ist eigentlich klar, was sie erwartet. Analysten haben erste Schätzungen veröffentlicht: Danach könnten 10 000 von derzeit 83 000 Jobs in den USA auf der Kippe stehen.

Käme es dazu, würde Chrysler wegen der hohen Kosten für den Personalabbau auch im nächsten Jahr einen Verlust in Milliardenhöhe einfahren. Erst von 2008 an könnte die US-Sparte des Daimler-Konzerns wieder richtig Geld verdienen. Dass ein solches Szenario durchaus realistisch ist, zeigt ein Vergleich mit dem Jahr 2001, dem Jahr, als Chrysler seinen ersten Sanierungsplan aufgelegt hatte. Die Entlassung von 26 000 Mitarbeitern kostete damals vier Milliarden US-Dollar.

Daneben muss sich Chrysler auf weitere auf Belastungen einstellen. Viele Anzeichen deuten darauf hin, dass die US-Konjunktur schwächer wird und als wahrscheinliche Folge der Fahrzeugabsatz weiter schrumpft. Die Chrysler-Händler in den USA reagieren darauf schon jetzt mit vergleichsweise niedrigen Bestellungen für 2007. Denn schon jetzt sitzen sie auf einem großen und schwer verkäuflichen Altbestand von Autos, die ihnen Chrysler auf den Hof gestellt hat.

Öffentlich würde wohl jeder Daimler-Manager Zweifel am Bündnis mit Chrysler verneinen. Doch die neuerlichen Probleme der US-Tochter haben in der Konzernzentrale in Stuttgart all diejenigen gestärkt, die der Fusion von Anfang an skeptisch gegenüber standen. Die Befürworter hatten erwartet, dass der Sanierungsplan von 2001 ausreichen würde, um Chrysler ein für allemal wetterfest zu machen.

Diese Hoffnungen sind nun Makulatur. Daimler-Chef Dieter Zetsche und seinem Chrysler-Kollegen LaSorda wird nicht viel anderes übrig bleiben, als den Beschäftigten den zweiten Sanierungsplan innerhalb weniger Jahre zu verordnen.

Doch das heißt auch, dass Chrysler - schon jetzt der kleinste der drei Autohersteller aus Detroit - schrumpft. Die Zukunft könnte damit vorgezeichnet sein: Falls in Zukunft weitere Einschnitte nötig wären, könnte die Zentrale in Stuttgart sich endgültig für einen Verkauf entscheiden. Denn Chrysler wäre dann so klein, dass auch die Wettbewerbshüter nichts einzuwenden hätten, würde das Unternehmen bei General Motors oder Ford landen. Oder gleich beim Toyota-Konzern, der im Unterschied zu den drei amerikanischen Herstellern auf dem US-Markt kräftig wächst. In Stuttgart hätten die Gegner der Chrysler-Fusion wahrscheinlich nichts dagegen einzuwenden.

menzel@handelsblatt.com

Menzel, Stefan



26. September 2006

chinaman - Dienstag, 3. Oktober 2006 - 06:43
Handelsblatt Nr. 189 vom 29.09.06 Seite 15


AUF DEM PARISER AUTOSALON ist die geplante Allianz von General Motors und Renault-Nissan das beherrschende Thema

Chrysler plant noch keinen Abbau

PARIS. Daimler-Chrysler-Chef Dieter Zetsche hat trotz der Probleme der US-Sparte Chrysler versprochen, dass es keinen massiven Stellenabbau nach dem Muster der Rivalen Ford und General Motors geben wird. "Ich erwarte keine größeren Programme", sagte Zetsche am Rande des Pariser Autosalons. Daimler-Chrysler hatte nach einer drastischen Senkung der Gewinnprognose wegen neuer Probleme bei Chrysler tiefgreifende Maßnahmen für die US-Sparte angekündigt, ohne Details zu nennen.

Chrysler werde kaum umhin kommen, weitere 10 000 Stellen abzubauen, was das Unternehmen allein mit Restrukturierungskosten von zwei Mrd. Euro im Jahr 2007 belasten werde, glaubt dagegen Auto-Analyst Christian Breitsprecher von der BHF-Bank. Der Experte rechnet damit, dass Chrysler nächstes Jahr noch tiefer in die Verlustzone rutscht und erst 2008 wieder die Gewinnschwelle erreicht. Zetsche sagte in Paris, es sei noch zu früh, eine Prognose für Chrysler zu wagen.

Einen aktuellen Report der Analysten von JP Morgan, wonach Daimler auch eine Trennung von Chrysler erwäge, wies Zetsche jedoch hart zurück: "Das ist absolut kein Thema für uns", sagte er in Paris. Bereits vergangene Woche hatte Daimler eine Kürzung der Produktion und Auslieferungen bei der US-Sparte angeordnet und Fehler eingeräumt - das Management habe die Entwicklung zu optimistisch eingeschätzt.

In die wiedergekehrten Probleme bei Chrysler müsse nun noch tiefer eingestiegen werden, gab Zetsche, der die US-Sparte bis vor kurzem selbst geführt hat, bereits für seinen Nachfolger an der Chrysler-Spitze die Richtung vor. Bei den Zulieferern der US-Sparte will Daimler im vierten Quartal auf geringere Preise dringen. Mit der US-Gewerkschaft UAW sollen im nächsten Jahr die Zuzahlungen für die Krankenversicherung der Mitarbeiter und Pensionäre verhandelt werden. Im Gegensatz zu den Erzrivalen Ford und General Motors hat die Gewerkschaft Chrysler bisher ein Entgegenkommen verweigert, weil es diesem Unternehmen besser ginge.

Die Probleme bei Chrysler schlagen inzwischen deutlich auf den Konzern durch. Er hat seine Schätzung für das operative Ergebnis 2006 schon von über sechs auf fünf Mrd. Euro zurückgenommen, weil die Stuttgarter bei Chrysler statt einem Gewinn nunmehr einen Verlust von einer Milliarde Euro erwarten.

Zahlreiche Analysten rechnen nicht damit, dass Chrysler das Steuer so rasch wieder herumwerfen kann. Die Entwicklung von Chrysler sei für die kommenden Jahre schwer einzuschätzen, hieß es in einer aktuellen Studie der WestLB. Insbesondere der anziehende Wettbewerb mit GM und Ford dürfte Chrysler weiter schwächen.

Die anhaltende Nachfrageverschiebung auf dem US-Markt angesichts hoher Benzinpreise hin zu kleineren Fahrzeugen und weg von spritfressenden Geländewagen sowie Pick-ups trifft Chrysler ins Mark. Daimlers US-Sparte ist stärker als alle anderen US-Hersteller vom Absatz dieser so genannten leichten Trucks abhängig. Bei Chrysler fallen 71 Prozent der verkauften Fahrzeuge in diese Kategorie. hz

hz.



29. September 2006

stw - Dienstag, 15. Mai 2007 - 14:14
Wie seht ihr den mehrheitlichen Verkauf von Chrysler an einen Finanzinvestor? ICh bin schon einigermaßen ernüchtert von dem Verhandlungsergebnis, denn unter dem Strich wird diese Transaktion ja nun das Ergebnis der künftigen Daimler AG mit mehreren Milliarden belasten. Daher habe ich auch kurzzeitig an einen sofortigen Verkauf meiner Position nachgedacht.

Aber die Börse handelt natürlich ausschliesslich die Zukunft und die Frage ist nun wieviel die Daimler AG als Premiumhersteller künftig wert sein wird. M.E. ist die Luft aus dieser Börsenstory jetzt erstmal draußen nach der tollen Performance der letzten Wochen und Monate. Maximal ein Halteeposition also aus meiner Sicht...

:-) stw

al_sting - Dienstag, 15. Mai 2007 - 15:18
Zustimmung: Mittlerweile nicht mehr als eine Halteposition.
Nachdem mich aber in letzter Zeit Aktien mit Anstiegen kurz nach Ausstiegen überrascht haben, die Alternativen derzeit nicht übermäßig groß sind und ich das Abwärtspotential für gering halte, bleibe ich dabei.
Da sich Daimler bei mir mittlerweile verdoppelt hat, denke ich mittelfristig über eine Halbierung nach, um den Rest "kostenlos" weiterlaufen zu lassen.

Ach ja, bei Autofirmen empfehle ich wieder den Blick zu Hyundai: Nachdem sich der Kurs auf niedrigem Niveau scheinbar gefangen hat, bin ich in der letzten Woche mit einer kleinen Position eingestiegen. Das könnte eine schöne Turn-Around-Story werden, Verdopplerpotential inklusive.

Ciao, Al Sting

prof - Dienstag, 15. Mai 2007 - 22:17
30 - 60 (?) Mrd Dollar verbrannt und der Mann (Schrempp) kriegt eine dicke Rente: Aber wehe ein Fließbandarbeiter träumt mal ...
:-( Prof

stw - Dienstag, 11. Dezember 2007 - 10:14
Ich habe heute meine Restbestände an Daimler verkauft. Im Vergleich zu anderen DAX-Werten ist die Aktie einfach zu teuer sowohl was KGV als auch KBV angeht. Da sind schon viele gute Nachrichten eingepreist denke ich.

:-) stw

al_sting - Freitag, 1. August 2008 - 12:33
Wie seht ihr mittlerweile Daimler? Mit 36,50€ ist der Laden recht günstig und nach dem Conti-Deal sind die Übernahmegerüchte wieder lebhafter.

Bereits zwei Mal konnte ich hier zu etwa 30€ zugreifen und sie später wieder zu 55 bzw. 70€ verkaufen.
Aber ob Daimler noch einma auf 30€ fällt?

Es fragt sich halt, wie Geschäftsenttäuschungen in der Autobranche (heute BMW) auf die Stimmung drücken und wie sich Daimler insgesamt hält.

chinaman - Freitag, 1. August 2008 - 14:36
Es ist unzweifelhaft, dass Daimler und BMW fundamental sehr günstig sind. Die große Unbekannte ist aber die weitere Entwicklung des Ölpreises und die Auswirkungen auf den Autoabsatz.


Gruß
Chinaman

stw - Samstag, 2. August 2008 - 14:49
ICh würde gerade im Falle Daimler noch abwarten und auf Kurse um 30 EUR hoffen. BMW ist bereits deutlich unter Buchwert zu haben und wandert auf meiner Watchlist immer weiter nach oben.

:-) stw

chinaman - Sonntag, 3. August 2008 - 08:33
Klassische Unterstützungslinien liegen bei 34 und 29 Euro. Sollten die 34 Euro also durchbrochen werden, sind Kurse um die 30 Euro durchaus sehr realistisch. Im Jahr 2002 lag der Tiefstkurs bei 20,07 Euro ...


Gruß
Chinaman

al_sting - Montag, 6. Oktober 2008 - 10:55
@ stw und Chinaman: Wie zutreffend eure Vorhersage doch war! Heute konnte ich tatsächlich wieder zu unter 30€ zugreifen!
Mal sehen, ob es in wenigen Jahren wieder um die 60€ dafür gibt, wie bei meinen letzten beiden Versuchen. ;-)

Ciao, Al Sting

chinaman - Donnerstag, 23. Oktober 2008 - 13:48
23. Oktober 2008, 12:36 Uhr

KRISELNDER AUTOBAUER


Daimler streicht Gewinnprognose zum zweiten Mal zusammen


Düstere Aussichten für Daimler: Der Mercedes-Hersteller hat seine Gewinnschätzungen gesenkt - zum zweiten Mal in wenigen Monaten. Grund sind desaströse Quartalszahlen. Die Aktie ging in der Folge auf Achterbahnfahrt.

Stuttgart - Der Autobauer Daimler muss seine Ziele für das laufende Jahr schon wieder berichtigen. Für 2008 werde nur noch mit einem operativen Ergebnis von mehr als sechs Milliarden Euro gerechnet, teilte der Konzern am Donnerstag in Stuttgart mit.

Erst im Sommer hatte Vorstandschef Dieter Zetsche seine ursprüngliche Gewinnprognose von 7,7 Milliarden auf einen Wert von rund 7 Milliarden Euro kassiert.

Grund für die erneute Senkung sind desaströse Quartalszahlen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank im dritten Quartal von 1,89 auf rund 0,65 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt mit einem Ergebnis von gut 1,3 Milliarden Euro gerechnet. Der Überschuss sackte von 1,5 auf 0,21 Milliarden Euro ab, verglichen mit der Konsensprognose von 895 Millionen Euro. Der Umsatz fiel von 25,7 auf 23,8 Milliarden Euro und liegt damit ebenfalls unter der Analystenschätzung von 24,8 Milliarden Euro.

Hintergrund war vor allem der Einbruch beim operativen Gewinn der Mercedes Car Group. Er sackte im dritten Quartal um 92 Prozent auf nur noch 112 Millionen Euro ab. Auch die höheren Belastungen aus dem Leasinggeschäft hätten das Ergebnis gedrückt, teilte der Konzern mit.

In Reaktion auf eine Gewinnwarnung haben Daimler-Aktien am Donnerstag ihre Verluste zunächst ausgebaut. Die Titel rutschten zeitweise um mehr als acht Prozent ab. "Jetzt haben die Leute es schwarz auf weiß, dass es schlimm aussieht", erklärte ein Händler die ersten Reaktionen. "Einige hatten wohl noch die Hoffnung, dass wenigstens das Aktienrückkaufprogramm fortgesetzt wird, aber nicht einmal das passiert."

Im Verlauf drehten die Aktien aber kurzzeitig ins Plus. "Die Erwartungen, die der Markt hatte, waren anscheinend noch viel negativer, als das was jetzt gekommen ist. Das Tagesgeschäft läuft ja anscheinend doch ganz ordentlich", sagte ein anderer Börsianer.

Am deutschen Aktienmarkt herrscht insgesamt weiter Nervosität. Der Dax weitete bis zur Mittagszeit seine Verluste aus, er verlor fast vier Prozent. Der MDax sank um über zwei Prozent, der TecDax um mehr als fünf Prozent.

ssu/dpa/Reuters

al_sting - Montag, 23. Februar 2009 - 20:29
Nur zwei Zahlen zur Daimler-Aktie:

Buchwert pro Aktie: 35,96€
Kurs der Daimler-Aktie: 19,29€

Der deutsche Blue-Chip schlechthin ist derzeit zu unter 55% seines Buchwertes zu haben.

Noch Fragen?

drwssk - Montag, 23. Februar 2009 - 20:37
Und die werden wir noch viel billiger bekommen. Ich denke, wir sehen im Moment erst die Spitze des Eisberges. Der Normalbürger merkt doch im eigenen Geldbeutel noch gar nichts von der Krise.
be.

prof - Dienstag, 24. Februar 2009 - 01:24
Beispiel: Ich bin Anstreicher und habe die Scheune eines Bauerngutes renoviert und eine Rechnung über 10.000 € geschrieben.


- Die Scheune ist 1 Million wert, es lastet eine Hypothek von 50% darauf.
- Der Bauer hat einen Buchwert 500.000 €
- Die Bank gibt dem Bauern keine Kredit mehr
- Der Bauer bietet mir seine Scheune an, die ist ja 500.000 € wert

Ich lehne dankend ab, ICH BRAUCHE KEINE SCHEUNE ich will meine 10.000 €.

Der Bauer muss Konkurs anmelden!

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Der Buchwert von Produktivvermögen sinkt dramatisch mit dem Erfolg des Unternehmens. Niemand kauf heute Werkshallen, Spezialmaschinen, SAP-Software, die in eine Unternehmensstruktur eingebunden ist zum Buchwert. Diese Software hat einen Buchwert aber ohne die verkauften Produkte der Firma ist sie 0 € wert! Sie ist unverkäuflich!

Ähnlich sieht es bei einem leer stehenden Mietshaus aus, das sogar einen negativen Buchwert (Abrisskosten höher als der Grundstückspreis) bekommen kann!
Prof
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