Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Commerzbank: Archivierte Beiträge bis 19. Februar 2009
chinaman - Freitag, 11. Februar 2005 - 10:26
ZIELE VERFEHLT

Commerzbank-Chefs drohen Gehaltseinbußen

Der Vorstand der Commerzbank könnte für 2004 weniger verdienen als im Vorjahr. Grund: Die Renditevorgaben wurden nicht erreicht. Damit sinken auch die erfolgsabhängigen Vergütungsbestandteile.

Frankfurt am Main - Im abgelaufenen Jahr seien die für die variable Vergütung der Vorstände maßgeblichen Erfolgsziele - darunter die Eigenkapitalrendite - nur teilweise erreicht worden, berichtet die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires unter Berufung auf mit der Situation vertrauten Person. Die Vorstände erhalten für 2004 voraussichtlich lediglich rund ein Viertel des Betrages, der bei voller Zielerreichung ausgezahlt worden wäre. Die Gesamtbezüge der Top-Manager werden voraussichtlich rund ein Fünftel unter dem Vorjahresniveau liegen, hieß es weiter.

Ein Commerzbank-Sprecher lehnte einen Kommentar hierzu ab. Der Finanzkonzern wird die Vorstandsbezüge im Geschäftsbericht veröffentlichen, der voraussichtlich Ende März vorliegen soll. Dabei will die Bank erstmalig den Anforderungen des Corporate Governance Codex folgen und die Bezüge für jeden Vorstand individuell angeben. Für 2003 weist die Commerzbank Vorstandsbezüge von insgesamt rund sieben Millionen Euro aus. Davon entfielen drei Millionen auf variable Bestandteile.

Ziele mit "sportlichem Charakter"

Die Commerzbank stellt am kommenden Mittwoch ihr Jahresergebnis für 2004 vor. Ursprünglich hatte Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von acht Prozent angepeilt. Nachdem das Institut aber im dritten Quartal umfangreiche Aufwendungen für den Umbau des Investmentbanking verbucht und einen Nettoverlust von 208 Millionen Euro erlitt, war Müller bereits von dem Renditeziel abgerückt. Dieses habe allenfalls noch "sportlichen Charakter", sagte er.

Eine Eigenkapitalrendite von acht Prozent nach Steuern entspräche einem Nettogewinn von rund 750 Millionen Euro. Für die ersten neun Monate 2004 hatte die Commerzbank aber nur ein Nettoergebnis von 294 Millionen Euro ausgewiesen.

Das Management hat allerdings vorgesorgt. Bereits im Januar war bekannt geworden, dass die Fixgehälter der Manager - bisher 360.000 Euro pro Jahr - für 2004 um rund 30 Prozent angehoben werden sollen. Allerdings werden die Bezüge der Vorstände aus konzerninternen Mandaten - etwa Aufsichtsrat in einer Tochtergesellschaft - verrechnet. Der effektive Anstieg wird der Commerzbank zufolge gering ausfallen. Insgesamt erwarte der Vorstand keine Erhöhung seiner Gesamtbezüge, hatte die Commerzbank bereits mitgeteilt.


Quelle: Spiegel online

chinaman - Donnerstag, 10. August 2006 - 09:04
09.08.2006 11:42


Commerzbank-Aktie stürzt nach Zahlen ab

Mit einem Minus von rund 7 Prozent reagiert die Commerzbank- (Nachrichten/Aktienkurs) Aktie am Mittwochmorgen auf die Bekanntgabe der Zahlen zum zweiten Quartal. Die seien gemischt ausgefallen, so Stimmen vom Frankfurter Parkett. Das operative Ergebnis liege mit 700 Millionen Euro zwar über den Erwartungen, so Experten, allerdings wird dies vor allem auf ein deutlich stärker als erwartet ausgefallenes Handelsergebnis zurückgeführt - und das passt dem Markt nicht. Ebenfalls negativ: Die Restrukturierungsaufwendungen werden von der Großbank mit214 Millionen Euro beziffert, 7 Prozent mehr als erwartet. Zins- und Provisionsüberschuss liegen klar unter den Erwartungen der Analysten.

chinaman - Mittwoch, 30. August 2006 - 15:07
Handelsblatt Nr. 167 vom 30.08.06 Seite 22


Commerzbank kauft zu

Zweitgrößte deutsche Privatbank bestätigt Einstieg in Russland

ROLF BENDERS | FRANKFURT Die Commerzbank wendet sich nach der Schlappe im Poker um die Norisbank dem boomenden russischen Bankenmarkt zu und beteiligt sich an der Promsvyazbank Dies teilte das Institut gestern in Frankfurt mit. Analysten kritisierten die Expansionspolitik von Bankchef Klaus-Peter Müller allerdings als sprunghaft und forderten eine Klarstellung der Strategie.

Im Rahmen einer Kapitalerhöhung werde die Commerzbank im Herbst 15,3 Prozent der Anteile der Nummer 13 des russischen Bankenmarktes erwerben, erklärte das Institut. Strategisches Ziel sei es, in den nächsten Jahren die Mehrheit zu übernehmen, ergänzte ein Commerzbank-Sprecher. Zum Kaufpreis wollte er sich nicht äußern. Finanzkreise sprachen von einem höheren zweistelligen Millionenbetrag.

Analysten zeigten sich trotz des als günstig bezeichneten Einstiegspreises von der Zukaufspolitik der auf den deutschen Privat- und Mittelstandskunden ausgerichteten Bank irritiert. "Vor diesem Hintergrund finde ich das Engagement in Russland nicht unbedingt zwingend", sagte Andreas Weese von der Hypo-Vereinsbank. Zuletzt war die Commerzbank von ihrer ursprünglichen Strategie bereits mit dem Kauf der Immobilienbank Eurohypo abgewichen. Der Versuch, in Deutschland Privatbankgeschäft zuzukaufen, war zuvor mehrfach an zahlungsfreudigeren Konkurrenten gescheitert. Das Problem des Instituts sei, dass die Aktionäre den Einsatz der Kriegskasse von gut zwei Mrd. Euro forderten, sagte ein Experte. Da kaufe die Bank offenbar lieber zu als das Geld auszuschütten. Trotzdem müsse die Bank langsam sagen, was ihr Expansionskonzept sei.

Die Promsvyazbank ist vor allem bei Firmenkunden und zunehmend auch im Privatkundengeschäft mit 115 Filialen tätig. Das gesamte Institut ist nach Einschätzungen Moskauer Experten rund 1,5 Mrd. Euro wert.

Benders, Rolf



30. August 2006

chinaman - Freitag, 22. September 2006 - 06:19
Handelsblatt Nr. 182 vom 20.09.06 Seite 26


US-Fonds steigt bei der Commerzbank ein

Vermögensverwalter Capital Group hält mehr als fünf Prozent an der Privatbank

FRANKFURT. Die Commerzbank hat einen neuen Großaktionär. Der US-Fonds The Capital Group besitze nun mehr als fünf Prozent der Aktien, teilte das Geldinstitut gestern mit. Am 7. September habe Capital mit 5,035 Prozent die gesetzliche Meldeschwelle überschritten. Capital gehört damit nach der italienischen Versicherungsgruppe Generali mit 8,6 Prozent zu den größten Aktionären des Geldinstituts. Die Münchener Rückversicherungs AG besitzt ebenfalls mehr als fünf Prozent, die italienische Mediobanca rund 0,5 Prozent.

Capital ist nach Meinung von Analysten kein aktivistischer Anleger, der über das reine Finanzinvestment hinausgehende Interessen verfolgt. Bei der Commerzbank hatte es zuletzt immer wieder Gerüchte gegeben, solche Aktionäre, in der Regel Hedge-Fonds, drängten das Management der Bank, überschüssiges Kapital auszuschütten oder für Akquisitionen auszugeben. Nach dem Kauf der Eurohypo für 4,5 Mrd. Euro verfügt die Bank noch über eine "Kriegskasse" von rund zwei Mrd. Euro.

Die Commerzbank hatte es in der Vergangenheit immer wieder mit aktivistischen Anlegern zu tun. Die Investorengruppe Cobra hielt im Jahr 2000 rund 17 Prozent der Anteile und wollte den Konzern zerstückeln. Der Zusammenbruch der Internetblase entwertete aber den teilweise auf Pump gekauften Anteil so stark, dass den Cobra-Anteilseignern am Ende die Luft ausging.

Die Commerzbank-Aktie gab gestern an der Börse - parallel zum gesamten Finanzsektor - 1,2 Prozent nach. Der Capital-Einstieg entfachte also nicht die bei der Bank sonst so schnell auftretenden Übernahmefantasie. ben

ben



20. September 2006

chinaman - Sonntag, 24. September 2006 - 15:04
Handelsblatt Nr. 184 vom 22.09.06 Seite 21


Müller erhöht Risikovorsorge

Nach der Übernahme des Immobilienfinanzierers Eurohypo stellt die Commerzbank fast eine Milliarde Euro für faule Kredite zurück

ROLF BENDERS | FRANKFURT Die Commerzbank rechnet wegen der Eurohypo-Übernahme für dieses Jahr mit einer erheblich erhöhten Risikovorsorge. Wegen der Integration der neuen Tochter, wegen der gestiegenen Zahl von Privatinsolvenzen und wegen neuer Berechnungsgrundlagen müsse das Institut 930 Mill. Euro zurückstellen, teilte die Bank anlässlich ihrer jährlichen Investorenkonferenz mit. Obwohl die Bank ihre Gewinnziele bekräftigte, gab deren Aktie bei allgemein anziehenden Kursen um gut 1,5 Prozent nach.

Grund für die gegen den Branchentrend steigende Risikovorsorge in diesem Jahr ist nach Commerzbankangaben die Überprüfung eines Kreditportfolios von 50 Mrd. Euro an privaten Baufinanzierungen, die nach dem Kauf der Eurohypo auf den Prüfstand gestellt wurden. Ohne die Vorsorge für das Portfolio, das rund zur Hälfte aus Eurohypo-Beständen stamme, habe die Risikovorsorge rund 630 Mill. Euro betragen. Für 2007 rechne die Bank auf Grund der neuen Kreditbewertung mit Sondereffekten von 200 Mill. Euro, die zu einer Vorsorge von "unter" 900 Mill. Euro führen dürften. Erst 2008 sollten die Sonderposten auslaufen und die Rückstellungen auf das für das operative Geschäft notwendige Niveau von 700 Mill. Euro sinken.

Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller hatte Anfang 2006 den hochprofitablen Immobilienfinanzierer Eurohypo für 4,5 Mrd. Euro erworben. Seither spekulierten Analysten, dass eine Harmonisierung der Risikovorsorge bei der Bank zu einer negativen Überraschung führen werde. Die Commerzbank begründete den harten Einschnitt auch mit der Umstellung auf die neuen Eigenkapitalregeln (Basel II). Auch die steigende Zahl der Privatinsolvenzen mache sich bemerkbar. "Aber ohne die Eurohypo-Übernahme hätte es für die Überprüfung keinen Anlass gegeben", sagte ein Commerzbank-Sprecher. Die neue Tochterfirma konzentriert sich in der Baufinanzierung heute fast ausschließlich auf gewerbliche Immobilien, schleppt aber aus früheren Zeiten noch ein großes Privatkreditportfolio mit sich herum. Eurohypo-Chef Bernd Knobloch stellte für nächsten zwei Jahre eine Steigerung der Eigenkapitalrendite von derzeit zwölf auf 16 Prozent in Aussicht.

Die Negativnachricht trübte das sonst optimistische Bild, das die Bank gestern für die nähere Zukunft zeichnete. So versprach Müller eine Erhöhung der Dividende für nächstes Jahr. Für 2005 sollen 0,50 Euro je Anteil ausgeschüttet werden.

Für2006 stellte Commerzbank-Chef Müller eine Eigenkapitalrendite nach Steuern von "mindestens" elf Prozent, nach "mindestens zehn" Prozent für dieses Jahr, in Aussicht. Er bekräftigte das Ziel, 2010 rund 18 Prozent zu erreichen. Dabei soll das Mittelstandsgeschäft helfen, das bereits 2006 die für das nächste Jahr geplante Rendite von 17 Prozent einfahren und 2008 mehr als 20 Prozent erwirtschaften soll. Hier macht sich offenbar die Konjunkturerholung in der Deutschland bemerkbar. Da die Wirtschaft hier zu Lande vor allem von kleinen und mittelgroßen Unternehmen geprägt ist, profitiert eine Bank mit dem Fokus auf den Mittelstand besonders von dieser Entwicklung.

Trotz dieser Entwicklung kritisieren Analysten die bekräftigten Renditeziele als "zu wenig ambitioniert". "Das Ziel für 2010 erscheint kaum ein wirklich aggressives Ziel zu sein, wenn man bedenkt, dass der europäische Bankensektor bereits jetzt im Schnitt eine Rendite nahe 20 Prozent aufweist", schrieb Francesca Tondi, Analystin bei JP Morgan, in einer Studie. Dies schlage sich auch in der geringen Bewertung der Aktie nieder. "Wir glauben daher, dass der Konzern ein attraktives Übernahmeziel in Europa bleibt."

Die Commerzbank gilt seit Jahren als Übernahmekandidat. Speziell in den Zeiten der Bankenkrise 2003 galt ein Aufkauf durch eine Auslandsbank als ausgemachte Sache. Mittlerweile hat Müller die Bank aber wieder profitabel gemacht und zu einer Marktkapitalisierung von 19 Mrd. Euro geführt. Da sie aber keinen dominanten Großaktionär hat, ist auch dies kein Schutz.

Benders, Rolf



22. September 2006

prof - Freitag, 26. Oktober 2007 - 18:21
Verkauf alle Zertifikate zum aktuellen Euwax-Briefkurs von 26,64!

chinaman - Donnerstag, 8. Januar 2009 - 19:35
Kapitalnot


Coba wird teilverstaatlicht


von Tim Bartz, Rolf Lebert, Nina Luttmer, Mareike Schulz (Frankfurt)


Der Bund wird mit 25 Prozent plus eine Aktie neuer Großaktionär des Instituts, das weitere 10 Mrd. Euro aus dem staatlichen Rettungsfonds erhält. Mit ihrer Anleihe nimmt die Commerzbank weit mehr ein als geplant. Die Aktie stürzt auf ein Rekordtief.

Die Commerzbank braucht erneut frische Mittel: Das zweitgrößte deutsche Institut bekommt zusätzlich 10 Mrd. Euro an frischem Eigenkapital vom staatlichen Rettungsfonds Soffin. Wie die Bank am späten Nachmittag mitteilte, wird der Bund dadurch mit 25 Prozent plus eine Aktie neuer Großaktionär und hält künftig eine Sperrminorität.

2008 hatte der Soffin der Commerzbank über eine stille Einlage bereits 8,2 Mrd. Euro zur Verfügung gestellt, damit das Unternehmen seine Eigenkapitalquote stärken kann. Mit den insgesamt 18,2 Mrd. Euro will die Commerzbank alle Risiken absichern, die durch die 5 Mrd. Euro teure Übernahme der Dresdner Bank drohen. Das Geschäft soll noch im Januar abgeschlossen werden.

Die Commerzbank-Aktie fiel in der Spitze um mehr als 20 Prozent auf das Rekordtief von 4,79 Euro und notierte später um knapp 18 Prozent tiefer bei 5 Euro. Das Papier zog auch den Dax weiter in die Tiefe, der über zwei Prozent verlor.


Allianz übernimmt Problempapiere der Dresdner
In den Büchern der Dresdner schlummern noch Milliardenrisiken durch ausfallgefährdete Wertpapiere. Die Commerzbank ist bis jetzt die einzige Bank, die überhaupt Eigenkapital vom Soffin erhalten hat. Zusätzlich übernimmt die Dresdner-Mutter Allianz nach Informationen der FTD ausfallgefährdete Risikopapiere ihrer Banktochter in Höhe von 1,8 Mrd. Euro. Das ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen Soffin, Commerzbank und Allianz.

Zudem hat der Fonds einen Liquiditätsschirm von 15 Mrd. Euro über die Commerzbank gespannt, unter dem die Bank die erste staatlich garantierte Anleihe einer deutschen Bank begeben hat. Der Umfang dieser Anleihe fiel mit 5 Mrd. Euro weit größer aus als geplant. Ursprünglich hatte sich die Commerzbank 3 Mrd. Euro von Investoren erhofft.


Tatsächlich war das Interesse der institutionellen Anleger deutlich größer. Satte 5 Mrd. Euro hat die Bank mit ihrer staatlich garantierten Anleihe eingesammelt. Das ist gut doppelt so viel wie erwartet - und fast so viel, wie sie für die geplante Übernahme der Dresdner Bank zahlt.

Die Konsortialbanken hatten ihre Bücher für das dreijährige Papier um 11 Uhr geöffnet. Der Preis lag bei rund 30 Basispunkten über dem relevanten Swap-Satz von 2,8 Prozent - und damit am unteren Rand der Erwartungen. Der Swap-Satz ist der Preis, zu dem Banken untereinander feste in variable Zinszahlungen tauschen. Ein Teil des Erlöses fließt als Gebühr an den Garantiegeber Soffin.

Der Erfolg der Platzierung sowie die Renditeaufschläge waren daher mit Spannung erwartet worden. Mit dem guten Ergebnis dürfte die Bank nun wie geplant als "Eisbrecher" für weitere deutsche Häuser wirken und auch dem noch jungen europäischen Markt für staatsgarantierte Bonds Auftrieb geben. Seit Anlauf der staatlichen Bankenrettungsprogramme Ende Oktober haben Institute bereits in Europa garantierte Euro-Anleihen im Volumen von 37 Mrd. Euro platziert.

Neben der Commerzbank planen auch andere deutsche Institute die Ausgabe staatlich garantierter Bonds - also von Papieren, für die die öffentliche Hand bei einem möglichen Ausfall geradesteht. Mit dem Geld wollen sich die Banken Liquidität sichern, um für weitere Probleme gewappnet zu sein. Ursprünglich sollte die HSH Nordbank noch vor der Commerzbank als erstes deutsches Geldhaus eine solche Anleihe begeben.



FTD.de, 17:27 Uhr
© 2009 Financial Times Deutschland

chinaman - Samstag, 10. Januar 2009 - 10:25
09. Januar 2009, 16:32 Uhr

STAATSHILFE


Commerzbank-Rettung gerät zum Vabanquespiel
Von Arvid Kaiser und Andreas Nölting

Es ist der Beginn einer neuen Ära: Der Bund erwirbt eine Sperrminorität der Commerzbank - und rettet so die Übernahme der kriselnden Dresdner Bank. Doch der Preis ist hoch. Für Steuerzahler, Aktionäre und Wettbewerber der Commerzbank sind die Aussichten düster.

Hamburg - So hat sich der neue Commerzbank-Chef Martin Blessing, bisher als strahlender Hoffnungsträger der Frankfurter Bankenlandschaft gefeiert, den Durchmarsch bei der Dresdner Bank bestimmt nicht vorgestellt: In der Spitze um 15 Prozent fällt die Commerzbank-Aktie am Freitagvormittag, auf den tiefsten Stand der Geschichte. Trotz der neuen Milliardenhilfe des Bundes, die eine schnelle Übernahme der Dresdner ermöglicht, senken die Börsianer über der Commerzbank den Daumen. Kollektiv haben die Analysten ihre Kursziele zurückgeschraubt.

Blessing ist im Commerzbank-Reich nicht mehr der unumstrittene Alleinherrscher. Er zahlt für die rettenden Staatsmilliarden einen hohen Preis: Der Bund hat künftig eine Sperrminorität (25 Prozent plus eine Aktie), kann wichtige strategische Entscheidungen der Blessing-Banker, die eine Dreiviertelmehrheit erfordern, per Veto verhindern. Die "Staatsbank in gelb" ("Frankfurter Allgemeine Zeitung") markiert den Beginn einer neuen Ära. Erstmals übernimmt der Bund einen maßgeblichen Anteil einer großen Geschäftsbank.

Doch es gab offenbar zum Einstieg des Staates keine politisch verträgliche Alternative. Blessing hat inzwischen verzweifelt feststellen müssen, wie marode das Zahlenwerk der Dresdner Bank ist - vor allem bei deren Investmenttochter Dresdner Kleinwort.

Die Dresdner Bank, so scheint es, bringt jedem Großaktionär Pech - erst dem Allianz-Konzern und seinen Vormännern Henning Schulte-Noelle sowie Michael Diekmann, deren Visionen vom "Allfinanzkonzern" niemals aufgingen und die Milliarden auf den Wert der schnell ungeliebten Tochter abschreiben mussten, und nun eben Blessing.

Die Bundesregierung trägt jetzt, ob sie will oder nicht, Verantwortung für das Geschäft der Commerzbank. Kreditnehmer, die in Frankfurt kurz gehalten werden, können sich in Berlin beschweren. Auch der absehbare - und aus Sicht der Bank notwendige - Abbau von Tausenden Jobs und Hunderten Filialen im Zuge der Dresdner-Übernahme trägt nun die Unterschrift des Bundes.

Doch was fängt der Bund mit seinem Veto an? Seinen Anspruch auf zwei Mandate im Aufsichtsrat will er einlösen, aber welchen Auftrag gibt er den Kontrolleuren? "Wir werden jedenfalls auf die Geschäfte keinen Einfluss nehmen", versichert SPD-Chef Franz Müntefering. Doch warum eigentlich nicht? Der Einstieg dient schließlich einem politischen Ziel: "Mit dem zusätzlichen Kapital kann die Commerzbank ihre Aufgabe besser erfüllen, die Wirtschaft mit Kapital zu versorgen", erklärt Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU).

Die Auflagen der Staatshilfe bringen die Bank in einen neuen Widerspruch. Einerseits soll sie in der Krise genauso viele Kredite wie bisher oder besser noch mehr vergeben, um vor allem den Mittelstand über Wasser zu halten. Andererseits ist sie aufgefordert, ihr Kapital zusammenzuhalten, die Eigenkapitalquote sogar noch deutlich zu erhöhen, um ihr langfristiges Überleben zu sichern. Die zusätzliche Kapitalspritze kann eine Hilfe sein, beides miteinander zu vereinbaren. Doch solange der Vorstand autonom über das Geld entscheidet, gibt es dafür keine Garantie.

Der Bund zahlt einen hohen Preis. Die beiden stillen Einlagen und der Aktienkauf summieren sich auf 18,2 Milliarden Euro. Zu einem Aktienkurs von fünf Euro hätte der Bund die Commerzbank für diese Summe fünfmal komplett übernehmen können. Die erheblichen Garantien, die der Commerzbank gerade erst ermöglicht haben, fünf Milliarden Euro neue Schulden über eine Anleihe aufzunehmen, sind dabei noch nicht eingerechnet. Ob der Steuerzahler mit diesem teuren Investment jemals einen Gewinn verbucht, ist fraglich.

Zwar wird sich der Bund laut Müntefering "in einem baldigen und vernünftigen Augenblick wieder lösen". Doch frei über den Verkaufszeitpunkt entscheiden kann die Regierung nur bei den Aktien. Die stille Einlage hingegen, mit 16,4 Milliarden Euro der Löwenanteil der Beteiligung, kann nur von Seiten der Commerzbank gekündigt werden. Zudem müssten im Fall einer Insolvenz der Bank (die der Bund wohl um jeden Preis verhindern wird) die Schulden aus Anleihen, auch die dank Staatsgarantie zustandegekommenen, vorrangig bedient werden. Die Steuerzahler hätten das Nachsehen.

Selbst wenn es gelänge, die Commerzbank auf eine günstige und reichliche Finanzierung des Mittelstands zu verpflichten, hat der Bund ein weiteres Problem: Er gräbt damit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken, den bisherigen Platzhirschen im Mittelstandsgeschäft, das Wasser ab.

"Es wäre ein gravierender Fehler, wenn der Commerzbank nunmehr noch Auflagen zum Ausbau des klassischen Mittelstandsgeschäft gemacht würden", schimpft der Präsident des genossenschaftlichen Bankenverbands BVR, Uwe Fröhlich. Ähnlich verärgert über die ungleichen Finanzierungsbedingungen äußern sich auch mehrere Landesbanker. Deren Institute hängen zwar ohnehin am Staatstropf und werden auch durch den Rettungsfonds Soffin weiter unterstützt, doch von ihnen wird ein Gesundschrumpfen verlangt.

Erneut zeigt sich, dass die deutsche Bankenhilfe besonders selektiv vergeben wird. Während Franzosen und Amerikaner Kapital mit der Gießkanne über die ganze Branche verteilen und die Briten nach klaren Regeln vorgehen, denen alle Banken verpflichtet sind, hat sich der Soffin bisher nur an der Commerzbank direkt beteiligt. Die Allianz von Commerzbank und Dresdner genießt politischen Vorrang.

Doch der im September gefeierte "zweite nationale Champion" wird an der Börse inzwischen mehr als Addition von Schwächen gesehen. Das Kapital der Altaktionäre wird verwässert, eine Dividende können sie frühestens 2011 erwarten. "Bei 18 Milliarden Euro Staatshilfe vom Soffin zu neun Prozent Zinsen: Das macht 1,5 Milliarden Euro Zinsbelastung pro Jahr", rechnet ein Aktienhändler vor. Im besten Jahr 2007 habe die Commerzbank ein Nettoergebnis von 1,9 Milliarden Euro erwirtschaftet. "Die können auf Jahre kein Geld verdienen." Das Urteil der Börse ist harsch, auf Blessing warten harte Tage.

prof - Samstag, 10. Januar 2009 - 11:42
Inklusive der Einlage hat Vater Staat jetzt also 62 €/Aktie in die Coba "investiert" und ich halte jetzt mit meiner 4-köpfigen Familie 15 Coba-Aktien.
Leider beträgt der Einstandspreis 900 €, der Marktpreis aber nur 70 €. Ja und mein Nachbar, der niemals Aktien kaufen würde, ist jetzt auch Aktionär, und meine Straße, mein Dorf, das nahe Dresden mit seinen 450.000 Einwohnern ...!
Sogar der Hartz IV-Empfänger, aber der hätte sich vielleicht mehr über einen Konsumgutschein gefreut.

Problematisch ist tatsächlich der Wettbewerb: Wer die größten unternehmerischen Fehler gemacht hat und jetzt am lautesten schreit, bei wem die meisten Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen bekommt die Steuergelder.
Somit werden gerade die unrentablen Großunternehmen von kleinen, verantwortungsbewusst geführten Familienunternehmen "gefüttert", die am Ende selbst pleite gehen.
Das ist erst der Anfang - Prof

chinaman - Samstag, 10. Januar 2009 - 18:07
"und ich halte jetzt mit meiner 4-köpfigen Familie 15 Coba-Aktien"

vor allem aber werden Deine Kinder an den 900 €, sowie allen anderen kommenden und bereits gelaufenen Hilfsktionen, fein säuberlich abbezahlen ...

Gruß

laurin - Sonntag, 11. Januar 2009 - 13:59
man kratzt sich am Kopf und fragt sich, wieso über Jahrzehnte kein Geld für Bildung da war... ich verstehe die grundlegende Wichtigkeit eines funktionierenden Bankensystems, aber ich kann nicht nachvollziehen, warum im für Deutschland überlebensnotwendigen Bildungsbereich eine solche Kraftanstrengung möglich war und ist.
nennt man wohl "Lobbyarbeit"...
Bananenrepublik unsere...

blindeshuhn - Sonntag, 11. Januar 2009 - 18:04
du hast wohl ein "nicht" vergessen ;-)

chinaman - Sonntag, 11. Januar 2009 - 19:04
Der Soli hält sich nun auch schon 20 Jahre, weil nie Geld dafür da war, auf diese "Sondersteuer für eine Übergangszeit" wieder zu verzichten. Vielleicht kommt jetzt ein Soli II für unsere Banken???

LG
Chinaman

laurin - Montag, 12. Januar 2009 - 09:55
mal gaaaaaaanz schnell das "nicht" hinterher schiebt... ;-)

chinaman - Dienstag, 27. Januar 2009 - 14:00
„Wer vor 18 Monaten 1.158,48 Euro in Aktien der Commerzbank investiert hat:
- musste sich 18 Monate lang über fallende Kurse ärgern
- und hat heute noch 115,28 Euro übrig.

Wer vor 18 Monaten 1.158,48 Euro in Krombacher Bier investiert hat:
- konnte 18 Monate lang jede Woche einen Kasten herrliches Pils genießen
- war ständig heiter
- hatte viel Spaß
- hat den Regenwald gerettet
- und hat heute noch
- (Achtung jetzt kommts).......
Leergut im Wert von 223,30 Euro"

chinaman - Donnerstag, 5. Februar 2009 - 14:22
Auch die Commerzbank hat übrigens in der Eurohypo eine Staatsfinazierungssparte. Auch hier "haftet" der deutsche Steuerzahler nun übrigens auch für einen eventuellen Ausfall der ausländischen Schuldner. Zu den gegenwärtigen Verlusten tragen auch nennenswert die Kursrückgänge von Staatsanleihen und Kommunalkrediten aus Ländern wie Italien, Griechenland, Spanien und USA bei.

Der durchschnittliche trägt das alles, ohne die genauen Zusammenhänge überhaupt zu verstehen ...


Chinaman

stw - Samstag, 7. Februar 2009 - 14:55
Im Handelsblatt gab es vergangene Woche eine plausible Spekulation, dass die HRE und Eurohypo zusammengelegt werden sollen, um die gesunden Teile der CoBa zu entlasten. Für mich ist die CoBa zu Kursen unter 4 EUR eine Wette wert.

:-) stw

stw - Mittwoch, 18. Februar 2009 - 18:48
Das ist mal wieder eine Analysten-Meisterleistung beim aktuellen Kurs von 3 EUR. Da fällt mir gar nichts mehr dazu ein...

:-) stw


Amsterdam (aktiencheck.de AG) - Joachim Müller, Analyst von Cheuvreux, stuft die Aktie der Commerzbank (ISIN DE0008032004/ WKN 803200) unverändert mit "underperform" ein.
Die Ergebnisse im vierten Quartal seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen.

Im Hinblick auf 2009 habe es keine konkreten Aussagen gegeben. Offenbar scheine jedoch der Start ins Jahr gut gewesen zu sein. Am Kursziel von 5,20 EUR werde festgehalten.

Vor diesem Hintergrund bewerten die Analysten von Cheuvreux die Aktie der Commerzbank weiterhin mit dem Votum "underperform". (Analyse vom 18.02.09) (18.02.2009/ac/a/d)
Analyse-Datum: 18.02.2009

al_sting - Donnerstag, 19. Februar 2009 - 12:10
Ganz ehrlich: Wie viel Geld soll die Commerzbank eigentlich verdienen, um neben den 9%-Zinsen für die staatlich bezahlten Vorzugsaktien noch etwas übrigzubehalten?
Ich weiß nicht, ob die Bankenbranche in absehbarer Zeit wieder so viel Geld wie früher verdienen kann, so dass die Commerzbank jemals wieder dieses angeblich nur temporäre Kapital zurückzahlen und danach wieder mit Schönheiten wie Dividenden reizen kann.

prof - Donnerstag, 19. Februar 2009 - 12:28
Dividenden sind eh sittenwidrig: Arbeitsplatzerhaltung hat Vorrang, selbst wenn die Arbeitnehmer nur Däumchen drehen würden.

Erst der totale Zusammenbruch des Wirtschafts- und Finanzsystems wird zu einem Kurswechsel führen. Die Frage ist, ob dann echte Marktwirtschaft oder vielleicht mal wieder eine Runde Sozialismus an der Reihe ist. Im letzteren Fall wäre ich klar (aber nur relativ) im Vorteil!
Prof

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