Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Hypo Real Estate: Archivierte Beiträge bis 5. Februar 2009
chinaman - Montag, 29. September 2008 - 06:13
Folgen der Finanzkrise


Exklusiv


Hypo Real Estate droht Kollaps


Alarmsignal für die deutsche Bankenlandschaft:


Dem Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate droht nach FTD-Informationen wegen Refinanzierungsproblemen der Kollaps. Damit schlägt die Finanzkrise erstmals massiv auf einen Dax-Konzern durch.


Wie aus Regierungs- und Finanzkreisen verlautete, suchen Deutschlands private Banken seit Tagen fieberhaft nach einer Lösung zur Rettung des Dax-Konzerns. Ein Sprecher des Unternehmens, das in amerikanische Ramschhypotheken investiert hat, wollte die Informationen nicht kommentieren. Die Finanzaufsicht BaFin, die an den Gesprächen beteiligt ist, lehnte ebenfalls einen Kommentar ab.

Verantwortlich für die Schieflage der Bank sind nach FTD-Informationen Spekulationen der irischen Tochter Depfa. Der Staatsfinanzierer hatte sich für Langfristprojekte, für die er Geld verliehen hat, extrem kurzfristig refinanziert - was wegen des Misstrauens an den Märkten inzwischen nicht mehr möglich ist. "Der Markt für die Depfa ist tot", heißt es in Finanzkreisen. Für die Refinanzierung muss nun die Hypo einstehen. Nach FTD-Informationen geht es um einen zweistelligen Milliardenbetrag. Es sei derzeit unwahrscheinlich, dass die Hypo Real Estate diese Summe stemmen kann.



Aus der FTD vom 29.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

chinaman - Montag, 29. September 2008 - 08:19
29. September 2008, 06:32 Uhr


ANGESCHLAGENER DAX-KONZERN


Finanzkonsortium stützt Hypo Real Estate mit Milliardenkredit


Mit der Münchner Hypo Real Estate ist der erste Dax-notierte Konzern in den Sog der weltweiten Finanzkrise geraten. Ein deutsches Bankenkonsortium hat den angeschlagenen Immobilienfinanzierer jetzt mit einer milliardenschweren Kreditlinie vorerst gerettet.

Berlin - Hypo Real Estate (HRE) in Not: Das Unternehmen teilte in der vergangenen Nacht mit, Abschreibungen auf den Beteiligungswert seiner Tochter Depfa Bank vornehmen zu müssen. Zur Höhe wurden zunächst keine Angaben gemacht. "Dieses Impairment wird einen wesentlichen materiellen Effekt auf die Gewinn- und Verlustrechnung der Gruppe haben", kündigte Vorstandschef Georg Funke deutliche Folgen auf die Beteiligung an.

Die Deutsche Bundesbank und die Finanzaufsicht BaFin teilten in der Nacht zum Montag mit, die deutsche Finanzbranche habe HRE einen Kreditrahmen in "ausreichender Höhe" zur Verfügung gestellt, mit dem die Bank aus dem Schneider sei. Genaue Zahlen wurden nicht genannt. Die durch die Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten ausgelösten Probleme der Hypo Real Estate Gruppe seien durch das Rettungspaket gelöst, hieß es in der gemeinsamen Mitteilung von Bundesbank und BaFin. Sie gingen davon aus, "dass die Marktfähigkeit der Hypo Real Estate Gruppe dadurch gesichert ist".

Der Umfang decke den Refinanzierungsbedarf der Gruppe auf absehbare Zeit ab, erklärte auch Funke. Die kurz- und mittelfristigen Kreditlinien "über mehrere Milliarden Euro" schirmten das Unternehmen vom Einfluss der "derzeit weitgehend funktionsunfähigen internationalen Geldmärkte" ab.

Aus Finanzkreisen war zuvor bekannt geworden, dass der Dax-Konzern mit ernsten Refinanzierungsproblemen kämpft und eine Ausfallbürgschaft in niedriger zweistelliger Milliardenhöhe nötig sei. Die Dividende für das Jahr 2008 will der Vorstand der Hypo Real Estate streichen. Schon für 2007 war die Ausschüttung wegen massiver Probleme im Zuge der weltweiten Finanzkrise um zwei Drittel reduziert worden.

Mit HRE ist damit erstmals ein Dax-Konzern tief in den Strudel der seit mehr als einem Jahr währenden Finanzkrise geraten. Am Freitag war die Aktie von Hypo Real Estate nach den Unsicherheiten um das US-Rettungspaket und dem Zusammenbruch der US-Sparkasse Washington Mutual um 9,77 Prozent auf 13,49 Euro eingebrochen. Die HRE-Aktie war damit der größte Verlierer im Dax.

Die Hypo Real Estate ist seit der gut fünf Milliarden Euro schweren Übernahme der Depfa Bank im Herbst auch ein bedeutender Staatsfinanzierer. Sie ist stärker als andere Institute von der Refinanzierung am Interbankenmarkt abhängig, da sie keine Kundeneinlagen hat.

HRE hatte die Depfa im Sommer 2007 übernommen. Das fünf Milliarden Euro schwere Geschäft wurde damals als Überraschungscoup gefeiert. Die Depfa hat sich für Langfristprojekte, für die er Geld verliehen hat, extrem kurzfristig refinanziert - was wegen des Misstrauens an den Märkten inzwischen nicht mehr möglich ist.

"Der Markt für die Depfa ist tot", heißt es dem Bericht zufolge in Finanzkreisen. Für die Refinanzierung muss nun die Hypo einstehen. Nach "FTD"-Informationen geht es um einen zweistelligen Milliardenbetrag. Es sei derzeit unwahrscheinlich, dass die HRE diese Summe stemmen kann.

Mit dem Zusammenbruch von Lehman Brothers vor zwei Wochen ist die Kreditvergabe zwischen den Instituten wieder weitgehend eingetrocknet, da die Banken ihre Liquidität horten.

Die Hypo Real Estate braucht jährlich für einen großen Teil - rund 50 Milliarden Euro - des Kreditportfolios der Depfa kurzfristige Mittel zur Refinanzierung.

Entscheidender Stichtag, zumindest für einen Teil dieser Summe sei das Quartalsende am Dienstag, sagte eine eingeweihte Person. Sollte es der Bank nicht gelingen, sich beispielsweise über Verkäufe von Vermögenswerten das Geld zu beschaffen, sei sie auf Hilfen etwa von der Zentralbank oder dem Staat angewiesen, berichtete ein Insider. In den USA hatte die Regierung zuletzt zahlreiche Banken vor dem Kollaps retten müssen.

als/dpa/Reuters

blindeshuhn - Montag, 29. September 2008 - 23:30
aus spiegel online:
Auf Initiative der Bundesbank hätten sich daraufhin in der Nacht zum Montag die Top-Manager etlicher Banken getroffen, um eine schnelle Lösung zu finden. Das Ergebnis: Die Deutsche Bank Chart zeigen, die Commerzbank Chart zeigen, die Dresdner Bank und diverse Landesbanken stellen der Depfa die Kreditlinie in Höhe von 35 Milliarden Euro zur Verfügung. Mit diesem Rettungspaket, so heißt es, sei die Depfa bis zur zweiten Hälfte des Jahres 2009 finanziert.

jetzt wo die wieder kohle bis 2009 haben - einsteigen? ;-)

chinaman - Mittwoch, 1. Oktober 2008 - 07:08
Bürgschaft für Hypo Real Estate

Dossier Unionsabgeordnete nicken Rettung widerwillig ab

von Jens Tartler, Claudia Kade und Birgit Marschall (Berlin)


Die Rettungsaktion für den Münchner Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate stößt in der Unionsfraktion auf heftigen Widerspruch. Rund ein Dutzend Bundestagsabgeordnete von CDU und CSU warnten vor einem Sturm der Entrüstung an der Basis.

"Die Menschen werden sagen: Den gierigen Großbanken hilft der Staat, und bei den normalen Mittelständlern steht gleich der Gerichtsvollzieher vor der Tür", sagte der CSU-Wirtschaftspolitiker Hans Michelbach am Rande der am Dienstag stattgefundenen Fraktionssitzung.


Rettungsplan mit Lücken: HRE droht Zerlegung und Abwicklung

Unmut wurde auch darüber laut, dass die Bundesregierung die Bürgschaft im Eilverfahren und ohne Einbeziehung des Parlaments auf den Weg gebracht habe. Beschwichtigungsversuche von Regierungsseite, die Bürgschaft werde womöglich nicht in Anspruch genommen, seien "Verniedlichungen und Bagatellisierungen", sagte der Mittelstandspolitiker Michelbach. "Eine Bürgschaft ist aus Unternehmersicht wie Bargeld zu betrachten."


Kritik an Bundesfinanzminister Peer Steinbrücks KrisenmanagementBundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) muss aufpassen, dass sich der Unmut in der eigenen Fraktion nicht ausweitet. Ärgerlich für die Regierung wäre eine Debatte, die sich um die Frage dreht, warum im Bundestag um Millionenbeträge für die Kinderbetreuung gerungen wird, wenn kurz danach eine Bürgschaft von 26,5 Mrd. Euro zur Verhinderung einer Bankenpleite zur Verfügung gestellt wird.

Zwar steht auch in der Unionsfraktion bisher die Mehrheit zur Gewährung der Bürgschaft. Doch wollen die Abgeordneten im Gegenzug größeren Einfluss auf die Hypo Real Estate (HRE). Fraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte am Dienstag, wo der Bund eine Bürgschaft übernehme, sollten etwa Bonussysteme oder Abfindungen für Manager abgeschafft werden. "Es wird nicht so sein, dass der Staat einfach Geld gibt."

Der CSU-Abgeordnete Michelbach kritisierte - wie auch andere Unionspolitiker - das Krisenmanagement von Finanzminister Peer Steinbrück (SPD). Im Haushaltsausschuss in der vergangenen Woche habe Steinbrück kein Wort über die bevorstehende HRE-Krise verloren. "Mir kann niemand erzählen, dass er erst am Samstag davon gewusst hat", sagte der CSU-Politiker. "Man weiß gar nicht mehr, was man noch glauben soll."


Wie der Bund bürgt

Haushaltsrisiko Durch die Garantieerklärung des Bundes wird der Haushalt zunächst nicht belastet. Erst wenn die durch die Bundesregierung bereits erteilte Bürgschaft ausgeschöpft würde, müsste der Bund auch tatsächlich mit dem Geld der Steuerzahler einspringen. Schlimmstenfalls droht für die Steuerzahler dann ein Verlust von bis zu 26,6 Mrd. Euro. Finanziert würde dies zunächst über eine höhere Kreditaufnahme des Bundes. Die Regierung dürfte ihr Ziel, die Neuverschuldung bis zum Jahr 2011 auf null zu senken, in diesem Fall deutlich verfehlen.

Bürgschaftsrahmen Die Bundesregierung kann einen Bürgschaftsrahmen von derzeit insgesamt 300 Mrd. Euro ohne Zustimmung des Parlaments ausschöpfen. Innerhalb des freigegebenen Rahmens hatte es noch Spielraum für die HRE-Bürgschaften in Höhe von 26,6 Mrd. Euro gegeben. Sollte die Bürgschaft allerdings tatsächlich in Anspruch genommen werden müssen, muss der Haushaltsausschuss des Bundestags dem zustimmen.


Der CDU-Haushaltsexperte Steffen Kampeter befürwortete zwar die Bürgschaft. "Wir investieren in Vertrauen", sagte er. "Die Werte, die infrage stehen, müssen erhalten werden." Kampeter verlangte aber zugleich den Austausch der gesamten HRE-Führungsspitze. "Bundesbankchef Weber hat in der Sitzung der Unionsfraktion die Meinung vertreten, dass man Restrukturierung mit neuem Personal machen muss. Diese Meinung teilen wir."

In der SPD-Fraktion bekam Steinbrück grundsätzlich Rückendeckung für die Rettung der HRE. Auch Bundesbankchef Weber habe in der Sitzung sowohl dem Finanzminister als auch der Kanzlerin dafür gedankt, berichteten Abgeordnete. Weber habe vor Rückwirkungen auf Landesbanken und Sparkassen gewarnt, wenn die HRE nicht gerettet worden wäre. "Das hätte eine gewaltige Vertrauenskrise gegeben", soll Weber gesagt haben. Auch Steinbrück habe gesagt, dass eine HRE-Pleite für die Bankenbranche und den Steuerzahler noch schlechter gewesen wäre.

Kritik an einer sozialen Schieflage in der Finanzpolitik der Bundesregierung gab es bei den Sozialdemokraten kaum. Der Abgeordnete Klaas Hübner sagte: "Das hier ist kein Normalfall, das ist ein Schock. Da muss man alles mobilisieren, damit das System nicht zusammenbricht."

Auch Fraktionsvize Joachim Poß sagte: "Im Moment gibt es keine Alternative zur HRE-Rettung. Man musste sofort handeln. Das wurde gut begründet von der Bundesbank und der Bafin. Wir müssen uns aber fragen, ob die Interessen der Steuerzahler ausreichend berücksichtigt sind." Die BaFin ist die Finanzaufsichtsbehörde des Bundes.

Der Abgeordnete Florian Pronold vom linken SPD-Flügel berichtete aber von Kritik an den Privatbanken, die sich nicht ausreichend an der Rettungsaktion beteiligt hätten: "Es hat in der Fraktion große Verärgerung darüber gegeben, dass die Banken nicht bereit sind, stärker ins Obligo zu gehen." Die HRE sei ein klassischer Fall für den Einlagensicherungsfonds. "Die Frage ist doch: Ist das nur ein Schönwetterfonds oder kann der auch mehr?"




Aus der FTD vom 01.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Bloomberg

chinaman - Mittwoch, 1. Oktober 2008 - 07:13
Rettungsplan mit Lücken


HRE droht Zerlegung und Abwicklung


von Birgit Marschall, Maike Rademaker (Berlin) und David Böcking (Hamburg)


Hypo Real Estate werde nicht abgewickelt, beteuert der Dax-Konzern bislang. BaFin, Bundesbank und Finanzministerium sagen das Gegenteil. Treffen wird es Aktionäre und Steuerzahler. Der Anteil privater Banken am Rettungspaket ist viel geringer als bislang angegeben.


In einem Schreiben von Bundesbank und BaFin an das Bundesfinanzministerium, das der FTD vorliegt, heißt es: "Anders als bei einer sofortigen Insolvenz, wird eine geordnete und Substanz schonende Neustrukturierung der HRE-Gruppe durch einen den Wert erhaltenden Verkauf der Bankentöchter oder von deren Vermögenswerten ermöglicht."

Eine nicht vertretbare Schonung der Aktionäre der börsennotierten HRE-Holding werde dadurch vermieden, dass die Aktien der Gruppe als Sicherheit zur Verwertung abgetreten würden, heißt es in dem Schreiben vom Montag weiter. Sollte ein Verkauf von Bankentöchtern oder deren Vermögenswerten nicht ausreichen, könnten "auch die Risikokapitalgeber (Aktionäre der HRE-Holding) einen gehörigen Anteil an den Kosten des Rettungskonzepts tragen". Zuvor hatte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) bereits von einer "geordneten Abwicklung" der HRE-Gruppe gesprochen, was der Münchner Finanzkonzern vehement zurückgewiesen hatte.

Die Hypo Real Estate-Aktie war am Dienstag dennoch um bis zu 30 Prozent gestiegen. Anlass war die Meldung, dass die irische Regierung ihre Banken stützen will. Hintergrund der HRE-Beinahe-Pleite waren massive Refinanzierungsprobleme bei der Dubliner Tochter Depfa. Allerdings ist Depfa nicht auf der Liste der irischen Regierung enthalten.

Am Dienstag berieten sämtliche Bundestagsfraktionen in Sondersitzungen über den Rettungsplan für die HRE. Dabei sagte Bundesbankchef Axel Weber nach Angaben von Teilnehmern gegenüber der CDU/CSU-Fraktion, ohne die Rettungsaktion "wäre der gesamte EU-Zahlungsverkehrsmarkt zusammengebrochen". Vor allem der deutsche Pfandbrief "hätte überhaupt keinen Wert mehr gehabt", sagte Weber weiter. Der Bundesbankchef erklärte zudem, Versorgungswerke, Berufsgenossenschaften und Kommunen hätten gegenüber HRE zum Teil Forderungen in dreistelliger Millionenhöhe.

Der CDU-Mittelstandspolitiker Michael Fuchs sagte nach der Sitzung mit Weber und Kanzlerin Angela Merkel: "HRE wird als selbstständiges Institut nicht überleben." Steinbrück wurde von Teilnehmern der SPD-Fraktionssitzung mit den Worten zitiert: "Die HRE wird es so nicht mehr geben."

In dem von BaFin-Chef Jochen Sanio und Bundesbankpräsident Weber unterzeichneten Schreiben heißt es, ein unterlassene Rettung der HRE hätte "für das deutsche Finanz- und Wirtschaftssystem ähnliche unabsehbare Folgen auslösen können wie sie der von der US-Regierung akzeptiere Zusammenbruch der amerikanischen Finanzgruppe Lehman Brothers hatte." Anschließend vergleichen die Autoren zwei Zahlen: 700 Mrd. $ habe der US-Rettungsplan in Folge des Lehman-Zusammenbruchs gekostet, 30 Mrd. $ hingegen die Rettung der Investmentbank Bear Stearns: Die Botschaft: Es hätte noch viel schlimmer kommen können.


Verhandlungen mit Versicherern laufen

Die potenzielle Belastung der privaten Banken durch das Rettungspaket ist offenbar geringer als bislang angenommen. Der Bankenverband BdB bestätigte Informationen aus Finanzkreisen, wonach die Geschäftsbanken lediglich 3 Mrd. Euro der ausgehandelten Ausfallbürgschaften stellen. Dies sei bei den Krisengesprächen am Wochenende vereinbart worden. Die Bundesregierung hatte am Montag noch mitgeteilt, die Privatbanken gäben Garantien über insgesamt 8,5 Mrd. Euro. In dem Schreiben von BaFin und Bundesbank heißt es hingegen, die Belastung des Finanzsektor sei "auf maximal 8,5 Mrd. Euro begrenzt". Zunächst war sogar gemeldet worden, die Privatbanken würden die Rettung komplett finanzieren. Aus Finanzkreisen hieß es nun, es liefen derzeit Verhandlungen mit anderen Finanzinstituten wie etwa Versicherern, wer die restlichen 5,5 Milliarden Euro übernehme.

Die Fraktionen der Regierungsparteien stimmten dem Rettungsplan am Dienstag zwar grundsätzlich zu, kritisierten aber deutlich, das es kein stärkeres Engagement privater Banken geben habe. Der SPD-Finanzexperte Florian Pronold sagte: "Es hat in der Fraktion große Verärgerung darüber gegeben, dass die Banken nicht bereit sind, stärker ins Obligo zu gehen." Fraktionsvize Joachim Poß räumte ein, man müsse sich fragen, "ob die Interessen der Steuerzahler ausreichend berücksichtigt sind."

Dietmar Bartsch, Geschäftsführer der Linken, sagte: "Was da passiert, ist unfassbar, ist ein beredter Ausdruck dafür, dass wir eine Regulierung der Finanzmärkte brauchen und stürzt auch uns in große Sorge. Niemand kann voraussehen, welche Ausmaße das noch annimmt und welche Auswirkungen es für alle Menschen haben wird."



FTD.de, 30.09.2008
© 2008 Financial Times Deutschland

blindeshuhn - Mittwoch, 1. Oktober 2008 - 20:47
da hätt ich mal lieber gekauft. sollte man sich merken - bei "too big to fail". wobei... lehman&AIG waren da wohl eine schmerzhafte ausnahme. aber ich glaube in unserer beschaulichen bundesrepublik lässt die politik nicht mal einfach so ein DAX-unternehmen über die klinge springen.

chinaman - Samstag, 4. Oktober 2008 - 20:57
04. Oktober 2008, 19:59 Uhr

BANKENKRISE


Rettungspaket für Hypo Real Estate geplatzt


Überraschende Wendung im Fall der Hypo Real Estate: Das mühsam ausgehandelte Rettungspaket für die Münchner Hypothekenbank ist vorerst gescheitert. Die Bank kämpfe ums Überleben, erklärte ein Sprecher am Abend.

Frankfurt - Das 35 Milliarden Euro schwere Rettungspaket für den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate ist gescheitert. Wie die HRE am Samstagabend mitteilte, ist die Kreditzusage durch mehrere Finanzinstitute derzeit nicht mehr gültig. Die Gruppe prüfe die daraus drohenden Konsequenzen für die Einheiten des Konzerns. Es werde nach alternativen Maßnahmen gesucht. Weitere Angaben wurden zunächst nicht gemacht.

Wenig später sagte HRE-Sprecher Hans Obermeier, die Bank kämpfe um ihre Existenz. Die Bank sei augenscheinlich in einer schwierigen Situation. Er nehme an und hoffe, dass alle an den Diskussionen Beteiligten sich des Ernstes der Situation voll bewusst seien. Zu spezifischen Maßnahmen, die die HRE nun prüfe, werde er sich jetzt nicht äußern. Die Großaktionäre stünden bereit, die Bank finanziell zu unterstützen.

HRE-Sprecher Obermeier wollte sich gegenüber SPIEGEL ONLINE nicht zu Berichten äußeren, wonach die Liquiditätslücke der Bank bis Ende 2009 70 bis 100 Milliarden Euro betragen könnte. Er könne lediglich bestätigen, dass das Konsortium seine ursprüngliche Hilfszusage zurückgezogen habe. "Warum, wissen wir nicht", sagte Obermeier.

Der vor einer Woche geschnürte Hilfsplan sah einen kurzfristigen Kredit von 15 Milliarden Euro und eine langfristige Refinanzierung von 35 Milliarden Euro bis in die zweite Jahreshälfte 2009 vor.

Die "Welt am Sonntag" hatte vorab berichtet, die Deutsche Bank habe bei einer Prüfung festgestellt, dass die HRE bereits kurzfristig deutlich mehr Geld brauche. Laut Deutscher Bank fehlten dem Vernehmen nach bis Jahresende bis zu 50 Milliarden Euro und bis Ende 2009 sogar 70 bis 100 Milliarden Euro.

Die Hypo Real Estate war durch Liquiditätsprobleme ihrer in Irland ansässigen Tochter Depfa in Schwierigkeiten geraten. Für die Rettung des Immobilienfinanzierers hatte die Bundesregierung eine Bürgschaft in Höhe von 35 Milliarden Euro bereitgestellt. Zuletzt hieß es aber, die Banken könnten sich nicht über ihren Anteil von 8,5 Milliarden an dem Paket einigen. Das bisherige Hilfsprogramm, für das der Bund und die Finanzwirtschaft haften, sollte der HRE für die kommenden Wochen bis zu 15 Milliarden Euro an zusätzlicher Liquidität verschaffen. Der endgültige Notkredit, der danach greifen würde, beläuft sich auf 35 Milliarden Euro.

jul/dpa/Reuters/AFP

blindeshuhn - Sonntag, 5. Oktober 2008 - 02:12
das ist der reine wahnsinn. ein 2000-mitarbeiter unternehmen hat einen finanzierungsbedarf von 100 milliarden eur, alles klar... hier ist wohl ein rad gedreht worden, das so groß ist, dass es jetzt am ende über ein drittel des bundeshaushalts rollen könnte (ca. 300 millarden). mal ein kleiner vergleich (teilweise äpfel mit birnen, aber egal) um den irrwitz HRE zu verdeutlichen... ich habe nicht die geringste ahnung von betriebswirtschaft, aber die relationen sind schon beeindruckend. da wirken deutsche bank und goldman sachs wie spiesser. bezogen auf die bilanzsumme hantiert bei HRE jeder mitarbeiter mit 200 millionen. bei GS und deutscher bank ist es nur ein achtel bis ein fünftel dessen.
HRE:
Mitarbeiter 2.000 (2007)[1]
Bilanzsumme 400,2 Mrd. € (2007)[1]
Eigenkapital 6,07 Mrd.
deutsche bank:
Mitarbeiter 78.275 (31. März 2008)
Bilanzsumme 2.020,35 Mrd.
Eigenkapital 37,04 Mrd.
goldman sachs:
Mitarbeiter 30.522 (2007)
Bilanzsumme 1.119,80 Mrd.
Eigenkapital 72,96 Mrd.

wir brauchen uns gar nicht über den angelsächsischen kapitalismus mokieren. wenn man IKB, sachsen LB und was da an anderen LBs noch kommt mit HRE zusammennimmt, dann wird das richtig lustig - am ende für den steuerzahler. und wir zahlen hier wohl nur drauf. die amis bekommen vielleicht für ihre 700 milliarden am ende sogar CDOs und ABSs die eben eventuell doch nicht ganz wertlos sind.

chinaman - Montag, 6. Oktober 2008 - 05:00
@ blindeshuhn: Immer noch traurig, ob der verpassten "Investmentchance"?


Neuer Milliarden-Kredit


Rettung in letzter Minute für Hypo Real


Bundesregierung und Banken haben ein neues Rettungspaket für den angeschlagenen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate geschnürt. Der Finanzsektor gewährt dem Institut einen weiteren Kredit - gerade noch rechtzeitig vor Börsenstart.

Die Hypo Real Estate sei gerettet, sagte der Sprecher des Bundesfinanzministeriums am Sonntagabend in Berlin. Den Angaben des Ministeriums zufolge gewährt der Finanzsektor der Münchner Bank einen weiteren, ebenfalls besicherten Liquiditätskredit von 15 Mrd. Euro. Für die zusätzlichen Mittel werden die Vermögenswerte der HRE nach Angaben des Ministeriums in einem höheren Ausmaß als Sicherung verwendet als bisher.

Das Geld kommt zu den 35 Mrd. Euro hinzu, die das vergangene Woche ausgehandelte erste Rettungspaket für die HRE vorsah. Das Ministerium teilte weiter mit, dass der vom Bund zur Verfügung gestellte Bürgschaftsrahmen von bis zu 35 Mrd. Euro unverändert bleibe. Das Risiko teilen Bund und private Geldgeber in einem Stufenplan auf - je nachdem wie hoch die Garantien sind, die die HRE in Anspruch nimmt: Bei bis zu 14 Mrd. Euro trägt der Finanzsektor 60 Prozent und der Bund 40 Prozent der möglichen finanziellen Belastungen. Bei einer Summe über 14 Mrd. Euro trägt allein der Bund das Risiko.

Ein Ministeriumssprecher sagte, die Vereinbarung bringe für die Steuerzahler keine zusätzlichen Lasten. Der Chef der Finanzmarktaufsicht BaFin, Jochen Sanio, sprach von einem "guten Ergebnis". Die Einigung kam gerade noch rechtzeitig vor Eröffnung der Börsen in Asien. Zuvor hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einer Staatsgarantie für alle Spareineinlagen versucht, Panik bei den Bürgern zu verhindern.

Im Bundesfinanzministerium hatten Vertreter von Regierung, Bundesbank und Finanzmarktaufsicht BaFin sowie der Banken- und Versicherungsbranche den Sonntag fieberhaft nach einer Lösung gesucht, um einen Zusammenbruch der HRE zu verhindern. An der Krisenrunde nahmen unter anderen Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, Commerzbank-Chef Martin Blessing und Bafin-Chef Jochen Sanio teil.

Die Hypo Real Estate begrüßte die Vereinbarung eines neuen Rettungspaketes zwischen Bund und Finanzwirtschaft. "Wir begrüßen, dass es nach ersten Meldungen eine Einigung gegeben hat und prüfen jetzt die Einzelheiten", sagte ein Unternehmenssprecher.

Steinbrück äußerte im ZDF Kritik am Management des Münchner Immobilienfinanzierers. Die Bundesregierung fühle sich "falsch informiert", das Verhalten der Bank habe "erhebliche Verärgerung ausgelöst".

Das Eingreifen des Staates wurde nötig, nachdem ein Rettungspaket für den Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate geplatzt war. Die Nachricht über die Schieflage löste Sorgen über mögliche Probleme des gesamten deutschen Finanzsystems aus. Eine Panikreaktion der Bürger hätte verheerende Auswirkungen. Würden sie in einer Massenbewegung ihre Einlagen aus einer großen Bank abziehen, würde das Institut innerhalb weniger Tage zusammenbrechen.

Der Dax-Konzern hatte eingeräumt, dass sich seine Finanzprobleme ausgeweitet haben: "Die Liquiditätslage hat sich in der letzten Woche wegen der Diskussion um die Abwicklung der Hypo Real Estate noch einmal verschlechtert", sagte ein Unternehmenssprecher. "Betroffen davon ist vor allem die Depfa-Bank. Es ist jetzt höchste Zeit, den Märkten Sicherheit über die Zukunft des Unternehmens zu geben. Je schneller und überzeugender das gelingt, desto niedriger wird auch der Liquiditätsbedarf sein."

Am Vorabend hatte die HRE das Scheitern des vor einer Woche von Bundesregierung und Banken geschnürten ersten Rettungspakets in Höhe von 35 Mrd. Euro bekanntgeben müssen. Die HRE war wegen Liquiditätsproblemen ihrer Staatsfinanzierungstochter Depfa in Schwierigkeiten geraten. Diese hatte systematisch ihre langfristigen Ausleihungen mit kurzfristigen Mitteln vom Geldmarkt refinanziert. Durch die Kreditkrise trocknete der Markt aber aus, so dass die Depfa plötzlich eine riesige Liquiditätslücke hatte. Diese müsste von der Mutter Hypo Real Estate getragen werden.



FTD.de, 05.10.2008

al_sting - Montag, 6. Oktober 2008 - 19:19
Eine Marktkapitalisierung unter 1 Mrd.€ für einen Dax-Konzern - wann gab es das das letzte Mal?
Die HRE hat es heute geschafft.

prof - Montag, 6. Oktober 2008 - 19:30
Wenn wir mal nach vorn sehen: Wer ist der potenzielle Aufsteiger bei der nächsten Indexumstellung?
Prof

chinaman - Mittwoch, 21. Januar 2009 - 05:39
Entweder kennen die Institute Ihren Finanzbedarf selber nicht, oder man zieht Steinbrück bewusst mit der Salamitaktik über den Tisch. Motto: Hat der Steuerzahler erst einmal angefangen die Löcher zu stopfen, gibt es kein Halten mehr ...


20. Januar 2009, 22:56 Uhr

FINANZKRISE


Hypo Real Estate erhält weitere zwölf Milliarden Euro vom Bund


Die schwer angeschlagene Immobilienbank Hypo Real Estate erhält weitere Milliardengarantien vom Bund. Der Bürgschaftsrahmen sei um zwölf Milliarden Euro erweitert worden, teilte das Institut mit. Insgesamt sind es nun 42 Milliarden Euro.

München - Die Hypo Real Estate (HRE) erhält weitere Garantien aus dem staatlichen Banken-Rettungsfonds SoFFin. Das Unternehmen gab am Abend bekannt, es handele sich um zusätzliche 12 Milliarden Euro. Damit beträgt der Garantierahmen mittlerweile 42 Milliarden Euro.

Die Hypo Real Estate könne diese zusätzlichen Garantien dafür nutzen, im Juni fällige Schuldverschreibungen abzusichern. Für ausgestellte Bürgschaften sei eine Provision von 0,5 Prozent im Jahr vereinbart worden.

Die Gespräche der Hypo Real Estate Gruppe mit dem SoFFin über die Gewährung längerfristiger und umfassender Maßnahmen zur Liquiditäts- und Kapitalunterstützung der Gruppe sei noch nicht abgeschlossen. Im Oktober waren dem Institut 50 Milliarden Euro an Liquiditätshilfen zugesagt worden, um die HRE vor der Pleite zu retten. Anfang Dezember erhöhte der SoFFin seine Garantien für den Immobilienfinanzierer um 10 Milliarden Euro auf 30 Milliarden.

Zuletzt war über einen Einstieg des Staates bei der Bank spekuliert worden. Dieser Schritt wurde nach Angaben aus mit den Gesprächen vertrauten Personen jedoch vorläufig vertagt.

ler/AP/Reuters

prof - Mittwoch, 21. Januar 2009 - 07:27
Später (schon in ein paar Jahren) wird man sich fragen, warum die Menschen so blind waren und nicht wussten wohin das führen wird.
Dabei liegt der Fall auf der Hand: Wer über seine Verhältnisse lebt, geht pleite. Das gilt für Privatpersonen genauso wie für Banken. Bei Staaten dauert es etwas länger, da man den Umweg über die Inflation wählen kann solange es keiner merkt. Aber das hilft auch nur so lange, wie es keiner merkt ...
Prof

chinaman - Mittwoch, 21. Januar 2009 - 08:05
Man stelle sich mal vor, ein kleiner Handwerker hätte sich vertrauensvoll alle paar Wochen mit neuem Kreditbedarf an seine Hausbank gewendet.

Die arroganten Geldsäcke dort hätten sicherlich oberschlau etwas von notwendigem Cash Management gefaselt und ihn gnadenlos abblitzen lassen, nicht ohne Ihm noch einen negativen Schufa Eintrag zu verpassen ...

Das sind also unsere "wirtschaftlichen Eliten" die sich Ihre "Leistung" fürtstlich honorieren liessen ...


Gruß
Chinaman

prof - Mittwoch, 21. Januar 2009 - 11:56
Solange es keinen Goldstandard gibt, haben die Banken (Zentralbanken, Geschäftsbanken) das Sagen und können sich ungehindert parasitär bedienen.

Ein Unternehmen, aber auch ein Eigenheim sollten meiner Meinung nach wenigstens mit 80 % Eigenkapital unterlegt sein. Alles andere ist Kreditblase und künstliches Geld, das nur die Anlagepreise hochschaukelt. Diese hohen Preise zwingen auch den Nachbarn dazu, sein Haus auf Kredit zu kaufen etc.

Ein Unternehmer sollte sich hocharbeiten. Dazu benötigt er mit der richtigen Idee kaum eine Bank: Microsoft, McDonalds, SAP, Google ...
Diese Unternehmen wären auch nach der Startup-Phase ohne Bankkredite ausgekommen, wenn nicht eben die Kredite übers Land verteilt worden wären.

Das Bankwesen würde bei einem Goldstandard wieder auf einen relativ kleinen Anteil zurechtgestutzt. Die Kapazitäten würden woanders gebraucht: Bildung, Erziehung, Kultur, Produktion, Dienstleistung, Medizin ...
Prof

chinaman - Dienstag, 27. Januar 2009 - 17:38
27. Januar 2009, 16:50 Uhr

KRISENBANK


Regierung erwägt Enteignung von Hypo-Real-Aktionären


Im Kampf gegen die Pleite sind alle Mittel recht: Die Bundesregierung denkt nach Informationen von Reuters über die Enteignung der Eigentümer der Hypo Real Estate nach - um den angeschlagenen Immobilienfinanzierer selbst übernehmen zu können.

Berlin/München - Die Bundesregierung sucht weiter nach einer Lösung für die angeschlagene Hypo Real Estate (HRE) . Koalitionskreisen zufolge wird dabei auch die Enteignung der Eigentümer des Münchner Immobilienfinanzierers erwogen, um das vom Zusammenbruch betonte Institut zu retten.


Es werde nach Wegen gesucht, wie der Bund am besten die Mehrheit bekommen und sich dadurch Gestaltungsmöglichkeiten für eine grundlegende Sanierung des Unternehmens sichern könne, sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. An anderer Stelle in Finanzkreisen hieß es, damit wäre auch der Weg frei, die krisengeschüttelte Tochter Depfa vom Kerngeschäft der HRE abzuspalten. Dies sei eine der Optionen zur Rettung. Entschieden sei aber noch nichts. Im Finanzministerium wollte man sich auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE nicht zu dem Thema äußern.

Die Bundesregierung ringt seit Wochen um einen Einstieg bei der HRE, die mit Finanzhilfen von insgesamt 92 Milliarden Euro gestützt wird. Die HRE hatte die auf die Staatsfinanzierung fokussierte Depfa vor gut einem Jahr für mehr als fünf Milliarden Euro übernommen. Das Institut mit Sitz in Irland verspekulierte sich aber und geriet in der Finanzkrise in einen massiven Liquiditätsengpass.

Jetzt nach der Bund nach einer Lösung für das Finanzunternehmen. Das Finanzmarktstabilisierungsgesetz begrenzt allerdings eine direkte Staatsbeteiligung ohne Zustimmung der Altaktionäre bisher auf 33 Prozent. Eine ordentliche Hauptversammlung einzuberufen, gilt als zu kompliziert und langwierig. Größter Einzelaktionär der HRE ist der US-Finanzinvestor J.C. Flowers mit knapp 25 Prozent. Der Rest der Anteilsscheine ist im Streubesitz.

In Koalitionskreisen hieß es, das Finanzministerium arbeite an einem Enteignungsgesetz, das eine vollständige Übernahme der Bank durch den Staat ermöglichen würde. Zurzeit werde ein erster Entwurf überarbeitet.

Nach Artikel 14 des Grundgesetzes ist eine Enteignung "nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig". Dazu ist ein Gesetz nötig, das auch Art und Ausmaß der Entschädigung regeln muss. Nach Angaben aus der Koalition ist eine politische Entscheidung, eine Art "Lex Hypo Real Estate" aufzulegen, noch nicht gefallen. Vor allem die Union hat Bauchschmerzen, in Eigentumsrechte einzugreifen. Theoretisch könnte das Gesetz bis Ende März in Kraft treten.

Am 27. März will die Hypo Real Estate nach bisherigen Planungen ihre Geschäftszahlen für 2008 vorlegen. Es wird erwartet, dass diese tiefrot ausfallen. Auch 2009 rechnet der Vorstand nicht mit Gewinnen, zumal die Staatshilfe sehr teuer ist.

Die Hypo Real Estate ist eigenen Angaben zufolge weiter in Verhandlungen mit dem Hilfsfonds der Bundesregierung für die Finanzbranche (SoFFin) über eine langfristige Lösung. Finanz- und Parlamentskreisen zufolge gilt es als sicher, dass der Staat mindestens zehn Milliarden Euro Kapital zuschießen wird. Zudem werden langfristige Bürgschaften für die Refinanzierung am Kapitalmarkt benötigt. Die bisherigen Garantien laufen in wenigen Monaten aus.

sam/Reuters

chinaman - Montag, 2. Februar 2009 - 13:27
Wenn ich keinen Denkfehler habe, laden unsere Politiker momentan eine Last auf unsere Schulter, gegen die die Risiken aus den spanischen, italienischen und griechischen Euronoten wirklich schlicht Peanuts sind ...

Warum? Nun, das Ziel der Verstaatlichung ist es ja, dass sich die HRE zu Staatskonditionen der Bundesrepublik refinanzieren kann. Das geht natürlich nur, wenn der Bund auch für alle Risiken voll haftet.

Ein Problemteil der HRE ist natürlich der Staatsfinanzierer Depfa. Die haben sicherlich auch eine Unmenge Gelder an weniger solide Staaten verliehen.

Man stelle sich also wieder unsere Beispieldiskussion mit dem spanischen Staatsbankrott vor. Nun haben wir dann plötzlich auch den deutschen Steuerzahler (Sparer) in der Haftung für die dann der Depfa ausfallenden Zahlungen des spanischen Staates.

Oder seht Ihr das anders bzw. übersehe ich etwas?


Chinaman

prof - Dienstag, 3. Februar 2009 - 01:26
Die 92.000.000.000 € können abgeschrieben werden. Wäre das Unternehmen noch mehr als die 270.000.000 € wert, würde es ein kluger George oder Warren aufkaufen.
92 Milliarden sind ein ordentlicher Batzen Geld und die Frage ist, in welches Jahr wir das in den Bundeshaushalt einbuchen, vielleicht 2097?

Ich persönlich schreibe unerwartete und ungeplante finanzielle Verluste (kaputtes Auto, gekündigte Aufträge) innerlich sofort und mit dem Worst Case ab. Einnahmen werden erst bei Geldeingang verbucht! Mit dieser Methode bin ich gut gefahren, denn so macht man sich nichts vor, ist sparsam und freut sich über jeden unerwarteten Geldsegen.

Wir sollten Peter Zwegat, den RTL-Schuldnerberater, in Berlin vorbeischicken! Aber er betont ja auch immer, dass der Wille und die sofortige Tat nötig sind ...
Prof

chinaman - Dienstag, 3. Februar 2009 - 06:42
Schon alles richtig, Prof. Allerdings wollte ich darauf hinweisen, dass wir Deutschen nun auch indirekt für die Staatskredite der Depfa an Spanien, Italien, Griechenland etc. haften.

Das sind alles additive Risiken, die sich zu den bisherigen hinzu addieren !

Chinaman

chinaman - Donnerstag, 5. Februar 2009 - 21:10
Der ehemalige HRE-Chef Georg Funke hat
Anspruch auf ein Ruhegeld von über 500.000
EUR/Jahr bis an sein Lebensende. Wer zahlt?

WIR !!!


Chinaman

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Hypo Real Estate: Archivierte Beiträge bis 5. Februar 2009