Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Münchner Rück: Archivierte Beiträge bis 29. September 2006
stw - Montag, 8. November 2004 - 10:40
Das sieht doch gar nicht so schlecht aus trotz der Sturmschäden...

:-) stw

Gewinn von 1,5 Mrd. Euro in den ersten neun Monaten

365 Mio. Euro Überschuss im dritten Quartal - trotz Sturmschäden von rund 550 Mio. Euro

Die Zahlen der Münchener-Rück-Gruppe zum 30. September 2004: Der Gewinn beträgt 1,5 (entsprechender Vorjahreszeitraum: -0,5) Mrd. Euro für die ersten neun Monate 2004; trotz schwerer Hurrikane und Taifune im August und September war die Gruppe auch im dritten Quartal - Gewinn von 365 (42) Mio. Euro - weiter auf Kurs. Denn abgesehen von den Naturkatastrophendeckungen verlief das operative Geschäft in der Rückversicherung sehr erfreulich; der Überschuss verdreifachte sich in den ersten neun Monaten auf 1,4 (0,4) Mrd. Euro. Auch die Erstversicherung trug mit 135 (-907) Mio. Euro positiv zum Gruppenergebnis bei.

Die Beitragseinnahmen der Gruppe blieben in den ersten neun Monaten mit 28,9 (30,7) Mrd. Euro auf sehr hohem Niveau. Das Eigenkapital ist seit Jahresanfang in erster Linie aufgrund des hohen Konzerngewinns auf 19,5 (31.12.2003: 18,9) Mrd. Euro gestiegen.

Rückversicherung: Selektive Zeichnungspolitik erfolgreich / Kräftiger Gewinn Der Geschäftsverlauf im dritten Quartal wurde geprägt von einer ungewöhnlich hohen Zahl von Wirbelstürmen, die das Segmentergebnis mit geschätzt rund 550 Mio. EUR belasteten. Allerdings haben diese Stürme die Münchener Rück relativ gesehen weniger stark betroffen als manche anderen Anbieter. Durch erhöhte Selbstbehalte bei Erstversicherern, Haftungslimitierungen und eine effizientere Kumulkontrolle hat die Münchener Rück ihre Schadenlast begrenzt. Daher weist die Rückversicherung trotz der Sturmbelastung bei ansonsten gutem Geschäftsverlauf noch ein deutlich positives Ergebnis von 294 (118) Mio. Euro aus. Für die ersten drei Quartale ergibt sich ein kräftiger Gewinn von 1.387 (435) Mio. Euro.

Erstversicherung: Verbessertes Ergebnis in den ersten drei Quartalen /
Hervorragende Schaden-Kosten-Quote Die Erstversicherer der Gruppe, insbesondere ERGO, Karlsruher und Europäische, haben auch im dritten Quartal ihre positive Entwicklung fortgesetzt. Ihr Jahresüberschuss für die ersten neun Monate verbesserte sich auf 135 Mio. Euro (-907); der Vorjahreszeitraum war von extremen Steuerlasten und hohen Abschreibungen auf Aktien geprägt gewesen.

Die Lebens- und Krankenversicherer steigerten in den ersten neun Monaten ihr Ergebnis um rund 700 Mio. Euro auf 45 (-649) Mio. Euro. Die Beiträge gingen leicht auf 8,8 (8,9) Mrd. Euro zurück, davon in der Lebensversicherung auf 5,4 (5,5) Mrd. Euro.

Die Schaden- und Unfallversicherer trugen mit 90 (-258) Mio. Euro zum Ergebnis der Erstversicherung bei. Die Schaden-Kosten-Quote inklusive Rechtsschutz belief sich auf hervorragende 92,2 (96,3) %.

Die ERGO Versicherungsgruppe als größter Teil des Segments Erstversicherung erwirtschaftete in den ersten drei Quartalen einen Gewinn von 176 (-718) Mio. Euro.

Sie erwartet, bereits in 2004 und damit früher als ursprünglich angekündigt die Kapitalkosten zu verdienen. Im laufenden Jahr wird sie die Sicherheitsmittel der VICTORIA Leben stärken durch eine Zuführung von 500 Mio. Euro zur Kapitalrücklage. Zur Finanzierung dieses Betrags beabsichtigt die Münchener Rück mit einem Nachrangdarlehen in Höhe von 400 Mio. Euro an die ERGO aus vorhandenen konzerninternen Mitteln beizutragen.

Ausblick auf das Gesamtjahr 2004 Die Gruppe hält an ihrem Ergebnisziel von 2 Mrd. Euro fest, bezeichnet aber nach der ungewöhnlichen Sturmserie nun einen Betrag von 1,8 Mrd. Euro als Untergrenze der angekündigten Spanne.

chinaman - Dienstag, 9. November 2004 - 09:51
Münchener Rück überrascht positiv
Gewinnaussichten weniger korrigiert als erwartet - Weiter auf Erfolgskurs
München - Trotz der verheerenden Wirbelstürme in Nordamerika und Japan steuert die Münchener Rückversicherung weiter auf den höchsten Gewinn ihrer 124-jährigen Unternehmensgeschichte zu. Sie senkte am Montag zwar ihre Jahresprognose von bisher zwei Mrd. auf nunmehr 1,8 bis zwei Mrd. Euro Gewinn, überraschte die Börse damit aber positiv. Die Aktie stieg.


"Charley" und die anderen Hurrikane und Taifune im Spätsommer hatten schlimmer gewütet als "Andrew" 1992 und die weltgrößte Rückversicherung 550 Mio. Euro gekostet, wie Chefbuchhalter Jörg Schneider sagte. Die Schäden halbierten das Ergebnis im dritten Quartal im Vergleich zum zweiten auf 365 Mio. Euro. Analysten hatten aber weit weniger erwartet und lobten die rechtzeitige Trennung von unprofitablen Verträgen.


Schneider sagte, obwohl die Rückversicherung insgesamt gut laufe und die Erstversicherungen wieder schwarze Zahlen schrieben, sei die bisherige Jahresprognose von zwei Mrd. Euro nur noch sehr schwer zu erreichen. Der Taifun "Tokage" habe die Gruppe im Oktober mit weiteren 65 Mio. Euro belastet, "und vor uns liegen noch zwei Monate Risikoperiode". Aber mit einer "Untergrenze" von 1,8 Mrd. Euro Gewinn "haben wir immer noch ein Rekordergebnis", betonte Schneider. Im Jahr 2000 hatte die Münchener Rück mit 1,75 Mrd. Euro ihren höchsten Überschuß erwirtschaftet, im vergangenen Jahr hatte sie 434 Mio. Euro Verlust gemacht.


Der Jahresumsatz werde von 40,4 auf 39 Mrd. Euro sinken, hieß es. Als Grund nannte Schneider die Trennung von unprofitablen Verträgen und von einzelnen Großkunden sowie den schwachen Dollar: "Gewinn geht vor Umsatz". Vorstandsmitglied Torsten Jeworrek sagte, angesichts der zunehmenden Naturkatastrophen werde sich ein weiterer Anstieg der Prämien durchsetzen lassen.


Die Erstversicherungen der Münchner Rück erwarten dieses Jahr ein unverändertes Beitragsvolumen. Die Ergo-Gruppe habe die Aktienabschreibungen und die extreme Steuerbelastung im vergangenen Jahr verkraftet und sei auf dem Weg zurück zu nachhaltiger Profitabilität. Schon dieses Jahr werde die Ergo-Gruppe ihre Kapitalkosten selbst verdienen. In den ersten neun Monaten sanken die Beitragseinnahmen des Gesamtkonzerns um 5,5 Prozent auf 28,9 Mrd. Euro. Nach 487 Mio. Euro Verlust im Vorjahreszeitraum machte die Münchener Rück bis September dieses Jahres aber 1,53 Mrd. Euro Gewinn.


Dirk Krieger von der NordLB lobte, die Rückversicherung habe sich auf Verträge mit höherer Gewinnmarge konzentriert und ihr Ergebnis verdreifacht. Die Erstversicherungen kehrten nach einem Milliardenloch in die Gewinnzone zurück und trugen immerhin 135 Mio. Euro zum Ergebnis bei. Auch Analyst Jochen Schmitt von der Landesbank Rheinland-Pfalz bewertete die Zahlen als besser als erwartet.


Das Ergebnis aus Kapitalanlagen wuchs deutlich. Die Aktienquote sank auf 13,8 Prozent, das Eigenkapital stieg auf 19,5 Mrd. Euro, wie Schneider sagte. Mit einer vorhergesagten Schaden-Kosten-Quote von knapp über 97 Prozent würde das Versicherungsgeschäft ohne Kapitalanlagen bereits Gewinn abwerfen. Für die Ergo-Tochter Victoria Leben kündigte Schneider eine interne Kapitalspritze von 500 Mio. Euro an. An der Börse legte die Münchener-Rück-Aktie zunächst um gut zwei Prozent auf 81,15 Euro zu, während das Börsenbarometer Dax um 0,2 Prozent stieg. "Das sieht gut aus", sagte HVB-Analyst Oliver Flade zu den Zahlen. AP/rtr


Artikel erschienen am Di, 9. November 2004
Die Welt

stw - Dienstag, 9. November 2004 - 11:07
"Trotz der verheerenden Wirbelstürme in Nordamerika und Japan steuert die Münchener Rückversicherung weiter auf den höchsten Gewinn ihrer 124-jährigen Unternehmensgeschichte zu"

Ich habe die Münchner Rück nun im Depot übergewichtet. Für mich ist das zu den momentanen Kursen ein erstklassiges Chance-Risiko-Verhältnis.

:-) stw

marek0877 - Sonntag, 21. November 2004 - 18:44
sehe ich genauso stw!

Hier die fÜr mich relevanten Kennzahlen:

KGV05: 8.4 (top!, für diesen Wert lächerlich niedrig!)

KCV: 6.8 (ok, relativ passabel)
KBV: 1.0 (die Zahl spricht für sich)

Dividendenrendite: 2.3


Fazit: einzig die Dividendenrendite ist mir persönlich etwas zu niedrig (habe ansonsten Werte wie Sixt, Schlott, Daimler, Thyssen-Krupp, Salzgitter in meinem Portfolio), die anderen Kennzahlen sind sehr gut, vieles spricht für eine Unterbewertung der Münchener. Ich halte die von manchen Analysten anvisierten Kursziele von 105-115 für absolut realistisch.
Habe mir letzten Freitag 20 StÜck zum Kurs von 83 Euro ins Portfolio gelegt ....

stw - Freitag, 21. Januar 2005 - 13:23
Das dürften nochmal kaufkurse sein, die da jetzt unter 90 EUR zustandekommen aufgrund dieser Gewinnwarnung.

:-) stw

Der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG (Münchener Rück) meldete am Freitag, dass er seinen Korridor für das Jahresergebnis 2004 aufgrund der Sonderwertberichtigungen von 2,5 Mrd. Euro der Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG (HypoVereinsbank) anpassen muss.
Da die HypoVereinsbank ein assoziiertes Unternehmen der Gruppe ist, ist die Münchener Rück nach eigenen Angaben in ihrem Rechenwerk betroffen. Grundsätzlich ergibt sich der Aufwand aus ihrer Beteiligung von 18,34 Prozent am Eigenkapital der HypoVereinsbank. Der im Konzern-Jahresabschluss 2004 einzubeziehende Betrag sei jedoch anhand der vorliegenden Informationen noch nicht exakt quantifizierbar.

Auf der Basis der im November veröffentlichten Zahlen für die ersten drei Quartale und der seitdem bekannt gewordenen Einflüsse dürfte sich das Jahresergebnis für den Konzern nun in einem Korridor von 1,7-1,9 Mrd. Euro bewegen.

stw - Dienstag, 15. Februar 2005 - 08:46
Na das nenne ich eine positive Überraschung. Mit einer derartigen Dividendenerhöhung hatte wohl keiner gerechnet.

:-) stw

Jahresergebnis 2004 bei etwa 1,8 Milliarden Euro /
Dividende von 2,00 (im Vorjahr 1,25) Euro je Aktie vorgesehen
ERGO zurück in der Gewinnzone / Ergebnis der AmRe unter Vorjahr

Das sich in seinen Konturen abzeichnende sehr positive Jahresergebnis 2004 der
Münchener-Rück-Gruppe bestätigt die zuletzt abgegebenen Gewinnprognosen: Es
wird ein Jahresüberschuss von etwa 1,8 Milliarden Euro (Vorjahr: - 0,4 Mrd.
Euro) erwartet. Maßgeblich beeinflusst wird das Ergebnis durch den guten
Verlauf des Rückversicherungsgeschäfts. Positiv dazu beigetragen hat auch die
ERGO Versicherungsgruppe, die mit einem Jahresüberschuss von 202 Millionen
Euro (Vorjahr: - 1.431 Mio. Euro) eine markante Rückkehr in die Gewinnzone
verzeichnet. Dagegen bleibt die American Re wegen hoher Belastungen aus den
Wirbelstürmen im Herbst und nach einer Reservestärkung um insgesamt 482
Millionen US-Dollar (Vorjahr: 368 Mio. US-Dollar) mit einem Jahresüberschuss
von 103 Millionen US-Dollar hinter dem Vorjahresergebnis (263 Mio. US-Dollar)
zurück.

Entsprechend der guten Entwicklung des Jahresüberschusses der Gruppe wird der
Vorstand dem Aufsichtsrat und der Hauptversammlung vorschlagen, die im 125.
Geschäftsjahr der Gesellschaft auszuschüttende Dividende von 1,25 auf 2,00
Euro pro Aktie zu erhöhen. Dies steht natürlich unter dem Vorbehalt, dass sich
durch die Befassung des Aufsichtsrats mit dem Jahres- und Konzernabschluss
keine Änderungen ergeben.

Weitere Einzelheiten zum Jahres- und Konzernabschluss der Münchener Rück
werden auf der Bilanzpressekonferenz der Gesellschaft am 15.3.2005 bekannt
gegeben.

stw - Freitag, 29. April 2005 - 09:19
Für mich ist die Münchner Rück zu aktuellen Kursen unter 90 EUR ein Schnäppchen...

:-) stw

Münchener Rück strebt im Jubiläumsjahr erneut Ergebnisplus an


MÜNCHEN (Dow Jones-VWD)--Die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, München, strebt 2005 - im Jubiläumsjahr ihres 125jährigen Bestehens - eine weitere Steigerung ihres Gewinns an. Der Rückversicherer plane im laufenden Jahr weiterhin eine Eigenkapitalverzinsung von 12% (Vorjahr 9,4%), erklärte Vorstandsvorsitzender Nikolaus von Bomhard am Donnerstag auf der Hauptversammlung in München. Dies entspreche in etwa einem Nettoergebnis nach Minderheitsanteilen von 2,4 (1,833) Mrd EUR. Die Zahl sei "nur ein Anhaltspunkt", der auf einem angenommenen Eigenkapital von 20 Mrd EUR wie zum Jahresende 2004 beruhe. In jedem Fall sei das Ziel ambitioniert.

Künftig will die Münchener Rück ihre Ergebnisvorgabe weniger an der schwankenden Börsenentwicklung ausrichten, sondern auf eine risikobasierte Steuerung umsteigen. Dabei soll das Risikokapital die entscheidende Messgröße sein, erklärte von Bomhard. Die künftige Ausschüttung an die Aktionäre soll mindestens 25% des Gewinns wie 2004 betragen. Die Münchener Rück hat für 2004 mit 457 Mio EUR ein Viertel ihres Jahresgewinns an die Aktionäre weiter gereicht. Zugleich erneuerte von Bomhard das Ziel, Geschäft nur selektiv zu zeichnen bei profitablen Preisen und Bedingungen. Derzeit habe "die Absicherung des Ergebnisaufschwungs eindeutig Vorrang" vor Wachstum.

Nach 1. Quartal auf Kurs

Nach dem ersten Quartal liege die Münchener Rück "auf Kurs" für ihr Jahresziel. "Ich habe bisher keine Anzeichen für Entwicklungen, die zu einer grundsätzlichen Korrektur unseres Zielkorridors Anlass gäben", sagte von Bomhard. Lediglich bei Großschäden und Naturkatastrophen verzeichne das Unternehmen in der Rückversicherung "einen merklichen Anstieg" gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Aus dem Hochhausbrand in Madrid und dem Wintersturm "Erwin" in Europa entstehen dem Rückversicherer jeweils Belastungen im zweistelligen Mio-EUR-Bereich. Der Rückversicherer wird am 9. Mai über den Zeitraum Januar bis März berichten.

Mit der Erneuerungsrunde zum 1. April, die sich auf Japan und Korea konzentrierte und bei der 3% der insgesamt zu erneuernden Rückversicherungsverträge neu verhandelt wurden, zeigte sich von Bomhard zufrieden. Von den Vertragsverhandlungen habe er "bisher nur Positives gehört", sagte er. Bei der jüngsten Erneuerungsrunde hätten sich die hohen Erwartungen des Konzerns erfüllt, teilte die Münchener Rück weiter mit. Das Geschäftsvolumen in der Region sei gesteigert worden. Die Ertragshaltigkeit des Portfolios habe sich bei insgesamt stabilen Preisen weiter verbessert.

HVB-Anteil soll weiter sinken

Von Bomhard bekräftigte die Absicht des Konzerns, den Anteil an der HypoVereinsbank AG (HVB) marktschonend zu verringern. "Die Kooperation mit der HVB ist für uns von strategischer Relevanz, aber eine Unterlegung mit einer Beteiligung von 18,34% ist nicht erforderlich", sagte der Vorstandsvorsitzende. Bereits früher hatte der Konzern eine Beteiligung von etwa 5% an der HVB als Zielgröße genannt.

Vor dem Hintergrund anhaltender Marktspekulationen über eine Fusion der HVB mit einem anderen Finanzinstitut strebt der Rückversicherer offensichtlich an, die Kooperation in ein dann fusioniertes Institut zu überführen. "Wenn sich für uns ein strategisches upside ergibt, würden wir das gern mitnehmen", sagte von Bomhard.

Die US-Tochter American Re, deren Ergebnis 2004 unter anderem wegen hoher Nachreservierungen für frühere Jahre gesunken war, plant nach Angaben von Vorstand John Phelan 2005 eine Schaden-Kosten-Quote von 96% nachdem im abgelaufenen Jahr die Quote bei 122% lag. Das Vorsteuerergebnis soll im laufenden Jahr 400 (Vj 76,20) Mio USD (nach US-GAAP) betragen.

Mit der Profitabilität der Erstversicherungstochter Ergo, die 2004 in die Gewinnzone zurückgekehrt ist, zeigte sich von Bomhard noch unzufrieden. Das in der Erstversicherung eingesetzte Eigenkapital müsse grundsätzlich denselben Verzinsungsanspruch erfüllen wie das in der Rückversicherung eingesetzte Kapital. "Die Ärmel bleiben also hochgekrempelt", sagte von Bomhard.

helmut_1964 - Dienstag, 10. Mai 2005 - 18:35
Ich bin jetzt wieder stärker in die MUV eingestiegen. Diese Kursentwicklung erscheint mir ziemlich irrational.

Ich versuche ja (Rück-)versicherungsunternehmen immer hinsichtlich des Float und des zugrundeliegenden Eigenkapitals (=Risikokapital) zu bewerten. Dabei ergibt sich derzeit folgendes Bild.

Die Erträge aus Kap.Anlagen waren im Q1 fast 2,5 Mrd. Das entspricht einer "Rendite" auf den Kap.Anlagenbestand der MUV (178 Mrd.) von 1,4% bzw. annualisiert von 5,5%. Das ist vielleicht der obere Rand, aber sollte schon so was wie ein Erwartungswert der Rendite im mittelfristigen Bereich sein.

Zu beachten ist aber, dass von diesen 179 Mrd. Bestand und 2,5 Mrd. Ergebnis 101 Mrd. Bestand und 1,3 Mrd. auf die Lebenserstversicherung (und damit auf die Gewinnbeteiligung der Kunden) entfällt. D.h. für die MUV als Konzern bleiben knapp 1,2 Mrd. " echter" Ergebnisbeitrag aus Kap.Anlagen und ein Kap.Anlagenbestand von 78 Mrd.

Wenn die MUV es über den Zyklus schaffen würde mit einer Combined Ratio von 100% durchzukommen (was sie erst beweisen muss), dann wäre der Float (=Kapitalanlagenbestand) in Höhe von 78 Mrd. kostenfei. Oder anders ausgedrückt, ich kann derzeit einen "MUV-Fonds" von 78 Mrd. (mit angehängtem Versicherungsgeschäft, das plus minus null abschneidet) um die derzeitige Marktkapitalsierung von 20 Mrd. kaufen.

Das EK der MUV ist nach dem ersten Quartal bei 21,3 Mrd. und liegt damit auch über der MK - das ist für einen Weltmarktführer (und das ist die MUV in der Rückversicherung noch immer) einfach nicht dauerhaft. Jetzt müssten die es nur noch schaffen, dauerhaft eine vernünftige Eigenkapitalrendite (so wie für dieses Jahr erwartet) zu erwirtschaften - dann bin ich mir sicher, dass der Kurs in 3 Jahren deutlich höher stehen wird.

stephan - Dienstag, 10. Mai 2005 - 19:41
Das sehe ich genauso. Allianz, Münchener Rück und mit Abstrichen auch die Deutsche Bank sind zu billig. Vielleicht hätte ich statt Daimler doch die MR als dritte Rückversicherungsaktie ins Musterdepot aufnehmen sollen. Privat halte ich sie auch. Nur die Ergebnisse der Spitzer Untersuchung könnten bei fast allen RV's noch für einmalige negative Sondereffekte sorgen.

stephan - Dienstag, 10. Mai 2005 - 20:25
Nocheinmal Helmuts Gedanken, nur anders, mit einem stärkeren Fokus auf den Gewinn, formuliert.

Die RV's sollten es schaffen eine normalen Rendite für Risikoarme Investment, im Moment 4-5%, langfristig eher 6 - 8 %, auf den Float zu erwirtschaften. Da man von einer Kostenratio von 100% (Prämien/Kosten) bei guten Versicherungsgesellschaften ausgehen könnte, würde die gesamte Anlagerendite als Bruttogewinn verbleiben. Jetzt noch 30% Steuern subtrahiert und mit einem KGV von 12 gerechnet, ergibt sich für die MR eine "faire" Marktkapitalisierung von: (78*0,05)*0,7*12= 32,7 Mrd. Euro.
Langfristiges Szenario (7 % Return auf Kapitalanlagenbestand): (78*0,07)*0,7*12=45,9 Mrd. Euro

Börse kann so einfach sein - in der Theorie...

isabellaflora - Mittwoch, 11. Mai 2005 - 10:47
Hallo Stephan,

für solides Investment bist bekanntermaßen ja Du gefragt. Erlaube mir daher ganz bescheiden noch einmal nachzufragen, welche Kennziffern Du da multipliziert hast, um auf die 45,9 Mrd zu kommen?

Im übrigen ist Daimler zwar im Moment 'ne Katastrophe, doch als antizyklischer Wert eignet er sich hervorragend. Die Automobilbranche hat eben ihre Hausaufgaben einfach noch nicht gemacht - günstige, schicke Autos mit extrem hohem Umweltstandards. RVs sind bekanntermaßen Sommergefährdet.

Gruß isabellaflora

isabellaflora - Mittwoch, 11. Mai 2005 - 10:59
Hallo helmut_1964,

stimmt zwar alles, aber die großen Kurstreiber, also die Dickfonds, sind alle bis zum Rand mit den RVs gefüllt - die dürfen gar nicht mehr kaufen obwohl Sie angesichts Deiner Argumente das sicherlich gerne tun würden. Die paar Privatanleger mögen noch 20 bis 30 Mio in den Topf 'reinschütten', allein da kommt auch nicht mehr viel zusammen. Bei Daimler gehen diese Dickfonds langsam alle raus und werden irgendwann wieder reingehen ;-) Ich weiß nicht, ob bei DAX-Werten überhaupt noch die Rentabilitätsfragen Sinn machen. Leider, leider weiß ich aber auch nicht, was eigentlich wirklich die DAX-Werte berauscht.

Gruß isabellaflora

P.S. Upps - man könnte meinen ich will Daimler puschen. Dem will ich entschieden widersprechen. Ich selbst habe die Aktie nicht, es geht mir wirklich hier um die Argumentation an sich.

stephan - Mittwoch, 11. Mai 2005 - 11:40
@ Frank

Das ist nur eine Milchmädchenrechnung, die bei stärksten Vereinfachungen grobe Hinweise auf einen möglichen Unternehmenswert liefert.
Dabei habe ich den von Helmut ermittelten Nettokapitalanlagebestand (Kapitalanlagebestand minus Erstversicherungsanteil) von 78 Mrd. Euro übernommen. Nun kann man anhand einer Steuerquote (die ich absichtlich zu hoch gewählt habe) und einer angenommen Rendite auf den Kapitalanlagebestand ein normalisiertes Ergebnisniveau errechnen. Wenn man dann noch das erwartete KGV einsetzt, erhält man eine mögliche Marktkapitalisierung.


Zu Daimler
Die Aktien kann man überhaupt nicht vergleichen. In ein konservatives Depot würde die MR als erfolgreiches Unternehmen besser passen, als der erhoffte Turnaround DaimlerChrysler. Ich wollte mein Depot nur nicht in Deutscher Rückversicherungs Index umbenennen müssen. Es stimmt übrigens nicht ansatzweise, das eine Vielzahl der großen Fonds 10% und damit das in D gesetlich erlaubte Maximum ihrer Mittel in MR investiert haben. Wo hast Du das her?

isabellaflora - Donnerstag, 12. Mai 2005 - 13:41
Hallo Stephan,

herzlichen Dank für die kurze Angabe zum Rechenweg und Deinen Hinweis auf die grobe, sehr grobe Schätzung der fiktiven MK im Verhältnis zur tatsächlichen.

Was das Argument betreffs der RV-Versicherungen anbelangt erlaube mir hier zurückzufragen, warum denn die großen Fonds keine weiteren RVs ins Depot nehmen und damit den Kurs treiben ? Die meißten Dickfonds sind Indexfonds oder sehr indexnahe und da kaufen die wenig von dem Standardwert ab. Nein, worauf es mir in der letzen mail ankam, war die Frage, was denn eigentlich DAX-Werte wirklich umtreibt, die Rendite eines Unternehmens kann es ja nicht sein. Bei Nebenwerten funktioniert das Argument statistisch gesehen wohl häufiger, bei DAX-Werten klappts meines Erachtens deutlich weniger - hängt das nicht einfach nur von den Fonds und deren orakelnden Analysten zusammen, und natürlich vom Dow Jones ...

Zu Daimler : okay die Bude könnte GM und Ford bald auf den Fuß folgen, allein ein antizyklischer Wert ist es derzeit wohl allemal.

Gruß isabellaflora

stw - Dienstag, 28. Juni 2005 - 18:04
Solch zurückhaltenden Kommentare bestärken mich darin, meine Position an der Münchener Rück-Aktie weiter aufzustocken.

:-) stw

Die Experten des Börsenbriefs "Frankfurter Tagesdienst" schätzen die Münchener Rück-Aktie (ISIN DE0008430026/ WKN 843002) als Market-Performer ein.
Der Konzern profitiere nur vorübergehend von einer besseren Kapitalausstattung. Immerhin habe der Kurs mit 88,26 Euro kurz ins Plus drehen können, wonach er dann jedoch auch wieder in die Verlustzone zurückgefallen sei. Morgens habe der weltgrößte Rückversicherer in London detaillierte Informationen über sein internes Risikomodell vorgestellt. Auf Grund einer optimierten Risikostreuung habe man das notwendige Risikokapital im vergangenen Jahr um 3,1 auf 14,4 Mrd. Euro senken können.

Darüber hinaus sei durch den Verkauf oder die Reduzierung der Beteiligungen an BHW, Allianz und Commerzbank das Risikokapital in der ersten Jahreshälfte 2005 weiter gesunken. Das mache es möglich, die Aktionäre zukünftig mehr am Gewinn partizipieren zu lassen. Die Gesellschaft strebe nun eine Ausschüttungsquote von "nicht unter 25% des Jahresgewinns" an. Außerdem könne man sich langfristig auch einen Aktienrückkauf vorstellen. All dies sei solide, aber wenig spektakulär.

Die Experten des Börsenbriefs "Frankfurter Tagesdienst" schätzen die Münchener Rück-Aktie auch weiterhin lediglich als Market-Performer ein.

stw - Dienstag, 14. März 2006 - 10:41
Für mich ist die Münchner Rück nach wie vor einer der aussichtsreichsten DAX-Werte.

:-) stw

Münchener Rück weist 2005 Rekordgewinn aus

Die Münchener Rückversicherungs-AG (ISIN DE0008430026/ WKN 843002) verbuchte im abgelaufenen Fiskaljahr trotz zahlreicher Naturkatastrophen aufgrund von Veräußerungsgewinnen einen Rekordgewinn.
Wie der weltweit zweitgrößte Rückversicherer am Dienstag erklärte, lag der Nettogewinn im Gesamtjahr 2005 bei 2,67 Mrd. Euro, nach 1,83 Mrd. Euro im Vorjahr. Dabei verbesserte sich das Ergebnis aus Kapitalanlagen von 8,04 Mrd. Euro auf 10,82 Mrd. Euro. Die Bruttobeiträge stiegen im Vorjahresvergleich von 38,07 Mrd. Euro auf 38,20 Mrd. Euro an.

Dabei musste der Konzern im Rückversicherungsgeschäft aufgrund der zahlreichen Wirbelstürme einen Gewinnrückgang von 1,7 Mrd. Euro auf 1,4 Mrd. Euro hinnehmen. Die Schaden-Kosten-Quote in diesem Segment verschlechterte sich dabei von 98,9 Prozent auf 110,5 Prozent.
Im Segment Erstversicherungen verbuchte die Münchener Rück beim Nettoergebnis einen deutlichen Anstieg von 0,3 Mrd. Euro auf 1,2 Mrd. Euro. Niedrige Schadenbelastungen und konsequente Kostensenkung ermöglichten eine Schaden-Kosten-Quote von 93,1 Prozent (nach 93,0 Prozent im Vorjahr), welche deutlich unter der Zielgröße von 95 Prozent liegt.

Wesentlichen Anteil an der deutlichen Gewinnsteigerung hatte das stark verbesserte Kapitalanlageergebnis, welches von der Veräußerung von Beteiligungen deutlich zulegen konnte. Der Abbau der Anteile an Allianz und Commerzbank, dem Verkauf der Beteiligungen an MAN und Karlsruher sowie vor allem aus dem Tausch der HVB- in UniCredit-Aktien gingen dabei mit 2,1 Mrd. Euro in das Kapitalanlageergebnis ein.

"Wir haben damit unser Ziel leicht übertroffen. Unser solides Basisgeschäft macht das erreichte Rentabilitätsniveau nachhaltig. Deshalb erwarten wir auch für das laufende Jahr einen Gewinn auf dem Niveau von 2005", so der Vorstandsvorsitzende Nikolaus von Bomhard bei der Vorstellung der Geschäftszahlen. "ERGO liefert starke Ergebnisse. Die Rückversicherung kann aufgrund der jüngsten Erneuerung im Nichtlebensgeschäft optimistisch sein. Auf dem globalen Gesundheitsmarkt haben wir begonnen, Erst- und Rückversicherung noch stärker zu vernetzen, und wollen damit erhebliche Wachstums- und Ertragspotenziale erschließen."

chinaman - Samstag, 19. August 2006 - 06:21
HANDELSBLATT, Freitag, 18. August 2006, 20:13 Uhr
Münchener Rück


Hausgemachtes Erdbeben
Von Christoph Hardt


Im August 1996 begann die grundsolide Münchener Rück ihr größtes Abenteuer: Der Versicherer übernahm den Konkurrenten American Re. Ein Kauf, der im nachinein viele Schwierigkeiten zu Tage förderte - erst heute beginnt der Deal sich auszuzahlen. Eine Handelsblatt-Reportage.

MÜNCHEN. Princeton: Das steht für Geist, Geld und Geschäft. Rund um den Campus der Eliteuniversität haben sich Weltkonzerne versammelt, um das abzuschöpfen, was hier zwischen New York und Philadelphia im Überfluss vorhanden ist: Know-how. Auch der Business-Park in Plainsboro, ein paar Meilen nördlich des Unistädtchens, versammelt große Namen: den Pharmakonzern Bristol-Myers Squibb, die Investmentbank Merrill Lynch oder das Wall Street Journal.

Zu den am wenigsten auffälligen Adressen in Plainsboro zählt ein Unternehmen, zu dessen Geschäftsmodell seit jeher die Diskretion zählt: die American Reinsurance Corporation, einer der traditionsreichsten Rückversicherer der USA; 1 200 Mitarbeiter, 13 Niederlassungen in den USA, dazu 16 im Ausland.

Die American Re ist das, was man eine feine Adresse nennt. Jedenfalls glaubt das die Branche zu diesem Zeitpunkt noch.

Es ist Anfang August 1996, als eine Schar aus Versicherungsmathematikern, Anwälten und Wirtschaftsprüfern aus München, Germany, bei der American Re in Plainsboro Einlass begehrt. Der wird natürlich gewährt, schließlich geht es für den Eigentümer um Milliarden. Kohlberg Kravis Roberts hat American Re vor vier Jahren für 1,4 Milliarden Dollar gekauft, nun will die Großmutter aller Beteiligungsgesellschaften Kasse machen.

Fast alle namhaften Rückversicherer der Welt wie Swiss Re oder Employers Re haben Schlange gestanden. Bis nach Plainsboro hat es nur die Truppe der Münchener Rückversicherungs AG geschafft, der größten Rückversicherung Europas.

Der Coup, der in der 33. Kalenderwoche anno 1996 besiegelt wird, ist für die Münchener nicht nur die größte Übernahme ihrer 114-jährigen Firmengeschichte. Er ist auch ein Abenteuer, das ihre vornehm-zurückhaltende Tradition in Frage stellt und reichlich Lehrgeld kostet.

Seit 1880 in Schwabing daheim, ist die Münchener Rück mehr als ein Unternehmen. Sie ist eine Ikone für die Versicherungsbranche - in Deutschland sowieso, aber auch weltweit. Sie ist ein Symbol für die Leistungskraft deutscher Assekuranz. Unter ihrem Gründer Carl Thieme schaffte es die Firma, nur fünf Jahre nach ihrer Gründung in der neuen Branche Weltmarktführer zu werden - und dies jahrzehntelang auch zu bleiben.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Die Münchener Rück setzt zum großen Sprung an.

Konkurrenten fallen Krisen zum Opfer, die Münchener Rück machen sie stärker. 1906 bebt in San Francisco die Erde, eine Katastrophe für die Einwohner und für ihre Versicherer. Die Münchener Rück, wie das gesamte wilhelminische Reich vor Selbstbewusstsein strotzend, hat sich tüchtig engagiert in Kalifornien.

Das Erdbeben fordert 3 000 Tote - und es schlägt eine Bresche in die Bilanz des Versicherers der Versicherer. San Francisco ist verwüstet, eine halbe Milliarde Dollar beträgt der Schaden, 180 Millionen davon sind versichert. Für zwölf Prozent ihrer Nettobeitragseinnahmen muss die Münchener Rück geradestehen, das macht zwölf Millionen Reichsmark - eine Unsumme. Firmen wie die Süddeutsche Feuerversicherung gehen ein, die Münchener Rück hält stand.

Viele Erdbeben hat der Konzern seit 1906 überlebt. Doch das, das ihn 90 Jahre später ereilt, ist ein besonderes: Es ist hausgemacht. Bis heute bestreitet das Unternehmen, dass die Zeit, die Bücher der American Re zu prüfen, zu kurz gewesen sei, damals, im August 1996, in Plainsboro.

Die Branche der Rückversicherer ist eine überschaubare. Regelmäßig trifft man sich bei den so genannten "Erneuerungsrunden", September in Monte Carlo, Oktober in Baden-Baden. Da wird der Markt gemacht zwischen Rück- und Erstversicherern - per Hinterzimmerdiplomatie.

American Re ist den Deutschen also bestens bekannt, und sie steht schon einige Monate zum Verkauf. Die Münchener haben eine 60 Mann starke Truppe zusammengestellt, darunter Spitzen-Anwälte von Shearman & Sterling und Investmentbanker von Morgan Stanley.

Hinzu gesellt sich die Gunst der Stunde. Der erste Schritt zur Auflösung der Deutschland AG ist getan. Die Münchener Rück, seit Jahrzehnten mit ihrer Schwester Allianz per Überkreuzbeteiligung verbandelt, hat einen Beteiligungstausch vereinbart und sitzt auf einem Berg von Geld. Die Aufnahme der Aktie in den Dax steht kurz bevor. Obendrein ist der Dollar mit kaum 1,50 D-Mark außerordentlich günstig bewertet.

Lesen Sie weiter auf Seite 3: Der Kauf der American Re entpuppt sich als kostspieliges Abenteuer.

Der seit drei Jahren amtierende Generaldirektor Hans-Jürgen Schinzler setzt zum großen Sprung über den Ozean an. Die Münchener Rück ist, auch wenn das noch heute kaum jemand im Hause zugeben mag, "risikoaffin" geworden. Sechs Tage dauert die Prüfung der Bücher in Plainsboro. Am 13. August 1996 wird der Kaufvertrag unterzeichnet, am folgenden Tag die Übernahme bekannt gegeben. Die Deutschen zahlen 3,3 Milliarden Dollar für das Unternehmen, das gerade einmal 2,6 Milliarden Dollar im Jahr umsetzt. Für American-Re-Eigner KKR ist es ein Bombengeschäft. Die Beteiligungsfirma hat einen Teil der Aktien längst an der Börse platziert und damit bereits ihren Einsatz zurückerhalten. Nun macht sie aus den restlichen 64 Prozent der Aktien Cash.

KKR kassiert, die Münchener Re zahlt - mehr als einmal. Der Kauf der American Re entpuppt sich als kostspieliges Abenteuer. Als sich Schinzler am 8. Dezember 1996 der Hauptversammlung stellt, warnen Aktionärsschützer, dass in Plainsboro noch "Leichen im Keller" liegen könnten. Der Münchener-Rück-Chef zitiert Michail Gorbatschow: "Auch in unserer Branche gilt: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben."

Schinzler setzt in Plainsboro den gerade 37 Jahre alten Edward Noonan als neuen Chef ein - und lässt ihm völlig freie Hand. Dies sei damals so üblich gewesen, heißt es heute.

Noonan soll dem neuen Eigner Wachstum bringen. Dazu führt er das Geschäft auf amerikanische Art. Die Prämien am US-Markt brechen weg, dennoch geht die American Re hohe Haftpflichtrisiken ein. Für die Münchener Rück, seit jeher Inbegriff von Solidität und Zuverlässigkeit, ist solches Geschäftsgebaren neu.

Es gibt Leute, die sagen, Rückversicherer, das seien eigentlich Reisebüros der Extraklasse, gehört doch die Organisation gehobener Gastfreundschaft zu den Erfolgsgeheimnissen der Branche. Schließlich ist das Kerngeschäft der Rückversicherer das "B to B". Da ist die edle Pflege persönlicher Kontakte unabdingbar.

Einer der vornehmsten Plätze für diese Art der Geschäftspflege ist die Zentrale der Münchener Rück am Englischen Garten. Feiner Jugendstil. In der Beletage verwaltet der Rückversicherer auch seinen Fundus an Tischfähnchen aus aller Welt - damit für die Gäste aus 154 Ländern jederzeit stilgerecht gesorgt ist. Nach Auslandsaufenthalten werden Mitarbeiter regelmäßig heimgeholt in die Zentrale - wie im Auswärtigen Amt.

Beim Frühstück mit dem Konzernchef sollte der Gast übrigens darauf verzichten, das Ei mit dem Messer zu köpfen. Dafür nimmt man bei der Münchener Rück den Löffel. Dass die Konzernküche zu den besten Adressen ihrer Art zählt, muss nicht eigens erwähnt werden.

Lesen Sie weiter auf Seite 4: Keinen trifft es in den USA so hart wie die Münchener Rück.

Nicht nur die Silbertabletts, auf denen der Kaffee serviert wird, signalisieren, dass in dieser Welt ganz eigene Regeln herrschen. Und sie deuten an: Wer hier arbeitet, hat es zu etwas gebracht. Das ist ein wichtiger Teil der Erfolgs-"Kultur" der Münchener Rück. Wer nachfragt, erntet Achselzucken: "Das ist einfach da."

Umso besorgniserregender entwickeln sich die Dinge in Plainsboro: Gerüchte über hohe Altschadenrisiken aus Asbestbelastungen dringen nach München. 1998 stellt sich heraus, dass die US-Tochter die hohen Wachstumserwartungen nicht erfüllen kann. Ein Jahr später treten die Risiken zu Tage. Die Münchener Rück muss die Reserven für Schäden in Amerika auf 377 Millionen Euro erhöhen. Ein Jahr später werden es bereits 875 Millionen Euro sein. Und dann kommt der 11. September 2001.

Als Ende 2001 das Ausmaß der Probleme klar wird, setzt Vorstandschef Schinzler American-Re-Boss Edward Noonan vor die Tür. Doch besser wird es nicht. Im Mai 2002 kündigt Schinzler weitere Maßnahmen an, um die Reserven der US-Tochter zu stärken. Im Juli schiebt er weitere zwei Milliarden Euro Reserveerhöhung über den Atlantik. Die Vergangenheit lässt die American Re noch immer nicht los.

Auch andere europäische Versicherer, nicht zuletzt die Allianz mit ihrem Fireman's Fund, haben in den USA Lehrgeld bezahlt. Aber keinen trifft es wohl so hart wie die grundsolide Münchener Rück.

Mehrfach versichert Konzernchef Schinzler, die Probleme seien überstanden - und muss doch immer wieder nachschießen. Auf den Hauptversammlungen 2002, 2003 und 2004 kommt es zu Szenen, die die Münchener Rück noch nie erlebt hat. Kleinaktionäre sprechen vom "Desaster", vom "schwarzen Loch in Amerika". Schinzler bleibt das Prinzip Hoffnung: "Ich bin überzeugt davon, dass die Probleme damit nachhaltig gelöst sind." Sind sie aber nicht.

Lesen Sie weiter auf Seite 5: Bornhard gestattet sich einen Hauch von Kritik.

Im Januar 2004 zieht er die Konsequenz und wechselt an die Spitze des Aufsichtsrates. Sein Nachfolger wird Nikolaus von Bomhard. Noch im selben Jahr muss der neue Chef weitere Reserveerhöhungen von 482 Millionen Euro hinnehmen. Im Juli 2005 stärkt die Münchener Rück das Eigenkapital ihrer US-Tochter mit 1,1 Milliarden Euro. Die Summe verhagelt ihr nur deshalb nicht die Bilanz, weil sie aus dem Verkauf ihrer Aktienbeteiligungen - auch an der Allianz - erquickliche Buchgewinne erzielt hat.

"Für mich ist das Thema Nachreservierung erledigt", sagte von Bomhard. Investoren und Aktionäre hofften, dass er Recht behalten möge.

Bislang hat es geklappt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres steuerte American Re 100 Millionen Dollar zum Ergebnis ihrer Mutter bei. "Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass der Kauf der American Re eine strategisch richtige Entscheidung war", sagt von Bomhard. "Die USA sind der größte Versicherungsmarkt der Welt und potenziell so ertragreich wie andere relevante Märkte. Als einer der weltweit führenden Rückversicherer müssen und wollen wir daran angemessen partizipieren."

Alles in allem hat die Münchener Rück ihr amerikanisches Abenteuer 7,7 Milliarden Dollar gekostet. Von Bomhard zieht gegenüber dem Handelsblatt einen für sein Unternehmen bemerkenswerten Schlussstrich, er gestattet sich einen Hauch von Kritik: "Im Rückblick kann man uns vielleicht vorwerfen, dass wir zu spät auf die Entwicklungen von 1997 bis 2001 reagiert haben. Und dabei ist es ein schwacher Trost, dass wir mit den Problemen nicht alleine stehen. Aber wir haben reagiert. Heute ist die American Re eine der finanziell stärksten Gesellschaften unter den US-Rückversicherern."

Eines muss man den Herrschaften von der Münchener Rück lassen: Sie gingen mit ihrer Tochter durch dick und dünn. Insofern ist auch der vorerst letzte Akt dieses Abenteuers ein symbolischer: Am 1. September 2006 wird die American Re in "Munich Re of America" umbenannt.

chinaman - Mittwoch, 30. August 2006 - 14:51
Handelsblatt Nr. 165 vom 28.08.06 Seite 27


Rückversicherer verdienen kräftig

Die Börse berücksichtigt die hohen Gewinne der Branche zu wenig, sagen Experten

MONIKA LIER | KÖLN Vor einem Jahr erreichte "Katrina", der bisher teuerste Hurrikan der Geschichte, die USA. Seither haben die Rückversicherer die Preise deutlich erhöht und ihre Risiken vermindert. Die Börse hat das noch nicht ausreichend honoriert, sagen Analysten.

Besonders betroffen von den Stürmen der vergangenen Jahre waren in Europa die Münchener Rückversicherung und die Swiss Re - die Hannover Rückversicherung musste sogar die Dividende streichen. Kräftig gezahlt haben auch Allianz und Zurich Financial Services als Industrieversicherer.

"Der Kapitalmarkt bewertet die Risiken der Rückversicherer derzeit über", sagt aber Versicherungsanalyst Thomas Noack von der WestLB. Die Rückversicherer haben sich seiner Einschätzung nach für diese Hurrikansaison weniger Risiken in die eigenen Bücher genommen und zudem ihren Schutz teurer verkauft. Die Folge: Bei den Erstversicherern sind mehr Risiken geblieben. Der Markt nehme diese geänderte Risikoteilung aber noch nicht wahr, so dass die Erstversicherer teilweise überbewertet seien, die Papiere der Rückversicherer dagegen eher zu billig.

"Wenn das Schadenjahr 2006 gut läuft, sehen die Investoren mittelfristig sicherlich wieder eine gute Ertragsperspektive, und die Versicherungsaktien gewinnen Vertrauen zurück", sagt Versicherungsanalyst Ralf Dibbern vom Bankhaus M.M. Warburg. Vor allem die Rückversicherer seien unterbewertet, meint auch er: Hannover Rück und Münchener Rück kommen auf Basis der Gewinnschätzungen von 2006 nur auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis zwischen knapp acht und neun, die Erstversicherer liegen bei zehn bis elf.

Optimismus verbreitet auch die Branche selbst. "Rückversicherer mit Kapitalkraft, guter Diversifikation und fachlicher Kompetenz werden gute Ertragschancen haben", sagt der Chef der Münchener Rück, Nikolaus von Bomhard. Sein Unternehmen habe das Portefeuille optimiert und damit ihre Gewinnchancen verbessert. Die Zahlen bestätigen den Trend: Zum Halbjahr 2006 hatten die meisten Rückversicherer einen Großteil der für dieses Jahr angekündigten Gewinne schon verdient.

Deutlich skeptisch äußert sich allerdings Konrad Becker, Versicherungsanalyst von Merck Finck & Co. "Sollte sich die derzeit günstige Wetterlage halten, werden die Rückversicherer zwar sehr gute versicherungstechnische Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2006 vorlegen können, die Marktbewertung wird sich durch ein gutes Jahr allein aber kaum ändern", erwartet er. Seiner Einschätzung nach ist die Bewertung von Rückversicherungsaktien durch die hohe Unsicherheit aus dem Naturkatastrophengeschäft auf Dauer belastet.

Die langfristige Perspektive der Branche ist in der Tat gemischt. Großschäden wie "Katrina" sind für die Versicherer zwar meist die beste Werbung: Nach jedem Schaden steigen die Nachfrage und die Bereitschaft, höhere Prämien zu akzeptieren. Mit den Hurrikanschäden der Jahre 2004, besonders aber 2005, scheint die Branche jedoch an ihre Grenzen gestoßen zu sein. Dabei geht es weniger um die Rekordsummen, die Hurrikans wie Katrina (45 Mrd. US-Dollar versichert), Rita (zehn Mrd. US-Dollar) oder Wilma (zehn Mrd. US-Dollar) kosten. Experten fragen sich viel mehr, ob sich solche Wetterphänomene angesichts des Klimawandels kalkulieren lassen. "Da die jetzige Warmphase noch länger andauern wird, bleibt die erhöhte Hurrikangefahr weiterhin bestehen. Die globale Erwärmung, die sich beschleunigt, könnte in Zukunft dazu führen, dass tropische Wirbelstürme auch Südwesteuropa erreichen", befürchten die Experten der Münchener Rück.

Doch die Rückversicherer reagieren: Sie überarbeiten ihre Tarife anhand der Schadenerfahrungen der letzten Jahre und verlangen nun höhere Preise. Für besonders exponierte Risiken - vor allem Ölplattformen - in den USA wird teilweise das Doppelte gezahlt.

Die Hannover Rück hat ihr US-Schadenportfolio verbessert. Ein ähnlicher Hurrikan wie Katrina brächte nur noch eine halb so hohe Schadenbelastung, sagte Vorstandschef Wilhelm Zeller. Auch die Swiss Re bemüht sich, die Schwankungen in ihren Ergebnissen zu mindern. Hierzu wurden weniger Naturkatastrophenrisiken gezeichnet und ein größerer Teil der eigenen Risiken abgesichert. Würden sich "Katrina", "Rita" oder "Wilma" wiederholen, wäre die Swiss Re diesmal nur noch mit der Hälfte des Schadens betroffen.

Lier, Monika



28. August 2006

chinaman - Montag, 11. September 2006 - 13:10
HANDELSBLATT, Sonntag, 10. September 2006, 19:40 Uhr
Münchener Rück

„Terror-Risiken kaum versicherbar“

Die Münchener Rück blickt zuversichtlich auf die anstehende Erneuerungsrunde von Rückversicherungsverträgen. Fünf Jahre nach den verheerenden Anschlägen vom 11. September hat der Konzern insgesamt aber ein ernüchterndes Fazit für die Versicherungsbranche gezogen.

HB MONTE CARLO. „Die Münchener Rück hält Terrorismus für nur sehr begrenzt versicherbar“, sagte Konzernchef Nikolaus von Bomhard am Sonntag in Monte Carlo. Solche Ereignisse seien schwer zu prognostizieren, politische und gesellschaftliche Entwicklungen hätten einen großen Einfluss. Zudem sei es das Ziel der Täter, einen besonders hohen Schaden anzurichten. Der weltweit zweitgrößte Rückversicherer schließe daher Terrorrisiken, wo immer es möglich sei, aus. Eine Deckung gewähre das Dax-Unternehmen nur, wenn die Haftung limitiert und der Preis für den Versicherungsschutz angemessen sei.

Der 11. September 2001 hatte die Branche hart getroffen und zum Umdenken gezwungen. Die Attentäter hatten damals entführte Flugzeuge in das World Trade Center im Herzen New Yorks gelenkt und die Zwillingstürme zum Einsturz gebracht. Rund 3000 Menschen starben. Die Versicherer mussten nicht nur Schäden in Milliardenhöhe stemmen, wegen der nach dem 11. September weltweit fallenden Börsen verloren auch ihre Wertpapieranlagen massiv an Wert. Das führte zu Abschreibungen und kostete weitere Milliarden. Die Nettobelastung der Münchener Rück liegt allein bei 2,6 Mrd. Dollar. Der Gesamtschaden der Anschläge steht bis heute nicht fest. Die versicherten Werte werden - in einer groben Annäherung - auf rund 32 Mrd. Dollar geschätzt.


Preiserhöhungen nach Wirbelstürmen

In den beiden vergangenen Jahren mussten die Rückversicherer dann immense Schäden verkraften, die Wirbelstürme in den USA und der Karibik anrichteten. Die Münchener Rück werde neue Verträge mit ihren Kunden, den Erstversicherern, nur zu risikogerechten Bedingungen abschließen, betonte von Bomhard. In Monte Carlo werden im Moment die Kontrakte neu gestaltet. Bei der Münchener Rück stehen - außerhalb der Lebensversicherung - zum Jahresbeginn 2007 zwei Drittel des Vertragsvolumens zur Erneuerung an.

Schon Anfang 2006 hatte es im Naturkatastrophensegment starke Preiserhöhungen gegeben. Das erreichte Niveau sei nachhaltig, sagte von Bomhard mit Blick auf die nun anstehende Neugestaltung der Verträge für 2007. Der Münchener Rück-Rivale Hannover Rück, weltweit die Nummer vier, hatte zuletzt angedeutet, dass in der US-Katastrophenrückversicherung Preiserhöhungen von rund 50 Prozent möglich seien.

Preiserhöhungen nach Wirbelstürmen

In den beiden vergangenen Jahren mussten die Rückversicherer dann immense Schäden verkraften, die Wirbelstürme in den USA und der Karibik anrichteten. Die Münchener Rück werde neue Verträge mit ihren Kunden, den Erstversicherern, nur zu risikogerechten Bedingungen abschließen, betonte von Bomhard. In Monte Carlo werden im Moment die Kontrakte neu gestaltet. Bei der Münchener Rück stehen - außerhalb der Lebensversicherung - zum Jahresbeginn 2007 zwei Drittel des Vertragsvolumens zur Erneuerung an.

Schon Anfang 2006 hatte es im Naturkatastrophensegment starke Preiserhöhungen gegeben. Das erreichte Niveau sei nachhaltig, sagte von Bomhard mit Blick auf die nun anstehende Neugestaltung der Verträge für 2007. Der Münchener Rück-Rivale Hannover Rück, weltweit die Nummer vier, hatte zuletzt angedeutet, dass in der US-Katastrophenrückversicherung Preiserhöhungen von rund 50 Prozent möglich seien.

2005 hatten Naturkatastrophen wie der Hurrikan „Katrina“, der weite Teile der US-Südstaaten-Metropole New Orleans zerstörte, die Münchener Rück netto mit 1,5 Mrd. Euro belastet. Dank Sondererlösen aus der Veräußerung von Kapitalanlagen wie Aktien konnte der Konzern dennoch einen Rekordgewinn von gut 2,7 Mrd. Euro einfahren. „Katrina“ kostete die Assekuranz insgesamt 62 Mrd. Dollar, was bei vielen Versicherern deutliche Spuren in den Bilanzen hinterließ. Eine Übernahme des angeschlagenen Rivalen Scottish Re schloss von Bomhard unterdessen aus. „Scottish Re ist kein Thema für die Münchener Rück.“ Die auf den Bermudas ansässige Scottish Re ist in einen Liquiditätsengpass geraten und sucht einen neuen Investor. Die Hannover Rück will sich das Unternehmen anschauen. Es müsse aber geklärt werden, ob eine Akquisition strategisch Sinn mache, hatte Hannover-Rück-Vorstandsmitglied Jürgen Gräber Reuters kürzlich gesagt.

Zum Ausblick für das laufende Jahr 2006 wollte Bomhard sich nicht äußern. Er verwies auf die Veröffentlichung der Zahlen zum dritten Quartal im November. Nach früheren Angaben peilt der Rückversicherer einen Jahresüberschuss von 2,6 bis 2,8 Mrd. Euro an. Zur Jahresmitte hatte die Münchner Rück bereits 2,1 Mrd. Euro und damit etwa drei Viertel des angestrebten Gewinns erwirtschaftet. Bisher ist die noch bis Mitte Oktober laufende Hurrikansaison ruhig.

„Zurzeit fühlen wir uns komfortabel kapitalisiert“, sagte Konzernchef Bomhard. Wenn die Münchener Rück überschüssiges Kapital hätte, würde der Rückversicherer unter anderem Aktienrückkäufe erwägen. „Ein Aktienrückkauf sollte höher ausfallen als eine Dividendenausschüttung“, sagte der Manager. Ob die Münchener Rück derzeit überschüssiges Kapital habe und wie hoch es in diesem Falle wäre, wollte Bomhard nicht sagen.

chinaman - Freitag, 29. September 2006 - 05:25
Handelsblatt Nr. 187 vom 27.09.06 Seite 20


Rückversicherer ändern Modellrechnungen

Georisiko-Experten erwarten steigendes Risiko durch Wirbelstürme im Nordatlantik

RITA LANSCH | DÜSSELDORF Der Gegensatz könnte kaum größer sein: Am Rande des idyllischen Englischen Gartens im beschaulichen Münchener Bohème-Stadtteil Schwabing residiert bayerisch-stilvoll die Münchener Rückversicherung in ihrem klassizistischen Hauptgebäude in der Königinstraße. Wer einen solch schönen Arbeitsplatz hat, mag wohl kaum an schreckliche Katastrophen denken. Dennoch: Hinter den liebevoll bemalten Mauern entscheidet die Gesellschaft über ihren Umgang mit den schlimmsten Naturkatastrophen rund um den Globus.

Die Rückversicherer sind so eine Art Großhändler im Geschäft mit den Risiken. Ihre Kunden sind die Versicherungsgesellschaften der Firmen und Verbraucher. Großschäden teilen sie auf dem Weltmarkt untereinander auf, bis die Portionen für jeden einzelnen erträglich sind. Anders wären Weltraumexpeditionen oder Naturkatastrophen vom Kaliber eines großen tropischen Wirbelsturms überhaupt nicht zu versichern. Zum Beispiel kostet Hurrikan "Katrina", der im vergangenen Jahr die Großstadt New Orleans und große Gebiete im Süden der USA unter Wasser gesetzt hat, die Branche nach bisherigem Stand insgesamt rund 45 Mrd. US-Dollar für versicherte Häuser, Ölplattformen und Fabriken. Zum Vergleich: Das gesamte Beitragsaufkommen der globalen Rückversicherer beläuft sich auf schätzungsweise 165 Mrd. US-Dollar. Die Marktführer sind Swiss Re und Münchener Rück.

Die Versicherer und allen voran die Rückversicherer haben also ein bedeutendes finanzielles Interesse an der Erforschung der Ursachen, der Eintrittswahrscheinlichkeiten und letztlich der Vermeidung solcher Katastrophen. Dabei ist den rund 25 Georisiko-Experten der Münchener Rück klar, dass der durch menschliche Aktivitäten verursachte Klimawandel, also der langfristige Anstieg der mittleren Temperaturen und die Veränderung der Niederschläge und anderer Witterungsbedingungen, zweifelsfrei für häufigere und verheerendere Naturereignisse verantwortlich ist. Die Experten der Münchener Rück wissen, dass sich in den Jahren 1994-2005 beinahe dreimal so viele große, wetterbedingte Naturkatastrophen ereigneten wie in den 1960er Jahren. Die volkswirtschaftlichen Schäden vervielfachten sich demnach im selben Zeitraum um den Faktor 5,3 — die versicherten Schäden gar um den Faktor 9,6. Hauptverursacher waren jeweils Überschwemmungen und Stürme.

Eine Schätzung über die künftig zu erwarteten Schäden aus dem Klimawandel wagt die Branche nicht. Zumal auch Klimaforscher stets nur Zukunftsszenarien unter ganz speziellen Annahmen (etwa der Entwicklung des Kohlendioxid-Ausstoßes) entwerfen. Wohl aber wagen sie eine mittelfristige Ereignis-Prognose auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse: "In den kommenden Jahren sehen wir das größte Risiko im Nordatlantik mit häufigeren und intensiveren Hurrikanen", sagt Peter Höppe, Leiter der Georisiko-Forschung der Münchener Rück, die zu den Pionieren auf diesem Gebiet zählt. Das hänge damit zusammen, dass sich derzeit zwei Faktoren addierten: Die natürliche Warmphase des Nordatlantiks und die durch Treibhausgasemissionen des Menschen getriebene Erwärmung.

"Deshalb haben wir unser Sturmmodell für diese Region an die Veränderung angepasst. Damit sind wir vorne dran", betont er. Nicht ohne Grund: So hat sich in der hyperaktiven Hurrikan-Saison im Sommer 2005 herausgestellt, dass die Modellrechnungen der Versicherer ziemlich schief lagen. "Das Flutrisiko hatten wir in unserem Modell unterschätzt", gibt auch Münchener-Rück-Vorstand Torsten Jeworrek zu.

Mit Hilfe solcher Simulationsmodelle kalkulieren die Versicherer aber ihre Preise. Gespeist werden die Modelle mit wissenschaftlichen Daten bisheriger Sturmereignisse, der Wertekonzentration in den betreffenden Regionen und der Schadenerfahrung des Versicherers. Trotz der bestehenden Unsicherheiten gebe es dazu keine Alternative, sagt Eberhard Faust, Meteorologe der Münchener Rück. "Die Modelle bieten eine solide Basis, aber man darf nicht blind darauf vertrauen" sagt er. Wie ernst die Branche das Thema nimmt, zeigen die zahlreichen Veröffentlichungen, auch firmenübergreifende Positionspapiere.

Die Rückversicherer haben erkannt, dass nur der Blick auf statistische Erfahrungswerte die wachsenden Risiken der Klimaveränderung nicht bewältigen kann. Denn so wie es früher war, wird das Klima eben nicht bleiben. "Entscheidend wird sein, den Trend anzuerkennen und proaktiv zu handeln", sagt Serge Tröber, Leiter der Abteilung Naturgefahren bei der Swiss Re in Zürich.

Damit spricht er seinem Kollegen in der Münchener Königinstraße aus dem Herzen. "Die meisten Versicherer unterschätzen den Klimawandel noch", sagt Höppe. Die Branche tut sich im Eifer des Wettbewerbs mit dem Einpreisen von Zukunftsannahmen noch sehr schwer. Aktuell weist der Trend eher in Richtung fallender Preise. Der Grund: Es ist zu viel Geld im Markt, das nach Geschäften sucht - selbst für US-Katastrophenrisiken.

Risiken und Chancen des Klimawandels liegen für die Versicherer jedoch wie immer nah beieinander: Einerseits sehen sie das wachsende Schadenpotenzial, andererseits aber auch die dadurch steigende Nachfrage nach mehr Versicherungsschutz. "Neue Produkte in diesem Bereich müssen mit Nachdruck vorangetrieben werden", sagt Tröber. Das müssen nicht unbedingt Geschäfte mit möglichen Opfern von Naturkatastrophen sein. Die Swiss Re hat beispielsweise eine neue Police auf den Markt gebracht, die das Ausfallrisiko von Investoren absichert, die in Emissionsverringerungsgutschriften gemäß dem Kyoto-Protokoll investieren.

Die Münchener Rück hat zudem 2005 eine bisher einzigartige Initiative für die ärmsten Länder der Welt ins Leben gerufen. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, einen Ausgleich zu schaffen zwischen den industrialisierten Ländern, die für den größten Teil der Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, und den Entwicklungsländern. Letztere sind nämlich am stärksten von Klima-Katastrophen betroffen, aber am wenigsten dagegen versichert.

Lansch, Rita



27. September 2006

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Münchner Rück: Archivierte Beiträge bis 29. September 2006