Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Deutsche Telekom: Archivierte Beiträge bis 28. August 2006
chinaman - Dienstag, 15. August 2006 - 05:03
Marktführer in Not - warum die Telekom in Zukunft auf Masse statt Klasse setzen will
Jahrelang hat der Ex-Monopolist vergeblich nach Visionen gesucht. Jetzt sollen Preissenkungen den Konzern vor weiteren Gewinneinbrüchen retten.
von Lutz Frühbrodt

Fünf Tage im Jahr waltet Kai-Uwe Ricke nicht seines Amtes als Vorstandschef der Deutschen Telekom. In dieser Zeit arbeitet er meist in einem T-Punkt-Laden, um sich die Wünsche und Beschwerden der Kundschaft anzuhören. Ricke will so ein Gespür dafür bekommen, wo es immer noch hakt. Denn der Telekom-Chef hat sich auf die Fahnen geschrieben, den für seine Pannen bekannten Konzern bis Ende 2007 in das beste Serviceunternehmen Europas zu verwandeln.


Bei seinen Stippvisiten mag Ricke auch immer mal wieder etwas verkaufen. Viel jedoch dürfte es nicht sein. Denn das Kernproblem der Telekom ist nach wie vor das Gleiche wie eigentlich immer seit ihrer Privatisierung Ende der 90er-Jahre, und es hat mit dem Service des deutschen Marktführers wenig zu tun: Die Telekom ist zu teuer.


Daran konnten auch diverse Reformversuche nichts ändern. Bis zum Ende ihrer Existenz als Staatsbetrieb etwa galt die ehemalige Fernmeldebehörde als technokratischer Ingenieursbetrieb. Ron Sommer, der als Vorstandschef die Telekom an die Börse führte, kreierte deshalb die T-Marke im auffälligen Magentaton. Sie sollte dem Unternehmen einen Anstrich von Modernität und Flexibilität geben.


Sommers Nachfolger Ricke hingegen entdeckte den besagten schlechten Service als Kernproblem. Doch auch unter ihm konnte die Telekom ihre alte Monopolmentalität nicht völlig abwerfen. "Wir sind der Marktführer. Wir haben die bekannteste Marke. Also können wir auch die höchsten Preise verlangen", hieß die Philosophie.


Die hat sich nun offenbar schlagartig geändert. Am Donnerstag musste die Telekom ein äußerst mieses Halbjahresergebnis verkünden und obendrein noch Gewinnwarnungen für dieses und das nächste Jahr ausgeben.


Ricke tritt nun offenbar die Flucht nach vorn an. Für den Herbst versprach er breits einen DSL-Pauschaltarif für Internettelefonie und Breitbandanschluss mit Internetzugang für monatlich unter 40 Euro. Der Preis liegt rund fünf Euro unter den DSL-Paketen, die derzeit auf dem Markt sind. "Mit dem neuen Angebot wird die Telekom Europas Flatrate-Anbieter Nummer eins werden", so Ricke.


Weitere Kampfangebote dürften folgen. Da die Telekom demnächst auf zahlreichen Teilmärkten aus der Preisregulierung entlassen werde, könnte sie - unabhängig von DSL und damit massenwirksamer - einen monatlichen Pauschalpreis für die gesamte Sprachtelefonie ohne Auslandsgespräche und Telefonate in Mobilfunknetze einführen. "Die Flatrate könnte bei zehn Euro liegen", sagt Frank Rothauge, Analyst bei der Investmentbank Sal. Oppenheim. "Damit könnten die stark rückläufigen Umsätze im Festnetz stabilisiert werden."


Die Konkurrenten werden jedoch reagieren, sind sich Branchenkenner sicher. Und der Trend gehe in der gesamten Branche ohnehin zu Alles-Inklusive-Paketen, ist Rothauge überzeugt. Der Vorstoß der Telekom ist damit um einiges weniger attraktiv, als er es vielleicht vor zwei Jahren gewesen wäre.


Spät reagiert die Telekom auch beim Mobilfunk - dem bisherigen Wachstumsmotor, der jetzt Umsatzeinbußen hinnehmen musste. Als der deutlich kleinere Konkurrent E-Plus vor gut einem Jahr Billigmarken wie Simyo, Base oder Alditalk lancierte, sah sich Marktführer T-Mobile nicht unter Zugzwang. Doch "etwas billiger" hat bei den Mobilfunkkunden inzwischen offenbar so viel Überzeugungskraft wie "ein bisschen schwanger". E-Plus gewinnt die meisten Kunden und kann trotz seiner Kampfpreise den Gewinn steigern. Ricke hat auch hier nachgezogen: Bald soll die Gesprächsminute nur noch zehn Cent kosten - der absolute Tiefpreis für mobiles Telefonieren.


Mit Aktionen wie dieser soll Kasse durch Masse gemacht und der schwächelnde Kurs der T-Aktie beflügelt werden. Ricke ist zu wünschen, dass es klappt. Denn der Telekom-Chef weiß genau, dass sein Vorgänger Ron Sommer vor vier Jahren über den Zorn der Kleinaktionäre gestolpert ist. Ricke sitzt auch der US-Finanzinvestor Blackstone im Nacken, der schnell Ergebnisse sehen will. Wenn die ausbleiben, dürften wie in dieser Woche wieder Rücktrittsgerüchte aufkommen. Nur könnten sie sich dann länger halten.


Artikel erschienen am 13. August 2006
Welt am Sonntag

chinaman - Dienstag, 15. August 2006 - 05:07
Die steigende Dividendenrendite der Telekom-Aktie ist kein Argument für einen Einstieg
Nach dem Kurssturz der Telekom-Aktie: Die Ausschüttung für 2006 soll stabil bleiben. Doch die Analysten senken bereits ihre Gewinnerwartungen.
von Michael Höfling

Wachstum ist selbst dort zu finden, wo es kaum zu vermuten wäre. Zum Beispiel bei der Aktie der Deutschen Telekom: Einerseits stürzte der Kurs als Reaktion auf die unerwartet schlechten Zahlen ab. Doch gleichzeitig schnellte die Dividendenrendite in die Höhe. Satte 6,7 Prozent verspricht ein Engagement in der T-Aktie auf aktuellem Niveau. Einsteigen also? Nein - jedenfalls nicht auf Basis dieser Erkenntnis. Denn die Kennziffer, die bei der Aktienauswahl nach dem Crash um die Jahrtausendwende in Mode gekommen war, hat Tücken.


Dabei hatten viele Analysten schon vor dem schwarzen Donnerstag die Dividendenrendite der Telekom-Aktie als Kaufargument ins Feld geführt. "Eine hohe Dividendenrendite sichert den Kurs nach unten ab", ist an der Börse eine gängige Formel. Und dieser Wert lag bei der Telekom schon vor der jüngsten Gewinnwarnung bei glatt sechs Prozent. Dennoch fiel die Aktie nach Bekanntgabe der Zahlen wie ein Stein. Von Kursabsicherung also diesmal keine Spur.


"Wenn die fundamentalen Zahlen eines Unternehmens nicht stimmen, hält aber auch gar nichts den Kurs einer Aktie davon ab zu fallen", sagt Thomas Schüßler, bei der Fondsgesellschaft DWS für den Top Dividende zuständig und in dieser Eigenschaft selbst Anteilseigner der Telekom. "Eine Dividende gibt es ja nur, wenn in der Vergangenheit auch Gewinne erwirtschaftet wurden." Das sei bei dem Bonner Konzern zwar der Fall. Der Anstieg der Dividendenrendite aber lege nahe, dass der Markt an der Nachhaltigkeit dieser Gewinne zweifle. Und in dem Moment werde die Zahl als Kennziffer hinfällig.


Die Telekom hatte am Donnerstag die Anleger mit der Nachricht geschockt, sie müsse die Ziele für Ergebnis und Umsatz zurücknehmen. Vor allem im Inland hat der Konzern Probleme, in allen drei Geschäftsfeldern. Der Ausblick versprach wenig Besserung. Die Aktie stürzte daraufhin zeitweise um bis zu zehn Prozent ab und fand auch am Freitag keinen Boden. Konzernchef Ricke kündigte an, die Dividende für 2006 mit 72 Cent auf dem Niveau des Vorjahres zu belassen. Der fallende Aktienkurs führte daher zu einem Anstieg der Dividendenrendite (siehe Kasten).


"In den Kurslisten finden sich immer wieder mal Aktien, bei denen in der Spalte Dividendenrendite Werte von sieben oder acht Prozent eingetragen sind", sagt Werner Bader, Leiter Aktienstrategie bei der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). "Da müssen Anleger sehr vorsichtig sein." Möglicherweise habe die betreffende Aktie gerade einen Kurssturz hinter sich - was ja meistens auch seinen Grund habe -, vielleicht sei aber auch bereits bekannt, dass die Dividende künftig sinke oder gar ganz ausfalle.


Um der Kennzahl eine höhere Aussagekraft zu geben, empfiehlt Bader Anlegern, eine Reihe von Fragen vorab zu beantworten. "Wichtige Erkenntnisse gibt ein Blick in die Vergangenheit: Wie nachhaltig sind die erwirtschafteten Gewinne? Wie nachhaltig hat der Konzern eine Dividende ausgeschüttet? Gab es über die Jahre hohe Schwankungen bei der Ausschüttung? Wie viel Prozent vom Unternehmensgewinn fließen in die Dividendenzahlung?"


Denkbar sei auch, dass ein Unternehmen für die Ausschüttung auf das Eigenkapital zurückgreife, was den Aktienkurs belasten könne. Erst nach Klärung dieser Punkte sollte die Dividendenrendite als Auswahlkriterium in die Anlageentscheidung einfließen.


Bei der Telekom zeichnet sich ein Rückgang der Dividende von 2007 an bereits ab. Am Freitag senkten die Analysten reihenweise ihre Gewinnschätzungen - und lösten abermals Druck auf die Aktie aus. Behalten sie Recht, so verbleibt dem Konzern weniger Kapital, aus dem er eine Dividende bestreiten kann. Ließe er die Höhe der Ausschüttung dennoch auf dem jetzigen Niveau, so würde sich der Dividendenanteil am Ertrag erhöhen. Umso weniger wiederum bliebe der Telekom für Investitionen.


Wenigstens einen schwachen Trost gibt es für die gebeutelten Privatanleger: Auch Profis haben mit der Volksaktie danebengegriffen. So liegt Finanzinvestor Blackstone, vor sechs Wochen zu 14 Euro eingestiegen, mit seinem Engagement inzwischen bereits mehr als 20 Prozent im Minus. Auch Heuschrecken können die Schwerkraft nun einmal nicht überwinden.


Artikel erschienen am 13. August 2006
Welt am Sonntag

chinaman - Dienstag, 15. August 2006 - 05:16
Debatte
Kursdebakel der T-Aktie belebt Diskussion um den Nutzen von Analysten
Gewinnwarnung der Deutschen Telekom erwischt die Mehrheit der Zunft auf dem falschen Fuß - Experten müssen eigene Prognosen kräftig zurückstutzen.
Berlin - Die Gewinnwarnung bei der Deutschen Telekom und der folgende Absturz der T-Aktie lässt die alte Diskussion über Sinn oder Unsinn von Analysten neu aufleben. Denn kein Profi hatte ein solches Debakel auf der Rechnung. Entsprechend unvorbereitet traf die Botschaft die Märkte, was den heftigen Kurssturz erklärt.

Dabei ist die T-Aktie eines der meistbeobachteten Papiere überhaupt. Über 20 Researchhäuser widmen sich dem Wert. Beinahe täglich werden umfangreiche Studien unters Anlegervolk gebracht. Doch anscheinend sind die meisten Expertisen nicht das Papier wert, auf dem sie stehen und die hoch bezahlten Analysten überflüssig. So musste nach der Gewinnwarnung nicht nur der optimistischste Analyst, Sven-Erik Hintz von der Berenberg Bank, sein Kursziel von 20 auf 16,50 Euro stutzen. Auch Telekom-Pessimisten wie Joeri Sels von der DZ Bank und Oddo-Experte David Strauch sahen sich angesichts des Kursrutsches gezwungen, ihren fairen Wert zu reduzieren.

Insgesamt lässt sich am Verlauf der T-Aktie fast lehrbuchhaft ablesen, dass die Profis mit ihren Empfehlungen den Kursen hinterher hecheln. Rieten vor der Gewinnwarnung noch sieben Analysten zum Kauf, waren es danach - und minus zehn Prozent bei der Aktie später - nur noch drei. Unter den Rückstufern war etwa der aus Funk und Fernsehen bekannte Sal. Oppenheim-Mann Frank Rothauge, die UBS oder BNP Paribas. Die Deutsche Bank, vor dem Donnerstag noch mit einer Kaufen-Empfehlung und einem aggressiven Kursziel von 17 Euro am Markt, musste kleinlaut die Prognose um knapp ein Drittel auf zwölf Euro zurücknehmen.

Damit liegen die Profis zum wiederholten Male bei der Telekom schief. Bereits im Frühjahr folgte einem Aktieneinbruch eine Analysten-Revision. Experten machen dafür zwei Gründe verantwortlich. Zum einen hingen die meisten Strategen zu sehr an den Verlautbarungen der jeweiligen Unternehmenslenker. Und das Telekom-Management bekräftigte im November 2005 noch einmal seine Prognosen bevor nun die Gewinnwarnung folgte. Zum zweiten sind die Experten bei der Telekom im Zweifelsfall zu optimistisch. Schließlich machen die meisten Banken mit Anleiheemissionen oder Aktienplatzierungen gute Geschäfte mit den Bonnern, die durch negative Analysen nicht gefährdet werden sollen.

hz.

Artikel erschienen am Di, 15. August 2006
Die Welt

stw - Dienstag, 15. August 2006 - 08:30
"Rieten vor der Gewinnwarnung noch sieben Analysten zum Kauf, waren es danach - und minus zehn Prozent bei der Aktie später - nur noch drei."

Das ist doch wohl für Antizykliker ein erstklassiges Kaufsignal, oder ? Momentan sieht jeder nur das schwächelnde Festnetzgeschäft, keiner redet von zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern wie VDSL. Irgendwann kommt das wieder in Mode und wenn der Kurs dann wieder bei 15 EUR steht, dann gibt auch wieder positive Analystenstimmen. ICh denke dass der Zeitpunkt zum (vorsichtigen) Einstieg gekommen ist. Dennoch kann ich mir auch vorstellen, dass der Kurs noch weiter in Richtung 8 EUR fällt. Dann würde ich definitiv weiter nachlegen...

:-) stw

:-) stw

prof - Dienstag, 15. August 2006 - 10:15
@stw: Nein, Analystenstimmen sind weder ein positiver- noch ein Kontraindikator. !

Die Analysten sind - speziell im DAX-Bereich eine Hammelherde, die dem Kurs und den Nachrichten hinterherlaufen!

Man muss sich selbst eine Meinung bilden, das war speziell bei der Telekom - vor Veröffentlichung der Zahlen - möglich.
Prof

chinaman - Dienstag, 15. August 2006 - 11:04
"Momentan sieht jeder nur das schwächelnde Festnetzgeschäft, keiner redet von zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern wie VDSL"

@ stw: Wobei man aber auch die Gewichtung der Geschäfte nicht aus den Augen verlieren sollte ... Da muss man nämlich heftigst VDSL verkaufen, um den Festnetzschwund zu kompensieren ...

Ich mag solche Beamtenläden einfach nicht ...


Gruß
Chinaman

stw - Dienstag, 15. August 2006 - 13:05
Ist mir schon klar, dass VDSL erst 2008ff nennenswerte Umsätze bringt. Ich bin wirklich kein Fan der Dt.Telekom, aber derzeit ist die Berichterstattung m.E. zu einseitig. Wie gesagt, ich bin ja bei Euch und kann mir zwischenzeitlich Kurse um 8 EUR durchaus vorstellen. Den kommenden Preiskampf im Festnetz wird die Telekom jedoch wohl annehmen müssen, wahrscheinlich haben sie sogar den längeren Atem als die kleinere Konkurrenz.

:-) stw

chinaman - Dienstag, 15. August 2006 - 13:53
Na ja, bei 8 EUR würde ich dann auch noch einmal nachdenken ...


Gruß
Chinaman

chinaman - Samstag, 19. August 2006 - 06:06
EU fügt Telekom neuen Rückschlag zu

Dem Bonner Konzern droht auch bei seinem neuen VDSL-Glasfasernetz eine Regulierung. Die EU will einen Schritt weiter gehen als die Bundesnetzagentur und auch diesen neuen Markt überwachen. Milliardeninvestitionen stehen auf der Kippe.

Die Europäische Kommission macht sich dafür stark, das neue VDSL-Glasfasernetz der Deutschen Telekom nicht von der Regulierung des deutschen Breitbandmarkts auszunehmen. Die Brüsseler Behörde unterstütze die Pläne der Bundesnetzagentur zur Marktöffnung im Bereich der Breitbandnetze, sagte ein EU-Vertreter am Freitag in Brüssel. Dies solle auch das VDSL-Hochgeschwindigkeitsnetz der Telekom einschließen.

Die Bundesnetzagentur hatte der EU-Kommission im Juli ihre Vorschläge vorgelegt, wie die marktbeherrschende Stellung der Telekom beseitigt werden könnte. Darin betont die deutsche Behörde, dass sich ihr Regulierungsvorschlag nicht auf das VDSL-Glasfasernetz der Telekom bezieht. Denn bei dieser Technologie könne noch nicht entschieden werden, ob eine Regulierung erforderlich sei oder nicht.


Montag ist der Tag der Entscheidung

Ein Sprecher von EU-Medienkommissarin Viviane Reding bestätigte, dass die Bundesnetzagentur am Montag das Antwortschreiben aus Brüssel erhalten werde. "Montag ist der Tag der Entscheidung, an dem die gesamte Auseinandersetzung zu einem guten Ende kommt", sagte er.

Die Telekom hat Investitionen von rund 3 Mrd. Euro in den Aufbau ihres VDSL-Netzes davon abhängig gemacht, dass dieses vorerst von der Regulierung freigestellt wird. Die Bundesregierung unterstützt mit einem Gesetzesvorhaben die Telekom und liegt deshalb mit der EU-Kommission im Streit. Die Bundesnetzagentur will die Telekom dann vom Wettbewerb im VDSL-Netz befreien, wenn sie damit neue Dienste anbietet, die im bisherigen DSL-Netz technisch nicht möglich sind.

Die Bestrebungen der Europäischen Union sind eine weitere Hiobsbotschaft für den Bonner Konzern. Dieser hatte zuletzte die Investoren mit einer Gewinnwarnung für dieses Jahr und für 2007 geschockt. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke steht scharf in der Kritik und sucht nach einer Strategie, die die Finanzmärkte beruhigt.

chinaman - Samstag, 19. August 2006 - 06:13
HANDELSBLATT, Freitag, 18. August 2006, 17:30 Uhr
Ricke muss für Kursverluste gerade stehen


Investoren piesacken Telekom


Nach den jüngsten Kursverlusten und der Senkung der Geschäftsprognose wächst die Kritik von Investoren am Kurs der Deutschen Telekom. Nach wie vor steht Ricke unter massivem Druck, auch wenn manche Investoren zur Mäßigung in der Personaldiskussion aufrufen.


HB FRANKFURT. "Es bleiben viele offene Fragen", sagte Andreas Mark, Fondsmanager bei Union Investment, am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Telekom hat den Markt falsch eingeschätzt. Es war absehbar, dass sich der Wettbewerb verschärft." Allerdings müsse man dem nach Medienberichten unter Druck geratenen Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke nun auch Zeit geben, um die Probleme zu meistern. "Die Personaldiskussion jetzt anzufachen, halte ich für verfrüht", sagte Mark.

DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen sagte der "Financial Times Deutschland", nach den Zahlen und dem anschließenden Gespräch mit Ricke und Finanzchef Eick ernüchtert zu sein. Vergangene Woche hatte der Bonner Telekommunikationskonzern die Märkte mit einer Gewinnwarnung geschockt. Ricke steht seither unter Druck: In Medienberichten hatte es geheißen, die Verlängerung seines Ende 2007 auslaufenden Vertrages werde von den Eigentümern in Frage gestellt. Der Manager selbst hatte dagegen sein Verhältnis zur Bundesregierung, die gemeinsam mit der KfW Haupteigner ist, als gut bezeichnet.

Auch beim Finanzinvestor Blackstone, der im April für 2,7 Mrd. Euro 4,5 Prozent an der Telekom erworben hatte, wächst offenbar die Unzufriedenheit. "Momentan ist das wirklich schmerzhaft", hatte eine mit der Situation vertraute Person zuletzt gesagt. Die US-Beteiligungsgesellschaft hat im Zuge des Kurseinbruchs der "FTD" zufolge mittlerweile ihr investiertes Eigenkapital von 400 Mill. Euro komplett verloren. Das Aktienpaket decke schon jetzt kaum mehr das Volumen der beim Kauf aufgenommenen Kredite ab, hieß es zudem. "Bei weiteren Kursverlusten ist laut Bankkreisen vereinbart, dass Blackstone zusätzliches Eigenkapital stellt oder am Markt weitere Telekom-Aktien kauft", berichtete die Zeitung. Die Finanzierung des Einstiegs habe die Deutsche Bank übernommen.

Das Institut wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Auch Blackstone-Deutschlandchef Hanns Ostmeier lehnte eine Stellungnahme ab. "Wir glauben, dass die Telekom ein hervorragendes Unternehmen mit einem starken Management sowie attraktiven Kennzahlen und Marktchancen ist", hatte der Finanzinvestor beim Kauf des Anteils noch erklärt. Seither hat die Aktie allerdings rund 20 Prozent an Wert verloren. Dem Bericht zufolge müsste Blackstone bei einem weiteren Absinken des Aktienkurses auf beispielsweise acht Euro 150 Mill. Euro Eigenkapital nachschießen. Am Nachmittag notierte die Telekom-Aktie mit 11,35 Euro geringfügig über dem Vortagesschlusskurs.

stw - Montag, 21. August 2006 - 09:10
Mein Mitleid für Blackstone hält sich in Grenzen. Wenn der LKurs tatsächlich auf 8 EUR absackt, dann lachen die doch über das nachzuschiessende EK von 150 Mio, legen noch wenige Mrd. drauf und holen zum großen Schlag aus.

:-) stw

chinaman - Montag, 21. August 2006 - 12:33
21.08.2006 10:42


Machtkampf bei der Deutschen Telekom?


Nach einem Bericht der "WirtschaftsWoche" ist im Vorstand der Deutschen Telekom (Nachrichten/Aktienkurs) ein Machtkampf entbrannt. Wie die Wirtschaftszeitung aus Konzernkreisen erfahren haben will, plant der Finanzvorstand Karl-Gerhard Eick den amtierenden Konzernchef Kai-Uwe Ricke so bald als möglich abzulösen. Einer Verlängerung seines im November nächsten Jahres auslaufenden Fünfjahresvertrages als Finanzvorstand werde Eick nicht zustimmen, berichtet die "WirtschaftsWoche" weiter. Aus Aufsichtsratskreisen des Konzerns wird allerdings bekannt, dass Eick nicht der automatische Nachfolger von Kai-Uwe Ricke ist, falls dieser abgelöst werden müsste. Die T-Aktie wird durch die Personalquerelen belastet und verliert aktuell 0,4 Prozent auf 11,25 Euro.

chinaman - Montag, 21. August 2006 - 16:31
SPIEGEL ONLINE - 21. August 2006, 12:43
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,432672,00.html
EU-Beschluss

Telekom muss VDSL-Netz für Konkurrenz öffnen

Ein schwerer Schlag für die Telekom, ein Sieg für die Verbraucher: Die EU-Kommision folgte heute einem Antrag der deutschen Regulierungsbehörde, wonach der Konzern sein neues, superschnelles VDSL-Netz auch den Wettbewerbern zur Verfügung stellen muss.


Brüssel - Die EU-Kommission billigte einen umfassenden Regulierungs-Vorschlag der Bonner Bundesnetzagentur zur Regulierung des Breitbandmarktes in Deutschland - und ging dabei sogar noch einen Schritt weiter als die Regulierungsbehörde. Diese hatte zwar umfassende Vorschläge unterbreitet, wie die marktbeherrschende Stellung der Telekom in diesem Bereich beseitigt werden könne. Gleichzeitig hatte der Regulierer aber erklärt, es könne noch keine Entscheidung darüber getroffen werden, ob auch das neue, superschnelle VDSL-Netz reguliert werden müsse. Es sei noch nicht klar, welche Produkte darüber angeboten werden.

In einer Mitteilung der Kommission heißt es nun, die Regelung müsse sehr wohl von Anfang an auch für das neue Hochgeschwindigkeitsnetz gelten - ein schwerer Schlag für die Telekom. Sie hatte im Gegenzug für ihre Investitionen in das neue Netz - immerhin rund drei Milliarden Euro - eine befristete Ausnahme für das VDSL-Netz von der Regulierung verlangt. Die Bundesregierung hatte den Konzern in diesem Anliegen unterstützt. Über das Breitbandnetz sollen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 50 Millionen Bit pro Sekunde gleichzeitig Internet, Fernsehen und Telefongespräche übertragen werden.

Rüffel für die Bundesnetzagentur

Im Vergleich zu den Wettbewerbern der ehemaligen Staatsunternehmen in anderen EU-Staaten hätten Wettbewerber der Deutschen Telekom wegen des verzögerten Netzzugangs einen erheblichen Nachteil, erklärte die Kommission ihre heutige Entscheidung. Der Schritt werde zu "besseren Angeboten und niedrigeren Preisen für den Internet-Zugang führen", erklärte EU-Medienkommissarin Viviane Reding. Bisher verkaufen viele Anbieter in Deutschland lediglich Zugänge der Telekom weiter und sind von deren Technik abhängig.

In der internationalen Rangfolge bei der Breitband-Durchdringung sei Deutschland in den letzten Jahren beständig zurückgefallen, monierte Reding. Das Land habe einmal über dem Durchschnitt der EU-15 gelegen, sei zum Jahresanfang aber sogar leicht hinter den Schnitt der EU-25 zurückgefallen. Die Deutsche Telekom haben einen Anteil von 60 Prozent am Breitband-Markt, im EU-Schnitt hätten die Wettbewerber dagegen bereits einen Marktanteil von 50 Prozent erreicht. Zudem seien viele Angebote von Wettbewerbern reine Wiederverkaufs-Produkte der Telekom. Der Marktanteil von anderen Technologien als DSL sei in Deutschland im Gegensatz zu anderen EU-Ländern außerdem vernachlässigenswert gering.

Die EU-Kommission forderte die Bundesnetzagentur deshalb auf, ihre Vorschläge zur Regulierung des Breitbandnetzes "ohne weitere Verzögerung" umzusetzen. Der Telekom-Regulierer sei bisher zu zögerlich gegen die marktbeherrschende Stellung der Deutschen Telekom vorgegangen.

ase/Dow Jones/dpa/reuters

chinaman - Dienstag, 22. August 2006 - 05:18
Deutsche Telekom droht mit Investitionsstopp
Bonn - Die Deutsche Telekom droht, ihr neues Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL nicht weiter auszubauen. Die Telekom will für das ultraschnelle Glasfasernetz in 50 Städten rund drei Mrd. Euro ausgeben. Bislang seien 500 Mio. Euro in zehn Städten ausgegeben worden, sagte Telekom-Sprecher Mark Nierwetberg. "Ob wir die restlichen Investitionen tätigen, ist weiter offen und hängt von der Marktentwicklung und der Regulierung ab." Die EU-Kommission fordert die Telekom auf, ihr Breitbandnetz für die Konkurrenz öffnen, was VDSL einschließt. Einen entsprechenden Brief schrieb die zuständige Wettbewerbskommissarin Viviane Reding an die Bundesnetzagentur, die die Netze reguliert. die Telekom wollte VDSL einige Jahre ausschließlich allein nutzen, und entsprechende Gewinne einstreichen, die Netzagentur fordert, das Netz für alle Anbieter zu öffnen. Über VDSL (Very High Data Rate Digital Subscriber Line) können Internet, Fernsehen und Telefon übertragen werden.

AFP

Artikel erschienen am Di, 22. August 2006
Die Welt

chinaman - Dienstag, 22. August 2006 - 05:20
Die Telekom ist in ihrer Geschichte gefangen
Kaum kündbare Beamte aus Post-Zeiten sorgen für hohes Kostenniveau - Abwanderung der Kunden zwingt zu Preissenkungen - Wachstum des Mobilfunks verlangsamt sich
Von Thomas Heuzeroth

Kundenzahlen gehören bei der Telekom eigentlich nicht zu den am besten gehüteten Geheimnissen. Diese aber schon. Wie viele Menschen das neue und intern hoch gepriesene Internet-Fernsehen des Bonner Konzerns mit der Übertragung der Fußball-Bundesliga empfangen können, mag dort niemand sagen. In der Branche spricht man von wenigen Dutzend. Eine Klarstellung gibt es nicht. Gut möglich, dass diese zu peinlich wäre.

Stimmt die kolportierte Zahl, hat die Deutsche Telekom ein großes Problem. Denn das neue Hochgeschwindigkeitsnetz, das Telefonieren, Fernsehen und Internetsurfen zugleich ermöglichen soll, ist die große Hoffnung des Konzerns. Das Projekt mit dem Namen "Triple Play" wurde den auch zur Chefsache ausgerufen.

Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke könnte eine Erfolgsgeschichte derzeit gut gebrauchen. Vor knapp zwei Wochen musste er eine Gewinnwarnung herausgeben. Überall im Räderwerk des Unternehmens knirscht es vernehmlich. Inzwischen sogar so laut, dass er sich Fragen nach seinem Rücktritt stellen lassen muss.

Der Ex-Monopolist hat im Festnetz mit einem nie da gewesenen Schwund zu kämpfen. Derzeit laufen ihm Monat für Monat fast 170 000 Kunden davon. Das sind gut zwei Millionen im Jahr. Der Grund dafür ist klar: Arcor, Versatel und Hansenet sind mit ihren Komplettpaketen für Telefon und Internet deutlich billiger. Nun will Ricke die Reißleine ziehen. Für den Herbst kündigte er an, die Konkurrenz sogar noch um einige Euro zu unterbieten. Ricke: "Mit dem neuen Angebot wird die Telekom Europas Flatrate-Anbieter Nummer eins werden."

Die Hochpreisstrategie des Unternehmens ist damit gescheitert. Die Kunden waren offensichtlich nicht bereit, für den Namen Telekom mehr zu bezahlen. Die Besinnung kommt allerdings reichlich spät, denn die Konkurrenz hat sich schon weit in das Kerngeschäft der Bonner hineingefressen.

Zur Entschuldigung nennt die Telekom immer wieder die durch Aktionärsklagen aufgehaltene Verschmelzung von T-Online mit dem Festnetzgeschäft. Doch nichts hätte das Unternehmen davon abgehalten, schon früher auf die Preise der anderen zu reagieren.

Natürlich ist die Misere nicht Rickes Schuld allein. Die schrumpfenden Marktanteile sind politisch gewollt. Die Bundesnetzagentur achtet darauf, dass auch Konkurrenten zum Zug kommen. Die Telekom gerät damit in eine Zwickmühle. Zum einen verliert sie im Kerngeschäft Umsatz, zum anderen sind ihr auf der Kostenseite die Hände gebunden.

Im Geschäft mit dem Festnetz beschäftigt sie zu einem großen Teil Beamte aus der Zeit als Staatskonzern. Ein umfangreicher Arbeitsplatzabbau ist deswegen schwierig. "Richtig profitabel wird die Telekom aber erst, wenn sie bei insgesamt 100 000 Mitarbeitern angekommen ist", sagt ein Unternehmensberater. Derzeit beschäftigt sie aber noch mehr als 240 000. Bis Ende 2008 sollen 32 000 Stellen gestrichen werden. Mehr ist kaum durchsetzbar.

Dabei weiß Ricke schon heute nicht mehr, wohin mit seinen Mitarbeitern. Ist das Telefonnetz in einigen Jahren erst einmal auf die Internet-Protokoll-Technologie umgestellt, wird auch ein Großteil der Telekom-Techniker nicht mehr gebraucht.

Ohne den Breitbandboom in Deutschland würden die Telekom-Zahlen noch düsterer aussehen. Zwischen April und Juni hat das Unternehmen etwa 400 000 DSL-Zugänge geschaltet. Allerdings ging 96 Prozent des Nettozuwachses auf das Konto von Wiederverkäufern wie 1&1 und Freenet, die Zugänge bei der Telekom kaufen, aber unter eigenem Namen weiterveräußern. Zwar verdient die Telekom auch hier, doch muss sie den Agenten einen Teil der Einnahmen überlassen.

Auch bei dem neuen Hochgeschwindigkeitsnetz steuert die Telekom auf eine Schlappe zu. Die von ihr geforderte Freistellung von der Regulierung für das VDSL-Netz hat die EU-Kommission gegen sie aufgebracht und scheint immer weniger durchsetzbar. Die Telekom macht jedoch ihre Investitionen von drei Mrd. Euro davon abhängig.

Ausgerechnet jetzt verlangsamt sich auch noch das Wachstum der Mobilfunktochter T-Mobile. Die kleinen Konkurrenten E-Plus und O2 konnten im vergangenen Quartal deutlich mehr Kunden gewinnen als die Telekom. Nun sollen auch hier die Preise purzeln.

T-Mobile-Chef René Obermann macht darüber hinaus gerade seine ersten schmerzhaften Erfahrungen mit dem Regulierer. Nicht nur dass er die Preise für das mobile Telefonieren im Ausland senken muss. Auch bekommt er nun bei Anrufen aus dem Festnetz in sein T-Mobile-Netz weniger Geld. Dabei könnte er das jetzt gut gebrauchen. In den USA bietet Obermann inzwischen rund drei Mrd. Dollar für Mobilfunklizenzen, die er für sein Wachstum dort dringend benötigt.

Probleme im Festnetz, keine Rettung aus dem Mobilfunk. Vor diesem Hintergrund braucht die Telekom ein Krisenmanagement. Ricke hat zumindest die Telekom von der lähmenden Schuldenlast befreit, die sein Vorgänger Ron Sommer hinterlassen hat.

Doch inzwischen ist die Reihe der Vorwürfe, denen sich der Telekom-Chef erwehren muss, wieder lang. Er sei zu zögerlich bei Einkäufen im Ausland, er halte zu lange an der Trennung seiner Sparten fest, und er schaffe es nicht, die Anleger vom Weg nach oben zu überzeugen und so den Aktienkurs zu stützen.

Zumindest die Kleinaktionäre stellt er mit Dividendenzahlungen ruhig. Bei den Großaktionären wird ihm das kaum gelingen. Die Bundesregierung ist mit dem Kurs unzufrieden. Der Bund hält noch 32 Prozent am Unternehmen. Und auch Neuaktionär Blackstone ist ungehalten. Nach dem Kauf von 4,5 Prozent im April ist das eingebrachte Kapital faktisch verzerrt.

Ob Ricke mit niedrigeren Preisen das Blatt wenden kann, ist fraglich. Das Triple-Play-Angebot mit Bundesliga-Übertragung ist dafür zumindest ungeeignet. "Bei 90 Euro im Monat wollen die gar keine Kunden", sagt der Chef eines Konkurrenzunternehmens.

Mitarbeit: Lutz Frühbrodt

Artikel erschienen am Di, 22. August 2006

Artikel drucken
© WELT.de 1995 - 2006

chinaman - Freitag, 25. August 2006 - 05:47
Telekom senkt die Preise für DSL-Wiederverkäufer


Bonn - Die Deutsche Telekom hat die Preise für den Wiederverkauf von DSL-Anschlüssen nach Informationen aus Branchenkreisen deutlich gesenkt. Den Zwischenhändlern würden Abschläge von 28 bis 47 Prozent gegenüber dem regulären Verkaufspreis geboten, hieß es. Der Preis für eine einfache DSL-Leitung liege damit bei 10,50 Euro und für eine schnelle Sechs-Megabit-Leitung bei 11,50 Euro. Die Telekom lehnte einen Kommentar zu der Preissenkung ab.

Bislang erhalten Wiederverkäufer wie United Internet und Freenet Preisnachlässe von 20 Prozent. Mit dem neuen Tarifangebot will die Telekom ihr so genanntes Resale-Angebot attraktiver machen und damit die Abwanderung von Privatkunden stoppen. Im ersten Halbjahr verlor der Marktführer eine Million Kunden, die zu anderen Netzbetreibern wechselten. Mit dem attraktiveren Resale-Angebot sichert sich die Telekom zumindest die Grundgebühr von bis zu 11,50 Euro, die sie von den Wiederverkäufern erhält. Gegen das Preissystem können Wettbewerber bei der Bundesnetzagentur Einspruch einlegen, die dann die Tarife prüft. Bislang ist dort keine Beschwerde eingegangen.

dpa

chinaman - Sonntag, 27. August 2006 - 09:08
Telekom plant günstige Doppel-Flatrate

Neue Produkte, neue Preise: Vorstandschef legt zur Ifa Konzept vor


Bonn - Die vergangenen Wochen waren für Kai-Uwe Ricke alles andere als erfreulich. Jetzt wagt sich der wegen schlechter Geschäftsergebnisse schwer unter Druck geratene Chef der Deutschen Telekom offenbar aus der Deckung und startet eine umfangreiche Produkt- und Preisoffensive. Medienberichten zufolge will die Telekom erstmals Produkte wie DSL, Festnetzanschlüsse oder Mobilfunkverträge zu Paketen bündeln und zu attraktiven Pauschalpreisen (Flatrates) anbieten.

Die Pläne wolle Ricke zur Internationalen Funkausstellung (Ifa) in Berlin vorlegen, berichten das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" und die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung". Demnach wolle der Telekom-Chef dem Aufsichtsrat das Konzept am Freitag vorlegen und damit seinen eigenen Kopf retten. Die Telekom wollte die Berichte am Wochenende nicht kommentieren.


Mit den Maßnahmen sollen den Berichten zufolge verlorene Marktanteile besonders im Festnetz zurückerobert werden. Unter anderem soll demnach eine Doppel-Flatrate für Telefon und Internet zum Preis von unter 50 Euro angeboten werden. Zu diesem Tarif kann man beliebig lange telefonieren und im Internet surfen. Der Einsteigertarif sei für deutlich unter 40 Euro geplant. Auch eine Flatrate für Mobilfunkkunden solle es geben.

Zugleich sei geplant, den beiden Töchtern T-Com und T-Mobile die Zuständigkeit für Marketing und Vertrieb weitgehend zu entziehen und auf Vorstandsebene anzusiedeln. Damit sollten Querelen beendet werden. T-Mobile und T-Com hatten sich in der Vergangenheit teils mit ähnlichen Produkten Konkurrenz gemacht. Die möglichen Umstrukturierungen könnten neben Änderungen von Funktionen auch auf Veränderungen im Vorstand hindeuten.

Laut "Spiegel" will Ricke zudem ein milliardenschweres Sparprogramm auflegen, das alle Sparten des Konzerns umfassen solle. In diesem Zusammenhang solle auch die Umstellung des alten Telefonnetzes auf ein IP-Netz, das Sprache in Daten zerlegt, vorgezogen werden. Nach internen Telekom-Berechnungen könnten allein dadurch künftig rund zwei Mrd. Euro pro Jahr eingespart werden.

Die Kritik an Ricke hat sich verschärft, seit der Konzern vor zweieinhalb Wochen einen Einbruch aller seiner Geschäftsbereiche in Deutschland vermelden musste. Im ersten Halbjahr gingen der Telekom eine Million Festnetz-Anschlüsse verloren. Seitdem gab es Spekulationen um eine Entlassung des Telekom-Chefs. Ricke hatte eingeräumt, die Wachstumschancen in Deutschland überschätzt zu haben, zugleich allerdings Rücktrittspekulationen zurückgewiesen. rtr/AFP/AP

Aus der Berliner Morgenpost vom 27. August 2006

prof - Sonntag, 27. August 2006 - 17:53
Die Sache ist doch ganz einfach:

- Gebührensenkungen führen in fast gleichem Maße zu Gewinneinbußen.

- Keine Gebührensenkungen führen zu Kundenabwanderung.

Es werden wenigstens 100.000 Mitarbeiter zu viel beschäftigt - die man nicht los wird - im Vergleich zu Konkurenzunternehmen.

Der einzige Ausweg wäre, dass die Regulierungsbehörde etwas mehr zu Gunsten ihres eigenen Unternehmens entscheidet. Aber dafür fehlt denen anscheinend der Gehirnschmalz ...
Prof

stw - Montag, 28. August 2006 - 09:14
Das grundsätzliche Problem der Dt-Telekom sind tatsächlich die Beamten. Aber dieses Problem wird auf natürlichem Wege von Jahr zu Jahr kleiner... Ob Gebührensenkungen 1:1 zu Gewinneinbußen führen? Das würde ich so nicht unterschreiben, obwohl die Tendenz natürlich stimmt. Aber die Telekom wird diesen ruinösen PReiskampf sicherlich überleben und vielleicht sogar gestärkt daraus hervorgehen.

:-) stw

bagoo - Montag, 28. August 2006 - 10:15
Für die Beamten gibt es Pensionsverpflichtungen. Damit wird der Telekom das Thema schon noch einige Zeit erhalten bleiben. Die jüngsten Beamten bei der Telekom sind noch keine 40.

Gruß,

bagoo

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Deutsche Telekom: Archivierte Beiträge bis 28. August 2006