Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Premiere AG
  Thema Posts Stand
Archivierte Beiträge bis 24. Oktober 2006 20    24.10. - 04:58

chinaman - Mittwoch, 8. November 2006 - 06:20
Pay-TV
Premiere muss seine Prognose senken
Nach dem Verlust der Fußballliga-Rechte und dem Absturz an der Börse rechnet der Abonnementsender mit starken Verlusten für 2006. Der Sebder zeigt sich aber zuversichtlich für das nächste Jahr.
München - Der Abonnementsender Premiere hält die Talsohle für erreicht. "Nach dem erwartet schwierigen ersten Halbjahr 2006 beginnt der Motor von Premiere wieder rund zu laufen", sagte Vorstandschef Georg Kofler. Das abgelaufene dritte Quartal sei ermutigend gewesen und hätte einen Gewinn von 5,4 Mio. Euro gebracht. Die Abozahlen seien nur gering auf 3,37 Mio. Kunden gesunken.

Insgesamt rechnet das Unternehmen aber mit einem Nettoverlust für 2006. In den ersten neun Monaten ist wegen hoher Abschreibungen bereits ein Minus von 151,6 Mio. Euro aufgelaufen. Premiere korrigierte seine Prognose für das Jahr nach unten: Beim operativen Gewinn erwartet Kofler nur noch 40 bis 50 Mio. Euro statt ursprünglich angepeilter 90 Mio. Seit Jahresbeginn verlor Premiere 190 000 Kunden.

Die Prognose für 2007 klingt da zuversichtlicher. Finanzvorstand Michael Börnicke sieht das Nettoergebnis im kommenden Jahr "deutlich in den schwarzen Zahlen". Es würden 120 bis 140 Mio. Euro Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) erreicht, weil deutlich an den Programmkosten gespart werde. Der Umsatz würde dabei stabil gehalten und bleibe - wie voraussichtlich 2006 - bei rund 1,05 bis 1,1 Mrd. Euro.

Premiere war Ende vergangenen Jahres im Bieterverfahren um die Übertragungsrechte für die kommenden drei Bundesliga-Spielzeiten leer ausgegangen. Seit der Bundesliga-Schlappe kämpft Premiere mit einem neuen Preis- und Angebotsmodell um Kunden.

Zudem will sich das Münchner Fernsehhaus strategisch neu aufstellen und sich verstärkt als Partner und Dienstleister für andere Unternehmen etablieren. Unter anderem produziert Premiere bereits die Übertragung für die Deutsche Telekom über Internet-Protocol (IP-TV).

bur

Artikel erschienen am 08.11.2006
Die Welt

chinaman - Mittwoch, 8. November 2006 - 06:21
Premiere


Kommentar: Neues Denken gefragt


Von Burkhard Riering

Premiere fühlt sich wieder besser. Nach dem Verlust der Fußballliga-Rechte und dem Absturz an der Börse will sich der Abosender jetzt gefangen haben. Der TV-Konzern feiert die Rückkehr in die Gewinnzone und fast stabile Abo-Zahlen im dritten Quartal. Doch vergleicht Premiere hier geschickt nur mit dem Vorquartal. Einen Vergleich mit den Zahlen vor einem Jahr versucht das Management zu vermeiden. Denn hier zeigt sich der Negativtrend: Ergebnis und Abo-Zahlen sind über die Zeit erheblich eingebrochen, und der Umsatz stagniert bloß noch.

Premiere fehlt eine Wachstumsperspektive. Im angestammten Geschäft mit Pay-TV ist die Fantasie verpufft. Denn der Ex-Monopolist muss sich der aufkommenden Konkurrenz erwehren. Kabelnetzbetreiber, Free-TV-Sender und Telekoms machen Premiere das Leben schwerer.

Daher tut das Unternehmen gut daran, jetzt das Geschäftsmodell ändern zu wollen. Premiere will sich öffnen und als Partner und Dienstleister auch andere TV-Firmen unterstützen. Auf diese Weise kann der Pay-TV-Anbieter seine Erfahrungen - Technik, Marketing, Programm - vermarkten. Premiere weiß: An der Börse zählen nur Wachstumsstorys.

Artikel erschienen am 08.11.2006
Die Welt

stw - Samstag, 11. November 2006 - 21:00
ICh könnte wetten, dass es auch im kommenden Jahr eine Enttäuschung bei Premiere zu vermelden gibt. Kennt jemand eine praktikable Möglichkeit auf weiter fallende Kurse bei Premiere zu spekulieren ?

:-) stw

chinaman - Sonntag, 12. November 2006 - 11:59
"Kennt jemand eine praktikable Möglichkeit auf weiter fallende Kurse bei Premiere zu spekulieren ? "

Eine ??? Es scheint über 30 Put-Optionsscheine auf Premiere zu geben ...

Wie kann man diese selber finden ? Beispielsweise über Wallstreet-Online den Premiere Kurs aufrufen. Dann die auswahl Stammdaten Optionsscheine treffen und anschliessend die Auswahl auf die Puts einengen ...

Hab ich es klar genug beschreiben ? Falls nein, noch einmal nachfragen ...


Gruß
Chinaman

chinaman - Sonntag, 12. November 2006 - 16:45
Medien


Permira verabschiedet sich von Premiere


Die Briten steigen komplett beim Kampf um den deutschen TV-Konzern aus. Sie sammeln Geld für eine mögliche Übernahme von ProSiebenSat.1
Von Stefan Keidel und Burkhard Riering

München - Die Beteiligungsfirma Permira hat das Kapitel Premiere zugeschlagen. Am Freitag verkauften die Finanzinvestoren ihre restlichen Anteile an dem Münchner Pay-TV-Konzern. Permira und die Anteilseigner HVB, BayernLB und Bawag platzierten knapp sieben Mio. Aktien am Markt. Für die 8,4 Prozent nahmen sie 88 Mio. Euro ein. Der Premiere-Kurs fiel nach der Bekanntgabe im Tagesverlauf um drei Prozent auf 12,90 Euro.

Die britische Permira bietet auch im Rennen um eine Übernahme der Münchner TV-Senderfamilie ProSieben Sat.1. Ein Zusammenhang bestünde aber nicht, hieß es aus Finanzkreisen. Die Firma habe das Investment einfach abschließen wollen, nachdem sie schon im vergangenen Jahr die Mehrheit über einen Börsengang abgestoßen hatte. Laut Analysten ist bei Premiere kurzfristig nicht mehr mit einer größeren Wertsteigerung zu rechnen.

Dennoch sehen Branchenkreise in dem Handeln Permiras kurz vor einer Vorentscheidung über ProSiebenSat.1 zumindest eine "psychologische Komponente". Um nicht auf den Unwillen der Kartellbehörden zu stoßen, könnte Permira die Premiere-Aktien vorsorglich verkauft haben. Zwar habe Permiras Anteil nur noch bei 5,9 Prozent gelegen, doch sei das Bundeskartellamt für seine Strenge im Fall ProSiebenSat.1 bekannt. Zu Jahresbeginn hatte die Behörde dem Verlag Axel Springer AG ("Bild", DIE WELT) die Übernahme verweigert.

Der Verkaufsprozess von ProSiebenSat.1 soll nach dem Wunsch der Gesellschafter schon bis zum Jahresende über die Bühne gebracht werden. Das Konsortium um den Hauptinvestor Haim Saban soll sich bereits für einen begrenzten Kreis an Bietern entschieden haben. Ihnen stünden nun die Bücher mit den Zahlen zur Due Diligence (Bewertung) des Unternehmens zur Verfügung, erfuhr die WELT.

Im Wettbewerb um Deutschlands größtes Fernsehhaus konkurrieren nun Finanzinvestoren: So bietet Permira gemeinsam mit der US-Private-Equity-Gesellschaft Kohlberg Kravis Roberts. Ob der britische Fonds Apax tatsächlich mit Goldman Sachs bieten wird, scheint noch unklar. Der britische Fonds CVC bietet alleine.

Bis Mitte Dezember soll die Verkaufsauktion bereits beendet sein. In den vergangenen Tagen und in der kommenden Woche sollen die Interessenten ihre Geschäftsstrategien auch dem Management von ProSiebenSat.1 vorstellen. Dies ist von entscheidender Bedeutung, denn Finanzinvestoren bieten den führenden Managern meist eine größere Unternehmensbeteiligung an, um sie auf ihre Seite zu ziehen.

Anfänglich soll Haim Saban auf einen Preis von 30 Euro je Aktie bestanden haben, hieß es jetzt aus Verhandlungskreisen. Nach ersten Gesprächen sei der amerikanische Milliardär aber auf 29 Euro heruntergegangen. Der ursprüngliche Interessent Mediaset aus Mailand scheiterte bereits in dieser Woche an den Preisvorstellungen der Gesellschafter.

Artikel erschienen am 11.11.2006

Artikel drucken
WELT.de 1995 - 2006

chinaman - Samstag, 25. November 2006 - 09:32
SPIEGEL ONLINE - 25. November 2006, 08:12


URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,450644,00.html


UNGEKLÄRTE ABO-KÜNDIGUNGEN

Staatsanwaltschaft geht wegen Abzocke-Vorwurf gegen Premiere vor

Von Tobias Lill

Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Premiere. Anlass: Eine Abo-Kündigung, die der Bezahlsender nicht beachtete - was laut Verbraucherschützern bei weitem kein Einzelfall ist. Tausende Kunden hätten sich beklagt. Premiere weist die Vorwürfe zurück.

München - Die Schwäbin Christiane Hegna ist sparsam. Als ihr der Bezahlsender Premiere den Abo-Preis um mehr als 60 Prozent erhöht habe, habe sie ihren Vertrag gekündigt, sagt sie. Die zum Programmempfang unerlässliche SmartCard habe sie dem Sender fristgerecht zurückgeschickt. "Damit war die Sache für mich eigentlich erledigt." Ein halbes Jahr später habe ein Schreiben von einer Inkasso-Firma erhalten: Sie habe die SmartCard nicht zurückgeschickt und solle 75 Euro zahlen.

Hegna ärgert sich: "Die hatten sich nicht einmal die Mühe eines Erinnerungs- oder Mahnschreibens gemacht. Klar, die wollen einfach abkassieren." Mittlerweile, sagt sie, erhalte sie regelmäßig Erinnerungsschreiben und habe sich deshalb an die Verbraucherzentrale Hamburg gewandt - wie etwa 250 Kunden, deren SmartCards ebenfalls nie angekommen sein sollen. Hegna und 150 Kunden versicherten eidesstattlich, die Karte abgeschickt zu haben. Die Verbraucherzentrale glaubt an keinen Zufall. Sie hat kürzlich eine Sammelklage für 53 Ex-Abonnenten beim Amtsgericht München eingereicht, wo Premiere sitzt.

Und in Hamburg droht Premieres Vorstandschef Georg Kofler jetzt sogar strafrechtlicher Ärger. "Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Herrn Kofler wegen des Verdachts auf Betrug", bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft SPIEGEL ONLINE. Über den Stand des Verfahrens schwieg er aber.

Premiere: "Offenbar etwas schief gelaufen"

Der langjährige Premiere-Kunde Helfried-Jürgen Draeger hatte Anzeige erstattet. "Premiere nimmt unerlaubt mein Geld und erbringt keinerlei Leistung. Was ist das, wenn nicht Betrug?", fragt Draeger. Er sagt, er habe im Juli wegen des weitgehenden Bundesliga-Verlustes von Premiere sein 33 Euro teueres "Premiere-Super" mit den Paketen Sport und Film außerordentlich gekündigt. Pünktlich zum Ende der Bundesligasaison habe er seine SmartCard zurückgeschickt - der Sender seine Sonderkündigung aber mit dem Schlusssatz abgelehnt, man hoffe, Draeger sei "Deutschlands schönstes Fernsehen auch weiter ein Abonnement wert". Auch ein Angebot, den Abo-Beitrag auf 18,90 Euro zu reduzieren, habe Premiere abgelehnt. Obwohl Draeger (wie aus dem Schriftverkehr hervorgeht, der SPIEGEL ONLINE vorliegt) seine Einzugsermächtigung mehrfach widerrief, buchte Premiere über Monate hinweg weiter die monatlichen Beiträge von seinem Konto ab.

Auf Anfrage bestätigte ein Premiere-Sprecher den Eingang von Draegers Anzeige. Den Betrugsvorwurf wies er zurück, gab allerdings zu, dass "in diesem Fall offenbar etwas schief gelaufen ist". Die Kollegen aus dem Service-Bereich hätten bei der Einzugsermächtigung etwas übersehen. Nach der SPIEGEL-ONLINE-Anfrage will Premiere die gezahlte Summe an Draeger zurückbuchen.

Verbraucherschützer und wütende Kunden berichten von zahlreichen solchen Fällen, in denen SmartCards, Kündigungen oder Widerrufe von Einzugsermächtigungen angeblich nie beim Bezahl-Sender eingegangen sind oder nicht bearbeitet wurden. "Die verschwundenen SmartCards sind lediglich die Spitze des Eisbergs", sagt Gabriele Peters von der Verbraucherzentrale Niedersachsen und klagt über "skandalöse" Kundenpolitik von Premiere. Post-Sprecher Uwe Bensin versichert im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: "Es ist unmöglich, dass so viele Briefe an denselben Empfänger verloren gehen können." Schon im Sommer häuften sich bei den Briefermittlungs-Stellen der Post Anfragen von ehemaligen Abonnenten, ob ihre an Premiere geschickten Schreiben angekommen seien.

Tausende Anfragen frustrierter Kunden

Die Kritik der Verbraucherschützer ausgelöst hat vor allem der Umgang mit jenen Abonnenten, die wie Draeger nach dem weitgehenden Verlust der Bundesliga-Rechte ihren Premiere-Anschluss außerordentlich kündigen wollten. Für Kunden des Bezahlsenders mit Kabelanschluss in Nordrhein-Westfalen und Hessen oder mit Satellitenempfang in ganz Deutschland war seit Juli klar, dass sie die beiden höchsten Ligen in Zukunft nur bei der Konkurrenz von Arena verfolgen können. Deshalb wollten viele raus aus den Verträgen. "Doch Premiere verweigerte den Kunden in vielen Fällen ihr legitimes Kündigungsrecht", sagt Verbraucherschützerin Peters.

Premiere zeigt sich vor allem bei Abonnenten des Vollprogramms hart: Die Fußball-Bundesliga sei "kein wesentlicher Programmbestandteil", heißt es in den Ablehnungsschreiben. Für Carmen Gahmig, Juristin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, liegt der Fall dagegen ganz anders: "Wer ein Voll-Abo, hat darf kündigen." Schließlich mussten Kunden, die die Bundesliga sehen wollten, mindestens ein weiteres Premiere-Paket zusätzlich abonnieren. "Viele haben sich dann gleich für das nicht viel teurere Komplett-Paket entschieden."

Außerdem hätte Premiere die Kunden nach Ansicht der Verbraucherschützer individuell über die weitgehenden Programm-Änderungen informieren müssen, was ebenfalls unterblieb. Gahmig kritisiert, dass Premiere "willkürlich die AGBs, Preise und ganze Programmteile geändert" habe - und verweist auf ein (allerdings noch nicht rechtskräftiges) Urteil des Landgerichts München vom Februar. Dieses untersage "beliebige Leistungs- und Preisänderungen" seitens Premiere.

Bundesweit gingen in den vergangen Monaten laut Peters bei den Verbraucherzentralen Tausende Anfragen frustrierter Kunden einig. "Manche sind nach mehrmaligen Versuchen rausgekommen. Andere warten noch immer und werden ein ums andere Mal abgemahnt", sagt sie. Die meisten Betroffen hätten aufgegeben und würden nun die reguläre Kündigungsfrist abwarten. Auch Fußball-Blogs im Internet sind voll von Beschwerden. Die Klagen gleichen sich: Premiere antworte nicht oder verspätet, das Call Center wolle wütenden Kunden lieber weitere Verträge verkaufen als deren Probleme lösen.

Premiere: SmartCard per Einschreiben schicken

"In manchen Fällen hat Premiere auf die Sonder-Kündigungen nicht einmal reagiert", sagt Carmen Gahmig. Die Juristin rät den Kunden, deren Kündigungen nicht akzeptiert wurden, generell nicht zu bezahlen. Zwar überziehe Premiere zahlungsunwillige Abonnenten mit Abmahnungen, doch scheue der Sender eine Klage: "Denn würden Sie verlieren, hätten wir etwas in der Hand." Die Verbraucherschützerin berichtet von Fällen, in denen Kunden von Mitarbeitern des Call Centers gesagt bekämen, ihrer Sonderkündigung sei entsprochen worden, obwohl dies nicht stimme. Sie hält es für wahrscheinlich, dass Premiere systematisch Kunden an der Kündigung hindere, und findet es "merkwürdig, dass Premiere bei komplett identischen Verträgen einmal der Kündigung statt gibt und ein anderes Mal nicht".

Dass mit Tricks gearbeitet wird, bestreitet Premiere auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE. Das angeblich gehäufte Nicht-Ankommen von SmartCards erklärt ein Sprecher damit, dass diese nicht "wie von Premiere empfohlen per Einschreiben und Rückschein verschickt wurden". Auch hätten Kunden die Karten an die falsche Adresse versandt. Angesichts von 508.000 Kündigungen in den ersten neun Monaten sei die Zahl der angeblich verschwundenen SmartCards ohnehin "sehr gering". Bei der Rechtmäßigkeit außerordentlicher Kündigungen komme es "immer auf den Einzelfall an", sagt der Sprecher.

Auch der Kunde Peter Hamann, der sein Voll-Abo ebenfalls wegen des Bundesliga-Entzugs kündigte, schickte nach eigenen Angaben den Widerruf seiner Einzugsermächtigung per Einschreiben. Dennoch buchte das Unternehmen zwei Wochen später gewohnt den Monatsbeitrag ab. Andere Kunden, die zu kündigen versucht hatten, berichten SPIEGEL ONLINE von demselben Problem. Hamann sagt, er habe mittlerweile mehrere Mahnungen erhalten und "fast ein Dutzend Mal" versucht, Premiere außerordentlich zu kündigen. "Premiere war für mich immer nur die Bundesliga. Als Satelliten-Kunde bringt mir der Sender jetzt ja nichts mehr", sagt er.

Dass Premiere kürzlich verkündete, die Zahl der Abonnenten sei in den ersten neun Monaten des Jahres unterm Strich nur um rund 193.000 auf 3,37 Millionen gesunken, ist für ihn logisch: "Die lassen ja niemand raus." Besonders stört ihn, aber auch andere von SPIEGEL ONLINE befragte Kündigungswillige der Service des Premiere-Call-Centers. "Nie" habe sich jemand für ihn zuständig gefühlt, sagt Hamann. "Und wenn sich doch jemand um mich kümmerte, dann versuchten die Mitarbeiter mir alternative Verträge anzudrehen." Er fühle sich "verschaukelt und abgezockt".

Nach der Anfrage von SPIEGEL ONLINE sicherte Premiere Peter Hamann inzwischen zu, ihn aus dem Vertrag zu entlassen.

chinaman - Montag, 6. Oktober 2008 - 04:55
Nachspiel für Abozahlen-Panne


Premiere wird zum Fall für Juristen


von Lutz Knappmann (Hamburg)


Nach einer dramatischen Korrektur seiner Abonnentenzahlen trudelt der Bezahlsender Premiere immer weiter in die Krise. Neben tiefroten Zahlen und einem Absturz des Börsenwerts um mehr als die Hälfte kämpft der Münchner Pay-TV-Anbieter nun auch mit möglichen juristischen Konsequenzen.


"Entscheidend ist, ab wann Premiere von den jetzt publizierten Zahlen wusste und damit an die Öffentlichkeit hätte gehen müssen", sagte der auf Anlegerfragen spezialisierte Tübinger Rechtsanwalt Andreas Tilp am Sonntag. Er sieht für zahlreiche Premiere-Aktionäre juristische Handhabe gegen den Sender, weil ihnen kursrelevante Informationen vorenthalten worden seien.

Am Donnerstagabend hatte Premiere nach einer Aufsichtsratssitzung eingestanden, dass die Abonnentenzahl seit Jahren viel niedriger ist als angegeben. Die Premiere-Aktie stürzte daraufhin um mehr als 50 Prozent auf 4,60 Euro ab.


Premieres Geschäftsmodell steht infrage

Der von Großaktionär Rupert Murdoch installierte Vorstandschef Mark Williams hatte direkt nach Amtsantritt im September eine Neuberechnung des Abobestands angeordnet. Dabei setzte der News-Corp.-Manager Maßstäbe an, wie sie bei Murdochs Pay-TV-Sendern BSkyB und Sky Italia gelten. Das Ergebnis fiel für Premiere verheerend aus: Statt knapp 4,2 Millionen Abonnenten hat der Sender demnach 3,6 Millionen Kunden. Nur knapp 2,3 Millionen davon sind direkte Premiere-Kunden mit Laufzeitverträgen. 118.000 nutzen das Prepaidangebot Premiere Flex, die übrigen erreicht der Sender über verschiedene Partner.

Die Neuberechnung belegt, dass die Zahl der Direktkunden seit 2005, als Ex-Vorstandschef Georg Kofler Premiere an die Börse brachte, keineswegs stabil geblieben, sondern stetig gesunken ist. Damit steht Premieres Geschäftsmodell infrage - und besonders Kofler gerät stark unter Beschuss. Er war im August 2007 als Vorstandschef bei Premiere zurückgetreten. Zuvor hatte er Unternehmensanteile im Wert von rund 200 Mio. Euro verkauft.


Premiere Abonnenten.

Von den Wachstumsprognosen der Vergangenheit ist Premiere weiter entfernt denn je: Koflers Nachfolger Michael Börnicke hatte bis zu seinem Rücktritt im September betont, bis 2012 den Abobestand auf zehn Millionen steigern zu wollen.

Der nun amtierende Premiere-Chef Williams rechnet für das laufende Jahr mit einem operativen Verlust von 40 bis 70 Mio. Euro. Finanzvorstand Axel Teschner setzte er am Donnerstag mit sofortiger Wirkung an die Luft - und übernimmt dessen Aufgaben selbst.

Williams Kontrolleure haben insgesamt 940.000 Abonnenten aus Premieres Büchern gestrichen, weil diese dem Sender keinen einzigen Cent bezahlen. "Über 600.000 Verträge, die von den Kunden gar nicht aktiviert worden sind, sind einfach keine Abos", sagte Anwalt Tilp am Sonntag. "Ebenso wenig 300.000, die bereits gekündigt waren."

Laut einem Bericht des "Focus" soll Premiere unter anderem mehr als 16.000 bestehenden Kunden gratis eine Empfangskarte für das Kinderzimmer zugeschickt haben - und diese als vollwertiges Abonnement gezählt haben. Das gehe aus einem Vertriebsbericht hervor - was Premiere auf Nachfrage weder bestätigte noch dementierte.

Großaktionär Murdoch dürfte sich fragen, ob er bei seinem Einstieg im Januar mit 17,50 Euro je Aktie nicht zu viel bezahlt hat. Ob er gegen das Altmanagement des Senders juristisch vorgehen will, ist offen. Aus seinem Umfeld verlautete, der Investor wolle sich auf die Sanierung des Senders konzentrieren.

Branchengerüchte, Murdoch wolle den Sender von der Börse nehmen, klingen dagegen wenig plausibel. Denn für die übrigen knapp 75 Prozent der Aktien müsste er den Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate bezahlen - und dieser liegt nach dem jüngsten Absturz deutlich über dem aktuellen Börsenkurs.

Bewegte Zeiten bei Premiere

März 2005 Premiere geht an die Börse. Der Emissionspreis beträgt 28 Euro, die Aktie steigt am ersten Handelstag um 14 Prozent.

Dezember 2005 Bei der Ausschreibung der Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga unterliegt Premiere dem bis dahin unbekannten Konkurrenten Arena. Senderchef Georg Kofler hatte mit seiner Forderung nach exklusiveren Pay-TV-Rechten zu hoch gepokert. Mehrere Versuche scheitern, über Kooperationen ein Fußballangebot aufzubauen.

Juli 2007 Nachdem Rivale Arena mit dem Aufbau seines Fußballprogramms gescheitert ist, übernimmt Premiere dessen Bundesligarechte in einer Sublizenz - und verbucht seither gut 600.000 Kunden aus dem Arena-Bestand.

August 2007 Vorstandschef Kofler tritt vorzeitig zurück. Zuvor hatte er Aktienpakete im Gesamtwert von gut 200 Mio. Euro verkauft. Sein Nachfolger wird der damalige Finanzchef Michael Börnicke.

Januar 2008 Rupert Murdoch übernimmt knapp 15 Prozent der Premiere-Aktien - und baut den Anteil in den folgenden Monaten auf 25,1 Prozent aus.

Juni 2008 Murdoch schickt mit Mark Williams und Sky-Italia-Chef Tom Mockridge zwei Vertraute in den Premiere-Aufsichtsrat.

September 2008 Murdoch ersetzt Vorstandschef Börnicke durch seinen Vertrauten Williams, der sofort Premieres Geschäftszahlen überprüfen lässt.

Oktober 2008 Premiere muss eingestehen, dass der Abobestand um rund eine Million Kunden niedriger ist als bislang ausgewiesen. Der Aktienkurs kollabiert.



Aus der FTD vom 06.10.2008
© 2008 Financial Times Deutschland, © Illustration: Premiere, FTD.de

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Premiere AG
Eine Nachricht hinzufügen

Benutzername:   Dies ist ein privater Board-Bereich. Bitte geben Sie Ihre ID und Ihr Passwort an.
Passwort: