Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Daimler: Archivierte Beiträge bis 3. November 2004
chinaman - Sonntag, 25. April 2004 - 10:31
Die Börse freut sich momentan einfach, dass Sie bekommen hat, was sie wollte ... Ein Milliardengrab wurde erst mal geschlossen. Die langfristigen strategischen Überlegungen stehen hinter der kurzfristigen Freude erstmal zurück.

:-)
Gruß
Chinaman

trick17 - Sonntag, 25. April 2004 - 13:31
Arroganz der Manager?
Hyundai wäre sicherlich ein toller Partner
in Asien. Warum machen die DCX-Manager
so einen Scheiß, dass sie ihren
bisherigen Partner Hyundai so verärgern.

Bald haben sie nichts:
In China haben sie investiert, dürfen aber
nicht produzieren. Und die Joint Ventures
mit Hyundai sind auch kaputt. Das kann man
doch nur mit Arroganz erklären.

trick17

chinaman - Montag, 26. April 2004 - 10:26
HANDELSBLATT, Montag, 26. April 2004, 08:39 Uhr


Diskussion um Daimler-Chef voll entbrannt


Schrempp steht mit dem Rücken zur Wand


Der Aufsichtsrat berät Ende der Woche über die Zukunft des Daimler-Chrysler-Chefs.


bas/hz/ina/je FRANKFURT/M. Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp muss nach einem radikalen Kurswechsel des Konzerns beim japanischen Partner Mitsubishi Motors (MMC) um seinen Job bangen. Der Daimler-Chrysler-Aufsichtsrat wolle bereits in dieser Woche über die Zukunft des Vorstandschefs beraten, hieß es in Konzernkreisen. Außerdem werde es um die künftige Strategie nach dem Rückzug aus Japan gehen.

Daimler-Chrysler hatte in der Nacht zum Freitag überraschend angekündigt, dem angeschlagenen japanischen Partner Mitsubishi Motors keine weitere Finanzhilfe zu gewähren. Die Entscheidung wird als Niederlage Schrempps gewertet. Der Vorstandschef hat nach Informationen des Handelsblatts aus Konzernkreisen lange versucht, an Mitsubishi festzuhalten, scheiterte jedoch an unerwartet heftigem Widerstand in Vorstand und Aufsichtsrat. Schrempp habe schließlich die Flucht nach vorn angetreten und den Ausstiegsplan vorgeschlagen. Der Konzernchef habe vor dem Aufsichtsrat auch das Wort Rücktritt benutzt, hieß es.

Konzernbeobachter sagten, Schrempps Position habe Schaden genommen. Als Zeichen der Schwäche wurde gewertet, dass er es allein dem scheidenden Finanzchef Manfred Gentz überlassen habe, die brisante Entscheidung zu erläutern. Auf die Frage, warum Schrempp sich nicht den Analysten und Journalisten stelle, hatte Gentz geantwortet: „Er steht heute nicht zur Verfügung.“ Gentz wollte sich zu möglichen personellen Konsequenzen nicht näher äußern. „Das ist allein Sache des Aufsichtsrats“, sagte er.

Im Unternehmen hieß es, Schrempp sei nach China geflogen, um an einem seit Monaten geplanten Treffen des International Advisory Board des Konzerns teilzunehmen, eines Gremiums, in dem Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft über die Zukunft des Konzerns beraten. Ein Rücktritt stehe dagegen nicht zur Diskussion.


Mit dem harten Schnitt bei MMC endet das Tauziehen um die Zukunft des krisengeschüttelten japanischen Autobauers zwischen Daimler-Chrysler und den übrigen Großaktionären der Mitsubishi-Gruppe. Wochenlang hatten Daimler-Manager an einem Rettungsplan für MMC gefeilt, der Grundlage für eine massive Kapitalspritze von mehr als 5 Mrd. Euro für die 37-%-Beteiligung von Daimler sein sollte. Daimler-Chrysler ist seit 2000 an MMC beteiligt. Damit wollte Schrempp nach der Fusion mit Chrysler einen weltumspannenden Autokonzern schmieden, der auf allen Märkten eine wichtige Rolle spielen sollte. Die Vision einer „Welt-AG“ ist zentraler Bestandteil von Schrempps Strategie.

Auch die Kooperation mit dem zweiten Partner in Asien, Hyundai, gestaltet sich schwierig. Eine LKW- Allianz und eine Kooperation bei Motoren stehen nach Informationen aus Branchenkreisen vor dem Aus. Der koreanische Hersteller, an dem Daimler mit 10,5 % beteiligt ist, wolle die Kooperationsverträge in der nächsten Woche kündigen.

In Finanzkreisen ist die Diskussion um die Zukunft Schrempps bereits voll entbrannt. Deka-Fondsmanager Michael Schneider sagte dem Handelsblatt, Schrempp müsse die Konsequenzen aus dem fehlgeschlagenen Mitsubishi-Engagement ziehen. Der Konzern habe in den vergangenen fünf Jahren 40 Mrd. Euro Börsenkapitalisierung verloren. „Natürlich kann man da die Frage stellen, ob derjenige, der das zu verantworten hat, daraus die Konsequenzen ziehen soll. Meine persönliche Antwort darauf lautet: Ja.“ Michael Punzet, Analyst der Landesbank Rheinland-Pfalz, sagte: „Der Stuhl von Schrempp ist angesägt.“ Klaus Kaldemorgen von Deutschlands größter Fondsgesellschaft DWS, deren Mutterkonzern Deutsche Bank Großaktionär bei Daimler ist, sagte, das Daimler-Management dürfe sich keine Fehler mehr leisten.

Der Aufsichtsrat hatte Schrempps Vertrag erst kurz nach der Hauptversammlung Anfang April bis 2008 verlängert. Auf das Gremium konnte Schrempp sich bislang immer verlassen – vor allem auf Hilmar Kopper, Daimler-Aufsichtsratschef und Ex-Vorstandssprecher der Deutschen Bank, die 12 % der Daimler-Chrysler-Anteile hält. Doch die Bank macht unter ihrem neuen Chef Josef Ackermann keinen Hehl daraus, dass sie sich mittelfristig von ihrer Beteiligung trennen möchte – allerdings nicht zum aktuellen Aktienkurs. Einige Investoren vermuten deshalb, dass die Deutsche Bank den Sinneswandel von Schrempp bewirkt habe. Ein Banksprecher dementierte jedoch, dass das Geldhaus Druck ausgeübt habe.

stephan - Montag, 26. April 2004 - 18:56
Pure Ironie
Endlich (erstmals?) trifft Schremp mal eine richtige strategische Entscheidung und schon soll er gehen

chinaman - Freitag, 30. April 2004 - 07:58
Aus der FTD vom 30.4.2004 www.ftd.de/daimlerchrysler
DaimlerChrysler: Aufsichtsrat stützt Schrempp
Von Guido Reinking, Hamburg, und Thomas Clark, New York

Der Aufsichtsrat von DaimlerChrysler hat sich demonstrativ hinter Vorstandschef Jürgen Schrempp gestellt. Er habe die "volle Unterstützung" des Aufsichtsrats, teilte der Konzern nach einer Sitzung des Kontrollgremiums in New York mit.

Zudem trage der Aufsichtsrat die "strategische Ausrichtung des Unternehmens in vollem Umfang" mit. Zuvor hatte Finanzvorstand Manfred Gentz bei der Präsentation der Quartalszahlen nach mehrfacher Nachfrage gesagt, der Vorstand stehe geschlossen und loyal hinter Schrempp. Alle Beschlüsse, auch der des Ausstiegs aus der Allianz mit Mitsubishi Motors, "werden diskutiert und geschlossen umgesetzt", sagte Gentz.

Damit beendet das Unternehmen Spekulationen um Konzernchef Schrempp. Dessen Verbleib an der Spitze war nach der Mitsubishi-Entscheidung vor einer Woche in Zweifel gezogen worden. Der Vorstand hatte nach kontroverser Debatte gegen die ursprüngliche Empfehlung Schrempps entschieden, keine weiteren Mittel für die 37-Prozent-Beteiligung Mitsubishi Motors zu überweisen.


Zahlen entlasten Schrempp


Auch die am Donnerstag vorgelegten positiven Quartalszahlen des Konzerns entlasten Schrempp. "Hätte der Aufsichtsrat heute anders entschieden, wäre Schrempp ausgerechnet zu einem Zeitpunkt entlassen worden, zu dem die Zahlen wieder deutlich besser werden", sagte Analyst Georg Stürzer von der HypoVereinsbank.


Auf der Aufsichtsratssitzung gab es zugleich eine unerwartete Personalentscheidung: Der deutsche Chrysler-Manager Wolfgang Bernhard wird nicht Mercedes-Chef. Der 43-jährige Bernhard war erst Mitte Februar zum Nachfolger von Mercedes-Chef Jürgen Hubbert ernannt worden, der im August altersbedingt ausscheiden sollte. Hubbert werde zunächst im Amt bleiben, gab der Aufsichtsrat am Donnerstag bekannt.


Bernhard soll bereits auf der Suche nach einer neuen Aufgabe außerhalb des DaimlerChrysler-Konzerns sein, bleibt jedoch Vorstandsmitglied. Er sollte Mercedes ab 1. Mai zunächst gemeinsam mit Hubbert leiten. Offenbar ist es bereits vor seinem Antritt in Stuttgart zu einem tiefen persönlichen Zerwürfnis zwischen ihm und Hubbert sowie Schrempp gekommen.


Betriebsrat begrüßt Bernhards Abgang

Bernhards Abgang hat nur am Rande mit dem Mitsubishi-Fall zu tun. "Bernhard hat versucht, den radikalen Sanierungsstil, den er von seiner Zeit bei Chrysler gewohnt ist, auch bei Mercedes einzuführen", sagte ein DaimlerChrysler-Insider. Er habe mit seinem "amerikanischen Führungsstil" Mercedes-Führungskräfte vor den Kopf gestoßen. Zudem habe es mit Hubbert Auseinandersetzungen über die künftige Ausrichtung von Mercedes gegeben, heißt es in Stuttgart.


Für DaimlerChrysler-Chef Schrempp ist der Abgang des als Shootingstar der Branche gefeierten Bernhard auch eine persönliche Niederlage: Schrempp hatte Bernhard entdeckt, als dieser den Produktionsanlauf der neuen S-Klasse organisierte. Danach bereitete er ihn systematisch auf eine höhere Aufgabe vor. Die Berufung zum Mercedes-Chef fand auch auf Schrempps persönlichen Wunsch statt.


Bernhards forscher Ton kam im konservativen Umfeld von Mercedes nicht an. Schrempp wollte ihm zunächst noch eine Chance geben, so ein Insider, doch Hubbert habe auf eine rasche Lösung gedrungen. Als sich Bernhard dann in der Mitsubishi-Diskussion im Vorstand auf die Seite der Schrempp-Kritiker schlug, brachten Schrempp und Hubbert den Fall im Aufsichtsrat zur Sprache. Dort stießen beide auf offene Ohren, denn auch die Arbeitnehmerseite hatte mit Bernhard Probleme. Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Betriebsratschef Erich Klemm teilte am Donnerstag mit, er begrüße die Entscheidung. Es hätten sich die Zweifel gemehrt, ob Bernhard zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern fähig sei.

chinaman - Freitag, 30. April 2004 - 17:47
D A I M L E R / M I T S U B I S H I
Focus Online

Trennung nicht endgültig?

Nach einer außerordentlichen Hauptversammlung in Tokio sagte der neu gewählte Präsident, Chairman und CEO, Yoichiro Okazaki am Freitag: „Die Verhandlungen gehen weiter“.

Mitsubishi Motors stehe vor der „härtesten Herausforderung“ seiner Geschichte, die die Existenz des Konzerns gefährden könne, sagte er.

Auf der Hauptversammlung verlangten wütende Aktionäre vom Mitsubishi-Management eine Erklärung, wie es dazu kommen konnte, dass der größte Einzelaktionär DaimlerChrysler in der vergangenen Woche alle Finanzhilfen für den hochverschuldeten viertgrößten japanischen Autobauer einstellte. Mitsubishi-Vorstand Keiichiro Hashimoto erwiderte lediglich: „Auch für uns war das eine große Überraschung“. Einzelheiten zu den laut Mitsubishi weiter laufenden Gesprächen mit DaimlerChrysler wollte Konzern-Chef Okazaki, der die Nachfolge des am Montag zurückgetretenen Deutschen Rolf Eckrodt antrat, nicht nennen.

Die Gespräche seien sehr umfassend. „Dies ist eine wirklich sensible Angelegenheit", sagte Okazaki. Gemeinsames Ziel sei, dass beide Parteien als Gewinner aus der derzeitigen Situation hervorgehen können. DaimlerChrysler-Nutzfahrzeug-Vorstand Eckhard Cordes war zuvor auf der Hauptversammlung als nicht geschäftsführendes Mitglied in den Vorstand des japanischen Autobauers bestellt worden.

Mit anderen möglichen Partnern außerhalb der Mitsubishi-Gruppe werde nicht verhandelt, sagte Okazaki. „Derzeit haben wir so etwas nicht vor", sagte er. Ein Firmensprecher wies einen japanischen Zeitungsbericht zurück, wonach die Toyota-Gruppe um Hilfe gebeten werden solle. Die Mitsubishi-Gruppe mit den drei Großaktionären Mitsubishi Heavy Industries, Mitsubishi Corp und der Bank of Tokyo-Mitsubishi plant Medienberichten zufolge Mitsubishi Motors 200 Milliarden Yen (1,5 Milliarden Euro) bereitzustellen. Doch wird dies als unzureichend angesehen, um den Autobauer langfristig zu gesunden.

Okazaki kündigte für Ende Mai einen eigenen neuen Sanierungsplan an. In diesem Zusammenhang muss Mitsubishi eine milliardenschwere Finanzierung sicherstellen. Zu diesem Zweck räumte die Hauptversammlung dem Vorstand weit reichende finanzielle Spielräume ein. So kann der Mitsubishi-Vorstand fortan neue Aktien ausgeben. Dieses so genannte genehmigte Kapital entspricht dem Vierfachen der momentan im Umlauf befindlichen Aktien des Unternehmens. Theoretisch könnte sich das Aktienvolumen auf bis zu 5,9 Milliarden Anteilsscheine belaufen. Um Mitsubishi Motors wiederzubeleben, gelte es zuerst, „unsere Unternehmenskultur zu reformieren", sagte Okazaki.

(Quelle: dpa)

chinaman - Dienstag, 4. Mai 2004 - 07:58
Aus der FTD vom 4.5.2004
China-Geschäft soll Schrempps Asienstrategie retten
Von Guido Reinking, Hamburg

DaimlerChrysler beschleunigt nach dem Ende der Allianz mit Mitsubishi Motors und dem bevorstehenden Ausstieg bei Hyundai sein Aufbauprogramm in China. Dort sollen von 2005 an pro Jahr bis zu 25.000 Mercedes-Limousinen der Typen E- und C-Klasse gebaut werden.


Auch Chrysler will in China mit neuen Modellen die Produktion steigern. Am Montag unterzeichneten DaimlerChrysler-Vorstandschef Jürgen Schrempp und der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao einen Vertrag über Investitionen von 1 Mrd. Euro. Das Geld dient unter anderem zum Aufbau einer Mercedes-Fertigung und zum Ausbau des bestehenden Joint Ventures Beijing Jeep. "Der Aufbau eines Produktionsstandortes in China ist ein entscheidender Faktor unserer Asienstrategie", sagte Schrempp während des Staatsbesuches Jiabaos.

DaimlerChrysler will die Lücke schließen, die der Ausstieg aus der Mitsubishi-Allianz und das nahe Ende der Hyundai-Partnerschaft hinterlassen. Der Konzern hat sich weiter vom Ziel entfernt, 25 Prozent des Umsatzes in Asien zu machen. Derzeit sind es rund sieben Prozent. In China kommt DaimlerChrysler ohne Mitsubishi und Hyundai nur auf einen Marktanteil von unter einem Prozent. Damit gehört der Konzern dort zu den kleinsten Anbietern.


Mercedes und Chrysler sollen zwei neue Produktionshallen bei Peking beziehen. In der Investitionssumme von 1 Mrd. Euro ist auch der Bau einer Lackieranlage vorgesehen. Zudem will Chrysler die alte Modellpalette durch die neuen Generationen der Geländewagen Cherokee und Grand Cherokee ersetzen.

tapir42 - Donnerstag, 6. Mai 2004 - 10:37
Habe gerade im Netz ein Nachricht gelesen, dass der Japanische Staat mit einer Milliardenbürgschaft Mitsubishi wieder flott kriegen will.
Das wäre natürlich schön für Schremp und den Kurs der Aktie:-)

chinaman - Freitag, 21. Mai 2004 - 21:10
ANTEIL VERWÄSSERT

Daimler verliert Kontrolle über Mitsubishi

Nach einem Milliardenverlust sieht der japanische Autobauer Mitsubishi Motors nur noch eine "letzte Chance". Japanische Schwesterunternehmen haben einen Sanierungsplan beschlossen. Dadurch wird der bisher dominierende Aktionär an den Rand gedrängt.

Tokio - Bei der Sanierung sollen mehrere Werke geschlossen werden. Die Beschäftigtenzahl werde um rund 11.000 auf etwa 38.000 reduziert, die Produkte würden erneuert und die Führungsspitze komplett umgekrempelt - das zumindest versprach Unternehmenschef Yoichiro Okazaki am Freitag in Tokio.

Der jetzt beschlossene Sanierungsplan wird über eine Kapitalspritze in Höhe von mindestens 450 Milliarden Yen (rund 3,3 Milliarden Euro) finanziert. Verschiedene Unternehmen der Mitsubishi-Gruppe schultern den größten Teil - insgesamt 270 Mililiarden Yen.

Zehn Milliarden Yen steuert der strategische Partner China Motor Corporation bei. 170 bis 200 Milliarden Yen kommen von zwei Finanzinvestoren. Die japanische Phoenix Gruppe übernimmt Stammaktien im Wert von 70 Milliarden Yen und hat eine Option dies auf 100 Milliarden Yen zu erhöhen. Die verbleibenden 100 Milliarden Yen kommen von der US-Großbank JP Morgan.

Der Anteil von DaimlerChrysler an MMC nimmt dadurch deutlich ab - von derzeit 37 Prozent der Aktien auf 23 oder 22 Prozent. Damit haben die Deutschen keine Sperrminorität mehr. DaimlerChrysler hatte im April überraschend angekündigt, an der Kapitalerhöhung für MMC nicht teilnehmen zu wollen. Der deutsch-amerikanische Konzern will aber bei der Produktion von Plattformen und des so genannten Weltmotors strategischer Partner von MMC bleiben.

Vom angekündigten Stellenabbau bei MMC sind vor allem Posten betroffen, die nicht direkt mit der Produktion zu tun haben. Hier sollen 7600 der 26.400 Stellen abgebaut werden. Das Hauptquartier wird von Tokio nach Kyoto verlegt. Außerdem wird die Anzahl der Vorstandsposten um 37 Prozent gesenkt. In der Produktion soll die Kapazität um 17 Prozent gedrosselt werden und gleichzeitig die Auslastung um 25 Prozentpunkte steigen.

Am frühen Freitag war bekannt geworden, dass MMC wegen hoher Steuerbelastungen tiefer ins Minus gerutscht ist als noch im Februar prognostiziert wurde. Der Verlust belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 215,4 Milliarden Yen (rund 1,6 Milliarden Euro), im laufenden Jahr wird er weiter steigen. Mitsubishi Motors verfehlte die eigene Verlustprognose von 72 Milliarden Yen deutlich. Der Konzern wird eigenen Prognosen zufolge erst ab 2006/07 wieder schwarze Zahlen schreiben.

Der Umsatz sank 2003/04 um 7,9 Prozent auf 2,52 Billionen Yen (rund 17 Milliarden Euro), was MMC vor allem auf einen geringeren Absatz in den USA zurückzuführte. In den anderen Regionen konnte der japanische Autohersteller seinen Absatz leicht steigern.

chinaman - Samstag, 12. Juni 2004 - 05:16
Bei Mercedes-Benz könnten 10000 Jobs wegfallen

McKinsey-Papier: Stuttgarter Automobilhersteller hat Produktivitätsreserven von etwas mehr als zehn Prozent

Düsseldorf - Der Daimler-Chrysler-Tochter Mercedes-Benz stehen drastische Einsparungen bevor. Nach Informationen der WELT besitzt der Autohersteller Produktivitätsreserven von etwas mehr als zehn Prozent. Das ergibt sich aus einem internen Papier, das die Unternehmensberatung McKinsey für den Stuttgarter Autobauer erstellt hat. Mercedes-Benz beschäftigt weltweit rund 104 000 Menschen und könnte demnach auf etwas mehr als 10 000 verzichten - ohne Abstriche bei Produktion und Qualität.


Als eine erste Konsequenz des Projektes mit dem Namen "MCG Best" sollen ab 2004 vor allem am Standort Sindelfingen Arbeitsplätze abgebaut werden. Betriebsbedingte Kündigungen seien allerdings nicht geplant, hieß es in Unternehmenskreisen. Der Stellenabbau soll dadurch erfolgen, dass befristete Zeitverträge nicht verlängert werden. Außerdem will der Konzern Mitarbeiter verstärkt für Altersteilzeit gewinnen.


Als Grund für den Arbeitsplatzabbau werden in informierten Kreisen unter anderem die weiteren Rationalisierungsfortschritte mit dem Anlauf der neuen C-Klasse genannt, die zurzeit noch den Projektnamen W204 trägt. "Mit den produktionstechnischen Verbesserungen wird weniger Personal benötigt", heißt es in Sindelfingen.


Weder McKinsey noch Daimler-Chrysler wollten die Informationen kommentieren. "Die Mercedes Car Group arbeitet kontinuierlich an Effizienzsteigerungen, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen und die führende Position im Luxussegment abzusichern", sagte ein Daimler-Sprecher. Zu inhaltlichen Details nehme der Konzern keine Stellung. Die Effizienzprobleme bei Mercedes waren kürzlich Grund für eine Führungskrise bei Daimler-Chrysler. So durfte der designierte Mercedes-Chef Wolfgang Bernhard auf Druck von Gewerkschaftern seinen Job gar nicht erst antreten, weil er dem Vernehmen nach zu aggressive Rationalisierungsmaßnahmen plante. Da.


Artikel erschienen am 12. Juni 2004
Die Welt

chinaman - Samstag, 12. Juni 2004 - 05:19
McKinsey-Papier setzt Daimler unter Druck
Hohe Produktivitätsreserven - Wachstum und freiwillige Abgänge sollen das Problem lösen
von Marco Dalan

Düsseldorf - Daimler-Chrysler will den Überhang von mehr als 10 000 Stellen bei seiner wichtigsten Tochter Mercedes Benz ohne Entlassungen bewältigen. Nach Informationen der WELT soll der Stellenabbau vor allem über natürliche Fluktuation, also freiwilligen Abgängen und Wechsel der Mitarbeiter in den Ruhestand, sowie Altersteilzeit und dem Abbau befristeter Verträge bewältigt werden.


Die Produktivitätsreserven bei Mercedes-Benz sind das Ergebnis eines vertraulichen Papiers der Unternehmensberatung McKinsey. Danach könnten etwas mehr als 10 000 der weltweit 104 000 Arbeitsplätze gestrichen werden, ohne dass der Autoabsatz oder die Qualität der Fahrzeuge darunter litten.


Die Ineffizienzen bei der wichtigsten Tochter des Daimler-Konzerns hatten erst kürzlich zu einem Zerwürfnis innerhalb des Daimler-Managements geführt. So musste Wolfgang Bernhard, der im Mai neuer Mercedes-Chef werden sollte, zwei Tage vor seinem Amtsantritt doch noch ausgewechselt werden. Angeblich hatte Bernhard bei der Tochter hart durchgreifen wollen. Nicht nur die Gewerkschaften, sondern auch führende Mercedes-Manager haben sich daraufhin dem Vernehmen nach gegen Bernhard gestellt.


Das Bekanntwerden des internen Papiers könnte nun den Druck auf Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp erhöhen, bei der wichtigsten Konzern-Tochter stärker durchzugreifen. Der traditionsreichste deutsche Automobilkonzern gilt seit der Übernahme des amerikanischen Autobauers Chrysler als renditeschwach. Wettbewerber wie Toyota und BMW erzielen weitaus höhere Umsatzrenditen. Allerdings hatte es Schrempp in der Vergangenheit nicht gewagt, bei der Ertragsperle Mercedes allzu hart durchzugreifen. Noch im vergangenen Jahr erzielte die Tochter 60 Prozent des Konzerngewinns.


Das Großprojekt von McKinsey, das den Namen "MCG Best" trägt und seit zwei Jahren läuft, zeigt nun, dass mehr drin ist. Neben der Effizienzsteigerung beschäftigt sich "MCG Best" mit allen Bereichen der Wertschöpfungskette - von der ersten Idee eines Fahrzeugs bis hin zum Kundenservice. So entstanden unter anderem das Mercedes-Benz-Projekt SGP II - SGP steht für Strategische Geschäftsplanung - unter der Verantwortung von McKinsey. "MCG Best" soll auch die aktuelle Modelloffensive unterstützen.


Weder McKinsey noch Daimler-Chrysler wollten sich zu dem internen Papier und anstehenden Restrukturierungsplänen äußern. "Wir nehmen grundsätzlich nicht zu Klienten Stellung", sagte ein Sprecher. Bei Daimler-Chrysler hieß es wiederum: "Die Mercedes Car Group arbeitet kontinuierlich an Effizienzverbesserungen, um die Wettbewerbsfähigkeit sicher zu stellen und die führende Position im Luxussegment abzusichern." Zu inhaltlichen Details nehme der Konzern aber keine Stellung.


Als erste Konsequenz aus den Erkenntnissen der Berater will Daimler-Chrysler im Jahr 2005 am Standort Sindelfingen bereits Stellen abbauen. Deshalb sollten befristete Zeitverträge nicht verlängert werden. Auch mehr Altersteilzeit-Verträge und Arbeitsplatzverlagerungen ins Werk Rastatt sind geplant.


Als Grund werden in informierten Kreisen die weiteren Rationalisierungsfortschritte mit dem Anlauf der neuen C-Klasse genannt, die derzeit noch den Projektnamen W204 trägt. "Mit den produktionstechnischen Verbesserungen wird weniger Personal benötigt", heißt es in Sindelfingen.


Derzeit sind am Standort Sindelfingen, an dem die Mercedes-Benz C-, E-und S-Klasse sowie der Maybach produziert werden, rund 41 000 Menschen beschäftigt. Allein im Werk Sindelfingen, in dem 31 000 Menschen arbeiten, wurden per Ende vergangenen Jahres 1500 Altersteilzeitverträge abgeschlossen, die kurz- und mittelfristig umgesetzt werden. Hinzu kommen weitere 800 Zeitarbeitsverträge, die offenbar im kommenden Jahr auslaufen und nicht verlängert werden sollen.


Daneben lockt Daimler-Chrysler derzeit Sindelfinger Beschäftigte mit einer Prämie von 10 000 Euro ins 100 Kilometer entfernte Werk Rastatt. Die zusätzlichen Mitarbeiter werden für den Anlauf der neuen A-Klasse benötigt. 120 Sindelfinger haben sich bereits für einen Wechsel nach Rastatt entschieden.


Artikel erschienen am 12. Juni 2004
Die Welt

chinaman - Samstag, 12. Juni 2004 - 05:20
Baustelle Mercedes
Der Kommentar
von Marco Dalan

Zehntausend überzählige Arbeitsplätze bei Mercedes-Benz - diese Zahl ist gewaltig. Dennoch sind Kündigungen nicht zwangsläufig. Angesichts von mehr als 100 000 Beschäftigten ließe sich der Umbau über freiwillige Kündigungen oder den Wechsel in den Ruhestand bewältigen.


Wie brisant dennoch die Thematik ist, hat kürzlich der Abgang des designierten Mercedes-Chefs Wolfgang Bernhard gezeigt. Der als Sanierer bekannte Jungmanager wollte die Kosten schnell - womöglich auch durch Kündigungen - verringern und scheiterte damit an den Gewerkschaften.


Das Opfer Bernhard dürfte dennoch nicht das letzte Wort des Konzernchefs Jürgen Schrempp in Sachen Mercedes gewesen sein. Denn der angeschlagene Vorstandschef muss nicht nur die Gewerkschaften befriedigen, sondern auch unzufriedene Aktionäre. Die Umsatzrendite Daimler-Chryslers liegt bei gerade mal 5,3 Prozent - bei BMW hingegen bei 7,9 Prozent.


Gleichzeitig hat der Konzernvorstand für seine wichtigste Tochter ehrgeizige Vorgaben gemacht. Bis 2010 soll die Zahl der verkauften Mercedes-Modelle schrittweise von heute 1,1 auf dann 1,5 Mio. Einheiten steigen - bei einem konstanten Personalbestand von rund 100 000 Menschen. Sollte sich abzeichnen, dass dieses Ziel nicht einzuhalten ist, werden auch in Stuttgart Kündigungen kein Tabu mehr sein.


Artikel erschienen am 12. Juni 2004
Die Welt

chinaman - Dienstag, 15. Juni 2004 - 08:28
Im Schatten des Sterns
Bei Mercedes-Benz muss etwas passieren: Weil die Kosten stetig gedrückt werden, leidet die Qualität. Gleichzeitig hat die Konkurrenz die effizientere Produktion
von Marco Dalan

Ein Blatt Papier und ein Bleistift, das reichte. Wenn der im Februar verstorbene frühere Mercedes-Chef Helmut Werner die Bedeutung der Marke Mercedes-Benz in der damaligen Daimler-Benz AG darstellen sollte, machte er wenig Worte. Er nahm ein Blatt Papier, zeichnete ein Rechteck und schraffierte drei Viertel. "Das Rechteck ist der Gesamtkonzern, die schraffierte Fläche, das bin ich", sagte er vor fast zehn Jahren über das automobile Gütesiegel der deutschen Industrie.


Inzwischen aber hat der glänzende Lack Kratzer abbekommen. Das Strahlen des Sterns droht zu verblassen, wegen Qualitätsproblemen, wegen Rückrufaktionen, die dem Image schlecht bekommen, und weil der Absatz zurückgeht, was allerdings nicht zuletzt an Modellwechseln liegt. Das Selbstverständnis indes ist geblieben, wie es schon zu Werners Zeiten war. Woraus folgt: Wer Mercedes-Benz schlecht macht, der bekommt Ärger. So wie Wolfgang Bernhard. Der bezeichnete die Marke mit dem Stern als Sanierungsfall. Ein Frevel, der bestraft wurde, Bernhards Karriere bei Daimler-Chrysler war damit beendet. Drei Tage bevor er als Nachfolger dem bisherigen Mercedes-Chef Jürgen Hubbert benannt werden sollte, das war Ende April, wurde Bernhard degradiert. Nun ist er Vorstand zur besonderen Verwendung, mit Sekretärin und Büro im Werk Untertürkheim.


Doch was hatte Bernhard eigentlich getan? Es ist Ende März 2004. Die Daimler-Welt ist - bis auf die alltäglichen Nöte - noch in Ordnung. Der deutsch-amerikanische Automobilkonzern quält sich noch immer mit der Frage, ob es nicht an der Zeit wäre, einen Schlussstrich zu ziehen unter das Engagement bei Mitsubishi Motors und Hyundai. Noch geht es im Vorstand verhältnismäßig ruhig zu, noch ist Bernhard designierter Chef der wichtigsten Konzernmarke des Konzerns. Gemeinsam mit Jürgen Hubbert ist Bernhard nach Sindelfingen gekommen, um mit den Führungskräften der so genannten Ebenen E1 (Manager im Range eines "Vice President") bis E3 des Traditionswerks zu diskutieren. Bernhard fragt, so wird berichtet, nach Optimierungsmöglichkeiten und Einsparpotenzialen, er spricht Personalthemen und Rationalisierungswege an. Sachlich und präzise, verbindlich im Ton, aber hart in der Sache - "er stellte gescheite Fragen", sagt einer, der dabei war. Kluge Fragen, gewiss, aber indem er sie stellte, begann auch Bernhards Demontage.


Denn den anwesenden Führungskräften wurde sehr schnell klar, dass der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Bernhard deutlich tiefer als jeder andere Mercedes-Chef vor ihm in das operative Geschäft der Marke mit dem Stern eingreifen würde. Bernhard gilt als Manager, der seine Urteile rasant wie auch erbarmungslos fällt. So untersagte er etwa im März dem Leiter des Mercedes-Werkes in Rastatt, 300 neue Beschäftigte einzustellen, die für die Anlaufproduktion der neuen A-Klasse vorgesehen waren.


Nun aber erweist sich, dass Bernhard seine Gründe hatte und das, was er für Mercedes geplant hatte, offenbar dringend vonnöten ist: eine stärkere Lenkung des operativen Geschäftes. Vor allem in Sachen Kosten gäbe es etwas zu tun, hat die Unternehmensberatung McKinsey festgestellt (die WELT berichtete am gestrigen Montag). Der Pkw-Bereich von Mercedes hat nach einer internen Analyse von McKinsey Produktivitätsreserven von etwas mehr zehn Prozent. Der Stuttgarter Autobauer beschäftigt weltweit rund 104 000 Menschen und könnte laut der McKinsey-Studie auf etwas mehr als 10 000 verzichten - ohne dass Abstriche bei Produktion und Qualität gemacht werden müssten.


In den vergangenen Jahren ist Mercedes-Benz sehr schnell gewachsen. 1995 setzten die Stuttgarter 583 000 Fahrzeuge ab, im vergangenen Jahr waren es 1,1 Mio., für das Jahr 2010 rechnet das Unternehmen mit 1,5 Mio. verkauften Autos. Rechnet man die Verkäufe der zu Mercedes gehörenden Marke Smart hinzu, dann würde die Zahl der verkauften Pkw auf 1,8 Mio. steigen. Auf Zuwächse bei den Verkäufen reagierte Mercedes-Benz in der Vergangenheit stets mit zusätzlichen Neueinstellungen. Dabei wurden auch zahlreiche befristete Stellen in unbefristete umgewandelt. Mittlerweile aber hat das Unternehmen bei Synergien und Rationalisierung in der Produktion Fortschritte gemacht. Montierten früher vier Arbeiter vier Sitze, lässt sich die gleiche Arbeit heute allein oder zu zweit erledigen. Die so genannte Modulstrategie - dabei werden etwa Armaturenbretter komplett mit Schaltern eingebaut oder ganzer Auto-Innenräume von Zulieferern angeliefert - macht den verstärkten Einsatz von Robotern möglich. Die können nun nicht mehr allein in der Vorstufe Arbeiten übernehmen, sondern auch in der Endmontage. Das erklärt den Personalüberhang, der sich quer durch alle Fertigungsstätten von Mercedes-Benz zieht.


Mercedes-Benz hat allerdings nicht allein damit Probleme, die Produktion so effizient wie möglich zu machen. Schwierigkeiten gibt es mit der Qualität. Vor allem der jüngst erfolgte Rückruf von weltweit 680 000 Modellen der E- und SL-Klasse in die Werkstätten wegen Probleme an der elektrohydraulischen SBC-Bremsanlage war ein Schlag ins Kontor. Auch wenn die Stuttgarter gleich besänftigen, dass durch den Mangel keine akute Gefahr bestehe, ein ungutes Gefühl bleibt bei den Mercedes-Kunden dennoch zurück.


Hinter diesen Rückrufen steckt ein Dilemma, in das sich Hersteller und Zulieferer immer tiefer hinein manövrieren - jenes zwischen Qualitätsbewusstsein und Kostendruck. Jahr für Jahr fordern die Automobilkonzerne niedrigere Preise von ihren Zulieferern - und die müssen sich fügen. Zwangsläufig leidet darunter die Qualität. Denn weil der Wettbewerb stetig wächst und die Automobilkonzerne als Kunden immer weniger zahlen wollen, scheuen sich die Zulieferer ab einem gewissen Punkt auch nicht mehr, noch nicht komplett getestete Systeme zum Hersteller zu transportieren. So dass es mitunter hakt.


Nur kann sich ein Unternehmen wie Mercedes-Benz, dem technische und qualitative Perfektion gleichermaßen Charaktermerkmal wie Verkaufsargument sind, die daraus folgenden Qualitätsprobleme nicht ein bisschen leisten. Ist der Ruf erst einmal angekratzt, dauert es womöglich Jahre, bis das Image wieder hergestellt ist. Schwerer aber noch wiegen die sinkenden Absatzzahlen. Die weltweiten Verkäufe von Mercedes-Benz sanken im Mai um 9,2 Prozent. Gleichwohl glaubt man bei Mercedes, diesen Einbruch im Gesamtjahr wieder aufholen zu können. Auch die Hypo-Vereinsbank (HVB) kommt in einer Schätzung zu einem versöhnlichen Ausblick. :Mit den neuen Modellen - die neue Generation der A-Klasse, die Mitte des Jahres kommt, und die M-Klasse, die Anfang 2005 in den Handel geht sowie weitere Modelle - werde es 2005 "endlich wieder" eine "dynamischere Ertragsentwicklung" bei Mercedes-Benz geben. Zu erwarten sein ein operativer Gewinn in Höhe von rund 3,6 Mrd. Euro, ein Plus von 11,5 Prozent im Vergleich zum laufenden Jahr. Zudem werde die Marke Smart 2005 deutlich weniger Verluste machen und damit das Ergebnis der Mercedes Car Group entlasten. Entlasten könnte sich Mercedes-Benz auch auf andere Weise, so, wie es die Konkurrenz getan hat. Zumal es im Wettbewerb von Vorteil wäre. Bei Mercedes-Benz produzierten im vergangenen Jahr 104 000 Mitarbeiter rund 1,1 Mio. Autos. Der Konkurrent BMW stellte nahezu die gleiche Zahl an Fahrzeugen her. Dies allerdings mit rund 8000 Beschäftigten weniger.


Artikel erschienen am 15. Juni 2004
Die Welt

chinaman - Freitag, 9. Juli 2004 - 07:57
HANDELSBLATT, Donnerstag, 08. Juli 2004, 16:43 Uhr


Verhandlungen gehen parallel weiter


Streit bei Daimler eskaliert


Die Beschäftigten von Daimler-Chrysler sollen sich nach dem Willen des Betriebsrates mit „sichtbare Aktionen“ ihren Protest gegen das vom Vorstand geplante Kostensenkungsprogramm zum Ausdruck bringen. Die Fronten in den Verhandlungen mit den Arbeitgebern sind derweil sehr verhärtet.

HB STUTTGART. Der Betriebsrat rief die Beschäftigten an allen Standorten zu Protest-Aktionen gegen die Pläne des Managements auf. Der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Erich Klemm, sagte am Donnerstag in Stuttgart, am 15. Juli wird es an allen PKW- und Nutzfahrzeugstandorten der Daimler-Chrysler AG in Deutschland entsprechende Proteste geben. Die vom Vorstand geforderte Einsparungssumme bezifferte Klemm auf 500 Mill. € pro Jahr. Der Betriebsrat sei bereit, beim Entgeltrahmentarifvertrag auf 180 Mill. € zu verzichten, fügte er hinzu. Der Betriebsratschef des Werks Untertürkheim, Helmut Lense, kritisierte das „gigantische Kostensenkungsprogramm“. Der Vorstand wolle die Grundentgelte um bis zu 20 Prozent zurückfahren, sagte er auf einer Betriebsversammlung.

Klemm gab am Donnerstagabend bekannt, dass am Samstag im Pkw-Werk Sindelfingen die „Flexischicht“ ausfallen wird. Dadurch könne Daimler-Chrysler etwa tausend Autos nicht bauen. Der Betriebsrat hat die dafür notwendigen Überstunden nicht genehmigt. Seit Wochen verhandelt der Daimler-Chrysler-Vorstand mit dem Betriebsrat über Einsparungen in den PKW-Werken. Ein Abschluss sei Voraussetzung für den Bau neuer Modelle und die Sicherung von 10 000 Arbeitsplätzen in Deutschland bis zum Jahr 2012, hieß es aus Betriebsratskreisen. „Die Fronten bei den Verhandlungen sind sehr verhärtet“, sagte Klemm am Donnerstag. Noch vor dem 15. Juli soll nach Betriebsratsangaben weiterverhandelt werden. In der PKW- und Nutzfahrzeugproduktion von Daimler-Chrysler sind in der Bundesrepublik 160 000 Mitarbeiter beschäftigt.


Mercedes-Chef Jürgen Hubbert hat in mehreren Gesprächen einige die Tarifregelungen - etwa in Baden-Württemberg - als nicht mehr zeitgemäß bezeichnet. Dazu gehöre etwa die so genannte „Steinkühler-Pause“ von fünf Minuten pro Stunde, oder Spätschichtzuschläge schon ab 12 Uhr. Nach Angaben des Betriebsrats will das Unternehmen auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Mehrarbeitszuschläge kürzen. Der Betriebsrat erklärte am Donnerstag, sollten die Pläne des Daimler-Chrysler-Vorstandes Wirklichkeit werden und in der Montage niedrigere Eingruppierungsregeln eingeführt werden, so könne dies für viele Arbeiter eine Einbuße von 700 € im Monat bedeuten. Dies würden die IG Metall und der Betriebsrat nicht hinnehmen.

Von der IG Metall und dem Betriebsrat verlautete, der Daimler-Chrysler-Vorstand fordere nicht die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich. Die geplante Streichung von Erholungszeiten laufe aber auch auf eine Arbeitszeitverlängerung hinaus.

Der Betriebsrat von Daimler-Chrysler hatte bei der jüngsten Verhandlungsrunde vor wenigen Tagen eigene Sparvorschläge unterbreitet. So seien die Beschäftigten bereit, die Umsetzung des Entgeltrahmen-Tarifvertrages (ERA) als langfristiges Kostensenkungsprogramm zu nutzen. Dies würde 180 Mill. € pro Jahr bringen. Streit gibt es auch darüber, was unter Tarifentgelt zu verstehen ist. Das Unternehmen sehe in vielen Vereinbarungen einen übertariflichen Bestandteil, ganz im Gegensatz zum Betriebsrat.

stw - Donnerstag, 29. Juli 2004 - 17:19
DaimlerChrysler hebt Gewinnprognose dank Chrysler und Nfz

STUTTGART (Dow Jones-VWD)--Die DaimlerChrysler AG, Stuttgart, hat ihre
Gewinnprognose für das laufende Jahr dank der gut laufenden Geschäfte bei
Chrysler und den Nutzfahrzeugen erhöht. Insgesamt zeigten sich die Analysten
zufrieden mit dem Zahlen zum 2. Quartal. Ein Wehrmutstropfen sind allerdings
die weniger optimistischen Aussagen zum Geschäft bei der wichtigsten Sparte,
der Mercedes Car Group. Dort wird nun ein rückläufiger operativer Gewinn im
Gesamtjahr erwartet. Während der Konzern bei Umsatz und operating Profit die
Konsenschätzungen der Analysten übertraf, blieb das Nettoergebnis wegen der
hohen Verluste von Mitsubishi Motors (MMC) hinter den Erwartungen zurück.

Auf Basis der Einschätzung für die Sparten gehe man davon aus, den
operativen Gewinn im Gesamtjahr "deutlich steigern zu können", teilte der
Automobilhersteller am Donnerstag mit. Bisher hatte DaimlerChrysler
lediglich ein operating Profit über den im Vorjahr erzielten 5,1 Mrd EUR in
Aussicht gestellt. Im 2. Quartal steigerte der Konzern den Umsatz auf 37,072
Mrd EUR und auch der operative Gewinn übertraf mit 2,1 Mrd EUR die
Schätzungen. DaimlerChrysler führte den Anstieg des operativen Gewinns auf
die deutlich verbesserten Ergebnisse der Sparten Chrylser, Nutzfahrzeuge und
Dienstleistungen zurück.

Beim Nettoergebnis blieb DaimlerChrysler mit 0,554 Mrd EUR deutlich
hinter der Konsensprognose zurück. Belastend wirkte sich vor allem der
Nettoverlust der Mitsubishi Motors Corp (MMC) aus, an der der Konzern bis
vor kurzem noch 37% hielt. Insgesamt wurden die Auswirkungen auf das
Konzernergebnis mit fast 0,5 Mrd EUR beziffert. Künftig wird Daimler die die
operativen Verluste des einstigen Partners nicht mehr in die Konzern-Gewinn-
und Verlustrechnung (G+V) übernehmen. Die Beteiligung an MMC werde ab dem
30. Juni als zum Marktwert bilanziertes Investment in den Konzernabschluss
einbezogen.

Mit Enttäuschung quittierte der Markt die schlechtere Prognose für die
Mercedes Car Group (MCG): Der operative Gewinn wird nicht wie erwartet das
Vorjahresniveau von 3,1 Mrd EUR erreichen. Aussschlaggebend seien ein
veränderter Produkt-Mix, Währungseinflüssen und erhöhte Vorleistungen für
neue Produkte sowie Aufwendungen für eine Qualitätsoffensive. Im 2. Quartal
ging der operating Profit um 18% auf 703 (Vj 861) Mio EUR zurück.
Ursprünglich wollte die Sparte in der die Marken Mercedes-Benz, smart und
Maybach zusammengefasst sind, bei Absatz, Umsatz und Ertrag an das
Vorjahresniveau anknüpfen.

"Die Aussagen zu Mercedes belasten das Sentiment für DaimlerChrysler",
sagt ein Händler. Allerdings gibt es auch Stimmen, die diese Aussagen nicht
so dramatisch bewerten: "Da kann viel Politik drin stecken", so ein
Marktteilnehmer. Nach den Kosteneinsparungen und den mit den Gewerkschaften
ausgehandelten Zugeständnissen sei ein sehr guter Ausblick für diesen
Bereich kaum möglich gewesen. Daher sollten die Angaben nicht überbewertet
werden, heißt es.

stw - Donnerstag, 28. Oktober 2004 - 14:48
Sehr durchwachsen diese Zahlen würde ich sagen...

:-) stw

DaimlerChrysler enttäuscht mit Mercedes Car Group und Ausblick
(Zusammenfassung)

STUTTGART (Dow Jones-VWD)--Trotz eines über Erwartung liegenden
Nettogewinns hat der Markt enttäuscht auf die Quartalszahlen der
DaimlerChrysler AG reagiert. Vor allem ein unerwartet hoher Ergebnisrückgang
in der Sparte Mercedes Car Group (MCG) und die Senkung des Ausblickes für
das laufende Jahr wurden zur Begründung angeführt. MCG, zu der Mercedes,
smart und Maybach gehören, werde 2004 einen wesentlich niedrigeren
operativen Gewinn erzielen als die 3,1 Mrd EUR des Vorjahres, teilte
DaimlerChrysler am Donnerstag bei Vorlage der Drittquartalszahlen mit.
Bisher hatte es nur geheißen, dass der operative Gewinn zurückgehen werde.

Im dritten Quartal ging der Operating Profit von MCG auf 304 (Vj 793) Mio
EUR zurück. Marktbeobachter hatten den Gewinn im Mittel mit 630 Mio EUR
veranschlagt. Den Einbruch begründete DaimlerChrysler unter anderem mit
höheren Kosten für Qualität und die zweite Produktoffensive. Zum ersten Mal
wurde auch die Kleinstwagenmarke smart als "erhebliche" Belastung genannt.
Im Vorfeld hatten Analysten 600 Mio EUR Operating Profit als wichtige Grenze
genannt: Sollte der Gewinn der Sparte darunter liegen, sei dies schlecht für
die Aktie.

Händler sagten, man habe für das Gesamtjahr einen "positiveren" Ausblick
erwartet. Daimler-Titel verloren bis 13.15 Uhr rund 0,7% auf 32,52 EUR. Im
Tageshoch hatten die Aktien bei 32,88 EUR notiert, nachdem sie am Vortag mit
32,75 EUR aus dem Handel gegangen waren.

Daimler bekräftigt Konzernprognose

Die Konzerngewinnprognose wurde dagegen bestätigt. Man gehe unverändert
davon aus, den Operating Profit 2004 deutlich über die im Vorjahr erzielten
5,1 Mrd EUR steigern zu können. Im Berichtszeitraum verfehlte das
Unternehmen die Konsensprognosen bei Umsatz und Operativem Ergebnis leicht,
lag beim Nettoergebnis aber darüber. Von Dow Jones Newswires befragte
Analysten hatten den Operating Profit im dritten Quartal im Mittel mit 1,405
Mrd EUR und den Nettogewinn mit 728 Mio EUR veranschlagt. Den Umsatz
schätzten sie auf durchschnittlich 35,335 Mrd EUR, erzielt wurden 34,9 Mrd
EUR. Daimler wies einen Operating Profit von 1,3 Mrd EUR und ein
Nettoergebnis von 1,0 Mrd EUR aus.

Insgesamt profitierte der Konzern auch von Sondererträgen: Durch den
Verkauf des 10,5-prozentigen Anteils an Hyundai flossen DaimlerChrysler rund
260 Mio EUR zu. Außerdem einigte sich der Konzern endgültig mit Bombardier
über den Kaufpreis der 2001 verkauften Adtranz, wodurch ein Gewinn von 120
Mio EUR verbucht wurde. Gewinnbelastend wirkten sich Aufwendungen für eine
Rückrufaktion beim japanischen Nutzfahrzeughersteller Mitsubishi Fuso aus,
an dem DaimlerChrysler die Mehrheit hält. Diese schlug mit 405 Mio EUR zu
Buche. Toll Collect habe das Ergebnis der Services mit 119 Mio EUR belastet,
so der neueste Zwischenstand des Konzern bezüglich des Mautkonsortiums.

In der Dienstleistungssparte, zu der Toll Collect gehört, könnte der
Operating Profit im laufenden Jahr möglicherweise unter den Vorjahreswert
von 1,240 Mrd EUR fallen, so Daimler weiter. Bekräftigt wurde dagegen der
Ausblick für das Nettoergebnis des Bereichs Dienstleistungen. Im dritten
Quartal wies die Sparte einen Operating Profit von 412 (Vj 284) Mio EUR aus.
Marktbeobachter hatten den Gewinn im Mittel mit 324 Mio EUR taxiert. Der
Ergebnisanstieg sei vor allem auf die verbesserte Qualität des Portfolios
sowie geringere Risikokosten zurückzuführen, hieß es weiter.

Bei der US-Tochter Chrysler soll im laufenden Jahr wie bekannt ein
deutlich positives Ergebnis erzielt werden. DaimlerChrysler zeigte sich
überzeugt, die günstige Entwicklung der ersten drei Quartale vor allem
aufgrund der neuen Produkte fortsetzen zu können. Im dritten Quartal wies
Chrysler einen Operating Profit von 217 (147) Mio EUR aus. Marktbeobachter
hatten im Mittel mit 258 Mio EUR gerechnet. Im Berichtszeitraum seien
Restrukturierungsaufwendungen von 104 Mio EUR im Zusammenhang mit der
Schließung und dem Verkauf von Fertigungsstätten enthalten, hieß es weiter.

Die Sparte "Übrige Aktivitäten" hat im dritten Quartal den Turnaround
geschafft. Der Operating Profit sei auf 258 Mio EUR gestiegen, teilte der
Automobilkonzern mit. Marktbeobachter hatten den Gewinn mit durchschnittlich
101 Mio EUR veranschlagt. Im Vorjahr hatte die Sparte einen Verlust von 104
Mio EUR ausgewiesen, der hauptsächlich auf die defizitäre Mitsubishi Motors
Corp (MMC) zurückging, an der DaimlerChrysler seinerzeit mit 37% beteiligt
war.

Daimler bleibt Turnaround-Story

Insgesamt "besser als erwartet" sind die Zahlen von DaimlerChrysler
ausgefallen, wie Tina Koch von SEB in einer ersten Einschätzung sagt. Schon
die Bereinigung der "Mitsubishi-Katastrophe" sei positiv, nun zeige auch das
US-Geschäft bei Chrysler eine gute Erholung. Diese könne noch einige weitere
Quartale anhalten, meint die Analystin. DaimlerChrysler bleibe daher eine
Turnaround-Story. Vom Conference Call, der um 14.30 Uhr beginnen soll,
erwartet Koch vor allem die Klärung offener Fragen zu Ausblick, Chrysler und
der Mercedes-Sparte MCG. Die Analystin stuft DaimlerChrysler derzeit mit
"Strong Buy" und Kursziel 45 EUR ein.

chinaman - Samstag, 30. Oktober 2004 - 05:34
Analysten wenig angetan von Daimler-Zahlen
Markt und Meinung
Die Analysten der Investmentbanken JP Morgan und Dresdner Kleinwort Wasserstein haben die Aktien des Autokonzerns Daimler-Chrysler zurückgestuft. Gleichzeitig senkte die Bank Lehman Brothers das Kursziel für die Aktien auf 30 von zuvor 38 Euro. "In einem unsicheren Konjunkturumfeld bestehen bei Daimler-Chrysler unserer Ansicht nach zu viele unspezifizierte Risiken", begründet Philippe Houchois, Analyst bei JP Morgan in London die Rückstufung von "Overweight" auf "Neutral". Er senkte nicht nur seine Gewinnschätzungen um 14 Prozent für dieses und um zwölf Prozent für das kommende Jahr. Auch das Kursziel nahm Houchois von 45 auf 40 Euro zurück. "Die Aktienstory kann ich mir frühestens in einem halben Jahr wieder anschauen", so der schnöde Kommentar. Gleich auf "Reduzieren" stufte Arndt Ellinghorst von der Dresdner Kleinwort Wasserstein die Daimler-Papiere ab. "Wir schätzen die klare Informationspolitik mit Blick auf die herrschenden und kommenden Herausforderungen", so Ellinghorst. "Nur können wir uns nicht vorstellen, daß ein Unternehmen, daß in den kommenden drei Quartalen mit schwächeren Zahlen zu kämpfen hat, besser oder gleich gut wie der Sektor abschneiden kann." Auch Dorothee Hellmuth von Lehman-Brothers zeigt sich wenig angetan vom Daimler-Zahlenwerk. "Schlimmer hätte es für die Mercedes-Sparte nicht kommen können", begründet sie ihre Senkung des Kursziels. Ihre Einstufung mit "Equalweight" behielt sie aber bei.


Artikel erschienen am Sa, 30. Oktober 2004
Die Welt

chinaman - Mittwoch, 3. November 2004 - 17:27
Daimler-Chrysler unter Bestechungsverdacht

SEC ermittelt nach Vorwürfen eines Ex-Mitarbeiters

HANDELSBLATT, 1.11.2004 Reuters/dj NEW YORK. Ein im Januar entlassener Mitarbeiter hat dem deutsch-amerikanischen Automobilkonzern Daimler-Chrysler die Unterhaltung "schwarzer Konten" zur Bestechung ausländischer Behörden vorgeworfen.

Die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC hat daraufhin gegen das Stuttgarter Unternehmen nach Angaben von Daimler-Chrysler eine Prüfung wegen eines Verstoßes gegen das Anti-Korruptionsgesetz in den USA ("US Foreign Corrupt Practice Act") eingeleitet. Finanzchef Manfred Gentz und Chrysler-Chef Dieter Zetsche wiesen die Anschuldigungen umgehend zurück. "Aus unserer Sicht entbehrt die Beschwerde jeder Grundlage", sagte Gentz in der Telefonkonferenz zur Präsentation der Quartalszahlen des Konzerns am Donnerstag.

David Bazzetta, der bei Daimler-Chrysler als Finanzanalyst und interner Revisor tätig war, klagt gegen seine Kündigung im Januar auf Wiedereinstellung und Schadenersatz. Daimler-Chrysler habe mit seiner Entlassung gegen den im Sarbanes Oxley Act vorgesehenen Schutz für Mitarbeiter verstoßen, die unzulässige Praktiken ihres Arbeitgebers melden. Er gab in seiner Klage an, im Juli 2001 bei einem Treffen des Konzern-Revisionsausschusses in Stuttgart erfahren zu haben, dass Daimler-Chrysler-Töchter "immer noch geheime Bankkonten unterhalten, um ausländische Regierungsvertreter zu bestechen, obwohl das Unternehmen weiß, dass das nach den US-Wertpapiergesetzen illegal ist". Das habe er angesprochen und sei deshalb entlassen worden.

Chrysler-Chef Zetsche sagte Reuters, der Konzern arbeite mit der SEC bei der Aufklärung zusammen. "Das einzige, was die SEC hat, ist die Forderung eines Kerls, der gefeuert wurde." Im Juni hatte die US-Gleichstellungskommission eine Beschwerde Bazettas wegen Diskriminierung gegen Daimler-Chrysler zurückgewiesen.

chinaman - Mittwoch, 3. November 2004 - 17:28
Daimler rudert beim Smart zurück

Vorstandschef Schrempp bekennt sich zu Kleinwagentochter - Analysten halten harte Schnitte für unumgänglich


CARSTEN HERZ HANDELSBLATT, 1.11.2004 FRANKFURT/M. Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp ist auf seinen scheidenden Finanzchef Manfred Gentz nicht gut zu sprechen. Ohne Absprache hatte der Manager am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen Zweifel an der Zukunft der Marke Smart genährt. Einen Tag später hieß es in Stuttgart: Volle Kraft zurück. In einem Brief an die Mitarbeiter, der dem Handelsblatt vorliegt, versicherte der neue Smart-Chef Ulrich Walker der verunsicherten Belegschaft, dass der Fortbestand der Kleinstwagen- Marke nicht in Gefahr sei. "Smart verdient noch kein Geld, das ist richtig. Aber die Existenz von Smart steht nicht zur Disposition", schreibt der erst seit 1. Oktober amtierende Smart-Chef.

"Eine Aufgabe der Marke Smart oder ein Verkauf unseres Unternehmens werden nicht diskutiert", heißt es in dem Schreiben weiter. Das hätten Schrempp und der neue Mercedes-Chef Eckhard Cordes in einem persönlichen Gespräch gegenüber Walker bekräftigt. Zugleich räumte der Ex-Manager von Mitsubishi Motors ein, dass der Konzern "alle Möglichkeiten in Erwägung ziehen" müsse, um die Zukunft von Smart profitabel zu gestalten.

Wie es im Umfeld von Schrempp heißt, soll der Vorstandschef sichtlich verärgert reagiert haben, als er von den Äußerungen Gentz auf einer Telefonkonferenz hörte. Auf die Frage, ob es denkbar sei, sich ganz von der Marke zu trennen, hatte Gentz geantwortet: "Unser Denken kennt niemals Grenzen. Daher muss man alle möglichen Alternativen in Betracht ziehen." Diese Aussagen waren aber offenbar nicht zuvor mit dem Vorstand abgestimmt und sorgten deshalb nicht nur extern, sondern auch intern für Wirbel. Auch Cordes ist sauer auf Gentz: Entgegen dessen Darstellung werde die Einführung der neuen M-Klasse nämlich nicht verschoben. Folgen werden die brisanten Worte für Gentz aber keine haben: Der Finanzvorstand wird am 16. Dezember planmäßig von Bodo Uebber abgelöst.

Klar ist jedenfalls, dass sich die defizitäre Tochter Smart sich zu einem ernsthaften Problem für den Konzern entwickelt. Einige Experten sehen inzwischen kaum einen anderen Ausweg für Daimler als eine Trennung. Seit ihrem Start im Jahr 1998 schreibt Smart rote Zahlen und kostete Daimler Milliarden. Mehrfach ist bereits der Zeitpunkt nach hinten verschoben worden, an dem die Böblinger schwarze Zahlen vorlegen sollen. Nun ist vom Jahr 2006 die Rede. Doch der Anlauf des wichtigsten Modells, des Viersitzers Forfour, erweist sich angesichts eines schrumpfenden Marktsegements als extrem schwierig. Bereits im September korrigierte Smart die Absatzprognose nach unten und rechnet nunmehr mit steigenden Verlusten. In der niederländischen Nedcar-Frabrik, in der Daimler gemeinsam mit Mitsubishi den Colt und den Smart Forfour produziert, hat Daimler gerade Schichten gestrichen und 900 Zeitarbeiter entlassen.

Um profitabel zu werden, soll nun das weltweite Vertriebsnetz von Smart ausgebaut werden, sagte ein Sprecher. Smart habe in erster Linie ein Ertragsproblem. Möglicherweise werde auch die Markteinführung des geplanten Geländewagens Formore auf 2005 vorgezogen.

Doch Analysten glauben, dass Daimler um harte Schnitte bei Smart nicht herumkommt. "Wenn der Forfour jetzt schon schwächelt, dann spricht nichts dafür, dass es im zweiten Jahr besser läuft", sagte ein Autoanalyst. "Walker hat eigentlich kaum eine Chance", lautet sein Fazit. Er glaubt, dass ein Ausstieg bei Smart nicht vom Tisch ist. BMW habe bei der kränkelnden Tochter Rover auch die Reißleine gezogen, nachdem das neue Modell 75 nicht den Durchbruch brachte. "Genauso ist jetzt die Situation bei Smart."

Smart kostet Mercedes Nerven und Geld.

Verluste: Sechs Jahre ist der kleine Smart auf dem Markt - und noch immer macht der Mini dem Daimler-Konzern keine rechte Freude. Die Marke, die 2006 Gewinn machen soll, fällt dieses Jahr wieder tief in die Verlustzone.

Hoffnungsträger: Hoffnungsträger für die junge Marke ist der Viersitzer, seit dem Frühjahr am Start. Doch das Marktsegment schwächelt, was auch der Forfour spürt. Die anderen Modelle können dies nicht auffangen: Sie leiden selbst unter Absatzschwäche.

Konsequenzen: Ein schneller Durchbruch ist nicht in Sicht. Noch ist die Zuversicht in Stuttgart vorhanden, das Projekt zu einem Erfolg zu machen. Doch Konzernchef Jürgen Schrempp hatte 1999 schon einmal fast die Geduld verloren. Eine Garantie für den Smart gibt es also nicht.

chinaman - Mittwoch, 3. November 2004 - 17:29
Daimler sorgt für Ratlosigkeit

Die Äußerungen von Finanzchef Gentz zum Smart sind ein ernstes Warnsignal

STEFAN MENZEL HANDELSBLATT, 1.11.2004 Der Daimler-Konzern spricht mit gespaltener Zunge. Als das Stuttgarter Unternehmen in der vergangenen Woche seine Quartalszahlen präsentierte, hielt Finanzvorstand Manfred Gentz mit seiner Enttäuschung über die hohen Verluste beim Kleinwagen Smart nicht hinter dem Berg. Im Konzern würden "alle Möglichkeiten in Erwägung gezogen". Alle Möglichkeiten? Das könnte natürlich auch die Einstellung bedeuten. Wenig später versuchte ein Konzernsprecher zurückzurudern: Nein, eine Aufgabe des Smart stehe nicht zur Debatte.

Um das Kommunikationschaos abzurunden, meldete sich einen Tag danach auch Smart-Chef Ulrich Walker mit einem offenen Brief an die Mitarbeiter. "Die Existenz von Smart steht nicht zur Disposition", schrieb er zur Beruhigung der eigenen Belegschaft. Auch Walker hatte gemerkt, welche Lawine Finanzvorstand Gentz mit seiner Äußerung losgetreten hatte.

Solch eine Vorgehensweise ist für Gentz völlig ungewöhnlich. Bei öffentlichen Auftritten ist er sonst dafür bekannt, dass er jedes einzelne Wort sorgsam abwägt. Zudem verhält er sich gegenüber dem eigenen Unternehmen extrem loyal. Also alles nur eine Unachtsamkeit, ein Versehen?

Es gibt auch eine andere mögliche Lesart: Manfred Gentz scheidet im Dezember aus Altersgründen als Finanzvorstand bei Daimler-Chrysler aus. Das eröffnet ihm mehr Freiheiten; er muss bei öffentlichen Äußerungen nicht mehr dieselbe Vorsicht an den Tag legen wie bisher.

Gentz ist viel mehr als der einfache Kassenwart des Unternehmens. Er ist der Mahner, der bei wichtigen strategischen Entscheidungen auf negative Konsequenzen für den Konzern hingewiesen hat. Damit ist er auch der Gegenpol zum sprunghaften Konzernchef Jürgen Schrempp, der manchmal zu schnell und zu unbedarft auf die Umsetzung seiner Ideen drängt.

Wenn Gentz in wenigen Wochen das Unternehmen verlässt, kann er keinen großen Einfluss mehr auf die Entwicklung im Konzern nehmen. Deshalb darf unterstellt werden, dass er zum Abschluss seiner Daimler-Zeit mit der Äußerung zum Smart ganz bewusst ein Zeichen setzen wollte. Es ist sogar möglich, dass er gezielt auf eine Einstellung drängt - weil er befürchtet, dass der Konzern dem Kleinwagen ohne Aussicht auf Erfolg noch weitere Milliarden hinterher wirft.

Gentz hat den Konzern wachgerüttelt. Zudem ist die Außenwelt endlich darüber informiert worden, dass es mit dem Kleinwagen aus dem Hause Daimler-Chrysler überhaupt nicht zum Besten steht. Der Konzern muss jetzt schnell Antworten dazu liefern, wie es mit dem Auto weitergehen soll. Wird die Marke verkauft? Wird ein neuer Kooperationspartner gesucht? Ende der 90er-Jahre hatte der Stuttgarter Konzern bereits mit Peugeot über eine Zusammenarbeit verhandelt.

Die Unsicherheit ist da, das Vertrauen in die junge Marke Smart könnte bald verloren sein. Wer kauft schon ein Auto, dessen Produktion vielleicht eingestellt wird?

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Daimler: Archivierte Beiträge bis 3. November 2004