Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Deutsche Börse
chinaman - Montag, 13. Dezember 2004 - 10:08
FEINDLICHES GEBOT

Deutsche Börse attackiert Briten

Europas Börsen steuern auf eine Übernahmeschlacht zu: Die Deutsche Börse hat ein Milliardengebot für ihren Wettbewerber London Stock Exchange eingereicht - der aber wehrt sich.

Frankfurt am Main - Die Deutsche Börse habe ein Angebot über 5,30 Pfund je Aktie in bar vorgelegt, teilte die LSE am Montagmorgen mit. Das entspricht 1,8 Milliarden Euro. Ein Sprecher der Deutschen Börse wollte zunächst keinen Kommentar abgeben und verwies auf eine Stellungnahme, die in Kürze veröffentlicht werden solle.

Das Board der LSE hat die Offerte zunächst abgelehnt. Der gebotene Preis sei zu niedrig und die möglichen Synergien zu klein. Die London Stock Exchange (LSE) hat aber Gesprächen über eine Verbesserung des Angebots zugestimmt.

Die Deutsche Börse versucht seit langem, die Konsolidierung des europäischen Börsensektors voranzutreiben. Im Sommer war sie am Widerstand der Schweizer Banken mit dem Plan einer Übernahme der Schweizer Börse SWX gescheitert. Im Jahr 2000 hatten die Frankfurter und die Londoner Börse schon einmal kurz vor der Fusion zur "IX-International Exchanges" gestanden. Das Projekt scheiterte an Vorbehalten lokaler Banken und Broker.

Die Aktien der LSE haben in den vergangenen Wochen auf Grund von Spekulationen über ein mögliches Angebot der Deutschen Börse deutlich an Wert gewonnen und waren am Freitag mit 4,24 Pfund aus dem Handel gegangen. Börsianer rechnen mit Kursgewinnen bei der LSE zur Handelseröffnung, die Papiere der Deutschen Börse könnten angesichts der Größenordnung des Angebots zunächst nachgeben.

Die Aktie der Deutschen Börse hat sich am Montag im vorbörslichen Handel leichter entwickelt. Die Aktie wurde nach Berechnungen von Lang & Schwarz in Düsseldorf in einer Spanne zwischen 44,17 und 44,47 Euro gehandelt, nachdem die Aktie am Freitag bei 44,53 Euro geschlossen hatte.


Quelle: Spiegel online

chinaman - Dienstag, 12. September 2006 - 05:04
Handelsblatt Nr. 175 vom 11.09.06 Seite 28


Euronext zeigt kalte Schulter

Vorstandsmitglied Hugh Freedberg nennt Angebot der Deutschen Börse unannehmbar

UDO RETTBERG | BÜRGENSTOCK Die Vierländerbörse Euronext schlägt auf dem Weg zur Fusion mit der New Yorker Börse (Nyse) Pflöcke ein. Euronext-Vorstand Hugh Freedberg sagte dem Handelsblatt, sein Unternehmen plane mit der Nyse die Gründung einer Terminbörse in den USA. Freedberg ist gleichzeitig Vorstandschef der Londoner Terminbörse Euronext-Liffe. Freedberg lehnte am Rande der 27. Jahrestagung der schweizerischen Derivate-Branchenorganisation SFOA das Fusionsangebot der Deutsche Börse an die Euronext als "inakzeptabel" ab. Eine Ehe zwischen den beiden großen europäischen Börsen nach den Vorstellungen Frankfurts werde nicht die von deutscher Seite angekündigten Synergien bringen, sagte Freedberg. "Ein Zusammenschluss zwischen Euronext und Nyse kreiert dagegen die erste wirklich global agierende Börse", sagte Freedberg.

Während eine Fusion mit der New Yorker Börse als Zusammenschluss zwei gleichwertiger Partnern zu sehen sei, laufe die an Euronext gerichtete deutsche Offerte eindeutig darauf hinaus, dem Standort Frankfurt Vorteile zu bringen. Auch der von deutscher Seite zuletzt leicht veränderte Offerte fehle es an Überzeugungskraft, da sie "im Kern nichts Neues bietet". Es sei zum Beispiel nicht einleuchtend, dass der Derivatehandel bei einer Übernahme von Euronext durch die Deutsche Börse nicht auf der elektronischen Handelsplattform Liffe-Connect, sondern auf der Eurex-Plattform stattfinden solle. "Unser System ist wesentlich moderner und effizienter", sagte Freedberg.

Die Deutsche Börse AG ist jedoch offensichtlich bereit, in dieser Frage mit sich reden zu lassen. Ein Vorstandsmitglied der Eurex, der deutsch-schweizerischen Derivatetochter der Deutschen Börse, sagte dem Handelsblatt, die angestrebte Fusion werde man sicher nicht an dieser Frage scheitern lassen. "Das Eurex-Handelssystem ist keine heilige Kuh", sagte er.

Die Vorstände von Nyse und Euronext gehen weiter davon aus, dass die Aktionäre der geplanten transatlantischen Fusion die Zustimmung geben werden. Eine Abstimmung der Anteilseigner beider börsennotierter Börsenbetreiber ist für Anfang Dezember geplant. "Bis dahin dürften auch die beiden zuständigen Aufsichtsbehörden in den USA und in Europa einen Weg für eine gemeinsame Aufsicht gefunden haben", ist Freedberg optimistisch.

Für den EuronextLiffe-Chef ist es nicht entscheidend, dass das Angebot der Deutsche Börse höher liegt als das der Nyse. "Das Nyse-Angebot ist wesentlich logischer und bringt den Aktionären vor allem längerfristig größere Vorteile", sagt Freedberg, der allerdings auch sagt, dass letztlich die Aktionäre das Sagen haben und die Tür für andere, verbesserte Angebote daher weiter offen sei.

Euronext-Liffe bereitet nach den Worten von Freedberg bereits die Gründung einer eigenen Terminbörse in New York vor. Einige Analysten hatten in diesem Zusammenhang zuletzt erklärt, der Nyse gehe es bei der geplanten Übernahme von Euronext-Liffe vor allem um eine stärkere Positionierung im weltweit boomenden Derivategeschäft. Die Nyse hat über ihre Tochter Arca (ehemals Pacific Stock Exchange) seit kurzem bereits einen Fuß im stark wachsenden US-Optionshandel.

Rettberg, Udo



11. September 2006

chinaman - Dienstag, 3. Oktober 2006 - 06:25
Handelsblatt Nr. 189 vom 29.09.06 Seite 24


Deutsche Börse schließt Allianz mit Peking

Chinesische Gesellschaft CBEX gilt als begehrter Partner - Unternehmen soll Notierung erleichtert werden

FRANKFURT.Die Deutsche Börse will chinesische Firmen für einen Börsengang in Deutschland gewinnen. Um Listings chinesischer Firmen anzuziehen, habe man eine Kooperation mit der chinesischen Aktienbörse in Peking (CBEX) geschlossen, teilte der Frankfurter Konzern gestern mit. Angesprochen werden sollen Firmen aus verschiedenen Industriebranchen, darunter Auto, Chemie, Maschinenbau und erneuerbare Energien. Die CBEX ist eine Treuhandeinrichtung, die staatlichen Firmen den Weg an den Kapitalmarkt ebnen soll. Eine Möglichkeit wäre über diese Kooperation ein Listing in Frankfurt, so die Börse.

Die Börsen in Asien sind derzeit nicht nur wegen des dort boomenden Marktes heiß begehrt. In Zentraleuropa ringen die Börsen seit Jahren um mögliche Allianzen oder Fusionen, passiert ist aber bis dato wenig. Auch in Osteuropa sind die Märkte bereits weitgehend aufgeteilt. Daher rückt nun Asien stärker in den Blick.

Vor rund zwei Jahren hatte die Deutsche Börse ihr Handelssystem Xetra der Börse Schanghai geliefert. Diese kooperiert seit kurzem mit der französischen Euronext - ähnlich wie jetzt Peking mit Frankfurt. Unklar ist noch, wer sich am Ende mit dem zumindest bislang interessantesten Partner in Asien, der Börse Tokio, zusammenschließen wird. Vorentscheidend für dieses Rennen, an dem sich sicher auch die US-Börsen beteiligen werden, dürfte die Entscheidung über das für 2009 geplante neue Handelssystem der Tokioter sein. Wer dieses System liefert, dürfte im Ringen um eine Allianz auch im operativen Geschäft die Nase vorn haben. ben

ben



29. September 2006

chinaman - Freitag, 13. Oktober 2006 - 05:33
Handelsblatt Nr. 197 vom 12.10.06 Seite 28


CITY TALK

Überreizte Börsen

Die Börse hat immer Recht, vor allem wenn es um die Börsen geht, sollte man eigentlich meinen. Doch manchmal beschleichen einen doch leichte Zweifel an der Effizienz der Kapitalmärkte. Das bunte Bäumchen-Wechsel-Dich-Spiel rund um die Flurbereinigung der internationalen Börsenlandschaft hat schon viele Investoren reich gemacht. Die Einsätze im großen Fusionspoker scheinen immer weiter zu steigen, doch gleichzeitig drängt sich der Gedanke auf, dass mehr als ein Spieler sein Blatt überreizt hat.

Die wichtigsten Objekte der Begierde, die Londoner Börse LSE und die Vierländerbörse Euronext, sind heute doppelt so viel wert wie noch vor einem Jahr. Selbst die Deutsche Börse, bislang bei der großen Fusionsparty noch das Mauerblümchen, mit dem keiner tanzen will, hat ihren Aktionären in den vergangenen zwölf Monaten noch einmal einen Kursgewinn von etwa 50 Prozent beschert.

Doch was steckt hinter diesen Bewertungen - mehr als nur Phantasie, die bis zum nächsten potenziellen Partnertausch im Übernahmereigen reicht?

Eine Antwort auf die Frage gibt das Wortungetüm "Markets in Financial Instruments Directive", kurz Mifid. Die Richtlinie der Europäischen Union soll für mehr Wettbewerb auf den Finanzmärkten sorgen und tritt 2007 in Kraft. Pikanterweise erlaubt die Mifid den Banken in direkte Konkurrenz mit den Börsen zu treten, vorausgesetzt, sie machen die intern abgewickelten Geschäfte transparent. Noch weiß keiner, ob Goldman Sachs, Deutsche Bank und Co. die Börsen tatsächlich frontal angreifen werden, aber sie bereiten sich zumindest darauf vor. Vor kurzem haben die wichtigsten europäischen Investmentbanken vereinbart, eine gemeinsame Plattform für die Vermarktung von Kurs- und Handelsdaten außerbörslicher Geschäfte zu schaffen. Eine durchaus glaubwürdige Drohung gegenüber den großen Wertpapiermärkten.

Das Verhältnis von Aktienkurs zu Gewinnen liegt bei der Londoner Börse derzeit bei satten 45, bei der Euronext sind es noch immer 38. Goldman Sachs wird dagegen derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund elf bewertet, bei der Deutschen Bank sind es sogar nur zehn. Trauen die Investoren den Investmentbanken in Sachen Wertpapierhandel tatsächlich so wenig zu? Oder glauben sie, dass die Börsen tatsächlich immun sind gegen neue Konkurrenten ?

maisch@handelsblatt.com

Maisch, Michael



12. Oktober 2006

chinaman - Donnerstag, 19. Oktober 2006 - 05:26
Handelsblatt Nr. 199 vom 16.10.06 Seite 27


Frankfurt erhöht den Druck

Deutsche Börse meldet mögliche Fusion mit Euronext beim Kartellamt an

FRANKFURT/MAILAND/PARIS.Die Deutsche Börse hat ihren Vorschlag für eine Fusion mit der Vierländerbörse Euronext bei der Europäischen Kommission formell angemeldet. Das Modell einer Vollfusion und die Struktur des Vorschlags würden eine bessere Alternative darstellen als ein transatlantischer Zusammenschluss, bekräftige sie ihre Ablehnung einer Allianz der Euronext mit der New Yorker Börse (Nyse).

Im seit Monaten anhaltenden Poker um eine Fusion versucht die Deutsche Börse, mit dem Gang nach Brüssel wieder die Initiative zu übernehmen und Euronext-Chef Jean-Francois Theodore unter Druck zu setzen. Die Euronext argumentiert seit langem, eine Vollfusion der beiden Kontrahenten könne durch die Wettbewerbsbehörden monatelang geprüft und wahrscheinlich untersagt werden. Auch wegen dieses Risikos will sie ihren Aktionären auf einer Hauptversammlung (HV) im Dezember eine Zustimmung zur Fusion mit der Nyse vorschlagen. Sollte es der Deutschen Börse gelingen, bis zu dieser HV Zustimmung zu ihrem Vorschlag von den Behörden zu bekommen, könnte dies die Argumentation der Euronext-Führung schwächen. Strittig ist unter anderem, ob die beiden Börsen ihre Derivatemärkte, Eurex und Liffe, zusammenlegen dürften. Im Umfeld der Deutschen Börse hieß es außerdem, durch den Prüfungsprozess könne man auch Spielraum für andere Fusionen erhalten. Schließlich sei zu erwarten, dass sich die Behörde generell zu ihrer Einschätzung der Börsenbranche äußere.

Die Euronext reagierte gelassen auf den einseitigen Schritt der Deutschen Börse. Sie bekräftige ihren Willen, mit der Nyse zusammenzugehen und wiederholte ihre Einladung an den Frankfurter Konkurrenten, seinen Aktienmarkt in diesen neuen Konzern einzubringen. "Das gibt Investoren, Emittenten und Anteilseignern ein Maximum an Gewinn bei einem Minimum an Abwicklungsrisiken", hieß es gestern in einer gemeinsamen Erklärung von Euronext und Nyse. Gespräche über einen gemeinsamen Kassamarkt könnten sofort beginnen.

Dies lehnte die Deutsche Börse jedoch als "unattraktiv ab. Faktisch würde dies die Zerschlagung der Frankfurter Börse bedeuten. Damit stehen sich die unvereinbaren Positionen unverändert gegenüber. Erwartet wird eine Klärung frühestens durch die Abstimmung der Euronext-Aktionäre. Im Vorfeld der HV werden Hedge-Fonds, die an beiden Börsen Anteile halten, möglicherweise versuchen, durch einen Antrag zur Tagesordnung auch den Frankfurter Vorschlag zur Abstimmung stellen zu lassen.

Um ihre Position zu stärken, hat die Deutsche Börse Ende vergangener Woche eine Absichtserklärung mit der Börse Mailand über eine Dreierfusion mit der Euronext unterzeichnet. Nach der Anmeldung des Fusionsplanes Frankfurt-Paris bliebe Mailand die Rolle, diesem Bündnis im Nachhinein beizutreten. Der nun unterschriebenen Absichtserklärung soll ein detailliertes Abkommen folgen.

In italienischen Finanzkreisen sorgte das Vorgehen der Deutschen Börse - die am gleichen Tag die Absichtserklärung mit den Italienern unterschrieb und ihr eigenes Übernahmeangebot für Euronext in Brüssel einreichte - für Verwirrung. Nach Ansicht der Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore" sollte der Vorstandsvorsitzende der Borsa Italiana, Massimo Capuano, seinen deutschen Kollegen Reto Francioni beim Börsentreffen in Brasilien fragen, "warum er so taktlos vorgegangen ist". ali/ben/kk

kk
ben
ali



16. Oktober 2006

chinaman - Sonntag, 19. November 2006 - 11:49
da braut sich möglicherweise was zusammen ...


Gruß
Chinaman


Handelsblatt Nr. 222 vom 16.11.06 Seite 27


FUSIONSPOKER: Die internationalen Börsen wachsen zusammen, nur Frankfurt bleibt nach dem Rückzieher bei der Euronext allein. Und nun machen Großkunden noch Konkurrenz.

Banken drohen mit eigener Handelsplattform

LONDON.Sieben große Investmentbanken treiben ihre Vorbereitungen für eine eigene europäische Aktienhandelsplattform voran. Sie wollten damit die Transparenz im Aktienhandel verbessern und die Transaktionskosten senken, teilten die Institute gestern in London mit. Die Börsen reagierten gelassen auf die Pläne der Investmentbanken. Beobachter sehen den Vorstoß vor allem als Manöver, um die Börsen zu Preissenkungen zu bewegen.

Die Bankengruppe teilte gestern mit, dass sie ein Unternehmen gegründet hat, das die neue Plattform betreiben soll. Auch ein unabhängiges Führungsteam werde engagiert, sagten sie, ohne jedoch Namen zu nennen. "Wir reagieren auf die Gesetzgebung der MiFID", sagte ein Sprecher der Gruppe, zu der die Citigroup, Goldman Sachs, Merrill Lynch, Morgan Stanley, die Deutsche Bank sowie UBS und Credit Suisse gehören. Die neue Finanzrichtlinie der EU wolle den Wettbewerb im europäischen Aktienhandel fördern und genau das sei das Ziel der Banken. Ihre Plattform wolle so viel Liquidität wie möglich anziehen. Sie werde 2007 starten und sei für weitere Banken Basis offen. Die Abwicklung der Geschäfte sollen nach Angaben aus dem Konsortium traditionelle Anbieter wie die Deutsche Clearstream oder LCH Clearnet übernehmen.

Ein Erfolg der Plattform ginge zu Lasten der bestehenden Börsen, doch diese reagierten gestern demonstrativ gelassen. "Wir sind zuversichtlich, dass wir weiterhin erfolgreich konkurrieren werden, um für den immer internationaleren Markt die besten Leistungen anzubieten", teilte die London Stock Exchange (LSE) mit. Seit der Einführung der elektronischen Handelsplattform Sets seien die Kosten im Handel mit den 100 führenden Londoner Titeln um 8,20 Pfund je 1000 Pfund Umsatz gesunken. Sets beschert der LSE derzeit rapide steigende Umsätze und Gewinne.

"Wir in Deutschland leben schon lange mit Konkurrenz", sagte Reto Francioni, Chef der Deutsche Börse AG. "Die Plattform ist schon eine ernsthafte Sache. Wir werden uns das genau ansehen. Einige Gegenmaßnahmen fielen mir da schon ein", fügte er hinzu. Der Handel an deutschen Börsen sei schon extrem günstig, sagte ein Sprecher der Börse Düsseldorf. Die Banken könnten nichts daran ändern, dass die Kosten bei grenzüberschreitenden Transaktionen höher seien als beim inländischen Handel. "Bei der Zusammensetzung der Initiatoren kann an der Unabhängigkeit und einer neutralen Preisfeststellung gezweifelt werden", sagte er.

In die gleiche Kerbe schlägt Karl-Peter Schackmann-Fallis, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Eine nicht für jedermann zugängliche Bankenbörse würde die volkswirtschaftlich wichtige Funktion der Börsen untergraben, die alle Marktteilnehmer gleich behandeln müssten, warnte er. Die Liquidität der herkömmlichen Börsen würde leiden und das bedeute erhebliche Nachteile für kleinere und mittlere Kreditinstitute und ihre Anleger.

Zunächst einmal litten gestern die Aktienkurse der Börsenbetreiber. Die LSE verlor sechs Prozent, Euronext acht und die Deutsche Börse sieben Prozent. "Das ist nicht der Tod der Börsen, aber es könnte ein Wettbewerbsumfeld schaffen, wie sie es bisher noch nicht kannten", sagte Angela Knight, Chefin der Broker-Vereinigung Association of Private Client Investment Managers and Stockbrokers in London.

Der Vorstoß der Banken werde die Konsolidierung der Börsen nochmals vorantreiben, sagte Kevin Lyne Smith von der Bank Julius Baer in Zürich. "Die Banken erhöhen den Druck und könnten so erreichen, was sie eigentlich wollen - Kostensenkungen", sagte er. Auch andere Händler und Analysten sahen den eigentlichen Zweck der Initiative darin, die Börsen zu Preissenkungen zu zwingen.

Beobachter verwiesen darauf, dass schon mehrere Anläufe zur Bildung europäischer Aktienhandelsplattformen gescheitert seien, so zum Beispiel die Nasdaq Europe und Jiway. Doch die MiFID gebe den Banken Rückenwind für ihre Pläne. ben/dih/kk/pot

dih
kk
ben
pot



16. November 2006

chinaman - Mittwoch, 22. November 2006 - 08:04
Der Börsen-Bericht

Übernahmegerüchte treiben Aktie der Deutschen Börse


Der Dax setzt seine Aufwärtsbewegung fort. Ganz vorn dabei: RWE mit einem neuen Allzeithoch. Im TecDax führt das Singulus-Papier das Feld an.
Frankfurt/Main - Die gute Stimmung am deutschen Aktienmarkt setzte sich auch am Dienstag fort. Zum Ende des Xetra-Handels notierte der Dax 0,1 Prozent höher bei 6460 Punkten, nachdem er zuvor mit 6476 Zählern den höchsten Stand seit Februar 2001 markiert hatte. Die Optimisten unter den Börsianern trauen dem Leitindex bis zum Ende des Jahres noch einen Anstieg bis auf 6700 Punkte zu. "Es gibt sogar Fondsmanager, die einen Stand von 7000 Zählern für möglich halten", sagte er. Die freundliche Stimmung erfasste auch die Nebenwerte. Der MDax rückte um 0,7 Prozent auf 8909 Punkte vor. Der TecDax stieg wieder über die 700-Punkte-Marke und notierte bei 704 Zählern um 0,5 Prozent höher.

Nach anfänglichen Gewinnen tendierten festverzinsliche Papiere zuletzt knapp schwächer. Der Bund-Future, der in der Spitze bis auf 118,40 Punkte zugelegt hatte, notierte zuletzt einen Tick im Minus bei 118,19 Zählern. Die Umlaufrendite öffentlicher Anleihen verharrte mit 3,71 Prozent auf dem Vortagesniveau. Der Euro hielt sich über der Marke von 1,28 Dollar. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung 1,2818 Dollar. Den Referenzkurs setzte die EZB auf 1,2814 (1,2841) Dollar fest.

Gerüchte um eine Übernahmeofferte der Deutschen Börse für die Madrider Börse BMW trieben die Titel des Frankfurter Börsenbetreibers um 2,9 Prozent auf 129,74 Euro. Die Meldung, dass die bulgarische Börse angesichts des Beitritts des Landes zur EU im Januar einen europäischen Investor sucht, weckte ebenfalls die Aufmerksamkeit der Börsianer. Nur mit einem starken Partner könne der Handelsplatz überleben, so die Börsenchefin Bistra Ilkowa. Ilkowa zufolge hat ihre Börse bereits erste Gespräche mit der Deutschen Börse, der skandinavischen Gemeinschaftsbörse OMX sowie mit den Handelsplätzen in Wien und Athen geführt. Unterstützung kam zudem von Lehman Brothers, die das Kursziel der Aktie nach den zurückgezogenen Fusionsplänen der Frankfurter mit der Fünfländerbörse Euronext von 130 auf 142 Euro angehoben hatten. Die Papiere des Vortagesfavoriten RWE setzten ihren Aufwärtstrend fort und stiegen auf das Allzeithoch von 83,49 Euro. Letztlich notierte die Aktie noch 0,5 Prozent fester bei 82,90 Euro. E.on, die am Montag im Sog von RWE ebenfalls deutliche Aufschläge verbucht hatten, büßten dagegen 1,2 Prozent auf 97,10 Euro ein.

Anteilsscheine der Deutschen Bank gewannen 2,3 Prozent auf 101,84 Euro. Ein Händler verwies auf charttechnische Gründe. "Das nahe Rekordhoch von 105,64 Euro treibt die Aktie weiter an", so der Börsianer. Auch die Überwindung der psychologisch wichtigen Marke von 100 Euro stelle eine Unterstützung dar.

Bei den Nebenwerten legten die Titel von EADS um 2,8 Prozent auf 22,87 Euro zu. Sie reagierten damit auf einen positiven Kommentar von Lehman Brothers. Die Bank bestätigte die Titel mit "Übergewichten" und bezog sich auf Berichte, wonach Airbus die Produktion seines A320 wegen steigender Nachfrage erhöht.

Mit einem Aufschlag von 4,6 Prozent auf 11,24 Euro entwickelten sich die Papiere von Singulus zum größten Gewinner im TecDax. Händler begründeten den Kursanstieg mit einem Stimmungswandel für das neue Speicherformat Blu-ray. Die Jenoptik-Titel litten dagegen unter der Herabstufung von "Kaufen" auf "Halten" durch die Analysten der WestLB und gaben um ein Prozent auf 7,67 Euro nach.

Im SDax gaben die Aktien von EM.TV nach der Vorlage der Neunmonats-Bilanz um 2,1 Prozent auf 3,70 Euro nach. Das Medienunternehmen hat in den ersten neun Monaten bei einem deutlichen Umsatzanstieg nur knapp die Gewinnzone erreicht. Das Ergebnis unter dem Strich belief sich auf 0,2 Mio. Euro, nach einem Minus von 4,5 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Vor allem deutliche Zuwächse im Segment Sport ließen die Umsätze um 22 Prozent auf 179,4 Millionen Euro steigen.

wej./rtr

Artikel erschienen am 22.11.2006

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