Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Bayer: Archivierte Beiträge bis 22. Mai 2003
chinaman - Mittwoch, 26. Februar 2003 - 16:22
HANDELSBLATT, Mittwoch, 26. Februar 2003


Aktie fällt weiter


Bayer-Chef meldet schlechtes Geschäft


"Absolut enttäuschend" sei das operative Geschäft im vergangenen Jahr gelaufen. Die Aktie des Pharma- und Chemiekonzerns geriet derweil weiter unter Druck.

dpa FRANKFURT/MAIN. Das operative Geschäft des Bayer- Konzerns hat sich im vergangenen Jahr nach Worten von Unternehmenschefs Werner Wenning „absolut enttäuschend“ entwickelt. Wenning bekräftigte damit bei einer Investorenkonferenz in Frankfurt am Mittwoch frühere Aussagen über die Entwicklung des operativen Gewinns im abgelaufenen Jahr.

Das Unternehmen will am 13. März die Zahlen für das Jahr 2002 bekanntgeben. Die Aktie stürzte unterdessen am Mittwoch weiter ab. Bis zum frühen Nachmittag fiel sie um rund elf Prozent auf 10,98 €.

chinaman - Sonntag, 2. März 2003 - 09:10
Schutz vor Produkthaftungsrisiken


Pharma-Branche plant eigene Versicherung


Angesichts der drohenden Milliardenklagen gegen den Pharma- und Chemiekonzern Bayer im Lipobay-Fall denkt die Branche über den Aufbau einer eigenen Produkthaftpflichtversicherung nach.


Reuters DÜSSELDORF. Solche Überlegungen würden unter Versicherungsmanagern derzeit diskutiert, seien aber noch in einem sehr frühen Stadium, sagte der Vorstandsvorsitzende des Monheimer Pharmaunternehmens Schwarz-Pharma, Patrick Schwarz-Schütte, am späten Mittwochabend vor Düsseldorfer Wirtschaftsjournalisten.

Es werde daran gedacht, analog zur so genannten Terrorversicherung in der Luftfahrtbranche eine Versicherung gegen Produkthaftungsrisiken zu schaffen, sagte der Chef des im MDax der Börse gelisteten Unternehmens. „Bisher sind das aber nur lose Ideen, außerdem gibt es kartellrechtliche Bedenken.“ Eine Sprecherin des Unternehmens fügt hinzu: „Es wird immer schwieriger und teurer, neue Policen zu bekommen.“ Die Debatte um Lipobay aber auch die hohen Entschädigungszahlungen in der Tabakindustrie hätten bei vielen Versicherern zu einer Neubewertung der Produkthaftungsrisiken geführt.

Die Branche ist beunruhigt über den ungewissen Ausgang der drohenden Milliardenklagen in den USA gegen die Leverkusener Bayer AG im Zusammenhang mit dem Cholesterinsenker Lipobay. Das Medikament war vor seiner Herausnahme aus dem Markt in Verdacht geraten, möglicherweise tödliche Nebenwirkungen zu haben. Vor einer Woche hatte ein erster Prozess in Corpus Christi begonnen, der von neuen Vorwürfen der Klagevertreter begleitet war. Der Bayer-Aktienkurs war daraufhin erheblich unter Druck geraten.

Analysten schließen nicht aus, dass Bayer bis zu zehn Milliarden Dollar vor Steuern an Kläger zahlen muss. Nach Kursverlusten von rund 30 Prozent in den vergangenen Börsentagen legte die Bayer-Aktie am Donnerstag rund sieben Prozent auf 12,50 Euro zu und war damit stärkster Wert im Deutschen Aktienindex.


HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. Februar 2003, 12:07 Uhr

chinaman - Montag, 3. März 2003 - 18:25
HANDELSBLATT, Montag, 03. März 2003


Geringere Investitionen und Verkauf von Unternehmensteilen


Hoher Ölpreis bedroht Gewinne in der Chemie


Von Bert Fröndhoff, Handelsblatt


Die Irakkrise hat die weltweite Chemieindustrie fest im Griff: Der Preis für Öl steigt immens, während die Nachfrage aus der Industrie schwach bleibt. Das verheißt wenig Gutes für die Gewinne der Unternehmen.


DÜSSELDORF. Die Furcht vor einem Irakkrieg treibt den Ölpreis auf Rekordhöhe und macht damit auch der Chemieindustrie zunehmend zu schaffen. Analysten erwarten in den nächsten Monaten starken Druck auf die Gewinnspannen in der Branche. Grund: Während der Ölpreis steigt, bleiben die Verkaufspreise für Chemikalien wegen der schlechten Konjunkturlage auf schwachem Niveau. „In der Chemie kommen derzeit so viele negative Faktoren zusammen, wie lange nicht mehr“, kommentiert die Investmentbank Merrill Lynch.

Rohöl ist für die Chemie der wichtigste Rohstoff. Aus ihm werden Grundprodukte für Kunststoffe oder Textilfasern hergestellt. Die Irakkrise hat den Preis für Öl Ende voriger Woche auf Rekordhöhe getrieben: Am Freitag kostete ein Barrel (159 Liter) an der New Yorker Börse rund 37 $, das sind 40 % mehr als noch vor drei Monaten.

Normalerweise kann die Chemieindustrie mit Ölpreisanstiegen fertig werden, wenn sie diese über höhere Verkaufspreise an ihre Kunden weitergeben kann. Doch das gelingt derzeit nicht ausreichend: „Wir haben unsere Produkte etwas verteuert, aber das muss weitergehen“, sagt Bill Stavropoulos, der neue Vorstandschef des größten US-Chemiekonzerns Dow Chemical. „Es ist noch Raum für Verbesserungen, und wir sprechen darüber mit unseren Kunden.“

Auch wenn Dow und andere Firmen solche Pläne durchsetzen können, wird dies nach Einschätzung von Analysten wenig Linderung bringen. Ludger Mues von der Bank Sal. Oppenheim geht davon aus, das sich die Wirkung des momentanen Ölpreises im ersten und vor allem im zweiten Quartal 2003 in den Gewinnen widerspiegeln wird.

Dies umso mehr, als dass eine Erholung in Form kräftig steigender Nachfrage nach Chemikalien und Kunststoffen nicht abzusehen ist. „Es scheint unwahrscheinlich, dass sich die wirtschaftliche Lage unserer Branche in den nächsten Monaten ändern wird“, sagt Peter Elverding, Chef des niederländischen Chemiekonzerns DSM. Die Chemie trete auf der Stelle, denn die Entwicklung stelle sich genauso dar, wie vor einem Jahr.

Dies sieht Analyst Michael Vara von der Commerzbank ähnlich so. Er stuft die geopolitischen Spannungen als Hauptproblem für die Branche ein, denn sie verursache das teure Ölpreis und auch die zurückhaltende Nachfrage. Wie sich in bisher vorliegenden Ergebnissen der Chemiefirmen für das vierte Quartal 2002 zeigt, sind die verkauften Mengen und damit die Umsätze zwar leicht gestiegen. Allerdings war der Vergleichszeitraum, das vierte Quartal 2001, äußerst schwach. Zudem haben viele Firmen offenbar ihre Läger wieder stärker aufgefüllt – allerdings nicht, weil sie eine kräftige Erholung der Märkte sehen, sondern um den drohenden Preisanstiegen für Chemikalien zuvorzukommen. „Die Nervosität bei den Kunden ist groß“, bestätigt Tom Scott, Finanzchef beim britischen Spezialchemieriesen ICI. Keine guten Vorzeichen also für die deutschen Chemieriesen BASF, Bayer und Degussa, die in den nächsten Wochen ihre Ergebnisse für 2002 vorlegen. In der unsicheren Konjunkturlage konzentrieren sie sich wie die Konkurrenten auf interne Verbesserungen. Kostensenkungen werden nach Ansicht von Analyst Vara auch in diesem Jahr „einen Beitrag zur Sicherung der Gewinne leisten“.

Allerdings seien die Sparprogramme vor allem bei Spezialchemiefirmen bereits weitgehend ausgereizt. Um den Cash-flow dennoch anzutreiben und die Verschuldung zu senken, greifen Chemiefirmen verstärkt zum Verkauf von Unternehmensteilen und bremsen Investitionen.

Vorige Woche kündigte die Schweizer Clariant den Verkauf mehrerer Randbereiche an, und auch Bayer will sich von Teilen seiner Chemietochter trennen. Der französische Konkurrent Rhodia drückt sein Investitionsbudget auf 300 Mill. Euro und damit auf ein Niveau von 61 % der Abschreibungen. Degussa will bis Ende des ersten Quartals abwarten und gibt zunächst nur 90 % des Budgets frei.

Die Einschränkung der Investitionen wird von Beobachtern und in der Branche selbst keineswegs negativ betrachtet, wie Analyst Mues anmerkt. Denn die Überkapazitäten sind nach dem kräftigen Ausbau der vorigen Jahre noch immer groß. Der Aufbau weiterer Kapazitäten würde der Branche mit Blick auf den nächsten Aufschwung nicht gut tun. Den allerdings – und das ist die übereinstimmende Meinung der Chemiebosse – wird es frühestens im zweiten Halbjahr geben.

chinaman - Mittwoch, 12. März 2003 - 17:32
HANDELSBLATT, Mittwoch, 12. März 2003


Kurs soll künstlich aufgebläht worden sein


Jetzt klagen auch US-Aktionäre gegen Bayer


Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer ist in den USA im Zusammenhang mit dem Cholesterinsenker Lipobay nun auch von Aktionären verklagt worden.


Reuters LEVERKUSEN. Bayer werde vorgeworfen, gegen Vorschriften der US-Börsengesetzgebung verstoßen zu haben, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Leverkusen mit. Die Klage sei gegen die Bayer AG, Vorstandschef Werner Wenning sowie den früheren Vorstandschef Manfred Schneider gerichtet. Bayer werde in der Klage vorgeworfen, Sachverhalte im Zusammenhang mit Lipobay nicht bekannt gemacht, beziehungsweise falsch dargestellt zu haben.

Dies solle den Kurs der in den USA gelisteten Bayer-Aktien zum Nachteil der Aktionäre „künstlich aufgebläht“ haben. Bayer kündigte an, die Klageschrift auszuwerten und sich dagegen vehement zur Wehr zu setzen. Die Klage sei Bayer bislang noch nicht zugestellt worden.

Der Kurs der Bayer-Aktie brach nach der Mitteilung zeitweise um zehn Prozent auf 10,40 Euro ein.

In der Klage werde Schadensersatz für Personen oder Unternehmen verlangt, die in der Zeit vom 26. Mai 1999 bis zum 23. Januar 2002 an der Nasdaq oder in der Zeit vom 24. Januar 2002 bis zum 21. Februar 2003 an der New Yorker Börse so genannte American Depositary Shares (ADS) von Bayer gekauft haben.

Das Urteil im ersten Schadensersatzprozess um Lipobay gegen Bayer werde unterdessen bereits in den nächsten Tagen erwartet, sagte eine Sprecherin. Bisher gibt es es rund 7800 Klagen im Zusammenhang mit Lipobay. Etwa 450 Klagen wurden gegen Zahlung von insgesamt 125 Millionen Dollar außergerichtlich beigelegt. Zurzeit versucht Bayer, in 500 weiteren Fällen Vergleiche zu schließen. Bayer hatte den Cholesterinsenker Lipobay 2001 vom Markt genommen, weil das Medikament im Verdacht steht, als Nebenwirkung Muskelschwäche mit tödlichem Ausgang verursachen zu können. Insgesamt werden rund 100 Todesfälle mit Lipobay in Zusammenhang gebracht.

trick17 - Mittwoch, 12. März 2003 - 20:54
hallo,
ich habe mir letztens
mal die Bayer-Bilanz angeschaut.
Darauf hin habe ich von einem Einstieg abgesehen.
Bayer hat umfangreiche
Finanzverbindlichkeiten auf der Passivseite,
die in der letzten Zeit noch angestiegen ist.
Das Enterprise Value ist dementsprechend
durch den Fall der Aktie nur gering zurückgegangen.

Ich finde, dass ist eine gute Möglichkeit
die Spreu nvom Weizen zu trennen, gerade in
der jetzigen Zeit.

Man nehme den Aktienkurs und sieht, das er sich
geviertelt oder gezehntelt hat (Telekom).
Betrachtet man aber wie sich die Summe von Marktkapitalisierung und Fremdkapital
entwickelt hat, so stellt man fest, dass
die Aktien nicht so stark gefallen sind.

Wenn eins derzeit an der Börse out ist,
dann sind es Aktien mit geringen EK-Quoten.

trick17

stephan - Mittwoch, 12. März 2003 - 21:17
geringe EK-Quote?

Sie beträgt immerhin 36% zum 30.09.02. Die höheren Finanzschulden sind durch die Übernahme (ich glaube es waren um die 7 bis 8 Mrd Euro) von Aventis Corp Science zu erklären. Divididenrendite geht immermehr auf 10% zu, auch wenn ich mit einer Übergewichtung der Aktie noch zögere.

Eine Firma kauft etwas. Die Summe aus Marktkapitaliserung und Schulden bleibt gleich. Dann gibt die Börse den gekauften Assets einen Wert von 0. Ich würde sagen, daß macht eben nur Sinn wenn man etwas unnützes zu überhöhten Preisen gekauft hat (telekom und UMTS).

Gruß
Stephan

chinaman - Donnerstag, 13. März 2003 - 09:14
Wer sagt uns denn, dass gerade die gekauften Assets den Wert von 0 bekommen haben ?

:-)
Gruß
Chinaman


SPIEGEL ONLINE - 13. März 2003, 8:37
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,239938,00.html
Lipobay-Skandal

Schon 8400 Klagen gegen Bayer - Milliardenrisiko

Die Klagewelle gegen Bayer im Zusammenhang mit dem 2001 vom Markt genommenen Cholesterinpräparat Lipobay reißt nicht ab. Der Konzern befürchtet jetzt, dass die Schadenersatzzahlungen den Versicherungsschutz des Unternehmens übersteigen könnten.

Leverkusen - Inzwischen liege die Zahl der Schadenersatzklagen bei 8400, teilte der Bayer-Chef Werner Wenning am Donnerstag bei der Bilanzvorlage mit. Zuletzt war noch von 7800 Klagen die Rede gewesen. Die Zahl der außergerichtlichen Vergleiche stieg den Angaben zufolge auf 500. Insgesamt habe Bayer dafür umgerechnet rund 155 Millionen Euro gezahlt, also 15 Millionen Euro mehr als zuletzt bekannt.

Es sei möglich, dass die notwendigen Schadenersatzzahlungen den vorhandenen Versicherungsschutz übersteigen, sagte Wenning. Eine Vorsorge, etwa in Form von Rückstellungen, sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber noch nicht erfolgt. Die Angelegenheit werde jedoch weiter aufmerksam verfolgt und bei fortschreitendem Verhandlungsverlauf immer wieder geprüft. Gegen die in New York eingereichte Aktionärsklage im Zusammenhang mit Lipobay werde Bayer sich zur Wehr setzen, bekräftigte Wenning.

Trotzdem haben hohe Einmalaufwendungen und Maßnahmen zum Konzernumbau das Betriebsergebnis für 2002 belastet. Vor Sonderposten verzeichnete Bayer einen Rückgang des operativen Ergebnisses in den fortzuführenden Geschäften um 46 Prozent auf 989 Millionen Euro. Der Konzerngewinn erhöhte sich dagegen bedingt durch den Verkauf von Beteiligungen um 10 Prozent auf 1,1 Milliarde Euro. Zugleich schrumpfte der Umsatz leicht um ein Prozent auf 29 Milliarden Euro.

Analysten hatten im Durchschnitt einen Jahresüberschuss von 1,464 Milliarden Euro erwartet. Operativ sei das Jahr 2002 "nicht zufriedenstellend" verlaufen, sagte Wenning. Für das laufende Jahr bekräftigte Bayer das Ziel, das operative Ergebnis zu steigern. Die ersten zwei Monate seien bei Umsatz und operativem Ergebnis ermutigend gewesen.

stephan - Donnerstag, 13. März 2003 - 20:42
Ja schon richtig, auch ich habe vernommen das die Zahlungen aus den Rechtsstreitigkeiten über die maximale Versicherungssumme hinaus gehen könnten...

trick17 - Donnerstag, 13. März 2003 - 21:50
Hi stephan,
hast recht, ich habe die Übernahme vergessen.
Dann sieht das schon anders aus.
Ich fand nur auch das Finanzergebnis sehr negativ.
Das waren meine Gründe, warum ich mir
die Kiste nicht näher angeschaut habe.
Du steckst in der Aktie wohl sicher genauer
drin als ich. Nicht für ungut, bitte.

Gruss,
trick17

chinaman - Freitag, 14. März 2003 - 13:16
Aus der FTD vom 14.3.2003 www.ftd.de/kapital
Das Kapital: Jetzt hat Bayer auch noch operativ enttäuscht

Nicht wenige der rund 500.000 Aktionäre von Bayer dürften mittlerweile an chronischen Kopfschmerzen leiden. Die Aktie hat zuletzt täglich im Schnitt um vier Prozent geschwankt - meistens in die falsche Richtung.




Dauernd neue Schreckensmeldungen in Sachen Baycol; vielleicht kommt schon am Freitag die Entscheidung in dem texanischen Prozess, bei dem ein einzelner Kläger über 100 Mio. $ fordert. Obgleich mit dem Urteil längst nicht das letzte Wort über die tatsächliche Schadensersatzzahlung gesprochen ist, wird es für weitere Volatilität sorgen, weil ihm Präzedenzcharakter zugemessen wird.

Inzwischen gesteht Bayer ein, dass die Haftungsrisiken nicht durch den Versicherungsschutz gedeckt sein könnten. Wenn man von Imageschäden absieht, kalkuliert der Markt mit Baycol-Belastungen von rund 9 Mrd. Euro. Das ergibt sich daraus, dass die Aktie nach der Summe der Einzelteile nach wie vor etwas mehr als 20 Euro wert wäre. Die bisherigen gut 500 Vergleiche haben im Schnitt etwa 280.000 $ pro Patient gekostet. Auf alle 8400 Klagen hochgerechnet ergäbe sich eine Schadensumme von 2,35 Mrd. $. Nur ist das eben eine Milchmädchenrechnung. Wir wissen ja nicht mal, wie hoch Bayer versichert ist, geschweige denn, wie viele schlimme, eindeutig durch Baycol verursachte Fälle es gibt. Zumindest ist es schwer vorstellbar, dass Bayer tatsächlich fahrlässig gehandelt haben könnte.


Als ob das alles nicht genug wäre, hat Bayer im vierten Quartal auch operativ enttäuscht, zumindest vom überraschend starken Pflanzenschutzgeschäft abgesehen. Chemie und Polymere lieferten operative Ergebnisse von nur 1 beziehungsweise 38 Mio. Euro und leiden unter Flaute, Euro und Rohstoffpreisen. Die Pharmasparte ist noch tiefer in die Miesen geraten, während auch die Gesundheitspflege deprimierte. Sehr positiv einzig die Nettoschulden von 8,9 Mrd. Euro, wobei die guten Brutto-Mittelzuflüsse derart durch Sondereinflüsse verzerrt sind, dass einem der Kopf raucht.


Die Hoffnungen ruhen auf den Medikamenten Avalox und Levitra sowie auf dem sehr ambitionierten Restrukturierungsplan bis 2006, der eine Menge Wert schaffen könnte. Nur muss man erst mal die Stirn haben, darauf zu wetten, dass der den Eigentümern zugute kommt - und nicht den Klägern.


© 2003 Financial Times Deutschland

chinaman - Samstag, 15. März 2003 - 17:41
ftd.de, Sa, 15.3.2003, 12:14
Moody´s überprüft Rating für Bayer

Die US-Ratingagentur Moody's prüft eine Herabstufung der Bonitätsbewertung des Leverkusener Chemie- und Pharmakonzerns Bayer. Grund sind die noch ungeklärten Fragen im Zusammenhang mit den Lipobay-Klagen.




Überprüft würden die "A2/Prime-1-Ratings" von Bayer und der Tochtergesellschaften, teilte Moody's am Freitag mit. Auslöser des Schritts seien vor allem Risiken im Zusammenhang mit den Lipobay-Klagen sowie Sorgen über den Ausblick für das operative Geschäft der Gruppe für 2003. Dazu kämen Befürchtungen, Bayer könne geplante Verbesserungen bei Cash-Flow und Schuldenabbau möglicherweise nicht erreichen.

Moody's Sorgen im Zusammenhang mit den Lipobay- Baycol-Verfahren hätten in den vergangenen Monaten im Anschluss an die stetig zunehmende Zahl der Klagen und der Vergleiche zugenommen, erklärte die Ratingagentur. Dazu sei vor einigen Tagen die Aktionärsklage gegen den Bayer-Vorstand gekommen. Zudem habe Bayer unlängst mitgeteilt, dass mögliche Schadenersatzzahlungen im Zusammenhang mit dem zurückgezogenen Medikament Lipobay die Deckung durch Versicherungen übersteigen könnten.


"Wir sind nicht mehr länger hinreichend zuversichtlich, dass Bayer in der Lage ist, alle ausstehenden Klagen über ihre Versicherungen abzudecken", teilte die Ratingagentur weiter mit.


Am Mittwoch hatte Bayer mitgeteilt, dass in den USA nun auch eine Aktionärsklage im Zusammenhang mit Lipobay eingereicht worden sei. Darin werde Bayer vorgeworfen, gegen Vorschriften der US-Börsengesetzgebung verstoßen zu haben. Die Klage richtet sich gegen Bayer, Vorstandschef Werner Wenning sowie den früheren Vorstandschef Manfred Schneider.


Bisher gibt es rund 8400 Klagen im Zusammenhang mit Lipobay, wovon nach Bayer-Abgaben etwa 4600 Klagen identisch sind. Etwa 500 Klagen wurden gegen Zahlung von insgesamt 140 Mio. Euro ohne Haftungseingeständnis außergerichtlich beigelegt. Bayer hatte den Cholesterinsenker Lipobay 2001 vom Markt genommen, weil das Medikament im Verdacht steht, als Nebenwirkung Muskelschwäche mit tödlichem Ausgang verursachen zu können. Insgesamt werden rund 100 Todesfälle mit Lipobay in Zusammenhang gebracht.


Die Ratingantur wies außerdem darauf hin, dass für die Chemie- und Polymerbranche auch das Jahr 2003 angesichts der Prognose einer schwachen Nachfrage und hoher Ölpreise eine Herausforderung bleibe. Bei der Überprüfung der Ratings ziehe Moody's auch das aggressive Sparprogramm bei Bayer in Betracht sowie unter anderem Marktstarts neuer Produkte aus der Gesundheitssparte.


Am Freitag schloss die Bayer-Aktie in Frankfurt 4,8 Prozent im Minus auf 10,33 Euro. Der Dax beendete die Handelswoche 2,1 Prozent fester bei 2403,19 Punkten.

stw - Sonntag, 16. März 2003 - 09:42
Wirklich sehr mutig von Stephan, die Aktie im "Konservativen Depot" zu belassen. KOnservativ ist das jedenfalls nicht. Ich selbst halte ja nur eine kleine Einstiegsposition, schrecke aber immer noch davor zurück, ernsthaft einzusteigen. Wobei mein antizyklischer Orderfinger jetzt schon ganz heftig zuckt...

:-) stw

stephan - Sonntag, 16. März 2003 - 19:41
Ich finde mein Verhalten in der jetzigen Situation schon konservativ. Es wäre reine Spekulation zu vermuten, das die Schadensersatzzahlungen den Versicherungsschutz um deutlich mehr als 8 Mrd. Euro übersteigen, nur dann wäre ein Verkauf auf diesem Niveau rational nachvollziehbar. Das ich die Libobay Problematik anfangs unterschätzt habe, kann ich nicht durch einen zweiten Fehler wettmachen.

stephan - Dienstag, 18. März 2003 - 19:11
Bayer wurde im 1. Prozeß freigesprochen. Die Situation ist nicht so eindeutig wie die Anwälte aus den USA der Öffentlichkeit einreden wollen. Trotzdem werden Bayer die Rechtsstreitigkeiten noch lange begleiten und belasten.

Reuters
Bayer Found Not Liable in Baycol Trial
Tuesday March 18, 1:00 pm ET

FRANKFURT (Reuters) - German drugs firm Bayer confirmed on Tuesday that it had been found not liable in a case concerning its recalled Baycol drug and faced no payments, causing its shares to jump as much as 36 percent.
"We were found not liable and do not have to pay any compensation," said a Bayer spokesman shortly after the ruling in the U.S. court case.

Shares in Bayer were trading up 36 percent at 13.98 euros by 1753 GMT, having traded up around 13 percent ahead of the ruling.

stw - Mittwoch, 19. März 2003 - 08:21
Da seht ihr mal wieder, wie irrational die gegenwärtigen Kurse bei vielen Werten zustandekommen. Da wird ein erster Prozess für Bayer entschieden und auf diese einzelne Nachricht hin legt die Aktie an einem Tag um fast 40% zu. Ich kann mich nicht erinnern, sowas schonmal erlebt zu haben. Die Kapitalmärkte spielen verrückt...

:-) stw

chinaman - Mittwoch, 19. März 2003 - 11:02
Aus der FTD vom 19.3.2003
Bayer gewinnt ersten Prozess um Lipobay
Von Klaus Max Smolka, Frankfurt

Aufatmen beim Bayer-Konzern: Im ersten Prozess um den Cholesterinsenker Lipobay sprach das Geschworenengericht in Texas die Chemie- und Pharmafirma am Dienstag einstimmig frei, weil sie nicht für die Krankheit des Klägers verantwortlich sei. Bayer muss keinen Schadensersatz zahlen.

Die Bayer-Aktie sprang daraufhin um 39 Prozent auf 14,30 Euro. Die Anwälte der Kläger kündigten an, für ihren Mandanten weiter zu kämpfen. Das Urteil ist für Bayer von immenser Bedeutung, weil es Maßstäbe für künftige Schadensersatzforderungen von Lipobay-Konsumenten setzen dürfte. Der Leverkusener Konzern kann jetzt gelassener in kommende Prozesse gehen; Rückstellungen für den Fall Lipobay dürften nun geringer ausfallen als von pessimistischen Analysten befürchtet. Bayer hatte den Blutfettsenker Lipobay - in den USA Baycol genannt - vor eineinhalb Jahren vom Markt genommen, weil er möglicherweise Muskelschwäche auch mit tödlichem Ausgang verursacht. 100 Todesfälle werden mit Lipobay in Zusammenhang gebracht.

"Wir freuen uns sehr über das Urteil. Wir glauben, dass damit die Überzeugung von Bayer gerechtfertigt wurde, jederzeit verantwortungsvoll gehandelt zu haben", sagte Bayers US-Anwalt Phil Beck in einer ersten Reaktion bei einer Telefonkonferenz. "Das heißt aber nicht, dass wir in der Zukunft in jedem Fall freigesprochen werden."


8400 Klagen anhängig


Im Auftaktprozess im texanischen Corpus Christi hatte der 82-jährige Hollis Haltom geklagt, der an Muskelschwäche erkrankte und dies auf die Einnahme von Lipobay zurückführte. Sein Anwalt Mikal Watts hatte über 500 Mio. $ gefordert - einschließlich "punitive damages", der in den USA gängigen Strafzahlung, die nicht der Kläger erhält. Die Klägeranwälte hätten Haltoms Fall als Testfall nutzen wollen, sagte Beck. Die zwölf Geschworenen sprachen das Urteil nach zweieinhalbtägigen Beratungen.


Seit dem Marktrückzug von Lipobay im August 2001 sind dem Bayer-Konzern nicht nur Milliardenumsätze weggefallen - aus Sorge vor Schadensersatzansprüchen aus inzwischen 8400 Klagen meiden Investoren die Aktie. Das Papier hatte seitdem über drei Viertel an Wert verloren. Analystenschätzungen sahen bisher eine Belastung durch den Rechtsstreit von bis zu 10 Mrd. Euro. Branchenexperten könnten sich durch das Urteil vom Dienstag zu einer Senkung dieser Schätzungen veranlasst sehen.


Bayer zu Vergleichen bereit


Bayer argumentiert, es habe nach bestem Wissen stets auf die Risiken von Lipobay hingewiesen, auch auf Beipackzetteln, und habe die Gesundheitsbehörden immer informiert. Klägeranwalt Watts ließ über seine Kanzlei dennoch mitteilen, er werde den Rechtsstreit für seinen Mandanten fortsetzen: "Die Kläger und ihre Anwälte prüfen jetzt, wie sie weiter vorgehen, und versichern, dass sie den Kampf für Hollis Haltom und andere Bayer-Opfer weiterführen. Diese Angelegenheit ist alles andere als vorbei."


Bayer teilte in Leverkusen mit, es sei auch nach dem Freispruch im ersten Lipobay-Prozess zu Vergleichen mit geschädigten Patienten bereit. "Das Unternehmen will auch weiterhin all diejenigen, die durch Lipobay/Baycol schwerwiegende Nebenwirkungen erlitten haben, auf faire Weise entschädigen, unabhängig davon, ob es derartige Ansprüche rechtlich mit guten Argumenten abwehren könnte." Falls jedoch kein Zusammenhang zwischen Lipobay und dem Gesundheitszustand des Patienten bestehe oder sich kein Vergleich erzielen lasse, werde sich der Konzern entschieden verteidigen. Vorstandschef Werner Wenning hatte bei der Vorlage der Bilanz am vorigen Donnerstag eingeräumt, der Versicherungsschutz werde möglicherweise nicht für die Produkthaftung ausreichen.


Rund 500 Vorgänge hat Bayer bislang außergerichtlich beilegen können, darunter auch 13 Todesfälle, die mit dem Medikament in Verbindung stehen sollen. Experten der Bank Lehman Brothers taxieren die Kosten in einer Analyse durchschnittlich auf 1 Mio. $ je Todesfall. Bis zu 285.000 $ schlagen demnach im Schnitt für die anderen Beschwerden zu Buche.



© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustration: AP

chinaman - Freitag, 4. April 2003 - 08:06
Aktie legt an der New Yorker Börse zu Bayer-Konzern gewinnt zweiten Lipobay-Prozess in den USA



HANDELSBLATT, 4.4.2003 HB/Reuters FRANKFURT/M. Der Leverkusener Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat ein zweites Gerichtsverfahren um das zurückgerufene Medikament Lipobay/Baycol in den USA gewonnen. Ein Bayer-Sprecher sagte am Donnerstag, das Unternehmen sei bei dem zweiten Prozess von jeglicher Haftung freigesprochen worden. Geklagt hatte eine über 70 Jahre alte Frau in Jackson im US-Bundesstaat Mississippi.

Bereits Mitte März war Bayer in einem ersten Lipobay-Schadenersatzprozess freigesprochen worden. In dem ersten Einzelverfahren hatte ein 82-jähriger Mann Bayer auf 560 Mill. $ verklagt, weil der Cholesterinsenker Lipobay bei ihm Muskelschwund verursacht haben soll. Die erste Entscheidung war damals mit großer Spannung erwartet worden, da sie als mögliche Richtlinie für weitere Verfahren galt.

Bisher gibt es rund 8 400 Lipobay-Klagen gegen Bayer. Der Pharma- und Chemiekonzern hatte Lipobay 2001 vom Markt genommen, weil das Medikament im Verdacht steht, als Nebenwirkung Muskelschwäche mit tödlichem Ausgang verursachen zu können. Insgesamt werden rund 100 Todesfälle mit Lipobay in Zusammenhang gebracht.

Der neue Freispruch der Gerichtsjury habe die Aussagen des Unternehmens unterstrichen, dass Bayer bei der Entwicklung, beim Vertrieb und bei der freiwilligen Rücknahme von Lipobay verantwortungsvoll agiert habe, fügte der Bayer-Sprecher hinzu. Der Konzern hat bislang rund 500 Klagen gegen Zahlung von 140 Mill. Euro ohne Haftungseingeständnis außergerichtlich beigelegt. In 500 weiteren Fällen versucht Bayer zurzeit, Vergleiche zu schließen.

Der Konzern geht davon aus, dass es bei der Mehrheit der Kläger keine Nebenwirkungen durch die Einnahme von Lipobay gab. Nach dem ersten Gerichtssieg im vergangenen Monat hatten die Aktien von Bayer kräftig zugelegt. Händler hatten gesagt, dass die Furcht an der Börse vor Schadenersatzzahlungen des Bayer-Konzerns in Höhe von bis zu 10 Mrd. Euro allmählich nachlasse.

Die Bayer-Aktie schloss am Donnerstag in Frankfurt in einem schwächeren Markt 0,3 % tiefer bei 13,39 Euro. Zu diesem Zeitpunkt war die Gerichtsentscheidung noch nicht bekannt. An der Börse New York legte die Bayer-Aktie später um fast 4 % zu.

stw - Freitag, 25. April 2003 - 17:23
Recht gute Zahlen kommen von Bayer. Glückwunsch an die Mutigen, die da vor wenigen Wochen in der allgemeinen Lipobay-Hysterie zugegriffen haben.

:-) stw

Nach einem überraschend erfolgreichen ersten Quartal hat die Bayer AG ihre Prognose für das Gesamtjahr 2003 angehoben. Das operative Ergebnis im fortzuführenden Geschäft werde gegenüber dem Vorjahr prozentual zweistellig zunehmen, kündigte Vorstandsvorsitzender Werner Wenning am Freitag auf der Hauptversammlung in Köln an. Bislang hatte der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern lediglich eine nicht näher bestimmte Ergebnissteigerung in Aussicht gestellt. Deutlich zugenommen hat auch die Zahl der außergerichtlichen Vergleiche im Zusammenhang mit dem Cholersterinsenker Lipobay/Baycol. Die Bayer-Aktie verbuchte Kursgewinne.

Im vergangenen Jahr war das operative Ergebnis vor Sonderposten auf 0,989 (1,838) Mrd EUR eingebrochen, nach Sonderposten ging es auf 0,594 (1,205) Mrd EUR zurück. Im ersten Quartal habe Bayer nach vorläufigen Daten beim operativen Ergebnis nach Sonderposten den Vorjahreswert von 840 Mio EUR übertroffen, sagte Wenning. Analysten hatten dagegen mit einer Halbierung gerechnet, da in der Vorjahreszeit außerordentliche Gewinne in dreistelliger Mio-EUR-Höhe enthalten waren. Einzelheiten, worauf die Ergebnissteigerung beruht, nannte Wenning nicht. Ein Sprecher verwies auf den Zwischenbericht, der am 7. Mai veröffentlicht werden soll.

Der Umsatz habe im ersten Quartal mit 7,3 Mrd EUR nominal um mehr als vier Prozent über Vorjahr gelegen, führte Wenning aus. Währungsbereinigt habe sich ein Plus von über 15 Prozent ergeben. Seine Prognose für 2003 machte der Vorsitzende indes noch einmal davon abhängig, dass sich die derzeitigen Rahmenbedingungen nicht gravierend verschlechtern.

stw - Mittwoch, 7. Mai 2003 - 16:33
So schnell dreht sich der Wind: jetzt wird nur auf dieses gute Q1 geguckt und man vergisst alle Sorgen, die längst nicht ausgestanden sind. Dennoch: ich bin zufrieden mit meinem Bayer-Investment. Nur ärgerlich, dass ich zu zögerlich beim Nachkauf war.

:-) stw

Die Bayer AG hat im ersten Quartal sämtliche Prognosen übertroffen und ihr Ziel bekräftigt, das operative Ergebnis im laufenden Jahr prozentual zweistellig zu steigern. Wie der Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern am Mittwoch mitteilte, kletterte das operative Ergebnis in den ersten drei Monaten auf 1,075 (0,840) Mrd EUR. "Wir sind sehr zufrieden mit dem ersten Quartal", erklärte Vorstandsvorsitzender Werner Wenning. Nach einem Jahr des Übergangs und der Neustrukturierung hätten sich jetzt sowohl die Sparmaßnahmen als auch die Übernahme von Aventis CropScience ausgezahlt. Die Bayer-Aktie verbuchte in einem negativen Umfeld kräftige Kursgewinne.

Von vwd befragte Analysten hatten für das operative Ergebnis im Durchschnitt nur eine Steigerung auf 875 Mio EUR erwartet, Bayer übertraf hier sogar die höchsten Prognosen. Bis zur Bekanntgabe einer ersten Tendenz bei der Hauptversammlung war sogar mit einer Halbierung des Ergebnisses gerechnet worden. Bereinigt um Einmaleffekte habe sich das operative Ergebnis im fortzuführenden Geschäft um 80 Prozent auf 833 (464) Mio EUR verbessert, teilte Bayer weiter mit. Hier hatten die Analysten noch weit weniger geschätzt: Der Konsensus lag bei 547 Mio EUR.

Gewinn deutlich über den Prognosen

Der Umsatz im fortzuführenden Geschäft stieg den weiteren Angaben zufolge um fünf Prozent auf 7,356 Mrd EUR und lag damit als einzige Kennziffer im Rahmen der Erwartungen. In lokalen Währungen lag die Steigerung bei 16 Prozent. Auch Bayer litt demnach unter dem schwachen Dollar. Obwohl auch die Nettoverschuldung gegenüber Ende 2002 noch einmal deutlich um 1,1 Mrd auf 7,7 Mrd EUR reduziert wurde, erzielte der Konzern unter dem Strich einen Gewinn von 586 (523) Mio EUR, die Analysten hatten nur 477 Mio EUR erwartet.

Maßgeblicher Wachstumsträger war im ersten Quartal der Pflanzenschutz: Der Umsatz dieser Sparte stieg vor allem durch die Übernahme von Aventis CropScience um 92 Prozent auf 1,661 Mrd EUR, während das operative Ergebnis auf 443 (144) Mio EUR kletterte. Allerdings erwirtschaftet diese Branche den Großteil ihrer Gewinne im ersten Halbjahr, so dass hier für das dritte und vierte Quartal wieder mit einem entsprechenden Rückgang zu rechnen ist. Für das Gesamtjahr erwartet Bayer ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum im kombinierten Pflanzenschutzgeschäft.

Das Arbeitsgebiet HealthCare solle 2003 noch profitabler werden, kündigte Bayer an. Laut Zwischenbericht werden dazu neben den Sparprogrammen vor allem die Medikamente Kogenate, Avalox und Levitra beitragen. Keine neuen Angaben machte Bayer zur Suche nach einem strategischen Partner für die Pharmasparte und zum Stand der Lipobay-Klagen in den USA. Im ersten Quartal ging der HealthCare-Umsatz um 12,5 Prozent auf 2,108 Mrd EUR zurück. Das operative Ergebnis stieg aber - vorwiegend auf Grund von Sondereinflüssen -
um 109 Prozent auf 480 Mio EUR.

Weitere Preiserhöhungen geplant

Für das Industriegeschäft - also die Sparten Polymers und Chemicals -
kündigte Bayer weitere Effizienzverbesserungen im laufenden Jahr an. Neben den eingeleiteten Kostensenkungsprogrammen sollen dazu vor allem die Konzentration auf margenstarke Produkte und weitere Preiserhöhungen beitragen. Das Arbeitsgebiet Polymers ist weiterhin die umsatzstärkste Bayer-Sparte und verzeichnete im ersten Quartal ein Ergebnis von 74 (21) Mio EUR. Im Chemiebereich erhöhte sich der Gewinn um 2,7 Prozent auf 38 Mio EUR.

Großes Lob erntete Bayer am Mittwoch von den Analysten: Andreas Theisen von WestLB Panmure bezeichnete das Quartalsergebnis als "super". Die Werte seien wesentlich besser als erwartet, das gelte auch für das Ergebnis ohne Sondereinflüsse. BayernLB-Analyst Michael Butscher führte dies vor allem auf Sparmaßnahmen und Konsolidierungseffekte zurück. Ulrich Huwald von M.M. Warburg bezeichnete vor allem das Ergebnis der Sparte HealthCare als überraschend hoch. Im Gegensatz dazu sei die Verdreifachung des Gewinns bei CropScience nicht ganz so verwunderlich, da Bayer hier einen großen Gestaltungsspielraum gehabt habe.

chinaman - Donnerstag, 22. Mai 2003 - 10:41
ftd.de, Do, 22.5.2003, 9:43
Bayer steht neuer Ärger ins Haus

Eine Tochter des Leverkusener Chemie- und Pharmakonzerns Bayer soll in den achtziger Jahren angeblich Medizin nach Asien und Lateinamerika verkauft haben, deren Einnahme ein hohes Risiko zur Übertragung des Aids-Virus barg. Die Aktien des Unternehmens gerieten unter Druck.

Unter Berufung auf interne Memoranden, Mitschriften von Marketing-Treffen und Nachrichten an ausländische Vertreiber berichtete die "New York Times", die Bayer Tochter Cutter Biological habe eine ältere Version eines Blutprodukts für Bluterkranke im Ausland vertrieben, als es bereits schwieriger wurde dieses in den USA und in Europa zu vermarkten. Zu dem Zeitpunkt hatte das Unternehmen nach Informationen der Zeitung bereits ein sicheres Medikament in den USA und in Europa verkauft.

Eine Sprecherin für Bayer Healthcare im US-Bundesstaat Connecticut, Meredith Fischer, sagte dazu, sie könne den Bericht zunächst nicht kommentieren. Das Unternehmen stehe aber wegen des Artikels in engem Kontakt mit der Zeitung. Das Blatt zitierte Mitarbeiter von Bayer, das Unternehmen habe sich "verantwortungsvoll, ethisch und human" verhalten, als es das ältere Produkt verkaufte. "Die Entscheidungen, die fast vor zwei Jahrzehnten getroffen wurden, basierten zu dem Zeitpunkt auf den besten verfügbaren Informationen und stimmten mit den geltenden Auflagen überein," zitierte das Blatt eine Bayer-Erklärung. Bei dem Produkt handelte es sich um ein Medikament mit dem Namen "Faktor VIII Konzentrat", das mit Blutplasma hergestellt wurde.


Die Titel von Bayer verbilligten sich am Donnerstagvormittag im Dax zeitweise um 1,5 Prozent auf 16,63 Euro. Bayer sieht sich derzeit bereits mit zahlreichen Klagen wegen der angeblich tödlichen Nebenwirkungen des vom Markt genommenen Cholesterinsenkers Lipobay konfrontiert.



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Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Bayer: Archivierte Beiträge bis 22. Mai 2003