Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Allianz: Archivierte Beiträge bis 24. Juli 2003
pelikan - Freitag, 15. November 2002 - 15:51
Freilich, der Allianz-Kurs hat sich etwas von seinen Tiefstständen entfernt, dennoch bleibt auch hier wieder das Fazit, das der Kurs den schlechten Nachrichten vorausgeeilt ist und auch hier schon wieder einige wohl mehr wussten als der normale mit Internet und Wirtschaftspresse "bewaffnete" Kleinanleger.

Diese Asymmetrie an Informationen und die wohl kommende unfaire Besteuerung stellt eine schwere Hypothek für den deutschen Aktienmarkt dar und macht es eigentlich für den privaten Investor fast unmöglich sich unter "fairen" Bedingungen an Aktiengesellschaften zu beteiligen.

Mit nachdenklichen Grüssen

Der Pelikan

chinaman - Samstag, 16. November 2002 - 08:37
@ pelikan: Wobei "diese Asymmetrie an Informationen" sich vor allem auf den Kurzfristbereich bezieht. Langfristig wissen alle nichts ...

;-)
Gruss
Chinaman

pelikan - Mittwoch, 20. November 2002 - 17:28
@chinaman: Das stimmt allerdings- langfristig stapfen wir alle gleichermassen im Dunkeln, nur dummerweise wird das Geschehen an der Börse mehr und mehr von kurzfristigen Denkweisen dominiert- wäre es anders, dürften z.B. zyklische Aktien nicht so stark schwanken...
Auch das (etwas amerikanische) Schielen auf das jeweils aktuelle Quartalsergebnis und teilweise erratische Kursbewegungen auf geringfügige Abweichungen vom avisierten Plan gehört in dieses Bild.

Ich stimme Dir aber ausdrücklich darin zu, das eine solche Denkweise der Mehrheit der Marktteilnehmer dem Kleinanleger auch wieder Chancen eröffnet.

Es grüsst
Der Pelikan

chinaman - Mittwoch, 26. Februar 2003 - 09:34
DER SPIEGEL 9/2003 - 24. Februar 2003
URL: http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,237507,00.html
Allianz

Der Sündenbock

Das Ende der Advance Bank offenbart massive Fehlentscheidungen des Allianz-Konzerns. Doch der Versicherer macht dafür, wie so oft, die Dresdner Bank verantwortlich.

Wutausbrüche sind ihm fremd, Wortgefechte zuwider. Henning Schulte-Noelle, der Chef der Allianz, liebt leise Töne. Und seine gekonnt platzierten Andeutungen treffen, seine Signale werden verstanden.

"Allianz droht Dresdner", titelte die "Frankfurter Rundschau" kürzlich nach einer distinguierten Äußerung des mächtigen Mannes - und das "Handelsblatt" schrieb in großen Lettern: "Schulte-Noelle erhöht Druck auf Fahrholz".

Auch in der Dresdner Bank, seit fast zwei Jahren eine Tochter des Versicherungsriesen, kam die Botschaft an: "Das ist die öffentliche Ankündigung der Kreuzigung" - empörte sich ein hochrangiger Manager über die Aussagen seines obersten Chefs. Wer damit gemeint war, braucht er in der Bank niemandem zu erklären: Bernd Fahrholz, Chef des Instituts - und Vize-Chef der Allianz.

Dabei hatte Schulte-Noelle, in einem Interview mit der "Zeit", doch nur gesagt, dass jede Gesellschaft innerhalb seines Konzernreiches eine angemessene Rendite erwirtschaften müsse, dass die Dresdner Bank Zeit brauche, ihre Probleme zu lösen. Und sollte sie das nicht schaffen, dann stünden eben alle Optionen offen.

Lappalien, Missverständnisse, und wieso überhaupt diese Aufregung - tönte es tags darauf aus der Konzernzentrale. Und von Fahrholz, von dem sei doch gar nicht die Rede gewesen.

Der Coup war gelungen.

Wieder einmal hat die Allianz mit ihrer Banktochter Katz und Maus gespielt, wieder einmal hat sie das Institut erfolgreich als Buhmann ins Gespräch gebracht - und Fahrholz als den Sündenbock.

Egal, ob der Versicherungskonzern miserable Zahlen präsentiert, eine Gewinnwarnung verkündet oder eine strategische Fehlentscheidung revidiert - schuld ist scheinbar immer die Dresdner Bank.

Dabei ist das nur die halbe Wahrheit, wie das Beispiel der kürzlich geschlossenen Advance Bank zeigt. Von der "verlustreichen Bank-Tochter" war da die Rede und davon, dass die Allianz die Reißleine gezogen habe, was ja allzu verständlich sei.

Tatsächlich aber verantwortet dieses Desaster die Allianz. Joachim Faber, einer der Vorstände des Versicherers, war es, der partout ein von ihm und seinem Vorstandskollegen Paul Achleitner entwickeltes Konzept umsetzen wollte.

Die beiden träumten seit drei Jahren von einer mobilen und an eine Direktbank angebundene Finanzberater-Truppe, die ihre jungen, dynamischen und betuchten Kunden mit dem Laptop heimsuchen sollte. Das Modell freilich war größtenteils abgekupfert - von MLP, dem einst viel bewunderten Senkrechtstarter der Finanzbranche.

"Das ist die Zukunft", schwelgten die beiden - und angesichts der rosigen Perspektiven war ihnen nichts zu teuer. Zunächst wollten sie für zwei Milliarden Euro den Direktbroker Consors übernehmen. Doch nachdem sich der Versicherungskonzern die Dresdner Bank einverleibt hatte, sollte deren Direktbank-Tochter, die Advance Bank, als Plattform für die "Financial Planners" dienen.

Schon während der Verhandlungen im so genannten Integrationsausschuss präsentierte Faber seinen neuen Kollegen eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey, die das Projekt in den höchsten Tönen lobte. Die Investitionen von 700 Millionen Euro, referierte er das Papier, seien bestens angelegt. Ab 2008 würde man mit den 1700 Beratern und der neuen Multikanalplattform Gewinne machen.

"Solche Anfangsverluste hält niemand durch", erwiderte Martin Blessing, damals noch Chef der Advance Bank. Und auch andere Banker warnten vor den hochtrabenden Plänen. Sie bezweifelten, dass die Berater die geplante Zahl neuer Kunden akquirieren könnten. Blessing und seine Kollegen plädierten für eine verhaltenere Investitionsstrategie. "Wenn das Ding fliegt", sagte er, "können wir das Tempo immer noch erhöhen."

Von derart kleinkarierten Bedenkenträgern ließ sich Faber nicht irre machen - er setzte die große, die ganz große Lösung durch: Hunderte Berater wurden eingestellt, Dutzende Servicecenter im Einheitsstil eingerichtet. Und das Konzept dilettantisch umgesetzt.

Selbst über ein Jahr nach dem Start konnten die Finanzberater für einen Kunden online kein Konto eröffnen, keine Order aufgeben. Dazu mussten sie ein Fax schicken - für eine Direktbank ist das Steinzeittechnologie.

Zudem blieben die erhofften Kundenscharen aus, viele der Niederlassungen wurden nie eröffnet - und alles in allem bis heute 300 Millionen Euro versenkt. Dagegen war der Jahresverlust der Advance Bank - rund 30 Millionen Euro, bevor die Allianz das Geld mit der Gießkanne verteilte - relativ bescheiden.

Jetzt ist der Traum vorbei - die Advance Bank wird samt der Financial Planner abgewickelt, und der Betriebsrat verhandelt über einen teuren Sozialplan.

Dabei wollte die Allianz das Geschäft eigentlich schon im Herbst aufgeben. Doch plötzlich gab es einen Interessenten: Die niederländische ABN Amro - aufgeschreckt durch den Erfolg ihres Hauptkonkurrenten ING mit dessen deutscher Direktbanktochter Diba - wollte die Advance Bank kaufen. Also warteten die Allianz-Manager ab. Als die Übernahme scheiterte, verabschiedeten sie sich resigniert und ohne weitere ernsthafte Verkaufsbemühungen von ihrem einst hoch gelobten "dritten Standbein" (neben Bankfilialen und Vertretern) - und verpassten möglicherweise eine weitere Chance, die Verluste zu begrenzen.

Denn die Diba war an die Grenzen ihrer Kapazitäten gestoßen und verhandelte deshalb über den Kauf der Online-Bank Entrium - hätte sich aber auch für die Advance Bank samt ihrem "ausgezeichneten Computersystem interessiert", wie ein Diba-Manager versichert, "aber sie ist uns nicht angeboten worden". Selbst die Initiative ergreifen wollten die Banker jedoch nicht - "so etwas versaut immer den Preis".

Vor allem die Arbeitnehmer im Allianz-Aufsichtsrat sind über die Fehlinvestitionen bei der Finanzberater-Truppe erbost. Hinter den Kulissen, versichern Kenner des Konzerns, hagelte es Kritik. Nach außen aber wird der Eindruck erweckt, der Fehler liege bei der Dresdner Bank.

Klar: Weder das Geldhaus mit seiner 130-jährigen Tradition noch dessen Investmentbank sind ein "Juwel" - wie Rolf Breuer, damals noch Chef der Deutschen Bank, im Frühjahr 2000 behauptete.

Ganz im Gegenteil.

Auch die Dresdner Bank ist durch jahrelanges Missmanagement, ständige Strategiewechsel, schwache Vorstandssprecher und globale Expansionspläne heruntergewirtschaftet - und von der Bankenkrise zusätzlich in die Tiefe gerissen worden.

Und auch Fahrholz ist keineswegs eine Ikone der deutschen Finanzgeschichte - er hat viele der Fehlentscheidungen vergangener Jahre mit zu verantworten. Zum tragischen Helden taugt er wohl kaum.

Doch wo stünde die Allianz heute, wenn sie die Dresdner Bank nicht gekauft hätte?

Der Aktienkurs wäre kaum höher, argumentieren Experten, er läuft seit zwei Jahren praktisch parallel zu denen der meisten anderen Versicherungen - ganz egal, ob die Bankgeschäfte betreiben oder nicht.

Die Allianz kämpft, wie die gesamte Branche, mit Abwertungen auf riskante Beteiligungen, mit hohen Schadenssummen, beispielsweise bei der Flutkatastrophe und mit stagnierendem Geschäft auf allen Fronten. Und natürlich auch mit der Dresdner Bank, selbst wenn die besser ist, als das von der Allianz dargestellt wird.

So hat sich der Versicherungsriese die auch in schlechten Zeiten ertragreichen Teile längst selbst einverleibt. Die Gewinne, beispielsweise aus dem Fondsgeschäft, fließen ausschließlich der Versicherung zu. Auch die verbliebenen Beteiligungen sind zur Allianz gewandert. Und selbst die interne Verrechnung der Provisionen im Privatkundengeschäft wird immer wieder heftig diskutiert- auch sie geht, so argumentieren viele Manager, zu Lasten der Dresdner Banker. Die nackten Zahlen der Bank sind deshalb verzerrt.

Das alles ist legitim, schließlich gehört die Dresdner Bank der Allianz - sie kann mit ihr machen, was sie will. Dennoch haben sich Aufsichtsräte bereits bei der Allianz-Führung beschwert. Denn die Verantwortungskosmetik hat ihren Preis.

Je dünner die Kapitalausstattung des Instituts und je geringer die Erträge, desto schlechter fällt das Urteil der Rating-Agenturen aus. Von dem aber hängt viel ab. Wenn sie eine Bank "downgraden", wie die Banker eine Herabstufung nennen, muss das Institut am Kapitalmarkt höhere Zinsen zahlen - und das kostet mehr als hundert Millionen Euro pro Jahr.

Zudem werden die Kunden verunsichert. Nach den jüngsten Verkaufsüberlegungen von Schulte-Noelle merkten die Dresdner Banker sofort einen Rückgang im Geschäft mit ihren großen Unternehmenskunden - aber auch mit den lukrativen, vermögenden Privatkunden. Wer will sich schon in die Hände einer Bank begeben, die schon in ein, zwei Jahren verkauft werden könnte? Banking ist Vertrauenssache. Und dazu gehören Kontinuität und Berechenbarkeit.

Fahrholz selbst, so versichern Vertraute, hat das Spiel noch gar nicht durchschaut. Immer wieder übernahm er die Verantwortung für die schlechten Zahlen, bot Schulte-Noelle und dessen designiertem Nachfolger, Michael Diekmann, den Rücktritt an. "Ein Wort von Ihnen genügt", versicherte er, "und ich bin weg."

Doch davon wollen die Allianz-Manager bislang nichts wissen. Sie brauchen Fahrholz noch - um von den Unzulänglichkeiten des Münchner Konzerns abzulenken.

WOLFGANG REUTER

stw - Freitag, 21. März 2003 - 11:36
Die angekündigte Kapitalerhöhung macht der Allianz-Aktie schwer zu schaffen. ICh sehe das nicht so negativ, schliesslich wird die EK-Basis eines Unternehmens gestärkt, das im operativen Geschäft wirklich sehr gut dasteht. Die anderen Probleme werden sich mittelfristig lösen lassen, da bin ich mir sicher. Die Ablösung des Chefs der Dresdner Bank macht mir Hoffung, dass da jetzt einiges passieren wird. Ich werde die KE jedenfalls mitmachen.

:-) stw

Allianz kündigt nach hohem Verlust Kapitalerhöhung an

München (vwd) - Die Allianz AG, München, hat nach tiefroten Zahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr eine millardenschwere Kapitalerhöhung angekündigt. Der Allfinanzkonzern musste 2002 wegen Abschreibungen auf Wertpapierbestände und Belastungen durch die Dresdner Bank den ersten Verlust in der Nachkriegsgeschichte hinnehmen. Für das laufende Geschäftsjahr stellte der scheidende Vorstandsvorsitzende Henning Schulte-Noelle am Donnerstag in München auf der Bilanzpressekonferenz eine deutliche Verbesserung des operativen Ergebnisses in Aussicht.

Allerdings sei bei einer anhaltenden Schwäche der Kapitalmärkte auch im laufenden Jahr mit hohen Belastungen aus Abschreibungen auf Wertpapierbestände und aus der Risikovorsorge zur rechnen. Allein im ersten Quartal geht die Allianz nach den Worten von Controlling-Vorstand Helmut Perlet von Abschreibungen auf den Wertpapierbesitz von 750 Mio EUR aus verglichen mit 5,5 Mrd EUR im Vorjahr. Der Hauptverlustbringer Dresdner Bank werde im laufenden Jahr wie geplant operativ in die Gewinnzone kommen und im kommenden Jahr auch nach Steuern schwarze Zahlen schreiben, hieß es weiter.

Allianz-Aktie wegen Kapitalerhöhung unter Druck

Die Allianz-Aktie geriet wegen der Kapitalmaßnahmen entgegen dem Markttrend deutlich unter Druck. Analysten beurteilten diesen Schritt jedoch überwiegend positiv. Die WGZ-Bank verweist zu einen auf die künftig verbesserte Kapitalbasis. Darüber hinaus seien nun die anhaltenden Spekulationen aus dem Markt, die den Aktienkurs zuletzt belastet hatten Bereits seit Monaten gab es immer wieder Gerüchte über eine Kapitalerhöhung Die Allianz will sich durch Ausgabe neuer Aktien bis zu vier Mrd EUR verschaffen. Der Bezugspreis liege bei mindestens 30 EUR, die Emission soll "relativ schnell" durchgeführt werden, hieß es.

Darüber hinaus will der Konzern durch die Ausgabe einer Anleihe weitere rund 1,5 Mrd EUR erlösen. Im Zuge der Transaktion werde die Überkreuzbeteiligung zwischen der Münchener Rück und der Allianz auf jeweils 15 Prozent verringert. Auf dieser Basis soll die bestehende Partnerschaft der beiden Konzerne fortgesetzt werden. "Wir machen uns dadurch unabhängiger von der jeweiligen Gewinnentwicklung des anderen", erläutere der designierte Allianz-Vorstandsvorsitzende Michael Diekmann. Trotz der geplanten Kapitalmaßnahmen senkte die Ratingagentur Standard & Poor's das langfristige Allianz-Rating auf "AA-" von "AA" mit negativem Ausblick.

Jahresverlust geringer als erwartet ausgefallen

Im abgelaufenen Jahr verzeichnete die Allianz einen Verlust nach Steuern von 1,167 Mrd EUR, nachdem 2001 noch ein Gewinn von 1,623 Mrd EUR ausgewiesen wurde. Damit hat der Konzern die Prognosen der von vwd befragten Analysten übertroffen, die im Durchschnitt einen Verlust von 1,5 Mrd EUR erwartet hatten. Die Allianz wird trotz der Verluste eine unveränderte Dividende von 1,50 EUR zahlen. Diekmann will ungeachtet der hohen Verluste bei der Tochter Dresdner Bank an dem Kreditinstitut festhalten: "Ich bin davon überzeugt, dass uns die Dresdner Bank eine einzigartige Stellung im Privat- und Firmenkundengeschäft verschafft".

Diekmann unterstrich, dass die Rückkehr zur Profitabilität der Investmentsparte der Bank, die nicht zum Kerngeschäft des Konzerns gehöre Priorität habe. Man halte sich hier aber alle Optionen offen und wolle die Imvestmentbank wieder "interessant für Partnerschaften und Kooperationen machen. "Es gibt keine Tabus", meinte der künftige Vorstandsvorsitzende. Die Risikovorsorge bei der Dresdner Bank soll 2003 zudem deutlich auf 1,4 Mrd EUR gesenkt werden, nach 2,2 Mrd EUR im Vorjahr. Der Bankbetrieb soll in Zukunft noch stärker als Vertriebskanal für den Mutterkonzern ausgebaut werden.

Versicherungsgeschäft entwickelte sich positiv

Zufrieden zeigte sich Henning Schulte-Noelle mit dem Versicherungsgeschäft. Die Beitragseinnahmen kletterten um knapp zehn Prozent auf 82,6 Mrd EUR. Die Schaden-Kosten-Quote - also das Verhältnis von Schadenaufwendungen und Kosten zu den verdienten Beiträgen - soll 2003 unter 100 Prozent gesenkt werden. Im Vorjahr hatte sich die so genannte Combined Ratio um 3,1 Prozentpunkte auf 105,7 Prozent verbesert.

chinaman - Samstag, 22. März 2003 - 09:23
Aus der FTD vom 21.3.2003 www.ftd.de/allianz
Allianz: Baisse, Bank und USA fressen Gewinne auf
Von Herbert Fromme, München

Mit einem Verlust von 1,2 Mrd. Euro, dem ersten Defizit in der Geschichte des Allianz-Konzerns seit dem Zweiten Weltkrieg, verabschiedete sich am Donnerstag Vorstandschef Henning Schulte-Noelle. Im Vorjahr hatte der Konzern noch 1,6 Mrd. Euro verdient.

Dennoch soll die Dividende von 1,50 Euro beibehalten werden. Die wichtigste Ursache für den massiven Verlust des Versicherungskonzerns waren die riesigen Aktienpakete, die seine Töchter in den letzten Jahren aufgebaut hatten. Die Abschreibungen beliefen sich auf 5,5 Mrd. Euro. Nach Steuern wirkten sie sich mit 2,7 Mrd. Euro negativ auf das Ergebnis aus. Vorstandsmitglied Helmut Perlet sagte am Donnerstag, beim aktuellen Dax-Stand sei auch im ersten Quartal 2003 mit einer weiteren Nettoabschreibung von 740 bis 750 Mio. Euro zu rechnen.


Die Bank-Aktivitäten des Konzerns belasteten das Ergebnis 2002 mit 1,3 Mrd. Euro, verglichen mit einem positiven Beitrag von 297 Mio. Euro im Jahr 2001 - beide Zahlen vor Abschreibungen auf den Unternehmenswert und die Markennamen.


Mit 762 Mio. Euro belasteten Rückstellungen für Umwelt- und Asbestschäden in den USA das Konzernergebnis. Auch die Sommerflut hinterließ Spuren: Sie kostete die Allianz 710 Mio. Euro.


Kurs verteidigt

Der scheidende Vorstandschef Schulte-Noelle verteidigte die internationale Expansion und die Übernahme der Dresdner Bank. Von Fehlern in der Expansions- und Übernahmepolitik unter seiner elfjährigen Ägide will er nichts wissen: "Die Entwicklung der Gruppe bietet keinen Anhaltspunkt dafür zu sagen, da ist etwas schief gegangen." Schulte-Noelle wechselt am 29. April in den Aufsichtsrat.


Perlet hob die positive Entwicklung des Kerngeschäfts Versicherung hervor. Die Beiträge stiegen um zehn Prozent auf 82,6 Mrd. Euro, davon stammen 42,5 Mrd. Euro aus der Schaden- und Unfallversicherung, ein Plus von drei Prozent. Die Lebensversicherung legte um 19 Prozent auf 40,1 Prozent zu. Im Schaden- und Unfallgeschäft profitierte der Konzern von steigenden Preisen.Vor allem in Deutschland und Italien verdiente die Allianz Geld. In Nordamerika musste sie einen Verlust von 964 Mio. Euro zeigen, der ähnlich hoch ausfiel wie das Defizit von 1,06 Mrd. Euro im Vorjahr.


In der Lebens- und Krankenversicherung schlug die negative Entwicklung der Aktienmärkte durch. Der Jahresüberschuss ging von 229 Mio. Euro auf 19 Mio. Euro zurück. Im Asset Management ist die Allianz eines der fünf größten Unternehmen der Welt mit 989 Mrd. Euro Anlagegeldern nach 1126 Mrd. Euro im Vorjahr. Das operative Ergebnis verbesserte sich von 313 Mio. Euro auf 495 Mio. Euro.



© 2003 Financial Times Deutschland , © Illustrationen: AP, dpa

chinaman - Sonntag, 30. März 2003 - 13:08
28.03.2003



A L L I A N Z

Aktie im Tiefenrausch


Im Sog der Münchener Rück und schlechter Nachrichten fällt die Aktie auf ein 15-Jahrestief.

Frankfurt am Main - Die Allianz-Aktie ist im Handelsverlauf am Freitag auf den tiefsten Stand seit 1988 gesunken. Am Nachmittag notierte das Papier des Versicherungskonzerns rund drei Prozent schwächer auf 50,84 Euro. Im frühen Handel wurde sogar die 50-Euro-Marke nach unten durchbrochen.

Das Papier der Allianz gebe im Sog der Münchener Rück nach, sagte ein Börsianer. Die Aktie des Rückversicherers war am Freitag nach zum Teil drastischen Prognose- und Kurszielsenkungen großer Investmentbanken in den freien Fall übergegangen. Zudem hat die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Bonität für den Konzern herabgestuft und damit Sorgen um die Kapitalbasis des Konzerns ausgelöst. "Das wirkt sich auch auf die Allianz belastend aus", sagte ein Analyst.

Ein Händler erklärte die Verluste mit der anstehenden Kapitalerhöhung. "Da hat die Allianz nicht so clever gehandelt wie beispielsweise France Telecom ", sagte der Händler. Er kritisierte, dass die Allianz bereits Wochen vor der Kapitalerhöhung diese angekündigt hatte, so dass sich über diesen Zeitraum die Anleger positionierten. France Telecom habe hingegen die Kapitalerhöhung am Wochenende angekündigt und zügig durchgeführt. "Da war die Sache im Gegensatz zur Allianz schnell vom Tisch", sagte der Händler.

Fitch senkt den Daumen

Zudem wirkte sich auf die Allianz-Aktie noch die Herabstufung der Ratingagentur Fitch aus. Die Bonitätsprüfer hatten am Donnerstag ihre Langfrist-Bewertung für den Münchener Allfinanzkonzern von "A" auf "A-" zurückgestuft. Grund dafür sei die Sorge über die aktuelle Kapitalsituation sowie die operative Stärke der Allianz, die sich zuletzt deutlich verringert habe, hieß es.

Die Allianz hatte vergangene Woche mit 1,167 Milliarden Euro erstmals in ihrer Nachkriegsgeschichte einen Jahresverlust ausgewiesen. Zugleich kündigte der am Prämienvolumen gemessen größte Versicherer Europas die Ausgabe neuer Aktien im Rahmen einer Kapitalerhöhung an, um die angegriffene Finanzbasis zu stärken. Auf diese Weise will die Allianz bis zu vier Milliarden Euro erlösen. Darüber hinaus ist eine nachrangige Anleihe über etwa 1,5 Milliarden Euro vorgesehen.

Unmittelbar nach dieser Ankündigung hatte bereits S&P seine Bewertung für die Allianz und die Dresdner Bank zurückgenommen. So stuft die Agentur die langfristige Bonität der Allianz nun mit "AA-" ein, nachdem es zuvor noch bei "AA" lag. Moody's behielten hingegen zunächst ihr "Aa2"-Langfrist-Rating bei.

Ratings sind entscheidend für die Refinanzierung eines Unternehmens am Kapitalmarkt. Ein schlechteres Rating erhöht die Kosten bei der Kapitalbeschaffung. Die Aktien der Allianz lagen am Donnerstag mit 4,5 Prozent bei 51,46 Euro stärker im Minus als der Gesamtmarkt.

Quelle: Manager Magazin

chinaman - Freitag, 4. April 2003 - 08:26
Aus der FTD vom 4.4.2003
Allianz versucht den Befreiungsschlag
Von Herbert Fromme

Eine massive Kapitalerhöhung soll der Allianz Stabilität bringen. Ihr neuer Chef Michael Diekmann fordert mehr Gewinne von den Konzerneinheiten.









Mit sehr gemischten Gefühlen dürften die Chefs der größten Konkurrenten der Allianz kürzlich die Nachrichten aus München vernommen haben. Schadenfreude und Sorgen über den künftigen Kurs des Marktführers kommen zusammen. Nach dem, was aus der Konzernzentrale zu hören ist, wird die Allianz künftig eine deutlich härtere Gangart im Konkurrenzkampf einschlagen.

Die Allianz musste zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg rote Zahlen melden, das Defizit betrug happige 1,2 Mrd. Euro. Verluste aus der Dresdner Bank, hoher Abschreibungsbedarf auf Aktien, Altlasten der US-Tochter Fireman's Fund und eine schwache Vorstellung in Frankreich und anderen Märkten kamen zusammen. Höhere Gewinne aus anderen operativen Geschäften reichten nicht aus, um das auszugleichen.


Kapitalerhöhung mit Besonderheiten


Gleichzeitig gab die Allianz gewaltige Kapitalmaßnahmen bekannt. Mindestens 3,5 Mrd. Euro will sich der Konzern von den Aktionären mittels einer Kapitalerhöhung holen, weitere 1,5 Mrd. Euro von Anlegern über eine nachrangige Anleihe.


Die Kapitalerhöhung hat mehrere Besonderheiten. Erstens braucht die Allianz vom Standpunkt des Cashflows aus gesehen kein frisches Geld - sie hat genug. Auslöser für den Schritt waren hohe Abschreibungen auf die Aktienpakete, die auf den Cashflow keine Auswirkungen haben, und die daraus folgenden Befürchtungen der Allianz, die Rating-Agenturen könnten ihr die Beurteilung "AA" entziehen. Diese Einstufung ist für einen Versicherer noch viel wichtiger als für andere Unternehmen. Das Rating bestimmt nicht nur die Kapitalkosten, sondern auch den Kundenzuspruch.


Zweitens wird die Ausgabe von vier namhaften Banken garantiert, und bedeutende Aktionäre haben bereits ihre Unterstützung signalisiert. Beides sind wichtige Vertrauensbeweise, die Spekulationen gegen die Aktie die Basis entziehen und so dem Konzern Stabilität bringen.


Keine zweite Chance


Der Allianz-Führung und dem neuen Chef Michael Diekmann ist klar: Diese Chance muss der Konzern nutzen, einen zweiten, ähnlichen Vertrauensbeweis der Märkte wird es nicht geben. "Die Allianz hat einen Schuss frei gehabt, den hat sie jetzt gesetzt", sagte ein Insider.


Die Voraussetzungen dafür hat Diekmann noch zusammen mit seinem Vorgänger Henning Schulte-Noelle geschaffen. Das gilt auch für die Dresdner Bank: Bernd Fahrholz wurde auf dem Chefsessel durch Herbert Walter, bisher Privatkundenvorstand der Deutschen Bank, ersetzt. Die Maßnahme deutet darauf hin, dass die Allianz in der Führung ihrer Banktochter nach zwei Jahren eher vorsichtigen Umbaus das große Aufräumen beginnen will, gegen das sich Fahrholz immer gewehrt hat.


Manchmal besser als der Ruf


"Die Allianz muss sich davon befreien, immer auf die Dresdner zu starren und sich an der Performance der Bank messen zu lassen", sagte der Manager. Ohnehin sei die Bank in einigen Feldern besser als ihr Ruf, das Investmentbanking zum Beispiel sei knapp davor, wieder schwarze Zahlen zu melden. Probleme gebe es vor allem bei Firmendarlehen.


Von Diekmann erwarten viele Beobachter, dass er die bequeme Schuldzuweisung an die Dresdner Bank nicht mehr duldet. Denn der Konzern hat auch sonst zahlreiche Baustellen, auch im Versicherungssektor. Das sind nicht nur die Töchter in den USA und Frankreich.


Die deutschen Erstversicherer sind zwar profitabel, bleiben aber, so der Allianz-Kenner, weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Verglichen mit globalen Konkurrenten wie der American International Group schöpfe der deutsche Konzern seine Möglichkeiten nicht aus. "Die Allianz hat sich in den vergangenen Jahren auf die kleinen Turnaround-Fälle konzentriert. Auf bestimmte, kleine Töchter, die Probleme hatten, wurde kollektiv eingeprügelt, große Schwächen nicht angepackt."


Kritischer Blick auf die Industrietochter


Besonders kritisch betrachtet der neue Allianz-Chef die Industrietochter Allianz Global Risks. Wenn in diesem Jahr kein Gewinn erwirtschaftet wird, stehe diese Einheit auf dem Prüfstand, sagte er. Bei einer Analystenkonferenz am Freitag erläuterte Diekmann, dass künftig alle Geschäftseinheiten ihre Kapitalkosten verdienen müssen. Auch Versicherungstöchter würden "sehr kritisch geprüft".


Diekmann hat gleichzeitig sehr viel Geld, um aktiv in das Marktgeschehen einzugreifen, nämlich die 5 Mrd. Euro aus der Kapitalerhöhung. Die Erhöhung der Profitabilität der Versicherungstöchter und der Ausbau des Marktanteils dürften ganz oben auf der Agenda des neuen Konzernchefs stehen. In Deutschland und in anderen europäischen Märkten wird die Konkurrenz das sehr bald spüren.

chinaman - Samstag, 12. April 2003 - 09:38
HANDELSBLATT, Freitag, 11. April 2003


"40 Euro stehen außer Frage"


Spekulation um neue Allianz-Aktien


Der Versicherungskonzern Allianz plant Kreisen zufolge für seine neuen Aktien aus der angekündigten Kapitalerhöhung einen Bezugspreis zwischen 35 und 40 Euro. Damit würden die Münchener ihre durch die Börsenkrise geschwächte Kapitalbasis um mindestens vier Milliarden Euro erhöhen.


Reuters FRANKFURT. „Der Preis wird sich zwischen 35 und 40 Euro bewegen. Es hängt viel von dem ab, was heute Abend noch passiert, aber ich würde nicht mit einem Preis unter 35 Euro rechnen“, hieß es am Freitag aus mit der Transaktion vertrauten Kreisen. „Die Frage ist, wie hoch man den Preis treiben kann. Ich denke, 40 Euro stehen außer Frage.“

Ein Sprecher der Allianz lehnte einen Kommentar zu dem genannten Preis ab. Die Allianz hatte angekündigt, dass die Aktionäre sieben neue Aktien für jeweils 15 Anteilsscheine in ihrem Besitz beziehen könnten, was insgesamt 117 Millionen neuen Aktien entsprechen würde. Der Handel mit den Bezugsrechten soll am Dienstag beginnen.

Die Allianz-Aktie lag am Freitag kurz vor Handelsschluss in einem festen Gesamtmarkt 3,86 Prozent im Minus bei 56,72 Euro.

Der Münchener Versicherer hatte im März angekündigt, es wolle am Markt bis zu fünf Milliarden Euro an neuem Kapital aufnehmen. Über einen solchen Schritt war seit Monaten spekuliert worden. Danach will die Allianz durch die Ausgabe neuer Aktien 3,5 Milliarden Euro erlösen, die Emission solle einen Bezugspreis von mindestens 30 Euro haben, hatte es damals geheißen. Zudem ist die Platzierung einer nachrangigen Anleihe im Volumen von rund 1,5 Milliarden Euro geplant.

Die Kapitalerhöhung wollen die Allianz-Großaktionäre in unterschiedlichem Umfang mittragen. Die Hypo-Vereinsbank wird ihre Bezugsrechte verkaufen. Die Münchener Rück wird nur teilweise neue Aktien beziehen und so ihren Anteil an der Allianz auf rund 15 (derzeit rund 22) Prozent senken. Die Deutsche Bank wird voll zeichnen.

stephan - Samstag, 12. April 2003 - 15:47
Allianz AG Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich. -------------------------------------------------------------------------------- Allianz legt Bezugspreis für die neuen Aktien auf 38 Euro fest Der Vorstand der Allianz AG hat mit Zustimmung des Aufsichtsrats den Bezugspreis für die neuen Aktien, die den Aktionären im Rahmen der Kapitalerhöhung zum Bezug angeboten werden, auf 38 Euro je Aktie festgelegt. Aufgrund der positiven Aufnahme der Kapitalerhöhung bei Investoren beläuft sich das Gesamtvolumen der Emission anstelle der ursprünglich geplanten 3,5 bis 4,0 Milliarden Euro auf rund 4,4 Milliarden Euro. Wie am 20. März 2003 angekündigt, plant die Allianz insgesamt Kapitalmaßnahmen in der Größenordnung von 5 Milliarden Euro.Basierend auf dem Schlusskurs der Allianz Aktie vom 19. März 2003 (64,80 Euro), dem Tag vor der Ankündigung der Kapitalmaßnahmen, bedeutet der Bezugskurs einen Abschlag von rund 41 Prozent. Bezogen auf den Schlusskurs vom 11. April 2003 (56,95 Euro) beträgt der Abschlag rund 33 Prozent. Der Bezugskurs für die jungen Allianz Genussscheine wurde mit 59,20 Euro fest-gelegt. Die Konsortialbanken - Citigroup, Deutsche Bank, Goldman Sachs und UBS Warburg - werden die neuen Aktien - unter Berücksichtigung markt-üblicher Be-dingungen - zum Bezugspreis übernehmen. Zusammen mit Dresdner Kleinwort Wasserstein werden die Mitglieder des Konsortiums als Joint Global Coordinators der Transaktion fungieren.Die Allianz hatte bereits bekannt gegeben, dass den Aktionären für je 15 alte Allianz Aktien 7 neue Allianz Aktien mit Gewinnberechtigung für das Geschäfts- jahr 2003 zum Bezug angeboten werden. Den Inhabern von Allianz Genussrechten werden junge Genussscheine ebenfalls im Verhältnis 15:7 und mit Aus- schüttungsberechtigung ab dem Geschäftsjahr 2003 zum Bezug angeboten. Die Bezugsfrist für die jungen Allianz Aktien und Genussscheine beginnt am 15. April 2003 und endet voraussichtlich am 29. April 2003. In der Zeit vom 15. bis 25. April 2003 (einschließlich) können Bezugsrechte über die Börse gehandelt werden. Während des Bezugsrechtshandels können Allianz Aktionäre und Genu- sscheininhaber an der Börse auch Teilbezugsrechte erwerben oder verkaufen. Somit ist der Bezug auch einer Allianz Aktie bzw. eines Allianz Genussscheins möglich.Allianz Aktionäre und Genussscheininhaber können nach Ablauf der Bezugsfrist, frühestens jedoch ab dem 30. April 2003 über die neuen Aktien bzw. Genussscheine verfügen.

stw - Dienstag, 15. April 2003 - 08:12
Ich sehe die Stärkung der EK-Basis positiv und werde voll an der Kapitalerhöhung teilnehmen.

:-) stw

j_r_ewing - Samstag, 19. April 2003 - 06:47
Ich kann an einer massiven Gewinnverwässerung, die sachlich völlig unnötig ist (siehe Beitrag vom 4.), nichts Gutes finden.

Man hätte mit einer Pressekonferenz unter Vorlage von Firmenzahlen offensiv aufzeigen sollen, daß Fitch und Konsorten Scheiße reden, und die Lage klarstellen.

Bei mir sind sie rausgeflogen. Es gibt noch viele andere Versicherungen.

(Ein Beispiel mehr für die schädigende Wirkung des Geseires der Ratingagenturen. Vgl. auch H. Rück.)

Gruß
JR

stw - Dienstag, 22. April 2003 - 08:36
Ich weiss nicht, ob in der aktuellen Lage auf einer solchen PRessekonferenz überhaupt noch richtig zugehört wird. Und geglaubt wird den Vorständen ohnehin nichts mehr, was nicht hieb- und stichfest ist. Und die 4,4 Mrd EUR kann man nun schwarz auf weiß in der Bilanz nachlesen. Aber ich gebe JR absolut recht: wirtschaftlich unbedingt nötig wäre diese KE wohl nicht gewesen. Allerdings bestimmt unbedingt hilfreich, wenn es daran geht, den großen KOnsolidierungsprozess in der Branche "aktiv mitzugestalten", wie es so schön heißt.

:-) stw

chinaman - Dienstag, 29. April 2003 - 12:50
HANDELSBLATT, Dienstag, 29. April 2003


Hohe Abschreibungen wegen Börsenschwäche


Allianz signalisiert Quartalsverlust


Der größte deutsche Finanzkonzern Allianz hat erneut einen Verlust im ersten Quartal 2003 angedeutet. Das wäre das vierte Quartal in Folge, in dem hohe Wertpapierabschreibungen und die Verluste der Tochter Dresdner Bank den Konzern in die roten Zahlen drücken.



Reuters MÜNCHEN. Der scheidende Konzernchef Henning Schulte-Noelle sagte am Dienstag auf der Hauptversammlung in München laut Redetext, die Ergebnisentwicklung im Quartal werde von anhaltend hohen Wertpapierabschreibungen von 0,8 Milliarden Euro überlagert. Auch habe der Konzern erhebliche Restrukturierungsaufwendungen verbucht. Nennenswerte Gewinnrealisierungen habe es dagegen nicht gegeben, sagte Schulte-Noelle, der nach der Hauptversammlung den Vorstandsvorsitz an Michael Diekmann abgibt und an die Spitze des Aufsichtsrats wechselt. Die Aktie der Allianz lag am Vormittag etwa zwei Prozent im Plus.

Operative Verbesserung im Auftaktquartal

In den vergangenen Monaten hatte das Unternehmen bereits angedeutet, wegen anhaltend hoher Wertpapier-Abschreibungen könne nach dem Verlustjahr 2002 auch im ersten Quartal 2003 ein Verlust entstehen. Die konkreten Quartalszahlen will die Allianz am 16. Mai vorlegen.

Schulte-Noelle sagte weiter, operativ erwarte er für das Quartal weitere Verbesserungen. So dürfte die Schaden-Kosten-Quote (combined ratio), der wichtigste Geschäftsindikator im Schaden- und Unfallgeschäft, unter 100 Prozent gesunken sein. Das würde bedeuten, dass der Versicherer die Schadenzahlungen und Verwaltungskosten aus den eingenommenen Beiträgen bestreiten kann. 2002 hatte die Quote 105,7 Prozent betragen. Im Lebensversicherungsgeschäft, wo die Allianz den deutschen Markt anführt, seien besonders anlage-orientierte Produkte gewachsen.

Kapitalmärkte und Konjunktur weiter Risikofaktoren

Die Sanierung des verlustreichen Bankgeschäfts liege im Zeitplan. „Nach jetzigem Stand gehen wir bei der Dresdner Bank von einer deutlichen Verbesserung des operativen Ergebnisses aus“, sagte Schulte-Noelle.

Er bekräftigte seine Prognose, wonach sich das operative Konzernergebnis 2003 deutlich verbessern soll. Allerdings könnten Kapitalmärkte und Konjunktur zu weiteren Belastungen durch Abschreibungen und Risikovorsorge führen. Im vergangenen Geschäftsjahr hatte die Allianz wegen der Dresdner-Verluste und hoher Abschreibungen auf kursschwache Aktien einen Fehlbetrag von 1,17 (Vorjahresüberschuss 1,62) Milliarden Euro verbucht.

Die Allianz-Aktie wurde am Vormittag mehr als zwei Prozent im Plus mit 62,10 Euro gehandelt. Der europäische Versicherungssektor tendierte nur 1,3 Prozent im Plus.

j_r_ewing - Dienstag, 29. April 2003 - 17:11
Na klaro: Was schreib ich dick in die Überschrift, wenn ich einen Artikel schreibe ? Den Schnee von vorgestern.
So wird Bewußtsein gemacht.

chinaman - Dienstag, 22. Juli 2003 - 08:37
Aus der FTD vom 22.7.2003
Kartellamt geht gegen Allianz vor
Von Herbert Fromme, Köln

Das Bundeskartellamt geht davon aus, dass führende deutsche Versicherungsgruppen mindestens seit Mitte 1999 unter Führung der Allianz illegale Preisabsprachen getroffen haben. Nach Angaben aus Branchenkreisen schickt das Amt in dieser Woche so genannte Beschuldigtenschreiben an eine Reihe von Unternehmen und ranghohen Versicherungsmanagern.


Darin wird ihnen vorgeworfen, beginnend mit einer Sitzung des Fachausschusses für Feuer-Industrie-Versicherung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am 1. Juli 1999 die Preisabsprachen getroffen zu haben. Anschließend hätten sie von Großkunden der Industrie überhöhte Preise verlangt.

Neben der Allianz gehört der inzwischen stark angeschlagene Marktzweite Gerling zu Beschuldigten, außerdem die Münchener-Rück-Tochter Victoria Versicherung, die zur italienischen Generali gehörende AMB Generali, die deutsche Tochter der französischen Axa-Gruppe, die Gothaer, Provinzial Düsseldorf und Sparkassenversicherung Stuttgart. Der drittgrößte Industrieversicher HDI teilte auf Anfrage mit, er sei nicht betroffen.


Zu den Managern, die besonders im Visier des Kartellamtspräsidenten Ulf Böge sind, gehören Walter Tesarczyk, Vorstand der Allianz Versicherung und Leo Zagel, Vorstand bei Gerling-Konzern Allgemeine. Tesarczyk habe unter anderem Richtlinien für die Mitarbeiter der Allianz zur Politik im Industriefeuergeschäft bei einer GDV-Veranstaltung anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt.


Rückstellungen für Bußgelder


Nach Zustellung der Beschuldigtenschreiben haben die Betroffenen sechs Wochen Zeit, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Dann entscheidet das Kartellamt über mögliche Bußgeldbescheide. Sie können nach Angaben einer Sprecherin bis zum dreifachen der durch die Preisabsprache erzielten Mehreinnahmen gehen. Die Versicherer machen sich noch mehr Sorgen über mögliche finanzielle Zusatzbelastungen. Verärgerte Kunden könnten auf Erstattung der zuviel gezahlten Beträge klagen. Die Summe übersteigt 1 Mrd. Euro.


Die Allianz wollte sich am Montag zu den Vorwürfen nicht äußern. Es sei allerdings finanzielle Rückstellungen für mögliche Bußgelder gebildet worden, sagte der Sprecher. "Außerdem haben wir bei der Allianz Versicherung die Systeme geändert und unabhängig von diesem Kartellverfahren spezielle Beauftragte für Wettbewerb eingeführt." Auch Gerling wollte nicht Stellung nehmen.



© 2003 Financial Times Deutschland

stw - Mittwoch, 23. Juli 2003 - 15:36
Die Allianz AG hat sich von ihrem fünfprozentigen Anteil an der Deutsche Börse AG getrennt. Die 5,624 Mio Aktien seien zu einem Preis von je 46,80 EUR platziert worden, teilte die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) am Mittwoch mit. Durch die Transaktion dürfte der Allfinanzkonzern etwa 263 Mio EUR erlösen. Die Allianz wollte dazu keine Angaben machen. Die Aktien sind nach Angaben der DrKW bei institutionellen Investoren in Deutschland, Europa und den USA gestreut worden. Das Orderbuch sei angesichts "der starken Nachfrage" mehrfach überzeichnet gewesen, hießes.

Merck Finck & Co (MeFiCo) zufolge war die Beteiligung an der Deutschen Börse in den Allianz-Büchern sehr niedrig angesetzt, so dass der Versicherer mit dem Verkauf einen beträchtlichen Kapitalertrag realisieren dürfte.

:-) stw

j_r_ewing - Mittwoch, 23. Juli 2003 - 17:29
Zahlen zur Allianz: die "Aktienbörse" listet die Beteiligungen an dt. Firmen auf und kommt auf rd. 19 Mrd E, ohne die verkauften Münchner Rück-Anteile (Stand 8.7.) Der steuerfreie Verkauf dieser Pakete könne als gesichert gelten; allein 5 bis 6 Mrd E dürften als steuerlicher Verlustvortrrag zu verrechnen sein, inkl. Dresdner. Dagegen Börsenwert 29,5 bis 30 Mrd E - zu 63% durch die Pakete abgedeckt.
Volumen der Bruttoprämie / "verdienten Prämie" [??](Konzern) dieses Jahr knapp 70 / knapp 60 Mrd E. "Diese Prämie ist, gemessen am versicherungstechnischen Überschuß, ca. 35 Mrd E wert, wenn die Combined Ratio bei mind. 100% oder sogar darunter liegt. Daran wird gearbeitet." [das geb ich mal unverstanden weiter; Kommentare? Entspricht die Bruttoprämie dem Umsatz bei einer produzierenden Firma? und liegt (analog zum KUV) das Börsenkapital-/Bruttoprämien-Verhältnis "normalerweise" ebenfalls bei UNGEFÄHR 1, oder ist da eine wesentlich andere Richtzahl anzusetzen?]

Außerdem scheint, wie angekündigt, eine interessierte Gruppe, plus aufgesprungene Hedgefonds, den Kurs zu hochzupflegen. Momentan aber schwächelnd (wie der Gesamtmarkt - kein Wunder). Eine Pause (Kartell-Meldung?) - oder (erst mal) Ende der Aktion? Ich empfehle, die Marke 80E im Auge zu behalten!

Gruß
JR

stw - Mittwoch, 23. Juli 2003 - 19:11
Zum Thema der "Combined Ratio" hat unser Versicherungsspezialist helmut_1964 mal folgenden interessanten Beitrag gepostet:

"Ich nehme an ihr kennt die Bewertungsregeln die Warren Buffet für die Bewertung von Versicherungsunternehmen heranzieht: Er betrachtet bei einer Versicherung immer den Float d.h. die Höhe der Kapitalanlagen und zieht in Betracht, was es das VU kosten, dass es diese Kapitalanlagen zur Verfügung gestellt bekommt. Bei einer Combined Ratio (langfristig) von 100% ist der Float gratis d.h. man könnte das VU als einen Fonds betrachten, der ein "angehängtes Versicherungsgeschäft" hat, das nichts kostet."

Ehrlich gesagt verstehe ich das auch nicht so ganz, ich muss mir mal ein Buch von Warren Buffet kaufen... bin einfach nicht tief genug drin in dieser Materie.

ICh bin jedenfalls der Überzeugung, dass die Allianz mit einem Kurs von unter 100EUR immer noch deutlich unterbewertet ist. Das operative GEschäft wird aktuell sicherlich sogar noch beflügelt durch die Senkung des Garantiezinses. Und das wird sich noch in 2003 im Gewinn bemerkbar machen.

:-) stw

chinaman - Donnerstag, 24. Juli 2003 - 08:24
"Das operative GEschäft wird aktuell sicherlich sogar noch beflügelt durch die Senkung des Garantiezinses. Und das wird sich noch in 2003 im Gewinn bemerkbar machen."

Fragt sich nur, welche Attraktivität Lebensversicherungen nach der Absenkung des Garantiezinses für die Kunden noch haben werden. Ich bin jedenfalls froh, von der Bedarfsseite her keine neuen Lebensversicherungsverträge mehr zu brauchen ...


:-)
Gruß
Chinaman

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Allianz: Archivierte Beiträge bis 24. Juli 2003