Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Commerzbank: Archivierte Beiträge bis 29. November 2002
chinaman - Donnerstag, 10. Oktober 2002 - 11:41
@ trick17: Schön, dass Du Dich trotz Deiner verständlichen Frustation wieder mal meldest. Ich denke, Deine Gefühlslage ist sehr repräsentativ für viele Privatanleger.

Gerade auch die Banken haben an der auch von Ihnen geschürten Euphorie sehr gut verdient. Als die Zeiten wirtschaftlich rauher wurden, haben Sie die gleichen Unternehmen, mit denen Sie zuvor glänzend verdienten, fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Damit haben Sie sowohl Ihre Privatkundschaft als auch Ihre Firmenkundschaft massiv vor den Kopf geschlagen.

Nun nimmt irgendwo die ausgleichende Gerechtigkeit Ihren Lauf. Niemand braucht hochbezahlte Investmentbanker, die Ihre Kunden nur über den Tisch ziehen. Das hat eine Weile funktioniert, aber nun wenden sich diese Kunden in Scharen ab. Den Banken brechen dadurch die Erlöse weg. Ein Unternehmen (auch Banken) lebt immer von zufriedenen Kunden. Ein Unternehmen, dass seine Kunden übervorteilt, wird bald kaum noch Kunden haben bzw. wird an diesen nur noch wenig verdienen.

Wo das volkswirtschaftlich hinführt ? Die Antwort darauf weiß ich ehrlich gesagt auch nicht. Zumal viele Antworten ja von der Politik kommen müßten, dort aber nur die Politik der "ruhigen Hand" zu verzeichnen ist. Es hat jedenfalls schon seinen Grund, weshalb die Kursverluste des DAX ein mehrfaches von den Kursverlusten anderer Indizes betragen.


:-)
Gruss
Chinaman

prof - Donnerstag, 10. Oktober 2002 - 13:08
Man kommt doch psychisch wirklich am besten, wenn man alle Verluste bis heute komplett abschreibt.
Der finanzielle Verlust bis heute ist doch nicht so schlimm: Viel schlimmer wäre es doch, wenn man schwerkrank wäre, einen guten Freund verloren hätte, berufsunfähig wäre ...


Was würde ich heute tun, wenn ich meinen aktuellen Depotwert auf dem Tagesgeldkonto hätte. Würde ich mir davon mein Depot kaufen oder nicht?

a) Wenn ich halte, schlafe ich wahrscheinlich schlechter und riskiere, den Rest an Kapital zu verlieren.

b) Wenn ich heute alles verkaufe, ärgere ich mich vielleicht schwarz, weil ausgerechnet heute der totale Tiefpunkt erreicht wurde.

Ich habe mich für (b) entschieden, weil meine Nerven nicht so gut sind und ich mich nicht zu sehr verzetteln will. Da ich trotzdem weiterhin spielkrank bin, gebe ich hier ein paar Tipps ab um zu testen, ob ich recht gehabt hätte. Aber ich traue mir nicht, einen Coba-Put zu kaufen, weil ich zu schlechte Nerven habe und letztes Jahr im Herbst total versagt habe.
Ich spiele lieber heimlich Skat am PC um im Training zu bleiben...

Viel Erfolg - Prof

Text wurde um 13:23 uhr noch mal editiert

ossi - Donnerstag, 10. Oktober 2002 - 13:19
Was ändert sich in meinem Leben an dem Tag, an dem die Coba pleite geht?

Nichts, was ich selber in der Hand habe !

Was das wirtschaftliche Umfeld anbelangt, kann ich nicht abschätzen....ea wäre wohl eine miserable gesellschaftliche Situation

stw - Donnerstag, 10. Oktober 2002 - 20:54
Um hier auch mal was positives zu posten: anscheinend sind noch ein paar andere Anleger (wie ich) der Meinung, dass die CoBa weit entfernt von einer Pleite ist. Zumindest kurzfristig war mein Timing gestern wohl ganz gut...

:-) stw

Die Aktie der Commerzbank AG konnte heute im Zuge einer deutlichen Markterholung Boden gut machen und gewann gegen Handelsende über 16 Prozent.

Anscheinend musste wohl ein Zeitungsbericht die Börsianer in Sachen Commerzbank umgestimmt haben. Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller äußerte sich nämlich bezüglich des dritten Quartals positiv.

Nach Aussage des Commerzbank-Chefs ist das Quartal „nicht schlecht“ gelaufen. Dies sagte Müller gegenüber dem Handelsblatt. Die Zeitung schreibt in ihrer Donnerstag-Ausgabe des Weiteren, dass die Zahlen vor dem Hintergrund der katastrophalen Verfassung an den Kapitalmärkten nicht schlecht seien und zitiert damit Müller.

Das Firmenkundengeschäft sei zudem profitabel. Auch das Privatkundengeschäft habe zumindest bis August schwarze Zahlen geschrieben. Die Septemberdaten lägen ihm noch nicht vor, so Müller weiter. Dagegen sei die Lage im Investmentbanking schwierig, hier habe man rote Zahlen geschrieben.

Des Weiteren warnte der Commerzbank-Chef davor, den derzeitigen Gerüchten Glauben zu schenken. In den letzten Tagen hatten Gerüchte um angebliche Liquiditäts- und Eigenkapitalprobleme die deutschen Bankenwerte massiv unter Druck gesetzt.

Die Aktie gewann 16,7 Prozent auf 6,78 Euro.

stw - Freitag, 11. Oktober 2002 - 12:35
Was sind das nur für Schwankungen... ich habe so etwas noch nie erlebt in Standardwerten. Für Prof sind das natürlich nur die letzten Zuckungen vor der Bekanntgabe der Insolvenz, oder ?

:-) stw

Händler: Wachsendes Vertrauen in Commerzbank-Aktie treibt Kurs

Frankfurt (Reuters) - Die Aktie der Commerzbank hat ihren deutlichen Aufwärtstrend auch am Freitag fortgesetzt, nachdem sich Spekulationen um eine angebliche Liquiditätskrise bei der Bank weiter zerstreuten.

Wachsendes Vertrauen der Investoren in den Wert trage zu der Erholung bei, sagten Händler. Im frühen Handel stieg das Papier zeitweise um über sechs Prozent bis auf 7,20 Euro. "Sie sind schwer gedrückt worden und die Aktie profitiert weiterhin von der Aussage der Finanzaufsicht, dass es im deutschen Bankensektor keine Liquiditätskrise gibt", sagte ein Händler.

Spekulationen über angebliche Liquiditätsprobleme der Commerzbank hatten die Aktie am Dienstag auf ein 20-Jahres-Tief bei 5,04 Euro gedrückt. Die Bank hatte die Gerüchte mehrfach vehement dementiert. Eine Kurserholung hatte aber erst am Dienstagnachmittag eingesetzt, nachdem führende Vertreter des Kreditgewerbes um Vertrauen für den deutschen Bankensektor geworben und vor Panik gewarnt hatten. Unter anderem hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) mitgeteilt, es gebe keine Liquiditätskrise im deutschen Bankensektor.

In Bankenkreisen hatte es zudem geheißen, die Commerzbank müsse im dritten Quartal voraussichtlich nur geringe Abschreibungen auf ihr Beteiligungsportfolio vornehmen. Aussagen von Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller, dass die Commerzbankzahlen für das dritte Quartal im Hinblick auf das schlechte Marktumfeld "nicht schlecht" ausfallen würden, hatte der Aktie am Mittwoch weiteren deutlichen Auftrieb verliehen. Das Papier hatte zeitweise um mehr als 14 Prozent zugelegt.

Insgesamt hat die Commerzbank-Aktie in nur drei Handelstagen um mehr als 40 Prozent zugelegt. Mit einer Marktkapitalisierung von rund 3,7 Milliarden Euro notierte die Bank am Freitag aber weiterhin deutlich unter ihrem Buchwert.

Experten stuften die Möglichkeit einer baldigen Übernahme der Commerzbank trotz der niedrigen Marktkapitalsierung am Freitag als eher gering ein. "Ich denke nicht, dass ein deutscher Marktteilnehmer daran interessiert ist, die Bank zu übernehmen. Jeder kann doch sehen, was mit der Allianz passierte, nachdem sie die Dresdner Bank gekauft hatten", sagte ein Händler. Außerdem mache die komplexe Struktur der Commerzbank-Anteilseigner eine Übernahme vermutlich schwierig.

trick17 - Samstag, 12. Oktober 2002 - 19:12
Mal was zum Thema Buchwert:

Das ganze ist doch völlig uninteressant.

Buchwert=Eigenkaptital.

Darauf kannste echt nicht bauen.

Wenn die Eigenkapitalquote schlecht ist
und die Assets nicht werthaltig sind,
ist schnell ne Überschuldung drin.

Thema: Kohle weg (Prof)
Absoult richtig, es gibt wichtigeres im Leben,
wenn wir aber 10 Millioen Arbeitslose haben,
brennt hier der Baum, dann ist der Bürgerkrieg
nicht mehr fern. Von daher auch meine
Ausführungen über die volkswirtschaftlichen
Folgen.

Gruss,
trick17

stw - Sonntag, 13. Oktober 2002 - 17:40
Natürlich kommt es in erster Linie auf die Werthaltigkeit der Assets an. Die abzuschätzen ist natürlich in vielen Fällen (wie bei der CoBa) nicht trivial. Aber warum sollten all die Vermögensgegenstände der CoBa plötzlich(dh seit 1.7.) um mehr als 50% an Wert verloren haben. Zu diesem Datum errechnete sich noch ein Buchwert von 17,x EURO pro Aktie, wenn ich mich richtig erinnere. Wenn man (wie ich) davon ausgeht, dass wir es hier mit keiner Bilanzfälschung o.ä. zu tun haben dann liegt die Substanz ganz klar über dem aktuellen Marktwert auch wenn es im 3.Quartal große Abschreibungen und Verluste geben sollte.

zu der von dir genannten Arbeitslosenzahl: ich glaube nicht dass es so schlimm kommen wird, aber mit einer weiteren Verschärfung der Krise und 5-6 Mio Arbeitslose sollte Herr Eichel in einem WorstCase-Szenario schon mal planen...

:-) stw

stephan - Sonntag, 13. Oktober 2002 - 18:25
Also hätten alle Aktiva um 50% an Wert verloren, hätte die Commerzbank ein Negativkapital von ca. 240 Mrd. Euro! Es geht doch nur um die RisikoAkitiva, also in Erster Linie um die ca. 3-4 Mrd Euro in börsennotierten Beteiligungen sowie die von außen nicht abzuschätzenden Risiken aus notleidenden Krediten. Die EK-Quote (Nicht die rechtlich ausschlagebenen Eigenmittel) sieht zwar oberflächlich dramatisch aus(ca. 2-3%), ist aber für ein Finanzinstitut noch zu aktzeptieren.

Was seid Ihr denn alle so pessimistisch für die Konjunktur und die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen. Diese sind zwar auf einem viel zu hohen Niveau (insbesondere in Ostdeutschland), aber immerhin ist jetzt allen klar, das man die Rahmenbedingungen ändern muß. Ich rechne zwar auch nicht mit einer Verbesserung in den nächsten Jahren, aber ein weiteres Anwachsen erwarte ich nur bei einer andauernden weltwirtschaftlichen Krise, von der er ich ja nicht ausgehe.

stw - Dienstag, 15. Oktober 2002 - 11:53
@Prof: wie schätzt Du die charttechnische Lage bei der Coba aktuell ein? Deiner Meinung nach ist das momentan doch sicherlich nur eine kurzfristige Erholung. Wie lang wird die laufen?

:-) stw

prof - Dienstag, 15. Oktober 2002 - 15:55
sorry, mir geht´s jetzt wie techno ...

stw - Dienstag, 15. Oktober 2002 - 17:14
wie techno... ? was soll das heißen ?
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es Dir die Sprache verschlagen hat...

;-) stw

prof - Dienstag, 15. Oktober 2002 - 20:01
Ich war letzte Woche ziemlich genervt, ihr werdet euren Prof nicht mehr wiedererkennen.
Ich melde mich nur noch in der Freizeit, also meist eine Stunde abends und bin nicht mehr genervt.
:-) Prof

techno - Mittwoch, 16. Oktober 2002 - 09:17
Na, dann hoffen wir alle mal, dass keiner von uns (oder gar ich mit meiner quängelnden Bitte nach Punkten aus Österreich) Grund für Deine "Genervtheit" waren ... :-)

Ciao
techno

chinaman - Dienstag, 12. November 2002 - 08:34
12.11.2002 - 08:06 Uhr
Commerzbank AG deutsch
Commerzbank-Zwischenbericht zum 30.09.2002:

Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.


Commerzbank-Zwischenbericht zum 30.09.2002 Rheinhyp-Ertrag für Abschreibungen auf Beteiligungen verwendet Kernkapitalquote steigt auf 6,7%; Einschnitte im Investment Banking

Der Commerzbank-Konzern weist für das 3. Quartal 2002 ein Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (vor Restrukturierungsaufwand) von minus 101 Mio Euro (Vorjahr: - 279 Mio Euro) aus. Für die Monate Januar bis September 2002 verbleibt ein positives Ergebnis vor Steuern von 45 Mio Euro. Geprägt wird das Quartalsergebnis von einem Sonderertrag von 721 Mio Euro aus der Entkonsolidierung der früheren Rheinischen Hypothekenbank. Dieser wurde allerdings nicht gewinnerhöhend genutzt, sondern nach Impairment-Tests für Abschreibungen auf Beteiligungen und Wertpapiere verwendet.

Die Risikovorsorge wurde im 3. Quartal auf 436 Mio Euro angehoben. Für das Gesamtjahr erwartet der Vorstand einen Wertberichtigungsbedarf von gut 1,3 Mrd Euro. Eine Ergebnisprognose für 2002 hält er angesichts der extremen Marktvolatilität nicht für sinnvoll. Weiter nach Plan verläuft das Kostensenkungsprogramm: Der Verwaltungsaufwand lag nach neun Monaten bereits um 9,9% unter Vorjahr.Die Kernkapitalquote (BIZ) verbesserte sich auch im Zuge der Rheinhyp-Entkonsolidierung kräftig auf 6,7%. Die gesamte Eigenmittelquote beträgt nunmehr 11,5%.

Zur Anpassung der Kapazität an die verringerte Nachfrage im Investment Banking hat der Vorstand beschlossen, die entsprechenden Aktivitäten an außereuropäischen Plätzen deutlich einzuschränken. Davon betroffen ist rund ein Viertel der Arbeitsplätze im Investment Banking. In den korrespondierenden Back Office-Bereichen werden mindestens 150 Arbeitsplätze eingespart.


Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 12.11.2002

Informationen und Erläuterungen des Emittenten zu dieser Ad-hoc-Mitteilung:

Ausgewählte G+V-Positionen

in Millionen Euro Jan/Sept 02 Jan/Sept 01 3.Qu.02 3.Qu.01 Zinsüberschuss 2455*) 2693 721*) 859 Risikovorsorge -998 -571 -436 -242 Provisionsüberschuss 1630 1785 501 569 Handelsergebnis 453 660 36 58 Ergebnis aus -379 105 -531 -74 Beteiligungen/Wertpapieren Sonst. betriebl. Ergebnis 853 -42 858 -5 Verwaltungsaufwand 3935 4368 1229 1459 Ergebnis vor Steuern 45 290 -133 -279
*) ab 1.8.02 ohne Rheinhyp Der Zwischenbericht steht im Internet unter www.commerzbank.de/navigate/irel_frm.htm zur Verfügung.


WKN: 803200; ISIN: DE0008032004; Index: DAX Notiert: Amtlicher Markt in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg Hannover, München und Stuttgart; Schweizer Börse (Hauptsegment); London, New York (ADR), Tokio

chinaman - Dienstag, 12. November 2002 - 11:25
ftd.de, Di, 12.11.2002, 8:32, aktualisiert: Di, 12.11.2002, 9:15
Commerzbank baut nach Quartalsverlust weitere Stellen ab

Die Commerzbank ist vor allem wegen hoher Abschreibungen auf ihr Beteiligungsvermögen im dritten Quartal deutlicher in die Verlustzone gerutscht als von den meisten Analysten erwartet. In der Investment-Sparte plant die Bank drastische Einschnitte.

Die konjunkturelle Flaute und die schwachen Kapitalmärkte hinterließen deutliche Spuren bei den Erträgen der Bank. Der Verlust vor Steuern habe von Juli bis September 133 Mio. Euro betragen nach einem Fehlbetrag von 279 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum, teilte Deutschlands drittgrößte börsennotierte Bank am Dienstag mit. Im zweiten Quartal hatte die Bank noch 25 Mio. Euro vor Steuern verdient. Von Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt einen Gewinn vor Steuern von 62 Mio. Euro erwartet, die Prognosen lagen aber wegen der Ungewissheit über die Höhe der Abschreibungen weit auseinander.

Der Zinsüberschuss sank den Angaben nach von 859 auf 721 Mio. Euro. Der Provisionsüberschuss sank von 569 auf 501 Mio. Euro, das Handelsergebnis schrumpfte von 58 auf 36 Mio. Euro. Die Bank reduzierte den Verwaltungsaufwand von 1,46 auf 1,23 Mrd. Euro.


Risikovorsorge erhöht


Beim Ergebnis schlage allerdings zu Buche, dass seit dem 1. August die Hypothekenbanktochter Rheinhyp dekonsolidiert ist. Rheinhyp war mit den Hypothekenbanktöchtern von Deutscher und Dresdner Bank zusammengelegt worden. Daraus ergab sich für die Commerzbank ein Sondereffekt von 721 Mio. Euro für das dritte Quartal.


Im Zwischenbericht zum dritten Quartal heißt es weiter, das Zusammenwirken verschiedener Belastungsfaktoren beeinflusse unverändert das Commerzbank-Geschäft: "Einerseits hat sich die Stimmung an den Aktienmärkten nicht aufgehellt, andererseits macht uns die anhaltend schlechte Verfassung der Wirtschaft immer größere Sorgen." Die flaue Konjunktur wirke sich besonders stark auf die Risikovorsorge aus. Die Risikovorsorge für faule Kredite habe im dritten Quartal 436 (Vorjahreszeitraum 242) Mio. Euro betragen, hieß es weiter. Für das Gesamtjahr 2002 rechne der Vorstand zudem mit einem Wertberichtigungsbedarf von rund 1,3 Mrd. Euro.


Durch die gesunkene Nachfrage im Investment-Banking will die Bank nun in der Sparte Stellen streichen. Ein Viertel der 1200 Arbeitsplätze werden abgebaut. und die Geschäfte in New York, Prag, Singapur und Tokio eingeschränkt oder eingestellt. Details nannte die Bank hierzu nicht. Im Back Office fallen "mindestens" 150 Stellen weg. Die Commerzbank hat bereits im Laufe des vergangenen Jahres mehr als 3000 Stellen gestrichen.



© 2002 Reuters Limited. Nutzerbeschränkungen

chinaman - Mittwoch, 20. November 2002 - 09:15
Die Commerzbank sucht einen klaren Fokus
Von Rolf Lebert, Frankfurt

Die Commerzbank hat als kleinste der deutschen Großbanken den schwersten Stand. In den Augen vieler Analysten ist sie zum Sterben zu groß und zum langfristigen Überleben zu klein.

Ihr wird zudem vorgeworfen, über keine klare Strategie zu verfügen, alles zu machen, aber nichts wirklich richtig. Die Bank gilt daher als heißeste Fusions- oder Übernahmekandidatin, sobald der Konsolidierungsprozess im Bankensektor wieder in Gang kommt.
Die Kritik an der Commerzbank ist sicher in einigen Punkten zutreffend, sie ist zum Teil aber auch übertrieben und in manchen Auswüchsen gehässig. So geriet der Konzern unlängst in den Sog von Spekulationen, ihm mangele es an Liquidität, andere Banken würden mit ihm keine kurzfristigen Kreditgeschäfte mehr machen. An den Gerüchten war zwar nichts dran, was auch die Bundesanstalt für die Finanzdienstleistungsaufsicht umgehend bestätigte. Aber der Schaden war groß. Schlechtere Ratings führten stehenden Fußes zu höheren Refinanzierungskosten, etwas, was die mit Verlusten kämpfende Commerzbank gerade in diesen Zeiten überhaupt nicht gebrauchen kann.


Drastisches Sparprogramm


Dennoch hat die Bank weder sich noch den Glauben an die Rückkehr in die Profitabilität aufgegeben und wie alle anderen Häuser ein drastisches Sparprogramm aufgelegt, dem bis zu seiner Umsetzung Ende 2003 über 7000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen können. „Wenn uns die Märkte und das konjunkturelle Umfeld den Spielraum für Ertragssteigerungen derart einengen, wie das derzeit der Fall ist, dann bleibt nur noch die Möglichkeit, die Kosten zu senken“, sagt Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller.

Der seit Mai 2001 amtierende Konzernchef hat von seinem Vorgänger Martin Kohlhaussen ein schweres Erbe übernommen. Letzterer hatte sich mit einer Prädikatsbilanz auf den Sessel des Aufsichtsratsvorsitzenden verabschiedet, der Kritiker schon damals vorwarfen, die wirkliche Lage der Bank allzu rosig darzustellen. Zudem hatte sich Kohlhaussen mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, die Commerzbank in ein größeres Ganzes mit einer anderen Bank zu überführen und damit ihre Zukunft langfristig zu sichern. Gespräche mit der Dresdner Bank und später bereits unter Müllers Führung mit dem italienischen Unicredito scheiterten an Bewertungsfragen.


Hinfälliges Konzept


Stattdessen bastelte Kohlhaussen an einem System europäischer Wahlverwandtschaften, die die Commerzbank vor einer feindlichen Übernahme schützen sollten, aber keine wirkliche strategische Dimension hatten. Minibeteiligungen über Kreuz mit Banken in Spanien, Italien und Frankreich sollten zugleich den Fokus für weiterreichende Kooperationsmodelle bilden. Die größte Einzelbeteiligung hielt seinerzeit mit rund zehn Prozent der italienische Versicherungskonzern Generali.

Dieses Konzept ist heute hinfällig. Die europäischen Wahlverwandten sehen ihre Beteiligung an der Commerzbank nicht länger als strategisch an, umgekehrt ist es genauso. Auch bei Generali wird gemunkelt, der Versicherer habe die Lust an seiner Commerzbank-Beteiligung verloren und denke an einen Ausstieg.

Nachdem sich die Aktionärsgruppe Cobra, die zeitweilig über gepoolte Aktienpakete von bis zu 20 Prozent an der Commerzbank hielt und diese vergebens in eine Fusion zwingen wollte, aufgelöst hat, gibt es bei der Commerzbank drei etwas klarer definierte Aktionärsgruppen. Generali, die Beteiligungsgesellschaft WCM mit rund fünf Prozent und dem Ziel bis auf knapp zehn Prozent aufzustocken und die Münchener Rück, die direkt und indirekt rund zehn Prozent an der Commerzbank hält.


Freiwilliger Test


Gerade dieses Paket nährt immer wieder Spekulationen, die Münchener Rück, die auch bei der HypoVereinsbank ein gewichtiges Wort mitzureden hat, könnte Steigbügelhalter eines weiß-blau-gelben Zusammenschlusses sein. Das kann eines Tages so kommen. Im Moment gibt es aber keine Verhandlungen, wie Müller erst vor kurzem betonte. Im Moment kommt es ihm darauf an, das Kostensenkungsprogramm umzusetzen und die Commerzbank nachhaltig in die schwarzen Zahlen zurückzuführen.


Die Chancen dazu stehen nicht schlechter, als bei den anderen Banken auch. Wie ernst es Müller damit ist, demonstrierte er bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal 2002. 545 Mio. Euro schrieb die Commerzbank allein auf ihre börsennotierten Beteiligungen ab. Das hätte sie nicht tun müssen. Sie unterzog sich freiwillig einem Impairment-Test, bei dem die Beteiligungen darauf überprüft werden, ob die Börsennotierung nachhaltig schwach bleibt oder ob eine Chance besteht, wieder auf das Niveau der Buchwerte zurückzukehren. Das führte zu der erwähnten Abschreibung. Zudem stellte die Commerzbank noch einmal 436 Mio. Euro in die Risikovorsorge ein und produzierte so einen Verlust von 133 Mio. Euro.


Leichen im Beteiligungskeller


Mit diesem Kraftakt, so hofft Müller, dürften aus derzeitiger Sicht alle Leichen im Beteiligungskeller beseitigt sein. Im vierten Quartal wird die Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle noch einmal um rund 300 Mio. Euro auf 1,3 Mrd. Euro aufgestockt, sodass auch hier erst einmal keine unliebsamen Überraschungen mehr zu erwarten sein dürften.

Den Vorwurf, die Commerzbank tanze auf zu vielen Hochzeiten und verfüge nirgends über die kritische Masse, um profitabel arbeiten zu können, weist Müller zurück. In der Tat hat sich die Bank in den vergangenen Jahren zu einer auf Deutschland fokussierten Institution zurückentwickelt und die Träume einer weltweiten Präsenz begraben.

Im Heimatmarkt selbst betreibt die Commerzbank das Privatkundengeschäft und will zur führenden Adresse für den erfolgreichen Mittelstand werden. In beiden Feldern kann die Commerzbank durchaus Erfolge vorweisen. Das im vergangenen Jahr noch verlustreiche Privatkundengeschäft ist inzwischen wieder profitabel und wird in der bestehenden Größe mit 727 über die Fläche verteilten Filialen beibehalten. In diesem Bereich wird es auch keinen zusätzlichen Personalabbau mehr geben.


Sorgenkind Investmentbanking


Im Firmenkundengeschäft schrieb die Bank in den ersten neun Monaten ebenfalls schwarze Zahlen und erzielte allein mit dem Mittelstand eine Eigenkapitalrendite von über 22 Prozent. Das Kreditportfolio wurde seit Jahren von Klumpen- und Großrisiken bereinigt, sodass die Commerzbank mit Ausnahme der Insolvenzen von Kirch und Babcock von den jüngsten Großpleiten nicht betroffen war. Müller weist daher die "nicht auszurottenden Unterstellungen" zurück, die Commerzbank sei wegen ihrer engen Mittelstandsorientierung überdurchschnittlichen Kreditrisiken ausgesetzt.

Zu den Sorgenkindern gehört aber das Investmentbanking, das jetzt auf eine Größe und Struktur zurechtgestutzt werden soll, die zur Unterstützung des Firmenkundengeschäfts unerlässlich ist. Diesem Schrumpfprozess werden 300 Arbeitsplätze zum Opfer fallen, die Standorte New York, Tokio, Singapur und Prag werden aufgegeben beziehungsweise auf ein Minimum reduziert.

Die in Umrissen erkennbare Fokussierung auf Privatkunden, Firmenkunden und Vermögensverwaltung kann sich für die Commerzbank rechnen, wenn die Konjunktur wieder anspringt und der Mittelstand wieder expandiert. „Dann kann die Commerzbank innerhalb recht kurzer Zeit wieder recht gut dastehen“, ist etwa der Leiter Finanzdienstleistungen bei Deloitte Consulting, Edgar Klein überzeugt.

www.ftd.de/banken



© 2002 Financial Times Deutschland

stw - Donnerstag, 21. November 2002 - 14:33
Das liest sich ja richtig differenziert, da hat sich einer anscheinend wirklich Gedanken gemacht und ist nicht in das allgemeine Pleite-Gerede mit eingestimmt. Die CoBa hat Riesenprobleme, da sind wir uns alle einig, aber ein Kurs von unter 8 EUR ist dennoch mittelfristig für mich eine sehr gute Einstiegsgelegenheit. Für echte Antizykliker eigentlich genau das richtige, oder ?

:-) stw

stephan - Donnerstag, 28. November 2002 - 22:53
Leider habe ich zu 6,x Euro nur eine kleine Position aufgebaut...
Nun geht die Coba allmählich auf ein Niveau zu (deutlich über 10 Euro), was die Risiken und Chancen realistisch darstellt. Wenn das Geschrei am größten ist, muss man eben kaufen (solange es sich um ein im Kern gesundes Unternehmen handelt).

stw - Freitag, 29. November 2002 - 08:36
Ist schon irre, dass es in einem Standardwert wie der Coba mittlerweile solche Schwankungen gibt: ich fühle mich jedenfalls in meiner ruinösen Nachkaufstrategie nur bestätigt. Allerdings werde ich (falls es wirklich kurzfristig über 10 EUR gehen sollte) meine Position reduzieren, denn ich bin aufgrund des steilen Kursanstiegs mittlerweile deutlich übergewichtet in der CoBa und das muss dann doch nicht sein. Sollten sich die aktuellen Fusionsgerüchte wieder zerschlagen (wovon ich ausgehe) dann gehts ohnehin erstmal wieder 10-10% runter...

@ossi: mit der Coba lagst Du doch mit deinem antizyklischen Kauf zu 6 EUR goldrichtig. Warum so frustriert ?

:-) stw

stw - Freitag, 29. November 2002 - 09:18
Trotz anders lautender Beteuerungen drängt der weltgrößte Rückversicherer Münchener Rück einem Pressebericht zufolge hinter den Kulissen auf eine Fusion seiner Beteiligungen HypoVereinsbank und Commerzbank . In Bankenkreisen heiße es: "Die Münchener Rück spielt eine konstruktive Rolle. Sie ist sehr taktvoll", schreibt die "Financial Times" in ihrer Freitagsausgabe. Der Konzern hält rund 25 Prozent an der HypoVereinsbank und etwa 10 Prozent an der Commerzbank.

Am Vortag hatte die Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG nach Bekanntgabe von Neun-Monats-Zahlen mitgeteilt, sich einer Verschmelzung der beiden Banken nicht in den Weg zu stellen, sie aber nicht voranzutreiben. Vorstandsmitglied Heiner Hasford hatte zudem betont, dass die Münchener ihren Anteil an der Commerzbank nicht aufstocken wollen.

:-) stw

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Commerzbank: Archivierte Beiträge bis 29. November 2002