Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Daimler: Archivierte Beiträge bis 25. April 2004
j_r_ewing - Dienstag, 29. April 2003 - 16:27
Erst mal die Meldung:


ANALYSE: Merrill Lynch senkt Gewinnprognosen für DaimlerChrysler erheblich
Freitag, 25.04.03, 09:30

LONDON (dpa-AFX) - Nach der verhaltenen Gewinnprognose von DaimlerChrysler für seine amerikanische Tochtergesellschaft Chrysler hat Merrill Lynch die Gewinnprognosen je Aktie für 2003 und 2004 erheblich gesenkt. Die Aktie wurde auf "Sell" bestätigt. Für 2003 erwartet Merrill nun 2,90 Euro Gewinn je Aktie nach bislang prognostizierten 3,22 Euro. Für 2004 kappten die Analysten ihre Schätzungen von 3,77 auf 3,30 Euro, teilten sie in einer Studie mit, die am Freitag in London veröffentlicht wurde.

Zugleich nahmen sie ihre Gewinnprognose für Chrysler für 2003 und 2004 um je satte 31 Prozent zurück. Sie senkten die Prognosen von 1,4 Milliarden Euro auf 960 Millionen bzw. von 1,9 auf 1,3 Milliarden Euro. Kaum jemand dürfte zwar angenommen haben, dass Chrysler im Gesamtjahr zwei Milliarden Dollar operativen Gewinn erzielen werde. Doch jetzt sei die Frage, wie nah die Sparte an nur eine Milliarde Euro herankommen werde.

Angesichts des vorsichtigen Ausblicks für Chrysler und der Bewertung der Aktie, die im Vergleich zu den Wettbewerbern schon recht hoch sei, bleibe die Aktie auf "Sell" mit hohem Volatilitätsrisiko. Damit geht Merrill Lynch davon aus, dass die Aktie mittelfristig hohes Rückschlagspotenzial habe./ak/ep

Quelle: dpa-AFX


Aha: auch weiterhin ein "Verkauf"...

An der Gewinnstreichung um 30% hab ich so meine Zweifel. Ich vermute, daß diese Koryphäe sich an den schwankenden Absatzzahlen hochzieht, und dabei übersieht, wie gleichzeitig beständig an der Verbesserung der Marge gewerkelt wird (z.B. konzernweite Vereinheitlichung der Komponenten; s. z.B. Mitsubishi !) Außerdem scheinen im Hause MER eher vage Vorstellungen vom Autozyklus zu existieren.

Aber selbst wenn die Prognose stimmen würde:
Eine Aktie mit 03er-KGV von rund 10; mit 14% gut vorhersehbarer Gewinnsteigerung (und evtl. sogar DOCH nebulösen Ahnungen von sowas wie einem Autozyklus; d.h. weiterem Steigerungspotential) - wenn DAS kein Grund ist, eine Verkaufsempfehlung auszusprechen... ;->

(Wobei man berücksichtigen muß, daß ein "Sell" in der Branche schon ein "bloß weg damit!!" bedeutet; normalerweise beläßt man es bei einem höflichen "Hold" - das ist dann schon reizlos genug für die Leser, so daß sie sich nach einer attraktiveren Aktie umtun.)

Aber das ist ja noch nicht alles:
Dieses "Sell" bestand ja schon vorher - sprich: auch bei einem Kurs von 25 und einer Prognose von 3,22; d.h. einem 03er KGV von sage und schreibe 8, und ein 04er von 6,6 - von weitergehender Perspektive ganz zu schweigen...

Ist das nun schlicht und einfach nur stinkdumm ? Schließlich hat MER ja z.B. damals auch bei den Prophezeihungen von Henry Blodgett nichts auszusetzen gehabt - Ihr erinnert Euch ?

Hmmm...

Wäre es denkbar, daß Merrill einen hauseigenen Hedgefond hat...?

Nun, die Geschichte wird ihr Urteil über diese hochprofessionelle Absonderung schreiben. Schon jetzt möchte ich aber nicht verheimlichen, daß ich den Hauptnutzen solcher Merrill'scher Qualitätsanalysen für den Kleinaktionär darin erblicke, gewisse wischende Funktionen auszuüben...

Gruß
JR

P.S. Kein Unglück, daß Merrill so denkt: wenn die dann ihre Meinung drehen, gibt's für den Kurs noch mal einen kräftigen Nachbrenner!

j_r_ewing - Dienstag, 29. April 2003 - 17:22
(wie auf's Stichwort:)

http://informer2.comdirect.de/de/detail/_pages/news/article.html?sNewsId=1051623608&sid=&sNews=usa&sBackUrl=/de/detail/usa/main.html&

Dienstag, 29.04.2003, 15:40
Wall Street eröffnet fester, Verlauf vom Verbrauchervertrauen abhängig

(...)
Wie der Generalstaatsanwalt von New York, Eliot Spitzer, und SEC-Chairman William H. Donaldson bekannt gaben, werden zehn Wall Street- Unternehmen insgesamt 1,4 Mrd. Dollar zahlen und sich Reformen unterwerfen, nachdem ihre Analysten übertrieben positive Empfehlungen für Aktien veröffentlicht haben, um Investment Banking-Kunden zu gewinnen. Im Rahmen der nun erzielten Einigung werden zwei ehemalige Research-Analysten, darunter der Telekommunikationsexperte Jack Grubman von Salomon Smith Barney (Citigroup) und der Internet-Experte Henry Blodget von Merrill Lynch, 15 Mio. Dollar bzw. 4 Mio. Dollar Strafe zahlen und künftig nicht mehr in dieser Industrie tätig sein.

stw - Dienstag, 29. April 2003 - 18:16
Ich nutze die Empfehlungen von ML und Konsorten seit geraumer Zeit nur noch als Kontraindikator. Ist für mich ein Witz, was die so verzapfen, die verfolgen m.E. wirklich ausschliesslich Eigeninteressen mit diesen meist nicht nachvollziehbaren Bewertungen. Aber ich in DaimlerChrysler noch nicht mit der geplanten Stückzahl investiert bin, hätte ich nichts dagegen, wenn einige auf diese "SELL"-Empfehlung hin reagieren.

:-) stw

trick17 - Sonntag, 18. Mai 2003 - 23:57
Hallo,
ich beabsichtige ein Abstauberlimit
für DCX in den Markt zu legen.
Vielleicht auch noch mal bei VW Vz,
wo ich allerdings schon stark gewichet bin.
Sehe die Automobilbranche sehr positiv,
es werden gute Gewinne erwirtschaftet und
alle verteufeln die Auto-Aktien.
Die sind überall untergewichtet.
Fundamental ist der Kurs eh nicht gerechtfertigt
und wenn der DAx noch mal abstürzt,
könnte ich Glück haben und meine
Order kommt zum Zug.

Meinungen?

Gruss,
trick17

stw - Montag, 19. Mai 2003 - 17:06
@trick17: Die Frage ist nur, wo man ein solches Abstauberlimit hinlegen sollte. Ich denke nicht, dass DCX unter 25 EUR zu haben sein wird, bin aber auch immer noch am Zögern. Prinzipiell denke ich ähnlich antizyklisch wie Du bzgl. der Automobilwerte, es kommen auch wieder Zeiten, wo sich die Fonds gegenseitig die Kurse hochkaufen, weil die Analysten plötzlich wieder alles zu rosig sehen.

:-) stw

j_r_ewing - Mittwoch, 21. Mai 2003 - 00:14
So schnell droht das wohl nicht...! :-)

JR


Ratings Review - GM: : The past year has been anything but a smooth ride for shareholders in General Motors (GM 33.97 -0.91) as the stock of the venerable auto maker has plummeted close to 50% in the past 52-weeks. With that in mind, you'd think analysts would be pounding the table on the Dow component, citing a favorable risk/reward situation. As it so happens, they continue to beat a bearish drum.

Prudential Securities, in fact, downgraded GM today to SELL from Hold saying, among other things, that U.S. market share pressure clouds GM's outlook. Aside from the fact that Prudential actually used the word "sell," the call stands out for a couple of other reasons.

First, Prudential lowered its price target to $22 from $29, and secondly, it cut its earnings estimates well below the current Reuters Research consensus figures. Specifically, Prudential trimmed its FY03 estimate for GM to $3.75 from $4.30 (consensus $4.50) and its FY04 estimate to $3.00 from $3.90 (consensus $5.09).

According to the Briefing.com Upgrades/Downgrade archive, Prudential is the sixth firm since February to downgrade GM. What's more is that it isn't the first firm to use the word "sell." Banc of America Securities did so on Feb. 12 while Deutsche Securities followed suit on March 4.

The tide of bearish sentiment in the analyst community is rooted in several factors that range from concerns about pension funding to concerns about the pricing environment. While Prudential's view won't help matters for GM given its lowly price target and sizable estimate cuts, the call doesn't carry as much punch as one would think given that Prudential is joining a growing drum line of analysts marching to the same bearish beat on GM. For added perspective on the auto sector, be sure to visit our Sector Ratings page.-- Patrick J. O'Hare, Briefing.com

j_r_ewing - Mittwoch, 21. Mai 2003 - 02:39
(siehe auch die Artikel unter "Ford")

chinaman - Samstag, 31. Mai 2003 - 12:38
SPIEGEL ONLINE - 30. Mai 2003, 10:44
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,250832,00.html
Schlechte Schuldner

Wenn Daimler die Rechnung nicht zahlt

Wenn ein Privatmann eine Rechnung ein Jahr lang nicht bezahlt, hätte er Schufa und Vollstrecker auf dem Hals. Für Autokonzerne wie Daimler, Audi, VW oder andere aber gelten eigene Spielregeln - und die Konzerne wissen das offenbar zunehmend zu nutzen.

Bamberg - Die Großen der Auto-Branche hätten zuletzt nur ein Fünftel der Rechnungen innerhalb eines Jahres bezahlt - das hat die Bamberger Forschungsstelle für Automobilwirtschaft (FAW) ermittelt. Ein sehr kleiner Teil der Rechnungen werde sogar überhaupt nicht beglichen, teilte die Forschungsstelle am Freitag mit.

Dies sei "eine massive Beeinträchtigung der Finanzkraft deutscher Lieferanten", kritisierte der Leiter der Forschungsstelle, Wolfgang Meinig. Die Zulieferer würden demotiviert, freiwillige Innovation lohne sich nicht mehr.

Das FAW will für eine Studie über die Zufriedenheit der Zulieferer mit ihren größeren Partnern rund 900 Zulieferern befragen. Sie sollten sich zu ihren Geschäftsbeziehungen zu Audi, BMW, DaimlerChrysler, Ford, Opel, Porsche oder VW äußern. Schon jetzt, zwei Wochen nach Beginn der Umfrage, liegen 500 Voten der Zulieferfirmen vor - der Unmut ist also offenbar groß. Die Endergebnisse der Studie sollen im Sommer präsentiert werden.

chinaman - Mittwoch, 4. Juni 2003 - 11:00
DGAP-Ad hoc: DaimlerChrysler AG <DCX> deutsch

DaimlerChrysler gibt neue Informationen zu Ergebnissituation und Ausblick 2003

Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP. Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.

Stuttgart/Auburn Hills - Nach der heutigen Sitzung des Vorstands in Stuttgart veröffentlicht DaimlerChrysler aktuelle Informationen zur erwarteten Entwicklung des Konzernergebnisses für das zweite Quartal und für das gesamte Geschäftsjahr 2003. Bereits bei der Bekanntgabe des Konzernergebnisses für das erste Quartal 2003 hatte DaimlerChrysler darauf hingewiesen, dass es für die Chrysler Group schwer werden würde das angestrebte Ergebnisziel für 2003 von 2 Mrd. $ zu erreichen. Die Analyse der Entwicklung des nordamerikanischen Markts und hier vor allem weiter steigender Preisnachlässe zeigt, dass die Chrysler Group im zweiten Quartal wahrscheinlich einen Operating Loss von ungefähr Euro 1 Mrd. ausweisen wird. Neben niedrigeren Verkaufserlösen ist dies vor allem auf eine Neubewertung von Händlerbeständen und von Restwerten zurückzuführen. Die Chrysler Group hat bereits Maßnahmen ergriffen und zusätzliche, substanzielle Kostensenkungen zum Teil schon umgesetzt. Die Chrysler Group erwartet für das Gesamtjahr einen leicht positiven Operating Profit (vor Restrukturierungsaufwand). Die anderen Geschäftsfelder von DaimlerChrysler liegen mit ihren Ergebnissen weiterhin im Rahmen der ursprünglichen Planung, auch wenn die gesamtwirtschaftliche Situation sehr schwierig bleibt. DaimlerChrysler erwartet weiterhin für das Jahr 2003, dass die Mercedes Car Group an die sehr guten Vorjahresresultate bei Absatz, Umsatz und Ergebnis anknüpfen wird. Bei Nutzfahrzeugen ist weiterhin mit einem Ergebnis über Vorjahresniveau zu rechnen. Auch im Geschäftsfeld Services ist eine Steigerung des operativen Ertrags zu erwarten. Trotz der erwarteten Geschäftsentwicklung bei der Chrysler Group ist DaimlerChrysler der Meinung, im Jahr 2003 für den Konzern einen Operating Profit aus dem laufenden Geschäft von etwa Euro 5 Mrd. erreichen zu können.

Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 03.06.2003

Informationen und Erläuterungen des Emittenten zu dieser Ad-hoc-Mitteilung:

Dieses Dokument enthält vorausschauende Aussagen über zukünftige Entwicklungen, die auf aktuellen Einschätzungen des Managements beruhen. Wörter wie antizipieren", annehmen", glauben", einschätzen", erwarten", beabsichtigen", können/könnten", planen", projizieren", sollten" und ähnliche Begriffe kennzeichnen solche vorausschauenden Aussagen. Solche Aussagen sind gewissen Risiken und Unsicherheiten unterworfen. Einige Beispiele hierfür sind ein konjunktureller Abschwung in Europa oder Nordamerika, Veränderungen der Wechselkurse und Zinssätze, die Produkteinführung von Wettbewerbern, höhere Verkaufsanreize, sowie ein Rückgang der Wiederverkaufspreise von Gebrauchtfahrzeugen. Sollte einer dieser Unsicherheitsfaktoren oder andere Unwägbarkeiten (einige von ihnen sind unter der Überschrift Risikobericht" im aktuellen Geschäftsbericht von DaimlerChrysler sowie im Geschäftsbericht im Formular 20-F beschrieben, das bei der U.S. Wertpapier-Börsenaufsichtsbehörde eingereicht wurde) eintreten oder sich die den Aussagen zugrunde liegenden Annahmen als unrichtig erweisen, könnten die tatsächlichen Ergebnisse wesentlich von den in diesen Aussagen genannten oder implizit zum Ausdruck gebrachten Ergebnissen abweichen. Wir haben weder die Absicht noch übernehmen wir eine Verpflichtung, vorausschauende Aussagen laufend zu aktualisieren, da diese ausschließlich von den Umständen am Tag ihrer Veröffentlichung ausgehen.


WKN: 710000; ISIN: DE0007100000; Index: DAX, EURO STOXX 50 Notiert: Amtlicher Markt in Berlin-Bremen, Düsseldorf, Frankfurt (Prime Standard), Hamburg, Hannover, München und Stuttgart; NYSE; Paris; Swiss Exchange; Tokio; Toronto

Autor: import DGAP.DE (© DGAP),22:16 03.06.2003

j_r_ewing - Donnerstag, 5. Juni 2003 - 00:51
Nur die Autotitel bleiben vernachlässigt.

So, Daimler senkt die Prognose 03 also von 5,8 auf 5 Mrd.E. = - 14%.
(Na, sehen wir mal, wie es aussieht, wenn die Kriegsangst-Effekte wieder verdunstet sind...)
Analysten-Hirni Patel von Morgan meint das in eine Gewinnprognosen-Senkung von DOPPELT SO VIEL umsetzen zu müssen: 2,35E. (Für 04: 4,0E.)

Mal angenommen, er hätte recht:
2,35E bei einem Kurs bei 25E sind immer noch KGV < 11, und Gewinnrendite > 9.
4E in 04 dann KGV > 6; Rendite 16%.

Für die Rating-Wi..ser von S&P ist das natürlich Grund genug, Daimler von "neutral" auf "negativ" herunterzusetzen...

(WO steht unsere Umlaufrendite doch gleich...?)

(Und ach ja: Ob S&P wohl Beziehungen zu einem Hedgefonds hat...?)

Daimler hat eine höchst markante jahrzehntelange Unterstützung bei 25 E. Wenn die nicht hält, würde ich die Notbremse ziehen. Die beste Aktie nutzt nichts, wenn die Lemminge sie döppen.

Ähnlich VW: Widerstands-/Unterstützungslinie seit 1986 für die Stämme bei 30 E hätte eigentlich halten sollen. Dise Linie ist hart umkämpft. Wenn 28 nachhaltig unterschritten werden, würde ich vorsichtshalber verkaufen. Fundamental ein Wahnsinn - aber die Lemminge haben nun mal die Macht; und wer weiß, was die bis Herbst (neuer Golf) noch alles mit dem Kurs anstellen...

Gruß
JR


P.S. Zahlungsmoral der Autobauer: Das ist nichts Branchenspezifisches - so wird es überall in der Wirtschaft getrieben. Und neu ist das auch nicht; höchstens jetzt, in der Flaute, mehr als sonst.
Wenn man sich das als Normalverbraucher herausnehmen würde...

chinaman - Donnerstag, 5. Juni 2003 - 09:14
@ J.R.: Auch ich liege bei DCX auf der Lauer. Schlechte Stimmung für eine Aktie kann ja bekanntlich auch ein Kaufsignal sein ...

:-)
Gruß
Chinaman


Aus der FTD vom 5.6.2003
Das Kapital: Ceterum censeo - Daimler sollte Chrysler loswerden

In Sachen Kapitalvernichtung kann es DaimlerChrysler mittlerweile locker mit den berüchtigtsten TMT-Vorbildern aufnehmen. Seit dem 21. Dezember 1998, als der "Weltkonzern" geboren wurde, hat der US-Ableger kumuliert einen operativen Gewinn von 32 Mio. Euro eingefahren.

Das gilt jedenfalls dann, wenn Chrysler im laufenden Quartal tatsächlich einen operativen Verlust von 1 Mrd. Euro fabriziert. Am Geburtstag 1998 waren allein jene Aktien, welche die Chrysler-Aktionäre am neuen Unternehmen erhalten hatten, rund 34 Mrd. Euro wert. Der Börsenwert der Gruppe lag bei knapp 80 Mrd. Euro. Am Donnerstag dümpelt er bei rund 27 Mrd. Euro herum.

Und so banal es klingt: Man kann nur wiederholen, dass die Stuttgarter Chrysler bei der ersten sich bietenden Chance loswerden sollten. Zweifellos ist das leichter gesagt als getan. Derzeit würde niemand auch nur einen Cent für Chrysler hergeben. Im Gegenteil, die Deutschen müssten drauflegen - völlig zu Recht. Selbst wenn es einmal wieder besser läuft, wird für die Stuttgarter nicht viel zu holen sein. Denn ebenso wie bei Opel oder Ford Deutschland macht eine Schwalbe auch bei Chrysler noch keinen Sommer.


Selbstredend wird Chrysler nun neue Effizienzmaßnahmen einleiten und die Produktstrategie weiter verfeinern. Aber tun die Konkurrenten das nicht auch? Schon fragen manche bangend, wann Chrysler die ersten Verkaufsanreize auch für den neuen Pacifica gewähren muss. Derweil wird der US-Markt wegen der hohen Verschuldung und des Sparmangels der Verbraucher noch auf Jahre hin schwierig bleiben - jedenfalls per saldo. Und wie sich jetzt zeigt, sind die Risiken des Leasinggeschäftes in einem solchen Umfeld enorm.


Die Gefahr besteht vor allem darin, dass der kalkulierte Restwert nach Ablauf der Leasingfrist tatsächlich nicht erlöst werden kann. Dass Chrysler trotz der hohen Neuwagenrabatte auch noch Marktanteile verliert, macht die Sache nicht leichter. Auf den Untergang von Ford ist unterdessen kaum zu hoffen. Die Nummer Zwei ist wohl selbst für US-Verhältnisse zu groß zum scheitern.


Natürlich ist die DaimlerChrysler -Aktie inzwischen spottbillig - und zwar trotz aller Schwierigkeiten. Aber das Vertrauen der Investoren ist dahin. Dieter Zetsche bleibt nun nichts anderes übrig, als seine Restrukturierung fortzusetzen und auf ein konjunkturelles Wunder zu hoffen. Vielleicht findet sich in besseren Zeiten ein Finanzinvestor, der Chrysler übernehmen würde. Ansonsten wäre es eine Überlegung wert, die US-Firma in einem besseren Umfeld einfach abzuspalten und an die Aktionäre zu verschenken. Das wäre schon insofern wertschaffend, als vielleicht schon am nächsten Tag ein Übernahmeangebot von Toyota an Daimler auf den Tisch flattern könnte.

stw - Donnerstag, 5. Juni 2003 - 10:26
Ich bin da ganz bei Euch. Tatsächlich denke ich daran, meine Übergewichtung bei den Finanzwerten (mit CoBa, Depfa, Aareal und Dt.Bank bin ich in den letzten Monaten gut gefahren) etwas abzubauen und gegen VW, Daimler und BMW zu tauschen. Da habe ich nämlich bislang nur kleine Einstiegspositionen. Eigentlich wünsche ich mir den Bruch der wichtigen charttechnischen Unterstützungen und einen kleinen Panik-Ausverkauf in den Autowerten...

:-) stw

mib - Donnerstag, 5. Juni 2003 - 11:08
ich provozier euch mal:

- Deflation und Rezession in Deutschland
- Rezession in Frankreich
- extreme Ueberschuldung gepaart mit unsicherer Zukunft der US-Amerikaner
- SARS ein ungeloestes Problem, dass jederzeit(!) in D und USA auftauchen kann
- viel zu viele Anbieter in einem uebersaettigten Automarkt

In 2005 sind die Automobilhersteller dort, wo die airlines heute stehen...

Gruss - Mib

stw - Montag, 28. Juli 2003 - 12:55
Nach dem durchwachsenem Halbjahresergebnis hagelt es weiter Verkaufsempfehlungen für Daimler. Ich nehme die mal wieder als Kontraindikator und bleibe mittelfristig optimistisch...

:-) stw

DaimlerChrysler: Reduzieren (WGZ-Bank)
Aktien & Co

Die Analysten der WGZ-Bank empfehlen in der Studie vom 25. Juli die Aktie des deutschen Automobilkonzerns DaimlerChrysler zu "Reduzieren".
DaimlerChrysler habe am 24. Juli über die Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal berichtet. Während der Umsatzrückgang von 12,7% auf 34,3 Mrd. Euro aufgrund der Euro-Aufwertung und dem um 8,8% regressiven Fahrzeugabsatz hinter den Analystenerwartungen zurückgeblieben sei, habe das operative Ergebnis des Konzerns mit 641 Mio. Euro (Vorjahr: 1,682 Mrd. Euro) deutlich über der Quartalsprognose der WGZ-Bank gelegen. Die Bereiche Nutzfahrzeuge und Dienstleistungen hätten sich maßgeblich verantwortlich für die stärker als erwartete operative Performance gezeigt. Im LKW-Bereich handle es sich hierbei ausschließlich um Effekte des Effizienzsteigerungsprogramms. Die derzeitigen Marktbedingungen im Bereich der schweren LKW würden aus Sicht der Analysten weiterhin keinesfalls für eine deutliche Belebung der Absatzzahlen sprechen.

Das bestätigte Ziel der Chryslergruppe, im Gesamtjahr einen leicht positiven operativen Ergebnisbeitrag zum Konzernergebnis beizusteuern, erscheine den Analysten weiterhin schwer erreichbar. Denn die derzeitigen Indikationen würden den zugrundeliegenden Annahmen widersprechen. DaimlerChrysler sehe eine Entspannung im ruinösen Kampf um Marktanteile sowie eine Belebung des US-Geschäfts in der zweiten Jahreshälfte. Analyst: WGZ-Bank
Rating des Analysten: Reduzieren

DaimlerChrysler: Underperformer (Sal. Oppenheim)
Aktien & Co

Die Analysten von Sal. Oppenheim bewerten die Aktie des deutschen Automobilproduzenten DaimlerChrysler unverändert mit "Underperformer".
Der Umsatz sei im zweiten Quartal um 13% auf 34,33 Mrd. Euro gesunken. Der operative Gewinn liege jedoch über den Erwartungen und habe 641 Mio. Euro betragen. Als positiven Aspekt des Zahlenwerks könne man die LKW-Sparte nennen. Der Fortschritt bei den Kosten sei besser als erwartet. Chrysler habe leicht besser als zuvor prognostiziert abgeschnitten, allerdings würden die Branchenbedingungen einen Schatten auf den Bereich werfen, so die Analysten.

Die Analysten habe Bedenken, dass der US-Markt Chrysler wieder zu schaffen machen werde. Sie senken ihre Prognosen, da sie keine Zeichen für eine Verbesserung auf dem US-Markt sehen könnten. Es gebe sogar Bedenken, dass die Preise weiter sinken würden. Daher reduzieren die Analysten die Gewinnschätzung für Chrysler auf -295 Mio. Euro von zuvor -244 Mio. Euro. Die neue Prognose für den Gewinn von DaimlerChrylser im Jahr 2003 liege nach 4,72 Mrd. Euro nun bei 4,84 Mrd. Euro. Die Analysten sind der Meinung, dass es noch mehr schlechte Nachrichten aus den USA für DaimlerChrysler geben werde und bestätigen daher ihre Anlageempfehlung. Analyst: Sal. Oppenheim
Rating des Analysten: Underperformer

DaimlerChrysler: Underperformer (Merck Finck & Co)
Aktien & Co

In ihrer aktuellen Studie sehen die Analysten des Hauses Merck Finck & Co die Aktie des Automobilbauers DaimlerChrysler als "Underperformer".
Mit Einnahmen in Höhe von 34,328 Mrd. Euro und einem Betriebsgewinn von 641 Mio. Euro hätten die gestern veröffentlichten Quartalszahlen über den Erwartungen gelegen. Die Gesellschaft habe sein Umsatzziel für das Jahr 2003 auf 135 Mrd. Euro reduziert, die Zielsetzung für den Betriebsgewinn von 5 Mrd. Euro jedoch beibehalten. Das Modell der Analysten werde überprüft, aber auch wenn sie einige Verbesserung bemerken würden, halten sie an ihrer Einschätzung fest. Sie gehen davon aus, dass DaimlerChryslers Hauptproblem weiterhin in Chrysler liege. Analyst: Merck Finck & Co
Rating des Analysten: Underperformer

stw - Mittwoch, 22. Oktober 2003 - 09:44
Große Abschreibungen bei EADS sorgen für ein negatives Ergebnis im Q3.

:-) stw

Die DaimlerChrysler AG, Stuttgart, hat die Jahresprognosen für Chrysler und den Konzern bestätigt. Gleichzeitig hat der Automobilhersteller aber erneut auf erhebliche Marktrisiken und den anhaltenden Rabattwettbewerb in den USA hingewiesen. Immerhin erreichte Chrysler im dritten Quartal einen Betriebsgewinn von 147 Mio EUR, was absolute Voraussetzung für das avisierte Erreichen von schwarzen Zahlen auf Jahressicht war. Dagegen wies der Konzern aufgrund einer Abschreibung von 1,96 Mrd EUR auf EADS sowie eines negativen Ergebnisbeitrags von Mitsubishi Motors einen Nettoverlust von 1,7 Mrd EUR aus.

Die Aktie zeigte sich vom Quartalsausweis wenig beeindruckt: Gegen 14.30 Uhr notierte sie nahezu unverändert bei knapp 32 EUR. Im dritten Quartal erlöste der Autombilkonzern 34,6 (Vorjahr: 36,3) Mrd EUR und erzielte einen Betriebsgewinn von 1,25 (1,539) Mrd EUR. Die von vwd befragten Analysten hatten im Mittel mit Umsätzen von 33,1 Mrd EUR und einem operativen Konzernergebnis von 1,5 Mrd EUR gerechnet. Während die Mercedes Car Group (MCG), die Nutzfahrzeuge und die Dienstleistungssparte die Erwartungen der Anleger erfüllten und sogar Chrysler mit 147 Mio EUR wieder schwarze Zahlen schrieb, enttäuschte das Konzernergebnis.

Vor allem die Abschreibung auf die Beteiligung an der European Aeronautic Defence and Space Co (EADS), Amsterdam, sorgte für einen Nettoverlust von 1,7 (plus 0,8) Mrd EUR. Wie DaimlerChrysler mitteilte, wurde nach den Regeln des US-GAAP und der US-Börsenaufsicht SEC eine Abwertung von 1,96 Mrd EUR vorgenommen. Der Unternehmenswert habe aber nach wie vor über dem Buchwert gelegen. Seit dem Stichtag der Abschreibung, dem 30. September, stieg der Kurs von EADS von 13,24 EUR auf 16,53 EUR am 20. Oktober. Dieses Plus hätte die Abschreibung an der 33-prozentigen Beteiligung von DaimlerChrysler um 800 Mio EUR reduziert, sagte ein Konzernsprecher zu vwd.

Ein weiterer Wermutstropfen war die Revision der Absatzprognose für die Cash-Cow MCG: Die Verkäufe dürften 2003 leicht unter dem Vorjahr liegen. Umsatz und Betriebsgewinn an das sehr gute Vorjahr anknüpfen. Bisher war die Mercedes Car Group davon ausgegangen, bei allen drei Kennzahlen an die Vorjahreswerte heranzukommen. Auf Konzernebene bestätigte das Unternehmen jedoch die Prognosen. Im laufenden Jahr rechnet DaimlerChrysler weiter mit einem Betriebsgewinn von rund fünf Mrd EUR. Es bestünden aber noch immer erhebliche Marktrisiken.

Aufgrund der Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und wegen eines niedrigeren Fahrzeugabsatzes werde der Konzernumsatz 2003 bei rund 138 Mrd EUR und damit unter dem Wert des Vorjahres liegen, als 149,6 Mrd EUR ausgewiesen wurden, hieß es weiter. Auch für Chrysler steht die Prognose nach wie vor: Die US-Sparte setze alles daran, 2003 einen leicht positiven Betriebsgewinn aus dem laufenden Geschäft zu erreichen. Wegen des Wettbewerbsumfeldes in den USA bestünden jedoch erhebliche Risiken. Der US-Automobilmarkt werde in diesem und dem nächsten Jahr weiter von einem starken Wettbewerbsdruck und hohen Kaufanreizen gekennzeichnet bleiben.

chinaman - Mittwoch, 10. Dezember 2003 - 12:19
SPIEGEL ONLINE - 10. Dezember 2003, 9:35
URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,277642,00.html
DaimlerChrysler-Chef im Zeugenstand

Der gute Mr. Shrimp

Von Marc Pitzke, Wilmington

Höhepunkt im amerikanischen Daimler-Prozess: Konzernchef Jürgen Schrempp musste in den Zeugenstand. Er verteidigte die Fusion mit Chrysler - und gewährte dem Gericht widerwillig Einblick in die neurotische Welt globaler Wirtschaftslenker.

Wilmington - Jürgen Schrempp ist tatsächlich nervös. Er verzieht den linken Mundwinkel zum Halbgrinsen, leckt sich die Lippen, tippt die Fingerspitzen aneinander, greift nach dem Wasser im Styroporbecher, Brille auf, Brille ab, Brille auf, die Krawatte sitzt leicht schief. Und immer wieder schielt er zu seinen Anwälten, die im Dutzend hinter ihren Laptops sitzen.

Kein Wunder. Immerhin geht's hier um seinen guten Ruf und den seines Konzerns - und um bis zu vier Milliarden Dollar Schadensersatz und Strafgebühren. Also hat sich Jürgen Schrempp, Vorstandsvorsitzender von DaimlerChrysler, ins triste Wilmington in den US-Bundesstaat Delaware bequemt, um einem Bezirksgericht Rede und Antwort zu stehen: "Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit", schwört er, die rechte Hand erhoben, die linke auf der Bibel.

Eine Premiere, auch für ihn. Er hat noch nie vor Gericht gestanden. Vor allem nicht vor einem amerikanischen. Trotzdem verzichtet er auf die Dolmetscherin, spricht Englisch, hart, akzentuiert, doch sehr korrekt. Er wolle, sagt er fast zu anbiedernd, sich mit dem Richter in dessen Muttersprache unterhalten, "es ängstigt mich ein bisschen, aber ich versuche es, Sir."

Zeuge in eigener Sache

Und so schickt Schrempp - widerwillig, doch mit sprödem Charme - das Gericht auf eine Lehrreise durch die neurotische, einsame, von ewigen Existenzängsten geplagte Welt globaler Wirtschaftslenker - eine Welt, in der zwischen Dessert und Espresso Milliardensummen bewegt werden, zwei Männer das Schicksal von Hunderttausenden besiegeln können und - leider - so was auch mal böse daneben geht.

So sehr daneben, dass sich Schrempp, 59, jetzt in einem der kuriosesten Prozess der Wirtschaftsgeschichte wieder findet. Der 86-jährige Kirk Kerkorian - Ex-Boxer, Milliardär und einst Mehrheitseigner von Chrysler - hat diesen Prozess angestrengt. Er wirft dem Manager aus Deutschland Betrug vor, fordert Wiedergutmachung von dessen Konzern: Die 36-Milliarden-Dollar-Fusion von Daimler und Chrysler von 1998 sei keineswegs eine "Verbindung unter Gleichen" gewesen, wie Schrempp es den Aktienbesitzern vorgegaukelt habe, sondern eine verkappte Übernahme.

Notgedrungen haben ihn seine Anwälte in den Gerichtsstand gerufen, als Zeuge in eigener Sache. So was ist, da es den Zeugen danach dem Kreuzverhör aussetzt, immer der gewagte Höhepunkt eines jeden Verfahrens - und ein Spiel mit dem Feuer. Es sei denn, man ist sich seiner Sache wirklich sehr sicher.

Verkorkste PR-Offensive

Zunächst einmal ist es aber eine Inszenierung, die allein auf dramaturgischen Effekt zielt, selbst wenn es in diesem Fall kein Geschworenen-Publikum zu überzeugen gilt, sondern nur den US-Bundesrichter Joseph Farnan. Als erstes serviert Daimler-Anwalt Jonathan Lerner seinem Klienten (den er "Mr. Shrimp" nennt) die üblichen Volleys - in Form von theatralischen Fragen, die natürlich abgesprochen sind, samt ihrer Antworten.

Treffen die Vorwürfe zu? "Nein." Wollte er Chrysler schlucken? "Nein." Wollte er Mr. Kerkorian betrügen? "Nein."

Na denn. Dann geht's gleich ans Eingemachte, den Kern der Kerkorian-Klage: jenes unglückliche Interview mit der "Financial Times", in dem Schrempp Chrysler im Oktober 2000 als "Abteilung" von Daimler bezeichnet und der Idee des "merger of equals", die im ersten Satz des Fusionsvertrags verankert ist, als "symbolisch" abgetan hatte.

Da lacht er wieder nervös und sucht Blickkontakt zum Rest der Anwälte. Im Prinzip sei das Interview eine verkorkste PR-Offensive in einer sehr schwierigen Situation gewesen, auch um von den enormen Problemen des Konzerns abzulenken: "Ich wollte sagen, dass das Glas halb voll ist, nicht halb leer."

Kein Interesse an Details

Die Strategie war gründlich daneben gegangen. Das Interview hatte bei den Chrysler-Leuten "Anfälle" ausgelöst, wie es der damalige Chrysler-Chef James Holden vorige Woche hier formulierte. Holden hatte damals eine Erklärung Schrempps gefordert. Stattdessen wurde er kurz darauf von Schrempp persönlich gefeuert - Auftakt eines langen Exodus von Chrysler-Leuten.

Höchste Zeit, die Augen des Gerichts auf den netten, guten Schrempp zu steuern. Höchste Zeit für den vermenschlichenden Lebenslauf.

Und so darf Schrempp auf einmal über Freiburg plaudern und seine Kindheit, seine Begeisterung für "Motorautos und Teile", Wehrdienst, Weiterbildung und darüber, dass er in einer Kapelle Trompete spielte, um das Geld zu verdienen, weil sich meine Eltern nicht leisten konnten, dafür zu bezahlen.

Da kommt dann plötzlich auch erstmals Bewegung in seine Stimme. Und sogar ein Anflug von Begeisterung, wenn er von den tollen Mercedes-Trucks erzählt, die er einst in Südafrika bauen durfte. Da liegt seine wahre Passion, im Handfesten, und nicht, wie er erkennen lässt, in den Details der Verwaltung.

Hochkarätiges Lunch in Lausanne

Als Zugabe zieht ihm Lerner schnell auch noch ein paar humanitäre Auszeichnung aus der Nase: Frankreichs Ehrenlegion; den Order of Good Hope, den ihm Nelson Mandela verlieh; eine Ehrung für seine Verdienste um den Kampf gegen AIDS. Ein Wohltäter, kein Betrüger. "Dabei", sagt Schrempp, "möchte ich es belassen."

Im Zuschauersaal sitzt Gerichtszeichnerin Susan Shary und skizziert Schrempp in sanften Kreidefarben. Erst in schwarzweiß, dann immer farbiger, ganz wie es die verbale Strategie der Verteidigung vorne auch versucht. Auf dem Blatt sieht er aus wie ein Kirchenheiliger.

Unter diesem moralischen Flankenschutz rollt Schrempp nun furchtlos die Vorgeschichte der Fusion auf und gewährt dem Gericht damit seltene, doch sorgsam gesteuerte Einblicke in einen der größten Firmendeals des Jahrzehnts. Von ersten Gesprächen über eine Kooperation (1995/96) über die Automobilausstellung 1997, bei der er, von den Reden gelangweilt, zufällig neben Chrysler-Vizechef Bob Lutz zu sitzen kam, bis hin zum Lunch in Lausanne, bei dem die Führungsstruktur festgeklopft wurde.

Vorfrühes Ende des Honeymoons

Denn Daimler, reminisziert Schrempp, sollte "die erfolgreichste Company" werden. "Die anderen waren im Anmarsch. Wir konnten nicht einfach nur so da sitzen." Eine Nutzehe also: "Chrysler brachte genau das an den Tisch, was wir brauchten."

Doch der Honeymoon war vorbei, noch bevor er richtig begonnen hatte. Mitten in die Endphase der Fusion platzten die miesen Chrysler-Prognosen für 2000, die sich später auch bestätigen sollten. Auf einmal waren die beiden "gleichen" Vertragsparteien gar nicht mehr so gleich.

Die Krux des Prozesses liegt wahrscheinlich in eben dieser unseligen Endphase, bei der schließlich eine 58/42-Gewichtung von Daimler- und Chrysler-Aktien in der neuen AG herauskam, mehrere Chrysler-Abteilungen den deutschen Gegenübern untergeordnet wurden (etwa die Unternehmenskommunikation) und die gleichberechtigte Besetzung des Vorstands (je acht Vertreter beider Firmen) einer späteren "Anpassung" vorbehalten blieb.

Was damit gemeint war, demonstrieren die Kläger, indem sie im Gerichtssaal eine große Schautafel aufgestellt haben. Links zeigt sie den DaimlerChrysler-Vorstand, Stand 17. November 1998, symbolisiert durch je acht deutsche und US-Flaggen neben den Fotos. Rechts der Vorstand, 1. Januar 2004: zehn deutsche Flaggen und eine amerikanische.

Heute im Kreuzverhör

Dies, so hatte schon zuvor der Daimler-Aufsichtsratschef Hilmar Kopper in einer Video-Aussage erklärt, sei nicht die Schuld der Stuttgarter: Als man die scheidenden Chrysler-Mitglieder mit Amerikanern habe ersetzen wollen, "gab es keine Chrysler-Leute, die gut genug waren". (Koppers Aussage hatte einen ganz anderen Ton und Duktus als die Schrempps; er war unwirsch und bediente sich oft Formulierungen wie: "Meine Erinnerung ist nicht sehr präzise.")

Von einem "merger of equals", so räumt auch Schrempp plötzlich mit hartem Unterton ein, könne seit Mitte 2000 wirklich nicht mehr gesprochen werden. Chrysler könne vielmehr froh sein, dass es Daimler hätte, denn sonst wäre es "fraglich, und ich meine fraglich", ob es den US-Autobauer heute noch gebe. Den Charakter der Fusion ändere das nachträglich jedoch nicht.

Dazu dürfte Schrempp am Mittwoch noch viel mehr erzählen müssen. Dann steht er im Kreuzverhör der Kerkorian-Truppe, bevor die Verhandlung mit den Daimler-Vorständen Manfred Gentz und Eckhard Cordes zu Ende geht. (Ein Urteil wird nicht vor Frühjahr erwartet.) "Vielleicht", hofft Sholnn Freeman, der fürs "Wall Street Journal" in der dritten Reihe sitzt, "gibt's dann ja doch noch ein Feuerwerk."

chinaman - Mittwoch, 4. Februar 2004 - 17:52
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ftd.de, Mi, 4.2.2004, 16:42
DaimlerChrysler erfüllt seine Pflicht

Der Stuttgarter Autokonzern DaimlerChrysler hat sein operatives Ergebnisziel 2003 erreicht. Die Analysten hatten allerdings auf etwas mehr Gewinn getippt.


Das um Einmaleffekte bereinigte operative Ergebnis habe bei 5,1 Mrd. Euro gelegen, teilte DaimlerChrysler am Mittwoch in Stuttgart mit. Der deutsch-amerikanische Konzern hatte 5,0 Mrd. Euro angepeilt. Der operative Gewinn einschließlich des Milliardenerlöses aus dem Verkauf des Triebwerksbauers MTU Aero Engines und 469 Mio. Euro an Restrukturierungskosten bei Chrysler sei auf 5,69 Mrd. Euro gesunken, nach 6,86 Mrd. Euro im Jahr 2002.

Der Konzern lag insgesamt unter den Erwartungen der 30 von der Agentur Reuters befragten Analysten, die im Mittel 5,89 Mrd. Euro erwartet hatten. Der Konzernumsatz gab im vergangenen Jahr wegen des starken Euro von 147,4 auf 136,4 Mrd. Euro nach. DaimlerChrysler schlägt eine konstante Dividende von 1,50 Euro je Aktie vor.

chinaman - Samstag, 28. Februar 2004 - 12:40
KONZERN-KOSMETIK
Spiegel-Online

Schrempp schminkt Chrysler-Bilanz

Nur mit drastischer Bilanzretusche konnte DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp verhindern, dass der Verlust seiner US-Tochter Chrysler noch deutlich höher ausfiel.

Offiziell weist der amerikanische Autobauer für 2003 ein Minus von 506 Millionen Euro aus. Tatsächlich hätte der Verlust um knapp 50 Prozent höher gelegen, nämlich bei 750 Millionen Euro, wenn die internen Abrechnungsregeln zwischen Chrysler und der Dienstleistungssparte DaimlerChrysler Services nicht geändert worden wären.
Risiken aus dem Leasinggeschäft mit Chrysler-Fahrzeugen wurden von der US-Marke kurzerhand auf die Service-Schwester übertragen. Zudem mussten dort Kosten übernommen werden, die Chrysler entstanden, weil der Verkauf mit subventionierten Krediten angekurbelt wurde. Beide Transaktionen führten bei Chrysler "zu einer Entlastung des operativen Ergebnisses in Höhe von 244 Millionen Euro", wie der Geschäftsbericht im Kleingedruckten verrät.

Bei DaimlerChrysler Services fiel im Gegenzug der Gewinn um 244 Millionen Euro geringer aus. Die Verschiebeaktion ist legal, zeigt jedoch, dass Chrysler sehr viel tiefer in der Krise steckt, als Schrempp zugeben mag. Der Konzernchef hatte verkündet, Chrysler hätte ohne so genannte Einmaleffekte, also die Kosten für den Abbau von Arbeitsplätzen und die Schließung von Fabriken, fast ein ausgeglichenes Ergebnis (minus 36 Millionen Euro) erreicht. Tatsächlich aber wäre auch diese Kennziffer ohne den Buchungstrick um 244 Millionen schlechter ausgefallen.

Das Verfahren soll nach Angaben eines DaimlerChrysler-Managers auch im laufenden Jahr angewandt werden. Weil die Verrechnungspraxis bereits geändert ist, muss die Zahlenschieberei in der nächsten Bilanz nicht mehr erwähnt werden. Er dürfte das Chrysler-Ergebnis aber erneut künstlich um mehrere hundert Millionen Euro verbessern.

chinaman - Freitag, 23. April 2004 - 08:02
ftd.de, Fr, 23.4.2004, 7:29
DaimlerChrysler macht Schluss mit Mitsubishi

Der Autokonzern DaimlerChrysler zieht die Notbremse. Die Stuttgarter steigen aus ihrem Engagement bei dem angeschlagenen japanischen Partner Mitsubishi Motors (MMC) aus.

DaimlerChrysler wird sich an der von Mitsubishi Motors Corporation (MMC) geplanten Kapitalerhöhung nicht beteiligen und die weitere finanzielle Unterstützung für MMC einstellen. Das beschlossen Vorstand und Aufsichtsrat am Donnerstag in einer außerordentlichen Sitzung, wie am Abend mitgeteilt wurde.

Bislang waren Beobachter davon ausgegangen, dass sich DaimlerChrysler - mit 37 Prozent größter Einzelaktionär von Mitsubishi Motors - mit mehreren Milliarden Euro an der Sanierung des hochverschuldeten Autokonzerns beteiligen würde. Konzernchef Jürgen Schrempp hatte allerdings bis zuletzt gesagt, dass man sich bei Mitsubishi alle Optionen offen halten wolle. Auf der Hauptversammlung von DaimlerChrysler in Berlin hatte es im April heftige Kritik von Aktionären und großen Investmentfonds an der Mitsubishi-Beteiligung gegeben.


Wirbel in Japan

Nach dem Ergebniseinbruch von MMC im Fiskaljahr 2003 habe das Unternehmen mit starker Unterstützung von DaimlerChrysler einen neuen Businessplan erstellt, hieß es. Nach diesem Plan seien erhebliche finanzielle Ressourcen nötig, um eine nachhaltige Sanierung des Unternehmens sicherzustellen. "Gemeinsam mit den Hauptgesellschaftern der Mitsubishi-Gruppe hat sich DaimlerChrysler bemüht, eine solide Finanzstruktur herbeizuführen. Dabei konnte keine Lösung gefunden werden, die zu einem für DaimlerChrysler akzeptablen Ergebnis führt", hieß es in der Mitteilung des deutschen Konzerns.


Mitsubishi hatte in der vergangenen Woche Pläne zur Ausgabe neuer Aktien angekündigt und mitgeteilt, DaimlerChrysler-Vorstand Eckhard Cordes erhalte einen Sitz im Aufsichtsrat. Dies gilt als Teil des Sanierungsplans, der am 30. April vorgestellt werden soll. Der Autobauer braucht Gerüchten zufolge mehr als 5 Mrd. Euro frisches Kapital.


Die Entscheidung von DaimlerChrysler sorgte am Freitag in Japan für Wirbel. Mitsubishi Motors teilte in einer knappen Stellungnahme zunächst nur mit, die zur Mitsubishi-Gruppe gehörenden Konzerne Mitsubishi Heavy Industries, Mitsubishi Corporation und Bank of Tokyo-Mitsubishi hätten mitgeteilt, die Wiederbelebung von Mitsubishi Motors weiter voll zu unterstützen. Man sei dabei, die Situation zu prüfen, und werde bald weitere Bekanntmachungen geben. An der Tokioter Aktienbörse wurde der Handel mit Mitsubishi Motors-Aktien ausgesetzt.

stw - Sonntag, 25. April 2004 - 09:22
Ist schon verrückt, dass die Aktie angesichts dieser NAchrichten haussiert. Immerhin sieht das für die MArktposition in Asien dann zappenduster aus:

:-) stw

MÜNCHEN (Dow Jones-VWD)--Die Hyundai Motor Co, Seoul, wird einem
Magazinbericht zufolge in der kommenden Woche alle Kooperationsverträge mit
der DaimlerChrysler AG, Stuttgart, kündigen. Wie die "Automobilwoche" (Heft
9/2004) berichtet, hätten dies drei Vorstandsmitglieder bestätigt. Betroffen
sei das Joint Venture zum Bau von Nutzfahrzeugen und die jährliche Lieferung
von 50.000 Lkw-Motoren an Hyundai.

Unternehmensleiter Park Hwang-Ho sei verärgert über die China-Pläne von
Mercedes-Benz. Hyundai beharre auf ihrer Position, dass der chinesische
Partner Beijing Automotive Industry Co für 30 Jahre exklusiv an Hyundai
gebunden sei. Wenn sich die Koreaner durchsetzen, kann Mercedes-Benz dem
Bericht zufolge die Automobilproduktion in China nicht starten.

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Daimler: Archivierte Beiträge bis 25. April 2004