Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: KarstadtQuelle
buylowsellhigh - Freitag, 18. Oktober 2002 - 13:30
Es fehlt uns noch ein KAR-Thread!
Sieht man sich das umfangreiche Immobilienvermögen an, müsste der Kurs ca. 2-3mal so hoch stehen.
Gibt es noch andere derart unterbewertete Immobilienaktien?

stw - Dienstag, 4. Februar 2003 - 12:57
Ich bin ja immer noch auf der Suche nach einer Immobilien-Aktie. Vielleicht ist KQ wirklich das Richtige ? Heute gab es die Meldung, dass zukünftig unrentable Häuser geschlossen und vermietet werden sollen. Aber es ist natürlich ungewiss wie tief es in den nächsten Wochen oder Monaten mit der Aktie noch geht angesichts des katastrophalen Konsum-Klimas. Außerdem stört mich die relativ mickrige EK-Quote von unter 20%. Aber die Bewertung von deutlich unter 2 Mrd. Euro ist weniger als das Eigenkapital, vom lächerlichen KUV (Umsatz ca 16 Mrd) ganz zu schweigen.

Was meint ihr ?

BO hat vor einigen Wochen bei wesentlich höheren Kursen geschrieben:
"K/Q hat zwar unter der katastrophalen deutschen Konjunktur zu leiden. Doch die Neugestaltung der unterschiedlichen handelsformen Warenhaus, Fachgeschäft, Versandhandel und Internethandel wird die Profitabilität rasch verbessern. Wertvoll macht die Karstadt-Aktie zudem der umfangreiche Immobilienbesitz. Allein der Wert der stillen Reserven in Häusern und Grundstücken übersteigt die Börsenkapitalisierung. So bekommt der Anleger derzeit die starken Marken Karstadt, Quelle und Neckermann quasi geschenkt..."

:-) stw

stw - Dienstag, 4. Mai 2004 - 18:51
Rote Zahlen bei Karstadt/Quelle kommen zumindest für mich einigermassen überraschend. Ist es denn wirklich dermassen schlecht bestellt um den Einzelhandel. Ich dachte das Schlimmste liegt dort bereits hinter uns aber da lag ich wohl voll daneben.

:-) stw

KarstadtQuelle befürchtet dieses Jahr rote Zahlen

DÜSSELDORF (Dow Jones-VWD)--Nach einem schwachen Start rechnet der Handelskonzern KarstadtQuelle auch in diesem Jahr mit einem Umsatzschwund und befürchtet erstmals auf operativer Ebene einen Verlust. Die Geschäftsentwicklung hänge vor allem vom Konsumklima in Deutschland ab, sagte der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Urban am Dienstag auf der Hauptversammlung. 2003 sei nicht zufriedenstellend verlaufen, räumte er ein. Aktionärsvertreter hielten ihm vor, die eigenen Ziele verfehlt zu haben. Auch die Börse reagierte ungehalten. Sie quittierte den Ausblick für 2004 und die rückläufigen Zahlen des 1. Quartals mit deutlichem Kursabschlag.

Nachdem er bei der Bilanzvorlage im März eine Prognose wegen zu großer Unsicherheiten vermieden hatte, präsentierte Urban jetzt ein Szenario, das den besten und den schlechtesten Fall umfasst. Sollte die Konsumneigung so verhalten bleiben und der Preiskampf im Handel anhalten, dann müsse der Konzern mit einem Umsatzminus von rund 3% rechnen. Das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBTA) würde dann bereinigt um Sonderfaktoren rot ausfallen und in einen mittleren zweistelligen Millionenverlust münden. Falls die Konsumfreude aber zunehme, sei ein Umsatz nur leicht unter Vorjahr zu erwarten. Das EBTA würde sich dann deutlich verbessern.

Die Ausgangsbasis wären in einem solchen Fall freilich lediglich 9 Mio EUR, die 2003 aus einem 3,4% rückläufigen Umsatz als bereinigtes Ergebnis erwirtschaftet worden waren. Im Jahr zuvor hatte das EBTA ohne Sondereffekte noch 238 Mio EUR betragen. Urban schloss nicht aus, dass auch 2004 wieder außerordentliche Einflüsse anfallen; aus welchen Bereichen, wollte er nicht sagen. Er sagte, die Krise im deutschen Einzelhandel und in der Touristik, wo KarstadtQuelle zur Hälfte am Reisekonzern Thomas Cook beteiligt ist, hätten das Unternehmen erheblichen beeinträchtigt.

Internationale Partnerschaften bei Warenhäusern möglich

Um KarstadtQuelle wieder nach vorn zu bringen, hat Urban ein Programm aus Strukturmaßnahmen aufgelegt, das 2007 zu einer Ergebnisverbesserung von rund 300 Mio EUR führen soll. Vor allem im Warenhausgeschäft will er renditeschwache Bereiche wie Multimedia ausdünnen oder aufgeben, um im Gegenzug Kernkompetenzen auszubauen. Am Ende soll die Hälfte der Verkaufsfläche profitabler betrieben werden. Auch Partnerschaften mit anderen Handelskonzernen aus dem Ausland seien möglich, etwa bei Eigenmarken oder Importen, kündige Urban jetzt an. Filialen jenseits der Grenzen betreiben, wie der Wettbewerber Kaufhof in Belgien, will er aber nicht.

Im 1. Quartal zeigten die 180 Warenhäuser eine überraschend stabile Entwicklung. Der Umsatz lag flächenbereinigt nur um 1% unter Vorjahr. Die Metro-Tochter Kaufhof hatte hingegen vorige Woche ein Minus von 4,8% für das Deutschlandgeschäft gemeldet. Der gesamte Stationäre Einzelhandel, zu dem auch die über 340 Fachgeschäfte zählen, war bei KarstadtQuelle 3,9%rückläufig. Das Ergebnis verbesserte sich gleichwohl um 27 Mio EUR. Ein Gewinnrückgang im mittleren zweistelligen Millionenbereich verzeichnete der Versandhandel, der größte Konzernbereich, dessen Umsatz im 1. Quartal um 5,1% schrumpfte.

Bei den Dienstleistungen, an die Urban große Hoffnungen knüpft, verbesserte sich die Ertragslage, wobei Thomas Cook, die dem Konzern 2003 den Gewinn verhagelte, 16 Mio EUR über dem Vorjahresquartal lag. Bei den Shopping-Portalen von KarstadtQuelle legte der Online-Bestellwert auf 431 (380) Mio EUR zu. Insgesamt verzeichnete der Essener Konzern ein Erlösminus von 4,4% auf 3,5 Mrd EUR. Die beiden ersten Monate dieses Jahres seien äußerst schwach verlaufen, doch dann habe der März ein mehr als 4-prozentiges Plus gebracht, erläuterte Urban. Das EBTA verschlechterte sich gegenüber dem Vergleichzeitraum 2002 um 23 Mio auf minus 171 Mio EUR.

Verluste sind im Handel unterjährig wegen der hohen Fixkosten durchaus üblich. Die Ertragswende kommt dann in der Regel im Schlussquartal mit dem Weihnachtsgeschäft. 2003 war diese Periode für KarstadtQuelle enttäuschend. Bis in den Herbst hatte Urban noch ein EBTA ohne Sondereffekte von 250 Mio EUR vorhergesagt. Dies hielt ihm die Vertreterin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) vor. Urban habe seine Prognose "total verfehlt". Die unveränderte Dividende von 0,71 EUR werde aus der Substanz gezahlt. Die Rednerin der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sagte, KarstadtQuelle habe 2003 nur "mäßige Freude" bereitet.

Urban verwies darauf, die Aktionäre hätten voriges Jahr von einer Kurssteigerung der KarstadtQuelle-Papiere um 19% und einer Dividendenrendite von 3,6% profitiert. Aktuell ist der Kurs jedoch um 3,5% rückläufig, während der MDAX mit 0,2% nur leicht nachgibt.

chinaman - Sonntag, 26. September 2004 - 11:27
ftd.de, Sa, 25.9.2004, 18:03, aktualisiert: Sa, 25.9.2004, 18:23
Middelhoff: KarstadtQuelle kämpft ´ums Überleben´

Zur Rettung der kriselnden KarstadtQuelle AG hat ihr Aufsichtsratschef Thomas Middelhoff "einen echten Solidarpakt von Mitarbeitern wie Führungskräften, Gesellschaftern und Banken" gefordert. Offenbar sollen mehr als 8000 Stellen wegfallen.

Die nahe Zukunft von Europas größtem Kaufhaus- und Versandhandelskonzern werde "von tiefen Schnitten und weit reichenden Schritten geprägt sein", sagte Middelhoff dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". In allen drei Kernbereichen des Essener Konzerns, im Versand- und stationären Handel sowie bei den Dienstleistungen sei die Lage "sehr ernst". Alles, was nicht Stammgeschäft sei, stehe nun zur Disposition.

Am Dienstag will der seit Juni amtierende KarstadtQuelle-Konzernchef Christoph Achenbach erstmals vor die Presse treten und sein Sanierungskonzept der Öffentlichkeit und Branchenanalysten vorstellen. Tags zuvor soll der Konzern-Aufsichtsrat die weit reichenden Maßnahmen absegnen. Achenbach hatte bereits mehrfach tiefe Einschnitte angekündigt. Dazu gehört auch ein deutlicher Personalabbau.


"Es geht ums Überleben", sagte der Aufsichtsratschef Middelhoff laut "Spiegel". Auch der Versandhandel von Neckermann und Quelle müsse sich auf einen "schmerzhaften Personalabbau" einstellen. Im ersten Halbjahr 2004 hatte KarstadtQuelle einen Verlust von 300 Mio. Euro verbucht. Nicht kommentieren wollte Middelhoff Details der geplanten Sanierungsmaßnahmen, über die der Aufsichtsrat am Montag berät.


77 Warenhäuser sollen abgestoßen werden


Nach "Spiegel"-Informationen plant der Vorstand, 77 der zur Zeit 180 Warenhäuser abzustoßen, dies seien drei Mal so viele wie bislang angenommen. Zudem soll es enorme Wertberichtigungen geben, die mit einer kräftigen Kapitalerhöhung aufgefangen werden sollen, weil dem Unternehmen sonst die Pleite drohe, so das Hamburger Magazin unter Berufung auf Aufsichtsratskreise. Unter anderem solle auch die Textilhaus-Kette SinnLeffers abgestoßen werden. Ein Karstadt-Sprecher wollte den Bericht nicht kommentieren.


Der angeschlagene Konzern muss offenbar 8500 Stellen streichen. Diese Zahl nannte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" am Samstag unter Berufung auf Unternehmenskreise. Demnach ist vor allem das Warenhausgeschäft betroffen, im Versandhandel fallen 2500 Jobs weg.


Laut "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" will KarstadtQuelle das Joint Venture mit der US-Kaffeehauskette Starbucks beenden. Die Trennung von Starbucks sei Teil des umfangreichen Sanierungsprogramms.

prof - Sonntag, 26. September 2004 - 13:25
Das klingt ja wirklich dramatisch. Man hätte doch meinen können, dass die zunehmende Konzentration den Großen der Branche hilft.
Prof

stw - Sonntag, 26. September 2004 - 14:22
Auch ich hatte keine Ahnung, dass es da so dermassen schlecht aussieht. Vielleicht gibts da demnächst eine Gelegenheit für mutige antizyklische Investoren !?!

:-) stw

chinaman - Dienstag, 28. September 2004 - 14:37
Harte Schnitte bei KarstadtQuelle


Der krisengeschüttelte Handelsriese KarstadtQuelle zerschlägt große Teile seines Traditionsgeschäftes und stellt damit jeden Dritten der 100.000 Beschäftigen vor eine ungewisse Zukunft. Das 181 Häuser umfassende Warenhausnetz wird halbiert.

Essen (28.09.2004, 14:10 Uhr) - Lediglich 89 Warenhäusern räumt der neue Konzernchef Christoph Achenbach eine Perspektive unter dem Karstadt-Dach ein. Ganz trennen will sich KarstadtQuelle von den meist auf Kleidung spezialisierten Fachketten mit noch einmal mehr als 300 Geschäften. Unter dem Strich erhält der ohnehin schon gewichtige Versandhandel damit nochmals größere Bedeutung.

«Die wirtschaftliche Situation zwingt uns zu den tiefsten Einschnitten, denen sich KarstadtQuelle jemals unterziehen musste», sagte Achenbach am Dienstag bei der Präsentation des Sanierungskonzeptes in Essen. «Sie mögen kurzfristig zwar überaus schmerzhaft sein, eröffnen dem Konzern aber mittel- bis langfristig wieder eine gute Zukunftsperspektive», sagte der vor knapp vier Monaten als Sanierer angetretene KarstadtQuelle-Chef. Er hatte am Abend zuvor in einer rund siebenstündigen Krisensitzung des Aufsichtsrates grünes Licht für seinen Plan bekommen.

Nach Achenbachs Worten wird es auch zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. «Wir versuchen, sie gering zu halten, aber wir glauben, dass wir sie nicht vermeiden können», so Achenbach. Zahlen über die Folgen für die Belegschaft nannte er nicht.

Ver.di sieht ungewisse Zukunft für 30.000 Beschäftigte

Nach Berechnungen der Gewerkschaft Ver.di sind rund 30 000 der rund 100 000 KarstadtQuelle-Beschäftigten betroffen. Zusätzlich zu den von der Streichung bedrohten rund 10 000 Stellen müssten rund 20 000 Beschäftigte mit persönlichen Konsequenzen aus Ausgliederungen oder Umstrukturierungen rechnen, sagte Ver.di-Sprecher Folkert Küpers am Dienstag.

In einer gemeinsamen Stellungnahme widersprachen Ver.di und der Gesamtbetriebsrat ausdrücklich der Darstellung Achenbachs, die Belegschaft trage seinen Kurs mit. Während der KarstadtQuelle-Chef den Plan einen «historischen Solidarpakt» zwischen Management, Belegschaft, Anteilseignern und Banken nannte, spricht die Gewerkschaft von einer «von den Banken erzwungenen Kahlschlagpolitik», die im Aufsichtsrat gegen die Stimmen der Arbeitnehmer durchgesetzt worden sei.

Radikale Sanierung

Nach dem Vorstandskonzept sollen 77 der insgesamt 181 Warenhäuser mit insgesamt rund 4200 Beschäftigen verkauft oder vermietet werden. Fünf Häuser sollen geschlossen werden. Zehn weitere so genannte Projektfilialen sollen entweder verkauft oder geschlossen werden. Die verbleibenden 89 Häuser mit einem Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro machen derzeit rund 80 Prozent des Gesamt-Warenhaus-Umsatzes. Das Unternehmen will sich außerdem von allen seinen Fachgeschäfts-Ketten trennen (SinnLeffers, Wehmeyer, Runners Point und Golf House). Insgesamt sind dort derzeit mehr als 5500 Menschen beschäftigt.

Der gesamte Sanierungsplan, der KarstadtQuelle wieder in die schwarzen Zahlen führen soll, kostet nach Achenbachs Worten insgesamt 1,37 Milliarden Euro. Auf Wertberichtigungen entfielen dabei 820 Millionen Euro, auf die Restrukturierung, darunter auch den Personalabbau insgesamt 550 Millionen Euro.

Nach einem erwarteten Verlust vor Steuern und Abschreibungen (EBTA) von 160 bis 200 Millionen Euro im laufenden Jahr wolle der Konzern 2006 ein Ergebnis von 355 Millionen Euro erwirtschaften. Für 2004 und 2005 soll keine Dividende gezahlt werden.

Urlaubsverzicht und Gehaltskürzungen

Durch Urlaubsverzicht und weitere Kürzungen müsse die Belegschaft ihren Beitrag zu dem harten Konsolidierungskurs leisten, sagte Achenbach an. Davon seien auch das Management und die Führungskräfte betroffen. «Wir gehen davon aus, dass auch die Belegschaft bereit ist, ihren Restrukturierungsbeitrag zu leisten», sagte der Konzernchef.

Auch im Versandhandel kündigte Achenbach einen Kurswechsel an. Das Auslandsgeschäft habe dabei künftig «absoluten Vorrang», sagte er. In den beiden nächsten Jahren plane KarstadtQuelle mit seinen Versandtöchtern Neckermann und Quelle die Expansion in 14 Ländern vor allem in Mittel und Ost-Europa. Auch das Online-Geschäft und der Spezialversand würden ausgebaut.

Im Bereich Dienstleistungen sei eine Konzentration auf handelsnahe Dienstleistungen geplant. Das Engagement beim Touristikkonzern Thomas Cook gehöre weiter zum Kerngeschäft. Bei den Immobilien prüft das Unternehmen bis 2006 eine Ausgliederung aus dem Handelsgeschäft in eine börsennotierte Gesellschaft, um stille Reserven zu heben. (tso/dpa)


Quelle: Tagesspiegel

chinaman - Donnerstag, 30. September 2004 - 10:38
Analysten trotz ambitionierter Umbaupläne skeptisch
Verlierer: Karstadt-Quelle
So richtig können sich die Märkte noch keinen Reim auf die Katastrophe bei Karstadt-Quelle machen. War der Titel am Dienstag noch unter den Gewinnern, wurde der Titel am Mittwoch abgestraft. Bis mittags sank der Kurs um 3,3 Prozent auf 13,40 Euro - der Gewinn des Vortages war damit fast wieder zusammengeschmolzen. Während viele Analysten ihr Rating für den Handelskonzern noch überarbeiten, hat die Hypo-Vereinsbank ihre Einschätzung "Underperform" mit einem Kursziel von 13 Euro bestätigt. Das Restrukturierungsprogramm gehe in die richtige Richtung. Die Umsetzung stehe aber noch komplett aus, und es sei nicht sicher, ob die geplanten Maßnahmen den Umsatztrend wirklich herumdrehen können. Zudem dürften die Umsatzziele 2004 verfehlt werden. jay


Artikel erschienen am Do, 30. September 2004
Die Welt

prof - Donnerstag, 30. September 2004 - 12:08
Das klassische Universal-Kaufhaus im Stadtzentrum hat wahrscheinlich ausgedient. Konkurenz bieten die Märkte auf der "grünen Wiese" sowie das Internet.
Dazu noch Konsum-Flaute und Management-Fehler, die die kleinen Verkäufer ausbaden müssen ...
Prof

chinaman - Sonntag, 3. Oktober 2004 - 08:33
Warenhäuser werden zu Ladenhütern
Karstadt-Quelle kämpft trotz Sanierungsplan ums Überleben
von martina goy

Ausgerechnet der Bundeskanzler, selbst glücklos im Vermitteln von Sanierungskonzepten, kritisierte die Führungskräfte. Gerhard Schröder erkannte "Management-Versagen in seiner krassesten Form", die Karstadt-Quelle in die Krise führten. Nicht nachvollziehbar sei es, dass so lange trotz der Schwachpunkte am Management festgehalten worden sei.


Mehr als diesen öffentlichen Rüffler kann Europas größter Warenhauskonzern vom Kanzler nicht erwarten. Vom Bund gibt es keine finanzielle Hilfe. Karstadt-Chef Christoph Achenbach muss allein sehen, wie er die Zerschlagung des Konzerns verhindert und den Abbau von geschätzten 10 000 Arbeitsplätzen halbwegs sozialverträglich bewältigt.


Gemeint war Achenbach mit der Kanzler-Schelte allerdings nicht. Sie zielte auf die Herren Walter Deuss, Karstadt-Chef von 1982 bis 2000, und seinen Nachfolger Wolfgang Urban, geschasst wegen Erfolglosigkeit in diesem Sommer. Sie hätten die neuesten Trends verpasst (Deuss), sich in Randaktivitäten verzettelt (Urban) und überhaupt schlecht zugekauft, fusioniert und gewirtschaftet (beide), lauten die Vorwürfe in diesen Tagen. "Wir haben zu lange auf zu vielen Hochzeiten getanzt", heißt das im Florettjargon des Sensenschwingers Christoph Achenbach.


Doch während der neue Chef mit seinen Aufräumarbeiten Überlebenschancen wenigstens für Teilbereiche des Konzerns suggeriert, fragen Experten jetzt, ob Warenhäuser überhaupt eine Zukunft haben können. "Der Lebenszyklus der Warenhäuser", sagt Joachim Zentes, Professor für Handelsmanagement und Marketing an der Universität Saarbrücken, "geht ganz klar zu Ende. Das Konzept ,Alles unter einem Dach" ist nicht mehr zeitgemäß. Was Herr Achenbach da macht, ist maximal eine temporäre Verzögerung." Er prophezeit "das Ende der Karstadt-Kaufhaus-Kultur".


Auch James Bacos, Handelsexperte von der Unternehmensberatung Mercer Management Consulting, ist pessimistisch. "Ich glaube zwar nicht, dass Karstadt Pleite geht", sagt er. "Aber bislang ging alles in die falsche Richtung." Seine Analyse: "In Deutschland funktioniert nur billig oder Luxus. Weil Karstadt den Mittelweg versucht hat, sind die Kaufhäuser heute ein Sanierungsfall."


Verschwände die Marke Karstadt wie zuvor schon Hertie, Horten und Kaufhalle tatsächlich, gäbe es in Deutschland neben einigen wenigen Woolworth-Läden als wahrnehmbaren Traditionsplatzhalter für Warenhauskultur nur noch die Metro-Tochter Kaufhof. Doch auch der geht es nicht wirklich gut. Zwar bescheinigen Branchenkenner dem von Lovro Mandac geführten Karstadt-Wettbewerber das frischere Konzept und eine bessere Kostenstruktur, doch selbst Metro-Vorstandvorsitzender Hans-Joachim Körber äußerte sich unlängst unzufrieden über die Ertragslage seiner Warenhäuser.


"Auch die Kaufhof-Leute", erklärt Joachim Zentes dazu, "haben ein Füllhorn von Standorten, mit denen sie nichts anfangen können." Das Problem: SB-Warenhäuser, erfolgreiche, internationale Textil-Ketten, Elektro-Discounter, Drogerien und Baumärkte nehmen den selten klar ausgerichteten Warenhäusern immer mehr Kunden weg. Dem Angebot von annehmbarer Qualität zu sehr guten Preisen haben die Kaufhaus-Betreiber bislang nicht wirklich schlüssige Konzepte entgegenzusetzen. Als Konsequenz schließt auch die Metro-Tochter Kaufhof allein im Januar 2005 erneut drei Filialen in Köln, Nürnberg und Karlsruhe wegen Erfolglosigkeit. Das Konzept "Emotions", mit dem speziell Kundinnen durch frauenspezifische Sortimente angelockt werden sollten, erwies sich nach nur einer kurzen Probezeit als Fehlschlag.


Dass sich die Metro, international inzwischen die Nummer drei des Handels, dennoch den Verlustbringer Kaufhof leistet, liegt am geringen Anteil, den die Warenhäuser am Gesamtumsatz haben. Während die Cash-&-Carry-Märkte für die Großhandelskunden sowie die Media-Saturn-Elektroketten weit über die Hälfte des Umsatzes ausmachen, liegen die Warenhäuser ohnehin nur im einstelligen Bereich.


"Früher dachte man, die beiden Großen würden vielleicht einmal fusionieren", sagt Joachim Zentes, "oder der eine würde den anderen übernehmen. Davon kann heute natürlich keine Rede mehr sein."


Einig sind sich die Handels-Analysten deshalb in einem. Shopping-Center scheinen die Lösung für die Zukunft. Während im Einzelhandel der Umsatz immer weiter schrumpft, legte beispielsweise der größte deutsche Shopping-Center-Betreiber ECE im ersten Quartal dieses Jahres um 2,5 Prozent zu. Zwar leisten sich schon viele Städte derartige Einkaufsmeilen in ihren Innenbezirken, doch der stete Zuwachs an Flächen, der durch Neubauten entsteht, reduziert die ohnehin schlechten Margen der Händler und verschärft den ruinösen Preis um Marktanteile. Für Karstadt-Quelle könnte das Vermieten der konzerneigenen Immobilien deshalb ein gangbarer Weg aus der Krise sein. Erste Ansätze dazu gibt es schon. So kooperiert das ECE bereits in Kassel und Erfurt mit dem Handelskonzern aus Essen. "Eine erfolgreiche Zusammenarbeit", heißt es dazu aus der Geschäftsleitung der Hamburger. Zu mehr Spekulationen wolle man sich allerdings nicht äußern.


Dass der Essener Warenhaus-Konzern sein Überleben trotz der in dieser Woche verkündeten einschneidenden Schnitte schwer sichern kann, bezweifelt derzeit außerhalb der Konzernzentrale kaum jemand. Denn das Sanierungskonzept ist nicht schlüssig. Die Immobilien, wenn sie denn nicht vermietet werden können, gelten als schwer verkäuflich. "Früher", erinnert sich Hermann Franzen, Präsident des Handelsverbandes HDE, an die guten Zeiten in Deutschland, "standen die Immobilien nur zu einem kleinen Teil in den Bilanzen. Das heißt, die Unternehmen waren noch wohlhabender, als es die Zahlen auswiesen." In den vergangenen zehn Jahren seien jedoch pro Jahr immer mehr Quadratmeter hinzugekommen. "Plötzlich wurden aus renditeträchtigen Immobilien offenbar Belastungen, deren Werte sich nun nicht mehr realisieren lassen." Die Kaufhäuser seien in einer "dramatische Situation".


Schon befürchten Experten in diesen Zeiten der Konsumzurückhaltung und konjunkturellen Schwäche ein zunehmendes Veröden der Innenstädte, wenn wie geplant die 77 kleinen und umsatzschwachen Häuser von Karstadt-Quelle geschlossen werden.


Dazu kommt ein gewaltiger Imageschaden, den die anstehenden Auseinandersetzungen mit den Gewerkschaften wohl noch vergrößern werden. "Die Marke Karstadt ist beschädigt", sagt GfK-Forscher Wolfgang Twardawa. "Kunden zu binden braucht Jahre, manchmal Jahrzehnte. Sie zu verlieren geht von heute auf morgen."


Artikel erschienen am 3. Oktober 2004
Die Welt

missoula - Sonntag, 3. Oktober 2004 - 18:07
Wohin geht der DAX nächste Woche?

chinaman - Freitag, 8. Oktober 2004 - 11:25
Banken wollen Karstadt stützen

Roland Berger arbeitet an Sanierungsvorschlägen - Kapitalengpaß erzwingt Ausgabe neuer Aktien

von Hagen Seidel und Jörg Eigendorf


Düsseldorf/ Frankfurt - Die wichtigsten Gläubigerbanken des angeschlagenen Versand- und Warenhauskonzerns Karstadt-Quelle haben ihre Bereitschaft signalisiert, die Sanierung zu unterstützen. Nach Informationen der WELT würden die sieben Haupt-Gläubigerbanken die aktuelle Kreditlinie von 1,645 Mrd. Euro bis zum Jahresende unangetastet lassen und dem Unternehmen damit über das Weihnachtsgeschäfts helfen. Danach könne die Kreditlinie in einen festen Kredit in Höhe von 1,75 Mrd. Euro und einer Laufzeit von drei Jahren umgewandelt werden. Bisher muß Karstadt alle drei bis sechs Monate neu verhandeln.


Voraussetzung ist laut Finanzkreisen jedoch, daß sich auch die übrigen Beteiligten wie die Anteilseigner und die Arbeitnehmervertreter kompromißbereit zeigen. "Es gibt noch keinen Beschluß der Geldinstitute", hieß es im Umfeld des Unternehmens. Am 3. November soll nach WELT-Informationen die Unternehmensberatung Roland Berger ihr Gutachten über die Umsetzbarkeit des Sanierungsplans von Vorstandschef Christoph Achenbach vorstellen. "Wenn danach nur eine der kreditgebenden Banken aussteigt, wird es sehr schwierig für das Unternehmen", heißt es in Finanzkreisen.


An der Kreditlinie sind nach Informationen dieser Zeitung die Bayerische Landesbank mit 275 Mio. Euro, die Dresdner Bank mit 200 Mio., die Commerzbank mit 100 Mio. und der Helaba mit rund 150 Mio. Euro beteiligt. Weitere sogenannte Kernbanken sind die Hypo-Vereinsbank, ABN Amro und WestLB. Insgesamt kommen diese sieben Häuser auf eine Mrd. Euro der Kreditlinie, der Rest entfällt auf weitere neun Banken.


Mehrfach hatte Achenbach zuletzt auf den Zeitdruck für eine Einigung mit der Gewerkschaft Verdi hingewiesen, die den Sanierungsplan bisher ablehnt. Heute sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden. Bis Mitte Oktober müsse ein Konsens her, so Achenbach.


Die Zeit drängt, weil das Unternehmen Brancheninformationen zufolge möglicherweise bereits Ende September die Hälfte seines Eigenkapitals aufgezehrt hat. Der Quartalsabschluß soll in diesen Tagen vorliegen.


Spätestens drei Wochen nach Feststellung des Kapitalengpasses muß eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen werden. Als Termin steht der 15. November im Raum


Achenbach will eine Kapitalerhöhung in Höhe von 500 Mio. Euro - was bei einem angenommenen Kurs von rund zehn Euro rund 30 Prozent des künftigen Kapitals ausmachen würde. Die voraussichtlichen Konsortialführer Dresdner Bank und ABM Amro planen eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht für die bisherigen Aktionäre. Gleichzeitig wollen die Banken einen Mindestpreis bieten, bei dem sie jene Aktien, die keinen Zeichner finden, auf die eigenen Bücher nehmen.


Über diesen Mindestkurs für die Aktie sei noch nicht entschieden worden, hieß es in unternehmensnahen Kreisen Banker halten einen Peis von zehn Euro pro Aktie für aussichtsreich. Dieser Wert entspräche einem Abschlag von rund 30 Prozent auf den aktuellen Börsenkurs und wäre mit dem bei den Kapitalerhöhungen anderer M-Dax-Firmen wie Thiel oder SGL Carbon vergleichbar.


Während auf der Kapitalseite ein Engpaß droht, scheint die Liquidität zunächst gesichert. So hat Karstadt die Kreditlinie von 1,6 Mrd. Euro bislang lediglich im Umfang von rund 1,3 Mrd. Euro einschließlich Bankgarantien genutzt.


Artikel erschienen am Fr, 8. Oktober 2004
Die Welt

chinaman - Dienstag, 8. August 2006 - 06:05
KarstadtQuelle-Sanierung stößt bei Analysten wieder auf Skepsis
Höhenflug des Handelstitels scheint beendet
Bonn - Der Sommerschlussverkauf ist zwar beendet. Das Ergebnis dürften die Aktionäre von KarstadtQuelle am Mittwoch aber wohl noch nicht erfahren. Stattdessen werden die Anleger im Rahmen der aktuellen Quartalszahlen darüber informiert, wie weit die Sanierung des Dienstleistungskonzerns inzwischen vorangekommen ist und wie sich der Konzernumbau bislang in den aktuellen Bilanzahlen niedergeschlagen hat. Experten verweisen darauf, dass der Vorjahresvergleich vor allem durch den Verkauf von Warenhäusern und der damit verbundenen Entschuldung des Konzerns erschwert wird.

Die Börse sieht die Situation bei dem ehemals angeschlagenen Einzelhändler inzwischen etwas nüchterner als noch vor ein paar Monaten. Das zeigt die Kursentwicklung des MDax-Werts. Der Höhenflug des spekulativen Papiers, der zeitweise zur einer Vervierfachung des Kurswerts geführt hatte, scheint beendet. Als Erklärung weisen Marktbeobachter darauf hin, dass die von verschiedenen Anlegern gehegte Hoffnung auf ein lukratives Squeeze-Out sich bislang nicht realisiert hat. Zeitweise wurde die Aktie von Spekulationen bewegt, der Großaktionär, ein Investorenpool um Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz, dränge die verbleibenden Aktionäre zu einem attraktiven Börsenkurs aus dem Konzern hinaus. "Die Fantasie ist raus", erklärt deshalb auch Zafer Rüzgar von Independent Research. Der Analyst empfiehlt KarstadtQuelle im Depot zu "Reduzieren". Sein Kollege Thilo Kleibauer von M.M. Warburg erklärt außerdem, die am Mittwoch fälligen Konzernzahlen seien historisch schwer einzuordnen. Der Konzern befinde sich weiterhin im Umbruch. Die Anleger dürften am Mittwoch ihr Interesse vor allem auf den Konzernumsatz richten, so der Experte. Kleibauer geht davon aus, dass der Umsatz im Versandhandel im zweiten Quartal weiterhin rückläufig war, das Geschäft mit den Warenhäusern habe dagegen zugelegt. Der Experte stuft das MDax-Papier mit "Halten" ein.

Auch die HypoVereinsbank bewertet KarstadtQuelle lediglich mit "Neutral". Der Konzern sollte von der Aufhellung der Verbraucherstimmung profitieren, heißt es. Außerdem sollte die Umstrukturierung die Erträge verbessern. Anderseits habe der Konzern weiterhin Probleme im Kerngeschäft. Im ersten Quartal hatte der Einzelhandelskonzern noch kräftige Umsatzrückgänge im Versandhandel verzeichnet.

mai

Artikel erschienen am Di, 8. August 2006
Die Welt

chinaman - Sonntag, 27. August 2006 - 09:22
Neue Schlappe für Karstadt in Berlin


Bundesamt für offene Vermögensfragen spricht Beisheim-Gelände Wertheim-Erben zu


Von Guntram Doelfs


Berlin - Im jahrelangen Streit um die ehemaligen Wertheim-Grundstücke am Potsdamer Platz hat der Handelskonzern KarstadtQuelle erneut eine schwere Niederlage erlitten. Das Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen (BADV) habe in einem Bescheid der Jewish Claims Conference (JCC) die "Berechtigung" auf mehrere Grundstücke zugesprochen, sagte Behördensprecherin Ellen Händler. Auf den Grundstücken befindet sich unter anderem das Beisheim-Center mit dem Luxushotel Ritz-Carlton.


KarstadtQuelle hatte das 19 000 Quadratmeter große Grundstück im Jahr 2000 für 145 Mio. Euro an Metro-Gründer Otto Beisheim verkauft, obwohl die Frage einer möglichen Rückübertragung nicht abschließend geklärt war. Seit Jahren streitet sich deshalb KarstadtQuelle mit den Erben der jüdischen Kaufhausdynastie um die Grundstücke auf dem ehemaligen Lenné-Dreieck. Mit dem Bescheid hat die Behörde nun festgestellt, dass KarstadtQuelle zum Zeitpunkt des Verkaufs nicht rechtmäßiger Besitzer der Grundstücke gewesen war. Sollte der Bescheid, gegen den KarstadtQuelle binnen vier Wochen Klage erheben kann, rechtsgültig werden, droht dem Konzern eine Zahlung von 145 Mio. Euro Schadensersatz an die JCC, die die Interessen der Wertheim-Familie vertritt. KarstadtQuelle kündigte gestern umgehend Klage gegen den Bescheid vor dem Berliner Verwaltungsgericht an. "An unserer Rechtsposition hat sich nichts geändert. Notfalls klagen wir bis in die letzte Instanz. Das könnte der Europäische Gerichtshof sein", sagte Unternehmenssprecher Jörg Howe. Das Unternehmen werde deshalb auch keine Rücklagen für mögliche Entschädigungszahlungen bilden.

Die Erfolgschancen einer Klage stehen für den Konzern aber nicht gut. Im vergangenen Jahr hatte das Bundesverwaltungsgericht in einem vergleichbaren Rechtsstreit eine Beschwerde von KarstadtQuelle gegen eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtes zurückgewiesen. Damals ging es um die Übertragung eines anderen Wertheim-Grundstücks an der Leipziger Straße an die Jewish Claims Conference.

BDAV-Sprecherin Ellen Händler hält es deshalb "für unwahrscheinlich, dass das Bundesverwaltungsgericht nun anders entscheiden würde".

Karstadt-Sprecher Jörg Howe bestreitet jedoch entschieden eine Vergleichbarkeit der Fälle, im Falle des Lenné-Dreiecks sehe man die Rechtslage "komplett anders."

Wertheim-Anwalt Matthias Druba forderte gestern Karstadt-Vorstandschef Thomas Middelhoff auf, nicht länger auf Kosten von NS-Opfern auf Zeit zu spielen. "Noch hat Herr Middelhoff die Chance, sich anständig aus der Sache herauszuziehen", mahnte der Anwalt.

Aus der Berliner Morgenpost vom 26. August 2006

chinaman - Mittwoch, 30. August 2006 - 14:38
HANDELSBLATT, Mittwoch, 30. August 2006, 10:50 Uhr

Condor zukünftige Basis für Billigflug-Imperium

Lufthansa und Karstadt streiten über Preis von Cook
Von E. Krummheuer und Robert Landgraf

Die von Lufthansa und Karstadt-Quelle seit Monaten angestrebte Neuordnung ihrer gemeinsamen Touristik-Aktivitäten im zweitgrößten europäischen Reisekonzern Thomas Cook kommt nicht voran. Die bisherigen Verhandlungen scheiterten an unterschiedlichen Preisvorstellungen. Sollte der Deal dennoch zu Stande kommen, könnte die begonnene Konsolidierung der Branche weiter vorangetrieben werden.

DÜSSELDORF / FRANKFURT. Karstadt-Quelle will die 50-Prozent-Beteiligung der Lufthansa erwerben, doch Finanzkreisen zufolge sind die Partner von einer Einigung über den Kaufpreis noch weit entfernt. Lufthansa habe Kaufpreisvorstellungen von einer Mrd. Euro, Karstadt wolle weniger als 800 Mill. Euro zahlen.

Unterdessen verdichten sich in der Luftverkehrsbranche die Spekulationen, dass mit dem Deal zugleich die begonnene Konsolidierung des deutschen Luftverkehrsmarktes weitergeführt werden soll. Den von Experten als überfällig angesehene Prozess hatte in den vergangenen Wochen Air Berlin eingeleitet, als sie die Übernahme der ehemaligen British-Airways-Tochter DBA ankündigte.

Im Mittelpunkt der Überlegungen steht nun die Ferienfluggesellschaft Condor. Diese hatte Lufthansa seinerzeit in das Gemeinschaftsunternehmen Thomas Cook – damals hieß es noch C & N für Condor und Neckermann – eingebracht. Sollte sich Lufthansa mit dem Verkauf der Cook-Beteiligung nunmehr vollständig von Condor trennen, wäre damit eine mögliche Grundlage für eine zweite deutsche Billigflug-Gruppe geschaffen, heißt es bei der Pilotenvereinigung Cockpit (VC).

Es sei vorstellbar, dass Condor mit den zum Tui-Konzern gehörenden und nur mäßig erfolgreichen Fluglinien Hapag-Lloyd Fly und Hapag-Lloyd Express sowie der am Rande der Pleite entlang schliddernden Düsseldorfer LTU zusammengeht. In Branchenkreisen heißt es dazu, führende Manager hätten die Chancen eines solchen Modells bereits ausgelotet und für positiv befunden. Als potenzieller Chef der neuen Ferien- und Billigflug-Airline wird Condor-Chef Ralf Teckentrup gehandelt. Der Manager, der von Lufthansa gekommen war, hat die vor dem Absturz stehende Fluglinie Condor erfolgreich saniert.

Aus Verhandlungskreisen verlautete dagegen, Karstadt-Quelle sei daran interessiert, Condor zu übernehmen, um die Fluglinie dann in einem folgenden Schritt an einen strategischen Investor im Ausland weiterzuverkaufen. Interesse dafür hätte der britische Billigflieger Easyjet, hieß es in der Finanzszene; auch die britische Virgin Atlantic des Multimillionärs Richard Branson, die mit einer kleinen Langstreckenflotte bisher ausschließlich Flüge zwischen Großbritannien und Nordamerika betreibt, wurde als potenzieller Interessent genannt.

Während Analysten eine Trennung der Condor von Lufthansa bereits als konsequenten Schritt würdigten, äußerten sich Luftverkehrs-Fachleute skeptisch. Sie verweisen auf die nach wie vor engen Bindungen zwischen Lufthansa und Condor. Die zeigten sich etwa in der Abstimmung von Flugplänen oder auch darin, dass das fliegende Personal der Condor nach wie vor lukrative Konzern-Arbeitsverträge der Lufthansa mit Rückkehrrecht hat. Das wäre aber kein Problem, da Lufthansa in den nächsten Jahren einen hohen Bedarf an Piloten habe, heißt es bei VC. Jedoch werde der Konzern kaum seine Tochter zu einer Plattform für einen ausländischen Wettbewerber machen lassen.

Ob es zu dem Deal kommt, hängt ohnehin entscheidend davon ab, wie Lufthansa und Karstadt-Quelle bei Thomas Cook auseinander kommen. Beobachter in der Bankenszene halten einen schnellen Abschluss für unwahrscheinlich. Dies umso mehr, als die Chemie zwischen Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber und Karstadt-Quelle-Vorstand Thomas Middelhoff erkennbar nicht stimme. Ein Erfolg wäre es schon, wenn ein Deal bis Jahresende unter Dach und Fach käme.


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Luftverkehr in der Konsolidierung

Zu viele Spieler: Auf dem deutschen Luftverkehrsmarkt tummeln sich seit dem Boom der Billigflieger zu viele Spieler. Die meisten Airlines sind zu klein, um das harte Geschäft mit den kleinen Preisen für Tickets überstehen zu können.

Der erste Zug: Mit der Ankündigung der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft Air Berlin, die DBA zu übernehmen, startete die Konsolidierung. Zugleich entstand für Lufthansa ein Wettbewerber um die Geschäftsreise-Kundschaft.

Der nächste Zug? Unklar ist, wie es weiter geht. Die Spekulation um ein Zusammengehen von Condor, LTU und den deutschen Tui-Airlines lässt offen, wer das finanziert. Denn zum Investieren haben die Beteiligten kaum die nötigen Mittel.

chinaman - Sonntag, 15. Oktober 2006 - 12:23
Aktie des Tages
Analysten blicken skeptisch auf die Aktie von KarstadtQuelle
Endlich mehr Zeit zum Einkaufen. KarstadtQuelle verlängert die Ladenschlusszeiten. Darüber scheinen sich auch die Aktionäre zu freuen. Doch Experten empfehlen, die Anteilscheine zu verkaufen.
Bonn - Mitte der Woche sprang der MDax-Wert plötzlich um gut sechs Prozent an. Damit wurde zugleich die Rallye der vergangenen Wochen verlängert und die Kursdelle wieder ausgeglichen, die eine Gewinnwarnung im August ausgelöst hatte.

Aktienhändler mutmaßten, die Anleger hätten jetzt verstärkt KarstadtQuelle-Papiere gekauft, in der Hoffnung, dass die Kunden des Kaufhausbetreibers in den kommenden Wochen mehr Geld ausgeben. Angeblich wolle der Einzelhändler im bevorstehenden Weihnachtsgeschäft mit der Ladenschlussausweitung bis auf 22.00 Uhr in bestimmten Kaufhäusern von der Konsumwelle profitieren, die viele Experten prognostizieren.

Die Volkswirte in den Researchabteilungen der Banken gehen davon aus, dass die Konsumenten noch kurz vor der Mehrwertsteuererhöhung im kommen Januar kräftig einkaufen, um den befürchteten Preiserhöhungen auszuweichen. Analysten, die sich systematisch mit den fundamental betriebswirtschaftlichen Aspekten beschäftigen, äußern sich wesentlich skeptischer als die Händler an der Börse. "Der Kurssprung diese Woche ist erstaunlich und nicht durch diese Nachricht gerechtfertigt", sagt ein Analyst, der aber nicht namentlich genannt werden will.

In der Tat bröckelte die Börsennotierung des Konsumwerts gegen Ende der Woche teilweise wieder ab. Keine der Banken, die den Wert systematisch beobachten, sah sich veranlasst, Empfehlung oder Kursziel aufgrund der verlängerten Öffnungszeiten zu korrigieren.

Das hochspekulative Papier wird von den Profis nach wie vor eher skeptisch beurteilt. Unisono verweisen die Experten darauf, dass die Sanierung des Dienstleistungskonzerns längst noch nicht abgeschlossen ist. Analyst Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe sieht die Kursschwankungen des Papiers im Zusammenhang mit anhaltenden Käufen des Großaktionärs. Daher spekulierten manche darauf, dass die Anleger bei einem denkbaren Squeeze-Out zu einem lukrativen Preis herausgedrängt werden, vermutet Schlienkamp. Er selbst schließt sich diesen Spekulationen jedoch nicht an. Im Gegenteil: der Analyst rät den MDax-Wert zu "Verkaufen" mit einem Kursziel von 14 Euro. Er legt seine Finger vor allem auf die Wunden im Versandhandel. Dort sei die Restrukturierung noch nicht beendet.

Der Konzern müsse außerdem weiterhin hohe Ausgaben für Marketing tätigen. Auch die geplante Neuausrichtung der Warenhäuser beeindrucke ihn nicht. "Die Renditeziele der Boulevardhäuser überzeugen uns nicht", so Schlienkamp. Zafer Rüzgar von Independent Research empfiehlt KarstadtQuelle zu "Reduzieren" - allein schon, weil der Konzern seinen Erwartungen für das Gesamtjahr gesenkt hat. Kursziel:15,50 Euro.

mai

Artikel erschienen am 14.10.2006

levdul1 - Sonntag, 27. Januar 2008 - 20:43
Die Arcandor-Aktie wurde in letzter Zeit arg mitgenommen. In jeder Krise ergibt sich natürlich immer auch eine Chance. Da durch den Kurssturz die Volatilität stark gestiegen ist, sind Calls auf die Aktien extrem teuer. Dadurch sind Discount-Zertifikate extrem günstig (Kauf Aktie, Verkauf Call-Option). Zum Beispiel bietet TB1AND die Aussicht auf 23% Rendite pro Jahr, wenn der Kurs bis zum Mitte 2009 nicht unter 10 Euro steht. Das ganze wird mit einem Rabbat zu 70 % angeboten, das heißt man kauft den Schein für 7,60 €.
Man kann auch noch konservativer (Cap 8) gestalten.
Meines Erachtens eine herausragendes Chance-Risiko-Verhältnis, da bei Arcandor operativ auch keine Katastrophe in Sicht ist.

prof - Sonntag, 27. Januar 2008 - 22:34
Reines Glücksspiel, wobei ich damit nichts gegen Glücksspiele sagen möchte. Zockerei gehört zur Börse.
Die Kurshalbierung wird wohl demnächst auch fundamentale Gründe nachgeliefert bekommen. Das Geschäftsmodell eines Versandhauses ist auf jeden Fall überholt - Prof

stw - Freitag, 26. September 2008 - 14:08
Die Kursentwicklung bei Arcandor deutet auf eine bevorstehende Insolvenz hin. Da hilft momentan auch das herausragende Kurs-Buchwert-Verhältnis nicht, diese Aktie würde ich nicht anfassen bevor die Lage geklärt ist. Allerdings kann es in diesem Glücksspiel natürlich auch schnelle 100% geben, wenn sich die schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheiten.

:-) stw

Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: KarstadtQuelle
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