Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Commerzbank: Archivierte Beiträge bis 8. Oktober 2002
stw - Sonntag, 21. Juli 2002 - 09:26
Da hast Du mich missverstanden, Ossi. Auch ich halte ein weiteres Abrutschen auf ca 11 EUR durchaus für möglich. Darauf habe ich mich eingestellt mit meiner Einstiegsstrategie, ich halte noch nicht meine beabsichtigte Position, sondern werde zu 11,x EUR nochmal kräftiger aufstocken.

:-) stw

chinaman - Donnerstag, 8. August 2002 - 08:45
Commerzbank AG deutsch

Commerzbank bleibt in schwarzen Zahlen

Ad-hoc-Mitteilung übermittelt durch die DGAP Für den Inhalt der Mitteilung ist der Emittent verantwortlich.


Commerzbank bleibt in schwarzen Zahlen

Der Commerzbank-Konzern hat das 1. Halbjahr 2002 mit einem Ergebnis vor Steuern von 178 Mio Euro abgeschlossen. Bei einem Gewinn je Aktie von 0,14 Euro errechnet sich eine Eigenkapitalrendite von 1,3%; die Aufwandsquote beträgt 78,5%. Die Bank blieb auch im schwierigen 2. Quartal operativ in den schwarzen Zahlen Dieses Ergebnis wurde erzielt, obwohl die Risikovorsorge um über 70% auf 562 Mio Euro angehoben wurde. Durch fortgesetzte erhebliche Sparanstrengungen konnte ein Rückgang der Verwaltungsaufwendungen von 7% gegenüber dem Vorjahr erreicht werden. Der Vorstand erwartet deshalb, die Vorgabe eines Verwaltungsaufwands von höchstens 5,5 Mrd Euro im Gesamtjahr einhalten zu können. Wie es im Zwischenbericht weiter heißt, werde es nur bei einem deutlich günstigeren Marktumfeld möglich werden, das angestrebte operative Vorsteuerergebnis von 700 bis 800 Mio Euro zu realisieren. Allerdings weist die Bank auch darauf hin dass voraussichtlich im 3. Quartal ein beachtliches steuerfreies Polster von 700 Mio Euro durch die Einbringung der Rheinhyp in die neue Eurohypo entstehen wird.

Ausgewählte G + V-Positionen (in Mio Euro):
1. Halbjahr 2002 1. Halbjahr 2001 2. Quartal 1. Quartal
2002 Zinsüberschuss: 1734 1834 861 873 Risikovorsorge: - 562 - 329 - 308 - 254 Provisionsüberschuss: 1129 1216 554 575 Handelsergebnis: 417 602 104 313 Ergebnis aus Beteiligungen/ Wertpapieren: 152 179 60 92 Verwaltungsaufwand: 2706 2909 1308 1398 Ergebnis vor Steuern: 178 569 25 153 Gewinn: 74 302 2 72

Der komplette Zwischenbericht steht im Internet unter http://www.commerzbank.de/navigate/irel_frm.htm zur Verfügung.


Ende der Ad-hoc-Mitteilung (c)DGAP 08.08.2002


WKN: 803200; ISIN: DE0008032004; Index: DAX Notiert: Amtlicher Markt in Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg Hannover, München und Stuttgart; Schweizer Börse (Hauptsegment); London, New York (ADR), Tokio


08.08.2002 - 07:56 Uhr

stw - Sonntag, 11. August 2002 - 13:22
Zu diesen Kursen müssen ja mal wieder Übernahmegerüchte auftauchen. Das ist aber auch ein Schnäppchen...

:-) stw

Die HypoVereinsbank AG (HVB), München, prüft nac Informationen der "Welt am Sonntag" (WamS) derzeit ein Zusammengehen mit der Commerzbank AG, Frankfurt. Wie das Blatt unter Berufung auf Unternehmenskreise schreibt, handelt es sich dabei um eine Übernahme, nicht um eine Fusion. Die Gespräche zwischen den Banken sollen auf Initiative der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft AG, München, zu Stande gekommen sein. Die Gespräche befänden sich den Kreisen zufolge in einem frühen Stadium. Die Einrichtung von Arbeitsgruppen sei für Ende August geplant. Mit konkreten Ergebnissen der Teams rechnen Beobachter für den Herbst.

syrtakihans - Donnerstag, 26. September 2002 - 17:20
Hallo zusammen!
Spekulationsstoff: CoBa gegen den Markt negativ - das dürfte nicht weiter überraschen. Was allerdings in Auge sticht: Die nachrangige CoBa-Anleihe 159353 brach in den letzten Handelstagen um rd. 6% weg.

stw - Freitag, 27. September 2002 - 14:16
Gibts irgendwelche greifbaren News (oder wenigstens Gerüchte) was da los ist? Überrascht mich schon, dass die CoBa auch bei diesen Kursen mehr als 50% unter Buchwert immer noch schlechter läuft als der Markt. So schief kann eine evtl. Schieflage doch gar nicht sein, ich habe gestern zu 7,60 EUR jedenfalls nachgekauft.

:-) stw

chinaman - Dienstag, 1. Oktober 2002 - 08:57
Commerzbank-Chef Müller dementiert Finanzprobleme

Klaus-Peter Müller, Chef der Commerzbank, dementierte gestern Gerüchte, wonach seine Bank finanzielle Probleme und Schwierigkeiten im Kreditgeschäft habe.

Auf der einen Seite sagte Müller zwar, dass die Bank weiterhin über eine solide Liquidität verfüge, auf der anderen Seite wurde das Gewinnziel von 700-800 Mio. Euro allerdings aufgrund der aktuellen Lage an den Finanzmärkten verworfen.

Zukünftig will das Unternehmen vor allem den Sparkurs forcieren und, wegen den zu erwartenden Belastungen der Flut, die Risikovorsorge erhöhen.

Die Aktie ließ sich gestern dennoch von den Gerüchten beeinflussen. Sie fiel zeitweise um über 9 Prozent und beendete den Handel bei 6,68 Euro mit einem Minus von 8,7 Prozent.

Quelle: WO

prof - Dienstag, 1. Oktober 2002 - 12:38
Walter Ulbricht, Staattsratsvorsitzender der DDR im Juli 1961: "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen!"
Coba ist ein Pleitekandidat.
Prof

stephan - Dienstag, 1. Oktober 2002 - 19:50
Die Commerzbank ist kein Pleitekanidat. Wer sich die Mühe macht den Jahresabschluss 2001 zu analysieren, wird mir zustimmen. Die Coba kann nicht Pleite gehen, selbst wenn alle börsennotierten Beteiligungen mit 0 bewertet werden müssten. Die Commerzbank hat Probleme, aber die Panikmache läßt eher auf ein Vorspiel eines Übernahmeangebotes schliessen. Unter 10 Euro wird die Coba, meiner Meinung nach, niemals übernommen werden.

Gruß
Stephan

syrtakihans - Dienstag, 1. Oktober 2002 - 20:34
... naja, das Problem dürften auch eher weniger die börsennotierten Beteiligungen sein, sondern die Kreditrisiken. Ein weiterer Knackpunkt kann in Zukunft die Refinanzierung werden: Die CoBa muß mittlerweile schon deutliche Aufschläge an Basispunkten auf dem Anleihemarkt zahlen.

stw - Mittwoch, 2. Oktober 2002 - 13:14
Auch ich kann mir trotz der vielen Hiobsbotschaften (noch?) nicht vorstellen, dass die CoBa ein Pleitekandidat ist. Vielleicht führen die Kreditrisiken tatsächlich zu einem Milliardenverlust, aber die echte Gefahr einer Pleite sehe nicht. Obwohl mir diese wahnsinnige Diskrepanz zwischen Buchwert und Kurs mittlerweile selbst unheimlich vorkommt...

:-) stw

chinaman - Donnerstag, 3. Oktober 2002 - 12:17
Zitate aus einem Kommentar des Handelsblattes zur Commerzbank:

"Analysten schätzen die Wertminderung im Berteiligungsportfolio auf 1,8 Mrd. EUR. Das sind zwar bislang unrealisierte Verluste, die nicht in die Gewinnrechnung einfliessen, aber sie reduzieren das Eigenkapital. Das Polster, um durchzuhalten, solange nennenswerte Erträge ausbleiben, wird dramatisch dünn. Und der Spielraum in dem mit Eigenkapital zu unterlegenden Kreditgeschäft schrumpft. Das Vertrauen der Kredit- und Aktienmärkte in die Bank sinkt, die Refinanzierungskosten steigen.
Erfolge werden durch die großen Probleme, etwa bei der Kreditrisikovorsorge, überlagert."

ossi - Freitag, 4. Oktober 2002 - 19:39
..heute zu 6 Euro gekauft.

chinaman - Montag, 7. Oktober 2002 - 09:10
ftd.de, Sa, 5.10.2002, 13:09, aktualisiert: So, 6.10.2002, 15:02


Commerzbank wehrt sich gegen Gerüchte über Verluste bei Derivaten

Die Commerzbank hat einen Zeitungsbericht über angebliche Probleme im Geschäft mit Kreditderivaten zurückgewiesen. Zugleich kündigte Deutschlands drittgrößte Geschäftsbank rechtliche Schritte gegen die US-Großbank Merrill Lynch an.

Die Bank hatte in einer E-Mail an die Ratingagentur Standard & Poor's um eine Stellungnahme zu angeblich großen Verlusten der Commerzbank im Geschäft mit Kreditderivaten gebeten. "Merrill benutzt wissentlich falsche Zahlen, das ist eine Frechheit. Wir behalten uns rechtliche Schritte vor", sagte Commerzbank-Sprecher Ulrich Ramm am Samstag. Die Bank habe derzeit weder Liquiditätsprobleme noch Schwierigkeiten im Derivatehandel bekräftigte Ramm und verwies auf entsprechende Aussagen von Vorstandssprecher Klaus-Peter Müller in einem Reuters-Interview aus der vergangenen Woche.

Die Financial Times berichtet in ihrer Samstagausgabe, dass Merrill Lynch eine siebenzeilige E-Mail an Standard & Poor's gesendet habe. In diesem Schreiben habe Merrill Lynch die Ratingagentur darum gebeten, Marktgerüchte über angebliche finanzielle Schwierigkeiten und hohe Verluste im Handelsgeschäft mit Kreditderivaten bei der Commerzbank zu kommentieren.


Eigenkapital nicht angegriffen

Der für das Investmentbanking zuständige Commerzbank-Vorstand Mehmet Dalman sagte der FTD, die Gerüchte seien haltlos. "Ich sehe keinen Grund, weshalb wir Pleite gehen sollten", sagte Dalman auch der Schwesterzeitung FT. Das Geschäft mit Kreditderivaten sei profitabel und die Bank habe keine Pläne, neues Kapital an den Finanzmärkten aufzunehmen. Dalman zeigte sich erbost über die E-Mail. Solche Methoden seien nur dazu geeignet, Geschäftspartner zu diskreditieren.


Das Eigenkapital der Bank sei keineswegs angegriffen, die Kernkapitalquote betrage derzeit 6,5 Prozent, fügte Ramm hinzu. "Wir können uns die Vielzahl der Spekulationen nicht erklären und sehen darin in erster Linie Konkurrenzschelte. Aus unserem Geschäftsverlauf sind sie nicht abzuleiten", sagte Ramm.


Rating-Agentur Fitch besorgt

Die Rating-Agentur Fitch senkte den Ausblick für die Commerzbank am Freitagabend auf "negativ" von bislang "stabil". Die Revision reflektiere den wachsenden Druck auf die Geschäftsentwicklung der Commerzbank angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche, teilte die Agentur zur Begründung mit. Die Situation der Bank könne sich beispielsweise bei einer möglichen Erhöhung ihrer Risikovorsorge verschärfen.


Die Commerzbank-Aktie schloss am Freitag 5,3 Prozent tiefer auf 6,06 Euro. Im Handelsverlauf hatte sie sogar ein neues Jahrestief bei 5,84 Euro markiert. Einen Höchststand hatte das Papier Mitte März mit 21,29 Euro gesehen.



© 2002 Financial Times Deutschland

syrtakihans - Montag, 7. Oktober 2002 - 13:23
COMMERZBANK AG nachr. MTN S.107 v.99(09) jetzt auf 87,00, damit eine Rendite 7,3%. Bundespapiere rentieren momentan mit 4,2%.

prof - Montag, 7. Oktober 2002 - 13:26
Die höheren Zinsen werden mit einem höheren Ausfallrisiko bezahlt.
Selbst eine Bundesanleihe 2009 kann platzen, aber erst platzt die Coba ...

prof - Dienstag, 8. Oktober 2002 - 03:25
Umfrage:
Was ändert sich in eurem Leben an dem Tag, an dem die Coba pleite geht?

Sie geht natürlich niemals pleite, beantwortet einfach meine Frage!

:-))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))))

stw - Dienstag, 8. Oktober 2002 - 14:45
Schwer zu sagen, was passieren würde wenn...
ich hoffe für mein Leben würde sich gar nicht so arg viel ändern, es sei denn die ganze Bankenwelt bricht zusammen, es kommt zum Kollaps, so dass es auch mein kleines aber feines eigenes Unternehmen (www.wewebu.de) nicht überleben würde.

Dann würde ich vermutlich ein ganz anderes Leben fernab der Witschafts- und Finanzwelt beginnen. Ich kenne da eine wunderschöne Gegend in Griechenland, da braucht man nicht viel Geld, um wunderbar leben zu können.

Aber die CoBa geht nicht pleite und so habe ich heute nochmal eingekauft zu 5,x EUR. Übrigens standen auch Dt.Bank zu 37,x EUR sowie Allianz zu 80 EUR auf meiner Einkaufsliste. Ich glaube nicht an Profs Horrorszenario, es geht uns (und den Banken) nicht halb so schlecht wie jetzt die Stimmung ist.

:-) stw

chinaman - Dienstag, 8. Oktober 2002 - 16:14
Mein Verstand gibt Dir (zumindest noch) durchaus recht, stw. Aber liess Dir auch mal zur Abrundung der Meinungsbildung das folgende Interview mit Jens Ehrhardt durch, der ja wirklich kein Dummer ist ... Wer würde denn von einer solchen Pleitewelle betroffen ???

:-)
Gruss
Chinaman


BÖRSENCRASH

"Helfen kann nur eine riesige Pleitewelle"

Nach Überzeugung des Vermögensberaters Jens Ehrhardt hat der Börsencrash auf Raten gravierendere Ursachen als die pessimistische Stimmung der Anleger. Im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE führt der Finanzexperte den Niedergang auf die hohe Verschuldung zurück. Verantwortlich dafür sei US-Notenbank-Chef Alan Greenspan.

SPIEGEL ONLINE: Ist bei der Entwicklung der Aktienkurse allmählich der Boden in Sicht?
Jens Ehrhardt: Auf kurze Sicht kann man das nicht so genau sagen. Auf mittlere und lange Sicht bin ich sehr pessimistisch. Denn die wirtschaftlichen Rahmendaten stimmen nicht. Egal ob Unternehmen oder ganze Volkswirtschaften - wo man hinschaut, findet man riesige Schuldenberge. Die kamen nicht zuletzt deshalb zusammen, weil sich die Anleger angesichts der Höhenflüge der Börsenkurse vor zwei Jahren reich gefühlt haben. Und wenn ich mich reich fühle, dann kaufe ich mir ein Auto oder dies und jenes - in der Regel auf Kredit. Für den Einzelnen mag das angehen, wenn man die Volkswirtschaft insgesamt betrachtet, ist das natürlich verheerend, denn die Überschuldung wächst ins Unermessliche.

SPIEGEL ONLINE: Wollen Sie damit sagen, wir haben in den letzten Jahren so weit über unsere Verhältnisse gelebt, dass wir das jetzt erst einmal zurückzahlen müssen?

Ehrhardt: Betrachten Sie die USA. Auf deren Volkswirtschaft - öffentliche Hand, Unternehmen und Privathaushalte - lastet ein Schuldenberg in Höhe von 30.000 Milliarden Dollar. Das ist praktisch dreimal so viel wie das Bruttoinlandsprodukt und kostet rund 2000 Milliarden an Zinsen im Jahr. Wie ernst die Situation ist, lässt sich daran erkennen, dass die Summe aller in der US-Wirtschaft aufgenommen Kredite in den letzten Jahren ungefähr genau so hoch war. Die USA sind also faktisch pleite. Ein Unternehmen müsste jedenfalls Insolvenz beantragen, wenn seine Schulden so hoch sind wie der Jahresumsatz. Eine höhere Relation konnten sich zeitweise lediglich einige Telekommunikationsunternehmen leisten.

SPIEGEL ONLINE: Aber viele Unternehmen konnten die hohen Schulden lange Zeit durch Umsatzsteigerungen kompensieren. Wieso funktioniert das jetzt nicht mehr?

Ehrhardt: Aus der Schuldenfalle führt so eine Geschäftspolitik allenfalls, wenn die Umsatzsteigerungen gewaltig sind. Im Prinzip ist das ein einfaches Rechenexempel: Angenommen, bei einem Unternehmen wären die Schulden so hoch wie der Jahresumsatz und man würde einen Zinssatz von sechs bis zehn Prozent zu Grunde legen. Dann müssten also schon sechs bis zehn Prozent Rendite herausspringen, um allein ihre Zinsen zu bezahlen.

SPIEGEL ONLINE: Die Baisse ist also kein Stimmungstief der Anleger, wie es viele Analysten immer wieder beschwören?

Ehrhardt: Nein, das sind Probleme substanzieller Art. Das ist schon an den nicht enden wollenden Gewinnwarnungen zum Ende es Quartals zu erkennen. Und von der Entwicklung der realen Wirtschaft können sich die Finanzmärkte nicht abkoppeln. Wenn es da nicht voran geht, läuft an den Finanzmärkten über kurz oder lang nichts mehr.

SPIEGEL ONLINE: Könnte sich der Irak-Feldzug zusätzlich verschärfend auf die Krise auswirken?

Ehrhardt: Das bestimmt, aber er wird eher von den tatsächlichen Problemen ablenken. Insgesamt wiegen die grundsätzlichen Ursachen stärker und unabhängig von einem Krieg. Aber niemand traut sich an die grundsätzlichen Ursachen heran, auch US-Notenbank-Chef Alan Greenspan nicht. Ich vermute, die USA wollen sich mit dem vorgehen gegen den Irak einen niedrigen Ölpreis sichern, der für ihre Volkswirtschaft von existentieller Bedeutung ist.

SPIEGEL ONLINE: Hat man die Signale nicht rechtzeitig wahrgenommen?

Ehrhardt: Diejenigen, die sie hätten wahrnehmen können - Börsenbriefe, Anlegermagazine, Analysten, etc. - hatten wenig Interesse daran, ihren potenziellen Kunden reinen Wein einzuschenken. Wenn man die Entwicklung kritisch analysiert, werden Sie feststellen, dass der Niedergang seit längerem andauert - in Japan bereits seit Anfang der neunziger Jahre, bei uns seit 1998.

SPIEGEL ONLINE: Börsenbriefe und Anlegermagazine legen aber keine Zinssätze fest.

Ehrhardt: Das ist richtig. Dafür trägt Greenspan die wesentliche Verantwortung. Durch seine Niedrigzinspolitik hat er jahrelang Geld in den Markt gepumpt. Damit hat er die Unternehmen dazu verleitet, Engpässe per Kredit zu überbrücken und die notwendigen Strukturanpassungen zu vermeiden. Die Einstellung war verbreitet: "Der Greenspan haut uns raus und bringt die Wirtschaft wieder auf Touren". Tatsächlich führte das auch immer wieder zu einem kurzen Zwischenspurt der Wirtschaft, aber die Verschuldung blieb jeweils immer auf einem noch höheren Level. Allmählich, so fürchte ich haben wir ein Toplevel erreicht, um im Bild zu bleiben. Die Zinslast der Schulden ist es, die alles bremst.

SPIEGEL ONLINE: Aber 1998 hat bei uns doch erst der große Börsenboom eingesetzt.

Ehrhardt: Wenn man genauer hinschaut, waren für die Hausse in erster Linie Technologiekonzerne zuständig, die in Folge ihres Börsenwertzuwachses auch in den Indizes höher gewichtet wurden. Dazu gehört zum Beispiel die Aktie der Deutschen Telekom, die den Dax nach oben getrieben hat. Der Nemax war sogar ausschließlich von dieser Entwicklung getragen. Die traditionellen Branchen sind dem nicht wirklich gefolgt. Wenn man die Situation an den Börsen um den beschriebenen Effekt bereinigt, kommt über einen längeren Zeitraum betrachtet ein kontinuierlicher Abschwung heraus. Das war das Alarmsignal, das die Experten hätte hellhörig werden lassen müssen.

SPIEGEL ONLINE: Sie demontieren damit ein Denkmal.

Ehrhardt: Trotzdem bleibt Greenspan für die Kursblase und für die riesige Verschuldung. Er hatte sich vorgenommen, den Märkten immer genügend Liquidität zur Verfügung zu stellen, damit es nicht zu einem Crash kommt, wie 1929. Die Folge davon ist die enorme Verschuldung, unter der wir zurzeit zu leiden haben.

SPIEGEL ONLINE: Und auf welche Weise ließe sich eine radikale Wende herbeiführen?

Ehrhardt: Um es klar zu sagen: Helfen kann nur eine riesige Pleitewelle. Damit würden zwar die Gläubiger etwas verlieren, aber die Schuldner könnten wieder anfangen zu wirtschaften. Anders kommen wir von diesem riesigen Schuldenberg nicht herunter.

SPIEGEL ONLINE: Das scheint ein reichlich utopischer Ansatz zu sein.

Ehrhardt: Bei vielen Entwicklungsländern haben wir das schon erlebt. Da sind die Schulden einfach gestrichen worden. Auch Argentinien wird seine Schulden nicht zurückzahlen. Die Anleihen, die dahin geflossen sind, kann man vergessen, da bin ich sicher.

SPIEGEL ONLINE: Wir müssen uns also auf eine Serie von Pleiten einrichten, die wir in der Form bislang nicht für möglich gehalten haben?

Ehrhardt: Genau das ist der Fall.

SPIEGEL ONLINE: Welche Branchen wird das betreffen?

Ehrhardt: Zuerst wird es wohl die Finanzbranche erwischen. Viele der Banken haben sich ja von der Börsenhysterie anstecken lassen. Auch für einige Versicherer, die ihre Rücklagen in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich häufig in Aktien investiert haben, könnte die Lage schwierig werden.

SPIEGEL ONLINE: Welche Großpleite werden wir als nächstes vermelden müssen?

Ehrhardt: Für die Commerzbank könnte es eng werden. Weniger wegen der tatsächlichen Finanzlage, die kenne ich nicht genau genug, um die Lage beurteilen zu können. Aber allein die Nachrichten über finanzielle Engpässe könnte das Institut in ernste Schwierigkeiten bringen, wenn die Anleger ihr Geld abziehen. In dieser hochnervösen Stimmung könnte das schnell passieren. Auch MLP und die Beteilungsgesellschaft WCM sind echte Wackelkandidaten. Es werden zwar noch eine Menge Ausreden für die schlechte Lage angeführt, doch darunter leiden in der Regel zuerst die Unternehmen, die über wenig Substanz verfügen.

SPIEGEL ONLINE: Gut, das sind jetzt die üblichen Verdächtigen . . .

Ehrhardt: Die Vorhersage der nächsten spektakulären Pleite ist natürlich eine schwierige Übung. Ich könnte mir vorstellen, dass es in Großbritannien noch etliche Versicherungen und Banken treffen wird. Denn diese haben noch viel mehr in Aktien investiert als deutsche Unternehmen. Einzelne Versicherer haben rund achtzig Prozent ihrer Anlagen in Aktien. Die deutschen Versicherer haben den Aktienanteil ihrer Investitionen teilweise bereits auf deutlich unter zehn Prozent reduziert.

Das Interview führte Michael Kröger

stw - Dienstag, 8. Oktober 2002 - 17:03
Auf die Meinung von H.Ehrhardt gebe ich tatsächlich etwas, umso überraschter bin ich, dass er derart drastische Äußerungen von sich gibt und auch die CoBa als Pleitekandidat mit MLP und WCM (bei denen würde mich das nicht wirklich überraschen) in einem Atemzug nennt.

Aber ich kann Euch beruhigen: die CoBa ist bei mir nicht besonders hoch gewichtet im Depot. Was anderes wäre es, wenn neben CoBa auch Dt.Bank, Allianz, Hannov.Rück, DBAG, Depfa und Aareal gleichzeitig Pleite machten. Dann hätte ich tatsächlich ein Problem...aber ich glaube in diesem Horrorszenario hätte ich noch ein paar andere Probleme... *grübel*

:-) stw

prof - Dienstag, 8. Oktober 2002 - 17:07
Danke euch beiden, es hätten zwei Zeilen gereicht, aber es war noch nichts dabei!
Gibt es bei anderen stw-lern, ganz andere Veränderungen an diesem Tag??
Bitte mitmachen:
stephan, techno, aquamarin, alterhase, syrtakihans, ossi, gambler, prof, joscha?
mib und gärtner sind sehr wichtig!

Wer glaubt, die Lösung zu kennen, sollte erst Samstag ab 13 Uhr posten!
Avalon darf erst ab Sonntag 10.00 posten. Das schaffst du sowieso nicht, oder doch?
;-)Prof

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