Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Allianz
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stw - Dienstag, 26. September 2006 - 10:41
Bei der Allianz-Aktie spricht aus meiner Sicht derzeit fast alles für einen weiteren nachhaltigen Kursanstieg. Endlich werden die alten Zöpfe abgeschnitten, u.a. werden neue IT-Systeme angeschafft, die die Sachbearbeitung erheblich rationalisieren werden. D.h. die machen Ernst mit den KOsteneinsparungen. Und da ist noch viel Luft für weitere Ergebnissteigerungen in den nächsten Jahren.

:-) stw

chinaman - Donnerstag, 28. September 2006 - 04:18
Handelsblatt Nr. 186 vom 26.09.06 Seite 26


VERSICHERER: Wie die Allianz den rasant wachsenden indischen Markt beackert

Vertreter für das Volk

OLIVER MÜLLER | PUNE/DELHI Seit anderthalb Stunden wühlt sich Deepa Kakar schon durch Delhis Verkehrstumult, und mit ihrem Kundentermin wird es langsam knapp. Entlang der verstopften Straßen auf ihrem Weg hüllen Staubfahnen Großbaustellen ein. Halbfertige Einkaufszentren, neue Wohnsilos und verglaste Bürotürme künden von Indiens Wirtschaftsboom. Dieser mehrt auch Kakars Einkommen - und die Gewinne ihres Arbeitgebers.

"Vor anderthalb Jahren war ich noch Hausfrau", lässt die 35-Jährige wissen - mit leisem Stolz auf das, was dann kam. Heute ist die zweifache Mutter zur erfolgreichsten Vertreterin von Bajaj Allianz avanciert. 250 000 Euro Prämien hat sie für das Joint-Venture eingeworben. So schnell gehen in Indien Karrieren. Und je mehr der wirtschaftliche Wandel die patriarchalische Gesellschaft aufweicht, desto mehr Frauen nutzen ihre Chance.

Kakar schiebt sich eine braune Locke aus dem Gesicht und wirft einen ungeduldigen Blick auf die Uhr. Endlich biegt der Wagen ins Tor einer Fabrik ein. Vorbei an Arbeitern, die Hemden versandfertig machen, eilt sie in ein schmuckloses Büro, sinkt in dunkelgrünes Kunstleder und breitet vor Herrn Magu Rendite-Tabellen seiner fondsgebundenen Lebensversicherung aus.

"Hat sich sehr gut entwickelt", ködert sie den Textilfabrikanten und legt ihm eine größere Anlagesumme nahe. Der Geschäftsmann mit dem silbergrauen Haarkranz und der Golduhr am Arm ist in Eile, draußen warten Einkäufer aus Europa. "Sie müssen mir die Wertentwicklung schon in Prozent präsentieren", mahnt er, "und ich will einen Vergleich mit ihren Wettbewerbern." Inder sind keine leichten Kunden. Dann greift Magu zum Telefon. "Wie viel habe ich denn flüssig?" fragt er bei seinem Finanzchef an. "Kommen sie am Samstag wieder", komplimentiert Magu schließlich die Vertreterin hinaus, "dann schließen wir ab, ich muss zu meinen Kunden."

Nur China bringt in Asien mehr neue Millionäre hervor als Indien. Allerdings sind steinreiche Großkunden wie Magu für die Allianz nur das Sahnehäubchen auf dem viel größeren Marktkuchen einer breiten Mittelschicht. Diese schwillt jedes Jahr um 26 Millionen an, und die wenigsten haben eine Versicherung. Die Kombination aus hohem Wachstum und geringer Sättigung ist der Grund, warum die Münchener auf keinem Markt schneller wachsen. "Indien ist derzeit unsere weltweit größte Erfolgsgeschichte", stellt Asien-Chef Heinz Dollberg fest.

Im vergangenen Jahr verdoppelten die Prämieneinnahmen sich auf eine Mrd. Dollar, die Zahl der Vertreter nahm von 48 000 auf 114 000 zu, die der Niederlassungen stieg von 346 auf 715. "Bis Mitte des nächsten Jahres werden es 1 500", ist Sam Ghosh, Leiter der Lebensversicherungstochter und Länderchef, überzeugt, "spätestens dann haben wir auch 220 000 Vertreter." Laut Geschäftsplan sollte die Schwelle von 100 000 Vertretern erst 2010 erreicht werden, und die Planübererfüllung stärkt Ghoshs Selbstbewusstsein. Bei einem Branchenwachstum von einem Drittel stieg das Lebensversicherungsgeschäft seines Unternehmens im Vorjahr um 217 Prozent. Die Sachversicherungstochter legte um die Hälfte zu.

In nur drei Jahren ist Bajaj Allianz aus dem Mittelfeld zu Indiens größtem privaten Versicherer avanciert, vor Prudential, Lombard und AIG mit ihren lokalen Partnern. Der Marktanteil der Deutschen unter den insgesamt 15 Privatversicherern beträgt inzwischen 27 Prozent. Allerdings sind drei Viertel des Gesamtmarkts noch in der Hand ehemaliger Staatsmonopolisten.

Alleine der staatliche Lebensversicherer LIC bietet eine Armee von 1,4 Millionen Vertretern auf. Der Aufbau eines schlagkräftigen Vertriebs ist daher Ghoshs oberste Priorität. "Wir sind eine gigantische Vertreter-Fabrik", umreißt er seine Strategie. Jeden Monat bildet sein Institut 6 500 neue aus, von denen 4 000 übernommen werden. Ghosh erwartet, dass das halsbrecherische Wachstum in den nächsten drei bis fünf Jahren anhält. Auch dieses Jahr sei ein Plus von 200 Prozent möglich. "Der Markt wird jetzt verteilt", meint er. Das erklärt seine Eile.

Diese bekommt auch Deepa Kakar zu spüren. Die Filiale im Westen Delhis, in der sie arbeitet, wurde vor 15 Monaten eröffnet, mit ihr als erster Vertreterin. Inzwischen hat Kakar 360 Kollegen.

Anstatt - wie die meisten Konkurrenten - in den Großstädten nach Kunden aus der Oberschicht zu jagen, arbeitet sich Bajaj Allianz von den Rändern in die Metropolen vor und rollt den Markt von unten auf. Der Fokus lag lange auf Kleinstädten, wo der schläfrige Staatsriese LIC die einzige Konkurrenz ist. "Aber selbst dort gibt es viele Wohlhabende, und die Einkommen wachsen schnell", begründet Ghosh die Strategie. Zudem lägen die Kosten niedriger.

Durch die Konzentration auf die breite Mittelschicht liegt die Jahresprämie einer Lebens-Police im Schnitt bei umgerechnet 320 Euro, und die Margen sind winzig. Dagegen ist die Sach-Tochter Indiens profitabelster privater Versicherer. Sie schrieb bereits 2002 schwarze Zahlen, ein Jahr nach dem Markteintritt. Im Lebensgeschäft ist die Gewinnschwelle in Sichtweite. Neben hohen Volumen - 4,7 Mill. neue Policen im Vorjahr - sichert penible Kostenkontrolle hohe Erträge. Um Anspruchsdenken vorzubeugen, verzichtet Gosh auf eine Sekretärin, fliegt Economy, und die Möbel in seinem Büro sehen aus wie von Ikea.

"Unser Kostenmanagement ist denke ich vorbildlich für die gesamte Gruppe", meint Kamesh Goyal, der die Sach-Tochter leitet. Sie trägt bereits 40 Prozent zum Sachversicherungsgeschäft des Konzerns in Asien bei. Obwohl Indiens Aufschwung das Industriegeschäft blühen lässt, sieht Goyal Autoversicherungen als größten Wachstumsmotor an. Zugleich lanciert Goyal auf lokale Bedürfnisse zugeschnittene Produkte wie die Absicherung von Bräuten gegen eine Absage ihrer Hochzeit. Sie bringen geringe Umsätze, aber kostenlose Medienpräsenz.

Künftig wird das Geschäft allerdings härter. Dafür sorgen der Wegfall von Preiskontrollen und immer neue Anbieter. Zugleich tun sich aber neue Geschäftsfelder auf: Das lukrativste neben Krankenversicherungen sind Pensionsfonds. Über deren Öffnung für Privatanbieter wird debattiert. Zudem prüft der Konzern den Einstieg ins Asset Management. Dieser Bereich steht Ausländern in Indien bereits völlig offen.

Bei Versicherungen ist der Anteil ausländischer Gesellschaften auf 26 Prozent beschränkt. Diesen Wermutstropfen schluckt die Allianz unwillig. "Wir rechnen damit, auf 49 Prozent aufstocken zu dürfen und hoffen, das dauert keine Jahre", meint Asien-Chef Dollberg.

Müller, Oliver



26. September 2006

chinaman - Donnerstag, 12. Oktober 2006 - 04:31
Handelsblatt Nr. 196 vom 11.10.06 Seite 31


Hagemann gegen Diekmann

Ex-Vorstand der Allianz greift Konzernführung an - Branche reagiert mit Verwunderung

MÜNCHEN. Ein ehemaliger Top-Manager der Allianz hat seinen früheren Arbeitgeber in ungewöhnlich deutlicher Weise öffentlich kritisiert. Auf die Frage, was er denke, wenn er die streikende Allianz-Mitarbeiter auf der Straße sehe, sagte Reiner Hagemann der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Ich bin erschüttert". Hagemann rechnete mit dem Management des größten deutschen Versicherungskonzerns unter Michael Diekmann ab: "Bei der Allianz geht zur Zeit auch eine jahrzehntelang gepflegte Führungskultur in die Brüche." Die Allianz äußerte sich auf Anfrage dazu nicht. Von Belegschaftsvertretern gab es gemischte Kommentare.

Das Interview war die erste öffentliche Meinungsäußerung Hagemanns überhaupt, nachdem der langjährige Chef der Allianz Versicherungs AG, in der das Sachversicherung gebündelt war, den Konzern 2005 im Streit mit Vorstandschef Michael Diekmann verlassen hatte. Seither wird Hagemann immer wieder als Kronzeuge benutzt, wenn es darum geht, den Umbau des Deutschlandgeschäfts zu kritisieren.

Hinter den Kulissen galt Hagemann als einer der entschiedensten Kritiker des neuen Betriebsmodells. Unter dem Dach der neuen Deutschland-Holding sollen Vertrieb und Betrieb spartenübergreifend arbeiten, die bisher weitgehend eigenständig agierenden Leben-, Sach- und Krankenversicherung werden zu Produktspezialisten. Dies erfordert einen weitgehenden Umbau der deutschen Allianz, gut 5000 Stellen sollen dabei wegfallen. Die Gewerkschaften laufen dagegen Sturm.

Dennoch kam das Interview Hagemanns auch bei den Belegschaftsvertretern nicht besonders gut an. "Es ist immer etwas sonderbar, wenn ehemalige Manager so tun, als wenn sie mit dem, was passiert im Unternehmen, gar nichts zu tun haben", sagte ein Gewerkschafter. Ein anderer unterstützte zwar die Kritik Hagemanns an Diekmanns Führungsstil, rügte andererseits aber auch den Ex-Vorstand: "Es ist die Frage, ob Hagemann für bestimmte Dinge, die die Allianz heute durchmacht, nicht mitverantwortlich ist". Hagemann selbst war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.

In Versicherungskreisen hat Hagemann für große Verwunderung gesorgt. Absolut ungewöhnlich sei die öffentliche Kritik eines ehemaligen Vorstands an seinen Kollegen. In München heißt es, Hagemanns Enttäuschung sei wohl auch darin begründet, dass auch ein ehemaliger Vertrauter die Allianz kürzlich verlassen habe. Dem Vernehmen nach denkt die Allianz selbst nicht daran, gegen Hagemann juristisch vorzugehen.

An diesem Freitag schreibt die Allianz Geschichte: Dann wird sie als Gesellschaft nach europäischem Recht (Societas Europaea, SE) offiziell eingetragen. Am kommenden Montag werden die Aktien der Allianz SE dann erstmals gehandelt. cha

cha



11. Oktober 2006

chinaman - Freitag, 13. Oktober 2006 - 05:13
Handelsblatt Nr. 197 vom 12.10.06 Seite 30


Allianz verabschiedet sich vom Namen Dit

Versicherung führt zwei deutsche Fondstöchter in neuer Gesellschaft zusammen

FRANKFURT. Aus Dit und DBI wird zur Jahreswende Allianz Global Investors Kapitalanlagegesellschaft. Die Allianz führt ihre beiden deutschen Investmentgesellschaften für Publikumsfonds (Dit) und Spezialfonds (DBI) in einer Gesellschaft zusammen. Der Markenname Allianz soll die geplante Expansion im Ausland unterstützen. Das sagte Markus Rieß, der die beiden Einheiten leitet und auch die neue Gesellschaft führen wird.

Rieß begründete die Zusammenlegung zwar auch mit den näher aneinander rückenden Geschäftsfeldern der auf private Anleger zielenden Publikumsfonds und den auf institutionelle Investoren ausgerichteten Spezialfonds. "Es gibt ein eindeutig wachsendes Interesse von Institutionellen an Publikumsfonds", sagte er. Noch größeren Nachdruck legte er jedoch auf die geplante Expansion im Ausland: "Das Spielfeld geht über Deutschland hinaus, dafür ist der Dit nicht mehr der richtige Markenname."

Die Veränderung hat weitere Folgen. Auch in den Fondsnamen soll "Dit" durch "Allianz Dit" ersetzt werden. Die Genehmigungsanträge liegen laut Rieß beim Aufsichtsamt. Im kommenden Jahr werde man darüber diskutieren, ob der Name Dit nicht völlig aus den Namen verschwinden solle.

Zugleich wird der Name Dresdner Bank - das Haus hatte ursprünglich die Fondstochter Dit gegründet - zu den Akten gelegt. Bisher vermarktet die Allianz ihre Fonds in Deutschland unter dem Namen Allianz Dresdner Global Investors. Im Zuge der Veränderung zur Jahreswende gibt es nur noch einen einheitlichen internationalen Auftritt unter Allianz Global Investors. Doch Rieß stellte klar: "Die Dresdner Bank war und ist für uns der Hauptvertriebspartner."

Die neue Einheit verwaltetet 175,2 Mrd. Euro und verbuchte im bisherigen Jahresverlauf bis Ende September über 6,9 Mrd. Euro an Nettozuflüssen. Das Plus entfällt fast ausschließlich auf das institutionelle Geschäft, in dem die DBI Marktführer ist. Bei Publikumsfonds belegt der Dit Rang vier.ina

ina



12. Oktober 2006

chinaman - Samstag, 21. Oktober 2006 - 05:44
Handelsblatt Nr. 203 vom 20.10.06 Seite 23


Rückschlag für die Allianz

Versicherer kassiert erneut eine Niederlage im Streit über das World Trade Center

CHRISTOPH HARDT | MÜNCHEN Die Allianz und sechs weitere Versicherungsunternehmen haben eine Niederlage vor einem Berufungsgericht in New York erlitten. Die Richter bestätigten Urteile aus dem Jahr 2004, wonach die Attentate auf das World Trade Center (WTC) für die betroffenen Unternehmen als zwei verschiedene Versicherungsfälle zu gelten haben. Demnach wird die doppelte Schadenshöhe fällig. Wie hoch der Schaden genau angesetzt wird, ist aber Gegenstand eines weiteres Verfahrens, das noch rund ein Jahr dauern kann.

Die Allianz rechnet trotz ihrer Niederlage vor dem US-Gericht nicht mit Konsequenzen für ihren Gewinn. Ein Sprecher bekräftigte, man habe ausreichende Rückstellungen in Höhe von 1,5 Mrd. Euro gebildet. Um die Höhe des Schadens werde man dennoch weiter streiten, hieß es in Finanzkreisen.

Die Swiss Re hat hingegen ein rechtskräftiges Urteil erstritten, nach dem für sie nur ein Schadenereignis gezählt wird.

Der folgenreiche Unterschied ergibt sich aus dem Kleingedruckten: Die Versicherer hatten jeweils abweichende Klauseln in den Policen vereinbart. Die Schweizer müssen für etwa 875 Mill. Dollar an Schäden geradestehen.

Insgesamt waren 24 Versicherer von den beiden Verfahren betroffen, davon trifft nur sieben das Allianz-Urteil, bei den meisten anderen liegen die Verhältnisse ähnlich wie bei der Swiss Re. Die Münchener Rück hat nach Aussage einer Sprecherin Kunden (also andere Versicherer) mit beiden Formulierungen in ihren Policen, ist also indirekt von beiden Urteilen betroffen. Sie hat aber bereits 2,6 Mrd. Euro zurückgestellt und sieht daher auch keine Auswirkungen auf ihren Gewinn.

Der Versicherungsnehmer, der US-Unternehmer Larry Silverstein, hatte das WTC für maximal 3,5 Mrd. Dollar je Einzelschaden versichert und macht nun Forderungen von sieben Mrd. Dollar geltend. Die Attentate des 11. September 2001 hatten einen der größten Versicherungsfälle der Geschichte zur Folge.

Der Allianz und sechs anderen Gesellschaften, darunter auch der große US-Konzern St. Paul Travellers und die US-Tochter der Schweizer Zurich Financial Services, stehen nun weitere juristische Auseinandersetzungen bevor. Es geht vor allem um die Definition der genauen Schadenshöhe. Umstritten sind unter anderem der tatsächliche Wert des WTC am Tage des Attentats, die Kosten der tatsächlichen Wiederherstellung und die Höhe der Mietausfälle auf Seiten Silversteins. Dieses Verfahren dürfte sich zumindest bis Ende 2007 hinschleppen, heißt es.

In New York wird seit Jahren um den Wiederaufbau des Gebäudekomplexes gestritten und dabei immer wieder auch auf die Verantwortung der Versicherer verwiesen. In Kreisen der Allianz wird daher betont, man habe bereits erhebliche Zahlungen geleistet, in diesem Zusammenhang ist von gut 310 Mill. Dollar die Rede.

Hardt, Christoph



20. Oktober 2006

chinaman - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 05:09
Handelsblatt Nr. 206 vom 25.10.06 Seite 21


Mehr Geld für Beteiligungsfonds

Versicherer und Versorgungswerke in Deutschland fahren ihre Anlagen in Private Equity hoch

PETER KÖHLER | FRANKFURT Die institutionellen Vermögensverwalter in Deutschland haben in den vergangenen Jahren ihre Investitionen in außerbörsliches Beteiligungskapital deutlich hochgefahren, um höhere Renditen zu erzielen. Auch in Zukunft wollen sie mehr Mittel für Private Equity bereitstellen, im internationalen Vergleich hinken sie aber unverändert der Entwicklung hinterher. Das sind die zentralen Aussagen einer Investorenstudie des schweizerischen Private-Equity-Spezialisten Adveq in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Wiesbaden.

Danach haben die Versicherungen, Pensionskassen und Versorgungswerke im laufenden Jahr zwei Prozent ihrer verwalteten Gelder für Private Equity reserviert - das entspricht einem Volumen in Höhe von 30 Mrd. Euro. In fünf Jahren soll der Anteil auf 2,2 Prozent, also 33 Mrd. Euro, steigen. Bei der vorangegangenen Umfrage im Jahr 2003 waren nur 1,2 Prozent für Beteiligungskapital vorgesehen.

"Keiner verlässt die Anlageklasse, allerdings gibt es auch nur eine Hand voll gewichtiger Neueinsteiger pro Jahr", sagte Peter Laib, Managing Director bei Adveq, gestern in Frankfurt. Adveq verwaltet 2,5 Mrd. Dollar für Institutionen und investiert über Dachfonds in Private Equity. Dabei gehen die Mittel in viele Einzelfonds von Finanzinvestoren, die Konzernteile kaufen oder Technologiefirmen finanzieren, um sie nach einigen Jahren zu einem höheren Preis zu verkaufen oder an die Börse zu bringen.

"In der Vergangenheit wurden die Pläne für Private Equity nicht oder nur ansatzweise umgesetzt", sagt Bernd Kreuter vom Vermögensmanager Feri. In diesem Jahr könne das jedoch anders sein, viele institutionelle Anleger hätten tatsächlich ihre Zusagen erhöht. Dabei gebe es den Trend, dass Investoren mit Erfahrung in alternativen Anlagen abseits von Aktien und Rentenpapieren professioneller vorgingen, nachdem die ersten Investitionen in Private Equity teilweise noch Testcharakter gehabt hätten.

Im Vergleich zum Ausland sind die deutschen Geldmanager unverändert zurückhaltend. Studien in den USA zeigten Private-Equity- Anteile von acht bis 15 Prozent der Stiftungen führender Universitäten wie etwa Yale, Stanford oder Harvard, erläutert Thomas Staubli von der schweizerischen Partners Group, einem globalen Manager alternativer Anlagen. Ähnliche Studien in Europa wiesen für europäische institutionelle Investoren drei bis vier Prozent der verwalteten Mittel in Private Equity aus.

Der Erfolg der Strategie, Private-Equity-Anlagen höher zu gewichten, scheint den amerikanischen Uni-Stiftungen Recht zu geben, meint Detlef Mackewicz, Managing Partner bei der Beratungsgesellschaft Avida Advisers. Während institutionelle Investoren in Deutschland nur Renditen um die fünf Prozent erzielten, weise Yale im Haushaltsjahr 2006 eine Rendite von stattlichen 23 Prozent aus, Harvard komme auf 17 Prozent.

Größter deutscher Investor in Beteiligungskapital dürfte nach Branchenschätzungen der Versicherungskonzern Allianz mit etwa sieben Mrd. Euro sein, auf europäischer Ebene gehören auch der französische Versicherer Axa und die Swiss Re zu wichtigen Playern im Markt.

Als eines der größten Hindernisse für eine höhere Gewichtung von Private Equity im Vergleich zu anderen Vermögensanlagen nennt die Adveq-Studie für Deutschland den hohen Personalaufwand für die Betreuung und Beobachtung der Anlageklasse. Weitere Hürden seien die aufsichtsrechtlichen Anforderungen und die fehlende Liquidität des Beteiligungskapitals, das in der Regel sieben bis zehn Jahre in den jeweiligen Fonds der Finanzinvestoren gebunden bleibt.

Köhler, Peter



25. Oktober 2006

stw - Donnerstag, 22. Februar 2007 - 09:37
ICh bleibe dabei: neben der Münchner Rück ist die Allianz für mich weiterhin der aussichtsreichste DAX-Titel und ich werde hier bis auf weiteres noch keine Gewinne mitnehmen. ICh halte die Prognosen einer 10%igen Ertragssteigerung p.a. für ziemlich konservativ. Die Aktie ist damit trotz des Anstiegs m.E. weiterhin sehr günstig bewertet.

:-) stw

Allianz schließt Geschäftsjahr 2006 sehr erfolgreich ab

München (aktiencheck.de AG) - Der Versicherungskonzern Allianz SE (ISIN DE0008404005/ WKN 840400) meldete am Donnerstag, dass er seinen Kurs im Geschäftsjahr 2006 konsequent fortgeführt und das erste Jahr als Europäische Gesellschaft auf Basis vorläufiger Zahlen sehr erfolgreich abgeschlossen hat.
In allen Segmenten konnten die operativen Ergebnisse erneut gesteigert werden und zu der erfolgreichen Gesamtentwicklung beitragen. Während der Umsatz im Versicherungsgeschäft leicht rückläufig war, verzeichneten Bankgeschäft und Asset Management zweistellige Wachstumsraten.

Der gesamte Umsatz der Allianz Gruppe erhöhte sich von 100,9 Mrd. Euro im Vorjahr auf 101,1 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis wuchs um 29,8 Prozent auf 10,4 Mrd. Euro. Der Jahresüberschuss stieg von knapp 4,4 Mrd. Euro um über 60 Prozent auf über 7 Mrd. Euro. Das Eigenkapital nahm von 39,5 Mrd. Euro auf 50,5 Mrd. Euro zu.

Der Vorstand wird dem Aufsichtsrat der Allianz eine Erhöhung der Dividende von 2,00 Euro auf 3,80 Euro pro Aktie vorschlagen.

Bei den Geschäftszielen soll auf der Basis der Geschäftsergebnisse 2006, teilweise adjustiert um den besonders günstigen Naturkatastrophenverlauf, das operative Ergebnis von 2007 bis 2009 durchschnittlich um 10 Prozent pro Jahr wachsen. In der Schaden- und Unfallversicherung wird im gleichen Zeitraum eine durchschnittliche Combined Ratio von unter 94 Prozent erwartet, die Neugeschäftsmarge in der Lebens- und Krankenversicherung soll über 3 Prozent liegen. Die Dresdner Bank strebt eine Rendite auf das Risikokapital von durchschnittlich mehr als 15 Prozent pro Jahr an. Im Asset Management sollen die Kapitalanlagen für Dritte um 10 Prozent vor Wechselkurseffekten steigen.

helmut - Sonntag, 25. Februar 2007 - 00:12
Genau so sehe ich das auch. Das Wachstumspotenzial ist noch auf viele Jahre da - die Allianz ist einfach weltweit gut positioniert und wird diese Position weiter ausbauen.

Im nächsten Jahr könnte Allianz zwar überproportional am deutschen Markt leiden - wegen der Umstrukturierung, die noch keineswegs einfach so durch ist und weil das KFZ-Geschäft aus Konkurrenzgründen echte Preiseinbrüche zu verzeichnen hat. Aber andererseits ist gerade die Allianz in Deutschland eine uneinnehmbare Basition. Die Kostenpostion ist heute schon besser als als die aller traditionellen Wettbewerber (die leiden somit noch mehr - Das Geschäftsmodell der HUK ist allerdings nicht erreichbar). Dh nach einer Delle sieht es auch in Deutschland wieder ausgezeichnet aus für die Allianz. Wenn man nicht den schnellen Kick sucht, sondern die Beteiligung an einem langfristig prosperierenden Unternehmen, dann ist man meiner Meinung nach bei der Allianz derzeit richtig investiert.

Helmut

stw - Dienstag, 8. Mai 2007 - 11:42
Wow, ein EPS von 7,50 EUR in Q1, damit ist die Aktie wohl ganz gut gegen allzu heftige Kursrückgänge abgesichert auch wenn man das Ergebnis sicher nicht hochrechnen darf auf die nächsten Quartale. ICh bleibe hier weiter voll investiert.

:-) stw

Allianz verbucht deutlichen Ergebnisanstieg im ersten Quartal

München (aktiencheck.de AG) - Der Versicherungskonzern Allianz SE (ISIN DE0008404005/ WKN 840400) verbuchte im ersten Quartal nach endgültigen Zahlen dank der freundlichen Rahmenbedingungen an den internationalen Kapitalmärkten sowie der starken Ergebnisentwicklung im operativen Geschäft einen deutlichen Ergebnisanstieg.
Wie der im DAX30 notierte Konzern am Dienstag erklärte, lag der operative Gewinn im Berichtszeitraum bei 2,87 Mrd. Euro, nach 2,68 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum. Das Vorsteuerergebnis vor Anteilen Dritter verbesserte sich im Vorjahresvergleich von 3,03 Mrd. Euro auf 4,56 Mrd. Euro. Beim Periodenüberschuss verzeichnete die Allianz einen deutlichen Anstieg von 1,78 Mrd. Euro auf 3,24 Mrd. Euro, was einem Plus von rund 82,1 Prozent entspricht, während der Gewinn je Aktie von 4,39 Euro auf 7,51 Euro zulegen konnte. Getrieben wurde diese Entwicklung von Realisierungsgewinnen aus Kapitalanlagen in Höhe von 2,0 Mrd. Euro sowie von einem soliden Wachstum des operativen Ergebnisses. Im Schaden-Unfallsegment verringerte sich das operative Ergebnis aufgrund der Schadenbelastungen aus dem Sturm Kyrill in Höhe von 340 Mio. Euro um 119 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahresquartal auf knapp 1,3 Mrd. Euro. Alle übrigen Segmente konnten ihr operatives Ergebnis verbessern. So verzeichnete das Segment Lebens- und Krankenversicherung beim operativen Ergebnis einen Anstieg von 723 Mio. Euro auf 750 Mio. Euro, während die Dresdner Bank ihr operatives Ergebnis von 529 Mio. Euro auf 677 Mio. Euro verbessern konnte. Der Gesamtumsatz verringerte sich im Vorjahresvergleich von 29,6 Mrd. Euro auf 29,3 Mrd. Euro.

Für das Gesamtjahr äußerte sich das Vorstandsmitglied Helmut Perlet optimistisch, nach dem Sehr guten Start die Prognosen erfüllen zu können: "Aufgrund der nicht-operativen Einflüsse auf das erste Quartal wäre es falsch, das Ergebnis der ersten drei Monate auf das Gesamtjahr hochzurechnen. Mit diesem hervorragenden Start haben wir aber eine solide Basis gelegt, um die für 2007 gesetzten Ziele zu erreichen."

stw - Freitag, 3. August 2007 - 09:42
Ein sehr gutes Q2 der Allianz, damit hat man weit über 5 Mrd verdient im 1. Halbjahr oder ca 12,50 EUR pro Aktie! Damit sollte das Jahresziel von 8 Mrd. Überschuss locker zu übertreffen sein, das ist derzeit also ein reales KGV von 8 oder höchstens 9. M.E. ist die Allianz ein klarer Kauf und ich werde hier noch länger keine Gewinne mitnehmen.

:-) stw

Allianz: Operatives Ergebnis im zweites Quartal erneut gesteigert

München (aktiencheck.de AG) - Der Versicherungskonzern Allianz SE (ISIN DE0008404005/ WKN 840400) teilte am Freitag mit, dass er das operative Ergebnis auf Basis vorläufiger Zahlen auch im zweiten Quartal 2007 erneut steigern konnte.
Den Angaben zufolge erhöhte sich das operative Ergebnis zum Vorjahresquartal demnach um 17,7 Prozent auf 3,29 Mrd. Euro. Das Ergebnis vor Steuern und Anteilen anderer Gesellschafter stieg um 6,9 Prozent auf knapp 3,2 Mrd. Euro. Während der Quartalsüberschuss im Vorjahresquartal 2,28 Mrd. Euro betrug, belief er sich im zweiten Quartal 2007 auf 2,14 Mrd. Euro. Das Vorjahresquartal profitierte jedoch von einem Realisierungsgewinn in Höhe von 0,9 Mrd. Euro aus dem Verkauf des Schering-Anteils der Allianz. Der Umsatz belief sich auf 24,3 Mrd. Euro und lag damit leicht über dem Vorjahresniveau (24,1 Mrd. Euro).

Laut dem Konzern haben alle Segmente erneut mit gesteigerten operativen Ergebnissen zu dem guten zweiten Quartal beigetragen. Starkes Umsatzwachstum hätten vor allem das Asset Management und das Bankgeschäft verzeichnet.

Das Eigenkapital verringerte sich um 4,0 Prozent von 50,5 Mrd. Euro per 31. Dezember 2006 auf 48,5 Mrd. Euro per 30. Juni 2007. Ursächlich hierfür ist primär die Verrechnung des Goodwills aus der Übernahme der AGF-Minderheiten gegen das Eigenkapital.

"Mit dem guten Ergebnis des ersten Halbjahres haben wir eine hervorragende Ausgangsposition für die Erreichung unserer Ziele 2007 bis 2009. Für das gesamte Jahr 2007 erwarten wir einen Jahresüberschuss von rund 8 Mrd. Euro", so der Allianz-Vorstandsvorsitzende Michael Diekmann.

trick17 - Sonntag, 5. August 2007 - 21:42
Allianz halte ich auch für sehr interessant.
Allerdings sind Finanztitel absolut out zurzeit.
Ich könnte mir schon vorstellen, dass wir bei der
Allianz in diesem Quartal noch Kurse von 140
Euro sehen. Übertrieben wird
immer in beide Richtungen.
stw, du kannst dann ja nachkaufen.

Ich würde bei der Allianz auf jeden Fall schrittweise einsteigen.

Ich hab vor 2 Wochen Deutsche Bank bei
106 Euro gekauft. War zu früh. Bei den Banken
sind aber fast alle Titel derzeit billig.
Fragt sich nur, was da aus Amiland noch kommt.

trick17

chinaman - Montag, 6. August 2007 - 04:13
"War zu früh"

Richtig. Alle anderen Käufe der nächsten Wochen werden höchstwahrscheinlich ebenfalls zu früh sein.

Gruß
Chinaman

helmut - Montag, 6. August 2007 - 09:23
Rein KGV-betrachtet sind sicher beide derzeit billig. Der Unterschied zwischen einer ALV und der Dt. Bank ist für mich aber, dass die ALV ein Geschäftssystem hat, das zwar eine hohe Ertragsvolatilität aufweist (aufgrund externer Schadenereignisse - nicht aufgrund des Geschäftes an sich), das aber sehr langfristig auch prognostizierbar gut ist. Ein schlechtes Ergebnis aufgrund z.B. eines Erdbebens sagt schlicht gar nichts über das Ergebnis in nächsten Jahr aus. Zudem ist die EK-Unterlegung einfach hoch. Die Dt. Bank hat dagegen das EK sehr stark zurückgefahren (damit sie eine hohe EK-Redite ausweisen kann) und ist im Ergebnis sehr stark vom Investmentbanking abhängig. Da würde ich nicht meine Hand ins Feuer legen, dass dieses Geschäftsmodell wirklich nachhaltig ist. Es könnte problemlos mal 5 Jahre geben bei denen im Investmentbanking einfach nur noch 20% von dem läuft was derzeit läuft. Und dann schaut die Bewertung plötzlich ganz anders aus. Das Risiko ist mir zu hoch. Da schätze ich bei den (Rück-)Versicherern den Effekt, dass auf große Schäden (oder schlechte Ergebnisse) fast automatisch eine Verbesserung der Margen folgt. Und bei der ALV hängt sowieso nur ein kleinerer Teil von diesem volatilen Geschäft ab.
Helmut

schlobald - Dienstag, 7. Oktober 2008 - 15:50
Die letzten 3 Beiträge lesen sich aus heutiger Sicht sehr interessant und könnten fast in den letzten Tagen geschrieben worden sein. Nur das Helmut beim Thema Investmentbanking zwar die richtige Nase hatte, es aber noch viel schlimmer gekommen ist.

Da ich auch nicht mehr warten kann, kaufe ich eine kleine Position Allianz (11 Stk. mit Stop Buy 90 EUR im XTR - Kurs derzeit ca. 85 EUR). Das Limit deswegen, damit ich bei evtl. schlechter Eröffnung in den USA oder weiteren Hiobsbotschaften am Nachmittag dieses noch tiefernehmen kann. Mal sehen ob das Sinn macht.

Grundsätzlich gilt für die AZ m.E. ähnliches wie für die Münchner RÜck: im Kerngeschäft (bei AZ eben Schaden- und Unfallversicherungen) sieht es ganz gut aus, hier ist eher mit Steigerungen zu rechnen. Bezüglich Asset Management hat man wohl die Fehler aus 2002 etc. nicht wiederholt und hat den Aktienbestand rechtzeitig reduziert. Überaschungen -auch bzgl. geplantem Verkauf der Dresdner Bank- sind aktuell natürlich nicht auszuschließen.
Gruß,
Schlobald

schlobald - Freitag, 10. Oktober 2008 - 21:54
Setze das Limit neu auf 81 EUR, wobei der Abstand von ca. 15% zum heutigen Schlußkurs von ca. 71,- eher willkürlich gewählt ist.
Schlobald

chinaman - Freitag, 11. November 2011 - 20:51
Schuldenkrise


Alarm bei den deutschen Versicherern


Freitag, 11.11.2011, 17:21 · von FOCUS-Online-Redakteurin Danuta Szarek


Bei der Allianz schlägt die Krise bereits durch. Nicht auszudenken, was den Versicherern blüht, wenn auch noch Italien kippt. Warum die Branche zittern muss – und welche Folgen das für Kunden hat.

Es sind beunruhigende Nachrichten: Die Schuldenkrise ist nun auch beim Versicherungsriesen Allianz angekommen. Die Einbrüche an den Aktienmärkten und Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen kosteten den Versicherer im dritten Quartal 2011 fast eine Milliarde Euro. Die Folge: Der Nettogewinn brach um über 80 Prozent ein.

Die desaströsen Zahlen schaffen Raum für düstere Gedankenspiele: Wenn schon die bisherigen Entwicklungen in der Schuldenkrise dermaßen auf eine große Assekuranz durschlagen – was droht ihr und ihrer ganzen Branche, wenn auch noch Italien kippt? Zwar versuchte Allianz-Finanzchef Oliver Bäte bei der Vorlage der Quartalszahlen, dieses Szenario als übertrieben abzutun – Tenor: Das Land sei schließlich nicht Griechenland und werde schon bald wieder auf die Beine kommen. Doch das ist purer Zweckoptimismus: Schließlich hat die Allianz italienische Anleihen im Wert von fast 26 Milliarden Euro in den Büchern.

Der Münchner Konzern ist beileibe nicht der einzige Versicherer, den eine weitere Verschärfung der Schuldenkrise in die Bredouille bringen könnte. Insgesamt haben die deutschen Unternehmen 40 Milliarden Euro in Italien im Feuer – ohne ihre ausländischen Töchter wohlgemerkt. Christian Muschick, Versicherungsanalyst bei Silvia Quandt Research, erklärt im FOCUS Online-Interview, warum das Schuldendilemma so stark auf das Versicherungsgeschäft durchschlägt – und worauf sich die Kunden einstellen müssen.

FOCUS Online: Herr Muschick, mit der Allianz hat ein Schwergewicht der Versicherungsbranche die Karten auf den Tisch gelegt: Der Konzern leidet – neben den Kapriolen an den Aktienmärkten – massiv unter seinen Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen. Erfasst die Schuldenkrise nach den Banken jetzt auch die Versicherer?

Muschick: Sowohl Banken und Versicherungen investieren in enormen Größenordnungen in Staatsanleihen. Dadurch sitzen sie in der Schuldenkrise letztlich im selben Boot. Es gibt aber einen fundamentalen Unterschied: Die Versicherungen müssen im Gegensatz zu den Banken nicht fürchten, dass ihre Kunden schlagartig ihr Geld abziehen.

FOCUS Online: Auf welchem Weg schlägt die Krise denn dann auf die Konzerne durch?

Muschick: Wenn die Finanzmärkte daran zweifeln, ob Länder wie Griechenland oder Italien ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen können, gibt es kaum noch Käufer für deren Staatsanleihen. Dadurch sinken die Kurse dieser Papiere – auch in den Büchern der Versicherer. Hinzu kommt, dass die Konzerne einen Teil ihrer Griechenland-Papiere abgeschrieben, also das Geld quasi für verloren erklärt haben. Beides – Kursverluste und Abschreibungen – lässt die ökonomischen Eigenkapital-Puffer erodieren und drückt die Gewinne.

FOCUS Online: Heißt das, dass Kunden um ihre Versicherungsverträge zittern müssen?

Muschick: Nein, zumindest nicht in Deutschland. Allerdings sind allgemein die Zinsen, die die Versicherer mit sämtlichen Anlagen erzielen, schon seit Jahren rückläufig. Dadurch bricht ihnen zunehmend ein wichtiger Ertragsbestandteil weg, und das bekommen Aktionäre und Kunden in allen Versicherungszweigen zu spüren. Am schlimmsten ist es bei den traditionellen Lebensversicherungen, weil die Unternehmen ihren Kunden ja garantierte Zinsen plus einer Überschussbeteiligung versprochen haben.

FOCUS Online: An die Überschussbeteiligung hatten sich die meisten Konzerne aufgrund des scharfen Wettbewerbs bis vor kurzem nicht herangetraut, auch die Garantiezinsen für Neuverträge sanken nicht so dramatisch wie vielfach befürchtet. Stattdessen haben die Gesellschaften die Renditen für ihre Kunden aus ihren Rücklagen finanziert. Ist es damit endgültig vorbei?

Muschick: Es ist zu erwarten, dass wir einen weiteren Rückgang bei den Überschussbeteiligungen erleben werden. Und wenn die Kapitalmarktzinsen noch lange so niedrig bleiben, werden die Versicherer nicht umhin kommen, auch die Garantiezinsen nochmals zu senken. Das würde aber de facto heißen, dass sie sich vom klassischen Kapitallebensversicherungsgeschäft verabschieden müssen: Denn die Anlage würde für Kunden unattraktiver werden und das Neugeschäft einbrechen.

FOCUS Online: Wie fällt Ihre Prognose für die Kranken- und Sachversicherung aus?

Muschick: Auch da werden die Beiträge sicherlich weiter steigen müssen – wiederum vor allem wegen des niedrigen Zinsumfeldes und nicht so sehr wegen Abschreibungen im Anleihenportfolio. In der Krankenversicherung gibt es zudem das strukturelle Problem, dass die Bevölkerung immer älter wird. Dem müssen die Versicherer Rechnung tragen. Allerdings gibt es durchaus Anlass zur Hoffnung, dass sich die Kostenspirale in Zukunft etwas langsamer dreht.

FOCUS Online: Bei all diesen Szenarien ist eine Verschärfung der Lage in Italien noch nicht mit eingerechnet. Was passiert, wenn das Land nicht bald die Kurve kriegt?

Muschick: Dann bekommt die Schuldenkrise auch für die Versicherer noch einmal eine ganz andere Dimension. Während die großen Assekuranzen eine Pleite Griechenlands, Irlands oder Portugals verdauen könnten, würde ein 50-prozentiger Schuldenschnitt für Italien einige große Häuser sehr wohl in Bedrängnis bringen – darunter die Allianz und die Axa. Bei der italienischen Generali dürfte bereits jetzt angesichts der gestiegenen Renditen für italienische Staatsanleihen ordentlich Dampf im Kessel sein.

FOCUS Online: Ist die Allianz naiv, wenn sie ihren 26-Milliarden-Euro-Bestand an italienischen Staatsanleihen weiter hält – und darauf vertraut, dass die aktuellen Marktverwerfungen „total übertrieben“ sind, wie es ihr Finanzvorstand formuliert hat?

Muschick: Die Allianz hat ja in den vergangenen Monaten bereits Bestände in italienischen Staatsanleihen abgebaut. So lange kein Schuldenschnitt vereinbart wird – wie im Falle Griechenlands – sind die Versicherer nicht verpflichtet, Abschreibungen vorzunehmen. Auch, ob sie die Papiere verkaufen oder halten, liegt in ihrem Ermessen. Diesen Spielraum nutzen sie natürlich auch aus – und hoffen, dass sich die Lage entspannt. Sicherlich schaut sich aber auch eine Allianz genau an, wie es in Italien weitergeht. Unabhängig von den regulatorischen Anforderungen wird ein vorsichtiger Kaufmann zusehen, dass er Risiken so schnell wie möglich vom Tisch bekommt – auch wenn das wehtut.

FOCUS Online: Wie viel nützt die Sicherungseinrichtung der Lebensversicherer, Protektor, wenn die Lage in Italien eskaliert?

Muschick: Die Auffanggesellschaft ist als Schutz für die Versicherten gedacht, falls ein Lebensversicherer pleitegeht. Sie führt in diesem Fall die Verträge weiter und gewährleistet, dass die Kunden ihre Leistungen ausgezahlt bekommen. Wenn Italien pleiteginge, würde das zunächst einmal die Aktionäre der Konzerne treffen, die in Italien besonders stark engagiert sind. Die Allianz würde dann möglicherweise ihre italienische Tochtergesellschaft in die Insolvenz schicken – mit gravierenden Folgen für die italienischen Versicherten. Auf die deutschen Lebensversicherungskunden hätte das aber nicht automatisch Auswirkungen, weil unterschiedliche Tochtergesellschaften jeweils mit eigenem Kapital ausgestattet sind.

tk_boerseninfo - Donnerstag, 16. Februar 2017 - 21:15
Allianz
u.a. 3 Mrd Euro Rückkaufprogramm innerhalb von 12 Monaten.

Das dürfte sich positiv auf den Aktienkurs auswirken :-)

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