Diskussionsforum der stw-boerse: DAX / MDAX: Hannover Rück : Archivierte Beiträge bis 22. März 2001
stephan - Sonntag, 11. März 2001 - 18:31
@ Laurin

Bewertungstechnisch ja.
Aber in Anlehnung an meine Threadüberschrift "Ein ideales Langfristinvestment?" kann ich die Frage aufgrund der momentanen Schwierigkeiten nicht mit einem klaren Ja beantworten. Ich werde mir genau die Art und Weise der Pressemitteilung am Mittwoch durchlesen, und dann entscheiden, ob die HR transparent genug arbeitet um weiterhin mein volles Vertrauen zu haben.

@ aquamarin

Der richtige Ansatz. Als Aktionär lebt man ja schließlich nicht von Sondereffekten... :)
Ich denke 480 Meuro vor Steuern sollte zu schaffen sein.

Auf eine spannende Woche, mit hoffentlich gutem Ausgang (sprich Kurse über 90 Euro)
Stephan

stephan - Montag, 12. März 2001 - 11:26
Mal wieder eine Meldung von HR. Diesmal keine Hiobtsbotschaft. Das erste Mal, daß ich den Begriff Hybrid Capital lese. Die Strategie eine ausgedehnte Kapitalbeschaffung zu betreiben, die dank der guten Rating-Einstufungen, zu geringen Kapitalkosten führt, sollte renditeoptimierend wirken. Das ganze (Die Strategie, natürlich nicht diese Schuldverschreibung) wurde ja auch auf der Präsentation in San Diego vorgestellt (Slides auf dem Link unter archivierte Beiträge). Den Kurs habe ich heute noch nicht bestaunt, ich denke mal das er zumindestens nicht wieder 5% nachgegeben hat...

@ aquamarin
Wo liegt hier der Hacken? Ich hoffe da finden wir Amateure nicht so viel zu mäckeln...

Hier die Meldung (oder auf den Presse / Infobrief - Seiten der HR, unter www.hannover-rueck.de)

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Hannover, 12. März 2001: Die Hannover Rück hat in der letzten Woche über ihre Tochtergesellschaft Hannover Finance (Luxembourg) S. A. eine weitere nachrangige Schuldverschreibung am europäischen Kapitalmarkt platziert. Die Emission mit einer Laufzeit von 30 Jahren und einem vorzeitigen Kündigungsrecht der Emittentin nach 10 Jahren hat ein Volumen von EUR 350 Mio. Der Ausgabepreis der Anleihe ist mit 99,276% fixiert und mit einem Zinssatz von 6,25% ausgestattet. Die Anleihe wurde vorwiegend von institutionellen europäischen Investoren gezeichnet.
Nachdem die Hannover Rück bereits im Februar 1999 eine nachrangige Schuldverschreibung in Höhe von USD 400 Mio. begeben hatte, verfolge die Hannover Rück auch mit dieser nachrangigen Anleihe die Zielsetzung, ihre Kapitalstruktur und ihre Kapitalkosten zu optimieren.
Die von der Hannover Rück emittierten Wertpapiere erfüllen die Voraussetzungen der Rating-Agentur Standard & Poor's zur Anerkennung als Eigenkapitalersatz (Hybrid Capital). Die Hannover Rück verstärke damit die Kapitalausstattung, die von den Ratingagenturen als Basis für die Bewertung der finanziellen Bonität der Hannover Rück zugrundegelegt wird. Im Vergleich zu einer Eigenkapitalerhöhung seien die Kapitalkosten dieser nachrangigen Schuldverschreibungen deutlich geringer, so dass die Hannover Rück ihr hohes Geschäftswachstum ohne eine Verwässerung ihrer überdurchschnittlichen Eigenkapitalrenditen finanzieren könne.
Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an
Roland Vogel (Tel.: 05 11 / 56 04-15 00, Fax: 05 11 / 56 04-16 48, roland.vogel@hannover-re.com).

aquamarin - Montag, 12. März 2001 - 19:41
Habe meine Brille verlegt. Kann deshalb ausnahmsweise kein Haar in der Suppe finden.

:-)

stephan - Dienstag, 13. März 2001 - 11:57
Falls morgen trotz allem gute Zahlen vorgelegt werden, sollte man heute noch einsteigen.

Das denkt sich wohl auch ein wichtiger Kunde der UBS. Jedenfalls gibt es eine ordentliche Herabstufung:

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UBS Warburg stuft die Aktie der Hannover Rück auf
„halten“ von bislang „kaufen“ zurück. Gleichzeitig senkt die Investmentbank das Kursziel für das Papier auf Sicht von zwölf Monaten von 110 auf 85€. Grund für die niedrigere Bewertung sei der Gewinnrückgang der Hannover Rück-Tochter Clarendon Insurance Group, die für das Jahr 2000 einen deutlich schwächeren Nettogewinn ausgewiesen hat.

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Natürlich ist das Risiko schlechter Zahlen nicht zu unterschätzen, aber gefühlsmäßig würde ich lieber heute als morgen kaufen.

Gruss
Stephan

avalon - Dienstag, 13. März 2001 - 13:04
Warum sollte man HR vor den Zahlen kaufen wenn man noch nicht drin ist - oder andersherum warum kaufst du dann nicht bei so einem guten Gefühl ?

Nokia liegt dir im Magen kann ich mir vorstellen, das ist bestimmt auch richtig so.........

Sind die Zahlen gut wären sie auch bei 100E nicht zu teuer, so stark werden sie aber nicht gleich
zulegen.

Sind die Zahlen schlecht ist bei der derzeitigen
Stimmung eher eine Übertreibung nach unten möglich, schlimmstenfalls sogar ein längerfristiger Vertrauensverlust, dann kann man
womöglich ewig warten bis man wenigstens eine
Sparbuchverzinsung zurück erhält.

Also scheint es mir lohnender auf eine Übertreibung nach unten zu warten - wenn nicht, es gibt die nächsten Monate noch genug andere Schnäppchen........."g"

Du bist schon drin, da sieht man das anders, klare
Sache, aber momentan muß jeder Neukauf sehr sehr gut überlegt sein - sogar halbwegs akzeptable Zahlen werden momentan ganz anders aufgefasst als vor einem Jahr.

Die Nerven liegen blank - auch bei den Großen.....

Avalon

stephan - Dienstag, 13. März 2001 - 14:21
Ich kaufe nicht, weil ich HR schon sehr hoch gewichtet habe.

Du hast recht, mehr als 5-10% wird der Unterschied im positiven Fall wohl nicht sein. Das Risiko steht dann doch noch in einem etwas ungesunden Verhältnis zur Chance. Meine Entscheidungen entstehen oft aus dem Bauch heraus, was gefährlich ist.
Ich habe die Baisse-Stimmung noch nicht so verinnerlicht wie Du, und bin deshalb noch risikofreudiger.

Nokia liegt mir übrigens nicht im Magen. Ich habe Fehler gemacht, nämlich bei über 30 Euro gekauft zu haben. Dafür mußte ich bezahlen. Ich weiß das ich das mit Nachkaufen nicht zurückgewinnen kann.
Kostolany sagte ja mal: Man kann gewinnen oder verlieren - aber niemals zurückgewinnen...
Es war also gewiß ein Fehler bei 35,45 und 55 zu kaufen. Ich denke aber es ist auch ein Fehler bei Kursen unter 25 Euro nicht zu kaufen. Ich weiß, daß es vielleicht Jahre dauern kann, bis ich mit der Ursprungsinvestition im Plus bin. Aber ab Zeitwert Ende Februar 2001 bis Ende Februar 2002, dürfte es eine nette zweistellige Performance geben. Das heiß Kurse in den oberen 20ern. Dann hätte ich mit dem Kauf bei 23,7 alles richtig gemacht.


Stephan

chinaman - Dienstag, 13. März 2001 - 14:29
Nokia muß Dir auch nicht im Magen liegen, stephan. Die hochgelobten Institutionellen haben auch Nokia gekauft bei 55, 45 und 35 EUR. Wahrscheinlich haben aber gerade die in den letzten Wochen auf der Verkäuferseite gestanden. Ob Privatanleger schlecht fahren, die auch in diesen Zeiten antizyklisch kaufen, wird erst die Zukunft zeigen ...

:-)
Gruß
Chinaman

laurin - Dienstag, 13. März 2001 - 15:06
bei allen in USA gelisteten Aktien sollte man nie uebersehen, dass hier Institutionelle mit short Positionen aehnlich gut verdienen wie mit long Positionen.

Das ist ja der Schwachsinn: da werden von den "normalen" Amis zur Altersvorsorge Billionen in Aktien und Aktienfonds gesteckt (was ja nur Sinn macht wenn die Kurse steigen!), und dann erlaubt man, dass kenntnissreiche Leute bei fallenden Kurse viel Geld verdienen kjoennen und daher ein Interesse an fallenden Kursen haben. Vielleicht sehe ich dass zu negativ, aber ich halte das fuer eine eklatante Verletzung der Sorgfaltspflicht, die ein Staat gegenueber seinen Buergern hat!

Gruss - Laurin

stephan - Dienstag, 13. März 2001 - 15:18
Eigentlich finde ich das shortselling gar nicht so schlecht. Es sollte theoretisch eine Regulierungsfunktion haben, und Kurseuphorien dämpfen. Wie wir gesehen haben, funktioniert das aber überhaupt nicht. Die Hausse wurde von den sich durch margin-calls dauernd zum eindecken gezwungenen Shorties wahrscheinlich noch angeheizt.

Die Baisse wird natürlich extrem verstärkt wenn die einflußreiche Personen/Gesellschaften nur auf short Positionen sitzen. Leider gibt es viele, die an fallenden Kursen verdienen, und auch die Broker, denen die Richtung der Börse vollkommen egal ist: hauptsache der Umsatz stimmt.

Auf der anderen Seite ist die Börse nun mal so: Ein ewiger Kampf zwischen Bullen und Bären.

Eine regulierte Börse, auf der es keine shorties gäbe, wäre gar keine Börse! Ich fände es gut, wenn in D auch Leerverkäufe möglich wären.

Nur das perverse Spiel mit den Future-Indizies sollte unbedingt eingeschränkt werden!

Gruss Stephan

avalon - Dienstag, 13. März 2001 - 16:05
Mir ist jeder sympatisch der an der Euphorie im letztes Jahr verdient hat und kein Guru oder Hotline Betreiber ist.

Wenn die Shortseller ihren Teil dazu beigetragen haben, daß die Übertreibung ein Ende fand setze ich auf Stephans Ansicht noch einen drauf und sage "ein Hoch auf die Jungs !"

Sollten sie wie Stephan vermutet in der Übertreibungsphase die Euphorie noch angeheizt haben dann immerhin ein Kompliment an die Short Seller daß sie wenigstens versucht haben völlig
überteuerte Aktien in gewissen Grenzen zu halten.

Noch ein zwei Jahre wie die vergangenen und wir wären auf dem japanischen Weg gelandet, so haben wir wenigstens eine Chance nach einer längeren Baisse wieder normale Märkte zu bekommen.

Eine Baisse schadet nicht aber ein Bubble wie in Japan Ende der 80er tötet jeden Langfristanleger.

Und Laurin - wenn schon Sorgfaltspflicht des Staates, was eh Unsinn ist an der Börse, dann
gefälligst im Sinne der Vermeidung von Übertreibungen nach oben.

Der wahre Schwachsinn ist nämlich sich mit Aktien reich zu rechnen, mehr Geld aus zu geben als man
verdient (negative Sparquote) und sich auf ständig steigende Aktienkurse zu verlassen.

Ich nehme den Amis die Altersvorsorgegeschichte schon lange nicht mehr ab - dann würden sich die
Indices nicht so rasant entwickelt haben, nein da wird in erster Linie an schnellen Reichtum gedacht, genau wie bei uns seit Einführung des NM.

Außerdem werden an der Börse keine Billionen vernichtet wenn die Kurse fallen, sondern nur umverteilt.
Jeder der zum Höchstkurs kaufte hat schließlich einen Gegenspieler gehabt der ne Menge Geld
damit in Sicherheit brachte.

Avalon

chinaman - Dienstag, 13. März 2001 - 16:46
Bei dieser Argumentation von Avalon empfinde ich die volkswirtschaftliche Bedeutung der Börse als völlig unberücksichtigt. Durch diese Übertreibungen (nach oben und unten) werden wichtige Anlegerschichten erstmal wieder auf Jahre von der Börse vergrault. Das Pflänzchen Aktienkultur wird ausgetreten. Innovative junge Unternehmen werden sich auf Jahre schwer tun, wieder halbwegs risikobereite Anleger zu finden.

Provokativ: Alles scheiß egal, Hauptsache die eigene Kohle stimmt ...

:-)
Gruß
Chinaman

chinaman - Dienstag, 13. März 2001 - 16:48
Und jeder der zum Tiefstkurs verkauft hat auch einen Gegenspieler, oder ???

:-)
Gruß
Chinaman

prof_b - Dienstag, 13. März 2001 - 16:58
"Innovative junge Unternehmen". Wären die Unternehmen am NM tatsächlich nur innovativ und jung gewesen, würde ich dieses Statement mit unterschreiben.

Aber wenn ich mir die EM-TV, Intershop, Gigabells so ansehe,

Mehr als die Hälfte der Unternehmen am NM dürften wohl auf Dauer nicht allein überlebensfähig sein, wurden aber sehr wohl den Privatanlegern von den Banken aufgeschwatzt! Da haben Altaktionäre, Banken, Börsenbriefe usw richtig gut verdient!

Auch für diese Börsengänge gilt:

"Alles scheiß egal, Hauptsache die eigene Kohle stimmt ... "

Darum muss der Privatanleger auch keine Skrupel haben, Geld verdienen zu wollen. Jeder der an der Börse verkauft, glaubt ja irgendwie, dass diese Aktie jetzt fällt. Somit will er ja genaugenommen den Käufer übers Ohr hauen, oder?

Wer an der Börse agiert,
- will Geld verdienen
- riskiert Verluste

Schönen Abend noch - Prof

chinaman - Dienstag, 13. März 2001 - 17:27
Das Problem liegt ja gerade darin, daß nun die EM.TVs und Gigabells (bei Intershop zögere ich noch etwas die im gleichen Atemzug zu nennen) das Marktsegment für junge innovative Unternehmen für Jahre verbrannt haben. Unternehmen die bspw. bis zur Börsenreife warteten, haben nun kaum noch Chancen auf Risikokapital.

Natürlich haben hier gerade auch die Banken viel zum momentanen Desaster beigetragen, die die kurzfristige Gewinnmaximierung ganz klar gegenüber den langfristigen Perspektiven bevorzugt haben. Damit dürften sie der Wirtschaft mal wieder einen Bärsendienst erwiesen haben.

:-)
Gruß
Chinaman

aquamarin - Mittwoch, 14. März 2001 - 10:43
Datum: 14. Mär. 2001 Quelle: Flife - Team

Hannover Rück erwirtschaftet 360 Mio. Euro Gewinn nach Steuern

Die Hannover Rückversicherung AG konnte im Geschäftsjahr 2000 den Gewinn nach Steuern inklusive
eines Steuereffektes aus der Steuerreform um rund 78 Prozent auf etwa 360 Mio. Euro steigern. Die
Bruttoprämieneinnahmen seien um 25 Prozent auf 8,4 Mrd. Euro gestiegen, teilte der Versicherer am
Mittwoch mit. Für das laufende Jahr geht das Unternehmen von einem zweistelligen und profitablen
Wachstum aus. Für das abgelaufene Geschäftsjahr sei darüber hinaus vorgesehen, die Senkung des
Körperschaftsteuersatzes zu nutzen, um die Dividendenausschüttung nochmals zu erhöhen. Für das
Jahr 1999 waren 2,91 Euro je Aktie ausgezahlt worden.

stephan - Mittwoch, 14. März 2001 - 11:02
Danke aquamarin!

Das war aber schnell! Offizielle Presseerklärung ist noch nicht draussen.

Mit einem solch riesigen Anstieg hätte ich nach Clarendon nun wirklich nicht gerechnet. Bin gespannt auf die Details...

Sehe gerade die offizielle Meldung:

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Hannover, 14. März 2001: In einem Pressegespräch in Frankfurt berichtete der Vorstandsvorsitzende der Hannover Rück, Wilhelm Zeller, über die vorläufigen Ergebnisse des Geschäftsjahres 2000 sowie über die Erkenntnisse aus der so genannten Erneuerungssaison in der Schaden-Rückversicherung, d. h. der jährlichen Vertragsverhandlungen der Rückversicherer mit ihren Kunden.

Vorläufiges Ergebnis 2000

Für die Bruttoprämieneinnahmen der Hannover Rück-Gruppe im Geschäftsjahr 2000 geht Zeller von einem Wachstum um 25 % auf ca. 8,4 Mrd. EUR (Vj. 6,7 Mrd. EUR) aus; davon sind 5 Prozentpunkte auf Veränderungen der Währungskurse zurückzuführen. Träger dieses Wachstums sei mit der höchsten Wachstumsrate (75 %) die Finanz-Rückversicherung, betonte Zeller. Aber auch das weltweit unter der Marke Hannover Life Re betriebene Personen-Rückversicherungsgeschäft habe ebenfalls kräftig ausgebaut werden können und verzeichne einen Zuwachs von 19 % (Vorjahr um einen Einmaleffekt bereinigt). Stark gewachsen sei mit 32 % auch das Programmgeschäft, zu dem neben der amerikanischen Clarendon Insurance Group erstmals auch die Aktivitäten der Inter Hannover in London beigetragen hätten. In der Schaden-Rückversicherung habe man in den Vorjahren aufgrund unzureichender Bedingungen eine deutliche Zurückhaltung gezeigt. Nachdem aber bereits im Verlauf des Jahres 2000 Verbesserungen in einigen wenigen, aber wichtigen Märkten spürbar wurden, habe auch dieses Geschäft nicht zuletzt infolge einiger Sondertransaktionen mit 26 % wieder sehr erfreulich zum Wachstum beigetragen.

Die Ergebnissituation sei von sehr unterschiedlichen, teilweise gegenläufigen Effekten geprägt. In der Schaden-Rückversicherung seien einerseits die Brutto-Belastungen aus Großschäden von 468 Mio. EUR im Jahre 1999 auf ca. 140 Mio. EUR (Netto von 213 Mio. EUR auf 40 Mio. EUR) im Jahre 2000 zurückgegangen. Andererseits hätten die unzureichenden Bedingungen aus den Vorjahren noch nachgewirkt, so dass sich im Saldo nur eine geringe Verbesserung ergebe. Im Programmgeschäft sei durch zwei Einmaleffekte ein spürbarer Ergebnisrückgang zu verzeichnen (vgl. Pressemitteilung vom 8. März 2001). In der Personen- und der Finanz-Rückversicherung würden voraussichtlich die Planziele erreicht.

Zeller betonte die weit fortgeschrittene Diversifizierung des Rückversicherungsgeschäftes der Hannover Rück, in der die traditionelle Schaden-Rückversicherung infolge des kräftigen Ausbaus der neuen Geschäftsfelder nur noch ca. 40 % des gesamten Geschäftsvolumens ausmache. Zusammen mit der Personen- und der Finanz-Rückversicherung sowie dem Programmgeschäft habe man vier unabhängige Ertragsquellen. Selbst wenn ein einzelnes Segment eine schwierige Phase durchmache, könne dies so erfolgreich ausgeglichen werden.

Bei leicht rückläufigem Vorsteuerergebnis sei das Nachsteuerergebnis maßgeblich von der Senkung des Körperschaftsteuersatzes von 40 % auf 25 % geprägt. Diese habe zu einer Neuberechnung der latenten Steuern und im Ergebnis zu einem zusätzlichen Ertrag von ca. 200 Mio. EUR geführt, erklärte Zeller. In diesem Licht sei auch das Kapitalanlageergebnis zu sehen: Bei leicht erhöhten ordentlichen Erträgen sei im zweiten Halbjahr auf die Realisierung von Abgangsgewinnen fast vollständig verzichtet worden. Entsprechend sei das Kapitalanlageergebnis insgesamt gesunken. Inklusive des Sondereffektes aus der Steuerreform steige der Nachsteuergewinn aber um ca. 78 % auf etwa 360 Mio. EUR. Man habe darüber hinaus vorgesehen, die Senkung des Körperschaftsteuersatzes in Deutschland zu nutzen, um die Dividendenausschüttung nochmals zu steigern.

Ausblick auf 2001

Nach den vorläufigen Ergebnissen für das vergangene Jahr gab Zeller einen detaillierten Einblick in die Erwartungen für das laufende Jahr, insbesondere in der Schaden-Rückversicherung. Da in diesem Geschäftsfeld ein großer Teil der Rückversicherungsverträge jeweils zum 1. Januar eines Jahres neu abgeschlossen („erneuert“) würde, veranstalte die Hannover Rück jeweils im Februar eine interne ”Erneuerungskonferenz”. Dabei präsentierten die Marktverantwortlichen die Ergebnisse ihrer Verhandlungen mit ihren Kunden, den Erstversicherern. Das Management erhalte hier einen komprimierten und aktuellen Überblick über den Zustand der Schaden-Rückversicherungsmärkte in der ganzen Welt.

Die Entwicklungen, über die die Marktverantwortlichen dieses Jahr berichteten, seien nahezu vollständig als positiv zu beurteilen. Das bedeute, dass in allen Märkten der Negativtrend endgültig zum Stillstand gekommen sei. In einigen Märkten seien erste – zum Teil sogar deutliche – Ratenerhöhungen und Konditionsverbesserungen zu verzeichnen. In Teilbereichen sei sogar ein Prämienniveau erreicht worden, das bereits ein erhebliches Wachstum ermöglicht hätte.

Nachdem eine entsprechende Entwicklung bereits vor einem Jahr erwartet, aber im Wesentlichen enttäuscht worden war, hätten die meisten Marktteilnehmer die notwendigen Verbesserungen in dieser Erneuerung konsequenter umgesetzt. Die Gründe dafür sind nach Zellers Einschätzung die unbefriedigenden Ergebnisse der Vorjahre, insbesondere im Jahr 1999. Die Eigentümer – und bei den börsennotierten Unternehmen speziell die Aktienmärkte – hätten ganz offensichtlich eine angemessene Verzinsung ihres investierten Kapitals eingefordert. Dies bestätige die Richtigkeit der Strategie der Hannover Rück, in den schwachen Marktphasen der zyklischen Schaden-Rückversicherung Zurückhaltung zu üben und so Verluste zu vermeiden, die aus Marktanteils- und Volumendenken resultierten. Jetzt sei man bereit, den Marktaufschwung überproportional zu nutzen und erwarte auch für das Jahr 2001 ein zweistelliges, profitables Wachstum.

So hätten sich z. B. in den USA, mit ca. 20 % Gesamtanteil der größte Auslandsmarkt in der Schaden-Rückversicherung der Hannover Rück, die Raten in vielen Segmenten der nichtproportionalen Rückversicherung um bis zu 30 % verbessert, teilweise sogar darüber hinaus. Aus der proportionalen Rückversicherung, bei der sich der Rückversicherer mit einem festgelegten Anteil am Verlauf eines Erstversicherungsbestandes beteiligt, habe man sich in den Vorjahren fast gänzlich zurückgezogen. Nach vergleichbaren Prämienerhöhungen auf den Erstversicherungsmärkten, einer Senkung der Rückversicherungsprovisionen und der Verbesserung der Vertragsbedingungen sei aber auch dieses Segment vorübergehend nicht unattraktiv und entsprechend opportunistisch ausgebaut worden. In verschiedenen Teilmärkten, insbesondere des Haftpflichtgeschäftes, reichten diese Erhöhungen leider aber noch nicht aus, so dass hier weiterhin ein selektives Vorgehen notwendig sei.

In Deutschland seien positive Entwicklungen lediglich in Ansätzen zu beobachten gewesen. Es seien weitere Verbesserungen nötig, bevor auch hier wieder spürbar zugelegt werden könne. Eine 5 bis 10-prozentige Prämiensteigerung in der Kraftfahrt-Erstversicherung und eine leicht darüber hinausgehende Verbesserung der Rückversicherungs­konditionen, so Zeller, seien bei weitem noch nicht genug. Dies gelte sogar noch verstärkt für das industrielle Feuergeschäft, in dem die Sanierungsbemühungen erst allererste Ansätze gezeigt hätten.

Auf dem Londoner Markt seien demgegenüber die Bedingungen für die Rückversicherung deutlich verbessert. Dies sei insbesondere darauf zurückzuführen, dass dieser Markt von kleineren und mittelgroßen Rückversicherern (Lloyd’s-Syndikate und Gesellschaften) geprägt werde. Diese seien auf eigene Rückversicherung (Retrozession) angewiesen. Da solche Kapazitäten kaum mehr, und wenn überhaupt, nur zu erheblich verschlechterten Konditionen zur Verfügung stünden, sei der Druck zu Prämienerhöhungen hier am höchsten gewesen.

Erwähnenswerte Entwicklungen, so Zeller, hätte es auch in Lateinamerika gegeben. Diese Märkte seien insgesamt vom Sach- und Katastrophengeschäft geprägt, das sich nach Jahren des Prämienverfalls sowohl in der Erst- als auch in der Rückversicherung ebenfalls überdurchschnittlich positiv entwickelt hätte.

Mit teilweise zwar erheblichen Unterschieden ließen sich positive Entwicklungen auch in anderen Märkten beobachten. In Ländern, die in den Vorjahren von Naturkatastrophen betroffen waren, wie z. B. Frankreich, Türkei, Griechenland, Taiwan oder Japan, sei die Nachfrage nach Kapazität für Naturgefahrendeckungen deutlich angestiegen und hätte so den generellen Aufwärtstrend unterstützt. Im sonstigen – nicht katastrophenexponierten – Geschäft der Schaden-Rückversicherung sei der Tiefpunkt zwar überall erreicht. Konditions- und Prämienverbesserungen seien aber nur in Ansätzen spürbar. Daher seien die Verhältnisse hier bei weitem noch nicht ausreichend. Man hoffe aber, dass sich die „Terms of Trade“ im Verlauf des Jahres noch weiter verbessern.

Für die drei sonstigen Geschäftssegmente Personen- und Finanz-Rückversicherung sowie das Programmgeschäft erwarte man einen normalen und planmäßigen Geschäftsausbau mit wiederum zweistelligen Zuwachsraten, so dass insgesamt mit einem Prämienwachstum von ca. 15 % auf über 10 Mrd. EUR zu rechnen ist. Aufgrund der positiven Entwicklung in der Schaden-Rückversicherung, planmäßigem Gewinnwachstum in der Finanz- und Personen-Rückversicherung und Gewinnbeiträgen auch wieder aus dem Programmgeschäft erwarte man für 2001 ein deutlich steigendes Vorsteuerergebnis.

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Aha, Vorsteuer-Ergebnis durch clarendon enttäuschend. Aber die Transparenz und Ausführlichkeit beeindruckt mich auf den ersten Blick. Ich muß die lange Meldung jetzt aber nocheinmal genau durchgehen.

Gruss
Stephan

stephan - Mittwoch, 14. März 2001 - 11:36
Der Ausblick sieht sehr positiv aus.

Ich denke, ich kann die HR weiterhin als langfrisitige Anlage betrachten. Der weitere Vorsteuer-Ergebnis Rückgang tut zwar weh, und überrascht mich schon sehr, aber die Substanz wird durch die Postionierung und das mögliche Überschreiten der Schallmauer von 10 Mrd. Euro Bruttoprämienvolumen in 2001 immer sichtbarer. Viellecht wird ja die HR auch mal von der Börse als Big Player bewertet.

Das gute Prämienwachstum muß aber in nächster Zukunft auch in steigende operative Erträge verwandelt werden, sonst werden auch die treuesten Aktionäre die Geduld verlieren. 500 Mio Euro müssen einfach 2001 mindestens als Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit erwirtschaftet werden.

Auf eine höhere Dividende durch Sondereffekte will ich mich auch nicht richtig freuen. Ich hoffe der HDI hat hier nicht auf eine Ausschüttung gedrängt. Halte ich aber für wahrscheinlich...

Meine langfrisitge positvie Einschätzung halte ich bei. Man sieht nur, das man auch und eigentlich insbesondere konservative Basisinvestments genauestens unter die Lupe nehmen muß.
Außerdem ist das Bewertungsniveau so niedrig, daß die HR noch einige Probleme mehr haben könnte und diese auch schon eingepreist wären. Die Marktkapitalisierung beträgt so um die 2,6 Mrd Euro.

@avalon
Ich gebe zu, Deine Einschätzung zum Kaufzeitpunkt war doch etwas treffsicherer...

Gruss
Stephan

aquamarin - Mittwoch, 14. März 2001 - 11:42
Liest sich alles sehr gut. Bis auf:

"Bei leicht rückläufigem Vorsteuerergebnis sei das Nachsteuerergebnis maßgeblich von der Senkung des Körperschaftsteuersatzes von 40 % auf 25 % geprägt. Diese habe zu einer Neuberechnung der latenten Steuern und im Ergebnis zu einem zusätzlichen Ertrag von ca. 200 Mio. EUR geführt, erklärte Zeller."

Damit sinkt das Vorsteuerergebnis im zweiten Jahr in Folge. Das will mir gar nicht gefallen. Ab 2001 soll es auch hier endlich aufwärts gehen - schaun wir mal. Jedenfalls kein Nachkauf, da mein Kriterium nicht erfüllt wurde.

Weiss übrigens jemand, ob der zusätzliche Ertrag durch die Neuberechnung der latenten Steuern einmalig ist oder von nun an jedes Jahr anfällt?

Aquamarin

stephan - Mittwoch, 14. März 2001 - 12:27
Der Ertrag ist natürlich einmalig!
Jedes Jahr ein Sonderertrag von 200 Mio Euro wäre ja auch etwas viel verlangt.

Gruss
Stephan

stephan - Donnerstag, 22. März 2001 - 14:25
An alle unsere auf Liquiditätsreserve sitzenden Boardler! (bsp.: - Avalon)

Wie wärs jetzt mit der HR?

Nach einem Bericht von BO soll der HDI seinen Anteil im nächsten Jahr schon auf 50,1 % veringern. Ein Dorn im Auge ist allerdings die viel zu hohe Dividende (laut BO: 3,75 Euro). Da will der HDI nocheimal ein schönes Abschiedsgeschenk mitnehmen.

Das die HR in 2 hintereinanderliegenden Jahren den Vorsteuergewinn reduziert hat, ist katastrophal, aber eingepreist. Wenn zukünftig das sehr gute Prämienwachstum auch im Ertragswachstum sichtbar wird, halte ich auf der jetzigen Basis eine p.a. Rendite von ca. 20% für die nächsten 3 Jahre für realistisch.

Natürlich wäre ein Einstieg zwischen 60 und 70 Euro noch lukrativer, aber da müßte die Baisse ja noch ein Weilchen wüten.

Gruss
Stephan

PS: Nein, ich suche nicht verzweifelt Abnehmer für meine HR Aktien. Ich würde nur gerne wissen, warum man jetzt nicht investiert.

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