Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Uber & Lyft: Archivierte Beiträge bis 14. Mai 2019
al_sting - Sonntag, 14. April 2019 - 09:06
Lyft ist gerade an die Börse gegangen, mit einer sportlichen Bewertung von 25 Mrd USD bei 2,2 Mrd Jahresumsatz und 0,9 Mrd Jahresverlust. Uber will auch schnell an die Börse, angeblich mit der sechsfachen Bewertung von Lyft.

Nach meiner Wahrnehmung drängen Lyft und Uber jetzt so rasant an die Börse, weil sie den begründeten Eindruck haben, dass sich das Zeitfenster starker Verkäufermärkte für Wachstumsfirmen mit hohen „Einhorn“-Bewertungen für Verlustträger bald schließt.
Dm Eindruck stimme ich zu, sodass ich hier über eine weitere Short-Wette nachdenke.

Zudem ich denke, dass der politische Druck auf diese Branche auf globaler Ebene kaum nachlassen dürfte, Stichwort Scheinselbstständigkeit der Fahrer etc. pp. Gerade Uber hat stetig und stark an seinem Ruf als unethisches Unternehmen gearbeitet, was dem öffentlichen Goodwill bei Konflikten in verschiedenen Ländern auch zukünftig abträglich ist.

Lyft kam auch direkt nach dem Börsengang unter starkes Feuer von Shortsellern, derzeit soll die Short-Quote 2/3 des Freefloat betragen.
Einerseits erscheint mir die Short-Logik sehr überzeugend: Ich sehe gute Chancen, dass das größte Wachstum und damit die größte Zukunftshoffnung schon vorbei ist, die aber noch in den Kursen eingepreist ist - von der Profitabilität zu schweigen.
Andererseits bietet sich so eine hohe Shortquote zum Cornern und Shortsqueeze geradezu an.

Daher denke ich bei Uber & Lyft ebenfalls über Put-Zertifikate mit nicht zu kurzer Laufzeit nach, durch die das Verlustrisiko klar begrenzt ist und mit denen sich temporäre Shortsqueezes locker aussitzen lassen.

Was denkt ihr zu Put-Wetten auf Lyft und/oder Uber?

Da mich Uber noch mehr als Lyft für eine Putwetten reizt: Hat jemand Erfahrungen, wie schnell vor oder nach einem Börsengang man Puts kaufen kann und wie die effizient Preisfindung solcher Zertifikate in diesen Starttagen aussieht? (Stichwort Spread etc.)

@Levdul: Sonderfrage an dich als Zertifikate-Experten: Welche Put-Zertifikate würdest du empfehlen, unter Betrachtung von Zeithorizont und -kosten sowie Risiko- und Sicherheitsabwägung?

prof - Sonntag, 14. April 2019 - 18:49
Bei Uber wäre ich rein gefühlsmäßig vorsichtig mit einer Put Wette. Hier könnten erst einmal viele Fans dieser Innovation den Preis nach oben treiben.

xenon - Montag, 15. April 2019 - 09:50
Mit Lyft habe ich entsprechend einer Feingold-Research-Empfehlung in 3 Tagen 30 % mit einem Short-Zerti erzielt - trotz der immer noch sportlichen Bewertung wäre ich bei der hohen Shortquote vorsichtig - nach einem Börsengang wartet man in den ersten Monaten immer mit tollen Mitteilungen auf ... bei Uber wäre ich auch vorsichtig - treffen den Nerv der jungen Generation: noch ein eigenes Auto zu haben ist uncool - tendenziell in der Zukunft bin voll auf Deiner Seite: die Bewertungen sind irre, politischer Druck ... mit ein bisschen Geduld wird es noch bessere Einstiegszeitpunkte geben.
Ansonsten werden die Wachstumsfirmen jetzt durchgepeitscht (die Stimmung dafür ist großartig, das Geld sitzt locker) - man sollte nicht vergessen, wie viel Geld diese Firmen absorbieren, die für Kursanstiege in anderen Aktien "Fehlen".

levdul1 - Montag, 15. April 2019 - 10:57
@ al

Die sicherste Variante sind reverse Bonus-Zertifikate. Diese wird es auf diese beiden Aktien nicht geben.

knockout-Zertifikate haben den starken Nachteil, dass beim einmaligem Überschreiten einer Schwelle, das Spiel mit Totalverlust vorbei ist.

Optionsscheine hatten wir zum Thema Tesla besprochen. je höher die Volatilität, desto höher das Aufgeld. Es wird viel davon abhängen, mit welcher Vola die Optionscheine auf deine beiden Firmen bepreist sind.Pi x Daumen: Vola unter 30 % = OK, über 50 % = sehr teuer.
In den meisten Optionschein-Übersichten wird die implizierte Volatilität mit aufgeführt.

@Xenon: Welchen Typ Zertifikat hast du denn für die Spekulation gegen Lyft verwendet ?

xenon - Montag, 15. April 2019 - 12:35
OPEN END TURBO BEAR AUF LYFT INC.(WKN CP77CV)
- hat momentan einen Hebel von 2 und 50 % bis zum k.o. - meine "Bear"-Strategie ist, in eine Übertreibung (kann Wochen und Monate anhalten) hinein mit einem geringen Hebel jeweils 1/3 der Position in Tranchen zu kaufen.
Ich weiß - "richtige Anleger" kaufen keine Hebelprodukte mit k.o. - schon gar nicht nach - irgendwie ist es die persönliche Arroganz, "schlauer als der Markt zu sein" - der Totalverlust ist manchmal die Strafe. Dieser sollte verschmerzbar sein.
Im Übrigen wäre es eine gute Idee, sich einmal Gedanken zu machen, welche Aktien in fallenden Märkten überproportional verlieren werden (das schlechteste Unternehmen im schlechtesten Marktsegment) - ein paar Kandidaten hätte ich schon ...

al_sting - Dienstag, 16. April 2019 - 15:02
@ Xenon: Glückwunsch!
Aber ich selber würde vor einem KO-Zertifikat auch zurückscheuen. Falls Prof recht hat und die große Fanschar die Aktie auch nur kurz zu weit nach oben kauft, bin ich schnell neese.

@Levdul: Dann bitte ich dich mal um deine Discount-Empfehlung, wenn der Börsengang von Uber ansteht oder gerade durchgegangen ist. Einfach um es mal auszuprobieren.

prof - Dienstag, 16. April 2019 - 18:25
@al: Mit einem Discount spekulierst Du aber immer eine Spekulation auf steigende oder seitwärts laufende Kurse. Er würde also Deinem Pessimismus nicht entsprechen.

al_sting - Dienstag, 16. April 2019 - 19:33
Hmm, klingt nach einem guten Punkt.
@Levdul: Ist das so, oder hattest du eine andere Art von Discount im Kopf?

levdul1 - Dienstag, 16. April 2019 - 20:43
Prof hat natürlich vollkommen recht. Bei Discount-Zertifikaten kauft man mit Discount und nimmt dafür eine gedeckelte Gewinnmöglichkeit in Kauf. Sie sind das geeignete Mittel um vorsichtig in ausgebombte Werte zu investieren.

Bei Short-Spekulationen gibt es diese 'sicheren Häfen' leider nicht. Ich benutze die oben beschriebenen Möglichkeiten und alle beinhalten leider die von dir zu recht gefürchteten versteckten Kosten.

prof - Dienstag, 16. April 2019 - 22:07
Ich bin der Meinung, dass der Emittent auch bei einem Discount Zertifikat die Bedingungen zu seinen Gunsten berechnet!?

levdul1 - Mittwoch, 17. April 2019 - 00:41
Der Emittent wird sicherlich nicht ärmer bei der Sache. Aber durch den Einstandskurs und die maximale Auszahlungsumme sind Discount und möglicher Gewinn fest definiert. Es gibt später keine bösen Überraschungen.

covacoro - Mittwoch, 17. April 2019 - 08:48
Es gibt auch Discount Puts ...

Die Ausgestaltung von Zertifikaten und die kreativen Namen sind so zahlreich, dass man darüber eigentlich nur diskutieren kann, wenn man zwei WKNs direkt vergleicht.

Die eingepreisten Kosten hängen ja auch davon ab, wie kompliziert das Zertifikat hinter den Kulissen gebaut ist.

xenon - Mittwoch, 17. April 2019 - 10:44
Der Vorteil von Discount-Puts, wie auch -Calls ist, dass man während der Laufzeit nicht "ausgestoppt" werden kann - die Spreads sind manchmal groß, besonders außerhalb der regulären Börsenhandelszeiten.

al_sting - Freitag, 10. Mai 2019 - 21:39
Heute ist Uber an die Börse gegangen, Börsenbewertung etwa 80 Mrd$.
Für mich völlig utopisch bei dieser stetig Verluste schreibenden Firma.
Und wie schon geschrieben, wollte ich auf Uber einen zweiten Short mittels Put starten.
Dabei habe ich im Optionsscheinselektor auf zwei Punkte geachtet, die den Short ein bisschen konservativer gestalten sollen:
1. Möglichst weit im Geld, um schon mit relativ kleiner Verlustspanne einen Break Even zu erreichen - dafür ist dann die Hebelung niedriger.
2. Möglichst lange Laufzeit, um Entwicklungen gut aussitzen zu können. Zudem ist der Zeitverlust je Tag am Laufzeitende nach meinem Verständnis am höchsten.

Am weitesten kam mir dabei entgegen: Citigroup Global Mkts Europe Put 19.12.19 UberTech 56
WKN CP9PE5, ISIN: DE000CP9PE56
Laufzeit: Bis 19.12.19
Basispreis: 56 $
Bezugsverhältnis: 10:1

Kurs Basiswert: 42,73 $
Break Even: 36,40$
Aufgeld: 15,05%

Implizite Volatilität: 83,8%
Theoretischer Wert: 1,75€
Innerer Wert: 1,17€

Preis Brief: 1,80€
Kauf halbe Position, 3.500 Stück aus dem Brief

1,80 x 3.500 = 6.300€

levdul1 - Sonntag, 12. Mai 2019 - 14:25
Ich möchte ja nicht unken, aber der OS ist recht teuer. All deine Überlegungen sind vollkommen richtig, aber eine implizierte Volatilität von über 80 % ist schon der Hammer. (Bei Tesla hatten wir uns über Werte um die 50 % beklagt.)

Ich wünsche dir, dass der Kursverfall schnell eintritt, da das Halten des Scheines sich durch den Aufgeldverfall zur Tortur gestalten könnte.

Viel Glück !

al_sting - Montag, 13. Mai 2019 - 14:37
Ja, die Vola ist sehr hoch. Und im Kern wette ich auch auf einem schnellen Kursverfall, mindestens 15% (Aufgeld) in 7 Monaten (Laufzeit).

Lyft hat da ja gut vorgelegt, das stärkt meine Hoffnung. Ich sehe gute Chancen, dass unter all den Einhörnern die verlustträchtigen ohne sauberes Geschäftmodell (z.B. ohne positiven Cashflow) kurz nach Börsengang geschlachtet werden.

Zum Teil ist es auch ein Experiment, um Erfahrungen zu sammeln: Wie schnell fallen Aufgeld und Vola nach einem Börsengang (oder steigen sie gar?), wie schnell nach dem Börsengeld werden Puts mit längeren Laufzeiten und entsprechend kleinerem relativem Aufgeld herausgegeben usw.
Gewissermaßen der Gegenentwurf zu Profs IPO-Wetten: Rechnet es sich eher, direkt beim Börsengang mit Puts einzusteigen oder eher etwas zu warten und die Aktie an der Börse ankommen zu lassen?

prof - Montag, 13. Mai 2019 - 14:58
Heute läuft es ja Bestens für Deinen Put!

al_sting - Montag, 13. Mai 2019 - 15:21
Ich denke, dass die aussagekräftige Kurssetzung für Uber in den USA stattfindet, also für Deutschland gesehen abends.
Lass uns also den Tag nicht vor dem Abend loben. ;-)

prof - Montag, 13. Mai 2019 - 22:38
Der US-Markt hat gesprochen.

Die Uber Erfahrung solltest Du vielleicht nicht überbewerten. Hätte die Wallstreet in den beiden vergangenen Tagen haussiert, ständen Uber jetzt wohl bei 50 US$

al_sting - Dienstag, 14. Mai 2019 - 09:56
Wow! Das Aufgeld für diesen Put wurde über Nacht radikal gekürzt, so dass er jetzt trotz des Kursrutsches von Uber günstiger als bei meinem Erwerb ist.
Kurs gestern bei Börsenschluss: 2,05€; Kurs aktuell 1,73€

Aktuelle Daten:
Kurs Basiswert: 37,10 $ (Bei Kauf 42,73 $)
Break Even: 36,96$ (Bei Kauf 36,40$)
Aufgeld: 0,38% (Bei Kauf 15,05%)

Implizite Volatilität: 44,96% (Bei Kauf 83,8%)
Theoretischer Wert: 1,70€ (Bei Kauf 1,75€)
Innerer Wert: 1,68€ (Bei Kauf 1,17€)

Die rapide Neubewertung beeindruckt mich. Ich hatte mir einer relativ sanften, automatischen Anpassung von Vola und Aufgeld gerechnet, nicht mit so einem radikalen Schnitt über Nacht. Aber ich bin ja erst dabei, diese Gattung der Wertpapiere kennenzulernen.

Sei es drum. Ich hatte mich nach dem Kauf etwas über einen Rechenfehler geärgert. Eine halbe Position entspricht nicht 6.300€ = 3.500 Puts, sondern aktuell eher 8.250€ = 4.500 Puts. Da wieder der Anfangspreis geboten wird, kann ich das korrigieren:
Kauf 1.000 Stück aus dem Brief, Kurs 1,73€
- 1.000 x 1,73€ = 1.730€

Neue Position: 4.500 Stück, Gesamtkosten 8.030€, durchschnittlicher Kaufpreis: 1,784€

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