Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Großbritannien: Archivierte Beiträge bis 17. Dezember 2018
prof - Mittwoch, 7. November 2018 - 10:31
Ja, Deine Gedanken sind nachvollziehbar. Die Frage ist in der Tat, wieviel schon eingepreist ist. "Meine" BP sind wohl eher international aufgestellt und ein Ölpreis Call ohne Verfall mit hoher Dividende. Da erschrickt man nicht ganz so stark über die hohen Preise an der Tankstelle. ;-)

Mehr beunruhigt bin ich über Italien und unsere MutuiOnline. Hier könnte es mal richtig knallen. Wie denkst Du darüber?

al_sting - Mittwoch, 7. November 2018 - 10:53
Ganz ehrlich, ich kann Italien nicht gut einschätzen. So lange ich denken kann, frage ich mich, wie Italien politisch funktionieren kann, aber dafür funktionieren sie ganz passabel. 50 Regierungen in 50 Jahren oder so, das ist eine ganz andere Kategorie, als ich als Deutscher verstehen kann.

MutuiOnline kennt Italien und hat die Finanzkrise profitabel durchgestanden, anschließend waren sie stärker als zuvor. Sie profitieren von dem wachsenden Online-Geschäft auf verschiedenen Ebenen. Ich denke, durch die Kostenvorteile wird die Orientierung zu Online-Geschäften in Krisenzeiten eher noch weiter beschleunigt. Ich meine, Mutui trägt auch keine Schulden mit sich herum, so dass ich auch keine Sorgen bei steigenden Zinsen für italienische Unternehmen habe.
Daher will ich MutuiOnline unbedingt halten, und deutliche Kursschwächen werden eher zu temporären Zukäufen genutzt.

BP (und Shell) sehe ich genauso wie du: Brexit sollte dafür keine große Relevanz haben.

covacoro - Mittwoch, 7. November 2018 - 20:08
Belese mich gerade zu Italien und werde Anfang Dezember im Rückspiegel auf meinem Blog etwas schreiben. UK war ja im Oktober Thema ...

covacoro - Mittwoch, 7. November 2018 - 20:09
Ach ja, noch eine Frage, meine Watchlist für Grossbritannien ist leer, wollen wir mal eine Sammlung interessanter Werte starten?

Covacoro

prof - Mittwoch, 7. November 2018 - 20:28
Mein Beitrag AON: sind im S&P 500 gelistet und ein Rückversicherer. Sehr attraktiver Chart, heute auf ATH.

al_sting - Mittwoch, 7. November 2018 - 21:03
Gute britische Firmen, ganz spontan: Aggreko, Admiral, Hargreaves Services, Record. ;-)
MMI mag noch Majestic Wine, hat mich aber nicht ganz überzeugt. http://valueandopportunity.com/?s=Majestic+Wine

prof - Donnerstag, 8. November 2018 - 11:38
Chartsenf
Aggreko: Solider Abwärtstrend
Admiral: Neutral
Hargreaves: Eventuelle Trendwende
Record: Nur in London mit erheblichem Spread handelbar

levdul1 - Donnerstag, 8. November 2018 - 12:15
Ich habe im Wikifolio noch Shire und BAT, welche beide keine reinen britischen Werte sind, aber hauptsächlich an der Börse London gehandelt werden.

Privat halte ich noch Positionen an Reckitt Benckiser, Withbread und Playtech.

prof - Donnerstag, 8. November 2018 - 12:35
Whitbread sehen charttechnisch sehr nach einer Trendwende aus.

covacoro - Donnerstag, 8. November 2018 - 17:56
Danke, die schaue ich mir mal fundamental an.
Und vielleicht laufen mir ja auch noch interessante Unternehmen vor die Flinte.

Covacoro

levdul1 - Freitag, 9. November 2018 - 12:37
Croda und Easyjet fallen mir noch ein als wirklich vernünftige Unternehmen aus Großbritannien.

covacoro - Freitag, 9. November 2018 - 20:25
Erster Schwung angeschaut:

AON und Admiral - 2 Versicherungen, sehr profitabel, aber auch relativ teuer, da lasse ich die Finger davon.
Aggreko - Kenne die Artikel von mme, Profitablität war rückläufig und Aktie ist nicht billig, wenn man das KGV/KBV ansieht.
Hargreaves - Fundamental billig, Nebenwert, aber das Kohlebusiness schreckt mich ab.
Record - Finanzwert, Nebenwert, verdient nähere Betrachtung.
Whitbread - Hotel,Rest.,Cafe - fundamental nicht billig, die Kurssprünge sind schon irre.

Ein Wert für die Watchlist von mir:
Micro Focus PLC - Software - das wäre was für Stefan :-) Haben HPE gekauft und SUSE gehört dazu, eigentlich ziemlich billig... Bekommen die den Merger hin?

Covacoro

al_sting - Samstag, 10. November 2018 - 00:06
Faszinierend: An der LSE läuft bei Hargreaves, ähnlich wie bei Record, der Großteil der Trades offbook, so dass der normale Aktionär nicht mitmachen kann.
Der erste "On the book"- Handel fand Freitag um 16:06 Ubr statt, Kurs 3,30 britische Pfund = 3,7772€

--> 4.000 x 3,7772€ = 15.108,80 €

al_sting - Samstag, 10. November 2018 - 00:09
Faszinierend: An der LSE läuft bei Hargreaves, ähnlich wie bei Record, der Großteil der Trades offbook, so dass der normale Aktionär nicht mitmachen kann.
Der erste "On the book"- Handel fand Freitag um 16:06 Ubr statt, Kurs 3,30 britische Pfund = 3,7772€

--> 4.000 x 3,7772€ = 13.508,80 €
Rendite inklusive Dividenden: -278 € (-2,4%). Also eine rote Null.

prof - Samstag, 10. November 2018 - 13:21
@covacoro: "Whitbread - die Kurssprünge sind schon irre."
Die 10-15% Kurssprünge sehen in der ansonsten wenig volatilen Aktie irre aus. Bei vielen Nasdaq - Werten ist dies völlig normal, es fällt nur nicht so auf, weil sie quasi an der Tagesordnung sind.

Interessant ist, dass dieser Hotelwert trotz des anstehenden Brexit ein Dreijahreshoch erreicht hat. Bei einer Einigung wäre hier noch viel Potenzial nach oben!

al_sting - Sonntag, 16. Dezember 2018 - 23:22
Die Entwicklung der letzten Woche bezüglich der Brexit-Verhandlungen waren heftig:
- May hat die Abstimmung über den Vertrag mit der EU im Unterhaus zurückgezogen, weil die Niederlage unabwendbar war
- Danach haben die Brexit-Hardliner eine Misstrauensabstimmung lanciert und mit 37% zu 3% zwar deutlich verloren, aber ebenso deutlich gezeigt, dass May auf absehbare Zeit kaum eine Chance auf eine parlameeu ntarische Mehrheit hat.
- Anschließend hat die EU May recht unverblümt erklärt, dass es keine Nachverhandlungen geben wird.

May (und jeder mögliche Nachfolger) ist in einer Sackgasse, und die Chancen auf einen politischen Quasi-Zusammenbruch in Großbritannien, gefolgt von einem unregulierten Brexit, sind noch einmal deutlich gestiegen.

al_sting - Sonntag, 16. Dezember 2018 - 23:49
Sir Iwan Rogers, langjähriger (von May abberufener) EU-Botschafter der Briten, hat schon in der Vergangenheit immer mal wieder in (schriftlich veröffentlichten) Vorlesungen sehr klarsichtige und sachkundige Analyen über die Möglichkeiten, Risiken und Besonderheiten des Brexit-Prozesses gegeben. Am 14.12. hielt er an der Uni Liverpool eine Rede "The nine lessons of Brexit". Diese sah ich erstmals im "The Spectator" hinter einer Paywall. Aber wenn der conservative Spectator eine Rede von Iwan Rogers abdruckt, bin ich neugierig. Die Uni Liverpool hat die Rede netterweise ohne Paywall im Angebot: http://www.news.liverpool.ac.uk/2018/12/13/full-speech-sir-ivan-rogers-on-brexit/

Ich empfehle die Lektüre, es ist m.E. die beste Analyse des Brexit-Prozesses, der möglichen und wahrscheinlichen weiteren Entwicklungen und der zu erwartenden Konsequenzen, die ich zu dem Thema kenne. Hier zwei Ausschnitte im Zitat.

Aus den Ausführungen zu seiner vierten Lehre:
"As for the Prime Minister’s proposed model, the entire EU knows that where we have now reached derives from her putting the ending of free movement of people well above all other objectives, and privileging as near frictionless trade in goods as she can get over the interests of UK services sectors.
They are unsurprised by the former but surprised – sometimes gleefully by the latter, as it seems to point precisely to a deal skewed in their favour.
We have essentially sacrificed all ambition on services sectors in return for ending free movement, sold the latter as a boon (when amongst other things, it clearly diminishes the value of a UK passport), and presented the former as a regaining of sovereignty, when it guarantees a major loss of market access in much our largest export market."


Aus den Ausführungen zu seiner siebten Lehre:
"The complacency that such things cannot and would not ever really happen in modern economies is staggering. Mercifully, it is not shared in either Whitehall or the Berlaymont. But these are outcomes which proper political leadership is about both understanding, contingency planning against – and avoiding.
Markets continue to react, or have until this week, as if something must turn up and that “no deal” is a virtually unimaginable scenario for politicians professing to be serious, to contemplate. That risk has therefore been seriously underpriced for a year or more, because we are dealing with a political generation which has no serious experience of bad times and is frankly cavalier about precipitating events they could not then control, but feel they might exploit.
Nothing is more redolent of the pre First World War era, when very few believed that a very long period of European peace and equilibrium could be shattered in months."


Die Analyse (weit über diese Ausschnitte hinaus) verstärkt meinen Eindruck, dass einerseits die bekannten Risiken des Brexit, die m.E. die britische Volkswirtschaft stark überproportional betreffen, noch nicht ansatzweise an der Börse eingepreist sind, als auch andererseits die Risiken des Brexit für die britische Volkswirtschaft viel höher sind als von der Allgemeinheit (mich inklusive) bislang angenommen werden.

al_sting - Sonntag, 16. Dezember 2018 - 23:50
Auch wenn ich denke und hoffe, dass meine verbliebenen Werte, Admiral und Record, wirtschaftlich solide aufgestellt sind, sollte ein heftiger Wirtschaftsschock in den nächsten Jahren, der zu einem Börsenkater führt, mehr als genug ausreichen, um auch bei gut aufgestellten englischen Firmen die Kurse einbrechen zu lassen.

Es gibt eine alte Börsenregel, die insbesondere von Charties wie Prof verinnerlicht wurde (und der ich zugegebenermaßen in den letzten Monaten nicht folgte), aber die ich nach dieser Einsicht jetzt für Großbritannien ziehe:
"If you panic, panic first"
(Will sagen: "Wenn du zu unsicher/ängstlich zum Durchhalten bist, so warte mit deinem Ausstieg nicht, bis die Masse aussteigt und den Kurs niederreisst, sondern verkaufe vor der Einpreisung der Risiken")

Die Kombination des in der letzten Woche deutlich gestiegenen Risikos eines harten bis geradezu ungeregelten Brexit, verknüpft mit der lektürebedingten Einschätzung noch höherer Folgeschäden bei nahezu allen Brexit-Szenarien führen mich zu "Panic first, panic now":
Verkauf Admiral Group, nächster Handel Tradegate
Verkauf Record plc, nächster Handel LSE

levdul1 - Montag, 17. Dezember 2018 - 11:38
Ich sehe den Brexit kurzfristig auch problematisch, vor allem weil die EU auch ein Exempel statuieren möchte.

Langfristig denke ich aber, dass Großbritannien eine weise Entscheidung trifft. Die Schweiz und Norwegen zeigen, dass man auch ohne EU super europäisch ein kann. Und man ist nicht mehr an die ökonomischen Risiken gebunden, die die Eu mit sich bringt.

Für den Aktienmarkt mag das im Augenblick nicht viel bedeuten; wenn es in der Eurozone aber mal wieder lichterloh brennt, kann GB eine gute Alternative sein.

al_sting - Montag, 17. Dezember 2018 - 12:16
Mein geposteter Link auf den Vortrag war kaputt, der hier sollte klappen: http://news.liverpool.ac.uk/2018/12/13/full-speech-sir-ivan-rogers-on-brexit/
Langer Text, aber er zeigt die Risiken des Brexit m.E. gut auf.

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