Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Großbritannien: Archivierte Beiträge bis 24. Juni 2018
levdul1 - Dienstag, 12. September 2017 - 14:42
@ al: Meine Frage war ernst gemeint. Wenn Admiral den gesamten Gewinn auschüttet, ist kein Geld für Investitionen übrig.

5-6% Dividendenrendite ohne Quellensteuer sind auch eine ganz passable Hausnummer. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß das viele Dividendenjäger anzieht, die den Kurs in die Höhe treiben.

Das britische Pfund ist auch reif für eine Kehrtwende, was deine Gewinne in Euro nochmal vergößern sollte.

Viel Glück !

chfin - Dienstag, 12. September 2017 - 17:42
>Wenn Admiral den gesamten Gewinn auschüttet

Gewinn vor Investition? Oder nach?

al_sting - Dienstag, 12. September 2017 - 19:51
Ernstere Antwort: Admiral hatte vor einiger Zeit durch Umstellung Solvency 2 einen Kapitalpuffer aufgebaut. Aus Sicherheitsgründen haben sie, meine ich, 200% des erforderlichen Kapitalrückbehalts einbehalten.
Jetzt ist das System etabliert und erprobt, und so will Admiral auf 125-150% des Mindestpuffers senken. Daher schütten sie bis in das Jahr 2018 hinein nicht benötigtes Kapital schrittweise mit der Dividende aus.

Weiterhin, was mir an Admiral gefällt: Das Geschäftsmodell ist sehr stark (Geico-artig, unterstützt durch die Daten aus den Vergleichsportalen), sie gewinnen stetig Marktanteile dazu. Das Gewinnwachstum liegt beim Kerngeschäft (KFZ-Versicherungen in UK) bei geschätzt 5- 10% per anno, dazu kommt eine Dividendenrendite von 5% --> 10-15% per anno, voll in meinem Zielradar.
Das internationale Geschäft und die neuen Geschäftsfelder wie Hausversicherungen (und evtl. Autoverkauf) kommen obendrauf und wachsen noch deutlich schneller, bieten aber noch mehr interne Wertschöpfung. Diese spiegelt sich noch nicht im Gewinn wieder, weil Umsatzgenerierung auch etwas kostet, und stärkeres Umsatzwachstum eben mehr kostet.

levdul1 - Dienstag, 12. September 2017 - 20:06
@chfin

Ich bin kein Bilanzexperte. Aber ich glaube, daß die Investitionen in der Gewinnrechnung nicht auftauchen, sondern in der Cashflowrechnung bzw. in der Bilanz. Die Investitionen werden über mehrere Jahre abgeschrieben. Wenn man es so sieht, dann ist es der Gewinn nach Investitionen.

Wenn ich bei Ariva in die Bilanz von Admiral schaue, sehe ich, daß das Eigenkapital konstant bleibt und die Aktiva mit dem Fremdkapital wachsen. Es wird schon investiert, aber halt nicht aus den Erträgen.
Das ist eigentlich der Kern meiner Frage: Warum schüttet Admiral so viel aus, wenn sie expandieren wollen ?

al_sting - Dienstag, 12. September 2017 - 20:44
Admiral bemüht sich um eine möglichst geringe Kapitalbindung. Jegliches nicht benötigte Kapital wird an die Aktionäre ausgeschüttet.
Ihre Stärke liegt in der kostengünstigen Kalkulation und Vertrieb von Versicherungen, nicht in der Kapitalanlage. Darum verkaufen sie die Versicherungen gewissermaßen zum größten Teil (78%) später weiter.
Daher ist auch das Wachstum nicht sehr kapitalintensiv und kann aus den laufenden Erträgen gedeckt werden.

al_sting - Dienstag, 12. September 2017 - 20:45
Das Geschäftsmodell hatte MMI einst sehr schön dargelegt: http://valueandopportunity.com/2014/06/18/admiral-plc-isin-gb00b02j6398-short-candidate-or-outsider-company-with-a-moat/

levdul1 - Mittwoch, 13. September 2017 - 14:39
Die Aktie ist wirklich schwer einzuschätzen.
Von den Bewertungsmultiplen (KUV, KBV) komplett irre, von der Ertragsseite phantastisch.

In der Krise 2008/2009 fast unberührt, 2011 ein Abschwung um 50 %.

Letztes Jahr ein kleiner Einbruch beim Gewinn, welcher durch die hohe Hebelung die Gesamtkapitalrendite fast halbiert hat.

Ich werde die Aktie beobachten und gegebenenfalls applaudieren. Zum (Mit)investieren fehlt mir noch etwas zu einem gutem Bauchgefühl.

levdul1 - Mittwoch, 27. September 2017 - 10:06
Ich habe mir die Zahlen zu Admiral noch einmal angeschaut. Gewinn sinkt, Cash Flow und Bilanzsumme steigen.

Ich glaube, es passieren da wirklich ein paar Dinge, die man aus der Gewinn- und Verlustrechnung nicht so einfach herauslesen kann.

Kennst du eine Seite, auf welcher man die Fundamentalzahlen etwas ausführlicher einsehen kann, als zum Beispiel bei Ariva ?

al_sting - Mittwoch, 27. September 2017 - 18:55
Was hältst du vom Geschäftsbericht auf der Homepage von Admiral? ;-)
Auch die Präsentationen zu Jahres- und Halbjahreszahlen lohnen sich, um das Geschäftsmodell zu verstehen.
Und natürlich die Analyse und das Update von MMI, das ich oben verlinkt habe.

al_sting - Sonntag, 26. November 2017 - 21:25
Der Brexit wirkt: In den letzten 12 Monaten haben europäische Finanzinstitute ihre "UK-Exposure" um 350 Mrd € gesenkt, von 1.940 Mrd. auf 1.590 Mrd.€. http://www.irishtimes.com/business/financial-services/brexit-eu-banks-dramatically-cut-exposure-to-uk-after-vote-1.3304387

So lange es dafür angelsächsische Käufer gibt, ist alles gut. Falls nicht (und sich diese Tendenz fortsetzt), können die Kurse des britischen Pfundes wie auch britischer Aktien aber heftig ins Rutschen kommen.

Ich finde die Zahlen heftig, und meine Sorge vor einem ungeregelten Brexit (bzw. einem Markt, der das erwartet und deshab einbricht) steigt. Sofern es zu einer Stampede kommt, werde ich mich ihr nicht entgegenstellen.

Mein Fazit: Ich lege meinen britischen Wert Admiral unter Chartvorbehalt. Das fundamentalistische "Augen zu und notfalls Nachkaufen" wird hier bis auf weiteres nicht angewandt.

calvet - Montag, 26. Februar 2018 - 22:44
Max Otte hatte an irgendeiner Stelle mal von der Go-Ahead Group gesprochen. Kein Wachstumswert, sondern ein Bus- und Bahnanbieter aus Großbritannien. Geschäftsfelder derzeit in verschiedenen Städten in UK, sowie Singapur. Weitere Auscchreibungen weltweit laufen. Ich muss sagen, das Unternehmen könnte mir gefallen. 6% Dividende, laut 4-traders mit Net-Cash (ich glaube da ist kein Net-Cash) und ein ziemlich stabiles Geschäftsmodell. Gepaart mit Dieselverbot, Urbanisierung und womöglichen Trends zur Privatisierung in manchen Ländern, gefällt mir die Aktie umso mehr.

al_sting - Dienstag, 27. Februar 2018 - 12:24
Ohne das Unternehmen zu kennen leuchten bei mir direkt zwei Warnlampen auf:
1. "Max Otte": Der Mann redet gut, aber seine Empfehlungen sind in der Summe nicht gut. Seine Fonds haben in den letzten Jahren regelmäßig den DA weit unterboten.
2. "Britischer Bahnanbieter".
Die britische Bahnprivatisierung war m.W. ein kapitaler Fehlschlag. Immer wieder gehen private Bahnanbieter pleite und müssen staatlich aufgefangen werden. Der öffentliche Frust darüber und über den mäßig guten Service steigt immer weiter an, so dass Labourchef Corbin mittlerweile eine generelle Renationalisierung des britischen Bahnbetriebs fordert. Angesichts des Brexit-Totalversagens der Tories halte ich einen Labour-Wahlsieg bei den nächsten Wahlen für wahrscheinlich, damit eine Renationalisierung - und die Konditionen dieser Renationalisierung werden nicht von den Fans der privaten Bahnanbieter geschrieben.

al_sting - Mittwoch, 28. Februar 2018 - 17:17
Gute Jahresahlen von der Admiral Group. http://admiralgroup.co.uk/investor-relations/results-and-presentations
Ergebnisse leicht über dem Niveau von vor 2 Jahren und über den Prognosen - das "Ogden-Loch" des letzten Jahres wurde also gut weggesteckt.
- Kunden: 5,73 Mio (+11%)
- Umsatz: 2,96 Mrd (+15%)
- EBT: 405 Mio (+43% zum Ogden-Jahr)
- EPS: 117,2 Cent (+49%)
- Dividende: 114 Cent (+11%)

Die Gewinne kamen größtenteils von dernAutoversicherungen in UK, die immer noch um 11% per anno wachsen. Dort entwickelt sich auf das neue Geschäftsfeld der Hausratsversicherungen (?) sehr ansehnlich und liefert auch schon einen kleinen Gewinnbeitrag.
Italien ist bereits profitabel, USA, Frankreich und Spanien haben die Verluste gesenkt. Das Kunden- und Umsatzwachstum ist recht hoch, aber die Umsetzung in Gewinne hapert irgendwie.
Die Preisvergleichsportale sind ebenfalls leicht profitabel, werden aber mehr zur Werbung neuer Kunden denn als Cashcow genutzt.

al_sting - Freitag, 13. April 2018 - 13:31
Hargreaves Services

Kauf 4.000 Stück, nächster Kurs LSE London


Wiedereinstieg bei einem alten Bekannten.
Neuvorstellung wird bei Gelegenheit nachgeholt

al_sting - Dienstag, 17. April 2018 - 13:18
Nächster Handel London, 16.04. 8:02 Uhr, Kurs 338,50 UK-Cent. Das entspricht 3,923 €.

--> 4.000 x 3,923€ = 15.692,00 €

Ein paar Stichpunkte zu Hargreaves Services:

Marktkapitalisierung: 108 Mio Pfund
Enterprise Value: 131 Mio Pfund
Net Assets: 138 Mio Pfund.

- Das alte Kerngeschäft Kohleförderung und Brennstoffhandel ist weitgehend zusammengebrochen, Hargreaves befindet sich in einem tiefen Umbruch.
- Die Aktie wird (immer noch) etwas unter Buchwert gehandelt. Daher ist spannend, wie belastbar der Buchwert ist.
- Einerseits bestand dieser nach Bestandaufnahme aus gut 60 Mio Pfund verwertbaren, aber nicht mehr genutzten Werten mit Kohlebezug ("Legacy Realisations"). Diese sollten Schritt für Schritt verkauft oder anderweitig monetarisiert werden. Derzeit ist über die Hälfte dieses Weges erreicht, mit Erlösen minimal über den Schätzungen der Bestandsaufnahme. Das ermutigt mich zunehmend in der Annahme, dass auch der verbleibende Rest zu den Buchwerten monetarisierbar ist.
- Hargreaves verfügt über große Flächen, z.B. ehemalige Kohleminen. Diese sollen über andere Strategien wertsteigernd entwickelt werden, über die Verwertung als
- Immobilienflächen (180 Hektar, Buchwert 6,3 Mio Pfund, Erlösziel 37,4 Mio Pfund),
- kommerzielle/industrielle Flächen (1350 Hektar, Buchwert 11,4 Mio Pfund, Erlösziel 25,4 Mio Pfund)
- Flächen für (regenerative) Energieerzeugung in Wind und Solar (1700 Hektar, Buchwert 2,4 Mio Pfund, Erlösziel 7,3 Mio Pfund)
- sowie Ackerland und wertarmes Land (4.200 Hektar, Buchwert 10,7 Mio Pfund, Erlösziel 12,8 Mio Pfund)
Gesamtflächen: 7.500 Hektar, Buchwert 30,8 Mio Pfund, Erlösziel 82,9 Mio Pfund, also ein Wertsteigerungspotential von 50 Mio Pfund.

Die Energieverwertung soll in den nächsten Monaten in eine eigene Tochter ausgelagert und beizeiten an die Börse gebracht werden, bei der Hargreves anscheinend die Flächen und andere Partner weiteres KnowHow und Geld zur Erschließung
einbringen.

Diese beiden Säulen beinhalten die Abwicklung und Verwertung nicht mehr betriebsnotwendig benötigter Anlagen und Flächen. Hier ist mit der Zeit eine Abwicklung des Geschäfts geplant und damit eine Vereinfachung der gesamten Firma.

Dazu kommt als dritte Säule die Fortentwicklung des Eigengeschäfts:
- Logistik und Handel von Brennstoffen und ähnlichem, mit Schwerpunkten in UK, Europa (Sitz Duisburg) und Asien (Sitz Hongkong)
- Erdbauarbeiten (Vor etwa zwei Jahren übernahm Hargreaves ein wegen Illiquidität insolvent gegangenes Unternehmen für billig)
Hier wird ein Betriebsergebnis von 10-15 Mio Pfund angestrebt. Im letzten Jahr wurden 15 Mio Pfund erwirtschaftet, dieses Jahr sieht ähnlich aus, allerdings verkonsumierten die Umstrukturierungen im letzten Jahr noch einen Gutteil der Erträge.

Mein Eindruck: Der Buchwert zieht eine solide Untergrenze für das Unternehmen.
Die Handelserträge halten das Unternehmen in den schwarzen Zahlen, wenn auch die Ertragsmultipla überschaubar bleiben könnten. Das Management erscheint mir hoch kompetent und wie auch in der Vergangenheit fähig, Chancen zu sehen und zu nutzen.
Ich gehe mittlerweile davon aus, dass Kursrückgänge des Pfunds als mögliche Brexitfolge von bis zu 10% durch die Wertentwicklung des Unternehmens ausgeglichen werden.

Die Ertragpotentiale aus den Flächenentwicklungen zeigen ein attraktives Potential für Einmalerträge auf.
Ich schätze diese Aktie als eher konservative Anlage mit interessantem Potential nach oben ein, aber wichtiger sind mir die gute Absicherung nach unten und die geringe Korrelation mit den großen Indizes.

calvet - Dienstag, 24. April 2018 - 22:55
Tolle Zusammenfassung al_sting!
Hargreaves Services habe ich seit 2015 im Depot. Bin noch immer prächtig im Minus, allerdings habe ich die stillen Reserven, die Kompetenz des Managements sowie die solide Bilanz immer geschätzt, sodass ich über einen Verkauf nie nachgedacht habe.

Mit der Go-Ahead Group hatte ich richtig Glück. Max Otte hat mit seiner Empfehlung Stand heute voll ins Schwarze getroffen. Seit dem Kauf Ende Februar ca 25% im Plus.

al_sting - Freitag, 22. Juni 2018 - 22:40
The Big Bang Made London. Brexit Could Undo It

https://www.reuters.com/article/uk-britain-eu-banks/former-uk-financial-district-leader-sees-75000-brexit-job-losses-idUSKBN1JG1KM

covacoro - Samstag, 23. Juni 2018 - 22:30
Ebenfalls zu Großbritannien und Brexit lesenswert:

https://www.wiwo.de/politik/europa/brexit-jubilaeum-der-abstieg-grossbritanniens-hat-begonnen/22719438.html

Und hier eine Aufzählung, was in einzelnen Branchen ein "no deal" bedeuten könnte:

https://www.politico.eu/article/brexit-cliff-edge-no-deal-departure/

Grußelig.

prof - Sonntag, 24. Juni 2018 - 11:42
Für Deutschland dürften die Aussichten meiner Meinung nach aber auch nicht so großartig sein, denn:

- Entweder der Euro fliegt uns komplett um die Ohren.
- Oder das Land wird Nettozahlungen für die "Rettung" von Südeuropa + Frankreich zahlen müssen, die wir uns in unseren kühnsten (Alb)träumen nicht vorgestellt haben.

al_sting - Sonntag, 24. Juni 2018 - 13:03
Das baldige Scheitern des Euro wird seit seinem Beginn vor über 15 Jahren prophezeit. Er hat Schwächen und er hat Gegner, aber ich sehe auf mittelfristige Sicht nicht, dass er scheitert. Selbst Italien hat diesbezüglich wieder abgerüstet, die Kollateralschäden für das Land wären zu hoch.

Dasselbe gilt für extrem hohe Rettungszahlungen innerhalb Europas. Ich sehe und höre die Sorgen seit über 15 Jahren, und ich verstehe sie auch, aber die Gegenkräfte waren, sind und bleiben so stark, dass ich ruinöse Größenordnungen nicht erwarte.
Es wird einen Ausgleich in Europa geben, davon gehe ich aus. Aber seine Höhe werden letztlich die Geberländer (also tendenziell Nordeuropa) bestimmen, nicht die Nehmerländer. Und damit wird er erträglich sein und bleiben.

Ach ja, beim Verhältnis von Brexit und Euro fällt mir häufig der "Domino-Defect" ein: https://twitter.com/ThomasHTaylor/status/861626844889714688/photo/1

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