Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Microsoft: Archivierte Beiträge bis 6. Mai 2014
j_r_ewing - Freitag, 15. Juni 2001 - 07:33
[Gefunden bei Onlinekosten.de:]


Microsoft: Linux ist ein "Krebsgeschwür"
Sonntag, den
03.06.01 12:57

aus den Bereichen Kommentare, Linux


In einem Interview mit der Chicago Sun-Times bezeichnete Steve Ballmer Linux als "Krebsgeschwür", dass geistiges Eigentum gefährdet. Bezogen war diese Aussage wie bereits vorherige Äußerungen der Microsoft-Führungsetage auf die GNU Public License (GPL), unter der der Linux-Kernel und die zum Betriebssystem gehörenden Tools veröffentlicht werden. Nach Microsofts Ansichten ist die GPL gefährlich für die Wirtschaft, da Produkte, die zumindest Teile der unter der GPL veröffentlichten Anwendungen nutzen, ebenfalls mit dieser Lizenz herausgegeben werden müssen.
Aus diesem Grund, so Ballmers Logik, dürfe auch die US-Regierung GPL-lizensierte Software nicht unterstützen, denn die freie Software sei ja nicht für jedermann nutzbar - kommerzielle Firmen könnten Open Source Software aufgrund der Lizenz nicht wirschaftlich nutzen.

Kommentar
Vielleicht sollte ich auf einen Kommentar verzichten - anscheinend bin ich nicht in der Lage, mit Ballmers schier genialer Logik mitzuhalten. Vielleicht muss man bei Microsoft arbeiten, um nachzuvollziehen, warum Software, die von jedem genutzt und verändert werden kann, nicht für jedermann nutzbar ist. Auch frage ich mich, wieso immernoch ein Großteil der Internetserver, die ja meist von kommerziellen Unternehmen betrieben werden, mit Linux arbeiten - wo doch dieses "Krebsgeschwür" für kommerziellen Firmen gar nicht verfügbar ist.
Offensichtlich gehen Microsoft die Argumente gegen Linux aus - deswegen versucht man es jetzt mit plumper Werbepolemik, vielleicht gelingt es ja tatsächlich, einige Nutzer zu verschrecken. Nachdem Linux-Entwickler als Kommunisten bezeichnet wurden, war das "Krebsgeschwür" wahrscheinlich nur der nächste logische Schritt. Auf jeden Fall darf man gespannt sein, welche Erklärungen aus dem Hause Microsoft in den nächsten Wochen und Monaten die Lachmuskeln bedienen werden. Wir bleiben natürlich am Ball, denn: Spaß muss sein.

Quelle: Chicago Sun-Times Interview mit Steve Ballmer


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Wenn ich mal
- die logische,
- die ethische,
- die politische,
- die imageschädigende
Seite der Sache ganz weglasse:

Würde GNU/Linux Microsoft nicht wehtun - was bräuchte Microsoft sich dann aufzuregen?

Umkehrschluß:
Könnte es sein, daß MS bei den Betriebssystemen spürbar Boden verliert...?

Greetings from South Fork
JR

j_r_ewing - Freitag, 15. Juni 2001 - 07:36
[onlinekosten.de; schon ein paar Tage alt:]

Telefonriese AT&T verklagt Microsoft
Dienstag, den
05.06.01 16:14

aus dem Bereich Internet / WWW


Der Telefonriese AT&T hat genug von den Patenverletzungen Microsofts. Bereits April 1999 hatte das US-Unternehmen den Redmonder Windows-Hersteller auf die Verletzung eines Patentes hingewiesen – jedoch ohne Erfolg. Ein Lizenzierungsangebot lehnte Microsoft ab. Jetzt hat der Carrier im Bundesgericht des Southern District of New York Klage gegen Microsoft eingelegt.

Microsoft wird vorgeworfen, AT&T Technologie für die Komprimierung von Audiodaten in seinen Produkten "TrueSpeech" und "NetMeeting" einzusetzen. In Windows ME und dem neuen Windows Messenger sind die Produkte vorhanden – bei einer erfolgreichen Klage könnte AT&T durch die weltweite Verbreitung der Software also mit einer saftigen Schadenssumme rechnen.
(swa)

chinaman - Samstag, 23. September 2006 - 09:10
Handelsblatt Nr. 182 vom 20.09.06 Seite 14


INSIDE: MICROSOFT

Mehr Schein als Sein

AXEL POSTINETT | DÜSSELDORF Was ist nur mit Microsoft los? Ein Feuerwerk von Ankündigungen hat der US-Softwareriese in wenigen Tagen abgebrannt: Die neue Web-Suche MSN Live Search ist online, ein "Zune" genannter Musikplayer soll jetzt endgültig Apples iPod angreifen, und ein Videoclip-Portal namens "Soapbox", wird gegen den Shootingstar der Internet-Szene "Youtube" angesetzt.

Das Ganze hat nur einen Schönheitsfehler - nichts davon hat echten Neuigkeitswert, außer, dass es Microsoft jetzt eben auch macht. Alles schon mal da gewesen, gedreht wird an Details. Entsprechend schlapp fiel auch die Reaktion der Börse aus.

Da hilft auch die elfprozentige Erhöhung der Quartalsdividende nicht viel, die ein frustrierter CEO Steve Ballmer angekündigt hat, um seine besorgten Aktionäre ein wenig zu beruhigen. Fakt ist, dass die Gates-Aktie in 2004 und in 2005 gefallen ist, während Firmen wie Google zu neuen Höhen aufstiegen.

War es nicht erst ein groß angelegtes Aktienrückkaufprogramm, das der Microsoft-Aktie etwas Schwung gegeben hat? Immerhin, der Kurs ist wieder da, wo er Ende 2005 auch schon war. Doch Aktienrückkäufe - insgesamt will Microsoft jetzt bis 2011 Anteilsscheine im Wert von 36 Milliarden Dollar aus dem Verkehr ziehen - sind keine Unternehmensstrategie. Sie sind eher ein Zeichen der Ratlosigkeit.

Microsoft muss jetzt Ergebnisse abliefern und zeigen, wo mittelfristig die Wachstumsmärkte neben Windows sind. Aber wo? Nachdem der Start der nächsten Office-Version ebenso verschoben wurde wie das kommende Betriebssystem Microsoft Vista, bleibt aktuell eigentlich nur eines: Die Xbox 360, die zweite Generation der Spielekonsole Xbox.

Hauptwettbewerber Sony hat sich technologisch völlig verzockt und kämpft nach dem verkorksten Start des Konkurrenzprodukts "Playstation 3" mit riesigen Problemen. Kunden in Europa müssen bis 2007 warten, in Amerika und Asien werden in diesem Jahr weit weniger PS3 in den Läden stehen als erwartet. Das ist, da sind sich Marktbeobachter einig, praktisch ein Elfmeter für Microsoft - wenn der Konzern ihn denn verwandeln kann.

Über fünf Millionen Konsolen vom Typ Xbox 360 sind bis August 2006 verkauft worden, weitere fünf Millionen sollen es bis November sein. Erst dann kommt Sony.

Allerdings: Das Verkaufsziel wurde schon formuliert, bevor die Probleme bei der Playstation 3 auftraten und ist seitdem nicht erhöht worden. Lässt sich Microsoft etwa die Chance, ein ganzes Weihnachtsgeschäft für sich allein zu haben, entgehen? Ende des Monats wird in Barcelona die Strategie für das Weihnachtsgeschäft vorgestellt. Und im Dezember wird dann abgerechnet.

Unter diesen Voraussetzungen ist die Xbox 360 dieses Jahr zum bombastischen Erfolg verdammt. Denn falls diese Spielekonsole - auch ein typisches Nachahmerprodukt, attraktiv aufgepeppt mit aktueller Technologie und einer pfiffigen Online-Präsenz - in einem praktisch konkurrenzlosen Umfeld nicht den Durchbruch schafft, muss man sich fragen, wie es ein "Zune" oder die Google-Konkurrenz MSN Live Search schaffen sollen. An Apple hat sich schon Sonys Walkman die Zähne ausgebissen und Google mag zwar viele Schwachpunkte haben - aber garantiert nicht im Suchmaschinenbereich.

Die Windows-Firma Microsoft befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Nokia vor wenigen Jahren. Groß geworden in einem Markt, in dem es keine ernsthafte Konkurrenz gab, reifte der Handy-König heran. Dann aber kaufte die Konkurrenz aus Fernost den Finnen den Schneid ab, Nokia stürzte ab. Seit 2005 setzt Nokia aber wieder die Trends mit frischen, technologisch führenden Produkten. Davon ist Microsoft ist noch weit entfernt.

postinett@handelsblatt.com

Postinett, Axel



20. September 2006

chinaman - Montag, 2. Oktober 2006 - 04:57
Handelsblatt Nr. 188 vom 28.09.06 Seite 24


Microsoft enttäuscht PC-Hersteller

Vista-Verschiebung schadet dem Weihnachtsgeschäft

JOACHIM HOFER | MÜNCHEN JENS KOENEN | FRANKFURT Von Vorfreude aufs Weihnachtsgeschäft ist in der PC-Branche in diesem Jahr nichts zu spüren. Die Hersteller fürchten um ihre Umsätze in der wichtigsten Zeit des Jahres, weil Microsoft sein neues Betriebssystem Windows Vista deutlich später als geplant erst im Januar in die Läden bringen wird. Sie haben Furcht, dass viele Kunden mit Computerkäufen abwarten, bis Vista verfügbar ist. Microsoft selbst tut momentan wenig, um den Computerherstellern unter die Arme zu greifen.

Die PC-Produzenten hoffen, dass sie ihren Kunden die Rechner im Weihnachtsgeschäft doch noch schmackhaft machen können, indem sie ihnen die kostenloses Aufrüstung auf Vista für den Januar versprechen. "Solche Vereinbarungen gibt es bis jetzt aber noch nicht", sagt der Manager Mike Sievert, bei Microsoft weltweit verantwortlich für Windows. Stattdessen will er die Hersteller mit Aufklebern abspeisen: "Geeignet für Vista" könnte auf den Geräten stehen, die in den kommenden Monaten über die Ladentheken gehen.

Die Computeranbieter sind skeptisch, ob das funktioniert. "Das Weihnachtsgeschäft könnte unter der Verschiebung leiden", sagte jüngst Bernd Bischoff im Gespräch mit dem Handelsblatt. Der Chef des deutschen Marktführers Fujitsu Siemens Computers (FSC) fürchtet, dass viele Privatkunden ihre Käufe so lange zurückhalten, bis sie die neueste Software bekommen können.

Für die ohnehin gebeutelte Branche wäre das eine schwere Belastung. Denn nach Berechnungen der Marktforscher der Gartner Group ist die Zahl der verkauften PCs hier zu Lande im ersten Halbjahr erstmals seit vier Jahren gesunken, und zwar um immerhin vier Prozent. Auch wegen der Verspätungen beim Betriebssystem Vista erwarten die Experten für den Rest des Jahres kaum Besserung. Gartner-Analystin Meike Escherich rechnet deshalb und wegen des harten Preiskampfs für die PC-Branche in diesem Jahr mit zweistelligen Umsatzrückgängen.

Traditionell gibt ein neues Betriebssystem von Microsoft dem Markt einen kräftigen Schub. Davon profitiert die gesamte Wertschöpfungskette, von den Prozessorherstellern Intel und AMD bis zu den Anbietern von Grafikkarten und Bildschirmen.

Ursprünglich sollte Vista zu Weihnachten längst in den Läden sein. Weil sich die Entwicklung in die Länge zog, musste Microsoft den Termin aber verschieben: Firmenkunden bekommen Vista jetzt Ende November, Privatkunden ab Ende Januar.

Die Verschiebung des Marktstarts ist auch für Microsoft selbst bitter. Denn Geschäft mit Betriebssystemen, das in der Division Client zusammengefasst wird, ist die wichtigste Sparte des Unternehmens. Sie erreichte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 12,2 Mrd. Dollar, das sind immerhin 30 Prozent des Konzernumsatzes. Noch viel wichtiger sind die Betriebssysteme allerdings für den Gewinn von Microsoft. Mit einem operativen Ergebnis von 9,4 Mrd. Dollar im vergangenen Jahr lieferte die Sparte Client fast 65 Prozent des Konzernergebnisses.

Dabei spielt der Verkauf über vorinstallierte Computer, das so genannte OEM-Geschäft, die zentrale Rolle. Microsoft selbst beziffert den Umsatzanteil des OEM-Geschäftes in der Sparte Client auf satte 80 Prozent. "Der Umsatz der Sparte Client korreliert mit dem Wachstum der verkauften Personalcomputer durch OEM-Händler, die Versionen der Windows-Betriebssysteme vorinstallieren", sagt der aktuelle Geschäftsbericht des Unternehmens.

Die Einführung von Vista ist nicht die einzige anspruchsvolle Aufgabe, vor der Microsoft in den nächsten Monaten steht. Zeitgleich bringt der größte Softwareanbieter der Welt auch eine völlig neue Version seiner Bürosoftware Office auf den Markt. Das Paket mit Programmen wie "Word" ist neben Windows das zweite Kernprodukt des US-Konzerns.

Microsoft setzt alles daran, Vista und Office nun im Doppelpack zu verkaufen. "Nur dann können die Käufer alle Vorteile der neuen Produkte wirklich nutzen", betont Microsoft-Manager Chris Capossela, der Office weltweit vermarktet. Weil die Kunden dazu aber einen Batzen Geld in die Hand nehmen müssen, ist fraglich, ob diese Strategie aufgeht.

Koenen, Jens
Hofer, Joachim



28. September 2006

chinaman - Montag, 2. Oktober 2006 - 05:02
Handelsblatt Nr. 188 vom 28.09.06 Seite 24


Microsoft enttäuscht PC-Hersteller

Vista-Verschiebung schadet dem Weihnachtsgeschäft

JOACHIM HOFER | MÜNCHEN JENS KOENEN | FRANKFURT Von Vorfreude aufs Weihnachtsgeschäft ist in der PC-Branche in diesem Jahr nichts zu spüren. Die Hersteller fürchten um ihre Umsätze in der wichtigsten Zeit des Jahres, weil Microsoft sein neues Betriebssystem Windows Vista deutlich später als geplant erst im Januar in die Läden bringen wird. Sie haben Furcht, dass viele Kunden mit Computerkäufen abwarten, bis Vista verfügbar ist. Microsoft selbst tut momentan wenig, um den Computerherstellern unter die Arme zu greifen.

Die PC-Produzenten hoffen, dass sie ihren Kunden die Rechner im Weihnachtsgeschäft doch noch schmackhaft machen können, indem sie ihnen die kostenloses Aufrüstung auf Vista für den Januar versprechen. "Solche Vereinbarungen gibt es bis jetzt aber noch nicht", sagt der Manager Mike Sievert, bei Microsoft weltweit verantwortlich für Windows. Stattdessen will er die Hersteller mit Aufklebern abspeisen: "Geeignet für Vista" könnte auf den Geräten stehen, die in den kommenden Monaten über die Ladentheken gehen.

Die Computeranbieter sind skeptisch, ob das funktioniert. "Das Weihnachtsgeschäft könnte unter der Verschiebung leiden", sagte jüngst Bernd Bischoff im Gespräch mit dem Handelsblatt. Der Chef des deutschen Marktführers Fujitsu Siemens Computers (FSC) fürchtet, dass viele Privatkunden ihre Käufe so lange zurückhalten, bis sie die neueste Software bekommen können.

Für die ohnehin gebeutelte Branche wäre das eine schwere Belastung. Denn nach Berechnungen der Marktforscher der Gartner Group ist die Zahl der verkauften PCs hier zu Lande im ersten Halbjahr erstmals seit vier Jahren gesunken, und zwar um immerhin vier Prozent. Auch wegen der Verspätungen beim Betriebssystem Vista erwarten die Experten für den Rest des Jahres kaum Besserung. Gartner-Analystin Meike Escherich rechnet deshalb und wegen des harten Preiskampfs für die PC-Branche in diesem Jahr mit zweistelligen Umsatzrückgängen.

Traditionell gibt ein neues Betriebssystem von Microsoft dem Markt einen kräftigen Schub. Davon profitiert die gesamte Wertschöpfungskette, von den Prozessorherstellern Intel und AMD bis zu den Anbietern von Grafikkarten und Bildschirmen.

Ursprünglich sollte Vista zu Weihnachten längst in den Läden sein. Weil sich die Entwicklung in die Länge zog, musste Microsoft den Termin aber verschieben: Firmenkunden bekommen Vista jetzt Ende November, Privatkunden ab Ende Januar.

Die Verschiebung des Marktstarts ist auch für Microsoft selbst bitter. Denn Geschäft mit Betriebssystemen, das in der Division Client zusammengefasst wird, ist die wichtigste Sparte des Unternehmens. Sie erreichte im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 12,2 Mrd. Dollar, das sind immerhin 30 Prozent des Konzernumsatzes. Noch viel wichtiger sind die Betriebssysteme allerdings für den Gewinn von Microsoft. Mit einem operativen Ergebnis von 9,4 Mrd. Dollar im vergangenen Jahr lieferte die Sparte Client fast 65 Prozent des Konzernergebnisses.

Dabei spielt der Verkauf über vorinstallierte Computer, das so genannte OEM-Geschäft, die zentrale Rolle. Microsoft selbst beziffert den Umsatzanteil des OEM-Geschäftes in der Sparte Client auf satte 80 Prozent. "Der Umsatz der Sparte Client korreliert mit dem Wachstum der verkauften Personalcomputer durch OEM-Händler, die Versionen der Windows-Betriebssysteme vorinstallieren", sagt der aktuelle Geschäftsbericht des Unternehmens.

Die Einführung von Vista ist nicht die einzige anspruchsvolle Aufgabe, vor der Microsoft in den nächsten Monaten steht. Zeitgleich bringt der größte Softwareanbieter der Welt auch eine völlig neue Version seiner Bürosoftware Office auf den Markt. Das Paket mit Programmen wie "Word" ist neben Windows das zweite Kernprodukt des US-Konzerns.

Microsoft setzt alles daran, Vista und Office nun im Doppelpack zu verkaufen. "Nur dann können die Käufer alle Vorteile der neuen Produkte wirklich nutzen", betont Microsoft-Manager Chris Capossela, der Office weltweit vermarktet. Weil die Kunden dazu aber einen Batzen Geld in die Hand nehmen müssen, ist fraglich, ob diese Strategie aufgeht.

Koenen, Jens
Hofer, Joachim



28. September 2006

al_sting - Dienstag, 3. September 2013 - 18:23
Sorry, ich habe den Microsoft-Faden erst übersehen, daher findet sich ein halbwegss fachfremder Post bei Nokia.

Microsoft steht bei mir seit einiger Zeit auf der heißeren Watchlist und ich plane, es in geraumer Zeit Talanx gegen Microsoft austauschen. Mir fehlte bislang nur der richtige Anlass - ein deutlicher Kursrückgang in Folge des Nokia-Deals könnte dieser Anlass werden.

Wenn man das Unternehmen von 1999 mit jenem von 2013 vergleicht, fällt etwas auf: Der Aktienkurs bewegt sich auf relativ stabilem Niveau, hingegen sind die Gewinne um 180% gestiegen und die Aktienzahl ist um 23% gesunken.
--> Der Gewinn je Aktie stieg um 240%.

Aus einem hoch- bis überbewerteten Unternehmen mit "Growth-Bonus" wurde mit der Zeit ein Unternehmen, dass auch nach geizigeren Value-Maßstaben günstig bewertet ist (z.B. KGV212=12), gerade wenn man das nach wie vor stabile Gewinnwachstum je Aktie von durchschnittlich mehr als 10% in Betracht zieht.

Im Vergleich mit Apple und Facebook oder im Bereich der Spielekonsole, bei der Suchmaschine Bing oder dem Handymarkt sieht Microsoft zugegeben ziemlich lahm aus. Aber das ist verschmerzbar, denn es gelang dem Unternehmen, sein hoch profitables Quasimonopol für das Office-Programm im Business-Bereich zu halten und im hier stetig neue, profitable Geschäftsbereiche z.B. bei der Serververmarktung zu erschließen.

Was ist hier passiert? Provokant und per grobem Daumen formuliert: 80% der Aufmerksamkeit gehen auf die 20% des Geschäfts, bei denen sich MS an die privaten Endverbraucher wendet - und eher lahmt. Dadurch wird der Blick auf die stetig wachsende Cashcow nachhaltig getrübt. Unter diesem negativen Sentiment leidet die Aktie schon seit langem, so dass sich viele früher begeisterte Growth-Aktionäre enttäuscht abgewendet haben, während die Value-Investoren nur langsam dazustoßen. Micht zuletzt aus der Sorge heraus, einer "Value Trap" aufzusitzen.

al_sting - Dienstag, 3. September 2013 - 19:14
Untenstehend noch eine Tabelle, die die Änderungen bei Gewinn, Umsatz und Dividendenrendite zeigen, aber zugleich die geringe Reaktion des Aktienpreises.
Die Daten von 1999 bis 2013 stammen von Ariva, die Prognosen für 2014 bis 2016 kommen von www.4-traders.com und werden als mittlerer Konsens von verschiedenen Analystenprognosen (hier insgesamt 36 Analysten) berechnet.

Zu Beginn noch drei weitere für mich interessante Kennzahlen, ebenfalls von www.4-traders.com:
Marktkapitalisierung aktuell: 261 Mrd $
Cashrücklagen, 2012: 64 Mrd. $
Buchwert je Aktie, 2012: 7,91 $

Wenn man die Cashrücklagen abziehen würde, beträgt der KGV 2013 = 9,0.

MicrosoftUmsatzNettogewinnAktienzahlGewinn je AktieDividendeKurs zum 1.1.KGVDividenden-
Jahr(in Mrd. $)(in Mrd. $)(in Mrd.)(in $)(in $)(in $)rendite
199919.7477.78510.2180,77 0,00 35,25 45,80,0%
200022.9569.42110.5660,91 0,00 58,28 64,00,0%
200125.2967.34610.7660,69 0,00 21,69 31,40,0%
200228.3657.82910.7180,72 0,00 33,52 46,60,0%
200332.1879.99310.7710,93 0,08 26,86 28,90,3%
200436.8358.16810.8620,76 0,16 27,45 36,10,6%
200539.78812.25410.7101,13 3,40 26,74 23,712,7%
200644.28212.59910.0621,21 0,35 26,84 22,21,3%
200751.12214.0659.3801,44 0,40 29,81 20,71,3%
200860.42017.6819.1511,90 0,44 35,37 18,61,2%
200958.43714.5698.9081,63 0,52 20,33 12,52,6%
201062.48418.7608.6682,13 0,52 30,95 14,51,7%
201169.94323.1508.3762,73 0,64 27,98 10,22,3%
201273.72316.9788.3812,02 0,80 26,76 13,23,0%
201377.84921.8638.3282,61 0,92 27,62 10,63,3%
aktuell31,37
201482.15123.006$2,750,97
201587.61824.857$3,021,04
201692.13227.576$3,401,01

levdul1 - Mittwoch, 4. September 2013 - 10:17
Deine Übersicht zeigt sehr schön, wie Microsoft von einer total überbewerteten Aktie langsam Richtung value-Aktie läuft. Allerdings finde ich KUV und KBV noch nicht wirklich attraktiv. Wenn auf die extrem hohen Margen von Microsoft irgendwann einmal Druck kommen, dann sieht die Aktie doch wieder recht teuer aus.

al_sting - Mittwoch, 18. September 2013 - 09:24
Microsoft setzt seinen Weg Richtung Value share fort.
Die Dividende wird auf 0,28$/Quartal = 1,12$/Jahr angehoben.
Zugleich wird ein neues (zeitlich nicht definiertes / befristetes) Aktienrückkaufprogramm gestartet, Volumen 40 Mrd$. Das knüpft an ein von 2008-2013 laufendes Rückkaufprogramm über ebenfalls 40 Mrd$ an.

Klingt für mich so, als würden im nächsten Jahr 9,3 Mrd$ in Dividenden und eine ähnlich große Summe in Aktierückkäufe gesteckt werden.

levdul1 - Mittwoch, 18. September 2013 - 16:16
Aktienrückkaufprogramm ist schon gut für den Aktionär. Für mich aber doch ein Zeichen, daß sie keine bessere Verwendeung für das Geld haben.

Die Aktie läuft jetzt seit 13 Jahren seitwärts. Irgendwann wird sicherlich der Kurs wieder anspringen, wenn die Umsatz- und Gewinnentwicklung so weiter geht. Bis dahin kann man sich ja mit der Dividende trösten.

Ansonsten stehe ich weiter zu meiner Meinung über KUV und KBV.

al_sting - Mittwoch, 18. September 2013 - 16:35
"Aktienrückkaufprogramm ist schon gut für den Aktionär. Für mich aber doch ein Zeichen, daß sie keine bessere Verwendeung für das Geld haben."
Zumindest nicht für ihren kompletten, riesigen Cashflow. Und das halte ich für hingehend bewiesen.
Ob Bing, X-Box oder ihre ganzen Handy-Nummern bis hin zum Nokia-Kauf hat MS immer mal wieder solide wirtschaftliche Bauchklatscher hingelegt. Zum Glück waren die Bauchklatscher, anders als z.B. bei ThyssenKrupp, nicht so groß, dass sie die Firma in der Substanz bedrohen.

"Ansonsten stehe ich weiter zu meiner Meinung über KUV und KBV."
Für diesen Rat danke ich dir auch, war ein zentraler Grund für mich, vorerst von einem Einstieg abzusehen.

Wobei ich die Entwicklung im Blick behalten will. Denn damit
"Irgendwann wird sicherlich der Kurs wieder anspringen, wenn die Umsatz- und Gewinnentwicklung so weiter geht."
rechne ich auch ganz fest.

chinaman - Donnerstag, 19. September 2013 - 06:12
"Aktienrückkaufprogramm ist schon gut für den Aktionär. Für mich aber doch ein Zeichen, daß sie keine bessere Verwendeung für das Geld haben."

Man muss sich ja nur mal die letzten Akquisitionen vor Nokia anschauen. Das war pures Geldverbrennen. Ein Urteil über die Nokia Akquisition wäre noch verfrüht ...

al_sting - Mittwoch, 4. Dezember 2013 - 12:12
Nur mal zur Nachfrage: Microsoft hat Schulden und braucht Cash???
Sitzt Microsoft nicht noch immer auf Milliarden an Cashbeständen? Könnt ihr mir den Sinn dieser Anleihe erklären?
------------------------------------------------
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/microsoft-will-mit-mega-anleihe-milliarden-einsammeln-a-937126.html

"Der US-Technikkonzern Microsoft will mit einer neuen Anleihe frisches Geld von Investoren einsammeln. Insgesamt will das Unternehmen Papiere im Wert von fast sechs Milliarden Euro ausgeben. Mit dem Geld sollen Schulden abbezahlt und eigene Aktien aufgekauft werden.
[...]
Das Geld solle genutzt werden, um Schulden des Unternehmens abzuzahlen, um eigene Aktien aufzukaufen sowie um offene Rechnungen zu begleichen, teilte Microsoft mit."

levdul1 - Mittwoch, 4. Dezember 2013 - 13:06
Bei Apple wurde Ähnliches gefordert, obwohl die auch auf Bergen von Geld sitzen. Bei Apple war das Problem, daß die meisten Gelder in Steueroasen stecken und bei der Wiedereinführung in die USA wären Steuern fällig.

Wo bei Microsoft der Haken ist, weiß ich nicht, aber ich vermute ähnliche Gründe. Ein weiterer Grund wird wohl sein, daß man im Augenblick sehr billig Geld einsammeln kann. Und wenn der Zins unter der Dividende liegt, dann lohnt es sich mehr als eine Kapitalerhöhung.

levdul1 - Donnerstag, 5. Dezember 2013 - 14:48
Al_Sting: das dürfte Dich interessieren:

http://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/Microsoft-auf-Kursgewinne-programmiert-783992

prof - Donnerstag, 5. Dezember 2013 - 17:14
Falls Windows-PC/Notebook durch Tablets oder mögliche Google-Pendants verdrängt werden, war es das für Microsoft.
Der wichtigste Satz steht am Ende: Die Charttechnik bleibt deshalb mit das wichtigste Hilfsinstrument bei Wetten auf die Microsoft-Aktie. Und in dieser Hinsicht sieht es derzeit eben viel versprechend aus

al_sting - Donnerstag, 5. Dezember 2013 - 18:45
"Falls Windows-PC/Notebook durch Tablets oder mögliche Google-Pendants verdrängt werden, war es das für Microsoft."
Nicht notwendigerweise. Ich halte das Office-Paket im Business-Bereich für wichtiger (und gewinnträchtiger) als Windows. Und zu Word sowie insbesondere Excel und Powerpoint sehe ich weder eine ernsthafte Konkurrenz am Horizont noch eine Verzichtbarkeit auch bei einem Plattformwechsel. Dieses einträgliche Quasimonopol muss man erst einmal brechen.
Weiterhin ist Microsoft auch im Server- und Cloudgeschäft gut und sehr profitabel gewachsen und hat hier auch weiteres Wachstumspotential - wenn auch zukünftig außerhalb der USA dank NSA-Aufdeckung der Gegenwind stärker werden könnte.

"Der wichtigste Satz steht am Ende: Die Charttechnik bleibt deshalb mit das wichtigste Hilfsinstrument bei Wetten auf die Microsoft-Aktie. Und in dieser Hinsicht sieht es derzeit eben viel versprechend aus"
Stimmt. Das ist ein Grund, warum Microsoft vorerst keinen vorderen Platz auf meiner Watchlist bekommt. Ich finde die Charttechnik immer interessanter, um geeignete Ein- und Ausstiegspunkte bei Aktien zu suchen, aber das zentrale Kriterium zur Auslese der Aktien bleibt eine fundamental attraktive und perspektivisch aussichtsreiche Bewertung. Und davon hat sich MS in den letzten Monaten dank Kursanstieg leider etwas entfernt. Insofern bräuchte ich wahrscheinlich 1. einen deutlichen Kursrückschlag zur attraktiveren Fundamentalbewertung + 2. eine Bodenbildung mit leichtem Anstieg zur anschließenden Verbesserung der Charttechnik.

PS: Den Ansatz, Kredite aufzunehmen, um damit Aktienrückkäufe zu finanzieren, finde ich im Übrigen auch sehr unattraktiv.

levdul1 - Dienstag, 6. Mai 2014 - 10:45
Ich habe mir das Thema Microsoft noch einmal angeschaut.

Wenn die Kreditkosten geringer sind als die Dividendenrendite, dann kann es durchaus lohnend sein, auf Kredit Aktien zurückzukaufen. Wenn dies nicht gegeben ist, dann dient es vielleicht doch nur der Kurspflege. Ich kann mir durchaus vorstellen, daß Bill Gates an hohen Aktienkursen interessiert ist um die Ausgaben für seine Stiftungen langfristig abzusichern.

Ich habe mir des weiteren die Analyse zu Microsoft auf http://www.sfg-value.de/ angeschaut (von Al_sting häufig empfohlen). Gemäß dieser gut nachzuvollziehenden Anaylse hat sich Microsoft mit dem Office-Paket einen unüberwindbaren Burggraben geschaffen, welcher auf viele Jahre hohe Umsatzrenditen gewährleistet.

Somit kann ich mir doch vorstellen, daß Microsoft weiter marschiert und irgendwann auch das Allzeithoch knackt.

al_sting - Dienstag, 6. Mai 2014 - 11:01
"Gemäß dieser gut nachzuvollziehenden Anaylse hat sich Microsoft mit dem Office-Paket einen unüberwindbaren Burggraben geschaffen, welcher auf viele Jahre hohe Umsatzrenditen gewährleistet."

Aus einer ganz frischen, persönlichen Erfahrung kann ich diesen Burggraben nicht bestätigen. Ich habe mir vor kurzem einen neuen Rechner gekauft. Das mitgelieferte Testpaket für MS Office365 überzeugte mich nicht:
- Cloud hin, Cloud her, für den privaten Einsatz gefällt es mir nicht, für Office immer online arbeiten zu müssen.
- Und ein ausschließliches Abonnementsystem gefällt mir privat auch nicht, ich will einmal eine Kaufentscheidung fällen und nicht ständig neu Miete zahlen müssen.

Bei der Suche nach Alternativen hatte ich die Wahl zwischen der etwas älteren MS Office-Version 2013 (ca. 120€ bei Saturn) und LibreOffice für lau. Da wollte ich erst LibreOffice einen Versuch geben, ehe ich über 100€ bezahle.
Ergebnis: LibreOffice hat mich bislang absolut überzeugt. Der Umstieg von MS Office ist zumindest beim Text- und Kalkulationsprogramm sehr einfach (Präsentationsprogramm muss ich erst noch richtig testen) und auch alte Dateien lassen sich gut übernehmen.
Ich sehe nur einen Vorteil von Office, der bei LibreOffice nicht gegeben ist: Es gibt keine Outlook-Alternative. Aber da ich privat Outlook nicht nutze, stört mich das nicht.

(Anmerkung: Ich bin "Light-User" in der Hinsicht, dass ich Excel OHNE eigene oder importierte weitere Programme auf Ebene von Visual Basic nutzte, solche Programme sollen nicht ohne weiteres übertragbar sein.)

Ich war verblüfft, wie leicht und problemlos der Umstieg lief, die Programme ähneln sich in der Benutzung sehr stark. Deutlich leichter als zuweilen von einer Office-Version auf die nächste.
Ich revidiere daher meine Einschätzung, der Burggraben könnte viel kleiner sein als angenommen.

prof - Dienstag, 6. Mai 2014 - 12:29
Wer seine Daten der Cloud anvertraut, für den ist das Google-Office Paket auch eine echte Alternative.
Prof

Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Microsoft: Archivierte Beiträge bis 6. Mai 2014