Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Französische Aktien: Archivierte Beiträge bis 10. Mai 2017
al_sting - Freitag, 2. September 2016 - 15:44
In der Finanzwirtschaft finden sich derzeit viele Firmen mit Bewertung weit unter Buchwert.
Coface, einer der großen Kreditersicherer, gehört mit einem KBV = 0,41 ebenfalls dazu.
Ich wurde auf diesen Wert durch diese Analyse von MMI aufmerksam: http://valueandopportunity.com/2016/09/01/coface-sa-ultimate-death-spiral-or-contrarian-opportunity-in-an-attractive-industry

Ich bin kein Experte im Bereich Versicherungen, und ich gestehe, auch nur die Hälfte von MMIs Analyse verstanden zu haben. Aber einiges hatte mich überzeugt:
- Niedrige Bewertung, siehe KBV = 0,41
- Starker Moat gegen Neueinsteiger, dafür spricht sowohl die Komplexität des Themas als auch die starke Konzentration in den letzten Jahren auf nur drei dominante Anbieter
- Langfristig benötigte Produkte: Im Gegensatz zu Lebensversicherungen halte ich Kreditversicherungen im Wirtschaftleben für unverzichtbar.
- Relative Entkopplung von Niedrigzinsen: Da Kreditversicherungen besonders in schlechten Wirtschaftszeiten ausgezahlt werden müssen, können hier die Gewinne weniger als bei anderen Versicherungsbereichen durch Anlage des vorgestreckten "moats" erzielt werden - zur Zeit der Nachfrage sind die Verkaufspreise für Anlagen zu oft im Keller. Also wurden und werden sie über die Versicherungseinnahmen generiert - und die leiden nicht unter den Niedrigzinsen.
- Dazu hat MMI einige negative Einmaleffekte aufgezeigt, die wesentlich für die Kursrückgänge der Vergangenheit verantwortlich sein dürften - und solche kursdrückenden Einmaleffekte bieten oft genug sehr gute antizklische Einstiegskurse, nach denen sich das Geschäft wieder (positiv) normalisieren darf.
- Dazu kommt, dass ich meinen Frankreich-Anteil im Depot gerne wieder ausbauen möchte.

Daher eröffne ich eine Position in Coface.
--> Kauf 2.000 Stück, nächster Kurs Euronext

al_sting - Freitag, 2. September 2016 - 16:13
Nächster Handel, 15:46, Kurs 5,09 €

--> 2.000 x 5,09€ = 10.180 €

monopole - Sonntag, 4. September 2016 - 00:52
Ich finde die Analyse von MMI nicht überzeugend und würde die Aktien von COFACE nicht mal mit einer Kneifzange anfassen. Euler-Hermes dagegen sieht tatsächlich attraktiv aus.

Wie komm ich zu dieser Einstellung? Der Grund liegt in dem, was MMI einen kursdrückenden Einmaleffekt nennt, und damit meiner Meinung nach in seiner Bedeutung völlig verkennt: Der französische Staat überträgt die Funktion von COFACE als Exportversicherungsagent auf eine neu gegründete staatliche Institution. In meinen Augen verliert COFACE mit dem staatlichen Rückhalt die Existenzgrundlage.

Meine Internetrecherche zu den Hintergründen brachte keine klaren Aussagen zutage. Aber es drängt sich mir der Eindruck auf, dass die derzeitig regierenden Sozialisten in Frankreich direkte Kontrolle über die nationale ECA (export credit agency) gewinnen wollten. Alternative Erklärungen, wie eine radikal veränderte Einstellung zum Schuldenerlass gegenüber Entwicklungsländern, oder etwaige Zeitbomben im Portfolio von COFACE, wären umso desaströser. Ohne staatlichen Rückhalt jedoch ist COFACE als zahnloser Tiger zum Hungertod verurteilt.

Die Exportwirtschaft lebt in einem weitgehend rechtsfreien Raum. Zwischen den großen Akteuren (EU, USA, China) existiert zwar ein Modus Vivendi, aber dieser ist labil; die Gewichte verschieben sich beständig. Interessant für COFACE hingegen sind aber die verbleibenden Staaten. Das wären so an die 150. Das allgemein akzeptierte Konzept der Souveränität bewirkt, dass die einzelnen Staaten weitgehend tun und lassen können, was sie wollen. Und, seien wir ehrlich, ein Großteil der Regierungen der Staaten besteht aus Verbrechern: Von Hochstaplern und einfachen Trickbetrügern bis hin zu Massenmördern wird alles geboten. Und die in den jeweiligen Staaten agierenden Firmen bieten entsprechend breite Paletten.

Für sein Geschäftsmodell ist COFACE, wie auch jeder Gläubiger, auf eine Möglichkeit angewiesen, effektiv Außenstände einzutreiben. Wünschenswert wären unabhängige Rechtsprechung und durchsetzungsfähige und -willige Exekutive. Aber diese Kombination existiert in den wenigsten Staaten. Das Geschäftsmodell, das sich zwischen den souveränen Staaten ausgebildet hat, funktioniert anders, über den Pariser Club und die Berner Union. Beides sind im Grunde genommen Kartelle. Im Pariser Club werden Zahlungsausfälle bei zwischenstaatlichen Krediten behandelt, in der Berner Union Zahlungsausfälle von Firmen gegenüber ECAs und damit letztlich gegenüber den dahinter stehenden, garantiegebenden Staaten. Das Prinzip der Kartelle ist, dass bei einem Zahlungsausfall sich die im Kartell organisierten Gläubiger nicht gegeneinander ausspielen lassen. Der Schuldner wird nicht durch Gewalt oder unmittelbaren physischen Zwang zur Zahlung bewegt. Aber er ist gezwungen, immer in Vorkasse zu gehen oder alternativ sich an Seelenaufkäufer anderer Art (Russland oder China stellen sich da gern zur Verfügung) zu wenden, die andersartige Gegenleistungen mit anderen Mitteln einfordern. Kredit von Mitgliedern des Kartells wird erst wieder gewährt, wenn die Schulden, in welcher Art auch immer, geregelt sind. Schulden zwischen Staaten werden, selbst nicht nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten, nicht einfach vergessen.

Kuba weigert sich seit den 50er Jahren, über die ausstehenden Kredite auch nur zu reden. Argentinien hat diese Haltung 15 Jahre durchgehalten und sich kürzlich eines Besseren besonnen.

In einer solchen Welt ist für eine nicht souveräne Firma ohne staatlichen Rückhalt, wie COFACE, kein Platz.

Es würde mich freuen, wenn meine sehr negative Sichtweise widerlegt würde.

monopole - Sonntag, 4. September 2016 - 22:52
Die Einschätzung von MMI, der Burggraben (Moat) sei sehr breit und schütze gegen Neueinsteiger, wird mit dem Wissens- und Erfahrungsvorsprung der drei großen Anbieter im Bezug auf globale Kontrahenden-Risiken begründet. Ich bezweifle, dass dies Wissen derart singulär konzentriert ist: Jede nationale Export-Kreditgesellschaft besitzt dieses Wissen, jede global agierende Bank (Standard Chartered Bank fällt mir da zuerst ein, aber auch Morgan-Stanley, HSBC, Barclays, DB und wie sie alle heißen) ebenfalls. Personen mit entsprechendem Wissen und Erfahrung sollte es zuhauf geben. Zudem relativ kostengünstig rekrutierbar, da die nationalen Export-Kreditbanken meist direkt den Regierungen unterstellt sind und die Wissensträger folglich relativ schlecht bezahlt sein sollten.

Was einen stutzig machen sollte: Die beiden einzigen Konkurrenten von COFACE haben, im Gegensatz zu COFACE, das Mandat, staatliche Exportkredite, versehen mit den entsprechenden staatlichen Garantien, zu managen; Euler-Hermes betreut die deutschen, Atradius die niederländischen.

Diese Auslagerung hoheitlicher Aufgaben (Exportkreditgarantien) an private Institutionen hat subtile Gründe: Exportkredite sollen die Exporte heimischer Industrie unterstützen. Der Übergang zur staatlichen Subvention ist fließend. Tatsächlich sind die meisten Exportkreditbanken direkt der jeweiligen Regierung unterstellt. Ich will da nichts Falsches in die Welt setzen, aber offenbar sind alle ECAs mehr oder minder staatlich, mit Ausnahme von Euler-Hermes, Atradius und, bis vor Kurzem, COFACE.

Die chinesische ECA zum Beispiel ist derzeit eine der wenigen Banken, die Schiffskredite vergibt. Diese zu hanebüchenen Konditionen und in nicht ökonomisch vertretbarem Umfang vergebenen Kredite sind ein Hauptgrund für die massiven Überangebote an Transportvolumen in so gut wie allen Schiffssparten. Das Ziel ist die Subvention chinesischer Werften und vielleicht sogar letztlich ein chinesisches Schiffbaumonopol. Jedenfalls haben wir es hier mit massiven Wettbewerbsverzerrungen und einer immensen Fehlallokation von Kapital zu tun. Rein aus politischen Gründen.

Euler-Hermes und Atradius sind als privatwirtschaftlich organisierte Firmen schon aus reinem Eigennutz daran interessiert, derartige, rein politisch motivierte, finanziell desaströse Fehlentwicklungen nicht in ihrem Portfolio zuzulassen. Das ist in meinen Augen der tiefere Sinn, der dem doch sehr eigentümlichen Konstrukt von Euler-Hermes, wie auch dem von COFACE, zugrunde liegt. Deutschland (wie offenbar auch die Niederlande) ist mit diesem Konstrukt sehr gut gefahren. In Frankreich konnte sich COFACE dagegen weniger des politischen Drucks entziehen.

al_sting - Sonntag, 4. September 2016 - 23:22
Weniger Erfahrungsvorsprung als vielmehr einer großem Wissensbasis / Datenbank bezüglich der Bonität von Unternehmen in verschiedensten Ländern.
Ich habe einst bei einem kleinen, sehr stark exportorientierten Anlagenbauer mit weltweitem Markt gearbeitet. Langlebige, robuste und pflegearme Produkte, so dass viele Kunden nur ein Mal alle 10-20 Jahre unser Produkt benötigten.
Vor JEDEM Auftrag wurde die Bonität des Kunden abgefragt und der Auftrag versichert, so dass man im Fall von Zahlungsschwierigkeiten den Fall (mit gewissen Abschlägen) an den Versicherer weitergeben konnte. Wenn Aufträge nicht derart versichert werden konnten, wurde es schwieriger, weil wir dann alternative, teurere Absicherungen benötigten (Bankbürgschaften, wobei unsere Bank auch mit der ausländischen, bürgenden Bank...), manche Aufträge wurden auch mangels Versicherbarkeit ausgeschlagen.

Diese Kosten waren bereits in den Produktpreis einkalkuliert, mögliche Auslandsprozesse wären hingegen kaum sicher kalkulierbar gewesen.
Mir ist nicht aufgefallen, dass wir uns um die staatlich garantierten Hermes-Bürgschaften kümmerten, diese ziehen ja auch nicht für alle Länder. Die Datenbanken, die eine sofortige Bonitätsauskunft und ein globales Versicherungsangebot für viele tausende Firmen weltweit anbieten, sind ein wertvoller, m.E. kaum zu unterschätzender Schatz, aber die regelmäßige Aktualisierung dürfte auch teuer und für Neueinsteiger kaum so einfach nachzuahmen sein - Netzwerkeffekte und Burggraben halt.

Ich sehe nicht, dass staatlich garantierte Bürgschaften für dieses Geschäft benötigt werden, wenn auch Exportgarantien ein nettes und gut abgesichertes Zusatzgeschäft bieten. Daher kann ich deiner Fundamentalkritik nicht folgen.

Den Vergleich mit Subventionskrediten verstehe ich nicht.

monopole - Montag, 5. September 2016 - 11:13
Wir sind uns einig, dass es für eine Versicherung wichtig ist, die Schadensquote gering zu halten. Sie besitzt dazu mehrere Stellschrauben. Zwei wichtige solche sind:
  • Sie minimiert die Wahrscheinlichkeit des Eintretens von Versicherungsfällen durch sorgfältige Selektion der Risiken, welche sie absichert.
  • Bei den eingetretenen Versicherungsfällen optimiert sie die Eintreibung der von den Versicherten an sie abgetretenen Forderungen.
In Deiner Argumentation konzentrierst Du Dich auf die erste der beiden Stellschrauben. Aus Sicht einer im Export tätigen Firma ist dies auch die einzig relevante, da das Eintreiben von Forderungen im Allgemeinen keine Option darstellt. Für diese erste Stellschraube ist eine entsprechende Datenbank natürlich sehr wertvoll. In meiner Argumentation habe ich versucht, diesen Aspekt zu relativieren. Es gibt eine Vielzahl derartiger Datenbanken: Die Ratingagenturen haben sie, die nationalen Exportkreditagenturen, die international agierenden Banken und sicherlich auch die meisten international agierenden Unternehmen, wie General Electric, Nestle, Glencore und Konsorten.

In meiner Argumentation konzentrierte ich mich auf die zweite genannte Stellschraube. Das Eintreiben von Forderungen geht nur mit Unterstützung des Heimatstaats X des Schuldners. Und wie funktioniert das konkret? Im Zweifelsfalle besucht ein deutscher Minister (Außen-, Wirtschafts- oder Entwicklungsminister) bei Gelegenheit den Staat X, verhandelt einige Infrastrukturprojekte, gewisse außenpolitische Wünsche in Sachen Klima, Uno und was auch immer. Er sagt politische und finanzielle Unterstützung zu. Ganz am Schluss der Verhandlungen kommt dann noch das "Ach ja, noch eine Sache ...". Und er übergibt dem Gastgeber eine Liste mit kleineren Problemchen, bei denen es schön wäre, wenn eine einvernehmliche Lösung gefunden werden könnte.

Auf dieser Liste stehen dann vielleicht einige politische Gefangene, für die sich der Minister einsetzt, aber auch einige ausstehende Forderungen von Firmen. Wer stellt diese Liste auf und was bewegt den Minister, diese Liste vorzulegen? Dazu gibt es sicherlich keine allgemeingültigen Antworten. Aber Euler-Hermes steht auf jeden Fall entweder auf der Liste oder ist an der Aufstellung der Liste beteiligt. Denn die Bundesregierung kann die eigenen Außenstände aus den Exportgarantien nur dadurch wiedergewinnen, dass die ursprünglichen Forderungen bedient werden. Und diese laufen in der einen oder anderen Weise über Euler-Hermes.

Worauf meine Argumentation hinausgeht: Euler-Hermes steht auf deutschen solchen Listen. COFACE stand bislang auf französischen. Aber nicht zukünftig. Das ist der entscheidende Unterschied.


Mein zweiter obiger Beitrag in dieser Sache behandelte die unterschiedlichen nationalen Implementierungen des ECA-Konzepts. Es besteht immer das Risiko, dass die Exportgarantien von der Politik als versteckte Subventionsmaschinen benutzt werden. Um das zu verhindern, wird in Deutschland eine vom Staatsapparat unabhängige Kontrollinstanz eingesetzt. Ohne genaue Details zu kennen, gehe ich davon aus, dass die intendierte Funktionsweise der Konstruktion sich wie folgt darstellt: Der Staat garantiert bei den Exportkrediten nur einen gewissen Prozentsatz der tatsächlichen Beträge. Die Firma Euler-Hermes ist ebenfalls mit einem Prozentsatz am Risiko beteiligt, sie hat eigenes Geld im Feuer und kontrolliert deshalb die eingegangenen Risiken auch aus unternehmerischer Sicht.

Bei den rein staatlichen ECAs haben die prüfenden Beamten dagegen kein eigenes Geld im Feuer. Etwaige Verluste kann der Finanzminister ja durch höhere Steuern ausgleichen.

COFACE war, so wie ich das verstehe, ursprünglich ähnlich wie Euler-Hermes organisiert. Im Laufe der Zeit konnten sich die Firma aber nicht der politischen Einflussnahme entziehen. Zum Beispiel las ich, dass COFACE mehr als ein Drittel des ausstehenden Kreditvolumens auf Airbus-Finanzierungen konzentrierte. Inwieweit diese Kredite nun ein Klumpenrisiko für COFACE darstellen, interessiert mich hier weniger. Vielmehr interessiert mich, dass hier der intendierte Kontrollmechanismus offenbar versagt hat. Die Verschiebung der ECA-Funktion in eine neue, mehr direkt der Regierung unterstellte Institution interpretiere ich als Reaktion der französischen Politik auf dieses Versagen.

monopole - Montag, 5. September 2016 - 13:33
Ein etwas anderer Aspekt könnte allerdings auch für Coface sprechen: Firmen wie GE, Nestle oder Glencore sind derart groß und auch derart stark internationalisiert, dass sich keine nationale Regierung mehr für sie stark machen könnte oder wollte. Ihr finanzielles und wirtschaftliches Potential andererseits steht dem der meisten nationalen Regierungen in Nichts nach. Und der fehlende Sitz in der Uno lässt sich eventuell mit anderen Hebeln kompensieren. Verhandlungen solcher Firmen mit nationalen Regierungen jedenfalls sind sicherlich in vielerlei Hinsicht mit Verhandlungen zwischen Regierungen vergleichbar.

Wenn nun Coface regelmäßig auf den bei derartigen Verhandlungen präsentierten Wunschlisten auftauchte, könnte dies durchaus den von mir konstruierten Wettbewerbsnachteil ausgleichen. Ob so etwas etwaigen nationalen Kartellbehörden missfallen könnte, ist vielleicht weniger relevant. Wo kein Kläger, da kein Richter.

In diesem Zusammenhang finde ich die Biographie des CEO von Coface sehr interessant.

al_sting - Montag, 5. September 2016 - 21:17
Hallo monopole,

vielen Dank für deine Warnungen. Ich sehe die von dir dargelegten Risiken durch die verlorene Staatsbürgschaft zwar (bisher) nicht so dramatisch wie du, deshaöb bleibe ich bei der Depotaufnahme.
Ich werde den Wert aber stärker auf diesen Punkt hin abklopfen. Auf jeden Fall eine interessante "red flag", die ich zuvor noch nicht so sah.

al_sting - Dienstag, 24. Januar 2017 - 13:03
Vor ziemlich genau drei Jahren war Cegedim schon mal auf meiner Watchlist.
Die Firma macht IT für den Gesundheitssektor, schwerpunktmäßig in Frankreich.
Damals sah ich allerdings das Problem einer großen Verschuldung, zudem hatten sie nach der Übernahme von Dendrite anno 2007 mit Problemen in der CRM-Sparte zu kämpfen. Letztlich ließ ich die Finger davon.

Seitdem hat man die CRM-Sparte verkauft. Dank der Erlöse sind die Schulden auch nicht mehr drückend.

Anfang Dezember 2016 schaute ich nach einem Gespräch mit Katjuscha wieder auf die Aktie. Scansoft hat sich dafür begeistert und baut auf eine Verdopplung in 5 Jahren. Cegedim ist jetzt eine spannende Turn-Around-Wette.
Anfang Dezember stand für mich dreierlei gegen einen schnellen Einstieg:
- Ich war mir unsicher über die Turn-Around-Chancen, über die Fähigkeiten des Managements.
- Ich hatte mein Cash schon komplett für andere spannende Aktien verbraucht oder verplant.
- Der Chart sah (noch) nicht interessant aus.
Kurz gesagt: Ich wollte in Ruhe abwarten.

1,5 Monate später habe ich durch den trendfolgenden Verkauf von TLG Immobilien überraschend wieder Cash.
Was hat sich seitdem noch geändert?
1. Der Kurs ist in diesen wenigen Tagen um 30% angesprungen, der Chart ist mittlerweile also auch blitzblank. Aus den anfänglich prognostizierten 100% Potential bleiben also "nur noch" 50%, was für mich auch genügt.
2. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass der französische Aktienmarkt wegen eines möglichen Sieges von LePen eingeschüchtert ist und dass ein Sieg von Fillon (Konservativ) oder Macron (Liberal/Sozialliberal) sowohl diese Ängste beseitigen als auch die überfälligen Reformen im Land starten könnte. Die Wette gefällt mir. Daher möchte ich die Frankreich-Orientierung in meinem Depot wieder erhöhen.

Ob sich die Chancen für den Turn-Around wirklich verbessert haben, kann ich noch nicht einschätzen. Trotzdem steige ich, vielleicht etwas vorschnell, hiermit bei Cegedim ein:

Kauf 400 Stück Cegedim, nächster Kurs Euronext

prof - Dienstag, 24. Januar 2017 - 13:19
Chart sieht sehr brauchbar aus ...

al_sting - Dienstag, 24. Januar 2017 - 21:00
Nächster Handel 13:36, Kurs 29,31€
--> 400 x 29,31€ = 11.724 €

al_sting - Mittwoch, 15. Februar 2017 - 19:57
Im September 2016 stieg ich zu 5,09€ bei Coface ein, im Wesentlichen aufgrund der Analyse von MMI. Damals schrieb ich
"Ich bin kein Experte im Bereich Versicherungen, und ich gestehe, auch nur die Hälfte von MMIs Analyse verstanden zu haben."

Mittlerweile steht der Kurs von Coface bei etwa 7,10€, ein Anstieg um etwa 40%. Und MMI kommentiert in seinem Blog:
"Sold some Coface today (0,5% of portfolio). Stock price is approaching my price target fast."

Ich bin mit MMIs Analyse beim Einstieg gut gefahren, also lausche ich auch jetzt aufmerksam. Bei so einem Kursanstieg und so einem Kommentar nehme ich daher die Gewinne vom Tisch.
--> Teilverkauf, 600 Stück, Limit 7,00€, Euronext.

al_sting - Mittwoch, 15. Februar 2017 - 20:46
Ganz übersehen, Coface hat auch Jahreszahlen im Angebot

http://www.nasdaq.com/press-release/coface-sa--2016-results--operating-performance-and-progression-of-fit-to-win-in-line-with-plan-20170208-01019
Coface SA : 2016 Results - Operating performance and progression of Fit to Win in line with plan


Paris, 8 February 2017 - 17h35

Coface results at 31 December 2016: Operating performance and progression of Fit to Win in line with plan, confirming our ambition to become the most agile global credit insurer in the industry

FY 2016 operating performance in line with guidance
Turnover in line with previous quarters trends, at €1,411m down (3.6)% vs. '15 (ex. FX)
Net loss ratio in target range at 65.5%
Net cost ratio at 31.9% ; supported by tight expense control
French State export guarantees management transfer finalised
Teams (~250 FTEs) and IT systems transferred as from Jan. 2nd '17
Fit to Win launched and progressing in line with expectations
Launched risk and cost actions as per schedule
Consultations well underway
First benefits materialising
Net income (group share) FY 2016 at €41.5m
Includes €36.5m French State guarantees and Fit to Win one-offs[1]
Solvency ratio in target range at c.150%[2] ; proposed dividend[3]: €0.13 per share, incl. €0.06 special
2017 guidance: net loss ratio below 61%

Unless otherwise stated, changes are in comparison with 12M 2015

Xavier Durand, CEO of Coface, commented:

"The second half of 2016 marks the beginning of the transformation of Coface. We delivered a net profit of €41.5m in the year, successfully closed the transfer of our French State export guarantees activity, and launched our 3-year strategic plan, Fit to Win, the implementation of which is now well underway. During the last quarter of 2016 we also finalised the strengthening of our senior leadership team to enable us to drive the rigorous change management necessary to our plan's success.

With Fit to Win, we aim ultimately to position ourselves to deliver a RoATE (return on average tangible equity) of 9% or above across the cycle. The uncertainty dominating the economy is unlikely to lift in 2017, which will be a transition year as we continue to execute on the strategic priorities that guide the plan: to strengthen our risk management and information, drive operational efficiency and enhance client service, and to implement selective growth strategies."
[...]

al_sting - Donnerstag, 16. Februar 2017 - 09:36
9:00 Uhr, Eröffnungskurs 7,05€

--> 600 x 7,05€ = 4.230 €

al_sting - Freitag, 24. Februar 2017 - 18:34
MMI hat seine Coface-Position komplett verkauft: http://valueandopportunity.com/
Damit ist die Position auch bei mir zu einer Halteposition geworden, die in absehbarer Zeit verkauft werden soll. Ich traue mir einfach nicht die alleinige Kompetenz einer sauberen fundamentalen Analyse dieser Aktie zu.

levdul1 - Freitag, 24. Februar 2017 - 22:51
Mit 39 % in einem halben Jahr hat man nichts falsch gemacht. Ich habe von Prof gelernt, daß man den Bullen reiten soll, so lange er läuft.

al_sting - Donnerstag, 2. März 2017 - 11:24
Coface ist, wie am 24.02. geschrieben, eine Halteposition. Jetzt hat sie auch wieder mit 7€ jene Schwelle erreicht, bei der ich die erste Teilposition verkaufte.

Am 24.01.schrieb ich unter anderem:
"[...] Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass der französische Aktienmarkt wegen eines möglichen Sieges von LePen eingeschüchtert ist und dass ein Sieg von Fillon (Konservativ) oder Macron (Liberal/Sozialliberal) sowohl diese Ängste beseitigen als auch die überfälligen Reformen im Land starten könnte. Die Wette gefällt mir. Daher möchte ich die Frankreich-Orientierung in meinem Depot wieder erhöhen."
So denke ich nach wie vor, derzeit steht Macron recht gut da. Der erste Wahlgang der Präsidentenwahl ist am 23.04.17, die wahrscheinliche Stichwahl am 07.05.17
Sofern es keine gravierenden Einschnitte gibt, will ich Coface bis zum Wahlausgang halten.

PS: Auch Cegedim, wo ich ein saumäßiges Einstiegstiming zeigte, hat den Einbruch seit dem Kauf wieder größtenteils ausgebügelt.

al_sting - Freitag, 21. April 2017 - 16:42
Ich finde Fritsche ja immer wieder lesenswert.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/frankreich-wie-frankreich-bald-ein-wirtschaftswunder-erleben-koennte-a-1144127.html

Seine aktuelle Einschätzung zu Frankreich entspricht ungefähr meiner Sicht auf das Land: Die "Selbstheilungskräfte" haben die Fundamente für eine wirtschaftliche Kehrtwende gelegt, die nur noch nicht öffentlich bewusst geworden ist.
Mit Macron oder Fillon an der Spitze könnte sich auch die Stimmung entsprechend ändern.

al_sting - Dienstag, 9. Mai 2017 - 22:37
Verkauf Coface, nächster Kurs Euronext.

Gründe:
- Ich bin bei Coface MMI gefolgt. Dieser stieg bereits vor einiger Zeit aus, weil er den Bewertungsabschlag aufgelöst sah und Coface an sich nicht als ein soo prickelndes Unternehmen für längere Zeit ansah. Alleine traue ich mir keine gute Bewertung für Coface zu.
- Ich wollte die Frankreich-Wahl abwarten in der Hoffnung, dass französische Werte durch die Macron-Wahl Schwung bekommen. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass französische Werte nicht mehr Schwung bekommen als andere Werte aus dem Euroland.
- Coface stößt seit längerem an einen Deckel bei etwa 7,40€. Es kann sein, dass dieser Deckel überwunden wird - ist aber nicht sicher.
- Ich denke seit einiger Zeit daran, Coface und die Pfandbriefbank gegen Handelsbanken und evtl. die Fintec-Group zu wechseln - aber auf keine Fall den Anteil der Finanzwerte erhöhen. Also Einstieg hier nur gegen Ausstieg dort.
- . Während bei Handelsbanken kein Zeitdruck für einen Einstieg zu bestehen scheint, sehe ich diesen bei der Fintec-Group schon - und der Welt-Artikel zur FinTec-Group war wirklich stark. Andererseits zeigt die Pfandbriefbank einen starken Aufwärtstrend, während Coface gedeckelt ist. Also wird Coface als schwächstes Glied der Riefe verkauft.

al_sting - Mittwoch, 10. Mai 2017 - 10:58
Eröffnungshandel vom 10.05. um 9:00 Uhr, Kurs 7,37€
--> 1.400 x 7,37€ = 10.318€

Gesamtertrag seit dem September 2016: 4.368€ (42,9%)
Vielen Dank an MMI für die Idee und Analyse, das war ein sehr profitables Abschreiben.

Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Französische Aktien: Archivierte Beiträge bis 10. Mai 2017