monopole - Samstag, 5. September 2015 - 16:58 |
Ein zweiter Kauf diese Woche: Bergesen World-Wide Offshore Limited, gelistet unter BWO in Oslo, ist eine Firma in der Öl- und Gasindustrie. Sie betreibt floating production, storage and offloading units, kurz FPSOs, und floating storage and offloading units, kurz FSOs. Eine lesenswerte Analyse beschreibt das Geschäftsfeld und auch den Unterschied zu den Offshore-Ölbohrfirmen. Am 2015-02-11 gab es eine verheerende Explosion auf der FPSO Cidade de São Mateus vor Brasilien. Dadurch und auch wegen des gefallenen Ölpreis besteht zur Zeit eine Sondersituation. Der Kurs ist stark gefallen, zuletzt wegen der Halbierung der Quartalsdividende. Diese Halbierung wurde als Vorsichtsmaßnahme angesichts der unklaren Lage betreffend der Entwicklung der Öl- und Gaspreise begründet. Unmittelbar nach der Verkündung des Dividendenschnittes fiel der Kurs der Aktie von der Klippe. Als hätten sie darauf gewartet, haben viele Insider beim Preis von knapp über 3 NOK gekauft und aufgestockt:
Der Aktienkurs sollte in den nächsten zwei, drei Jahren wieder in die Region von 8 bis 10 NOK gehen, eventuell sogar darüber, sollte sich der Ölpreis wieder in die Nähe von 100 USD/barrel bewegen. In der Wartezeit kann man Dividende kassieren. Diese ist zwar etwas volatil, aber besser als Nichts. Risiko: Sehr groß. Man sehe sich nur einen 5-Jahreschart der Aktie an. Mein Timing beim Einstieg war wieder einmal miserabel. Ich hatte erste Tranchen bereits vor dem Q2-Geschäftsbericht gekauft und diese Woche nur noch bis zum gesetzten Maximaleinsatz erhöht. Mein gemittelter Einstiegskurs ist 4,11 NOK. |
al_sting - Sonntag, 6. September 2015 - 11:55 |
Auch ein spannender Wert, der seit einiger Zeit auf meiner Watchlist liegt. Ich wünsche dir viel Erfolg! Ich würde mich sehr über halbwegs regelmäßige updates alle 3-6 Monate freuen (hast du nicht eine Art virtuelles Portfolio angelegt? Warum berichtest du dort nicht quartalsweise über die Entwicklungen?). Mehr Erfahrung und Fachkenntnis in der Branche würde mich in diesem Forum sehr freuen! Vielleicht traue ich mich in 6-12 Monaten auch wieder in die Branche. Derzeit bleibt aber Spectrum meine einzige Offshore-Wette, für mich und meinen schlechten track record in der Branche reicht das vorerst. Ich habe bei BW Offshore die gleiche Sorge für die komplette Branche, die mich auch bei Prosafe hat kapitulieren lassen: Offshore-Öl könnte kurz-bis mittelfristig neben Ölsanden der Hauptverlierer unter den Ölförderern sein. Unternehmen mit einer hohen Kapitalbindung in der eigenen Flote könnten dann Probleme kriegen und die Unternehmen via "debt2equity" größtenteils an die Kreditgeber überschrieben werden. Ich erwarte kurz- bis mittelfristig wieder Preise von 70-75$, aber nicht so schnell wieder dreistellige Preise, von kurzen Peaks mal abgesehen. |
monopole - Montag, 23. November 2015 - 14:44 |
Der Q3-Bericht wurde heute veröffentlicht. Nicht allzu überraschend: Die Dividende ist bis auf Weiteres gestrichen, um angesichts der derzeitigen Marktlage eine Liquiditätsrücklage aufzubauen. |
monopole - Dienstag, 31. Mai 2016 - 22:21 |
Die finanzielle Lage der Firma ist etwas angespannt. In den kommenden vier Jahren sind vier Anleihen fällig. Es ist absehbar, dass aus dem laufenden Betrieb nicht genügend Ertrag erwirtschaftet werden kann, um diese Anleihen vollständig abzulösen, zumal einige Kunden bereits jetzt im Zahlungsrückstand sind. Die geplanten Kapitalmaßnahmen sind:
Es werden Erinnerungen an die letzte Kapitalerhöhung der Commerzbank wach. Im Vorfeld der Erhöhung fiel der Kurs, so hatte man den Eindruck, ins Bodenlose. Eine große Schuld daran hatte freilich auch die staatliche Soffin. Diese hatte im Vorfeld angekündigt, sie werde die Kapitalerhöhung mitmachen, das Kapital dafür aber durch Verkauf von Aktien ex Bezugsrecht beschaffen. Politisch vielleicht korrekt, finanztechnisch absolut hirnlos. |
al_sting - Dienstag, 31. Mai 2016 - 22:29 |
Nur mal zur Einordnung: Größere Pleiten und richtig fiese Firesales haben wir in dieser Branche noch nicht gesehen, oder? Hast du die größten Pleiten der letzten Monate bei Offshore-Firmen auf dem Schirm - und die Aufkäufer der billigen Reste? |
monopole - Dienstag, 31. Mai 2016 - 23:01 |
- Hercules Offshore (HERO) ging zum zweiten Mal pleite. Mærsk war Aufkäufer. - ORIG (Ocean Rig) kaufte für paarundsechzig Mio USD ein sehr junges Bohrschiff in einer Auktion. |
al_sting - Mittwoch, 1. Juni 2016 - 15:36 |
Vielen Dank! Ich bin bei Seeking Alpha noch über einen frischen Übersichtsartikel zu Offshore-Drillern gestoßen: http://seekingalpha.com/article/3978846-offshore-drillers-q1-earnings-season-results Die zentrale Aussage kam für mich gleich zu Beginn: "It looks like 2016 budgets are set in stone and producers will reconsider their decisions only in case of an ultra-strong rally in oil. Any stabilization in the contract environment will not come earlier than in 2017. [...] I expect that the pressure on day rates won't be resolved any time soon. Market should work through the backlog of idle rigs and the backlog of newbuilds before rates will start rising again. This process may take several years." |
monopole - Samstag, 18. Juni 2016 - 20:28 |
Hier ist die Presseerklärung vom 2016-05-23 zur Kapitalerhöhung: Das Bezugsverhältnis dürfte im Laufe der kommenden Woche bekanntgegeben werden. Will man sich an der Kapitalerhöhung beteiligen, so werden pro Altaktie mindestens 1.21 NOK an Zahlungen fällig. Absehbar ist eine garstige Verwässerung, falls man nicht zeichnet. |
al_sting - Samstag, 18. Juni 2016 - 23:06 |
Wenn die Rahmenbedingungen stimmen (Gutes Management, mittel- bis langristig solide Finanzierung nach der KE) und die Aktionäre auch an einem Aufschwung der Branche partizipieren (Drohen weitere relevante Verwässerungen durch Wandelanleihen oder Optionsprogramme? Fressen zu hohe Zinsen selbt in guten Zeiten die Gewinne auf?), bin ich ja ein Fan von Kapitalerhöhungen unter verschärftem Stress. In der Vergangenheit hatte ich an solchen Aktionen mehrfach deutlich überproportional teilgenommen (also den proportionalen Anteil deutlich gesteigert), teilweise mit einem Kapitaleinsatz deutlich höher als beim Erstkauf, und ein ehedem verlustschreibendes Engagement zum Ausgleich bzw. zu deutlichen Gewinnen geführt. Wie schätzt du hier die Lage ein? |
monopole - Sonntag, 19. Juni 2016 - 14:01 |
Die Präsentation zum 1. Quartal 2016 bietet einen Überblick über die Lage und das Umschuldungskonzept. Ergänzende Informationen findet man im Download der Umschuldungsdetails. Dass es überhaupt zu einer Umschuldung kommen musste, wirft natürlich kein gutes Licht auf das Management. Allerdings liegt das Problem auch in der Natur der Geschäfts: Kapitalintensive Anlagen werden mit relativ hoher Hebelung erworben. Die Bedienung der Verbindlichkeiten wird mit längerlaufenden Verträgen gesichert. Kommen dann unvorhergesehene Ereignisse (Explosion auf einer FPSO und damit Ausfall sicher geglaubten Cashflows, Ölpreisverfall), so kann die Finanzierung eng werden und das Rollieren der Schulden unmöglich. Und in einer solchen Situation befindet sich die Firma. Das Konzept der Umschudung beinhaltet einen massiven Abbau der Schulden aus dem laufenden Cashflow über die nächsten 5 Jahre. In dieser Zeit sollen alle Anleihen, sowie ein großer Teil der Bankschulden abgetragen werden. Im Gegenzug gibt es keine Dividenden oder Aktienrückkäufe. Nach unten sollte die Aktie infolge dieser Maßnahmen relativ gut abgesichert sein. Der Raum nach oben bleibt den Aktionären voll erhalten. Natürlich bleibt ein gehöriges Maß an Risiko:
Seit Ankündigung der Kapitalerhöhung fiel der Kurs von 1.42 NOK auf zeitweilig 0.53 NOK und endete am Freitag bei 0.62 NOK. Als ich von der Kapitalerhöhung erfuhr, war der Kurs bereits um 30% gefallen. Dass er noch einmal um 50% fallen würde, habe ich nicht erwartet, zumal ich die Situation nach Kapitalerhöhung als sehr positiv einstufte. Allerdings entwickeln Kapitalerhöhungen oft eine gewisse Eigendynamik. Das ist auch weiter nicht verwunderlich, da die Besitzverhältnisse an der Firma umgekrempelt werden. Durch den stark gefallenen Kurs ist absehbar, dass die jungen BWO-Aktien mindestens 2/3 der Marktkapitalisierung ausmachen werden, wahrscheinlich eher mehr. Eine Quote von 3/4 erscheint mir durchaus realistisch. Bei der Festlegung des Bezugsverhältnisses spielt der zu dem entsprechenden Zeitpunkt aktuelle Aktienpreis eine signifikante Rolle. Ich halte es deshalb für plausibel, dass einige Martkteilnehmer den Kurs gezielt in eine Richtung steuerten. Bei einem Börsenumsatz von gerade mal 1.5 mNOK (d.h. 160 kEUR) pro Tag ist der dazu nötige finanzielle Aufwand vergleichsweise gering. So pervers es klingen mag: Gerade weil die Aktie in den vergangenen drei Wochen derart nach unten geprügelt wurde, bin ich sehr optimistisch und werde mich entsprechen positionieren. |
al_sting - Sonntag, 19. Juni 2016 - 14:46 |
Das klingt doch gut! Am 6. September 2015 schrieb ich hier: "Vielleicht traue ich mich in 6-12 Monaten auch wieder in die Branche." Es sind mehr als 6 Monate vergangen, und die Wartezeit erwies sich als berechtigt. Aber bei so einem spannenden Sonderfall werde ich auch wieder neugierig. Ich muss mal in den nächsten Tagen schauen, vielleicht schließe ich mich mit einer halben Position bei diesem Wert an. |
al_sting - Montag, 20. Juni 2016 - 20:48 |
1,1 Mrd$ Umsatz in 2015 und aktuelle MK von 50 Mio$? Holla, das ist übelste Konkursbewertung! Zur Verwässerung durch die KE: Bislang scheint es etwa 0,7 Mrd Aktien zu geben: http://www.bwoffshore.com/ir/share-details/shareholders/ In der KE sollen mal eben 10 Mrd Aktien neu ausgegeben werden: http://hugin.info/136844/R/2020438/750431.pdf Faktor 15 in der Aktienzahl, das ist schon sehr sportlich. An eine vergleichbare Verwässerung kann ich mich spontan nicht erinnern. |
al_sting - Montag, 20. Juni 2016 - 21:27 |
Also wenn ich das richtig sehe: - Alle Kredite werden bis 2020 geschoben, so dass bis dahin nur die Zinslast getragen werden muss. Damit hat BW Offshore 4 Jahre Zeit, auf eine Stabilisierung des Ölpreises zu hoffen. - Im Gegenzug wird es bis 2020 (nach Ablauf der Kreditfälligkeit) keine Ausschüttung an Aktionäre in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen geben. - Die Kapitalerhöhung hat einen derart verwässernden Einfluss, dass Altaktionäre, die diese nicht mitmachen, ihre Verluste auch bei grnadioser Geschäftsentwicklung faktisch nie werden decken können. - Ohne diese gemeinsamen Maßnahmen würde BW Offshore Anfang 2017 die in den Krediten festgelegten Mindestforderungen an freies Kapital unterlaufen, so dass die Kredite sofort fällig wären und BW Offshore in Folge insolvent. Klingt an sich vernünftig, aber die Risiken in den Details werde ich als Branchenfremder kaum erkennen. Mein Bauchgefühl bei der Quartalspräsentation war gut, aber das ist es bei Norwegern fast immer. :-) Besonders spannend ist jetzt der Preis der Neuaktien beider Kapitalerhöhung sein. Wenn es die in oben verlinkten 10 Mrd. Aktien zu 0,01$ pro Stück werden, wären auch die aktuellen Preise noch viel zu hoch. Aber ich denke mal, das ist eine große Sicherheitsmarge enthalten, um auch bei weiter einbrechenden Kursen sicher 100 Mio$ einzunehmen. Sofern die Börsenkurse im Bereich der KE-Preise für Neuaktien kommen, bin ich ziemlich interessiert. |
monopole - Montag, 20. Juni 2016 - 22:45 |
Krass, nicht wahr? :-)) Einige Details sind anders: Die Kredite werden nicht nur geschoben. Die Tilgungen sind nicht mehr ganz so heftig wie zuvor: Statt 111 M$ pro Halbjahr für die Bankkredite ist die geplante Tilgung für 2,5 Jahre nur halb so hoch. Die Anleihen werden zum Teil verlängert, zum Teil getilgt. Wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe, soll bis 2020 die Verschuldung auf 1 G$ heruntergefahren werden. Das ist ganz schön heftig. Es lohnt sich, die oben verlinkte Präsentation zum Q1-16 genauer zu studieren. Die 10 Mrd genehmigten jungen Aktien sehe ich als reine Vorsichtsmaßnahme. Die Kapitalerhöhung kann selbst dann noch durchgezogen werden, wenn der Kurs gnadenlos bis in den einstelligen Øre-Bereich heruntergeprügelt wird. Wenn Du Dir die Liste der Bankhäuser und Broker ansiehst, die nennenswerte Umsätze in der Aktie tätigen, dann ist alles vorhanden, was Rang und Namen hat. Die Wölfe, von Goldman Sachs bis Susquehanna, lauern. Ein Scheitern der Kapitalerhöhung wäre für sie ein gefundenes Fressen. Denn die Firma ist eine richtige Cash-cow. Umsatz ist gewaltig und die Marge ist, insbesondere wenn man die Pötte quasi zum Nullpreis übernehmen kann, phänomenal. Die Firma Fidelity hat sich ja schon kräftig positioniert. Ich sehe die Alt-Aktien als Optionsscheine. Mit jeder Aktie erhältst Du das Bezugsrecht für junge Aktien im Wert von zwischen 1.20 NOK und 1.50 NOK. Ob Du zu dem Preis dann 2 oder 15 junge Aktien erhältst, ist aus dieser Sichtweise unerheblich. Sollten darüber hinaus noch mehr als die angestrebten 100 M$ an jungen Aktien ausgegeben werden, so erhöht das die Sicherheitsmarge. Jede Million zählt. Ein Detail sollte ich noch erwähnen: Im vergangenen Jahr wurde einzig wegen der Abschreibung von Goodwill ein nominaler Verlust eingefahren. Sieh Dir die Bilanz an. |
al_sting - Mittwoch, 22. Juni 2016 - 15:28 |
Ich kaufe dann mal eine halbe Position in BW Offshore. Das ist dann, zusammen mit der halben Position für SW Umwelttechnik, meine ziemlich spekulative und deshalb gestückelte Depotposition. Kauf 60.000 Stück, Börse Oslo, Limit 0,804 NOK |
al_sting - Mittwoch, 22. Juni 2016 - 15:56 |
Nächster Kurs, 15:32 Uhr: 0,76 NOK = 0,0812 € --> 60.000 x 0,812€ = 4.872€ |
al_sting - Mittwoch, 22. Juni 2016 - 22:05 |
Fürs Protokoll: Im Wertpapierforum gibt es seit 2014 einen Diskussionsfaden zu BW Offshore: http://www.wertpapier-forum.de/topic/42892-bw-offshore-der-norwegische-fpso-contractor/page__hl__fpso |
prof - Donnerstag, 23. Juni 2016 - 21:37 |
@al: Ich bin über Deine Zockerei verwundert! Natürlich zocken wir alle an der Börse aber ich denke, hier ist es wirklich Casino. |
monopole - Samstag, 25. Juni 2016 - 00:13 |
Nur zur Klarzustellung: Ich benutze Casino definitiv nicht für kommerzielle Zwecke und erst recht nicht zum Zocken an der Börse. |
monopole - Montag, 27. Juni 2016 - 15:42 |
Die Konditionen der Kapitalerhöhung wurden heute bekanntgegeben:
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