Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Großbritannien: Archivierte Beiträge bis 28. April 2016
levdul1 - Montag, 30. November 2015 - 06:59
Norwegens Staatsfond ist stark in britischen Immobilienaktien investiert. Ich habe mir die Bilanzzahlen der Unternehmen angeschaut und sie sehen bis auf die Jahre der Finanzkrise (2008 - 2009) sehr gut aus. Natürlich muß man bei Buchwerten von Immobilienunternehmen vorsichtig sein, da die Bewertungen schwanken können. Allerdings sehe ich im Niedrigzinsumfeld nicht so viel Potential nach unten.
Die Unternehmen sind im Einzelnen:

Great Portland Estates
Shaftesbury
Capital & Counties Properties
British Land
Land Securities

Alle zeichnen sich durch niedrigen Buchwert, eine Eigenkapitalrendite von durchschnittlich 15 % und einer Eigenkapitalquote von ca. 70 % aus. Der Schwerpunkt sind meist hochpreisige Gebäude in und um London.

Ich habe vor, in eines dieser Unternehmen zu investieren.

Habt Ihr dazu eine Meinung oder Informationen, auf die ich noch nicht gestoßen bin?

prof - Montag, 30. November 2015 - 10:59
Ist der Markt nicht völlig überhitzt mit astronomischen Quadratmeterpreisen und Mieten?

al_sting - Montag, 30. November 2015 - 13:35
Sehe ich ähnlich wie Prof. Die Wette wäre mir zu heiß, denn es gibt verschiedene Wege, wie die extremhohen Immobilienpreise sinken könnten.
Von einem Verlust der Attraktivitäts Londons nach einem EU-Austritt bis zu einem großen Wohnungsbauprogramm nach einem Wahlsieg Labours (egal ob auf nationaler oder kommunaler Ebene) - und oft genügt schon die steigende Wahrscheinlichkeit, das derartiges eintreten könnte.

Das schöne an deutschen Immobilienpreisen: Diese scheinen oft genug unter den Neubaupreisen nach heutigen Standards zu liegen. Und das ist nicht nachhaltig.

prof - Montag, 30. November 2015 - 14:30
Die Neubaupreise in D werden durch ständig steigende energetische Auflagen in die Höhe getrieben. Deshalb sind deutsche Bestandsimmobilien ein Schnäppchen.
Prof

levdul1 - Dienstag, 1. Dezember 2015 - 10:38
Sicher sind die Preise in London hoch, dafür ist London aber auch attraktiv.
Ich sehe die Attraktivität Londons nach einem EU-Austritt eher höher. Weniger Regulierungswahnsinn und eine stabilere Währung.
Wie sagt der Brite: Nebel über dem Kanal - > Kontinent abgeschnitten !

Trotzdem nehme ich eure Warnungen zur Kenntnis und reduziere mein Engagement auf eine halbe Position.

Kaufauftrag 500 Stück Great portland Estates mit Limit 12,40 €.

levdul1 - Donnerstag, 3. Dezember 2015 - 18:43
Kauf 500 Stück Great Portland Estates

Bei der heutigen Verkaufspanik ist auch diese Kauforder zu 12,10 € bedient worden.

prof - Donnerstag, 3. Dezember 2015 - 18:54
Prima Aufwärtstrend!

al_sting - Dienstag, 16. Februar 2016 - 17:50
Der Markt scheint von Hargreaves Zahlen geschockt zu sein: http://ir1.euroinvestor.com/asp/ir/Hargreaves/NewsRead.aspx?storyid=13310354&ishtml=1

Ich finde sie hingegen besser als erwartet:
Trotz heftigstem Gegenwind in den schwarzen Zahlen geblieben, das ist eine Leistung!
Net Debt zu reduzieren ebenso.
Wenn es Hargreaves gelingen sollte, seinen net asset value in Cash umzuwandeln, kann die Aktie auf dem Preislevel echt spannend werden.

levdul1 - Mittwoch, 17. Februar 2016 - 09:57
Ich dachte, daß die schlechte Meldung die zu schießende Kohlemine wäre ?

al_sting - Mittwoch, 17. Februar 2016 - 15:31
Durchaus möglich, allerdings hielt ich das schon für eine eingepreiste Selbstverständlichkeit.
Aber da ich offensichtlich (noch) ein Gefühl für die ursentwicklung habe, warte ich mindestens ab, bis sich ein charttechnischer Boden gebildet hat.

Davon abgesehen: Erst einmal muss Balda sein gekürztes Kapital ausgeschüttet haben und die Story grob zu Ende gehen, bevor ich mich auf ein neues Abenteuer mit möglichen net-net-Unternehmen wage.

helmut - Freitag, 26. Februar 2016 - 10:48
Ich sehe das auch wie al_sting ... ich hätte aber auch nicht gedacht, dass der Gegenwind für Hargreaves so stark wird. Hier habe ich eindeutig zu teuer gekauft ...

levdul1 - Samstag, 5. März 2016 - 15:05
Ein Urgestein am britischen Aktienmarkt ist Reed-Elsevier, welche sich jetzt RELX nennen. Ihr Handelsgut sind wissenschaftliche Informationen, das heißt Forschungsartikel, Datenbanksuchen usw.

Die Fundamentalzahlen sind sehr verwunderlich. Sowohl bei Ariva als auch bei onvista steht, daß sie mit fast 100 % Eigenkapital auskommen, das heißt keinerlei Schulden haben. Bei 4-traders finde ich einen Wert für Schulden, welcher nicht weiter spezifiziert ist und im 2014er Gechäftsbericht erkenne ich eine Eigenkapitalquote von ca, 19 %.

Das Interessante ist, das RELX laut Ariva Gesamtkapitalrenditen von ca. 40 % erzielt. Bei 4-trader stehen unter ROA nur 13 % zu Buche.

Die Zahlen spannen einen Rahmen auf von absolut attraktiv bis uninteressant.

Frage: kennt Ihr eine Finanzseite, welche für britische Aktien halbwegs seriös die Fundamentalzahlen aufbereitet ?

al_sting - Samstag, 5. März 2016 - 15:44
Ich kenne die EK-Daten des Unternehmens nicht. Es wäre für mich aber aus anderen Gründen ein NoGo: Elsevier verfolgt ein nicht nachhaltiges Geschäftsmodell, sie zerstören die eigene Basis.

In den letzten Jahren hat der Verlag die Preise für die eigenen wissenschaftlichen Zeitungen teilweise vervielfacht. Damit haben sie zwar Umsatzrenditen von deutlich über 20% erreicht, aber auch internationale Boykottbewegungen angefacht, die mit der Zeit ihre Wirkung zeigen und die Ergebnisse erodieren lassen dürften. Wenn der Ärger zu groß wird, entwickelt man Alternativen, Schritt für Schritt.
Hier ein paar schnelle Funde:
http://blog.bibliothekarisch.de/blog/2014/03/26/tschuess-elsevier-so-nicht-mit-uns/
http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/forscher-boykottieren-elsevier-verlag-a-820819.html http://www.laborjournal.de/editorials/912.lasso
http://www.deutschlandradiokultur.de/wissenschaftstexte-kostenlos-im-netz-piraterie-im-zeichen.2156.de.html?dram:article_id=346573
http://www.heise.de/tp/news/Elsevier-Abtruennige-gruenden-neues-Open-Access-Journal-2912220.html

levdul1 - Samstag, 5. März 2016 - 20:53
Ich bin zu lange aus dem Wissenschaftsbetrieb raus und habe deshalb davon rein gar nichts mitbekommen.

Das ist sicherlich keine erfreuliche Entwicklung.
Und ich denke, daß die meisten Wissenschaftler sowieso der Meinung sind, daß Wissen frei zugänglich sein sollte.

Somit kommt RELX als Investment nicht in Frage.

al_sting - Dienstag, 8. März 2016 - 11:27
Hargreaves kauft insolventes Unternehmen für Bau und Erdtransporte: http://www.constructionenquirer.com/2016/01/21/c-j-pryor-put-up-for-sale-following-cash-flow-crisis

Im letzten Jahr erzielte Pryor 27 Mio Umsatz und 0,5 Mio Vorsteuergewinne: http://www.constructionenquirer.com/2016/01/21/c-j-pryor-put-up-for-sale-following-cash-flow-crisis/

al_sting - Mittwoch, 30. März 2016 - 18:03
Tausende Stellen in Gefahr: Britische Stahlindustrie kämpft ums Überleben
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/tausende-stellen-in-gefahr-britische-stahlindustrie-kaempft-ums-ueberleben-14151919.html

"[...] Der indische Eigentümer lässt keinen Zweifel daran, wie ernst die Lage ist: „Es geht nicht darum, ob das Gebot hoch oder niedrig ist. Es geht darum, ob jemand bereit ist, das Unternehmen zu kaufen“, sagte der Tata-Manager Koushik Chatterjee im Rundfunksender BBC.[...]
Die Notierung des deutschen Tata-Rivalen Thyssen legte im Handelsverlauf um mehr als 8 Prozent zu. Analysten hatten zuvor über einen Schulterschluss mit Tata Steel spekuliert."

Tata Stelle hatte vor einigen Jahren Corus übernommen, den NAchfolger von British Steel.
Die Stahlindustrie dürfte neben den (in absehbarer Zeit schließenden) Kohlekraftwerken der größte Abnehmer für Kohle von Hargreaves sein. Wenn beides wegfällt, hat der Kohlezweig von HArgreaves nur noch den Wert, den es nach den Geschäftsaufgabe behält - sofern die Kosten der Schließungen nicht zu bösen Verlusten führen.

al_sting - Mittwoch, 27. April 2016 - 18:51
Nur zur Einordnung des Folgenden: Die Marktkapitalisierung von Hargreaves liegt derzeit bei 50 Mio Pfund. Die Nettoverschuldung lag 2015 laut 4Traders bei 1 Mio Pfund und wird für 2016 mit 14 Mio Pfund geschätzt.

Hargreaves hat nach langer Ruhe heute ein "strategic update" veröffentlicht, wie man sich der veränderten Marktsituation stellen will.
Hier als Text: http://ir1.euroinvestor.com/asp/ir/Hargreaves/NewsRead.aspx?storyid=13357385&ishtml=1
Hier als Präsentation: http://www.hsgplc.co.uk/media/68267/Strategic-Repositioning-Update-27-April-2016.pdf

Das Konzept an sich klingt gut, sofern das Management auch die eigenen Ansagen umsetzen kann - und da war Hargreaves in der Vergangenheit nicht schlecht. Daher haben Sie m.E. einen gewissen Vertrauensvorschuss verdient.

Einschätzung der Firma zum Status Quo: Net Asset Value (NAV) ~ 140 Mio Pfund.
Man erwartet Abschreibungen auf Kohleförderung und Kohlehandelsgeschäfte:
Industrial Services: Umstrukturierungskosten von 0,5 Mio Pfund erwartet.
Handel 1, 0,5 Mio Pfund: "Underlying trading results in the Coal Production and Distribution Division will be further impacted by continuing soft demand in domestic coal markets that will result in a further £0.5m shortfall in the current period."
Handel 2, 1,0 Mio Pfund: "The share of loss for the current year of the Tower joint venture is now likely to be £1.0m higher than expected due to the combination of lower production and sales volumes."
Produktion, 3,0 bis 3,6 Mio Pfund: "This accelerated programme to cease coal production, combined with the decision to curtail a number of development options over further sites is likely to result in further estimated exceptional cost write-offs totalling between £3.0m and £3.6m over the next three months."
Macht insgesamt weniger als 6 Mio Pfund für Verluste und Abschreibungen. Ganz ehrlich: Ich bin überrascht über den geringen Umfang der kommunizierten Sorgen. Ich rechne hier mit weiteren Zuschlägen, aber bei einer MK von 50 Mio Pfund und einem Net Asset von 140 Mio Pfund dürfte die Sicherheitsmarge groß bleiben.

Kurzfristige Pläne, Zeitraum 1 Jahr: "Realisation of Legacy Assets into Cash", also Umwandlung von betriebsbedingt nicht mehr benötigten Reserven (Kohlereserven, Maschinenprk etc.) in Cash. Cashrelevantes Potential = aktueller NAV laut Hargreaves: 66 Mio Pfund.

Mittelfristige Pläne, Zeitraum 5 Jahre: "Property and Energy Projects", also neue Nutzungskonzepte für nicht mehr benötigte Flächen, beispielsweise für Windkraftprojekte, Industriegebiete oder Wohnungsbauprojekte, aber auch für landwirtschaftliche Flächen und Wälder.
Aktueller NAV laut Hargreaves: 22 Mio Pfund
Erwarteter Erlös nach Realisierung: 35-50 Mio Pfund

Langfristige Pläne: "Long Term Core Operations - 1. Coal Distribution; 2. Service"
Umstrukturierung und Neuaufstellung der Kernoperationen, wobei Kohleförderung nicht mehr dazu zählt.
Aktueller NAV laut Hargreaves: 55 Mio Pfund
Erwarteter Gewinnbeitrag nach Umstrukturierung: 10-15 Mio Pfund. Diese Umstrukturierung (inklusive Straffung-->Entlassungen) wird nicht leicht verlaufen und könnte noch zu Enttäuschungen führen. Aber falls sie erfolgreich ist, dürfte ein Gewinnbeitrag von 10-15 Mio Pfund zukünftig für eine Bewertung von 100 - 150 Mio Pfund berechtigen.

--> Zusammenfassung:
Hargreaves setzt seinen aktuellen NAV mit 140 Mio Pfund an.
Säule 1, Verkauf von Betriebsmitteln, soll 66 Mio Pfund erlösen.
Säule 2: Entwicklung und Vermarktung nicht benötigter Flächen, soll 35-50 Mio Pfund erlösen.
Säule 3, die sanierten Unternehmenszweige, sollen zukünftig 10-15 Mio Pfund erwirtschaften, was einer fairen Bewertung von 100 - 150 Mio Pfund entspricht.
Falls alles gelingt (was unwahrscheinlich ist), würde der zukünftige Wert bei 200 - 266 Mio Pfund liegen.
Bei einem aktuellen Börsenwert von 50 Mio Pfund inklusive einer geschätzten Verschuldung von 15 Mio Pfund für 2016 sehe ich eine wirklich solide Safety Margin.

al_sting - Mittwoch, 27. April 2016 - 19:03
Fazit:
- Eigentlich wollte ich vor der Brexit-Abstimmung keine Aktien britischer Unternehmen erwerben.
- Der Chart von Hargreaves ist schlicht katastrophal, jedenfalls vor dem heutigen Freudensprung um etwa 10%.
- In diesem Monat kann ich eh nur noch 1/2 Position eröffnen (geplant für Reedereien oder Offshorer), und für den Mai ist Borussia geplant.
- Mit einem Einstieg bei Hargreaves wollte ich warten, bis Balda/Clere fertig ist, nur 1 "Zigarrenstummel" zu einer Zeit.

ABER: Regeln sind wichtig, aber auch dazu da, zuweilen gebrochen zu werden. Ich denke, ein so krasser Abstand von MK (50 Mio Pfund), aktuellem NAV (140 Mio Pfund) und mittel- bis langfristig erwartetem Wert (200 - 265 Mio Pfund) finde ich derzeit nicht häufig, und die Katalysatoren zur erwarteten Wertschöpfung sind relativ klar kommuniziert. Zudem ist das Management für seine geschickte Hand bekannt.

Daher teilignoriere ich obige Vorbehalte und baue vorerst eine halbe Position auf. Sollte beispielsweise durch einen Tradingverkauf von DNO genug Cash hereinkommen, wird auch eine Aufstockung auf eine ganze Position erwägt.

--> Kauf 2.300 Stück, nächster Kurs LSE (London Stock Exchange)

al_sting - Donnerstag, 28. April 2016 - 17:05
ERster Handel heute an der LSE, 8:22 Uhr, Kurs 169,69 UK-Cent. Das entspricht 2,179 €

--> 2.300 x 2,179€ = 5.011,70 €

al_sting - Donnerstag, 28. April 2016 - 21:41
"Sollte beispielsweise durch einen Tradingverkauf von DNO genug Cash hereinkommen, wird auch eine Aufstockung auf eine ganze Position erwägt."

Der Tradingverkauf von DNO trat wider Erwarten schon heute ein. Deshalb mache ich die Ankündigung wahr und stocke direkt am Folgetag auf. Allerdings zu reduzierter Positionsgröße, da die Kurse im Tagesverlauf spürbar stiegen:

--> Kauf 2.100 Stück, nächster Kurs LSE (London Stock Exchange)

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