Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Caltagirone Editore SpA (ISIN IT0001472171): Archivierte Beiträge bis 24. Juli 2013
al_sting - Freitag, 25. Januar 2013 - 09:47
Kauf 16.500 Stück, Börse Stuttgart, Limit 0,89€

al_sting - Freitag, 25. Januar 2013 - 13:41
Der Wert wird in Deutschland nur zu einem großen Spread gehandelt (10%).
Daher erhöhe ich das Limit auf 0,94€ und senke die Aktienzahl auf 16.000

al_sting - Freitag, 25. Januar 2013 - 15:16
Endlich die Firmenvorstellung:

Caltagirone Editore ist Italiens viertgrößter Zeitungsverlag. Seine in Deutschland bekannteste Zeitung dürfte Il Messagero sein, am größten dürfte die kostenlose Zeitung "Leggio" sein, weiterhin gehören dazu mehrere Regionalzeitungen. http://www.caltagironeeditore.com/english/

Ich könnte natürlich behaupten, in Zeiten der internationalen Zeitungskrise wollte ich mich schon immer mal an einem Verluste schreibenden Zeitungsverlag beteiligen. ;-)
Aber das trifft es nicht. Hingegen wollte ich schon immer mal ein Unternehmen kaufen, das keine (relevante) Verschuldung aufweist und an der Börse deutlich unterhalb seiner Cash-Reserven gehandelt wird.

Umsatz 2011: 226 Mio €
Jährlicher Umsatzrückgang(!): 5-10%
Ebit 2011: -3,5 Mio € (War 2010 noch positiv, und nach den Q3-Zahlen sieht 2012 noch schlechter aus als 2011).
Net Profit 2011: -30 Mio€ (2010: +6 Mio €, aber Tendenz für 2012 eher noch schlechter)
Wie überall schlägt auch in Italien die Zeitungskrise zu. Die Werbeeinnahmen schrumpfen noch schneller als die Auflage, das Geschäftsmodell der ganzen Branche zerbröselt gerade ganz konjunkturunabhängig.

Aktien: 125 Mio.
Net Cash Position 2011: 180 Mio € = 1,44€/Aktie
Net Cash nach Q3 2012: 164 Mio € = 1,31€/Aktie
(Buchwert pro Aktie, 2011: 5,77€ (Laut 4 Traders, ich fand diesen Wert aber nicht selber im Geschäftsbericht von 2011 wieder.)

--> Selbst wenn Caltagirone Editione ihre Zeitungen und alle festen Assets verschenken würde und nur den Cash-Bestand behielte und ausschütten würde, ergibt das einen Zuschlag von über 40% zum Kaufskurs der Aktie (1,31€/0,92€ = 142,4%). Oder anders ausgedrückt: Der schuldenfreie Verlag wird derzeit an der Börse mit einem Wert von -39 Mio € gehandelt.
Wenn der Verlag wieder ein tragfähiges Geschäftsmodell entwickelt oder das Unternehmen in der Nähe des Buchwertes verkaufen sollte, ist eine Kursvervielfachung möglich.
Wegen dieses Potentials und des geringen Risikos (Cash-Absicherung) bin ich gleich mit 1,5 Positionen eingestiegen.
Blick auf die Aktionäre:
Hauptaktionär: Francesco Gaetano Caltagirone (siebtreichster Italiener) hält direkt und indirekt ca. 76 Mio. Anteile = 60,8%;
- Sein Neffe hält 3 Mio Aktien = 2,4%
- Die Benetton-Familie hält über Editione Srl 2,8 Mio Aktien = 2,2%
--> Freefloat = 34,6% / 43,2 Mio Aktien.
Für das laufende Jahr wurde ein Rückkaufprogramm für 3,75 Mio Aktien (3% aller Aktien = 8,7% des Freefloat) für max. 5 Mio € genehmigt, entsprechend wird derzeit stetig zurückgekauft.
Im letzten Jahr hat auch FG Caltagirone zu ca. 0,78 € seine Beteiligung aufgestockt.

Eingeschränkte Liquidität: Der Handel liegt in Mailand bei ca. 20.000 Aktien pro Tag in Mailand. Der Handel in Deutschland ist sehr illiquede und derzeit nur mit deutlichem Spread (ca. 10%) möglich.

--> Der Reiz liegt in den Cash-Rücklagen von (noch) 1,31€/Aktie (+42%) und dem Buchwert von 5,77€/Aktie (+527%). Allerdings "verbrennt" der Verlag derzeit kontinuierlich Geld.
- Übernahmen, die auf den Cash schielen, funktionieren nicht gegen den Hauptaktionär
- Die Liquidität des Aktienhandels könnte besser sein.

al_sting - Freitag, 25. Januar 2013 - 15:19
nächster Handel Stuttgart: 13:47 Uhr, Kurs 0,92€

--> Kauf 16.000 x 0,92 = 14,720 €
1,5 Positionen, Nebenwertesäule.
(Würde auch zur Säule unterbewerter Regionen und mit Abstrichen bei den Zyklikern passen.)

levdul1 - Freitag, 25. Januar 2013 - 16:48
Ja, die Zahlen habe ich auch gefunden. Es sieht wirklich so aus, daß die Cash-Bestände den Börsenwert übersteigen.
Wenn man die Firma heute liquidieren könnte, wäre das sicher ein gutes Geschäft.

Mir persönlich zu unsicher, da Italien durch Leute wie Berlusconi bei mir viel Vertrauen verloren hat. Ich kann mir nicht sicher sein, daß gedruckte Zahlen auch der Wirklichkeit entsprechen.

Ich wünsche Dir, daß das in diesem Fall nicht so ist !

al_sting - Freitag, 25. Januar 2013 - 17:27
Keine Chancen ohne Risiko. ;-)
Ich bin selber noch unsicher, ob da nicht noch einige faulen Äpfel versteckt sind - das Angebot klingt eigentlich zu gut. Insofern freue ich mich auf eure Einschätzungen.
An einen ganz platten Bilanzfälschungstrick glaube ich aus mehreren Gründen aber nicht:
- Es ist kein Unternehmen aus dem Bereich "Jung, hip, aufstrebend, Gier", wo es m.E. in der Vergangenheit zu den plattesten Betrügereien kam. Ganz im Gegenteil dürfte die Zeitungsbranche derzeit zu den bei Anlegern unpopulärsten Branchen gehören: Schrumpfendes Geschäft, zerbröselndes Geschäftsmodell. CE wurde 1999 gegründet, die Zeitungen sind teils über 100 Jahre alt - also auch nicht die ganz junge Zockerbude.
- Der Hauptaktionär ist nicht irgendwer, sondern einer der reichsten Italiener, der bei zu platten Betrügereien an Ansehen verlieren würde. (OK, Berlusconi kandidiert gerade wieder, das relativiert dieses Argument.)
- Der Wert ist für viele größere Fonds zu illiquide und markteng, so dass diese Aktie vielleicht nicht auf dem Schirm vieler Profis ist.
- Zusammen mit der allgemeinen Billigkeit der italienischen Börsen halte ich derartige Untertreibungen daher nicht für ausgeschlossen. Versteckte faule Eier,die ich bislang nicht sehe, aber auch nicht.

al_sting - Samstag, 26. Januar 2013 - 13:29
Noch eine Ergänzung: Die Entwicklung des Aktienkurses von Caltagirone kannte seit der Gründung 1999 eigentlich nur eine Richtung: Abwärts. Gestartet bei gut 15€. Vielleicht ist das der zentrale faule Apfel.

Dabei ist eine ganze Masse Vertrauen verloren gegangen, die auch verantwortlich sein könnte für das Unterschreiten sogar des Netto-Cash-Wertes um 30%. Allerdings sehe ich in der Bewertung 30% unter Netto-Cash auch ein gutes Sicherungsnetz.

Dabei sehe ich vier mögliche Zukunftsszenarien:
1. Sanierung und Fortführung des Verlages in eigener Regie (Dafür wird definitiv ein neues Geschäftsmodell benötigt).
2. Fortführung des Verlags in den roten Zahlen bis zu einem kontinuierlichen Aufzehren des Betriebsvermögens.
3. Verkauf des Verlags an einen Konkurrenten.
4. Schließung des Verlags, Verwertung von Immobilien und anderen Beständen.

Fall 1 wäre letzten Endes das beste für alle Seiten. Arbeitsplätze bleiben erhalten, der Wert des Verlags wird wieder positiv bewertet. Allerdings wird die Sanierung m.E. hart, da ein zukünftig funktionierendes Geschäftsmodell erst entwickelt werden muss.

Fall 2 wäre der beste Weg zum Totalverlust. Es fällt mir schwer vorzustellen, dass jemand, der sich zum siebentreichsten Mann Italiens hocharbeitete, so etwas zulässt.

Fall 3 und 4 sind für die Mitarbeiter bitter, aber für die Aktionäre wahrscheinlich eine sichere Bank, sollten doch die Netto-Erlöse deutlich über dem jetzigen Netto-Cash und damit noch deutlicher über dem Aktienkurs liegen.

Da der Hauptaktionär die Mehrheit der Aktien besitzt, kann dieser alleine die Zukunft bestimmen. Wäre also interessant, mehr über ihn zu erfahren.

prof - Samstag, 26. Januar 2013 - 20:29
@al: Na da hast Du ja eine schöne Fallunterscheidung gemacht! Die Frage ist, ob Werte mit solchem Spread überhaupt ordentlich in Deutschland handelbar sind. Du könntest mit teuren Teilausführungen belastet werden.

Mit viel gutem Willen kann man eine Bodenbildung im Chart erkennen, ich bin auf das Investment gespannt.
Prof

al_sting - Sonntag, 27. Januar 2013 - 09:07
Die schlechte Handelbarkeit spiegelt sich ja im großen Spread. Bei meinem letzten Blick waren im Kauf und Verkauf jeweils etwa 5.000 Aktien angeboten, insofern ist eine Stückelung naheliegend.
Ich hätte bei dieser Größenordnung auch an die Mailänder Börse gehen können, der geringere Spread hätte die höheren Gebühren aufgewogen, dahs würde ich in realitas bei einem Kauf in diesem Volumen empfehlen. Aber das bietet beispielsweise mein Broker (Onvista) nicht an, daher wollte ich hier so agieren, wie es Kleinaktionäre auch machen können.

Den Boden sehe ich bei 0,77€ , da zu diesem Kurs auch der Hauptaktionär im letzten Jahr stützend zukaufte (Homepage, Insiderkäufe). Daher halte ich das Risiko für überschaubar.

al_sting - Freitag, 22. März 2013 - 22:03
Zeitungsbranche: Umsatz fällt, der Verlag streicht Stellen und legt zusammen, aber die Einsparungen kommen den Ertragseinbrüchen nicht hinterher --> der Verlag schreibt tiefrote Zahlen und verbrennt Geld. Die Dividende wird gestrichen.

Der Net-Cash-Bestand sinkt auf 154,4 Mio€ = 1.23€/Aktie.
Shareholders Equity sinkt auf 670 Mio € = 5,36€/Aktie.
Dafür kostet die Aktie auch nur etwa 0,81€.

Kurz gesagt: Wenn das Geschäft verkauft wird oder eine erfolgversprechende Umstrukturierung startet, müsste die Aktie Jubelsprünge machen. Aber auch erst dann...

Der komplette Bericht findet sich hier http://www.caltagironeeditore.com/english/download.php?file_id=471 , untenstehend nur der Eingangstext
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Financial result was negative by Euro 3,4 million (Euro -28,5 million in 2011).

Net loss was Euro 60,9 million (Net Loss of Euro 30,7 million as of 31 December 2011).

Net Cash declined to Euro 154,4 million from previous year Euro 180,9 million, due to net investments in listed companies, dividends distribution and cash absorption from operations.

As of December the 31st 2012, the Group employed 976 people (1,060 as of December 31st 2011).

The Board of Directors of Caltagirone Editore resolved to propose to the Shareholders’ Meeting to not proceed with any dividend distribution.

The Shareholders’ Meeting is called at Company’s registered office for April 17th and May 6th , 2013, to approve annual accounts and a purchase and disposal of treasury shares.

The notice of Shareholders’ Meeting will be made available on the Company’s website and the newspaper Il Messaggero of March 13th, 2013.

The Board of Directors verified that the Directors Massimo Confortini, Giampietro Nattino are Independent Directors, according to the provisions contained in the Legislative Decree No. 58 of February 24, 1998 “Consolidation Act on financial intermediation”.

Significant events after 31.12.2012
The Group, since the month of February 2013, has increased newspapers cover prices.

Outlook
The industry is facing very uncertain times, especially with respect to the advertising market. The Group will continue with its rigorous cost control activity so far undertaken.

al_sting - Mittwoch, 3. Juli 2013 - 13:05
Verkaufsversuch: 11.000 Stück, Börse Stuttgart, Limit 0,80€, Laufzeit bis Ende Juli.

Der Preis liegt etwas über dem aktuellen Aktienkurs. Aber u.U. kann der hohe Spread (bei sehr seltenem Handel in D) auch zu meinen Gunsten ausschlagen. Damit versuche ich ohne Zeitdruck, meine bislang 1,5 Positionen auf eine akzepable halbe Position abzubauen.

al_sting - Donnerstag, 18. Juli 2013 - 11:07
Limitsenkung auf 0.72€, Laufzeit bis 15.08.2013

chinaman - Donnerstag, 18. Juli 2013 - 13:22
Liebhaber von italienischen Aktien könnten sich einmal den Broker Directa ansehen (Habe keine eigenen Praxiserfahrungen!)

al_sting - Donnerstag, 18. Juli 2013 - 16:06
Ein interessanter Hinweis, danke! Dank Südtirol spricht man dort anscheinend auch Deutsch.

al_sting - Mittwoch, 24. Juli 2013 - 08:04
Limitabsenkung auf 0,62€.
Meine Erwartung auf eine Stabilisierung des Kurses bei 75-80 Cent und eine stabile Untergrenze bei 72-73 Cent scheint sich nicht zu bestätigen. Daher sollte der Verkauf schnell vorangehen, so dass ich den Spread nicht/kaum durch das Warten auf einen Käufer reduzieren kann.
Damit bietet dieser Wert mehrfaches "Lerngeld":
1. Net-Net-Aktien können sich als riskante Value-Traps erweisen
2. Ausländische Aktien mit sehr niedrigem Handel können durch den Spread viel Geld kosten.
3. Auch wenn in Deutschland auch italienische Aktien gehandelt werden: Hier wäre wohl ein Direkthandel an der liquiden Mailänder Börse z.B. mit dem Broker Direkta günstiger gewesen.

al_sting - Mittwoch, 24. Juli 2013 - 11:29
Nachtrag: Ich bitte um Verständnis, dass ich zukünftig bei sehr illiquiden Kursen/Aktien hier kein vorheriges Kaufs- oder Verkaufslimit bekannt geben werde.
Zu den vielen "Merkwürdigkeiten" der Preisstellung bei der Stuttgarter Börse gehört auch, dass der Händler jetzt seinen Preis für 700 Stück auf das hier kommunizierte (und von mir eigentlich als zu tief angesehene) Limit von 0,62 gesetzt hat.

Auch wenn sich die Leserschaft dieser Seite in Grenzen halten dürfte: Auch Händler können googlen. Und zu Caltagirone gibt es im deutschsprachigen Bereich nicht viele Treffer.

--> Schon die vierte Lehre aus dieser Aktie :-)

Daher: Verkaufsinteresse ist weiterhin vorhanden, Verkaufsbörse und Verkaufslimits werden nicht mehr im vorherein kommuniziert.

chinaman - Mittwoch, 24. Juli 2013 - 12:55
"Auch Händler können googlen"

Der zuständige Händler muss nicht googeln. Der sieht Deinen Auftrag in seinem Orderbuch ;-))

Da hilft nur der Weg über Milano!

al_sting - Mittwoch, 24. Juli 2013 - 12:57
Ja, aber im Orderbuch hatte ich wie oben geschrieben das höhere Limit eingegeben.

> Da hilft nur der Weg über Milano!
Ich bin auch schon auf der Suche nach einem neuen Broker, bei dem ich direkt in Milano handeln kann. Nachteil an Directa: Dort fehlen die deutschen Regionalbörsen. Eignet sich für mich also nur als Zweitbroker, und das wäre wohl etwas übertrieben.

chinaman - Mittwoch, 24. Juli 2013 - 13:07
Ist schon klar, dass Directa nur Zweitbroker sein könnte ...

al_sting - Mittwoch, 24. Juli 2013 - 14:15
Dank Chinaman konnte der Verkauf doch wie gewünscht stattfinden, ohne sich der "Erpressung" des Stuttgarter Maklers zu beugen. Nun hoffe ich doppelt, dass die Bilanzspekulation doch noch aufgeht und sich die verbliebene halbe Position wie auch die in realitas bei Chinaman gelandeten Aktien sich doch noch positiv entwickeln.

Caltagirone war rein finanziell bislang ein mittleres Desaster, dafür aber reich an "Lerngeld":
1. Vorsicht bei Bilanzspekulationen, wo schon die Geldreserven den Börsenwert übertreffen. Die Gefahr, dass dieser Schatz nicht gehoben werden kann, ist nicht zu unterschätzen. Mehrheitsaktionäre verdienen dabei besonderes Augenmerk.
2. Vorsicht bei Aktien mit niedrigem Handel und hohem Spread. Der Spread zwischen Kaufs- und Verkaufspreis kann bis zu 20% des Aktienwertes erreichen!
3. Vorsicht bei Aktien, die nur in Stuttgart und Berlin gehandelt werden. Die Makler könnten ihr Monopol ausnutzen und den Spread sehr willkürlich weit nach oben schrauben.
4. Handel über Heimatbörsen verlaufen wesentlich liquider. Dabei sollte beachtet werden, dass an deutschen Börsen gekaufte Aktien nicht ohne weiteres im Ausland verkauft werden können und vice versa (Lagerstättenproblematik, Umschreibung kostet extra).

Aber zur Abrechnung: Handel Stuttgart: 13:45 Uhr, Kurs 0,66€

--> Verkauf 11.000 x 0,66 = 7,260 €
Von den ehedem 1,5 Positionen verbleiben 0,5 Positionen = 5.000 Aktien im Musterdepot, um besagte Spekulation fortzusetzen - im Bewusstsein, dass diese Restposition sehr schwer verkäuflich sein dürfte.

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