Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Clariant
chinaman - Freitag, 17. November 2006 - 10:19
Handelsblatt Nr. 221 vom 15.11.06 Seite 22


Clariant geht in die zweite Sparrunde

Chemiehersteller gilt als Übernahmekandidat

OLIVER STOCK | ZÜRICH Der Schweizer Chemiekonzern Clariant legt ein neues Sparprogramm auf und will bis Ende des Jahres 2009 rund 2 200 Stellen streichen. Das entspricht einem Abbau der Mitarbeiterzahl um zehn Prozent. Darüber hinaus soll jeder zehnte der 130 Produktionsstandorte geschlossen werden. Vor allem europäische Standorte sind betroffen, weil Clariant stärker auf Märkte außerhalb Europas setzt. Insbesondere China und Indien sowie auf Nordamerika wollen sich die Schweizer künftig konzentrieren. Die Konzernleitung geht davon aus, dass ein Großteil der Stellen durch reguläre Abgänge entfallen wird. Die Schweizer Gewerkschaft Unia bezweifelt das.

Sparpotenzial sieht der Konzern auch darin, seine Angebotspalette zu verkleinern sowie Verkauf und Vertrieb stärker auf die jeweiligen Kunden und ihre Märkte auszurichten. Funktionen wie der Einkauf und IT-Service, die für alle Bereiche des Unternehmens notwendig sind, sollen zentralisiert werden. Bisher ist Clariant strikt in vier Divisionen unterteilt, die von Textilfarben bis zu Waschmittel-Grundstoffen reichen. In den nächsten vier Jahren sollen rund 500 Mill. Franken (315 Mill. Euro) investiert werden, um unter dem Strich die Kosten zu senken.

Der Basler Konzern war auf dem Höhepunkt des Börsenbooms im Jahr 2000 durch die rund drei Mrd. Franken schwere Übernahme des britischen Feinchemiekonzerns BTP in eine Schieflage geraten, aus der er sich bis heute nicht ganz befreien konnte. Dazu kommt auch die schwierige Lage der Chemiehersteller, die zunehmende Kosten wegen steigender Rohstoffpreise nur knapp an ihre Kunden weitergeben können. Durch umfangreiche Restrukturierungen hatte Clariant unter ihrem früheren Chef Roland Lösser einen Befreiungsschlag versucht. 6 000 Mitarbeiter mussten gehen, unter ihnen auch viele aus den ehemaligen Hoechstwerken in Deutschland, die Clariant übernommen hatte. Doch verhinderten die stark steigenden Rohstoffpreise erhoffte Erfolge. Für das dritte Quartal musste Lössers Nachfolger Jan Secher kürzlich mit einem Verlust von 14 Mill. Franken rote Zahlen verkünden. Der Umsatz betrug unverändert zwei Mrd. Franken.

Clariant steht mit seinen Problemen nicht alleine da. Erst Mitte August hatte die Konkurrentin im Basler-Chemiegebiet, Ciba, angekündigt, ebenfalls bis zum Jahr 2009 weltweit 2 500 Stellen zu streichen. Im Schatten der florierenden Pharmariesen Roche und Novartis ringen die Chemiehersteller, die einst unter einem Dach mit der heutigen Novartis produzierten, noch immer um Erfolge. Dabei gingen auf ihrer Seite in den vergangenen Jahren rund 17 000 Stellen verloren - eine Zahl, die von den Pharmakonzernen auf der anderen Seite zumindest teilweise wieder ausgeglichen werden konnte. Clariant war 1995 (ein Jahr vor der Fusion von Sandoz und Ciba-Geigy zu Novartis) durch die Verselbstständigung des Feinchemikalienteils von Sandoz entstanden. Clariant-Chef Secher sucht nun den Erfolg mit allen Mitteln. Er will jetzt erst einmal bis Ende 2009 einen Ertrag aus dem investierten Kapital erzielen, der über dem Branchendurchschnitt liegt. Die operative Marge soll in diesem Zeitraum auf rund neun Prozent verbessert werden.

An der Börse wurde der neue Kahlschlag bei Clariant positiv aufgenommen. Die Aktie stieg zeitweise um drei Prozent. Analysten wie Bernd Pomrehn von der Basler Bank Sarasin bezeichneten die finanziellen Ziele, die Clariant sich gesetzt hat, als "ambitioniert". Wenig begeistert zeigt man sich bei der Bank Wegelin: Hier ist von einem "Schrumpfungsprozess pur" die Rede. Clariant wird als Kandidat eingestuft, der früher oder später sein Heil in einer Allianz mit einem großen der Branche suchen muss.

Stock, Oliver



15. November 2006

pumi - Dienstag, 4. Dezember 2007 - 23:26
Sieh an, es existiert sogar schon ein Thread hier über Clariant. Ich war so wahnsinnig, eine Position in mein Depot aufzunehmen! :)

Marktkapitalisierung ist in der Nähe des EK/Buchwerts. Problematisch ist die Margenentwicklung gepaart mit hohen Energie-/Rohstoffkosten. Wie auch immer, auf dem Niveau eine spekulative Position wert.

Grüße,
Pumi

pumi - Donnerstag, 1. April 2010 - 19:13
Nach anfänglich großen Verlusten bin ich mit Clariant inzwischen 50% im Plus und etwas unschlüssig, ob ich halten oder verkaufen soll. Nach gut einem Jahr Restrukturierung zeigen die Maßnahmen ihre Wirkung recht deutlich und es sieht fast danach aus, als wäre Clariant auf dem Weg, sich gesund zu schrumpfen. Ich bin etwas überrascht, wie spannend die Story im Moment ist und würde mich über Feedback freuen. :)

Falls jemand Interesse hat, hier erfahrt ihr mehr: http://www.clariant.com/C12575E4001FB2B8/vwLookupDownloads/AR_Clariant_FY2009_PressRelease_English.pdf/$FILE/AR_Clariant_FY2009_PressRelease_English.pdf

Wer lieber eine bunte Präsentation bevorzugt: http://www.clariant.com/C12576850036A6E9/5B4F2D7884743592C12576CC002497BA/$FILE/AR_Clariant_FY2009Presentation.pdf

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