Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Honeywell
chinaman - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 05:17
Handelsblatt Nr. 206 vom 25.10.06 Seite 29


Honeywell-Aktie gilt als attraktiv

Der amerikanische Mischkonzern profitiert von der guten Auftragslage im Flugzeugbau. Aktienanalysten raten zum Einstieg.

ANETTE KIEFER | HOUSTON Während der Aktienkurs des europäischen Flugzeugbauers EADS seit Monaten auf dem Sinkflug ist, präsentiert sich der US-Konkurrent Honeywell auffallend widerstandsfähig. Honeywell ist ein großer Zulieferer der Flugzeugbauer und auch im Rüstungs- und Raumfahrtgeschäft aktiv. Mehr als 16 Prozent hat der Kurs seit Ende Juli zugelegt, und erst vergangene Woche stuften die Analysten von Merrill Lynch das Kursziel auf 51 Dollar hoch. Das wäre ein weiterer Kurssprung von 25 Prozent. Ihre Begründung lautet: Die Aktie sei eine der besten Anlagemöglichkeiten im produzierenden Gewerbe.

Auch der Internet-Finanzdienst TradingMarkets.com stuft Honeywell im Vergleich zu Wettbewerbern als überaus attraktiv ein. Analyst Nigel Coe von der Deutschen Bank errechnet als fairen Preis 46 Dollar und nennt den aktuellen Kurs bei rund 42 Dollar "einen verlockenden Punkt zum Einsteigen". Insgesamt raten 15 von 22 Banken zum Kauf der Aktie, sechs zum Halten und nur eine zum Verkauf. Als positiv bewerten viele Experten, dass Honeywells Kurs weiter über der psychologisch wichtigen Marke von 40 Dollar liegt, nachdem die Aktie im April mit knapp 44,50 Dollar zwischenzeitlich ein Jahreshoch erreicht hatte.

Der neue Verteidigungshaushalt, den die US-Regierung im September vorlegte, verheißt ebenfalls gute Geschäfte für die Firma aus New Jersey. Rund 450 Mrd. Dollar wollen die Vereinigten Staaten im Geschäftsjahr 2007 für das Militär ausgeben - eine beachtliche Summe, die allerdings geringer ausfällt als in den Vorjahren und 2008 sogar weiter schrumpfen könnte. Doch für das so genannte "Future Combat System", das Drohnen, gepanzerte Fahrzeuge und leichtere Panzer vernetzen soll, sind weitere 3,5 Mrd. Dollar vorgesehen. Neben Honeywell sind daran auch die Rüstungskonzerne Lockheed Martin und Boeing beteiligt.

In diesem Jahr profitierte Honeywell vor allem von der guten Auftragslage im Flugzeugbau und der großen Nachfrage bei Temperaturkontrollsystemen im Hausbau. "Die Luftfahrtsparte ist der Schlüssel sowohl für das langfristige Wachstumspotenzial als auch für die Durchschaubarkeit der Gewinne", sagt Nigel Coe. "Deshalb müssen sich die Anleger hier sicher sein können, dass es keine ernsthaften strukturellen Probleme bei Honeywell gibt." Sein Kollege Nicholas Heymann von der Prudential Equity Group bemängelt: "Es scheint Honeywell zunehmend schwerer zu fallen, Wachstumsnischen zu finden."

Heymann schätzt, dass das Unternehmen deshalb in den nächsten Quartalen auf die Übernahme kleinerer Konkurrenten zurückgreifen wird, um sein Wachstumspotenzial für 2007 zu vergrößern.

Ein großer Pluspunkt von Honeywell ist die Tatsache, dass der Konzern breit aufgestellt ist. Anders als EADS ist der Mischkonzern dadurch weniger von der Konjunktur einer einzelnen Branche abhängig. Die guten Nachrichten der vergangenen Wochen, die die Aktie wieder fast zurück auf die alten Jahreshochstände brachten, kamen denn auch aus der Chemie- und Ölbranche: Auf Grund der hohen Nachfrage vor allem aus Asien fährt Honeywell die Produktion von Nylon-Rohstoffen hoch, erklärte die Geschäftsleitung. Außerdem bekamen die Amerikaner den Zuschlag für einen Großauftrag aus Saudi-Arabien und werden im kommenden Jahr Sicherheitssteuerungen für petrochemische Anlagen in die Region liefern.

Kiefer, Anette



25. Oktober 2006

al_sting - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 09:57
Zwei kritische Fragen zu Honeywell
1: Irre ich mich oder haben die nicht auch fett im Irak überteuerte Aufträge abgefasst?
2: Abhängigkeit aller Rüstungskonzerne vom amerikanischen Verteidigungsbudget: Wer glaubt ernsthaft, dass die USA sich dauerhaft einen so hohen Rüstungshaushalt leisten können? Deren Haushaltsdefizit platzt doch aus allen Nähten, und ein Großteil davon geht in die Rüstung. Wie gut käme die Rüstungsindustrie mit Kürzungen im Budget des am. Kriegsministeriums zu Rande? Und warum sollten Demokraten nicht sparen?

Ciao, Al Sting

chinaman - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 17:54
"Deren Haushaltsdefizit platzt doch aus allen Nähten"


Hallo Al Sting,

das stimmt ... Aber Sie verfügen da über eine Technologie namens "Druckerpresse" ...


Gruß
Chinaman

al_sting - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 19:59
"Aber Sie verfügen da über eine Technologie namens "Druckerpresse""
Ein Hauptgrund, warum ich derzeit bei US-$-bezogenen Aktien grundsätzlich sehr zurückhaltend bin. Einen umtauschkursbedingter Wertverlust von 20% würde mich hier nicht wundern, und den muss ein Wert auf der Basis der aktuell hohen Wallstreet-Kursen erst einmal ausgleichen können, um Verluste auszuschließen.

Auf der anderen Seite hoffe ich ja noch, dass die Amis alternativ den Haushalt wieder zurückfahren. Das würden aber m.E. Rüstungshaushalt und damit Rüstungsindustrie überproportional zu spüren bekommen.

Also beides keine überzeugenden Szenarien für Honeywell (Mal ganz abgesehen von grundsätzlichen Antipathien gegen Hersteller von Mordwerkzeugen)

Ciao, Al Sting

chinaman - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 20:14
Ich meide US Aktien auch relativ konsequent. Einzige Ausnahme: Vertreter aus dem Rohstoffsektor.

Ich habe allerdings Zweifel, ob sich die Auswirkungen der US-Druckerpressentechnologie nur auf den Wechselkurs beschränken ...


Gruß
Chinaman

al_sting - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 21:09
Der Gesichtspunkt ist eindeutig: Mehr Geldscheine bei vergleichbarer Wertschöpfung = praktische Geldentwertung

Die weiteren Probleme
(- enormes Handelsdefizit, das derzeit noch von China finanziert wird
- überhitzte Immobilienmärkte,
- Industrie ist nur unzureichend auf umwelttechnsche Anforderungen der Zukunft (Kyoto etc) eingestellt
- infolge Irakkrieg image- und verkaufsschädigende US-Abneigung im Rest der Welt...)
stehen aber nicht in direktem Zusammenhang mit der Geldpresse, oder?

chinaman - Freitag, 27. Oktober 2006 - 03:43
"Der Gesichtspunkt ist eindeutig: Mehr Geldscheine bei vergleichbarer Wertschöpfung = praktische Geldentwertung"

Das ist schon eindeutig. Er knn sich aber auch noch "ausdehnen". Beispielsweise in einen Zahlungsdefault. Vielleicht haben die Amis ja eines Tages gar keine Lust, die Rechnung für Ihre schönen Partys zu bezahlen ...


Gruß
Chinaman

al_sting - Freitag, 27. Oktober 2006 - 09:23
"Vielleicht haben die Amis ja eines Tages gar keine Lust, die Rechnung für Ihre schönen Partys zu bezahlen ... "
Das glaube ich nicht. Sie dürften selber wissen, welche Folgen eine Superinflation hat. Dt. 1923 oder die Geschichte vieler Entwicklungsländer dürften als Warnung im Raum stehen.
Die Kollateralschäden durch Vertrauensverlust in die (noch?) globale Leitwährung, die reduzierte Kreditwürdigkeit und die moralischen Lehren (Wer spart ist dämlich, wer sich verschuldet ist schlau) würde jeden Nutzen bei weitem übertreffen.

chinaman - Freitag, 27. Oktober 2006 - 17:54
Hallo Al Sting,


vielleicht hilft so eine positive Lebenseinstellung ja. Ich halte Sie aber tendentiell für eine Problemverdrängung. Hätte aber nichts dagegen, wenn ich mich in diesem Punkte täusche ...


Gruß
Chinaman

al_sting - Montag, 30. Oktober 2006 - 13:53
Ich bin optimistisch, dass in den USA noch einige einflussreiche Menschen nicht ihren logischen Menschenverstand verloren haben.
Wenn die Amis sich zu sehr vor der Lösung ihrer eigenen Probleme drücken (Geldpresse, Ende der Schuldenzahlungen...), verliert der Dollar seine Rolle als Weltleitwährung an den Euro oder an mehrere "Oligopolwährungen". Das würde die US-amerikanische Wirtschaft so viel kosten, dass sie das sicherlich nicht riskieren wollen. Daher gehe ich von einer deutlichen Dollar-Abwertung um etwa 20% (max. bis 50%) aus, aber von nicht viel mehr.

Ich würde schon das nicht unbedingt als optimistische Weltsicht bezeichnen wollen. ;-)

Ciao, Al Sting

chinaman - Montag, 30. Oktober 2006 - 15:05
verliert der Dollar seine Rolle als Weltleitwährung an den Euro oder an mehrere "Oligopolwährungen".

Hallo Al Sting,

diese Szenarien werden sich so oder so nicht beweisen lassen. Nach meiner Meinung wird der Euro mit dem USD gemeinsam untergehen. Wahrscheinlich sogar mit noch anderen Weltpapierwährungen gemeinsam.

Dies wahrscheinlich nicht in den nächsten paar Jahren, aber ab 2010 dürfte es immer kritischer werden.

Wenn Du das Thema weiterdiskutieren willst: Gerne, aber dann bitte im Thread Gold oder Silber.

Das gehört nun definitiv nicht mehr in einen Honeywell Thread.


Gruß
Chinaman

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