Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Barclays
chinaman - Donnerstag, 12. Oktober 2006 - 04:37
Handelsblatt Nr. 196 vom 11.10.06 Seite 27


Britischen Banken droht Rückschlag

Probleme im Privatkundengeschäft schlagen auf Ergebnisse des dritten Quartals durch

MICHAEL MAISCH | LONDON Die britischen Finanzdienstleister haben das schwierigste Quartal seit zwei Jahren hinter sich. Eine Umfrage des britischen Industrieverbandes und der Beratung Pricewaterhouse Coopers zeigt, dass die Einnahmen zwischen Juli und September zum ersten Mal seit dem Jahr 2004 gefallen sind. Gleichzeitig stagnierten die Gewinne und die Firmen stellten deutlich weniger neue Arbeitskräfte ein als in den Vorquartalen. Die Banken auf der Insel litten vor allem unter Problemen im Kreditkartengeschäft. Die hoch verschuldeten britischen Verbraucher legen sich offenbar stärkere Zurückhaltung auf.

"Die Abkühlung im Bankensektor fiel unerwartet deutlich aus. Sowohl der Wert als auch das Volumen der Geschäfte sackte deutlich ab", heißt es in der Umfrage unter 57 Finanzdienstleistern. Einen wichtigen Grund für den scharfen Rückgang sehen die Experten in den wachsenden Problemen im Verbraucherkreditgeschäft. Die britischen Konsumenten sind im Schnitt doppelt so hoch verschuldet wie die Bürger im übrigen Europa. Während der Durchschnitts-Brite ohne Berücksichtigung von Hypothekenkrediten Schulden von 4 600 Euro angehäuft hat, liegt dieser Wert im übrigen Europa bei lediglich 2 250 Euro. Zählt man die Hypothekendarlehen hinzu, hat der kollektive Schuldenberg der Briten längst die Billionen-Grenze überschritten.

Im zweiten Quartal 2006 stieg die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um über zwei Drittel auf einen Rekordstand von 26 000. Die Insolvenzwelle lastete schwer auf den Halbjahresergebnissen der britischen Großbanken. Fast durchweg stieg die Risikovorsorge für faule Kredite drastisch an. Barclays, die Nummer drei in Großbritannien, erhöhte die Rückstellungen um 50 Prozent auf eine Mrd. Pfund. Ähnlich sieht die Lage bei HSBC, Lloyds TSB und HBOS aus. Im Vergleich zum dritten und vierten Quartal 2005 stagnierten deshalb die Einnahmen im Privatkundengeschäft.

Insgesamt meldeten die Kreditinstitute aber im ersten Halbjahr noch solide Ergebnisse, die die Erwartungen erfüllten oder übertrafen. Barclays steigerte den Gewinn beispielsweise um 25 Prozent, Marktführer HSBC um 18 Prozent.

Steigende Einnahmen aus dem Investment-Banking, dem Firmenkunden- und dem Kapitalmarktgeschäft sowie aus internationalen Aktivitäten hätten die Ausfälle bei den Privatkunden überkompensiert, meinen die Analysten von Fox-Pitt, Kelton. Diese Situation sei allerdings auf Dauer nicht haltbar. Tatsächlich meldeten die Finanzinstitute bei der Umfrage des Industrieverbandes zum dritten Quartal nicht nur Rückgänge im Geschäft mit Privatkunden, sondern auch sinkende Einnahmen aus dem Geschäft mit anderen Banken, Rückgänge im Provisionsgeschäft und niedrigere Erträge aus dem Wertpapierhandel.

Trotz der Probleme im dritten Quartal zeigen sich die Finanzdienstleister selbst für den Rest des Jahres optimistisch. Doch der Abschwung zwischen Juli und September hinterlässt dennoch bleibende Spuren. Im vierten Quartal wird es laut der Umfrage des Industrieverbandes zum ersten Mal seit Jahren wieder einen Arbeitsplatzabbau im britischen Finanzgewerbe geben.

Maisch, Michael



11. Oktober 2006

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