Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Thailand
chinaman - Samstag, 23. September 2006 - 08:55
Handelsblatt Nr. 182 vom 20.09.06 Seite 8


PUTSCH IN THAILAND: Mit dem Aufmarsch des Militärs in Bangkok verschärft sich die Regierungskrise

Aufstand gegen "Asiens Berlusconi"

OLIVER MÜLLER | DELHI Schon seit einem halben Jahr hat Thailand keine gewählte Regierung mehr - und angesichts der immer auswegloser erscheinenden politischen Krise lief zuletzt die Gerüchteküche heiß: Ein Putsch gegen Übergangspremier Thaksin Shinawatra werde wahrscheinlicher, glaubten manche Beobachter. Der Regierungschef schüre Verschwörungstheorien, um einen Vorwand für die Ausrufung des Notstands zu schaffen, meinten andere. Thaksin werde sich der drohenden Strafverfolgung wegen der gegen ihn erhobenen Korruptionsvorwürfe oder gar der Konfiszierung seines Vermögens durch Flucht ins Ausland entziehen, lautete die jüngste Wendung.

Heute sollten die Massendemonstrationen gegen Thaksin wieder aufgenommen werden, die Thailand seit Beginn des Jahres lähmen. Doch dazu kam es nicht. Panzer rückten in Bangkok ein, ein "Rat für Verwaltungsreformen" rief sich selbst zur neuen Regierung aus und schwor dem König Loyalität, Streitkräfte und Polizei übernahmen die Kontrolle über die Metropole. Thaksin ließ aus New York, wo er an der Uno-Generalversammlung teilnahm, den Notstand ausrufen und entließ den rebellierenden Armeechef. Doch ob und wann er ins Land zurückkehren kann, steht in den Sternen.

Dass die Streitkräfte in und um Bangkok nicht auf Widerstand stießen und die Lage dort ruhig blieb, ist kaum erstaunlich. Denn in der Hauptstadt - besonders unter ihrer gebildeten Elite - ist Thaksin inzwischen so unbeliebt, dass viele den Putsch begrüßen werden. Dies dürfte umso mehr gelten, sollte sich das Königshaus dieser Art des Regierungswechsels nicht in den Weg stellen. Aber in ländlichen Gebieten, wo Thaksin unter Armen und Bauern eine starke Basis hat, könnte es Widerstand geben.

Der Coup ist der bisherige Höhepunkt von Thaksins langem Abstieg und womöglich das Ende eines von allen Seiten zunehmend unsauber geführten Kampfs um das politische Überleben von Thailands einflussreichstem Unternehmer. Nach seinem ersten Wahlsieg wurde der Telekom-Tycoon 2001 noch als Retter seiner Nation aus der Asienkrise gefeiert. Aber bald verfolgten ihn Anschuldigungen von Korruption, Vetternwirtschaft und Selbstbereicherung. Dies führen die Putschisten nun als Grund für ihr Eingreifen an. Viele Thais waren bereit, solche Schwächen zu übersehen, solange die Wirtschaft anzog. Aber im Januar verprellte Thaksin große Teile des Volkes mit dem Verkauf seines Shin-Konzerns an Singapurs Staatsholding Temasek für 1,9 Mrd. Dollar.

Der Deal wurde für den Regierungschef und seine Familie nicht nur steuerfrei eingefädelt. In jüngster Zeit mehrten sich Indizien, dass er zudem Thailands Gesetze gegen ausländische Mehrheitsanteile in Branchen wie Telekommunikation und Medien brach. Kritiker werfen "Asiens Berlusconi" vor, die Grundfesten von Thailands junger Demokratie systematisch zerrüttet zu haben.

Eine eilig anberaumte Neuwahl im April gewann Thaksin zwar leicht. Aber weil sie von der Opposition boykottiert wurde, brachte sie ihm nicht die erhoffte Legitimität. Massenproteste zwangen den Premier schließlich zum Rücktritt, und der Urnengang wurde im Nachhinein wegen Unregelmäßigkeiten annulliert. Seitdem regiert er übergangsweise weiter, weitgehend machtlos und unfähig, den längst überfälligen Staatshaushalt zu verabschieden. In den letzten Monaten wurde die Lage für ihn immer schwieriger. Gerichte entschieden gegen ihn, immer mehr Alliierte verließen ihn, seiner Partei droht wegen Wahlbetrug ein Verbot. Die Wirtschaft leidet unter der Unsicherheit.

Thailand hat in den vergangenen 60 Jahren 19 Militärputsche erlebt. Den letzten beendete der von seinem Volk verehrte König Bhumibol, indem er die Uniformierten zurück in die Kasernen beorderte.

Müller, Oliver



20. September 2006

chinaman - Mittwoch, 4. Oktober 2006 - 04:40
Handelsblatt Nr. 190 vom 02.10.06 Seite 11


Militärs halten Thailand fest im Griff

Junta ernennt Ex-General zum Premier bis zu Neuwahlen im nächsten Jahr - Putschisten sichern sich Straffreiheit

CHRISTOPH RABE | DÜSSELDORF Der Anführer von Thailands Putschisten, General Sonthi Boonyaratkalin, hat den ehemaligen Heereskommandeur Surayud Chulanont zum neuen Premier des Landes ernannt. Der Ex-General und enge Vertraute von König Bhumipol Adulyadej soll die Regierungsgeschäfte bis zu Neuwahlen im kommenden Jahr führen. Zuvor billigte der Monarch eine Übergangsverfassung, die der vor zwei Wochen gegründete "Rat für demokratische Reformen" ausgearbeitet hatte.

Surayud soll zwar die Regierungsgeschäfte führen, doch behält sich die Junta vor, die Regierung erneut zu ersetzen, sollte sich die Situation im Land destabilisieren. Die Interimsverfassung garantiert den Putschisten völlige Straffreiheit für ihren Staatsstreich. Sie gibt ihnen die Vollmacht, sowohl den Premier und Minister zu entlassen. Der Parlamentspräsident muss von ihnen bestätigt werden. Die Militärmachthaber haben auch das letzte Wort bei der Auswahl der 100 Mitglieder eines Komitees, das eine neue Verfassung erarbeiten soll.

Eine neue Verfassung sei notwendig, weil die alte dem abgesetzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra zu viele Schlupflöcher für Machtmissbrauch gelassen habe, sagte ein Militärsprecher. Das Militär hatte Thaksin in einem unblutigen Putsch am 19. September gestürzt. Sonthi warf Thaksin Unterwanderung der demokratischen Institutionen, Korruption und Begünstigung von Freunden und Verwandten vor. Thaksin hielt sich zu dem Zeitpunkt bei der Uno in New York auf.

Systematische Bestechung von Politikern bei der Planung und Durchführung von 95 so genannten Mega-Projekten, zu denen auch der neue Flughafen Bangkoks gehört, habe den Staat unter der gut fünfjährigen Führung Thaksins mindestens 400 Mrd. Baht (ca. 8,5 Mrd. Euro) gekostet, hat das National Institute of Development Administration in Thailand errechnet. Allein beim Bau des Airports seien Bestechungsgelder von mehr als 70 Mrd. Baht geflossen.

Die Junta hat inzwischen eine neue Kommission zur Untersuchung der Vorwürfe gegen die ehemalige Regierung eingesetzt. Sie hat das Recht, alle Vermögensverhältnisse jener Politiker einzufrieren, die von der Untersuchung betroffen sind. Gegenstand der Prüfung ist auch die Veräußerung der im Besitz der Thaksin-Familie befindlichen Shin Corp. für 1,9 Mrd. US-Dollar an die singapurische Staatsholding Temasek. Der für die Familie steuerfrei erfolgte Verkauf bildete den Anstoß für wochenlange Massendemonstrationen gegen Thaksin im Frühjahr.

Surayud (63), der 24. Ministerpräsident Thailands, sieht die Lösung der politischen Konflikte und die Beruhigung der Lage im Süden des Landes, wo moslemische Rebellen aktiv sind, als vordringliche Aufgabe an. Vor seiner Ernennung gehörte seit 2003 dem Kronrat als Berater des Königs an. Der gläubige Buddhist hatte zuvor eine 40jährige Karriere in der Armee durchlaufen und sich dabei den Ruf eines gradlinigen Reformers erarbeitet.

Politische Ambitionen hatte er stets vermieden. "Leute wie ich sind für die Politik nicht geschaffen", heißt es in seiner Biografie. Militärcoups betrachtet Surayud eigentlich als "Relikte der Vergangenheit". "Ein Militärputsch ist nicht dazu geeignet, Probleme zu lösen", schrieb er. Ausgelöst hatten diese Erkenntnisse die Ereignisse vom Mai 1992. Damals schoss das Militär auf Zivilisten, die ein Jahr nach dem vorletzten Coup die Widerherstellung der Demokratie forderten. Im Kugelhagel der Armee starben 40 Thais. Doch den letzten, unblutig verlaufenen Putsch hieß offensichtlich auch Surayud gut.

Während seiner Zeit als Kommandeur des Heeres von 1998 bis 2002 war der neue Premier ein enger Vertrauter des US-Militärs. Gleichwohl ließ die Regierung in Washington Sorgen über die Berufung eine ehemaligen Militärs erkennen. Der Sprecher des US-Außenministeriums, Sean McCormack, warnte davor, dass in Thailand nun der Eindruck entstehen könnte, der neue Premier unterhalte in erster Linie enge Beziehungen zu den Militärs und trete nicht aktiv für die Wiederherstellung der Demokratie ein. Die USA hatten die Finanzhilfen für Thailand nach dem Putsch eingefroren.

Rabe, Christoph



02. Oktober 2006

chinaman - Mittwoch, 20. Dezember 2006 - 05:42
Südostasien


Thailändische Börse erleidet größten Kurssturz seit 16 Jahren


Die Regierung plant schärfere Devisenkontrollen und der Leitindex verliert fast 15 Prozent. Zum ersten Mal seit 31 Jahren muss der Handel ausgesetzt werden. Die Vorschriften werden daraufhin wieder gelockert.
Bangkok - Thailands Aktienmarkt hat am Dienstag den größten Kurseinbruch seit mehr als 16 Jahren erlitten. Der Leitindex stürzte zeitweise um bis zu 19 Prozent ab und bescherte Südostasiens drittgrößter Börse einen Wertverlust von 28 Mrd. Dollar. Viele Händler fühlten sich an die Finanz- und Wirtschaftskrise der Tigerstaaten in den Jahren 1997/98 erinnert. Sie hatte in Thailand begonnen und uferte von dort in weitere Länder Ostasiens aus.

Auslöser für den Kursrückgang war eine von der thailändischen Notenbank angekündigte deutlich striktere Kontrolle der kurzfristigen Geldzuflüsse. Sie verschreckte damit besonders ausländische Anleger. Die neuen Regeln sollen die Landeswährung Baht im Zaum halten. Die Bank of Thailand (BoT) befürchtet, dass die Stärke der Währung den Exporteuren schaden könnte. Laut Regierungsplänen müssen Gelder über einem Wert von 20 000 Dollar, die nicht an den Handel oder ausländische Direktinvestitionen geknüpft sind, ab jetzt länger als ein Jahr in Thailand bleiben.

Börsianer reagierten mit massiven Verkäufen und forderten die Zentralbank zur Umkehr auf. Besonders betroffen von den neuen Regeln sind ausländische Anlagefonds. Folglich zählten diese zu den größten Verkäufern am Markt.

Einige Stunden nach Handelsschluss ruderten die Verantwortlichen allerdings wieder etwas zurück. Finanzminister Pridiyathorn Devakula sagte nun, dass der Aktienmarkt ab Mittwoch von diesen Maßnahmen ausgeschlossen sei. Auch ausländische Anleger könnten Aktien damit ohne Begrenzung handeln, sagte er im thailändischen Fernsehen. Damit wurden die kurz vorher verschärften Finanzmarktvorschriften de facto wieder gelockert.

Händler zeigten sich dennoch bestürzt und empört. "Das ist ein Witz, eine Farce", sagte ein Mitarbeiter einer Bank. Die Kurse würden am Mittwoch wohl wieder anziehen, aber nicht auf den Stand, auf dem sie zuvor waren, weil das Anlage-Risiko größer geworden sei. "Das ganze wird für eine lange, lange Zeit einen faden Beigeschmack hinterlassen."

Zum ersten Mal in der 31 Jahre langen Geschichte des Marktes setzte der Betreiber der Bangkoker Börse den Handel aus, nachdem der Leitindex um zehn Prozent gefallen war. Eine halbe Stunde später wurde der Handel fortgesetzt. Der Leitindex notierte Zeitweise auf dem tiefsten Stand seit etwa drei Jahren und schloss bei einem Minus von 14,84 Prozent. Somit war die Reaktion der Börse um einiges heftiger als nach dem Putsch in Thailand im September. Damals fiel der Index um rund vier Prozent auf den tiefsten Stand seit Ende Juli. Der Kurs des Baht wurde durch die BoT-Ankündigung gedrückt. Die Währung verlor zum Dollar zwei Prozent an Wert. Er hatte noch am Montag auf dem höchsten Stand seit neuneinhalb Jahren notiert.

"Das sind alles keine guten Nachrichten. Es bedeutet, dass wir ein echtes Problem haben, wenn Investoren Fondskapital abziehen wollen", sagt Mark Mobius, Schwellenmarkt-Spezialist bei Templeton Asset Management. "Zahlreiche Anleger dürften nun etwas verschreckt sein, denn wenn Thailand so eine Regelung einführt, macht Malaysia es vielleicht auch und die Philippinen möglicherweise ebenfalls."

Angesichts solcher Spekulationen war es kein Wunder, dass es auch in Indien, Malaysia, Indonesien und den Philippinen kräftige Kursverluste gab. In Indien büßte der Sensitive Index 2,9 Prozent ein, der Kuala Lumpur Composite Index in Malaysia verlor zwei Prozent und der Jakarta Composite schloss 2,9 Prozent leichter. An der Börse Singapur gab der Straits Times Index 2,2 Prozent nach, die philippinische Börse kam auf ein Minus von einem Prozent.

"Globale Investoren müssen wieder erkennen, dass es Risiken gibt", konstatiert Soichiro Monji, leitender Stratege bei Daiwa SB Investments in Tokio. "Die Anleger dürften sich deshalb zunehmend von Schwellenmärkten weg zu anderen, sichereren Märkten hin orientieren."

Bloomberg/rtr

Artikel erschienen am 20.12.2006

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WELT.de 1995 - 2006

levdul1 - Donnerstag, 21. Dezember 2006 - 10:32
Mir ist in diesem Zusammenhang eine komische Sache passiert. Ich habe am Dienstag WKN 330670 (Zertifikat auf den SET50) gekauft und die Papiere wurden in meinem Depot eingebucht. Mittwoch stand nach Rücknahme der Maßnahmen in Thailand ein Kursplus von 20% zu Buche. Heute mußte ich mit erschrecken feststellen, daß mein Wertpapierkauf storniert wurde und die Papiere nicht mehr im Depot waren. Ein Anruf bei der Börsenaufsicht in Stuttgart ergab die Auskunft, daß der Makler einen Fehler gemacht hatte, indem er Papiere verkauft habe, die er gar nicht hätte.

Gibt es eine Möglichkeit sich dagegen zu wehren ?

chinaman - Donnerstag, 21. Dezember 2006 - 14:42
@ Levdul1: Was sagte den die Börsenaufsicht dazu. War es nach deren Aussage zulässig ?


Gruß
Chinaman

levdul1 - Freitag, 22. Dezember 2006 - 09:47
Laut Börsenaufsicht ist alles regelkonform gelaufen.
Allerdings lag der Fehler doch beim Mitarbeiter der Börse, das bedeutet für mich, das die Börse für den enstandenen Schaden gerade stehen muß.

chinaman - Freitag, 22. Dezember 2006 - 11:14
"das bedeutet für mich, das die Börse für den enstandenen Schaden gerade stehen muß. "

Meine moralische Einschätzung wäre genauso. In unserem von den Banken und öffentlichen Institutionen gebeugten Rechtssystem wird es aber darauf ankommen, wer sich wie geschickt hinter welchem Paragraphen versteckt hat ...


Gruß
Chinamam

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