Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Ford (F): Archivierte Beiträge bis 14. September 2006
al_sting - Freitag, 28. Juli 2006 - 10:43
Ich mag hier ein Pessimist sein, aber wie sieht es denn mit ihren Schulden aus?

Meine (unqualifizierte) Einschätzung:
- Marktanteil und Umsatz sinkt
- Zu wenige zukunftsfähige Produkte
- Die Konkurrenz durch Japaner und Europäer wird nicht geringer werden.
- Schuldendienst (in einem höheren Posting in diesem Pfad ist von 162 Mrd. $ die Rede) ist erdrückend.
- Die US-Zinsen steigen, damit die Zinslast.
- In den vergangenen Jahren wurden viele Autokäufe vorgezogen durch Lockkrabatte- Wie der aktuelle Beitrag von Chinamann unter "US-Tendenz" mal wieder zeigt, dürfte der Immobilienmarkt bald große Schwierigkeiten bereiten und viel Kaufkraft von möglichen Autokäufen abziehen
- Ich glaube mich zu erinnern, dass Ford ähnlich wie GM mit Delphi eine Zuliefertocher mit extremen Problemen hat.
- Öl- und damit Benzinpreise dürften nicht so schnell wieder fallen, was Autofahren unattraktiver macht.
- Nach der schlechten Erfahrung von Daimler-Benz mit Chrysler dürften andere Konzerne wohl doppelt gut überlegen, bevor sie ähnliche Abenteuer mit Ford oder GM starten.

Fazit: Ich denke, es wird für Ford wie für GM sehr schwer werden, in der derzeitigen Struktur zu überleben.

Meine Prognose: Beide gehen in Liquidation (oder Chapter 11 oder wie auch immer das heißt) und aus den Trümmern werden neue, deutlich kleinere, flexiblere und konkurrenzfähigere Firmen hervorgehen, die ohne Altverschuldung, Pensionszahlungen etc. wieder mitmischen können.
Aber bei der Liquidation werden die Aktien entwertet werden und die neuen Firmen werden als Restvermögen komplett den Schuldigern gehören.

Daher halte ich jeden Aktienkurs oberhalb der aktuellen Dividendenausschüttung für überbewertet.

Ciao, Al Sting

chinaman - Freitag, 28. Juli 2006 - 10:44
@ levdul: Du hast mit den Schulden das Hauptproblem angesprochen. Neben den offenen Schulden kommen wie bei GM noch gigantische Pensionsverpflichtungen hinzu, die die zukünftigen Ergebnisse noch belasten werden.

Mir persönlich ist das zu heiss, die Gläubiger können eines Tages auf die Idee kommen das Licht auszuknipsen ...


Gruß
Chinaman

levdul1 - Sonntag, 30. Juli 2006 - 22:37
Ich habe letzte Woche von Kumpels aus den USA ein paar Meinungen dazu eingeholt. Die allgemeine Meinung ist, daß Ford viel zu sehr ein nationales Symbol darstellt, als daß es wirklich fallen gelassen werden könnte.
Danke für die Beiträge, bin dadurch vorsichtiger geworden und erst einmal mit einem Discount-Zertifikat mit 40% discount (ja, das gibt es bei Ford) eingestiegen. Wenn allerdings der Chart eine Trendwende zeigt, bin ich auch spekulativer dabei. Immerhin hat GM letzte Woche klasse Zahlen geliefert.

al_sting - Donnerstag, 3. August 2006 - 13:33
Da es gerade Thema ist:

HANDELSBLATT, Donnerstag, 3. August 2006

Höherer Quartalsverlus

Ford geht es schlechter als gedacht
Am Dienstag hatte General Motors seine Bilanz fürs zweite Quartal nach unten korrigiert, nun folgt Ford. Das Minus fällt demnach doppelt so hoch aus wie ursprünglich berichtet. Das zwingt Konzernchef Bill Ford zum Handeln. Er hat sich einen Experten für Firmenverkäufe ins Haus geholt. Branchenkenner mutmaßen, Luxustochter Jaguar könnte ihm zum Opfer fallen.

B/hof/je DETROIT. Ford teilte am Mittwoch nach US-Börsenschluss mit, für das zweite Quartal werde nun ein Verlust von 254 Mill. Dollar ausgewiesen – 131 Mill. Dollar mehr als bisher. Grund seien Kosten für Pensionen, die zu niedrig berechnet worden seien. Die Pensionskosten im Jahr 2006 würden nun 1,2 Mrd. Dollar erreichen statt 1 Mrd. Dollar. Den Anstieg begründete Ford mit Frühpensionierungen und höheren Renten. Ford hatte seine ursprünglichen Zahlen am 20. Juli vorgelegt.

[...]

Problemfälle

Preise: Die Verträge mit der starken Gewerkschaft erschweren Kapazitätsanpassungen. Ford muss die Überproduktion mit hohen Rabatten in den Markt drücken.

Produkte: Wie seine US-Rivalen hat sich Ford in den letzten Jahren auf Sprit fressende, aber margenstarke Geländewagen und Pick-ups konzentriert. Die sinkende US-Nachfrage nach solchen Autos lässt den Absatz einbrechen.

Pensionen: Die hohe Zahl an Rentnern belastet Ford jährlich mit Milliardensummen aus Pensions- und Gesundheitsverpflichtungen.

http://www.handelsblatt.com/news/default.aspx?_p=200038&_t=ft&_b=1116390&doc_page=1

chinaman - Freitag, 25. August 2006 - 11:00
Handelsblatt Nr. 163 vom 24.08.06 Seite 14


Ford macht bei Renault Annäherungsversuch

Bill Ford schlägt Renault-Boss Carlos Ghosn Allianz vor

FRANKFURT. Der angeschlagene US-Autobauer Ford bringt sich für ein mögliches Scheitern der Bündnisgespräche zwischen dem Erzrivalen General Motors (GM) und dem französisch-japanischen Autoverbund Renault-Nissan in Stellung. Nach Informationen des "Wall Street Journal" schlug Ford-Chef Bill Ford kürzlich Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn in einem Telefonat vor, eine Allianz mit Ford zu prüfen, wenn sich Renault und Nissan gegen eine engere Kooperation mit GM entscheiden sollten. Sprecher der Firmen lehnten gestern eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Die Ford-Aktie legte dennoch zeitweise mehr als vier Prozent zu.

Ford könnte nach Einschätzung von Analysten mit dem Gegenangebot die laufenden Gespräche zwischen GM und Renault-Nissan erschweren. Das Liebeswerben von Ford stärke die Verhandlungsposition von Ghosn und dränge GM, dessen Management einer Allianz bereits skeptisch gegenüber stehe, weiter in die Ecke, erläuterten die Experten. Derzeit prüfen Arbeitsgruppen von GM, Renault und Nissan Vorteile einer möglichen Zusammenarbeit. Die Ergebnisse dieser Überlegungen sollen bis Mitte Oktober an Ghosn und GM-Chef Rick Wagoner berichtet werden. GMs größter Einzelaktionär, der Milliardär Kirk Kerkorian, hatte ein solches Dreier-Bündnis im Juni vorgeschlagen. Der Verbund würde mit einem Weltmarktanteil von 25 Prozent den größten Autoproduzenten der Welt schaffen.

Als Reaktion darauf hatte Vorstandschef Ford bereits seinerseits ein Bündnis mit anderen Autoherstellern nicht ausgeschlossen. Es gebe aber keine konkreten Gespräche. GM und Ford leiden vor allem in Nordamerika unter massiven Überkapazitäten und einer einbrechenden Nachfrage, was beide Konzerne zu tiefen Einschnitten zwingt.

Analysten hatten bereits zu Beginn der Bündnisgespräche zwischen GM und Renault-Nissan darauf hingewiesen, dass der französisch-japanische Autoverbund eigentlich besser zu Ford passe, da es weniger Produkt-Überschneidungen gebe. "Ich bin sicher, dass Ghosn in Richtung Ford oder auf andere Autobauer schielen wird, wenn er mit GM nicht vorankommt", zitierte gestern die Nachrichtenagentur Reuters einen Investmentbanker.

Vor Beginn der laufenden Allianzgespräche mit GM hatte es Kontakte zwischen dem Renault-Nissan-Chef und dem Ford-Konzernchef gegeben, wie Ghosn bereits vor Wochen einräumte. Es habe jedoch nach seiner Darstellung keine Gespräche über eine Allianz mit Ford gegeben.

Laut "Wall Street Journal" habe Ghosn auf den Telefonanruf von Bill Ford zurückhaltend reagiert. Der Renault-Nissan-Boss habe erklärt, dass er erst das Ende der Verhandlungen mit GM abwarten werde, bevor er Gespräche mit Ford erwägen könne. Beide Konzernchefs hätten sich allerdings die Tür für einen gemeinsamen Anlauf offen gehalten.

Ford könnte fremde Hilfe gut gebrauchen. Die Krise in Nordamerika hat sich weiter verschärft. Sinkende Absatzzahlen und hohe Verluste zwingen den Autobauer zu den stärksten Produktionskürzungen seit mehr als 20 Jahren und einer Verschärfung des Sparprogramms. Die US-Bank JP Morgan geht für 2006 in Nordamerika für Ford nunmehr von einen Vorsteuerverlust von vier Mrd. Dollar und für 2007 von roten Zahlen von bis zu 2,7 Mrd. Dollar aus. hz

hz.



24. August 2006

chinaman - Mittwoch, 30. August 2006 - 14:55
Handelsblatt Nr. 165 vom 28.08.06 Seite 12


Rollt bei Ford der Ausverkauf an?

Ehemaliger Konzernchef Nasser greift nach den Luxusmarken des angeschlagenen Autokonzerns

FRANKFURT/NEW YORK. Je größer der Handlungsdruck auf den wirtschaftlich angeschlagenen US-Autobauer Ford wird, desto mehr Ideen machen die Runde. Am Wochenende wurden zwei mögliche Wege aus der Krise bekannt: Einem Bericht der "Detroit News" zufolge erwägt der Konzern den Verkauf einer "erheblichen Beteiligung" an seiner Finanztochter Ford Motor Credit. Zuvor hatten US-Medien gemeldet, dass der Autobauer über den teilweisen Verkauf seiner Luxussparte an den Finanzinvestor One Equity Partners verhandelt. Das Pikante dabei: Am Steuer der Private-Equity-Tochter von JP Morgan Chase sitzt Jacques Nasser. Der hatte als Ford-Chef die Luxussparte aufgebaut und war vor fünf Jahren gefeuert worden.

Ford-Chef Bill Ford hatte Ende vergangener Woche einen Verkauf oder die Einstellung von Problemmarken wie Lincoln oder Jaguar nicht ausgeschlossen. Ford stehe vor "radikalen Änderungen", sagte er der "Business Week". Der US-Autobauer steht angesichts hoher Verluste in den USA vor einer erneuten Verschärfung seiner Sparpläne. Im September soll eine Neuauflage des erst im Januar vorgelegten Sanierungsplans für die schwer angeschlagenen nordamerikanischen Aktivitäten folgen. Ford engagierte jüngst den ehemaligen Investmentbanker Kenneth Leet als Berater, einen Experten für Unternehmensverkäufe.

Die Gespräche mit Nasser konzentrieren sich auf die Marken Jaguar und Land Rover, hieß es unter Berufung auf mit der Situation vertraute Personen. Demnach könnten die Verhandlungen auch zu einem Joint Venture statt zu einem reinen Verkauf führen. Die Marke Volvo, die 1999 Nasser für Ford erworben hatte, sei nicht Bestandteil der Gespräche.

Der 58jährige Nasser musste 2001 das Ruder abgeben und gründete in seiner Zeit die Ford Premier Automotive Group, in der neben Volvo und Aston Martin die nun zum Verkauf stehenden Marken Jaguar und Land-Rover untergebracht sind. Ein Ford-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren. Auch eine Sprecherin von One-Equity-Partner lehnte einen Kommentar ab. Nasser ist als Senior Partner für den Bereich Fusionen und Übernahmen bei One Equity Partners zuständig.

Ford habe bereits informell Jaguar und Land Rover zum Kauf angeboten, erklärte der koreanische Hersteller Hyundai jüngst. Die Koreaner verwarfen diese Offerte jedoch. Seit der Übernahme 1989 für 2,3 Mrd. Dollar hat Jaguar keinen Gewinn erwirtschaftet. Lediglich der britische Unternehmer Anthony Bamford, der Aufsichtsratsvorsitzender der Baumaschinenfirma JC Bamford Excavators ist, zeigte bisher öffentlich Interesse an der Marke Jaguar. Experten sehen indes keine industrielle Logik in diesem Vorstoß des Briten.

Ein weiterer Rückschlag für Ford ist der Rücktritt von Robert Rubin. Der Direktor der Investmentbank Citigroup und frühere US-Finanzminister legte am Freitag überraschend sein Verwaltungsratmandat beim Autokonzern nieder, um Interessenskonflikte zu vermeiden. Presseberichten zu Folge soll der Rücktritt im unmittelbaren Zusammenhang mit den Verkaufsplänen der Finanztochter stehen.

Die Bonität von Ford Motor Credit leidet unter den wirtschaftlichen Problemen des Mutterhauses. Ratingagenturen haben die Kreditwürdigkeit bereits herabgestuft und damit die Refinanzierungskosten für Ford erhöht. Nach Schätzungen von Analysten kann der Konzern für die Hälfte der Anteile an seiner Finanztochter bis zu sechs Mrd. Dollar erwarten. Anderseits, so der amerikanische Branchenberater John Casesa, verliere das Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil, wenn es die Kontrolle über seine Kreditsparte aufgebe. Der ebenfalls in der Krise steckende Rivale General Motors will 51 Prozent seiner Finanzsparte GMAC für 14 Mrd. Dollar an ein Konsortium verkaufen, an dem auch die Citigroup beteiligt ist. hz/tor

hz.
tor



28. August 2006

levdul1 - Donnerstag, 31. August 2006 - 18:48
Natuerlich sind die Nachrichten bei Ford nicht rosig, sonst waere der Aktienkurs nicht da wo er ist.
Seit Beginn der Diskussion hier ist der Aktienkurs allerdings um 25% gestiegen.

chinaman - Freitag, 1. September 2006 - 10:13
@ levdul1:

Da hast Du völlig recht !

Stell doch mal das von Dir ausgewählte Discountzertifikat auf Ford hier vor.

Wenn Du die Gewinne jetzt sicherstellst, hast Du in jedem Falle alles richtig gemacht !


Gruß
Chinaman

levdul1 - Freitag, 1. September 2006 - 14:03
Es gibt eine ganze Reihe Discounter der Commerzbank auf Ford mit gestaffeltem Cap, je nach Risikobereitschaft. Bitte aufpassen, der Cap ist in US-Dollar angegeben.

Ich habe in CM9142 investiert, liegt tief im Geld. Nach der guten Performance der letzten Wochen allerdings nicht mehr so attraktiv. Ich wuerde jetzt den Cap etwas hoeher ansetzen.

Vieleicht passend: Es gibt im Augenblick auch Discounter auf Premiere mit Cap 8 und guten zweitselligen Renditen !!

chinaman - Samstag, 2. September 2006 - 09:09
@ levdul1: Ich halte die Strategie mit Discountern oder auch Aktienanleihen zu arbeiten, für interessant, wenn man von eher seitwärts tendierenden Märkten ausgeht.

Bisher wurde aber hier noch sehr wenig über solche Zertifikate diskutiert. Dies könnte eventuell auch heissen, dass sich erst sehr wenig Leser überhaupt mit solchen Zertifikaten beschäftigt haben.

Wärst Du so nett und würdest die Funktionsweise von Discountern und deren Attraktivität unter verschiedenen Annahmen einmal ganz grundsätzlich am Beispiel Ford erläutern ? Wäre nett !


Gruß
Chinaman

chinaman - Sonntag, 3. September 2006 - 18:26
SPIEGEL ONLINE - 03. September 2006, 14:42


URL: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,434924,00.html


Autobauer

Aston-Martin-Chef erwägt Buy-Out

Die James-Bond-Automarke Aston Martin könnte Eigentum ihres Managements werden - nach einem Zeitungsbericht sucht der Vorstandsvorsitzende nach Mitinvestoren. Der Mutterkonzern Ford will die britische Edelmarke abgeben.


London - Nachdem Verkaufspläne des amerikanischen Mutterkonzerns Ford bekannt geworden waren, versuche der Vorstandsvorsitzende von Aston Martin, Ulrich Bez, nun, ein Käuferkonsortium zusammen zu bekommen, berichtet die "Sunday Times".

Der angeschlagene US-Autobauer Ford will Aston Martin nach eigenen Angaben als "attraktive Möglichkeit zur Kapitalbeschaffung und Wertsteigerung" auf den Markt bringen. Die "Sunday Times" beruft sich auf "hochrangige Quellen" bei Ford.

Danach gebe es neben dem Aston-Martin-Chef auch in den USA bereits Kaufinteresse seitens einer privaten Finanzierungsgesellschaft unter dem früheren leitenden Ford-Manager Jacques Nasser. Bez wollte sich nach Angaben der "Sunday Times" nicht dazu äußern.

Er gehe aber in jedem Fall davon aus, auch künftig eine leitende Rolle bei dem Sportwagenbauer zu spielen. Pro Jahr werden von den Luxuswagen, die unter anderem durch die "James Bond"-Filme bekannt wurden, knapp 5000 Stück ausgeliefert, zum Preis von rund 100.000 Pfund (145.000 Euro).

Ford leidet unter dem sinkenden Absatz auf dem nordamerikanischen Markt und der asiatischen Konkurrenz. Ford hatte 1987 drei Viertel der Anteile an Aston Martin gekauft und das Traditionsunternehmen 1994 vollständig übernommen. Bislang ist nicht bekannt, für welchen Preis es auf den Markt kommen soll. Der Aston Martin wird in Gaydon in der britischen Grafschaft Warwickshire produziert.

jaf/dpa

chinaman - Montag, 4. September 2006 - 10:36
HANDELSBLATT, Montag, 4. September 2006, 08:33 Uhr


Deutsche Autobauer

Absagen an Ford für Aston Martin

Der US-Autokonzern Ford wird bei seiner Suche nach einem möglichen Käufer für seinen britischen Sportwagenbauer Aston Martin in Deutschland nicht fündig. Es gebe zwar Kaufinteressenten für die Traditionsmarke, aus Deutschland kommen diese allerdings offenbar nicht.

fas / hz / mwb FRANKFURT. Die führenden deutschen Autobauer winkten bei einer Umfrage des Handelsblatts unisono ab. Nach Angaben der Sprecher von Daimler-Chrysler, BMW, VW und Porsche besteht bei keinem dieser Unternehmen Interesse an einem Erwerb der britischen Traditionsmarke.
Ford hatte am vergangenen Donnerstag Aston Martin zur Disposition gestellt und eine Prüfung eingeleitet, ob die Marke ganz oder teilweise verkauft werden könne. „Wir haben befunden, dass Aston Martin eine attraktive Möglichkeit zur Kapital- und Wertgewinnung wäre“, begründete Konzern-Chef Bill Ford die Verkaufserwägung. Ein Ford-Sprecher in Europa sagte, einige Kaufinteressenten hätten bereits angefragt. Näher wollte er sich nicht äußern.

Aus Deutschland kamen die Angebote allerdings offensichtlich nicht. Der BMW-Konzern plant nach eigenen Angaben keinen Einstieg bei Aston Martin. Die Bayern haben mit der Rolls-Royce eine Marke der Oberklasse im Portfolio – und scheiterten in Großbritannien bereits mit der Marke Rover. Auch ein Daimler-Chrysler-Sprecher erklärte, dass es „kein Interesse“ für einen Kauf der Marke gebe. Die Stuttgarter zählen mit dem Mercedes SLR McLaren zu den direkten Konkurrenten von Aston Martin. Ebenso betonte Porsche: „Aston Martin ist für uns kein Thema“. „Wir haben kein Interesse“, hieß es ebenfalls aus dem VW-Konzern, der mit Bentley und Lamborghini in diesem Segment vertreten ist.

Aston Martin, als Marke weltbekannt durch die James-Bond-Filme, verkaufte im Rekordjahr 2005 etwa 4 500 Autos. Als Preis für die Briten wird in der Branche mehr als eine Milliarde Pfund gehandelt - knapp 1,5 Milliarden Euro.

chinaman - Mittwoch, 6. September 2006 - 05:02
Handelsblatt Nr. 171 vom 05.09.06 Seite 19


Ford-Chef arbeitet an komplett neuer Strategie

Bill Ford stellt bisheriges Geschäftsmodell in Frage

FRANKFURT.Beim kriselnden US-Autohersteller Ford wird es in naher Zukunft gravierendere Veränderungen geben als bislang erwartet. Darauf hat Konzernchef Bill Ford seine Mitarbeiter in einem internen Brief vorbereitet: "Das Geschäftsmodell, das uns jahrzehntelang getragen hat, ist nicht mehr ausreichend, um die Profitabilität zu gewährleisten", schrieb der Manager.

In einem Interview mit dem US-Magazin "Newsweek" hat er sogar seinen eigenen Posten zur Disposition gestellt: "Ich versuche immer, Talente von Außen ins Unternehmen zu bringen. Wenn ich jemanden finde - ich denke, Carlos Ghosn ist ein außerordentliches Talent, das der Firma helfen könnte - unabhängig von der Position." Nach Angaben aus Unternehmenskreisen hat Ford in den vergangenen Wochen bereits mit Renault-Nissan-Chef Ghosn telefoniert und das Unternehmen als Kooperationspartner für angeboten, falls die Allianzgespräche Ghosns mit General Motors scheitern sollten.

Ford hatte im Januar angekündigt, bis zum Jahr 2012 in Nordamerika 14 Fabriken zu schließen und 30 000 Stellen abzubauen. Nach einem miserablen Geschäftsergebnis im ersten Halbjahr sah sich das Management kürzlich gezwungen, diese Pläne noch zu verschärfen. Erste Ergebnisse sollen in diesem Monat bekannt gegeben werden. Wie die weltweite Nummer eins der Branche, General Motors, muss Ford in Nordamerika seit Jahren Marktanteile an die Konkurrent abgeben. Allein im ersten Halbjahr 2006 betrug der Verlust von Ford 1,3 Mrd. Dollar.

In einer ersten Reaktion verkündete der Konzern, die Produktion im vierten Quartal um ein Fünftel zu kürzen. Besonders für seine spritfressenden Geländewagen und Pickups findet das Unternehmen wegen der gestiegenen Benzinpreise in den USA immer weniger Käufer. Analysten sind skeptisch, ob Ford überhaupt eine schnelle Wende gelingen kann: "Wir erwarten, dass Ford weiter Marktanteile verliert, wahrscheinlich sogar noch schneller als bislang", urteilen die Experten von Merrill Lynch.

Bill Ford stellt nun anscheinend alles auf den Prüfstand. Anders als noch vor einigen Monaten angekündigt, ist nach Brancheninformationen auch ein Verkauf der Ford-Finanztochter Ford Motor Credit im Gespräch. Konkurrent General Motors hatte sich im vergangenen Herbst bereits zu einem solchen Schritt entschlossen. Um die Restrukturierung von Ford voranzutreiben und die Entscheidungen dabei unabhängiger von der bisherigen Konzernpolitik zu machen, will Bill Ford laut Mitarbeiterbrief auch verstärkt auf Manager von außen setzen, die unvorbelastet Lösungen für Ford erarbeiten sollen. Zuletzt hatte Ford eingeräumt, sich von Teilen der Luxussparte Premier Automotive Group (PAG) trennen zu wollen. hof

hof



05. September 2006

chinaman - Donnerstag, 7. September 2006 - 05:37
Handelsblatt.com


Bisheriges Geschäftsmodell

Ford-Chef rüttelt an den Grundfesten des Autokonzerns

Beim kriselnden US-Autohersteller Ford wird es in naher Zukunft gravierendere Veränderungen geben als bislang erwartet. Darauf hat Konzernchef Bill Ford seine Mitarbeiter in einem internen Brief vorbereitet. Darin stellt er die Grundlage des Unternehmens in Frage.

Beim kriselnden US-Autohersteller Ford wird es in naher Zukunft gravierendere Veränderungen geben als bislang erwartet. Darauf hat Konzernchef Bill Ford seine Mitarbeiter in einem internen Brief vorbereitet. Darin stellt er die Grundlage des Unternehmens in Frage.


hof FRANKFURT. "Das Geschäftsmodell, das uns jahrzehntelang getragen hat, ist nicht mehr ausreichend, um die Profitabilität zu gewährleisten", schrieb Ford in dem am Montag bekannt gewordenen Brief an die Beschäftigten.

In einem Interview mit dem US-Magazin "Newsweek" hat er sogar seinen eigenen Posten zur Disposition gestellt: "Ich versuche immer, Talente von Außen ins Unternehmen zu bringen. Wenn ich jemanden finde - ich denke, Carlos Ghosn ist ein außerordentliches Talent, das der Firma helfen könnte - unabhängig von der Position." Nach Angaben aus Unternehmenskreisen hat Ford in den vergangenen Wochen bereits mit Renault-Nissan-Chef Ghosn telefoniert und das Unternehmen als Kooperationspartner für angeboten, falls die Allianzgespräche Ghosns mit General Motors scheitern sollten.

Ford hatte im Januar angekündigt, bis zum Jahr 2012 in Nordamerika 14 Fabriken zu schließen und 30 000 Stellen abzubauen. Nach einem miserablen Geschäftsergebnis im ersten Halbjahr sah sich das Management kürzlich gezwungen, diese Pläne noch zu verschärfen. Erste Ergebnisse sollen in diesem Monat bekannt gegeben werden. Wie die weltweite Nummer eins der Branche, General Motors, muss Ford in Nordamerika seit Jahren Marktanteile an die Konkurrent abgeben. Allein im ersten Halbjahr 2006 betrug der Verlust von Ford 1,3 Mrd. Dollar.

Ford fährt Produktion runter

In einer ersten Reaktion verkündete der Konzern, die Produktion im vierten Quartal um ein Fünftel zu kürzen. Besonders für seine spritfressenden Geländewagen und Pickups findet das Unternehmen wegen der gestiegenen Benzinpreise in den USA immer weniger Käufer. Analysten sind skeptisch, ob Ford überhaupt eine schnelle Wende gelingen kann: "Wir erwarten, dass Ford weiter Marktanteile verliert, wahrscheinlich sogar noch schneller als bislang", urteilen die Experten von Merrill Lynch.

Bill Ford stellt nun anscheinend alles auf den Prüfstand. Anders als noch vor einigen Monaten angekündigt, ist nach Brancheninformationen auch ein Verkauf der Ford-Finanztochter Ford Motor Credit im Gespräch. Konkurrent General Motors hatte sich im vergangenen Herbst bereits zu einem solchen Schritt entschlossen. Um die Restrukturierung von Ford voranzutreiben und die Entscheidungen dabei unabhängiger von der bisherigen Konzernpolitik zu machen, will Bill Ford laut Mitarbeiterbrief auch verstärkt auf Manager von außen setzen, die unvorbelastet Lösungen für Ford erarbeiten sollen. Zuletzt hatte Ford eingeräumt, sich von Teilen der Luxussparte Premier Automotive Group (PAG) trennen zu wollen.


05. September 2006

chinaman - Freitag, 8. September 2006 - 05:59
Handelsblatt Nr. 173 vom 07.09.06 Seite 14


DER AUTOKONZERN FORD hat einen neuen Chef. Die Erwartungen an Alan Mulally sind hoch.

Aus für Bill Ford bringt Familie in die Defensive

CARSTEN HERZ JOSEF HOFMANN | FRANKFURT Der Abgang von Bill Ford als Chef des zweitgrößten US-Autoherstellers Ford bedeutet für die Gründerfamilie mehr als das Ende einer Episode. Das Scheitern des Urenkels von Firmengründer Henry Ford versperrt nach Meinung von Marktbeobachtern auf lange Zeit den Weg für Ford-Abkömmlinge an die Spitze des Autobauers. Nicht zuletzt mit Rücksicht auf den Namen Ford und die Familie habe Bill Ford viel zu zögerlich agiert und harte Einschnitte gescheut, lautet der Vorwurf. "Wir können von der Vergangenheit lernen, aber nicht von ihr leben", hatte Bill Ford selbst einmal formuliert. Die Familienmitglieder, deren Vermögen in dem Unternehmen steckt, werden ihre Lehren aus dem Scheitern ziehen.

Schließlich war es der Ford-Clan, der Bill Ford mit seiner Macht 2001 an die Unternehmensspitze hievte. Noch immer geht in dem Konzern praktisch nichts gegen die Familie, die aber nach Aussagen aus dem Umfeld nicht immer einig ist. Die Familie besitzt zwar nur rund fünf Prozent der Aktien des Autobauers, aber 40 Prozent der Stimmrechte - zwei Familienmitglieder sitzen im Verwaltungsrat. Mit Bills Neffen Henry Ford III und dessen Cousine Elena Ford arbeiten zwar zwei Sprösslinge der Dynastie im Konzern - aber nur in der dritten Reihe.

Die Familie war auch die treibende Kraft, als der damalige Konzernchef Jacques Nasser, der sich relativ oft mit der Familie anlegte, abserviert wurde. Damit war der Weg für Bill Ford frei. Schon damals stand das Unternehmen mit dem Rücken zur Wand: Der Marktanteil in den USA sank Jahr für Jahr, Überkapazitäten ließen die Kosten explodieren. Der Verlust stieg 2001 auf knapp 5,5 Mrd. Dollar.

Bill Ford setzte zwar zum Befreiungsschlag an, schloss Fabriken und baute weltweit 35 000 Stellen ab. Doch die Maßnahmen wirkten nur kurzfristig: "Dem Markt hinterher zu sparen ist eben keine Strategie", bemängelten Manager. Dass Ford nun mit dem Boeing-Manager Alan Mulally wieder einen Externen holt, gilt Marktbeobachtern auch als ein Zeichen dafür, dass Konzern und Familienbelange wieder stärker getrennt werden sollen. Zumindest wurde so die Aussage von Bill Ford gedeutet, dass innerhalb des Konzerns weiterhin alle Optionen geprüft würden, "aber mit Alan nun aus einer stärkeren Position heraus".

Bill Ford war der dritte Familienspross an der Konzernspitze. Vor ihm führten nur Firmengründer Henry Ford und sein Sohn Henry Ford II das Unternehmen - immerhin 76 Jahre von 1903 bis 1979. Die fünf familienfremden Manager in der Zeit von 1979 bis 2001 hielten es im Schnitt nicht einmal fünf Jahre aus. Die starke Einmischung der Familie Ford wie bei Jacques Nasser war daran nicht unschuldig.

Hofmann, Josef
Herz, Carsten



07. September 2006

levdul1 - Freitag, 8. September 2006 - 07:56
Die Konstruktion und Wirkungsweise eines Discounter laesst sich sehr gut unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Discountzertifikat
nachlesen. Die Strategie, die ich bei Ford und Premiere fahre, ist dabei mit Folgendem am besten wiedergegeben:
Auch bei einer sehr defensiven Anlageausrichtung lassen sich Konstruktionen finden, die durch Wahl eines sehr volatilen Basiswertes, in der Regel eine Aktie, und einem deutlich unter dem aktuellen Kurs des Basiswertes liegenden caps hohe Maximalrenditen bei gleichzeitig hohen Discounts bieten. Generell sind Phasen eines anhaltenden Aufwärtstrends nicht so sehr für den Kauf von (Index-)Discountzertifikaten geeignet, da sich in diesen Zeiten die Volatilität stark zurückbildet und somit das Chancen-/Risikoprofil negativ beeinflusst.

Fazit: Ideal zum Einstieg in gefallene Engel, wenn man sich nicht ganz sicher ist, wie es weitergeht.

chinaman - Samstag, 9. September 2006 - 10:04
@ levdul1: Danke für Deine Mühe ...


Gruß
Chinaman


Handelsblatt Nr. 173 vom 07.09.06 Seite 14


DER AUTOKONZERN FORD hat einen neuen Chef. Die Erwartungen an Alan Mulally sind hoch.

Raus aus der Warteschleife

MATTHIAS EBERLE | NEW YORK Seine Ambitionen, Konzernchef eines traditionsreichen US-Konzerns werden zu wollen, hat der gesellige Alan Mulally stets offen zur Schau getragen: Als er 2005 während der Luftfahrtmesse Paris Airshow zum Champagnerempfang ins noble Boeing-Chalet lädt, erlebt die Branche einen gut gelaunten und mindestens ebenso gut gebräunten Gastgeber: Ein breites Lachen hier, ein kumpelhaftes, fast unanständig festes Schulterklopfen dort: Seht her, hier steht der Favorit auf den vakanten Chefposten bei Boeing, heißt die Botschaft.

Schließlich hat Mulally nach schweren Jahren im zivilen Flugzeugbau einiges vorzuweisen: Die prestigeträchtige und von ihm geleitete Großabteilung macht wieder fette Gewinne und hat die beispiellose Krise nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 zu einer Kernsanierung genutzt. Nach einem Auftragsrekord im Vorjahr sieht das US-Magazin "Business Week" Mulally gar in der Reihe der "Best Leaders" - neben so bekannten Industriekapitänen wie Jeff Immelt (General Electric), Steve Jobs (Apple) oder Toyota-Chef Katsuaki Watanabe.

Dass der drahtige, blonde Golfspieler mit dem korrekten Scheitel inzwischen 61 Jahre auf dem Buckel hat, ist ihm kaum anzusehen. Dennoch ist sein Alter ein wesentliches Handicap: Statt Mulally die Nachfolge des über eine außereheliche Affäre gestolperten Boeing-Veterans Harry Stonecipher anzuvertrauen, ernennt das Board im Vorjahr den fünf Jahre jüngeren James Mc Nerney, bislang tätig beim US-Technologiekonzern 3M, zum neuen CEO.

Für den Luftfahrtingenieur Mulally, der zunächst in Seattle und später am neuen Boeing-Hauptsitz Chicago Warteschleifen im Topmanagement dreht, ist das doppelt bitter: Es ist schließlich nicht das erste Mal, das er bei der Chefsuche übergangen wird. Schon als Phil Condit 2003 nach einer Serie von Skandalen seinen Boeing-Chefsessel räumen muss, sieht sich Mulally als Kronprinz im Hause: Doch er muss mit ansehen, wie das Aufsichtsgremium Stonecipher aus dem Ruhestand zurückholt.

Mulally kündigt trotzig seinen Weggang für den Fall an, dass er ein weiteres Mal zurückstecken muss. Nur eine leere Drohung? Branchenanalysten wie Richard Aboulafia von Teal Group fragen öffentlich, welche Karriere-Alternativen ein altgedienter Luftfahrt-Manager nach 37 Jahren Boeing noch haben kann.

Die überraschende Antwort heißt Ford: Auf den ersten Blick mag es nach Kulturschock aussehen, zumal sich Mulally bisher allenfalls als Toyota-Fan zu erkennen gab und privat einen Lexus LX 430 steuert.

Die Gründerfamilie der angeschlagenen US-Ikone Ford und ihr neuer Hoffnungsträger mühen sich neuerdings jedoch nach Kräften, die Parallelen zwischen Flugzeugbau und Autobau aufzuzeigen: Die langen Entwicklungszyklen etwa ähneln sich, an deren Ende die Hersteller eine milliardenschwere Wette auf den Erfolg einzelner Modelle eingehen. Oder die hohen Treibstoffpreise, die in beiden Branchen für Turbulenzen sorgen. Mulally hat bei Boeing zudem geschafft, was sich die Fords so dringend wünschen: Die Sanierung einer kaum mehr wettbewerbsfähigen Organisation. Dafür drosselte er auf dem Höhepunkt der Boeing-Krise die Jet-Produktion um die Hälfte und entließ annähernd 30 000 Mitarbeiter.

Mulally habe einen großen Industriekonzern, der viele Ähnlichkeiten mit Ford habe, wieder in die Erfolgsspur gebracht, sagte der glücklose Bill Ford bei seinem Abgang. Der Neue müht sich derweil um Aufbruchstimmung: Irgendjemand, der glaubt, die US-Autoindustrie könne es mit dem Rest der Welt nicht mehr aufnehmen? "Wir können das absolut, wenn wir alle an einem Strang ziehen", posaunt Mulally. Als Visionär indes ist der Boeing-Mann in der Vergangenheit nicht aufgefallen. Es ist nicht allzu lange her, da warfen ihm Kritiker vor, er habe die Entwicklung neuer Flugzeugmodelle nicht energisch genug vorangetrieben.

Mulally, der bisher ein Duopol Boeing/Airbus gewöhnt war, muss sich nun auf einen völlig anderen Markt einrichten. "Jetzt soll er die Probleme einer Firma lösen, die sich mit vielen Wettbewerbern in einem schrumpfenden Markt schlägt", sagte ein Analyst. Die Börse quittierte den Führungswechsel dennoch erleichtert. Analyst Georg Stürzer: "Die Investoren waren einfach unglücklich mit Bill Ford."

Eberle, Matthias



07. September 2006

chinaman - Sonntag, 10. September 2006 - 11:46
Handelsblatt Nr. 173 vom 07.09.06 Seite 14


DER AUTOKONZERN FORD hat einen neuen Chef. Die Erwartungen an Alan Mulally sind hoch.

Alan Mulally muss das Steuer schnell herumreißen

CARSTEN HERZ JOSEF HOFMANN | FRANKFURT Der neue Ford-Chef Alan Mulally steht vor einem Berg von Problemen. Bereits Ende kommender Woche muss der 61-Jährige dem Verwaltungsrat eine Neuauflage des inzwischen als unzureichend angesehenen Sanierungsplans für das schwer angeschlagenene Nordamerika-Geschäft vorstellen. "Er muss in kürzester Zeit die Produktionskapazität an den sinkenden Marktanteil anpassen, die Weichen für eine Veränderung der Produktstrategie stellen und die Qualität verbessern", urteilt Autoexperte Georg Stürzer von der Hypovereinsbank.

Ursprünglich wollte Ford binnen sechs Jahren 14 Fabriken in den USA schließen und bis zu 30 000 Mitarbeiter nach Hause schicken. Doch angesichts der wachsenden Probleme des Unternehmens dürfte Mulally um vorgezogene und zusätzliche Werksschließungen sowie noch umfangreichere Entlassungen nicht herum kommen. Hoffnungen von Mitarbeitern, die Kürzungen könnten sich durch den Chefwechsel verzögern, machte Mulally gestern gleich zunichte: Er habe einen Blick auf die Pläne geworfen und sei davon überzeugt, "dass sie ganz und gar in die richtige Richtung gehen", erklärte der neue Topmanager, der offiziell zum 1. Oktober seinen neuen Job antritt.

Der 61-Jährige übernimmt den Autobauer auf dem Höhepunkt einer Krise. Allein im ersten Halbjahr 2006 hat der Konzern im US-Autogeschäft mehr als 1,25 Mrd. Dollar Verlust eingefahren. Nach internen Schätzungen könnte sich der Verlust im laufenden Jahr im Autogeschäft sogar auf bis zu acht Mrd. Dollar belaufen.

Sinkende Absatzzahlen und hohe Verluste zwangen den Konzern bereits zu den stärksten Produktionskürzungen seit mehr als 20 Jahren. Ford steht auf dem Heimatmarkt inzwischen mit dem Rücken an der Wand. Die US-Hersteller hatten jahrelang vor allem auf Sprit fressende Geländewagen (SUV) und Pickups gesetzt, die nun auf Halde stehen. Ford-Chef Bill Ford hatte daher bereits vor einigen Tagen ein neues Geschäftsmodell eingefordert. Das bisherige Modell, "das uns jahrzehntelang getragen hat, ist nicht mehr ausreichend, um die Profitabilität zu gewährleisten", schrieb er an die Mitarbeiter.

Mulally soll damit Ford nicht nur aus der Krise führen, er muss das Unternehmen neu erfinden. Viele Experten trauen dem neuen Chef dies durchaus zu, denn der bisherige Boeing-Manager gilt als einer der Väter der Restrukturierung des US-Luftfahrtkonzerns. Mulally hatte die Zivilflugzeug-Sparte mit teilweise radikalen Änderungen aus der Krise geführt. So reduzierte er unter anderem die Zahl der Lieferanten und die Modellpalette drastisch.

"Von außen betrachtet, ist Mulally genau das, was Ford gerade braucht", sagte US-Unternehmensberater John Casesa. Wie verzweifelt die Lage bei Ford inzwischen ist, zeigt, dass in den vergangenen Wochen immer neue Sanierungspläne an die Öffentlichkeit drangen. So dürften die Tage der verlustreichen Luxussparte Premier Automotive Group (PAG) mit den Marken Jaguar, Aston Martin Volvo und Land Rover gezählt sein. Neben einem möglichen Verkauf von Jaguar und Land Rover stellt Ford den Sportwagenbauer Aston Martin zur Disposition. Laut Brancheninformationen ist auch ein Verkauf der Ford-Finanztochter im Gespräch.

Bill Ford betonte, er habe nach einem CEO gesucht, der über "große Turnaround-Erfahrung in einem Industriekonzern" verfüge - und "gewillt, bereit und in der Lage ist, diese Herausforderung anzunehmen". Branchenexperten reagierten positiv. Der Führungswechsel stärke die Hoffnung, dass Ford saniert werden könne, urteilten die Analysten der US-Großbank Citigroup. Mulally nahm die Berufung gestern sportlich: "Ich bin nervös. Aber ich glaube, das ist gut."

Hofmann, Josef
Herz, Carsten



07. September 2006

chinaman - Montag, 11. September 2006 - 13:05
HANDELSBLATT, Samstag, 9. September 2006, 18:09 Uhr
Konzern in der Sanierung


Neuer Ford-Chef kassiert Millionen-Gehalt


Der neue Chef des angeschlagenen US-Autoriesen Ford, Alan Mulally, wird inmitten harter Sparmaßnahmen ein Millionen- Einkommen beziehen.


HB NEW YORK. Das Grundgehalt sei auf zwei Millionen Dollar festgesetzt worden, teilte Ford in einem Bericht an die US- Börsenaufsicht SEC mit. Zusätzlich erhält er eine Antrittsprämie von 7,5 Millionen Dollar sowie 11 Millionen Dollar für Optionen, auf die er mit seinem Ausscheiden beim bisherigen Arbeitgeber Boeing verzichtet.

Zusammen mit Aktienoptionen und Prämien könnte Mulally in diesem Jahr auf bis zu 34 Millionen Dollar und 2007 auf 16,5 Millionen Dollar kommen, rechnete das "Wall Street Journal" vor. Als Chef der Boeing-Passagierflugzeugsparte habe Mulally im vergangenen Jahr gut neun Millionen Dollar verdient, bei einem Grundgehalt von 825 000 Dollar. Mulallys Vorgänger Bill Ford, ein Urenkel des Firmengründers Henry Ford, habe stets nur Aktien und Optionen bezogen, aber kein Bargeld-Gehalt, schrieb die Zeitung.

Ford fährt nach Milliarden-Verlusten einen harten Sparkurs in Nordamerika. Der im Januar vorgelegte Sanierungsplan sah zunächst die Streichung von 30 000 Stellen und die Schließung von 14 Fabriken bis 2012 vor. Wahrscheinlich wird es zu noch größeren Stellenstreichungen und mehr Fabrikschließungen kommen.

chinaman - Donnerstag, 14. September 2006 - 06:23
Handelsblatt Nr. 176 vom 12.09.06 Seite 14


Ford-Belegschaft fürchtet noch tiefere Einschnitte in den USA

Beim Autokonzern wird über den Abbau von bis zu 40 000 Jobs spekuliert

NEW YORK. Der US-Autohersteller Ford wird seinen geplanten Stellenabbau vermutlich beschleunigen und bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre 30 000 Arbeitsplätze abbauen. Das berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg gestern unter Berufung auf vier Ford-Insider. Ursprünglich war geplant, diese Jobs bis 2012 einzusparen. Der Ford-Verwaltungsrat, der heute und morgen im Beisein des neuen Vorstandschefs Alan Mulally tagt, werde sich mit dieser Frage auseinandersetzen, hieß es. Der langjährige Boeing-Topmanager Mulally hatte in der vergangenen Woche Bill Ford als Unternehmenschef abgelöst.

Für Medienspekulationen, wonach beim zweitgrößten US-Autokonzern insgesamt bis zu 40 000 Stellen und damit ein Drittel der bisherigen US-Belegschaft wegfallen könnten, gab es zunächst keine Bestätigung. Ein Ford-Sprecher wollte sich zu einem entsprechenden Bericht in der "Detroit Free Press" nicht äußern.

Ford kämpft derzeit in erster Linie darum, sein verlustreiches Heimatgeschäft in Nordamerika in den Griff zu bekommen. Dafür ist unter anderem vorgesehen, das US-Händlernetz von derzeit 4 600 Verkaufsstellen zusammenzustreichen. Das bestätigte der für den US-Markt verantwortliche Verkaufsmanager Cisco Codina der Nachrichtenagentur Reuters. Um insgesamt 14 Fabriken schließen zu können und die Anzahl der US-Ford-Händler zu senken, sollen Konzernmitarbeiter im ganzen Land mit Abfindungsangeboten zum freiwilligen Aufhören bewegt werden. ebe

EBE



12. September 2006

Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Ford (F): Archivierte Beiträge bis 14. September 2006