Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Bristol-Myers Squibb
chinaman - Donnerstag, 7. September 2006 - 05:22
Handelsblatt Nr. 170 vom 04.09.06 Seite 18


Sanofi-Aventis und BMS senken Prognosen

Börse honoriert dennoch Teilerfolg im Plavix-Streit

SIEGFRIED HOFMANN | FRANKFURT Die Pharmakonzerne Sanofi-Aventis und Bristol-Myers Squibb rechnen durch den Patentstreit um das Medikament Plavix für 2006 mit empfindlichen Einbußen im US-Geschäft und haben daher ihre Gewinnprognosen deutlich reduziert. Sie können aber auf eine Erholung im kommenden Jahr hoffen und verfügen offenbar über solide Chancen, das US-Patent für ihren Bestseller Plavix doch noch zu verteidigen.

Das ist die Folge der einstweiligen Verfügung eines US-Gerichts gegen die kanadische Apotex. Apotex wurde untersagt, weiterhin Nachahmer-Varianten von Plavix zu vertreiben. Allerdings muss das Unternehmen bereits ausgelieferte Ware nicht zurückzunehmen.

Plavix, ein Mittel zur Vorbeugung gegen Herzinfarkte und Schlaganfälle, ist mit Erlösen von knapp sechs Mrd. Dollar im Jahr das zweit-umsatzstärkste Medikament der Pharmabranche. Knapp zwei Drittel der Erlöse entfallen dabei auf den US-Markt. Dort hatte Apotex am 6. August - ungeachtet der nach wie vor gültigen Patente auf den Wirkstoff - mit dem Verkauf von preiswerteren Plavix-Kopien begonnen und damit innerhalb kurzer Zeit rund drei Viertel des Marktes erobert. Zudem wurden umfangreiche Mengen in den Großhandel geliefert. Diese Bestände an generischem Plavix, die nach Schätzung von Sanofi-Aventis für das gesamte zweite Halbjahr ausreichen, können Apotheken und Großhändler in den USA weiterhin verkaufen. Sanofi und BMS dürften damit im zweiten Halbjahr mehr als eine Mrd. Dollar Umsatz entgehen.

Mit Blick auf diese Ausfälle haben beide Unternehmen haben am Freitag ihre Gewinn-Prognosen für 2006 deutlich reduziert. BMS stellt jetzt nur noch einen Gewinn je Aktie von wenigsten 95 Cent in Aussicht, was einem Gewinnrückgang von rund einem Drittel gegenüber dem Vorjahr entspricht und die bisherige Prognose um gut ein Fünftel verfehlt. Sanofi-Aventis rechnet nur noch mit einem operativen Ertragsplus von zwei Prozent, während bisher noch von Steigerungen um rund zwölf Prozent die Rede war. Ungeachtet der Einbußen im Jahr 2006 haben sich die längerfristigen Perspektiven in dem Steit jedoch verbessert. Denn die einstweilige Verfügung gegen Apotex begründete US-Richter Stein unter anderem damit, dass die Zweifel an der Gültigkeit des Plavix-Patents keine substanzielle Grundlage hätten.

Damit ist nach Einschätzung von Fachleuten die Chance gewachsen, dass Sanofi-Aventis und BMS im Hauptverfahren um das Plavix-Patent, das im Januar beginnt, die Oberhand behalten können. Trotz der revidierten Gewinnprognosen haben die Aktienkurse beider Konzerne daher am Freitag zugelegt.

"Die einstweilige Verfügung sorgt für eine positive Stimmung mit Blick auf den Plavix-Fall", heißt es in einem Kommentar der französischen Bank Chevreux. Sie erwartet, dass das Geschäft mit dem Mittel ab 2007 zunächst annähernd auf das frühere Niveau zurückkehren kann. Andere Beobachter wie Bear Stearns unterstellen indes, dass bereits erfolgte Preissenkungen auch bei einem Erfolg im Patentverfahren Spuren hinterlassen werden.

Das US-Geschäft mit Plavix liefert bisher 20 Prozent des Umsatzes und knapp ein Drittel des Gewinns von BMS. Bei Sanofi-Aventis stammten rund sieben Prozent des Konzernumsatzes von zuletzt 27 Mrd. Euro von Plavix, der Löwenanteil aus dem Geschäft außerhalb der USA.

Dennoch ist eine Verteidigung des Plavix-Geschäfts auch für den französischen Konzern von erheblicher Bedeutung. Denn neben Plavix kämpfen derzeit drei weitere Produkte des Konzerns mit Generikakonkurrenz. Zudem gibt es Probleme bei der Einführung neuer Produkte. So hat jetzt die US-Zulassungsbehörde FDA ein neues Mittel von Sanofi gegen Herzrhythmus-Störungen abgewiesen und zusätzliche Sicherheitsstudien angefordert. Das Umsatzpotenzial wurde bisher auf mehr als eine Mrd. Euro geschätzt. Die Zulassung wird sich nun um mindestens zwei Jahre verzögern.

Hofmann, Siegfried



04. September 2006

chinaman - Freitag, 15. September 2006 - 04:54
Handelsblatt Nr. 177 vom 13.09.06 Seite 12


Chef von Bristol-Myers geht

Plavix-Affäre zwingt weiteren Topmanager der US-Pharmabranche zum Rücktritt

SIEGFRIED HOFMANN | FRANKFURT Sechs Wochen nach dem überraschenden Führungswechsel beim Branchenführer Pfizer muss in der US-Pharmaindustrie ein weiterer Topmanager gehen: Peter Dolan, Chef des angeschlagenen Arzneimittelkonzerns Bristol-Myers Squibb (BMS), und sein Konzernjustiziar Richard Willard erklärten am Dienstag ihren Rücktritt, nachdem eine Aufsichtskommission am Tag zuvor ihre Abberufung gefordert hatte. Das bisherige Board-Mitglied James Cornelius wurde als neuer Chef berufen - allerdings nur für eine Übergangszeit. Dennoch honorierte die Börse den Wechsel mit einem Kursplus von rund zwei Prozent.

Der 50jährige Dolan ist der dritte Spitzenmanager der US-Pharmabranche, der in den vergangenen fünfzehn Monaten seinen Posten verliert. Mitte 2005 musste Raymond Gilmartin bei Merck & Co Platzmachen für Richard Clark. Ende Juli wurde der glücklose Pfizer-Chef Hank McKinnell überraschend durch Jeffrey Kindler abgelöst. Die Unruhe auf den Führungsetagen reflektiert die geschäftlichen Schwierigkeiten dieser Pharmakonzerne.

Ähnlich wie Merck und Pfizer kämpft auch BMS - mit 19 Mrd. Dollar Jahresumsatz die Nummer Zehn der Branche - mit Patentabläufen, schwachen Wachstumsraten und Flops in der Forschung. Hinzu kommen eine Reihe von Sonderproblemen, die in den vergangenen Jahren den Druck auf Dolan zusehends verstärkten. Auf sein Konto gehen unter anderem ein überteuerter Deal mit dem Biotechunternehmen Imclone für das Krebsmittel Erbitux sowie der ebenfalls überteuerte Erwerb der Pharmasparte von Dupont.

Heftig unter Beschuss geriet BMS zudem vor drei Jahren mit der Praxis, überzogene Mengen an Medikamenten in den Großhandel zu pumpen, um auf diese Weise die Quartalsprognosen einzuhalten. Das zwang später zu umfangreichen Bilanzkorrekturen. Um strafrechtliche Konsequenzen abzuwenden, musste der Konzern die Überwachung durch einen gerichtlich bestellten Aufseher, den ehemaligen Bundesrichter Frederick Lacey, akzeptieren. Dieser hat nach Informationen des "Wall Street Journals" nun die Abberufung von Dolan gefordert.

Das Fass zum Überlaufen brachte dabei offenbar Dolans dilettantischer Versuch, drohende Generika-Konkurrenz für den Bestseller Plavix durch ein Abkommen mit der kanadischen Firma Apotex abzuwenden. BMS und der Vertriebspartner Sanofi-Aventis sagten Apotex darin zweistellige Millionenbeträge für den Verzicht auf eine Generika-Version von Plavix zu. Der Deal wurde von US-Staatsanwälten gekippt. Und wie sich wenig später herausstellte, gab der Vertrag Apotex für diesen Fall die Möglichkeit, generisches Plavix auf den Markt zu bringen, obwohl das Wirkstoff-Patent nach wie vor in Kraft ist.

Zwar konnten BMS und Sanofi den Vertrieb dieser Plavix-Generika inzwischen per einstweiliger Verfügung stoppen. Die ausgelieferte Ware reicht jedoch aus, um den Markt für den Rest des Jahres zu versorgen. Sowohl BMS als auch Sanofi mussten ihre Gewinnprognosen für 2006 daher deutlich reduzieren.

Auch ohne diese Gewinnwarnung war ein Führungswechsel aus Sicht von Investoren überfällig. Der Abgang Dolans, so die Einschätzung vieler Analysten, könnte nun den Weg freimachen für eine grundlegende Kurskorrektur - oder auch für einen Verkauf. Nach den Kursverlusten der vergangenen Monate wäre BMS mit einem Börsenwert von nur noch 46 Mrd. Dollar für etliche große Konzerne ein erschwinglicher Brocken.

Als möglicher Interessent wird seit längerem bereits Sanofi-Aventis gehandelt. Aber auch US-Konkurrenten wie Merck & Co oder Johnson & Johnson dürften einen Blick auf BMS werfen.

Hofmann, Siegfried



13. September 2006

Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Bristol-Myers Squibb
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