Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: BP
chinaman - Mittwoch, 30. August 2006 - 15:16
Handelsblatt Nr. 166 vom 29.08.06 Seite 12


BP redete Warnungen klein

Untersuchungsbericht zeigte schon 2001 Rostprobleme in Alaska - Politiker sind mit schuldig

SÖNKE IWERSEN | DÜSSELDORF BP und die Umweltbehörde des US-Bundesstaates Alaska haben offenbar gemeinsam Kritik an den Ölleitungen des Konzerns unterdrückt. Dem "Handelsblatt" liegt ein Untersuchungsbericht der Ingenieurfirma Coffman aus Seattle vor. In diesem elfseitigen Report sind bereits 2001 zahlreiche Mängel an dem Rostschutzprogramm für Prudhoe Bay, das größte Ölfeld der USA, aufgeführt worden.

Doch die Kritik, die Coffman in scharfer Form übt, wurde nicht veröffentlicht. Denn bevor die Umweltbehörde ADEC sie zu ihren Akten nahm, erhielt sie einen Brief von BP. "Der ganze Ton des Untersuchungsreports scheint extrem negativ", heißt es in dem Schreiben von BP an ADEC, das dem Handelsblatt ebenfalls vorliegt. Auf fünf Seiten attackiert der britische Ölkonzern die Kritik von Coffman und schließt mit dem Vorschlag, die Schlussfolgerungen des Untersuchungsberichts bis auf einen Absatz komplett umzuschreiben.

Genau das geschah. In einer zweiten Fassung, die Anfang 2002 veröffentlicht wurde, erscheint BP in einem wesentlich besseren Licht. Statt der Klage über mangelnde Daten und die Art der Aufbereitung steht in dem offiziellen Coffman-Report nun: "Die Resultate zeigen, dass die internen Verrostungstrends der Leitungen sich seit 1993 regelmäßig verbessert haben und derzeit den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren aufweisen."

Es ist unklar, wer genau die Umformulierung veranlasste. Ein BP-Sprecher sagte in einer Stellungnahme in den USA, BP habe lediglich versucht, Fehler in dem Report zu vermeiden. Coffman erhielt nach der Neufassung des Berichts mehrere Folgeaufträge von der Umweltbehörde. Ein Coffman-Vertreter sagte, ihm sei von keiner Nötigung seiner Firma durch BP bekannt. Er wollte sich jedoch wegen einer laufenden Untersuchung gegen BP nicht weiter äußern.

Die eigentliche Kritik richtet sich in diesem Fall allerdings nicht gegen BP, sondern gegen die verantwortlichen Politiker in Alaska. Eine ADEC-Sprecherin sagte, man werde sich den Originalbericht und den Grund für seine Änderung anschauen. Frank Murkowski, der Gouverneur von Alaska, hatte BP in jüngster Zeit scharf angegriffen. Der Konzern musste das Ölfeld Prudhoe Bay am 6. August wegen verrosteter Leitungen zu großen Teilen stilllegen, Alaska verliert seitdem mehrere Millionen Dollar pro Tag an Steuereinnahmen.

Murkowski sagte, er wolle Schadenersatzforderungen an BP prüfen, falls sich herausstellen sollte, dass BP seine Ölleitungen fahrlässig schlecht gewartet habe. Die jetzt aufgetauchten Dokumente machen aber die Politik in Alaska nicht zum Opfer, sondern zum Mitwisser. Die Originalfassung des Coffman-Reports thematisierte jene Punkte, die von der Politik heute angemahnt werden. Unter anderem bemängelten die Experten, dass BP die Leitungen nicht ausreichend auf innere Durchrostung prüfe. Die Kritik wurde in der zweiten Fassung abgeschwächt.

Vier Jahre später, im März 2006, führte genau diese Durchrostung zum größten Leitungsunfall in der Geschichte Alaskas. 800 000 Liter Rohöl traten aus und verseuchten die Arktis. Anfang August war es erneut die innere Verrostung, die zu Lecks und schließlich zur Schließung des riesigen Feldes führte.

Experten sahen diese Entwicklung seit Jahren voraus. "Mit der Angelegenheit vertraute Personen erwarten in Prudhoe Bay wegen der nicht entschärften Rostgefahren eine Katastrophe für Natur und Menschen", schrieb der Ölaktivist Charles Hamel im Februar 2004 an BP sowie verantwortliche Politiker. Doch sein Brief, der dem Handelsblatt vorliegt, blieb ohne Folgen.

"Wenn wir uns den Originalreport von Coffman und die folgenden Reports ansehen wird klar, dass Alaska BP nicht verklagen kann", sagt Hamel heute. "BP und die Politiker von Alaska stecken unter einer Decke."

Iwersen, Sönke



29. August 2006

chinaman - Mittwoch, 30. August 2006 - 15:21
Handelsblatt Nr. 167 vom 30.08.06 Seite 14


BP steht erneut am Pranger in den USA

Ölkonzern soll Märkte manipuliert haben

NEW YORK. Ein neuer Tag, eine neue Hiobsbotschaft für BP. Der wegen zahlreicher Skandale in die Kritik geratene britische Ölkonzern soll die Öl- und Benzinmärkte in den USA manipuliert haben. Ein Unternehmenssprecher bestätigte, dass die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) und das Justizministerium Ermittlungen aufgenommen hätten. Das "Wall Street Journal" hatte darüber berichtet. BP wird bereits vorgeworfen, den Propangasmarkt in den USA manipuliert zu haben.

Die neuen Ermittlungen sind ein weiteres Glied in einer ganzen Kette schlechter Nachrichten, die das Image des Konzerns beschädigt haben. Im vergangenen Jahr explodierte eine Raffinerieanlage in Texas, 15 Menschen kamen ums Leben. BP-Chef Lord John Browne muss in dem laufenden Schadenersatzverfahren persönlich als Zeuge auftreten. Vor kurzem riss in Alaska eine Ölleitung des Ölfeldes Prudhoe Bay. Als Betreiber trägt BP dafür die Verantwortung und muss sich Anfang September im Kongress den Fragen der US-Parlamentarier stellen. Im vergangenen Jahr war schon einmal ein Leck in einer BP-Ölleitung in Alaska aufgetreten.

"Es scheint eine regelrechte Hexenjagd auf BP zu geben", sagte Bruce Evers, Analyst bei der Investmentgesellschaft Investec Henderson Crosthwaite in London, der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Vorwurf der Marktmanipulation lasse sich auch gegen andere Unternehmen erheben. Investoren sollten deshalb nicht überaus besorgt seien.

Die unzulässigen Eingriffe in den Öl- und Benzinmarkt liegen bis zu vier Jahre zurück. Sie betreffen einerseits den direkten Handel mit Ölprodukten außerhalb der Rohstoffbörsen. Im Fokus der Ermittler stehen aber auch Benzinkontrakte, die 2002 an der New York Mercantile Exchange (Nymex) gehandelt wurden.

Nicht immer führen solche Ermittlungen auch zu Anklagen. So wurde ein ähnliches Verfahren auf dem Rohölmarkt gegen BP eingestellt. Vor drei Jahren zahlte der Konzern jedoch eine Strafe von 2,5 Mill. Dollar für unsaubere Handelspraktiken an der Nymex.

BP ist einer der weltgrößten Energiehändler und hat damit zuletzt 2,9 Mrd. Dollar verdient. Ölkonzerne, aber auch Investmentbanken wie Goldman Sachs wetten auf den Terminmärkten auf Preisveränderungen, um kurzfristige Gewinne einzustreichen. Da die Ölkonzerne jedoch auch als Produzenten und Lagerhalter tätig sind, kommt der Verdacht auf, dass sie Kenntnisse ausnutzen, um sich beim Handel Vorteile zu verschaffen. tor

tor



30. August 2006

chinaman - Donnerstag, 14. September 2006 - 06:14
Handelsblatt Nr. 176 vom 12.09.06 Seite 11


Interner Bericht belastet BP

Rostschutzabteilung in Alaska blieb mehr als ein Jahr lang führungslos - Management schikanierte Mitarbeiter

SÖNKE IWERSEN | DÜSSELDORF Die Anhörungen vor dem amerikanischen Kongress geraten für den britischen Ölkonzern BP zum öffentlichen Debakel. Nach wochenlangen Beteuerungen, wie wichtig BP die Sicherheit seiner Ölleitungen in Alaska nehme, offenbaren die Verantwortlichen jetzt Details einer großen Schlamperei.

Das bisher schockierendste Ergebnis der Anhörung: Nachdem Richard Woollam, der Chef der Rostschutzabteilung in Alaska, wegen untragbaren Verhaltens strafversetzt worden war, ließ BP seine Stelle mehr als ein Jahr unbesetzt. Genau in diese Zeit fällt das größte Pipeline-Unglück in der Geschichte Alaskas, bei dem im März mehr als 800 000 Liter Öl in der Arktis versickerten.

"Das Verhalten von BP ist einfach unerklärlich", sagt Fadel Gheit, ein Öl-Analyst bei Oppenheimer & Co. Die Öffentlichkeit weiß von der führungslosen Rostschutzabteilung nur, weil BP auf Druck der Politiker einen internen Report vorlegen musste: Im Januar 2004, als sich die internen Beschwerden über unhaltbare Zustände in Alaska häuften, beauftragte BP die Kanzlei Vinson & Elkins mit einer Untersuchung.

In ihrem Bericht, der dem Handelsblatt vorliegt, zeichnen die Anwälte ein düsteres Bild: Woollam, der Chef der Abteilung, führte sein Team in einem Stil, der ihm den Spitznamen "King Richard" einbrachte, und verhinderte die Aufdeckung von Fehlern. "Es hat sich herausgestellt, dass genau die Abteilung, die Rostprobleme aufdecken sollte, von ihrem eigenen Management eingeschüchtert und schikaniert worden ist", sagte Bart Stupak, ein Mitglied des Untersuchungsausschusses bei der Anhörung.

So bestellte Woollam einen Teamleiter zu sich, aus dessen Abteilung es eine Beschwerde gegen die Personalkürzung von 25 Prozent bei gleichbleibender Arbeitslast gegeben hatte. Woollam drohte ihm mit Entlassung, bis der Manager versicherte, nichts mit der Beschwerde zu tun gehabt zu haben. Darüber hinaus gab es vom Management die Anordnung, staatliche Kontrolleure nur zu sauberen Leitungen zu führen, um Rostprobleme zu verdecken.

Woollam wurde auf Anraten der Kanzlei Vinson & Elkins im Januar 2005 nach Houston versetzt, wo er keine Mitarbeiter mehr unter sich hatte. Seit einer Woche ist er freigestellt; vor dem Untersuchungsausschuss verweigerte er die Aussage mit der Begründung, er könne sich dabei selbst beschuldigen.

Doch Woollam ist nach Ansicht des US-Untersuchungsausschusses kein Einzeltäter, sondern ein Symptom der Geschäftspolitik von BP. Zum Zeitpunkt, als "King Richard" Mitarbeitern auch mit der Entlassung drohte, wenn sie auf Sicherheitsprobleme hinwiesen, war BP bereits wegen unverantwortlichen Umgangs mit der Umwelt vorbestraft. Der Konzern bekannte sich 1999 schuldig, die Umweltverschmutzung durch einen Subunternehmer nicht sofort an die Behörden gemeldet zu haben. BP zahlte sieben Millionen Dollar Strafe und wurde für fünf Jahre unter Beobachtung gestellt. Jedes weitere Vergehen konnte zum vollständigen Verlust öffentlicher Aufträge führen.

Aber selbst nach dem Pipelineunglück im März 2006 hielt es BP für unnötig, seine Leitungen angemessen zu warten. Anfang August musste Prudhoe Bay, das größte Ölfeld der USA, wegen Problemen mit Rost vorübergehend schließen. Die Abgeordneten wittern ein dunkles Spiel. "Wir müssen uns fragen, ob BP darauf spekuliert hat, dass das Ölfeld erschöpft ist, bevor die Leitungen zusammenbrechen", sagt der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Joe Barton. "So hätte sich BP die Wartungskosten gespart." Das Verhalten von BP in den vergangenen Jahren fasst der US-Politiker so zusammen: "Schande, Schande, Schande."

ESSAY SEITE 9

Iwersen, Sönke



12. September 2006

chinaman - Montag, 23. Oktober 2006 - 05:22
Aktie des Tages

Analysten sagen bessere Zeiten für BP-Aktie voraus

Es geht wieder aufwärts mit BP. Experten halten schlechte Nachrichten bereits für eingepreist und stufen die Aktie zum Teil auf "Übergewichten".

Von Peter Herkenhoff


London - Nach einer Serie schlechter Nachrichten war die Aktie des weltweit zweitgrößten Energiekonzerns Anfang September auf 558 Pence abgestürzt. Zum Vergleich: Im Mai kostete der Wert noch 710 Pence. Seine vergleichsweise hohe Bewertung - gemessen im Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) - hat das britische Unternehmen damit eingebüßt. Inzwischen liegt das KGV für 2007 mit elf in etwa auf dem Niveau anderer "integrierter Energiekonzerne" wie Exxon und Total, die ebenfalls von der Rohölförderung über die Verarbeitung in der Raffinerie bis zum Verkauf im eigenen Tankstellennetz die gesamte Wertschöpfungskette anbieten.

Am Freitag notierte die BP-Aktie - dank freundlicher Unterstützung der Opec - zwischenzeitlich wieder bei 610 Pence. Zuvor hatte das Erdölkartell bekannt gegeben, dass die Produktion wegen des jüngsten Preisverfalls bei Rohöl ab November um 1,2 Mio. Barrel (159 Liter) pro Tag gekürzt werden soll. Seit dem Höchststand im Juli, als das Fass noch 78 Dollar kostete, ist der Preis um satte 25 Prozent auf deutlich unter die 60-Dollar-Marke gefallen.

Und am Dienstag gibt BP die Zahlen für das dritte Quartal bekannt. Offenbar erwarten einige Investoren, dass das Geschäft von Juni bis September doch besser als erwartet ausgefallen ist. Schlechte Nachrichten scheinen die Finanzmärkte dabei inzwischen zu ignorieren. Denn davon gab es in jüngster Zeit genug. Erst vor drei Wochen urteilte ein US-Richter, Lord Browne, der Konzernchef persönlich, müsse vor Gericht aussagen. Hintergrund: Bei einem Unfall auf einem Bohrturm im Golf von Mexiko sind vor einem Jahr 15 Menschen ums Leben gekommen. Für die Märkte bedeutender ist die Entwicklung in Alaska. Anfang August hatte BP die Finanzgemeinde mit der Meldung geschockt, dass das riesige Ölfeld Prudhoe Bay wegen verrosteter Pipelines vorerst nicht weiter betrieben werden könne. Inzwischen ist die Förderung wieder angelaufen. BP hat die Märkte mit der Mitteilung beruhigt, dass die Konzernproduktion im dritten Quartal wegen der Probleme in Alaska wohl lediglich um 0,6 Prozent zurückgegangen sein dürfte.

Einige Analysten zeigten sich daraufhin deutlich milder gestimmt. Morgan Stanley stufte die Aktie vor kurzem von "Untergewichten" auf "Neutral" hoch, JP Morgan sogar von "Neutral" auf "Übergewichten". Die Deutsche Bank empfahl die Aktie ebenfalls zum Kauf. Zuvor hatten die Analysten ein Ölfeld in Aserbaidschan inspiziert und die großen Reserven des Konzerns gelobt. Strategen in London dagegen warnen vor zuviel Euphorie. Das Brokerhaus Hargreaves Landsdown sagte, zuviel Optimismus sei nicht gerechtfertigt. Trotz des rasanten Preisanstiegs bei gefördertem Erdöl sind die Raffineriepreise - dem zweiten Standbein von BP - nämlich kaum gestiegen. Es sei deshalb gut möglich, dass die Branche nach zwei Jahren das Ende des Booms erreicht habe. Wenn das stimmt, ist das weitere Kurspotenzial zumindest kurzfristig begrenzt.

Artikel erschienen am 21.10.2006
Die Welt

chinaman - Donnerstag, 26. Oktober 2006 - 05:05
Handelsblatt Nr. 206 vom 25.10.06 Seite 11


BP klagt auf hohem Niveau

Unfälle in Nordamerika drücken die Produktion - Aussichten für Ölindustrie beginnen sich einzutrüben

LONDON.Die Serie der Gewinnrekorde in der Ölindustrie geht allmählich zu Ende. Der britische Ölkonzern BP berichtete gestern, dass der Reingewinn im vierten Quartal vier Prozent niedriger lag als noch ein Jahr zuvor. Auch wenn die Pannenserie in Nordamerika das Unternehmen in gewissem Maße zum Sonderfall macht, so weisen doch sinkende Raffineriemargen und höhere Steuern und Kosten auf Probleme hin, die die ganze Branche treffen. Etliche Analysten rechnen damit, dass auch Erzkonkurrent Royal Dutch Shell am morgigen Donnerstag einen Gewinnrückgang melden wird.

Das Ergebnis, das BP gestern vorlegte, ließ einigen Spielraum für Interpretationen. Während der Reingewinn auf 6,2 Mrd. Dollar sank, sprang der für die Branche als treffendste Kennzahl geltende Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten um 58 Prozent auf knapp sieben Mrd. Dollar. Darin enthalten sind jedoch knapp 2,5 Mrd. Dollar an Sonderposten, vor allem Einnahmen aus dem Verkauf von Beteiligungen. Damit bleibt ein bereinigter Wert von 4,5 Mrd. Dollar, der kaum noch über dem des Vorjahresquartals liegt. Analysten hatten im Durchschnitt mit 4,7 bis 4,8 Mrd. Dollar gerechnet. "Das Ergebnis des dritten Quartals hat von beträchtlichen Gewinnen aus Anteilsverkäufen und Effekten der Umstellung auf den Bilanzstandard IFRS profitiert", gestand Vorstandschef John Browne ein.

Die Serie von Unfällen in den USA, von der tödlichen Explosion in der Raffinerie in Texas City bis zu dem Ölleck in einer Pipeline in Alaska, belastete BP sowohl direkt als auch indirekt. Das Unternehmen gab bekannt, dass es wegen der laufenden Prozesse um den Unfall in Texas weitere 400 Mill. Dollar für mögliche Schadensersatzzahlungen zurückgelegt hat. Damit steigen die Kosten für das Raffinerieunglück auf rund zwei Mrd. Dollar. Zugleich drückte der monatelange Ausfall des Ölfeldes Prudhoe Bay in Alaska wegen rostender Pipelines die Produktion. BP senkte die Schätzung für die Jahresproduktion von 4,1 bis 4,2 Mill. auf nur noch 3,95 Mill. Barrel (159-Liter-Fass) am Tag.

Beides belastete das Quartalsergebnis, doch es kommen weitere Faktoren hinzu, die auch die Ergebnisse anderer Ölkonzerne beeinträchtigen dürften. So brachen die Raffineriemargen kräftig ein, was nur teilweise durch bessere Verkaufspreise für Ölprodukte kompensiert wurde. Das Ergebnis des Raffinerie- und Vermarktungsgeschäfts sank somit um ein Fünftel auf 1,5 Mrd. Dollar. Die Raffinerien hatten in den vergangenen Quartalen ungewöhnlich gute Ergebnisse erwirtschaftet, weil nach den Wirbelstürmen in den USA im Herbst 2005 Kapazitäten ausgefallen waren.

Zudem trug die Steuererhöhung der britischen Regierung auf die Gewinne aus Nordsee-Öl und -Gas dazu bei, dass die Steuerquote von 34 auf 40 Prozent kletterte. Diese Belastung bekommen alle Energiekonzerne, die in der britischen Nordsee aktiv sind, zu spüren.

Die Zahlen bildeten deutlich die Probleme ab, die BP in den vergangenen Jahren in den USA gehabt habe, sagte Fondsmanager Makis Kaketsis von F&C Asset Management. "Der Heiligenschein, den das Management getragen hat, ist verrutscht." Keith Bowman, Analyst des Brokerhauses Hargreaves Lansdown, zeigt sich enttäuscht über die Produktionsdaten. Der Konzern müsse hart arbeiten, um die Ausfälle wettzumachen, sagt er. Neben Alaska macht BP vor allem zu schaffen, dass sich der Produktionsanlauf einer neuen Tiefwasser-Plattform im Golf von Mexiko immer weiter verzögert. Auch andere Ölkonzerne haben damit zu kämpfen, dass neue Lagerstätten immer schwerer zu erschließen sind und dass Material und Dienstleistungen immer teurer werden.

Der Ölpreis, der den Konzernen zuletzt ohne eigenes Zutun von Quartal zu Quartal üppigere Gewinne bescherte, lag zu Beginn des dritten Quartals noch auf dem Rekordstand von gut 78 Dollar. Nun scheint er sich trotz der beginnenden Wintersaison unter 60 Dollar je Barrel festzusetzen, obwohl die Opec-Staaten vereinbart haben, die Produktion zu kürzen. Und die gestrige Prognose der Meteorologen, dass der November auf der nördlichen Halbkugel relativ mild sein wird, dürfte Analysten zufolge die Hoffnung der Konzerne auf steigende Preise enttäuschen. dih

dih



25. Oktober 2006

chinaman - Mittwoch, 8. November 2006 - 05:35
Handelsblatt Nr. 214 vom 06.11.06 Seite b06


Musterknabe BP zehrt Vertrauenskapital auf

Schwerwiegende Versäumnisse in den USA kratzen am mühsam aufgebauten Image als verantwortlich handelnder Ölkonzern

DIRK HEILMANN | LONDON Öllachen im Naturschutzgebiet, eine gewaltige Explosion mit Todesopfern in einer Raffinerie, Vorwürfe von Vertuschung, Fahrlässigkeit und Manipulation - viel schlimmer als für BP in den USA kann es für einen Ölkonzern kaum kommen. Das Image des "grünen Ölmultis" hat schweren Schaden gelitten, doch es ist nicht irreparabel geschädigt. Der vielfach ausgezeichnete Meister des verantwortlichen Wirtschaftens ist ein Lehrstück, wie ein Konzern mit einer durchdachten Corporate-Responsibility-Strategie Kredit in der Öffentlichkeit aufbauen - aber auch wieder verlieren kann.

Als Royal Dutch Shell, BPs europäischer Erzkonkurrent, 1995 den ausgedienten Ölspeicher "Brent Spar" in der Nordsee versenken wollte, brach ein Sturm der Entrüstung los, wie ihn nur selten ein Unternehmen erlebt hat. Greenpeace orchestrierte eine internationale Kampagne gegen den Konzern und setzte ihm mit Boykottaufrufen arg zu. Autofahrer in ganz Europa begannen Shell-Tankstellen zu meiden und in den Medien stand der Konzern als Umweltsünder am Pranger. Zu Unrecht, wie sich herausstellen sollte. Als die Aktivisten zugeben mussten, dass sie den potenziellen Umweltfrevel wegen eines Messfehlers weit überzeichnet hatten, war der wirtschaftliche Schaden für Shell schon nicht mehr gutzumachen. Der Konzern brauchte viele Jahre, um den Imageschaden wieder gutzumachen.

Am Fall "Brent Spar" konnte die ganze Ölindustrie lernen. Unter anderem, dass es als Ölkonzern nicht reicht, Recht zu haben. Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Branche, in ihr Bewusstsein für Themen wie Umweltschutz und Menschenrechte, war so niedrig, dass sie der Anklage von Greenpeace von vornherein mehr glauben schenkte und auf die Argumente, mit denen Shell sich verteidigte, kaum hörte.

John Browne hat darum in seiner Amtszeit als Chef von BP einerseits darauf geachtet, Standards für verantwortliches Wirtschaften durchzusetzen, um möglichst keine Angriffsfläche zu bieten. Auf der anderen Seite hat er sich offensiv in die Umweltdebatte eingeschaltet. Dabei hat er stets eine klare Linie verfolgt: "Die Rolle der Unternehmen ist es nicht, sich in Politik oder Propaganda zu engagieren", formulierte er sein Credo im Juni, vor den Skandalen in den USA. "Aber unsere Rolle ist es auch nicht, die Realität zu verleugnen. Unsere Rolle ist es, Lösungen anzubieten."

Also investiert das Unternehmen in Solartechnologie, Biotreibstoffe und Windkraft ebenso wie in ein Gaskraftwerk, das Strom produziert, ohne das klimaschädliche Kohlendioxid zu emittieren. Viele Umweltschützer sehen darin nicht mehr als einen grünen Anstrich und weisen darauf hin, dass BP ein Vielfaches in neue Öl- und Gasvorkommen steckt. Doch das verheimlicht Browne nicht. Er vertuscht nicht, dass BP in erster Linie viel Geld für die Aktionäre verdienen will. Die alternativen Technologien, die der Konzern entwickelt, sieht er als Angebote an die Politik. Wenn diese die klimafreundlichen Energieformen durch Subventionen oder veränderte Rahmenbedingungen wirtschaftlich macht, dann steht BP bereit, mehr zu investieren.

Zugleich hat Browne als erster Chef eines großen Ölkonzerns die Bedrohung durch den Klimawandel anerkannt - und sich damit vor allem bei der Konkurrenz in den USA Feinde gemacht. Vor allem dies hat BP bei Umweltschutzorganisationen Punkte gebracht. So war es möglich, dass Ende August, während der Skandal um BPs Versäumnisse bei der Wartung von Ölpipelines in Alaska hohe Wellen schlägt, der politische Direktor von Greenpeace, Remi Parmentier, und der BP-Berater Charles Nicholson nebeneinander auf einem Podium in Johannesburg sitzen. Dort forderten sie gemeinsam die Regierungen auf, ein weltweites Rahmenprogramm für den Klimaschutz zu vereinbaren.

"BPs Strategie, sich die Sprache der Umweltschützer anzueignen und sich in Sachen Klimaschutz als sozial verantwortliches Unternehmen zu positionieren ist ein klares Beispiel dafür, wie ein Konzern versucht, die intellektuelle Führung eines Themas zu übernehmen, bei dem es sich der Kritik ausgesetzt findet", urteilt Corporate Watch, eine wirtschaftskritische Organisation mit Sitz in Oxford. Versuch gelungen: Während Politiker beider großer Parteien sich nach den Lecks in Alaska mit Angriffen auf BP zu übertreffen suchen, verteidigen amerikanische Umweltschützer den Konzern mit dem Hinweis, man dürfe nicht einen Verbündeten im Kampf um eine wirksame Klimapolitik demontieren.

Der Kontrast zur "Brent Spar"-Affäre könnte damit größer nicht sein: Vor zwanzig Jahren musste Shell eine massive Kampagne über sich ergehen lassen, obwohl es sich allenfalls ungeschickte Öffentlichkeitarbeit zuschulden kommen ließ, heute leistet sich BP tatsächlich eine Serie unverantwortlicher Versäumnisse, doch kommt außerhalb der USA weitgehend ungeschoren davon. Dabei ist der Konzern an seinen eigenen Ansprüchen gescheitert. Soziale Verantwortung müsse die tägliche Arbeit aller BP-Beschäftigten durchdringen, fordert Matt Taylor, oberster Verantwortlicher für Corporate Responsibility in dem britischen Konzern. Genau da liegt das Problem: Bei der Wartung der Pipelines in Alaska und der Raffinerie in Texas hat es offenbar an der konkreten, alltäglichen Verantwortung gefehlt.

"BP hat früher als andere Ölkonzerne die Bedeutung von Klimaschutz und Menschenrechten erkannt", sagt John O'Reilly, Ex-BP-Manager und heute Experte in Menschenrechtsfragen. "Es ist eine Schande, dass BP sein positives Verhalten in Entwicklungsländern durch die großen Versäumnisse in den USA unterminiert." Doch die auffallend verhaltene Kritik großer Umweltschutzorganisationen nach der Pannenserie in den USA zeige, dass BP über die Jahre eine beachtliche Reserve an gutem Willen aufgebaut habe. In der Tat belegen die Vorgänge, dass eines der von Beratern am häufigsten genannten Vorteile einer durchdachten CSR-Strategie offensichtlich real ist: Wer mit verantwortlichem Verhalten Glaubwürdigkeit aufbaut, geht mit einem gewissen Vertrauenskapital in eine Krise hinein.

Doch das hält nicht ewig, warnt auch O'Reilly: "Der Konzern muss jetzt wirklich die Ärmel hochkrempeln und in den USA aufräumen, bevor er das Vertrauenskapital vollends aufgebraucht hat. Eine zweite Chance wird er nicht kriegen."

Heilmann, Dirk



06. November 2006

trick17 - Sonntag, 10. Dezember 2006 - 22:19
Bei Bp bin ich zu 8,40 Euro eingestiegen.
Schon verrückt, dass die Aktie vor einigen
Jahren bei deutlich geringerem Ölpreis
noch über 10 Euro kostete.

Ende der 90er wurde Werten wie Royal Dutch
und BP ein KGV von 25 zugebilligt.
Jetzt sind beide einstellig. Auf den Homepages
kann täglich bzw. wöchentlich nachvollzogen werden,
wie die beiden Aktien zurückkaufen.
Daumenwert: 1 Promille der aussenstehenden Aktien werden pro Woche einkassiert.

Beides keine Raketen, aber 10-15% p.a. sollten
drin sein.

trick17

eagle - Mittwoch, 27. Dezember 2006 - 13:28
Kennt jemand die genauen Öl-Vorräte auf die BP Zugriff hat? Ich denke dass wir nach einem ersten Hype beim Ölpreis für die nächste Zeit eine eher moderate Preisentwicklung sehen und eher mittelfristig mit steigenden Preisen zu rechnen haben (Erschliesslung bisher unrentabler Förderstellen, Wachstum Asien ja aber noch auf geringerer Gesamtmenge verglichen mit z.B. USA).
Mit seinem US-Geschäft hat sich BP nicht gerade mit Ruhm bekleckert (zuviel gespart), aber in Osteuropa hat BP gute Aufbauarbeit geleistet. Ich erwarte daher keine grossen Sprünge bei BP aber durch die Vorgänge in diesem Jahr erscheint mir der Kurs auch nicht übertrieben teuer.

eagle

chinaman - Montag, 1. Januar 2007 - 17:10
Hallo eagle,


bin zufällig über eine Angabe "gestolpert":


14.6 MBOE (millions of barrels of oil equivalent units, so it includes all hydrocarbon reserves)


Source: Hoovers. Reserves data


Gruß
Chinaman

isabellaflora - Sonntag, 2. Januar 2011 - 20:37
Hallo Helmut,

jetzt greife ich mal die Gelegenheit beim Schopfe und nutze Deinen guten Vorsatz für dieses Jahr schnell mal aus - wer weiß wie lange Du es über das Jahr angesichts vieler Anforderungen wirst halten können ;-)

Ich spreche gerade Dich an, weil ich der Meinung bin, das insbesondere BP langfristig eine gute Investition ist. Die AG ist aus wirtschaftlichen Gründen sehr stark - einige unterstellen ihr sogar ein KGV von unter 5. Sie ist halt in Verruf geraten, aber man kann ja an die Wandlungsfähigkeit des KOnzern glauben. Wie siehst Du diesen 'schmutzigen' KOnzern?

Gruß isabellaflora

helmut - Dienstag, 4. Januar 2011 - 23:38
Hallo Isabellaflora,

ich habe BP nicht wirklich auf dem Radar, aber auf den ersten Blick könnte das schon interessant sein. Das Sentiment ist schlecht, viele Fonds wollen mit dem Unternehmen nichts mehr zu tun haben .. das könnte schon die Basis für eine Fehlbewertung sein.

Ich sehe mir die Situation mal genauer an und melde ich in ein paar Tagen.
lg
Helmut

isabellaflora - Mittwoch, 5. Januar 2011 - 12:33
Hallo Hellmut, das ist ganz lieb von Dir ;-) Danke Dir. Inzwischen geht es bei BP aber schon wieder ab, so dass inzwischen der Laie denken könnte er wäre was für Charties ... ;-)

Gruß isabellaflora

levdul1 - Donnerstag, 26. Juni 2014 - 13:44
BP erscheint mir sehr atraktiv bewertet und auch solide finanziert. Es gibt in Deutschlan zwei WKN. Gibt es dabei etwas zu beachten oder ist es egal, in welche man investiert ?

levdul1 - Donnerstag, 26. Juni 2014 - 13:56
Kauf BP

Der Ölpreis ist am Steigen und viele Ölfirmen sind schon recht gut gelaufen (daher auch der Verkauf von Statoil aus meinem Depot). BP hinkt dieser Entwicklung hinterher.

BP hat ein sehr schlechtes Image und daher eine günstige Bewertung. Der Gewinn von 2013 ist auch schon wieder auf dem Niveau von 2006/2007.

KGV=10, KBV=1,3 und eine Dividendenrendite von >4%, welche gerade einmal 50% des ausgeschütteten Gewinns beträgt. Das sieht für mich nach einem Schnäppchen aus.

al_sting - Freitag, 3. Juli 2015 - 17:23
18,7 Mrd $ Strafe für die Deepwater Horizon-Katastrophe, das ist schon mal eine Ansage! Das dürfte über 10% des Buchwertes sein.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deepwater-horizon-bp-bezahlt-18-7-milliarden-dollar-a-1041807.html

prof - Samstag, 5. Mai 2018 - 16:36
Ich habe mir alternativ zu Royal Dutch Shell mal BP angesehen. Vorteile wären:

- höhere Diversivikation aufgrund Nicht - EU und GBP
- britische Dividenden werden nicht doppelt besteuert
- Chart sieht in pence sehr gut aus. Aber bei den großen Dickschiffen gebe ich hier wenig drauf. Das hängt eh am Ölpreis, der wohl nicht prognostizierbar ist.

Gibt es Meinungen?

al_sting - Montag, 7. Mai 2018 - 07:29
Im Vergleich zu Shell empfand ich BP als teurer.
Ist aber auch kein schlechter Wert.

levdul1 - Montag, 7. Mai 2018 - 08:47
BP hat in den letzten Jahren die Dividende aus dem Eigenkapital bezahlt. Die Firma ist vernünftig finanziert, somit hat das nicht weh getan.

Die Frage ist, ob man mit dem Geld nicht etwas Vernünftiges anstellen kann ...

prof - Montag, 7. Mai 2018 - 15:37
Ich habe mir BP mit einem Anteil von 4% zu 6,36 € ( ca. 558 pence) ins Wikifolio gekauft. Die Firma scheint solide zu sein und etwas Diversifikation tut dem Wikifolio gut!

levdul1 - Montag, 7. Mai 2018 - 19:04
Sicherlich keine schlechte Wahl. Der Ölpreis steigt und die Dividende scheint stabil zu sein. Der Wert wird sicher auch nicht mit den Tech-Aktien korrelieren.

prof - Dienstag, 18. Dezember 2018 - 13:24
Ich bin bei BP im Zuge des Kehraus mit 8% Verlust inkl. Dividenden von Bord gegangen:
- der log. Aufwärtstrend seit Februar 2016 ist durch
- die Aktienmärkte schwächeln allgemein
- der Ölpreis sollte mit der Konjunktur schwächeln

Bei günstigeren Kursen gehe ich gern wieder rein!

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