Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Gas & Öl Aktien: Archivierte Beiträge bis 23. August 2004
prof - Dienstag, 1. Juni 2004 - 13:58
Na sowas Albernes, was soll denn dabei rauskommen. Die glauben doch nicht im Ernst, dass Vater Staat die Benzin-Steuern senkt! Der pure Populismus ...

Politiker und Gewerkschafter fordern Benzingipfel
(AFP) - Angesichts weiter steigender Benzin- und Ölpreise sowie der Terrorgefahr in Saudi-Arabien fordern Politiker und Gewerkschafter jetzt einen "Benzingipfel". "Ich fordere den Bundeskanzler dazu auf, alle Betroffenen an einen Tisch zu laden", sagte der stellvertretende CDU-Vorsitzende und -Landeschef in Rheinland-Pfalz, Christoph Böhr, der "Bild"-Zeitung. Die Bundesregierung lehnte dies ab. Die Benzinpreise an den Zapfsäulen kletterten im Mai auf einen Höchststand. (AFP).

prof - Dienstag, 1. Juni 2004 - 14:01
Zum Glück gibt´s ja noch die Nachbarn in Polen und Tschechien. Dort gibt es preiswert Benzin (80 cent), Zigaretten(1,80 Euro), Back- und Fleischwaren, Bier, Käse ...
:-))) Prof

wojtek_m - Dienstag, 1. Juni 2004 - 15:57
Ich bin des öfteren in Polen, sagt also bescheid, wenn ihr was braucht ;-) ...aber im Ernst: mit manchen Preisen der Diskounter hier, können sie dort auch nicht konkurrieren...

Gruß,

Wojtek

chinaman - Mittwoch, 2. Juni 2004 - 08:40
Gestern flächendeckender Kurssprung bei den ausgebluteten Vertretern der regenerativen Energien auf dem Kurszettel. Es langte eine Konferenz ...

;-))
Gruß
Chinaman

prof - Mittwoch, 2. Juni 2004 - 08:51
@wojtek: Die Produkte, die Polen selbst importieren muss, sind natürlich auch nicht günstiger als in Deutschland. Es geht um die einheimischen Produkte, die auch sehr gut sind. Außerdem Tabak + Kraftstoff, die nicht so hoch besteuert werden.
Und dann natürlich das gute und preiswerte Essen bei solch einer "Hamsterfahrt"!
:-) Prof

mib - Mittwoch, 2. Juni 2004 - 15:24
regenerative Energien sind toll... - es weiss zwar keiner, wo Strom und Sprit in den naechsten 7 Jahrne herkommen sollen, aber wir fuehlen uns unheimlich gut, wenn wir ueber regenerative Energien reden koennen...

aber was soll's - die OPEC und die Oel-Multis sind ja eh alles schuld und wir muessen die nur dazu bekommen, den Hahn weiter aufzudrehen... und das hat Saudi Arabien ja auch schon angekuendigt... was dann alle Analysten wieder dazu veranlasst hat, von einem baldigen Sinken des Rohoelpreises zu schreiben... zwar ist die weltweite Oeltankerflotte z.Zt. schon zu 97% ausgelastet (und die restlichen 3% muessen ja auch mal gewartet werden)... aber das ist ja nur eine Kleinigkeit am Rande...

was Analysten und vor allem unsere Politiker zu Thema Oel & Gas so von sich geben, ist bislang die Garantie dafuer, dass die Preise weiter steigen werden.

zum Thema Benzinpreisgipfel:
Eichel hat doch ein Interesse an steigenden Preisen... der fiskus ist docvh prozentual am Benzin und Heizoelpreis beteiligt - je hoeher der Grundpreis, desto mehr bekommt das Staatssaeckel...

Leute... kauft Transglobe!

Mib

chinaman - Donnerstag, 8. Juli 2004 - 10:52
Unsicherheit am Ölmarkt nimmt zu

Die Entwicklung der US-Lagerbestände und die Situation im Irak führen zu Preisschwankungen

. CLAASSEN, M. BRÜGGMANN, R. PALM HANDELSBLATT, 6.7.2004 DÜSSELDORF/MOSKAU. Die Ruhe an den Rohölmärkten währte nur kurz. Gleich eine ganze Palette schlechter Nachrichten ließ den Preis für das europäische Brentöl steigen. Gestern notierte es bei rund 35,80 Dollar je Barrel (159 Liter). Einig sind sich die Experten, dass die Verunsicherung der Märkte anhalten wird. Doch besteht keine Einigkeit darüber, wie sich die Preise nun weiter entwickeln werden.

Ausgelöst wurde der Preisanstieg bereits in der Vorwoche durch neue Lagerbestandsdaten aus den USA. "Die Bestände sind überraschend gesunken", sagt Dennis Nacken von Helaba Trust. Am Markt sei eigentlich eine erneute Aufstockung erwartet worden. Eine "Belastung auf der Angebotsseite" bildeten zudem die neuen Sabotageakte im Irak, die gezielt auf Ölanlagen ausgeführt wurden. Die Exporte des Landes von gut 2 Mill. Barrel am Tag brachen zeitweise um die Hälfte ein. Für zusätzliche Verunsicherung an den Märkten sorgten Kommentare aus Saudi-Arabien und dem Iran, dass der Ölpreis ein faires Niveau erreicht habe bzw. die Aufstockung der Opec-Förderung Anfang August um weitere 500 000 Barrel noch einmal überdacht werden könnte.

Vor diesem Hintergrund wirkten die Nachrichten über mögliche Förderausfälle des russischen Energiegiganten Yukos wie eine "Hiobsbotschaft", sagt Sandra Ebner. Denn "der Markt ist schon sehr nahe an den Kapazitätsgrenzen", ergänzt die Ölexpertin der Deka Bank. Und es sei nicht absehbar, wo noch zusätzliches Öl herkommen könnte. Helaba-Trust-Analyst Nacken schränkt allerdings ein: "Yukos ist nicht das große Thema".

Doch die Ereignisse um Yukos schüren die Sorgen vor neuen Versorgungsengpässen. Yukos produzierte im ersten Halbjahr 2004 nach Angaben der staatlichen Energiekommission täglich 1,72 Mill. Barrel Öl und will im Jahresmittel auf 1,8 Mill. Fass kommen. Damit ist Yukos wieder Russlands größter Erdölförderer vor Lukoil mit 1,66 Mill. Barrel täglich. Insgesamt steigerte Russland in den ersten sechs Monaten seinen Ölausstoß auf 223,6 Mill. Tonnen. Dies ist der höchste Wert seit 1991 - dem Jahr des Zerfalls der Sowjetunion. Ein Sprecher warnte, dass der Konzern seine Förderung drosseln oder einstellen müsste, wenn nach der Sperrung der Konten der Yukos-Holding dem Unternehmen jetzt auch noch der Geldstrom abgedreht werde: Westliche Banken haben ihren eine Milliarde Dollar umfassenden Konsortial-Kredit fällig gestellt und könnten die Exporterlöse des Unternehmens zur Begleichung der Forderung pfänden.

Das Londoner Centre for Global Energy Studies, CGES, sieht insgesamt Probleme bei der Ölversorgung. Die ganze Kette - vom Bohrloch bis zur Zapfsäule - befinde sich am Rande ihrer Belastbarkeit. Wegen der Zunahme des Weltölbedarfs um voraussichtlich 2,25 Mill. Barrel täglich (2,8 Prozent) im Jahr 2004 seien die frei verfügbaren Kapazitäten stark geschrumpft. "Die Mineralölbranche ist von dem Nachfragezuwachs der letzten beiden Jahren von jeweils mehr als zwei Prozent überrascht worden." Ohne neue Investitionen der Opec dürfte der verbleibende Kapazitätsspielraum schnell aufgebraucht sein. Es drohe daher ein wachsendes Versorgungsrisiko. Viel werde laut CGES von den Entwicklungen im Irak abhängen. Steve Turner von Commerzbank Securities in London registriert denn auch eine "wachsende Nervosität des Marktes" über die anhaltenden Anschläge auf Ölanlagen im Irak.

Ähnlich schätzt Dennis Nacken die Situation ein. "Der Markt ist immer noch recht nervös", sagt er. Die Preisschwankungen dürften daher weiter anhalten. Insgesamt hält er aber an seiner Prognose fest, dass die Brentölnotierungen im zweiten Halbjahr unter 30 Dollar rutschen. Auch Kurt Barrow, Analyst bei den Energieberatern Purvin & Bertz Inc. in Singapur, glaubt, dass schon in wenigen Tagen die "reichliche Versorgung" durch die Opec die Preise abbröckeln lassen wird.

Andere Experten sind skeptischer. Ein Preisrückgang wird sich nach Einschätzung des CGES jedoch in Grenzen halten. Selbst bei einer Fortsetzung der hohen Opec- Förderung von etwa 29 Mill. Fass täglich werde Brentöl bis Ende des Jahres kaum 32 Dollar unterschreiten.

Auch Ingrid Sternby von Barclays Capital hält den Ölpreis - selbst ungeachtet der Anschläge - für "sehr gut abgestützt". Die Stromverknappung in Russland, China und anderen Industrieregionen sei ein Indikator dafür, dass die gesamte Weltenergieversorgung äußerst angespannt ist. Zudem habe der Rückgang des Volumens der Hausse-Kontrakte (longs) an der New Yorker Nymex auf den niedrigsten Stand seit November 2003 die Möglichkeit eines Preisrückschlags gemindert. Das geringe Spekulationsvolumen entkräfte auch die Argumentation, der hohe Preis sei vor allem eine Folge der Spekulation. Deka-Expertin Ebner warnt sogar: Sollten die US-Lagerbestände weiterhin schlechter als erwartet ausfallen, "könnten sich die Spekulanten wieder neu positionieren". Der Preis könnte dann noch einmal ein Niveau von 40 Dollar erreichen.

chinaman - Freitag, 9. Juli 2004 - 08:00
HANDELSBLATT, Freitag, 09. Juli 2004, 07:03 Uhr


Energieaktien gelten als extrem günstig


Yukos macht russische Ölwerte attraktiv


Von M. Brüggmann und P. Mönnighoff, Handelsblatt


Die Querelen um den Ölgiganten Yukos haben den gesamten russischen Aktienmarkt in die Tiefe gerissen. Auch viele andere Ölwerte haben in den vergangenen Monaten an Wert verloren. Dabei profitieren die Konzerne von der hohen Nachfrage nach dem Rohstoff und verzeichneten zuletzt Rekordgewinne. Und der Trend scheint ungebrochen: Erst am Donnerstag stieg der Preis für das europäische Brentöl erneut kräftig und lag bei knapp 37 Dollar je Barrel (159 Liter). Ein Einstieg in die Aktien könnte sich also lohnen, meinen die Experten.


MOSKAU/DÜSSELDORF. „Die Affäre hat den ganzen russischen Markt beeinflusst“, bestätigt Angelika Millendorfer, Osteuropaexpertin der Raiffeisen-Bank in Wien. Denn seit Yukos-Chef Michail Chodorkowskij in Haft sitzt und die Finanzbehörden mit umstrittenen Steuerforderungen den Konzern unter Druck gesetzt haben, sind die Anleger verunsichert. Doch trotz aller Zweifel werden inzwischen die Chancen höher als die Risiken eingeschätzt.

„Die russischen Ölaktien sind so günstig wie selten zuvor“, sagt Steffen Gruschka, Fondsmanager für Osteuropa bei der Deutsche-Bank-Tochter DWS. Vor allem, wenn man die gewaltigen Öl- und Gasreserven berücksichtigt. Diese werden momentan auf bis zu 180 Mrd. Barrel geschätzt. So wird das Papier des Schwergewichts Lukoil nur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp über sieben gehandelt. Bei einigen anderen Aktien ist die Bewertung sogar noch deutlich niedriger.

Dabei sind die Aussichten für den Sektor gut: Die Rohöl-Nachfrage wird auch in Zukunft konstant auf hohem Niveau liegen. Zudem wird Russland angesichts der angespannten Situation im Nahen Osten als Ölexporteur immer wichtiger. Allein im Jahr 2003 wurde in dem Riesenreich die Rekordmenge von über 420 Millionen Tonnen gefördert.

Angesichts der Yukos-Affäre sollten Anleger jedoch umdenken. Das Yukos-Papier – der ehemalige Favorit der Analysten – sei nur noch „etwas für ganz Hartgesottene“, meint Florian Fenner, Fondsmanager der Moskauer Investmentbank United Financial Group. Zwar gehe der Markt nicht von einem Bankrott aus. Doch trotz eines fairen Werts von 40 Dollar sei bei schlechten Nachrichten ein Rückschlag bis auf 20 Dollar möglich. Sogar einen Totalverlust schließt Fenner nicht aus.

Sergej Suwerow, Analyst der russischen Zenit-Bank, sieht für den Konzern ebenfalls schwarz: „Yukos wird in Teile zerrissen und bleibt dann eine Hülle ohne Inhalt“, prophezeit der Branchenexperte.


Derart schlechte Prognosen gelten jedoch nicht für alle Werte. Die Krise des Konzerns könnte den anderen Ölfirmen aber sogar nutzen. Je schlechter die Lage für Yukos, desto besser die Position der Konkurrenten, heißt es bei Moskauer Analysten. „Wenn Yukos Bankrott geht oder Fördereinheiten verkaufen muss, könnte Surgutneftegas als Käufer profitieren“, sagt auch Fenner. Das von ihm zuvor als „schlechteste Ölaktie Russlands“ bezeichnete Papier habe plötzlich „sehr gute Perspektiven“.

Ansonsten steht bei den führenden Investmentbanken der Branchenriese Lukoil, dessen Fördermenge nur wenige Tonnen unter dem Yukos-Niveau liegt, auf den Empfehlungslisten. Obwohl die Aktie nicht zu den günstigsten Werten zählt, gefällt sie den Analysten – vor allem wegen der überraschend guten Geschäftszahlen und der hohen Liquidität des Papiers.

Gruschka verweist zudem auf einen ganz anderen Titel aus seinem Portfolio: „Die Aktie des Pipelinebauers Transneft zählt zu unseren Favoriten in der Region.“ Denn Präsident Wladimir Putin habe erst kürzlich angekündigt, den Pipelinebau anzukurbeln. „Außerdem hat das Management bei den letzten Projekten durchweg überzeugt“, sagt der Fondsmanager.

In den Vordergrund rückt auch wieder das Papier des weltgrößten Gasproduzenten Gazprom, der verstärkt in den Ölsektor drängt. Nicht nur angesichts der letzten Rekordgewinne empfehlen die Brokerhäusern Aton, Troika Dialog und Alfa-Bank das Papier zum Kauf. Langfristig sollte die Aktie zudem von der Liberalisierung des russischen Gasmarktes profitieren, so Gruschka.

„Noch verkauft der Konzern drei Viertel des Gases auf dem russischen Markt zu Spottpreisen, die weit unter dem Weltmarktpreis liegen“, erklärt der Analyst. Sobald sich im Zuge der Liberalisierung die Preisspanne schließe, werden bei dem größten Gasproduzenten der Welt die Gewinne weiter steigen. Das einzige Manko: Wie so oft in Russland könne niemand vorhersagen, wann es so weit ist, erklärt der Fondsmanager.

j_r_ewing - Sonntag, 25. Juli 2004 - 01:09
[Fortsetzung aus dem anderen Thread:]

Mib: würdest du zugeben, daß die Welt auf einem OZEAN ungeförderten "konventionellen" Ölvorrats sitzt?

mib - Montag, 26. Juli 2004 - 09:47
???
diese Frage hat höchsten satirischen Unterhaltungswert...
allerdings auch höchstens satirischen Unterhaltungswert...!
:-))
Mib

chinaman - Donnerstag, 19. August 2004 - 14:14
Für die Ölfans wahrscheinlich eine ebenso umfangreiche wie lohnende Lektüre:

http://www.share-infos.de/public/contents/Article.cfm?FN=Content&ID=594&Main=IR


:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Freitag, 20. August 2004 - 11:59
[ich poste schon mal, auch wenn er noch nicht da ist:]

Oha - eine herbe Rezeption seitens Mib! ;-)

Naja, da ist schon was dran: man braucht ja eigentlich nur die Reserven durch den Verbrauch zu teilen: das ergibt Jahrzehnte - da machen auch steigender Verbrauch und ein paar zu hohe Vorräte-Angaben den Kohl nicht fett.
Ich bin halt ausgegangen von Hubbert's Peak und hab da ein bißchen mit Integralen gespielt. Das Resultat bleibt natürlich im Großen und Ganzen dasselbe.

Also: Öl ist noch für lange Zeit genug da - dann kann eine aktuelle Knappheit nur an der Produktion oder dem Transport liegen.


Zur Produktion:

Angenommen, die Ölproduktion weltweit stünde vor der Vollauslastung, und man müßte von noch größerer kommender Nachfrage ausgehen.
Warum sollten die Produzenten da, anstatt zu je zehn Bohrtürmen noch einen elften dazuzustellen (Reserven liegen ja genug im Boden, und eine entwickelte Industrie, die sich um diese Aufträge balgt, ist auch vorhanden; und an Cash kann's ja auch nicht mangeln), die Hände in den Schoß legen und untätig zusehen, wie ihnen der Reibach der Zukunft den Bach runtergeht???

Von hektischer Bohrtätigkeit ist aber wenig zu merken. Die Rig Counts (nach Baker Hughes) sind - bei einer angeblichen einzigartigen globalen Zuspitzung - jedenfalls gut, aber nicht aufsehenerregend.
http://www.eia.doe.gov/emeu/perfpro/news_i/

Wo bleibt da der heilige Markt mit seinen unumstößlichen Gesetzen ???

Zu einer epochalen Notlage (bzw. einem gefundenen Fressen - je nach dem, von wo aus man es sieht) paßt das hinten und vorne nicht!

Man könnte allenfalls argumentieren: die steigern die Produktion absichtlich nicht, um die Preise noch höher zu treiben. - Also ein Kartell.
Die Geschichte hat aber gezeigt, daß schon die OPEC ihre Kadetten nicht an der Leine halten konnte. Und die OPEC hat inwzischen nur noch gerade mal knappe 40 % des Marktes; die Anderen können machen, was sie wollen. Und z.B. Rußland wird seinen Wiederaufbau wohl kaum drosseln wollen, um der Konkurrenz einen Gefallen zu tun (und sich dabei von der womöglich noch hintergehen zu lassen). Sondern die Lücke genüßlich füllen. (Wobei noch zu berücksichtigen ist, daß Rußland in den letzten Jahren seine Produktion stetig hochgefahren hat. Ob die das bei so hohen Preisen jetzt wohl sein lassen werden...???)- Ein Szenario eines standhaften Kartells ist somit wenig glaubwürdig, selbst wenn die arabischen Länder eines als politische Waffe etablieren wollten.


Bleibt noch als mögliches Nadelöhr der Transport: Tanker und Pipelines.

Aber Tanker lassen sich ja nun BAUEN. (Wenn das auch länger dauert als bei einem Auto.) Dafür stehen Werften in Korea bereit (oder auch in Polen; wenn's hoch käme, sogar in den teuren Norwegen oder Deutschland). Wenn also die Kapazität (die eigene wie die der Branche) erschöpft ist und die Perspektive sauteuren Öls und damit von Höchstpreisen für die Frachtraten realistisch: welcher Reeder - speziell die Ölmultis selbst, die ja an der Quelle sitzen, öl- und informationsmäßig - würde still auf seinem Arsch sitzen bleiben und sich den Reibach der Zukunft durch die Lappen gehen lassen??

Ähnliches gilt für Pipelines; wenn die allerdings auch noch länger brauchen und wegen der Wege politisch heikler sind.


Und vom Gesichtspunkt der Exportnationen her gesehen:

Also vom Irak her, der als Hauptproblem beschworen wird, kann die Lieferung ja unter Null schwerlich fallen. Unter ca. Golfkriegsniveau geht es also nicht.
Und schon vor dem (zweiten) Krieg hatte man dem Irak ja bekanntlich [?] verboten, mehr zu exportieren, als für minimale Ernährung und Medikamente gerade so reicht (ob das wirklich gereicht hat, steht auf einem ganz anderen Blatt; was z.B. "Ärzte ohne Grenzen" dazu sagen... - aber das ist ein anderes Thema). Das war die Größenordnung der Produktion von Dänemark. Und davor durfte er GAR NICHTS exportieren. Also wenn die Irak-Exporte zurückfallen, im worst case sogar bis auf Null (von der Weltproduktion wären das gerade mal 3 %; also so viel wie das Welt-Wachstum in einem freundlichen Jahr), ist das lediglich der Zustand, der vorher schon herrschte und wie er dem Ölmarkt nicht ungewohnt ist.

Und was man sonst noch so hört:

Venezuela: Wo haben wir da einen Produktionsstopp?? Das Argument, daß es einen solchen aus politischen Querelen heraus geben KÖNNTE, ist ein Lehrbuchbeispiel für Spekulation.

Und dann Yukos: Gott im Himmel - also wer Yukos als Argument für nachhaltige Ölpreissteigerulngen heranzieht, hat ja nun wirklich den geistigen Offenbarungseid geleistet!! Selbst wenn Putin den Besitzer enteignet: was will er denn mit dem ganzen Zeug anfangen?? Staatsbetriebe gründen, wie zu Sowjetzeiten??? Und wenn er es verscherbelt: was wird der neue Besitzer wohl mit dem Zeug machen, für das er Geld ausgegeben hat: verrotten
lassen??? Oder aber Geld damit verdienen???


Und zu allem Überfluß hat doch so vor einer Woche Saudi-Arabien offiziell verlauten lassen, daß sie den Hahn mühelos noch erklecklich weiter aufdrehen können und ggf. dazu bereit sind. (Die haben ja schon in der Vergangenheit gezeigt, daß sie vernünftig genug sind, ihre Abnehmer nicht auf den Hund kommen zu lassen - schließlich halten sie ja auch reichhaltig Beteiligungen an internationaler Industrie).
(Und warum sollte eigentlich Saudi-Arabien auf der ganzen Welt der einzige sein, der noch NICHT voll ausgelastet ist ??)

Mag auch sein, daß die US-Lager ungewöhnlich leer sind (davon hab ich noch kein Bild). Auf der anderen Seite sagte noch vor vier Wochen im ZDF (anläßlich der Spritpreise) ein Insider, daß in Rotterdam die Öltanks fast voll sind.
Könnte es sein, daß der ganze Hype stark durch die amerikanische Brille gefärbt ist...?


Oder liegt's an explodierender Nachfrage?

Wir haben es hier mit einem weltwirtschaftlichen Prozeß zu tun; und weltwirtschaftliche Prozesse machen aus eigener Kraft (d.h. ohne äußere Anstöße wie Kriege, Regierungswechsel, Naturkatastrophen, neue Funde, neue Technologien,...) keinen Kickstart. Sowas bahnt sich längerfristig an. ("natura non saltat" - Weltwirtschaft auch nicht.) Und selbst China ist ja nun nicht erst seit einem Jahr auf Wachstumskurs!
Und stetig steigende Nachfrage macht sich BEMERKBAR, und äußert sich in entsprechend anziehenden Preisen. Und nicht in explodierenden - und das ist der Ölpreis, wenn man längerfristig denkt.

In Zahlen:
Welt-Ölverbrauch 2001: 3.526,8 Mio t; 2002: 3.543,2 Mio t; Zunahme (INKLUSIVE China und eventueller anderer asiat. Staaten, deren Wachstum ins Kraut schießen könnte): < 0,5 %.

Verbrauch China/Hongkong 1995: 166,8 Mio t; 2002: 247,9 => Zunahme im Schnitt 6% p.a.

Anteil Chinas (incl. Hongkong) am Weltverbrauch 2002: 7%.
Auch eine Steigerung Chinas um 10% schlägt in der Welt-Summe nur mit gerade mal + 0,7% durch.

Im Szenario eines Worldwide synchronized boom wäre von der Nachfrageseite her ein zum Welt-Wachstum etwa proportionales Plus in der Öl-Nachfrage zu erwarten. Also vielleicht 3 oder 4 % jährlich.

([10.6.04 ARD oder ZDF:] Laut IEA ist der weltweite Ölabsatz gestiegen auf 81 Mrd Barrel = + nur 3%. (Welche Zeitbasis, weiß ich nicht; wurde vielleicht auch nicht gesagt. In dem Fall vermutlich das übliche: Jahresrate, bezogen auf 1 Jahr, evtl. year to date.)]

In den anderthalb Jahren seit 2002 also vielleicht 6%.

Und jetzt erklär mir doch mal einer, was das alles mit einer VERDOPPELUNG des Ölpreises zu tun haben soll!!!!!


(Und ach ja:
Wenn man Bär ist, kann das ja nun schon mal ÜBERHAUPT nicht sein: dann weiß man ja, daß China eine harte Landung bevorsteht (mindestens - wenn nciht ein Crash); und daß den Amis die Rezession ins Haus steht; und zusammen mit China dann zwangsläufig auch die Weltkonjunktur, speziell Asien: daß somit ein Nachfragekollaps bevorsteht - wie mag sich das dann wohl auf den Ölpreis äußern...??
Also ein Bär, der an steigende Ölpreise glaubt, hat hart zu ackern, um das zu rechtfertigen - über die Nachfrageseite geht da nix !)


Oder soll der Spritverbrauch der Bomber und Panzer im Irak es rausreißen?

Die eigentliche Kriegsphase, in der die Amis sich mit aller Kraft anstrengen mußten, ist vorbei. Selbst die Schiiten im Süden sind eingekesselt und militärisch so gut wie besiegt.
Nachdem man ihnen ihre schwereren Waffen abgenommen hat, bleiben ja nun nur noch die Heckenschützen und Bombenbastler des Gegners, dort und im Elendsviertel von Bagdad. Gegen die sollten ein paar Hubschrauber, Panzer und Raketen genügen; im innerstädtischen Kampf kommt es mehr auf die Schnelligkeit der Soldaten an als auf schwere Waffen.
Ist die territoriale Herrschaft der Regierung erst mal gefestigt, kann man mit US-Satelligenfotos u. dgl. den Nachschub an schweren Waffen aus dem Iran recht gut unterbinden (die müssen ja immerhin über den Euphrat).
(Die Kurden im Norden sind ja eh befreundet.)
Da sind schwerer bewaffnete Überfälle schon eher im unübersichtlichen Afghanistan zu berücksichtigen.

Aber das als wesentliche zusätzliche Belastung im Welt-Energieverbrauch??
Auch ohne dazu jetzt greifbare Zahlen zu haben: Ick weeß nich...
Schließlich wird doch ständig irgenwo auf der Welt herumgeballert!


Und vom Chart her :
http://quotes.ino.com/chart/?s=NYMEX_CLU4&v=dmax

Klar: als Chartie kann man sich jetzt hinsetzen und den Trend immer weiter spinnen und sich ausrechnen, daß wir in ein paar Jahren einen Preis von über 1000 $/barrel haben werden - kein Problem.
Aber sollte nicht selbst einen Chartie das hier irgendwie seltsam an eine sogenannte "Fahnenstange" erinnern...?


Und für die, die (immer noch) an die "Weisheit der Preise" glauben:

Der Öl-Index hat zwar ein neues ATH gemacht (vernünftig), ist auch in einem netten mittelfristigen Aufwärtstrend (vernünftig - falls man Konjunkturopimist ist!), bröckelt aber seit vier Wochen trotz der Ölpreis-Eskalation weg:
http://finance.yahoo.com/q/ta?s=^OIX&t=3m&l=on&z=l&q=b&p=m20,m50,m200,b&a=m26-12-9&c=

Und der Ölservice-Index, der dann doch grad jetzt erst recht auf Speed kommen sollte, kommt nicht richtig aus den Puschen:
http://finance.yahoo.com/q/ta?s=^OSX&t=5y&l=on&z=l&q=l&p=m20,m50,m200,b&a=m26-12-9&c=

Warum das??


(Übrigens: sieht man mal die Liste der Crude-Kontrakte durch,
http://quotes.ino.com/exchanges/?r=NYMEX_CL
sieht man keine Spur von Backwardation: nach dem Frontmonat FÄLLT der Preis von Termin zu Termin; d. h. wer professionell mit Ölhandel zu tun hat (und bei wem am ehesten eine gewisse Ahnung und Erfahrung vorauszusetzen sein wird), hält von der These nachhaltig steigender Ölpreise mehrheitlich nix. (Die Spekulation tummelt sich normalerweise in den frontnahen Terminen: die sind am liquidesten.)


Inzwischen hab ich auch von mehreren Seiten gehört, daß sich da mittlerweile die Spekulanten tummeln, und daß die Hedge Fonds sich auf den Trend draufgesetzt haben: die Kleinen erwarten einen Preiskollaps und gehen deshalb short; zur Sicherheit setzen sie einen Rückkauf-Stop drüber. Die Hedge-Fonds geben dann einen kleinen Kaufstoß; der Preisanstieg löst einen Stop nach dem anderen aus, bis der Kurs hochgetrieben ist - dann gehen die Fonds mit Gewinn wieder raus; usw. usw.


Zieht man die Lehren aus der Wirtschaftsgeschichte und wertet den historischen Langzeitchart in Real-$$ [BP] aus (zwar zum $ von 2002; aber die ca. 3 % Unterschied kann man getrost vernachlässigen), dann sieht man:

- ) Geschlagene hundert Jahre lang bewegte der Ölpreis sich sich zwischen 10 und 20 $. (Ausnahmen waren nur zwei Peaks kurz vor 1900 und zum Ersten Weltkrieg, die bis maximal 30 gingen, und einer in der Weltwirtschaftskrise bis auf 7.)

- ) Dann kam der Sechs-Tage-Krieg Israels, der die Verbitterung der Araber/Moslems eskalieren ließ: Zudrehen des Ölhahns und Raketenstart des Preises von 10 auf 40, wobei der Jom-Kippur-Krieg den nicht nur ein negatives Symbol war, sondern die Lage mitsmt den ganzen israelischen Gebieteannektionen noch weiter aufheizte. Dazu kam dann noch, daß Khomeiny den absoluten Umsturz im Iran auslöste, dem zweitgrößten Exportland, und die fundamentalistisch-fanatischen Zustände und Vorgänge dort das Schlimmste befürchten ließen. Ergebnis: eine Fahnenstange bis 75 $, bis die Blase platzte.
Anschließend: Normalisierung bis auf 25 / 21 $ (nominal 11 $) - den oberen Rand der hundertjährigen Trading-Range. (...so'n Zufall!!!)

Nominal [Quelle: EIA. Die FED of St. Louis hat etwas höhere Angaben; anscheinend eine andere Bezugsbasis] blieb er danach, von zwei Spekulations-Spitzen wegen des ersten Irakkriegs und dann der Bombardierung des Irak 1996 (wurde in unseren Medien weitgehend verschwiegen) abgesehen, unter N$ 20.

Erst in 2000 brachte dann die Kombination von niedrigen Lagerbeständen, mehrfachen OPEC-Kürzungen von insgesamt 4,3 Mio barrel/Tag, starker globaler Nachfrage und Wetterverhältnissen eine etwas mühsame Spitze bis N$ 31 zustande.
Diese kollabierte dann auf N$ 24 (!) .

Es folgte der 11.9. mit entsprechenden Konjunkturängsten: -> weiterer Kollaps auf N$ 16.

Eine erneute Kombination nahezu allen vorstellbaren Schlamassels (Afghanistan-Krieg, Drosselung der OPEC-Förderleistung, anhaltende Unruhen in Venezuela mitsamt Generalstreik, kalter Winter, drastisch sinkende US-amerikanische Rohölbestände sowie das quälende Gezerre vor dem Irak-Krieg) - mitsamt der unvermeidlich einsetzenden Spekulation
bringen eine Spitze von N$ 33 zusammen,
die nach Beginn des Krieges aber gleich wieder auf N$ 24 (!) implodiert, wo er sich stabilisiert. (Dann beginnt der mit den Irak-Unruhen assoziierte Anstieg:
http://quotes.ino.com/chart/?s=NYMEX_CLU4&v=dmax .)

Somit ist also von einem damaligen "echten" Ölpreis von etwa 25 $ auszugehen.


In Real-$ [BP] verläuft der Chart seit 1986 so zwischen 20 und 30 R$, mit Spitzen bis 13 bzw. 35 R$.

Auch dies legt einen "echten" Preis von ca. 25 $ nach Beginn des Irak-Kriegs nahe.


Was hatten wir für gegenwärtige Sonderfaktoren, die eine Erhöhung rechtfertigen könnten ?

Irak:
Einen Ausfall der irakischen Förderung kann man gegen den Generalstreik in Venezuela hochrechnen.
[Hatten da nicht eh schlaue Köpfe Mitte 2003 vorgerechnet, daß es - schon aus Kostengründen - mehrere Jahre dauern würde, ehe der Irak wieder aufgebaut und voll lieferfähig wäre...??]

China:
In allen Daten ist die Nachfrage des chinesischen Booms mit drin, ausgenommen der Steigerung der letzten ca. 2 Jahre. Setzt man für diese beiden mal einen Mehrverbrauch von je 10% an, hat man einen Welt-Mehrverbrauch von popligen 1,5 % seit Anfang des Golfkriegs.

Die Weltwirtschaft:
hat seitdem einen Aufschwung begonnen von vielleicht 5% (weiß es jemand genauer?)

Konjunkturzyklen hatten wir aber auch bisher schon seit dem 19. Jahrhundert ohne Ende. Warum also gerade diesem hier einen die Trading-Range sprengenden Bonus geben ?

Japan:
fällt mit seinem Aufschwung etwas aus dem Rhythmus der Welt-Konjunkturzyklen heraus. Allerdings ist Japan stark Kernenergie-lastig.


Wenn man für einen gegenwärtigen "echten" Ölpreis also mal von oberen Ende der neuen Trading Range ausgeht, landet man somit bei rd. 30 $ - meinetwegen auch 32 $, wegen China (und Japan). (Nächstes Jahr, wenn China wieder Gas gibt, meinetwegen auch 35.)

Nun mag, bis daß noch einige Bohrtürme dazugesetzt und dieses oder jenes Tankschiff gebaut worden ist, dafür noch dieser oder jener $ hinzukommen.

(Eventuell hat auch Charley einige Bohrtürme hinweggerafft; darüber bin ich nicht informiert. Aber selhst dieser Effekt sollte sich in Grenzen halten, da er nur örtlich auftrat.)


In summa:

Solange sich politisch nichts verschlimmert, dürfte Saudi-Arabien bereit sein, seinen Worten Taten folgen zu lassen und die kleineren Verwerfungen, die ein eventueller (!!) Ausfall des Irak und eventuelle Frist bis zum vermehrten Einsatz neuer Bohrtürme bringen, auszugleichen, wie sie sowas früher üblicherweise auch schon gemacht haben.

Ein gewisses (temporäres) Nadelöhr könnte allerdings auf der Transportebene auftauchen (Tanker-Kapazitäten).
(Allerdings muß hier auch berücksichtigt werden, daß der Bau von Pipelines teilweise auch wieder Tanker freisetzt. Wie weit sich da derzeit was tut, bin ich aber nicht informiert.)


Kurz und gut:
Ein gewisse Preiserhöhung im beschriebenen Rahmen gegenüber Mitte 2003 geht in Ordnung. Aber eine Preisverdopplung - über diesen Schmarren wird man einst lachen wie über die Internetblase 2000.


Gruß
JR


P.S. Gestern hab ich von meinem Berater gehört, daß die US-Lager - von denen es andauernd hieß, daß sie bedenklich leer seien - jetzt als recht gut gefüllt gemeldet worden sind.

Grund genug für die Szene, den Ölpreis ein neues Hoch machen zu lassen...
Krank.

chinaman - Freitag, 20. August 2004 - 12:50
Rohstoffe
Ölpreisstärke wird chronisch unterschätzt

17. August 2004 Rohstoffexperten unterschätzen die Stärke des Ölpreises schon seit sechs Jahren relativ deutlich. Von 1999 bis 2003 lag der jahresdurchschnittliche Ölpreis um 25 bis 35 Prozent höher als die jeweilige Konsensschätzung der Rohstoffanalysten zu Jahresbeginn. In diesem Jahr dürfte die Fehleinschätzung noch größere Ausmaße annehmen.

Noch Anfang Januar hatten die monatlich von Reuters befragten Rohstoffexperten damit gerechnet, daß der Ölpreis für die Nordseesorte Brent 2004 bei durchschnittlich 24,71 Dollar je Barrel (rund 159 Liter) landen würde, wobei nicht ein Analyst einen steigenden Ölpreis vorhersagte.

Systematische Fehleinschätzungen

Doch es kam wieder einmal ganz anders. Für den bisherigen Jahresverlauf errechnet sich ein Durchschnittspreis von gut 34 Dollar je Barrel. Und wenn sich der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau von mehr als 40 Dollar stabilisieren würde, läge der Durchschnitt des Jahres 2004 sogar bei 37 Dollar und damit um nahezu 50 Prozent über der Konsensschätzung, rechnet Michael Lewis, Rohstoffexperte der Deutschen Bank, vor.

Lewis erklärt die hohe Fehlerquote seiner Analystenkollegen damit, daß sie die "neue Weltordnung" auf dem Ölmarkt verkennen würden. Diese sei von immer häufigeren negativen Angebotsschocks und positiven Nachfrageschocks gekennzeichnet.

Anders formuliert: Die Produktionsreserven werden systematisch überschätzt, die Nachfrageentwicklung systematisch unterschätzt. Lewis glaubt denn auch, daß der Ölpreis sein Hoch in diesem Zyklus noch nicht gesehen hat - vorausgesetzt, die amerikanische Wirtschaft gleite im nächsten Jahr nicht in eine Rezession ab.

Siebte Unterschätzung in Folge?

Demgegenüber ist das Gros der Analysten weiterhin davon überzeugt, daß viel Spekulation und wenig Nachhaltigkeit im derzeitigen Ölpreis stecken. Die Konsensschätzung für das Jahr 2005 stellt sich nach der jüngsten Reuters-Umfrage auf knapp 29 Dollar je Barrel. Der Preis würde demnach im nächsten Jahr nur mehr einen Dollar über dem Durchschnittswert dieses Jahrzehnts liegen.

Laut Lewis sieht es somit ganz so aus, als ob die Ölexperten die Stärke des Ölpreises zum siebten Mal in Folge unterschätzen würden. Selbst aus den Terminkontrakten für Lieferung von Rohöl im Jahr 2005 errechne sich derzeit ein jahresdurchschnittlicher Preis von rund 37 Dollar je Barrel.

Die Relevanz der Analystenschätzungen ist freilich nicht zu unterschätzen. Denn ihre Ölpreisprognosen sind in den Investmentbanken Grundlage für die Gewinnschätzungen der Branchenanalysten. In der Tat hält sich die Euphorie der großen Wertpapierhäuser über die weiteren Kurschancen der Ölaktien stark in Grenzen.

Ölaktien meiden?

Die Investmentbank Morgan Stanley hat ihrer Klientel sogar unlängst geraten, die Aktien der Ölkonzerne nicht mehr überzugewichten. Morgan Stanley rechnet für 2005 nur mehr mit einem Ölpreis von durchschnittlich 27 Dollar je Barrel. Ölaktien tendierten zu einer unterdurchschnittlichen Kursentwicklung, wenn der Ölpreis beim Einstieg oberhalb von 20 Dollar liege, sagt Analyst Ben Funnell.

In den vergangenen zwölf Monaten, in denen der Ölpreis um 50 Prozent gestiegen ist, war dies freilich anders. Im Durchschnitt gewannen die Aktien der großen europäischen und amerikanischen Ölkonzerne 20 Prozent an Wert und entwickelten sich damit deutlich besser als der Gesamtmarkt. Auch in den vergangenen Wochen haben sich Ölaktien gegen den allgemeinen Markttrend zumindest behauptet.

http://www.faz.net/s/Rub3B5979848A5C48F1...n~Scontent.html

stw - Freitag, 20. August 2004 - 13:06
"Inzwischen hab ich auch von mehreren Seiten gehört, daß sich da mittlerweile die Spekulanten tummeln, und daß die Hedge Fonds sich auf den Trend draufgesetzt haben"

Und jetzt werden sogar die Kleinanleger in Ölpreiszertifikate und solche Dinge getrieben. Es sagt doch alles, wenn sogar auf der Umschlagseite der aktuellen BörseOnline von ABN-Amro geworben wird:"Investieren Sie in das schwarze Gold".
Das ganze ist eine Spekulationsblase, die platzen wird früher oder später.

"Aber eine Preisverdopplung - über diesen Schmarren wird man einst lachen wie über die Internetblase 2000. "
Das hat JR schön auf den Punkt gebracht, ich sehe das genauso.

:-) stw

j_r_ewing - Freitag, 20. August 2004 - 14:35
Na, da hat die Deutsche sich ja einen Spitzenmathematiker an Land gezogen...

"wenn wer 6 mal danebengetippt, dann auch das 7. mal..."

Wenn man das ernst nimmt, taucht sogleich die Frage auf: dann hätte man also 7 Irr-Jahre - dann muß Lewis nach seiner Logik für das 8. ERST RECHT einen Irrtum erwarten... dann für das 9. noch mehr... und flugs hat man durch Induktion: Man kann jetzt schon sagen, daß die Analysten nie wieder richtig liegen werden... *LOL*

Das ist natürlich noch lange nicht alles, was Lewis kann:
"Und wenn sich der Ölpreis auf dem aktuellen Niveau von mehr als 40 Dollar stabilisieren würde, läge der Durchschnitt des Jahres 2004 sogar bei 37 Dollar..., rechnet Michael Lewis, Rohstoffexperte der Deutschen Bank, vor."

WOW - dieser Intellekt!!
Und wenn er sich bei 80 stabilisiert, Meister Lewis...? Oder erst bei 200...? *LOOL*

"Für den bisherigen Jahresverlauf errechnet sich ein Durchschnittspreis von gut 34 Dollar je Barrel."

Und wenn er jetzt auf 10$ absäuft, Meister Lewis - was wird dann aus Ihrer schönen Theorie? Sie sind doch mit dem Aufstellen von Hypothesen so schnell bei der Hand!

Ach halt, ich vergaß: Spitzenmathematiker sind auch vielfach Anhänger von Mystik - und Meister Lewis läßt uns Erschauernde wissen, daß er aus der Kenntnis der NEUEN WELTORDNUNG schöpft. Allerdings teilt er diesen Besitz nicht mit uns gewöhnlichen Sterblichen (bei anständiger Mystik ist das ja halt auch systembedingt problematisch).

Aber halten wir den Meister nicht in seinem Höhenflug auf:
"Selbst aus den Terminkontrakten für Lieferung von Rohöl im Jahr 2005 errechne sich derzeit ein jahresdurchschnittlicher Preis von rund 37 Dollar je Barrel."

Ein Jammer nur, daß die sich auch schon mal BEWEGEN - und das kann sogar vorkommen, wenn der Frontmonat stillsteht (Beispiel Backwardation)...

Aber mal angenommen, Lewis behält recht: Öl werde tatsächlich teurer, als die Analysten tippen. Aber das kann dann irgenwo zwischen 25 und 125 $ sein - wem auf Erden ist mit SO einer "hilfreichen" Prognose gedient???

Und die FAZ hält das für berichtenswert...

Aber wenn ich jetzt einen Schrott einen Schrott nenne, hab ich wahrscheinlich wieder Chinaman am Hals... Da laß' ich's lieber! ;-))


Gruß
JR

prof - Freitag, 20. August 2004 - 17:32
Fakt ist doch aber, dass bereits ein "Ölmangel" von 10% eine Preisverdopplung auslösen kann. Das ist doch nur menschlich. Jeder will das begehrte Gut haben. In unserer DDR-Kaufhalle musste nur neben dem Waschpulver ein Schild stehen: "Bitte nur 2 Päckchen mitnehmen!" und schon war das Zeug in einer halben Stunde alle!

Für meine Familie ergibt sich folgende Überschlagsrechnung:
Jahresverbrauch:
1200 l Diesel
1400 l Super
3000 l Heizöl

Für die Herstellung der 5600 l dürfte man wohl 7000 l Rohöl brauchen, also ca. 44 Fass.
Bei einem Anstieg von 50 auf 100 Dollar wären das 2200 Dollar, also 1800 Euro oder 150 € im Monat. Dazu noch Handelsspannen, höhere Preise für Strom, Güter- und Personenverkehr und zum Schluss noch die Mehrwersteuer drauf. Das wären dann also Mehrkosten von wenigstens 200 Euro im Monat. Das tut weh und führt zu Konsumzurückhaltung.

Die Wirtschaft braucht das Öl, wie der Zuckerkranke das Insulin. Erzählt dem mal, dass es sich nur um eine zeitweiligen Engpass handelt und es in einem halben Jahr wieder jede Menge davon geben wird!

Natürlich ist hier auch eine Menge Spekulation drin. Einen Einstieg in Öl-Zertifikate oder Aktien halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für wenig sinnvoll.
Prof

chinaman - Freitag, 20. August 2004 - 21:01
"Einen Einstieg in Öl-Zertifikate oder Aktien halte ich zum jetzigen Zeitpunkt für wenig sinnvoll. "

Bei Öl-Zertifikaten gebe ich Dir recht. Die Ölaktien haben auf den preisanstieg noch relativ wenig reagiert. D.h. der Markt rechnet schon mittelfristig wieder mit einem Preisrückgang beim Öl.


:-)
Gruß
Chinaman

j_r_ewing - Montag, 23. August 2004 - 02:12
an Prof:

"Fakt ist doch aber, dass bereits ein "Ölmangel" von 10% eine Preisverdopplung auslösen kann."

Muß ich dich jetzt bitten, einen faktischen Ölmangel von 10% zu verifizieren, oder gehört das schon zu deinem hypothetischen 100$-Szenario ?

"Die Wirtschaft braucht das Öl, wie der Zuckerkranke das Insulin. Erzählt dem mal, dass es sich nur um eine zeitweiligen Engpass handelt und es in einem halben Jahr wieder jede Menge davon geben wird!"

Richtig. Das ist der Grund, warum es Terminkontrakte mit weit, weit entfernter Fälligkeit gibt.

Gruß
JR

j_r_ewing - Montag, 23. August 2004 - 02:25
Auch die Kapazitäten-Knappheit auf dem Tanker-Sektor gibt langsam ein klareres Bild:


Stand: 19.08.2004 12:56 Uhr

Börsenkolumne

Ohne Öl verlöscht die Lampe

Von Dieter Möller, ARD-Börsenstudio Frankfurt

(...)
„Da schwimmen Riesentanker voll Öl auf den Weltmeeren herum und werden nicht entladen. Derweil klettert der Rohölpreis auf immer neue Rekordhöhen. Genau damit spekulieren
diejenigen, die die Tanker befehligen. Eine Pokerpartie, nichts für schwache Nerven. Was, wenn die Tanker alle auf einmal entladen werden, weil ein Verkaufssignal gekommen ist, von wo, von wem auch immer? (...)

http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3537620,00.html

j_r_ewing - Montag, 23. August 2004 - 02:32
http://www.tagesthemen.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3328416_TYP6_THE3325476_NAV3325476_REF1_BAB,00.html

Die Angstprämie beim Ölpreis

(...)

Hedgefonds als Preistreiber

Da die weitere Entwicklung nicht vorhersehbar ist , fallen auch die Prognosen für die Preisentwicklung unterschiedlich aus. Die Verunsicherung an den Rohölmärkten haben die hoch spekulativen Hedgefonds äußerst aktiv werden lassen. Sie wetten auf einen weiteren massiven Anstieg der Preise. "Die Prämie der Angst", schreibt die französische Zeitung "Le Figaro", "ist sprungartig angestiegen. Hedge-Fonds kaufen Erdöl-Aktien und setzen auf schwindelartige Anstiege der Kurse, mit anderen Worten, auf einen Ölschock. Betrachtet man die allgemein herrschende Nervosität, könnten die Fonds- Verwalter auf ihre Kosten kommen. Wenn andererseits die virtuellen Spekulations-Lager auf einem Schlag liquidiert würden, würde der Barrel-Preis mindestens um fünf Dollar [!] sinken."

Der algerische Ölminister Chakib Khelil setzt die Angstprämie sogar noch höher an: Er schätze kürzlich, dass ein Rückzug der Hedgefonds von den Ölmärkten den Ölpreis um mindestens sieben Dollar pro Barrel [!!!] senken würde.


Stand: 10.08.2004 14:36 Uhr :
[damals war der Ölpreis auf ca. 44,50 im September-Kontrakt (spot also noch weniger)]


[ somit wäre der Preis OHNE Hedge-Funds bei 38 $ oder weniger gewesen !
Übrig bleiben würde dann der Preis inkl. der diversen mehr oder weniger unbegründeten Ängsten darin - wir laufen also zu auf einen "Netto-Preis" von so an die 30 $ !]

Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Gas & Öl Aktien: Archivierte Beiträge bis 23. August 2004