Diskussionsforum der stw-boerse: Auslandswerte: Yukos
chinaman - Samstag, 5. Juni 2004 - 11:16
Stelle mal die antizyklischste Ölaktie überhaupt hier auch mal zur Diskussion.

;-))
Gruß
Chinaman


Die negativen Nachrichten um den grössten Ölkonzern des Landes, YUKOS, reissen nicht ab! In der vergangenen Woche hatte ein Moskauer Gericht auch noch die im Zuge der SIBNEFT-Übernahme vorgenommene Aktienausgabe für rechtswidrig erklärt. Wird das Urteil rechtskräftig muss YUKOS einen Teil der SIBNEFT-Aktien an die ehemaligen Grossaktionäre um Abramovich und Co. zurückgeben und erhält dafür die seinerzeit zu Unrecht eingesetzten YUKOS-Aktien. Nur dass Letztere durch den zwischenzeitlichen Kursverfall fast USD 4 Mrd. weniger wert sind. Diese Nachricht führte zu einem bislang letzten sell-off, der den YUKOS-Kurs bis auf unter EUR 22 in die Knie zwang. An den vergangenen Tagen hat sich die Aktie zwar wieder deutlich erholt. Dennoch ist durch die Kurshalbierung dieses marktschwersten Titels der Moskauer Börse ein Aktionärsvermögen im Wert von bislang EUR 25 Mrd. vernichtet worden. Das entspricht beispielsweise der gesamten Marktkapitalisierung der thailändischen Börse. Und die bange Frage lautet natürlich:
Wird YUKOS im Krieg mit dem Kreml tatsächlich den Kürzeren ziehen und Konkurs gehen? Oder anders herum: Kann es sich die russische Regierung leisten, das grösste Unternehmen des Landes in den Bankrott zu treiben? Würde ein Land wie Deutschland einer drohenden Pleite einer DaimlerChrysler nicht nur zusehen, sondern sie aktiv betreiben? Nun, die russische Regierung schweigt zu diesem Thema und das verunsichert die Investoren natürlich noch mehr – was letztlich vielleicht gar nicht einmal unbeabsichtigt ist. Wir hören nämlich, dass auf der Kaufseite praktisch ausschliesslich Moskauer Adressen stehen. Während westliche Investmenthäuser mit Researchstudien wie „YUKOS – The Beginning of the End“ auch noch den letzten institutionellen Kunden aus dem Wert treiben, stufen Moskauer Häuser wie Brunswick Brokerage letzten Donnerstag den Wert konsequent und mutig wieder auf „buy“ hoch. Denn:
Zwar besteht die theoretische Gefahr eines YUKOS-Konkurses, diese wird aber vom Markt völlig überhöht eingeschätzt! Wir haben in den letzten zwei Wochen mit zahlreichen Analysten in Moskau, London und New York über den Fall YUKOS gesprochen. Die Quintessenz: Eine Pleite ist nicht auszuschliessen, ist aber auch nicht sonderlich wahrscheinlich. Wenn der Kreml die Kontrolle über YUKOS übernehmen will, so hat er zahlreiche Optionen, dies zu tun ohne die goldene Kuh schlachten zu müssen. Ein Bankrott von YUKOS wird von Analysten mit einer Wahrscheinlichkeit von 15% eingestuft. Der Markt sieht diese Wahrscheinlichkeit bei den derzeitigen Kursen unter EUR 30 aber bei rund 60%, was rein auf die jüngsten Panikverkäufe grosser Fonds zurückzuführen ist. Und bitte betrachten Sie auch sehr aufmerksam die nebenstehende Tabelle: Darin hat Merrill Lynch nämlich errechnet, wie hoch der Wert einer YUKOS-Aktie selbst im Falle eines Konkurses ist: Nämlich nicht Null, sondern immerhin USD 18 pro ADR, was umgerechnet etwa EUR 15 entspricht. Damit ist YUKOS bei Kursen unter EUR 25 fast schon eine Spekulation mit Netz: Wir behalten unsere „speculative buy“-Einstufung aufrecht! (WKN 632 319, Reuters YUKOY)

Quelle: Emergin Markets Investor

trick17 - Dienstag, 15. Juni 2004 - 18:44
Yukos ist heute weiter abgestürzt.
Morgen beginnt der Prozess.
Ist eine Insolvenz vorstellbar,
der Laden produziert Cash ohne Ende!

trick17

chinaman - Montag, 21. Juni 2004 - 18:53
JUKOS

Moskauer Hilfsangebot löst Kurssprung aus

Die Zukunft des russischen Ölkonzerns Jukos steht auf Messers Schneide: Sollte die Regierung in Moskau die Steuernachzahlungen in Milliardenhöhe einfordern, stünde das Unternehmen vor dem Konkurs. Das Finanzministerium signalisierte jedoch Entgegenkommen.

Moskau - Die russische Regierung hat nach Angaben des Finanzministers Alexej Kurdin mit Jukos Gespräche über ihre Steuernachforderungen in Höhe von 3,4 Milliarden Dollar aufgenommen. "Jukos hat seinen Entwurf über die Deckung der Forderungen vorgelegt. Soweit ich weiß, gibt es Kontakte zwischen dem Steuerministerium und Jukos", sagte Kurdin. Er wollte allerdings zu Spekulationen über eine mögliche außergerichtliche Einigung keine Stellung nehmen.

Nach dieser Ankündigung legte die Jukos-Aktie knapp sieben Prozent auf 9,25 Dollar zu. Die Gefahr eines Konkurses in Folge der sofortigen Zahlung von Steuerforderungen und Bußgelder in Höhe von 3,4 Milliarden Dollar habe sich damit verringert, sagten Analysten.

In einem Offenen Brief an Ministerpräsident Michail Fradkow hatte Jukos zuvor um einen zeitlichen Aufschub gebeten. Jukos verfügt nach eigenen Angaben über Barmittel von rund einer Milliarde Dollar, wie Finanzchef Bruce Misamore am Montag bekannt gab.

Jukos zählt zu den größten Erdöl-Produzenten in Russland. Der Konzern wurde bis vor kurzem vom russischen Milliardär Michail Chodorkowski geleitet, der seit Oktober vergangenen Jahres wegen des Vorwurfs des Betruges und der Steuerhinterziehung in Haft sitzt.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag signalisiert, dass seine Regierung nicht an einem Zusammenbruch des angeschlagenen Ölkonzerns interessiert ist. Es werde alles Erdenkliche getan, um einen Konkurs von Jukos zu verhindern, so Putin.


Quelle: Spiegel online

chinaman - Donnerstag, 1. Juli 2004 - 16:35
ftd.de, Do, 1.7.2004, 15:38
Yukos: Besuch vom Gerichtsvollzieher

Der russische Ölkonzern Yukos ist der Pleite wieder ein Stück näher gekommen. Gerichtsvollzieher machten die Steuerforderung von knapp 3 Mrd. Euro geltend.

Nach dem rechtskräftigen Steuerurteil leiteten Gerichtsvollzieher am Donnerstag ein Vollstreckungsverfahren ein. Die von Leibwächtern beschützten Beamten betraten für kurze Zeit die Yukos-Zentrale in Moskau, ohne allerdings Unternehmens-Aktiva zu beschlagnahmen. Ein Moskauer Berufungsgericht hatte am Dienstag das Urteil über die Steuernachzahlung für das Jahr 2000 bestätigt.

Yukos hat drei Monate Zeit, die Summe zu begleichen. Andernfalls droht die Pleite. Der Ölkonzern verfügt nach eigenen Angaben über nicht genügende Barmittel zur Begleichung der Steuerschuld. Die Konzernführung hatte die Finanzbehörden wiederholt um Aufschub gebeten. Ein Yukos-Angebot über Zahlung 1 Mrd. Euro bei Erlass der Restsumme blieb in dieser Woche unbeantwortet. Das Finanzministerium beharrt jedoch auf Zahlung der gesamten Steuerschuld.


Regierung und Justiz betreiben eine massive Kampagne gegen Yukos. Auslöser des Konflikts waren politische Ambitionen des früheren Yukos-Chefs Michail Chodorkowskij. Der Milliardär hatte die Opposition gegen Staatspräsident Wladimir Putin unterstützt. Chodorkowskij wurde am 25. Oktober vergangenen Jahres verhaftet. Ihm werden Steuerhinterziehung und Vergehen bei der Privatisierung russischer Staatsbetriebe Anfang der 90er Jahre zur Last gelegt. Kreml-Kritiker sprechen von einem politischen Prozess gegen einen unbequem gewordenen Großunternehmer.


Aktienkurs unter Druck


Mit der starren Haltung des Finanzministeriums wächst nach Expertenansicht die Gefahr einer Konzernpleite. "Unser Ausblick auf die Aktie bleibt weiter negativ, weil es keine Anzeichen für Verhandlungen zwischen den Behörden und Yukos gibt", schrieb die Moskauer Investmentgesellschaft Aton am Donnerstagmorgen. Der Kurs der Yukos-Aktie an der Moskauer Börse fiel am Donnerstag zunächst um vier Prozent, erholte sich später aber wieder.


Seit Wochen wird in Russland über den Ausgang des Yukos-Falles spekuliert. Es gilt als wahrscheinlich, dass Chodorkowskij die Mehrheit am Konzern verlieren wird. Präsident Wladimir Putin hatte Ende Juni erstmals in der Öffentlichkeit betont, der russische Staat habe kein Interesse an einer Yukos-Pleite. In Moskau wird aber auch nicht ausgeschlossen, dass das profitable Unternehmen unter Kreml-treuen Konkurrenten aufgeteilt wird.

chinaman - Samstag, 3. Juli 2004 - 11:17
Yukos befürchtet Kollaps

Konten des größten russischen Ölkonzerns gesperrt - Offenbar Verstaatlichung geplant

Moskau - Der größte russische Erdölkonzern Yukos befürchtet den Kollaps. Das Unternehmen hat mit Einstellung der Produktion gedroht, nachdem am Donnerstagabend die Finanzbehörden wegen hoher Steuerforderungen alle Bankkonten gesperrt hatten. Hinzu kam am Freitag eine juristische Niederlage: Ein Gericht bestätigte die Rechtmäßigkeit der Beschlagnahme des Firmenvermögens im Wert von 20 Mrd. Dollar.


Der neue Aufsichtsratschef Viktor Geraschtschenko warnte: "Die Gesellschaft wird gezwungen sein, ihre Arbeit komplett einzufrieren, wenn die laufenden Kosten nicht mehr beglichen werden können." Die Ölförderung sei akut bedroht, hieß es aus dem Management.


Yukos muss bis Anfang kommender Woche eine Steuerschuld aus dem Jahr 2000 von 2,9 Mrd. Euro begleichen. Auf den Firmenkonten befinden sich jedoch nur rund 1,2 Mrd. Inzwischen werden für das Jahr 2001 noch einmal Nachzahlungen über 2,8 Mrd. gefordert. Gegen den entsprechenden Bescheid kann das Unternehmen noch klagen - eine Maßnahme, die für das Jahr 2000 aber gescheitert war.


Der Aktienkurs des Ölkonzerns brach am Freitag um 15 Prozent ein. Der Börsenwert hat sich in den vergangenen zehn Wochen von 41 Mrd. Dollar auf 15 Mrd. Dollar reduziert.


Sollte Yukos die Produktion einstellen, wäre das ein herber Schlag für die russische Wirtschaft und hätte Auswirkungen auf den Weltmarkt. Yukos will in diesem Jahr 90 Mio. Tonnen fördern, also jedes fünfte Fass in Russland. Mehr als die Hälfte des Yukos-Öls geht in den Export. Der Konzern erwirtschaftet allein fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Russland war in den vergangenen beiden Jahren der weltweit größte Ölproduzent. Das Land ist Deutschlands Hauptlieferant mit mehr als 35 Mio. Tonnen pro Jahr, was rund einem Drittel des hiesigen Ölverbrauchs entspricht. Andere russische Konzerne wie Lukoil, TNK-BP oder Surgutneftegaz könnten die Produktionslücke nur teilweise füllen.


Die Moskauer Zeitung "Kommersant" meldete unter Berufung auf Regierungskreise, dass der Kreml nun eine "zeitweilige Nationalisierung" des Ölgiganten anstrebe. Der Mehrheitsaktionär Menatep Group, der rund 60 Prozent an Yukos hält, soll demnach dem Staat sein Aktienpaket als Pfand übertragen, bis die komplette Steuerschuld getilgt sei. Der Konzern selbst rechnet auch noch mit Nachforderungen für 2002 und 2003, so dass sich die Schuld auf etwa zehn Mrd. Euro belaufen dürfte. Menatep verwaltet die Vermögen des inhaftierten Ex-Yukos-Chefs Michail Chodorkowski und seiner Mitstreiter.


Hinter der Yukos-Affäre wird der Kampf zwischen den politischen Gegnern Wladimir Putin und Chodorkowski vermutet. "Yukos wird in seiner gegenwärtigen Form nicht weiter existieren", meint Steven Dashevsky, Chefanalyst der Brokerfirma Aton. "Es müssen Schlüsselaktiva verkauft werden." Regierungsquellen zufolge ist Finanzminister Alexej Kudrin die treibende Kraft. Er wolle die staatliche Übernahme, ein offizielles Insolvenzverfahren aber vermeiden - und habe deshalb bereits mit Gläubigern verhandelt, um sie davon abzuhalten, die Zahlungsunfähigkeit auszurufen.


Der Konzern (105 000 Beschäftigten) steht vor dem Aus, aber der Präsident schweigt. Wladimir Putin traf sich zwar am Donnerstag mit Wirtschaftskapitänen. Dabei war es aber verboten, das Thema Yukos anzuschneiden. JH


Artikel erschienen am 3. Juli 2004
Die Welt

chinaman - Samstag, 3. Juli 2004 - 11:21
Russlands Rückschritt
Der Kommentar
von Jens Hartmann

Die Demontage der größten russischen Erdölgesellschaft Yukos nimmt beängstigende Züge an. Ein Steuerbescheid jagt den nächsten. Yukos ist nur noch einen Trippelschritt von der Insolvenz entfernt. Die Gerichtsvollzieher sind im Haus, das Vermögen eingefroren. Nun erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass Yukos die Ölförderung einstellen muss.


Im Fall Yukos geht es schon lange nicht mehr um das Einfordern einer Steuerschuld, sondern vielmehr um eine Kraftporbe zwischen dem Kreml und einem Konzern. Während bei anderen Unternehmen zum Teil sogar Steuern erlassen werden, wird hier erbarmungslose Härte exerziert.


In Wirklichkeit handelt es sich um eine feindliche Übernahme des größten russischen Privatkonzerns durch den Staat. Präsident Wladimir Putin will - lieber durch die Hintertür als über ein aufwendiges Insolvenzverfahren - die Kontrolle über das hochprofitable Unternehmen erlangen. Die Finanzströme sollen Richtung Kreml umgeleitet werden. Dazu müssen die Eigentümer um den inhaftierten Ölbaron Michail Chodorkowski enteignet werden. Die wehren sich nach Kräften, haben aber kaum eine Chance, den Kampf noch zu gewinnen.


Der Preis der Übernahme ist hoch: Weil der Staat das Recht auf Eigentum mit Füßen tritt, wird statt freiem Unternehmertum eine Elite von Duckmäusern die Wirtschaft beherrschen. Von solchen Managern sind keine Strategien zu erwarten, die den Anschluss Russland an die westliche Marktwirtschaft befördern. Und viele Auslandsinvestoren werden sich enttäuscht abwenden.


Artikel erschienen am 3. Juli 2004
Die Welt

chinaman - Donnerstag, 8. Juli 2004 - 08:11
HANDELSBLATT, Mittwoch, 07. Juli 2004, 20:19 Uhr


International wächst Kritik am Vorgehen der Behörden


Yukos-Schicksal jetzt in Händen des Kremls


Die russischen Justizbehörden haben am Mittwoch ein Vollstreckungsverfahren gegen den größten russischen Ölkonzern Yukos eingeleitet. Mit Ablauf des Geschäftstages sei Yukos im Verzug mit Steuernachzahlungen in Höhe von 99 Mrd. Rubel (2,8 Mrd. Euro), teilte das Justizministerium in Moskau mit. Wenige Stunden vor Ablauf der Frist für eine milliardenschwere Steuernachzahlung bekräftigte der russische Ölkonzern, dass er die Forderung nicht bedienen könne.

HB MOSKAU. „Wir sind nicht in der Lage zu bezahlen, und wir haben bislang auch nicht gezahlt“, sagte ein Unternehmensvertreter am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Hugo Erikssen, Chef des Bereichs internationale Kommunikation bei Yukos, sagte: „Wenn uns die Regierung nicht mehr Zeit für die Rückzahlung dessen einräumt, was wir schuldig sind, ... werden wir, im technischen Sinn, insolvent sein.“ Ob es vor Ablauf der Zahlungsfrist um 22 Uhr MESZ tatsächlich noch Verhandlungen mit der Regierung in Moskau gab, war unklar.

Ungeachtet dessen lagen die Yukos-Werte an der Moskauer Börse kurz vor Börsenschluss mit 12,7 % im Plus. Der Markt hoffte auf eine Übertragung der Mehrheitsanteile an den Staat und den Fortbestand des Konzerns.

Während es in Unternehmenskreisen hieß, in Gesprächen mit der Regierung werde nach einer Lösung gesucht, dementierte Erikssen dies. Die Regierung habe nicht auf die Versuche von Yukos reagiert, eine Lösung zu finden, sagte der Manager. Bis zuletzt hatte die Yukos-Führung versucht, noch eine Umschuldung zu erreichen. Yukos hat nach eigenen Angaben Barmittel in Höhe von etwa einer Milliarde Euro. Das Vermögen des Konzerns ist gesperrt.

In den Kreisen dagegen hieß es: „Es ist eine sehr kleine Gruppe von (Yukos-)Leuten, die sich in Gesprächen auf allen Regierungsebenen treffen.“ Was nach Ablauf der Frist passieren würde, sei dem Unternehmen nicht bekannt, sagte Erikssen. Die Frage, ob Yukos Bankrott gehen werde, sei „eine politische Entscheidung“. Der Unternehmensvertreter sagte, nach Ablauf der Frist könnten die Gerichtsvollzieher damit beginnen, das Vermögen von Yukos zu bewerten, um es zum Kauf anzubieten. Das russische Finanzministerium hatte am Dienstag die Möglichkeit einer Fristverlängerung für die Rückzahlungen angedeutet.


Nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten sind nun zwei Szenarien möglich. Es kann sein, dass Gerichtsvollzieher bereits am Donnerstag bei Yukos Technik, Lizenzen und Ölquellen beschlagnahmen. Als wahrscheinlicher gilt aber die Variante einer „geregelten Insolvenz“ mit Hilfe eines Konkursverwalters. In der Rangordnung der Gläubiger stehen die Steuerbehörden über den Geldgebern sowie den Zulieferern.

Der inhaftierte Yukos-Großaktionär Michail Chodorkowski hat nach Angaben seines Anwalts bereits mehrfach angeboten, sich von seiner Beteiligung zu trennen und damit das Unternehmen zu retten. Anwalt Anton Drel wies aber einen Bericht zurück, wonach sein Mandant hierzu Briefe an die Regierung geschrieben haben soll. Drel sagte, dies sei seinem Mandanten im Gefängnis gar nicht möglich. Die russische Regierung widersprach der Darstellung vom Angebot Chodorkowskis. Analysten bezeichneten das angebliche Angebot Chodorkowskis als „perfekte Möglichkeit“ für den Staat, die seit langem angestrebte Yukos-Übernahme zu realisieren, ohne das Investitionsklima in Russland nachhaltig zu schädigen.

Noch vor Fristablauf durchsuchten Polizisten abermals die Büros von Yukos. Dort befindet sich die Liste der Aktionäre. Das Verteidigungsministerium teilte mit, Chodorkowski habe nicht mit den Gerichtsvollziehern zusammengearbeitet.

Die Bundesregierung reagierte vor der ersten deutsch-russischen Wirtschaftskonferenz nach der Wiederwahl von Präsident Wladimir Putin am Donnerstag betont gelassen auf den Konflikt um den Ölkonzern. Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Yukos in die Insolvenz gehe, sagte Regierungssprecher Béla Anda. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) werde den Fall bei dem Treffen deutscher und russischer Spitzenmanager mit Putin nicht ansprechen.


Besorgter sieht die deutsche Wirtschaft den Fall. Eine Yukos- Pleite würde „ein Schock für die Märkte sein“, sagte der Vorsitzende des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft, Klaus Mangold, der dpa. Die deutsche Wirtschaft erwarte in dem Verfahren die Achtung von Rechtsstaatlichkeit und Transparenz.

Die westlichen Industrieländer kritisierten die Hintergründe des juristischen Vorgehens gegen Yukos. Die OECD bemängelte in ihrem am Mittwoch in Paris vorgelegten Bericht über die Entwicklung der russischen Wirtschaft eine deutliche Einmischung der Politik. „Die Gerichte sind oftmals der Politik untergeordnet, während die Geheimdienste, die Staatsanwälte und die Polizei höchst politisiert bleiben.“

Mangold betonte, die deutschen Unternehmer ließen sich nicht von ihrer langfristigen Russland-Strategie abbringen. „Wir haben ein hohes Interesse daran, dass wir in der Breite vieler großer und mittlerer Projekte unsere Position ausbauen können.“ Ziel der deutsch-russischen Wirtschaftskonferenz sei es, sich Klarheit zu verschaffen über die wichtigsten Ziele der zweiten Amtszeit Putins. An der Konferenz nehmen unter anderem die Vorstandschefs von Siemens, Deutscher Bank, Commerzbank, Ruhrgas und Lufthansa teil. Auf russischer Seite sind unter anderem Gasprom, der Stromversorger EES, Aeroflot und mittlere Unternehmen vertreten.

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